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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110321022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911032102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911032102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-21
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Abend-Ausgabe. Amtsblatt des Rates und des Vokizeiamtes der Ltadt Leipzig los. Jahrgang Nr. 80 Dtenstay, üen 2l. Mörz lSll Stolypins politilche Nachrichten. Der Hansabund und die Wahl in Eichen. Wie wir von dem Hansabund« erfahren, hat die Ortsgruppe Eichen in der Frage der Stichwahl parole, wie «in bei der Zentrale eingcgangenes Tele ¬ sachverständigen Organen tut, bei der Frage der aus ländischen Wertpapiere eingegriffen werden kann, gebührt eine Einwirkung dem Auswärtigen A m t, das für Erhaltung und Erweiterung des deut schen politischen Ansehens und Beschaffung von Be stellungen für deutsche Exporigüter einer freien und großzügigen Anleihepolitik nicht entraten kann. Die vom Minister begonnene und weiterhin an gedrohte Maßregel schädigt einen großen Teil deut scher Erwcrbstätigkert, bringt Unsicherheit und Spekulation in den Abschluß fremder Geschäft« und erschüttert eine mühsam errungene Stellung, die sich das geschäftliche Deutschland in langer Arbeit er worben hat. Dernburg befaßt sich dann weiter mit den Bemühungen zur Hebung des Kurses unserer inländischen Anleihen und stellt fest, Laß deren Absatz durch die Zulassung fremder Wertpapiere keineswegs gehindert wird. Ferner weist er darauf hin, daß die meisten in der letzten Zeit erörterten Mittel, den Kursstand der heimischen An leihen zu heben, schon lange bekannt sind, daß sie aber leider nicht angewendet werden, weil trotz aller Pro paganda diejenigen Behörden und andere, in deren Macht es liegt, den Kurs der Staatspapiere zu stärken, an den Maßnahmen ihrerseits kein Interesse haben, sondern mehr einen Schaden für ihr Wirt schaftsgebiet befürchten. Schließlich hebt er mit R.'cht hervor, daß die Frage der exotischen Werte keine Frage des Großkapitals oder der Banken, sondern essentiell eine des Mittelstandes und der kleineren Anleger ist. Diese werden ihrer bedürfen, solange die Teuerung der Lebensbedürfnisse als Ergebnis einer übertriebenen Schutzzoll- und Agrargesetzgebung an den Geldbeutel dieser Klaffe höhere Anforderungen stellt, als aus den Zinsen ein heimischer Papiere befriedigt werden können. Durch dieses Bedürfnis wird aber gleichzeitig die Möglich keit der Unterbringung großer, nur unter Kredit gewährung placierbarer Industrieausträge im Aus lande ermöglicht und so der steigenden deutschen Be völkerung die notwendige Arbeitsgelegenheit ge schaffen. X. Interpellation über üen MoüernMeneiü. Der preußische Kultusminister von Trott zu Solz kommt nicht so leicht, wie er wohl gehofft hatte, über die Schwierigkeiten des Modernisteneides hinweg. Jetzt fordert man auch im preußischen Herren Hause in sehr entschiedener Weise von ihm Auskunft, wie er sich die Wahrung der staatlichen Interessen gegenüber den kirchlichen Machtansprüchen Lenkt. Die beiden Universitätsprofessoren, der Kieler Botaniker Reinke und der Marburger Chirurg Küster, haben folgende Interpellation eingebracht: 1) Ist der königlichen Staatsregierung bekannt, ob Professoren preußischer Universitäten freiwillig den Antimodernisteneid geleistet haben? 2) Hält die königliche Staatsregierung den Antimodsrnisteneid mit den im Diensteide von Professoren übernommenen Verpflichtungen für vereinbar? 3s Wenn die Frage 2 mit ja beantwortet wird: Ist nicht die königliche Staatsregierung der Ansicht, daß das Ansehen, die Würde und der Cha rakter der Universitäten eine Minde rung erfahren, wenn es ihren Mitgliedern freisteht, sich nach Art des Antimodernisteneides zu binden? 4s Was gedentt die königliche Staatsregierung zu tun, um die auch ihr anvertraute Würde der preußischen Universitäten, die durch er folgte oder auch nur mögliche Ablegung des A tti- modernisteneides seitens einzelner ihrer Mitglieder gefährdet erscheint, zu wahren? Di« Interpellation trägt im ganzen 23 Unter schriften, nämlich der neun Hochschullehrer Reinke-Kiel, Küster-Marburg, Dierling-Greifswald, Borchers-Aachen. Busz-Mönster, Launhardt-Han- nover, Löning-Halle, v. Schmoller und Waldeyer- Berlin sowie der zehn Bürgermeister Fuß-Kiel, Gerhardt-Halberstadt, Körte-Königsberg, Merten- Elbing, Mitzlaff-Bromberg, Rive-Halle, Scholtz- Danzig, Schustehrus-Charlottenburg, Tramm-Han nover, Voigt-Barmen, ferner des nationalliberalen Reichstagsabgeordneten Prinz zu Schönaich-Larolath, des Eeneralsuperintendenten Faber, des früheren Oberlandesgerichtspräsidenten Hamm und des Geh. Regierungsrates v. Böttinger-Elberfeld. Unter den Interpellanten sind also nicht vertreten die Der treter der Universitäten Königsberg, Breslau, Göt tingen, Bonn. Kapital unü Staatsauklicht.*) Dieser Tage erscheint im Buchhandel die schon früher angekündigte Studie des ehemaligen Staats sekretärs des Reichskolonialamts Bernhard Dern burg, in der die Frage der Staatsaufsicht des Kapitals von fachmännischer Seite einer eingehenden Behandlung unterzogen wird. Es ist er freulich, daß Dernburg mit einer Gewohnheit bricht, die wir schon oft als unerfreulich kennzeichnen mußten, nämlich damit, daß gewesene Minister und Staatssekretäre es ängstlich vermeiden, zu brennenden Tagesfragen öffentlich Stellung zu nehmen, wodurch in vielen Fällen gerade die besten Kenner der ein schlägigen Verhältnisse aus der öffentlichen Diskussion ausscheidcn. Wir erkennen es gern an, daß Dernburg sich nicht durch persönliche Rücksichten gegen seinen früheren Kollegen, den Handelsminister Sydow, hat abhalten lassen, in dieser Angelegenheit ein Wort mitzusprcchen, da es, wie in dem Vorwort der Schrift bemerkt wird, nicht gegen Personen, sondern gegen Meinungen und Anschauungen Front zu machen gilt, deren Unrichtigkeit im Interesse des Vaterlands je eher je besser nachgewiesen werden muß. Angeregt wurde Dernburg zu seiner Arbeit durch die öffentliche Diskussion und die mangelhafte Be handlung der Frage der Zulassung fremder Wertpapiere an unseren heimischen Börsen in Len deutschen Parlamenten. Dernburg wendet sich mit aller Schärfe gegen die vom Handelsminister geäußerte Ansicht, er, der Handelsminister, sei be rufen, den Markt kraft seines weitgehenden Aufsichts rechts zu sperren und damit die Börsenzulassungs stellen, in erster Linie die Berliner, zu einem Organ herabzudrücken, das in Zukunft einfach die An weisungen des Ministers befolgen soll. Auf Grund eingehender Untersuchungen kommt der Verfasser zu dem Ergebnis, daß die Aktion der Mehr heitsparteien ebenso wie die Antworten der Regierungen keineswegs sehr glücklich gewesen und in das Problem nicht hin reichend eingedrungen sind. Den Weg, auf den sich der Minister begeben hat, indem er für sich auf Grund seines Aufsichtsrechtes eine nahezu unbeschränkte Gewalt über den Börsen betrieb Deutschlands, das wirtschaftliche Herz einer großen und gewaltigen, mit inländischen und aus ländischen Interessen befaßtenNation an sich genommen har. hält Dernburg mit Recht für im höchsten Grade ge fährlich. Dieser Weg kann nach seiner Meinung nur zur Willkür, Unsicherheit und dilettantischen Behand lung führen. Ob sich der Minister mit seinen An weisungen auf gesetzlicher Basis befindet, ist Dern- buras Meinung nach sehr zweifelhaft. Die angestrebte Regulierung des deut schen Zinsfußes ist keineswegs ein allgemeines Interesse: sie kann auf dem Wege, den der Minister beschreiten will, nicht herbeigcführt werden und folgt ganz andern Gesetzen, als in den Debatten an genommen worden ist. Dagegen schädigt diese Stel lungnahme andere große Staatsinteressen. Soweit nämlich überhaupt von Staats wegen weiter als es das durchaus zweckmäßige Börsengesetz mit seinen „Kapital und Ltaatsaufsicht." Eine finanzpolitische Ltudie von Bernhard Dernburg. Verlag Srnkt Liegfricd Mittler .( Lohn, Berlin. Preis 1 erstaunten Blick setzte er hinzu: „Ich schließe dos aus der Reisetasche." „Die gehört nicht mir, sondern Fräulein von Predewitz, der sie abhanden kam. Kommissar Langenau brachte sic wieder zum Vorschein, und da er momentan dienstlich verhindert ist, übergab er sie mir zur Weiter beförderung: er weiß, daß ich die Damen flüchtig kenne." Daß ihm dieser ..Freundschaftsdienst" einige Zigarren kostete, behielt er für sich. „Da gehen wir also zusammen zu den Damen", freut« sich Degen, „das ist mir wirklich sehr angenehm. — Riesig komisch übrigens, Stetten, daß Sie als Fremder mich meinen Basen vorstellen müssen." „Ja, das ist tatsächlich komisch", amüsierte sich der Referendar. Plaudernd erreichten di« Herren ihr Ziel, den „Russischen Hof", und nachdem sie von dem Portier erfahren hatten, beide Damen seien anwesend, ließen sie sich bei ihnen melden. Sic wurden sofort angenommen und in einen kleinen Salon geführt, in dem die Schwestern die Herren bereits erwarteten. „Verzeihen Sie, meine Damen, wenn ich schon wieder störe", fing Stetten an, „aber ein wichtiger Grund führt mich hierher", er wies auf die Hand tasche, die er nun auf den Tisch stellte. „Ah! Meine Tasche!" Rita von Predewitz stieß es erstaunt hervor. „Jawohl, Ihre Tasche, und noch etwas erlaubte ich mir den Damen mitzubringen" — er deutete auf den Offizier — „einen liebenswürdigen Vetter, der sich sehr freut, seine schönen Cousinen kennen zu lernen, Herr von Degen!" Der Genannte verbeugte sich. „Leutnant und Regimentsadjutant im oierund- zwanzigften Dragonerregiment", ergänzte Clariffe Wendland lächelnd und streckte dem schlanken Kriegs mann freundlich die Hand entgegen, über die sich dieser zu galantem Kusse beugte. " Auch die Schwester begrüßte den neuen Beiter in gewinnendster Weise. Man nahm Platz, und während sich Clarisse und Leutnant Degen schnell anfreundeten, erklärte stetten der Sängerin auf alle ihre Fragen, ob man auch ihr« Jungfer entdeckt Hobe, wie man di« Taihe wieder- erlangt, und wo sie gewesen, daß sie sich gedulden müsse, bis der Kommissar komme, der ihr genaueste ^ezugv-'pretb i sechzig und Boror« durch uch«, .räger und Lvedueu« 2»al «talich in» Hau« gebracht: ÜO H n»«atl., mcrirlitdrl Bet u»)«r» iZilial« ». La- uahmekellen adg«h»lu 78 H »»NLtl., L.2S vierreltthtck. Durch d t, V»lt: innerhalb r«ur>chianb» und der deutkcheu Kolonien vierteyüdri. U.4* »onatl. toi« au«1chl. Poftbeftellaeld. neruer in Belgien, ltiremark, d«n Donaultaateu, Italien, Luiemdurg, Niederlande, Ror- ireaen, Oesterreich Ungarn, Rußland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« '.»eichchtistelle °e« Blatte» rrhL-tlich. La« Leipziger Tageblatt erscheint 2»al :L,Uch, Sann- u. Feicriag» nur morgen«. Ldonn«„ienl»Unnadme i Augukulplatz 8, bei unteren Trägern, Filialen, Spediteuren und Unnahmeltelleii, sowie Postämtern imd Bnefrrägeru. Uinzelverkau t«prei« der Morgen- ergäbe 10 der r.bendiurgabe Auskunft geben würde. Er, Stetten, solle auf dessen speziellen Wunsch nicht darüber reden. Sie fügte sich und er erzählte rann, wie deutlich er sich noch ihres Konzertes damals in Leipzig er innere, und äußerte, daß er absolut nicht verstehen könne, warum sic an dem Abend im Theater, als er ihren Namen nannte, zu ihm sagte: ,Lch heiße nicht Predewitz." Fräulein Wendland, die wohl den letzten Teil des Gespräches aufgefangen hatte, wandle sich jetzt, ihre Schwester einer Antwort überhebend, an Stetten: „Ich schulde Ihnen auch noch eine Geschichte, Heu Referendar, und wenn Sie diese Geschichte gehört haben werden, dann wissen Sie, warum ich so er schrak, als ich vernahm, meine Schwester befände sich im Theater als ich spielte, und willen zugleich, warum sie mir am nächsten Tage auf der Straße auswich." „Und so weiter, und so weiter!" rief die jüngere Schwester. „Also erzähle, Clariffe, du hast das Wort." „Ist es den Herren recht?" fragte die zum Er zählen Aufgeforderte. „Ich brenn« darauf, di« geheimnisvolle Geschichte kennen zu lernen", sagte Stetten. „Ich habe zwar keine Ahnung, um was es sich überhaupt handelt, aber etwas Interessantes zu hören, bin ich stets gern bereit, noch Lazu aus so schönem Munde", lächelte Degen. Es war eine einfache, galante Redensart, wie sic an des Leutnants Stelle andere Herren gleichfrlls gemacht hätten, aber Clariffe Wendland mochte sie wohl etwas Apartes sagen, sie gab das Lächeln zurück. Die Art des jungen Offizier« hatte ihr von An fang an gefallen: «s war alles so natürlich, was er sagte und tat, so von Herzen kommend. Die Uniform hatte ihm so gar nichts von seiner Natürlichkeit weg geschnürt. Es gefiel ihr auch die echt«, unverhüllte Weise, in der er ihr ohne Aufdringlichkeit, nur durch den Brick des Auge« sein« Huldigung«» darbrachte, der schönen Frau, der Verwandten, der Künstlerin, nicht allein der Schauspielerin, der leider Gottes auch heut« noch immer etwas anhastet von d«r gemiedenen Komödiantin veraang«n«r Zeiten. Die Schauspielerin von heute, die gebildete, geistig hochstehende, denkende Frau, wird im allgemeinen noch immer nicht auf kyn ihr gebührenden Platz gestellt, sonst könnte in der Armee die Ehe zwischen einem aktiven Offizier und einer in sittlicher Beziehung einwandfrei lebenden Dame vom Theater längst nicht mH« al« Nonsens Kus Leipzig unü klmgegenü. Leipzig, 21 März. Wetterbericht der Königl. Sächs. Landeswetterwarte, zu Dresden. Voraussage fürden 22. März. Keine Witterungsänderung. Pöhl berg: Schwache Schneedecke bis in die Täler. Glänzender Sonnenaufgang und -Untergang. Abend- unü Morgenrot. Sturm aus Osten bis Süden. Fichtelberg: Ununterbrochen schwache Nebel, gute Schlittenbahn bis in die Täler. Starker Reif. Großartiger Rauhfrost. * Ordenswesen. Der Kaiser und König von Preußen hat dem Königl. Sächs. Kommerzienrat Paul Albert Thorer, Inhaber der Rauchwaren firma Theodor Thorer in Leipzig, in Anerkennung seiner Verdienste um di« Hebung der Karakul schafzucht im Schutzgebiete Deutsch-Südwestafrika den Roten Adlerorden 4. Klaffe verliehen. * Jubiläen. Der Fabrikbesitzer Friedrich August Gustav Bähr in Leipzig, An der alten Elster K. und der Kaufmann Ernst Adolph Schulze in Leipzig, Promenadenstraße 24, feiern morgen ihr SOjährigcs „Wie du willst", meinte Stetten und beschleunigte seine Schritte. „Du bist ja plötzlich sehr pressiert", neckte der Freund, „doch adieu vorläufig, ich will im Vorüber gehen mal auf meinem Bureau nachsehen, ob irgend etwas Wichtiges vorliegt." „Adieu, adieu, Langenau; da vorn« sehe ich eben Degen, den muß ich noch einholen", mit diesen Motten stürzte Stetten von dannen, hinter der Uni form eines Kavalleristen her. Endlich erreichte er den Leutnant, der sich nicht wenig verwunderte, als er den Referendar so plötzlich außer Atem neben sich sah, doch sein Erstaunen wandelte sich in Freude, als er hörte, was Clariffe Wendland gesagt hatte. „O, gleich, gleich, auf der Stelle n ach ich den Damen m-ttne Aufwartung, ach Stetten, Sie lönnen sich gar nicht denken, wie herze rsfroh ich bin." Hatte Degen eine Ahnung! Ganz gut konnre er sich das denken, er, Rudi Stetten, der mindestens ebenso heillos verliebt war wie -ein Begleiter. Mit frischer Begeisterung redete Degen drauflos, daß er versuchen wollte, gut zu machen, was die Familie Böses getan. Stetten lachte vergnügt in sich hinein. Wie der sich das Gutmachen dachte! Run, schließlich ging Lac keinen Menschen etwas an, denn Kurt von Degen war Herr über seine Handlungen. Die Eltern waren vor einigen Jahren gestorben, und Kurt tonnte jederzeit den Offiziersrock ausziehen, ^ine finanziellen Ver hältnisse gestatteten ihm, sich das Leben ganz nach seinen Wünschen zu gestalten. Der Glückspilz! Aber «r? Für ihn standen die Chance» lange nicht so gut. Er hatte ja auch «in bißchen Ererbtes, aber allzu groß« Sprünge ließen sich damit nicht machen. Für eine Heirat auf der Basis eines ein fachen Haushaltes reicht« es wohl, doch eine berühmte, schöne und gefeiert« Sängerin würde sich für das Glück bedanken, die Gattin eines simplen Referendars zu werden. Er seufzt« so tief und echt auf, daß Degen, der sich auch in seine Gedanken eingesponnen hatte, erschreckt zusammenfuhr. „Haben Sie Sorgen, lieber Stetten?" fragte er, und als der Angeredete den Kopf schüttelte, lachte er: „Na, dann haben Sie sicher Liebeskummer!" „Ins Schwarz« getroffen!" dachte Stetten, doch er schwieg. „Sie wollen wohl abreisen?" begann der andere aufs neue, und gleichsam als Antwort auf Stettens gramm meldet, sich jeder Stellungnahme ent halten. Ermordung des russischen Gesandten in Peking? Die Spannung zwischen Rußland und China scheint sich trotz aller entgegenkommenden Erklärungen zu verschärfen. Der Wiener „N. Fr. Pr." wird aus Petersburg gemeldet, dort sei die Nachricht ringe troffen, daß der russische Gesandte in Peking ermordet sei. Eine Bestätigung dieser Meldung, die über Moskau nach Petersburg gelangt ist, war bisher nicht zu erlangen. Stolypin» Rücktritt. Aus Petersburg erhält die „K. Ztg." folgende Meldung: Der Ukas über Abschied ist unterzeichnet. Der bisherige Finanzminister Kokowzow wird Minister präsident. Das Innere übernimmt entweder Stürmer oder der frühere Unterstaatssekretär des Ministeriums des Innern Makarow. Neratow wird mit der Verwaltung des Ministeriums des Aeußern beauftragt. Das neue Kabinett bedeutet eine scharfe Schwenkung nach rechts. Der Streik in Lissabon. Lissabon, 20. März. (Telegramm.! An ver schiedenen Punkten der Stadt wurden Straßenbahn wagen angegriffen. In der Arsenalstraße umringten die Ausständigen das Automobil des Ministers des Innern. Patrouillen der republikanischen Garde durchzogen die Stadt und zwangen die Mani festanten, die Avenida da Liberdaüe der Vorstadt Alcantara zu räumen. Als Stein« geworfen wurden, zog die Garde blank und zerstreute die Grup pen. Diele Verhaftungen wurden vor genommen: namentlich wurden die Syndikats- führer fest genommen, die Anhänger des Streiks sind. Lissabon, 21. März. (Tel.) Gestern ist infolge des Setzerstreiks kein Abendblatt er schienen .-doch ist es voraussichtlich möglich, einige Morgenblätter herauszubringen. Die Redak tionslokale werden von der republikanischen Garde bewacht. Abends herrschte vollkommene Ruhe. Bellerung üer Lage in Marokko. Wenn auch Bevaber einen Teil des Sommer palastes des Sultans in Brand steckten, so hat sich die Lage inzwischen bedeutend gebessert. Zwischen den Mter und dem Machsen ist eine Einigung zustande gekommen. Die Führer des Mterstammes sind in Fez eingetroffen, um den Sultan um Verzeihung zu bitten. Folgende Telegramme liegen vor: Paris, 21. März. (Tel.) Die Beraber sind in großer Zahl zurückgekehrt und steckten einen Teil des Sommerpalastes des Sultans in Brand. Truppen sind abgegangen, um sie zu ver treiben. Der Sultan begibt sich nicht nach Msalla zum Gebet. Paris, 21. März. (Tel.) Die Lage hat sich beträchtlich gebessert: In der Stadt und ihrer Umgebung ist alles ruhig. Die Bevölkerung gibt sich sorglos den anläßlich der Muludfeier (Ge burtstag des Propheten) hier veranstalteten Festlich keiten hin. Di« Führer des Mterstammes sind in Fez eingetroffen, um von dem Sul 1 anVer- zeihung zu erbitten. Der Sultan hat diese auch unter gewissen Bedingungen gewährt. Die Rückkehr der Mahalla nach Fez wird in kurzem erwartet. Tanger, 20. März (Tel.) Die Lage in der Um gegend von Fez bessert sich merklich. Briefe vom 17. März bestätigen, Laß Mischen den Beni Mter und dem Machsen ein Einvernehmen zustande gekommen ist. Die Beni Mter verlangen ge wiss« Erleichterungen in der Steuererhebung, die Freisetzung mehrerer ihrer Kaids, sowie Einstellung der Bedrückungen durch Glaui. Man erwartet in Fez die Ankunft von Vertretern der Scherardas. di« um Verzeihung bitten wollen. Daß der Sultan unter lassen habe, nach Msalla zu gehen, ist nur auf den strömenden Regen zurückzuführen. Oie Dame in Grau. 17s Roman von Anny v. Pannhuys. (Nachdruck verboten.) „Und wer hat nach deiner Ansicht das Kreuz ge nommen?" fragte lebhaft Stetten. „Das weiß ich nicht, das heißt, bis jetzr noch nicht, aber ich vermute, daß noch eine andere Person danach Verlangen verspürte, und sich den Schmuck an eignete, ebe die Wiegler dazu kam." „Wer könnte das aber gewesen sein, da doch cußer der Wiegler niemand während des ersten Aktes die Garderobe betrat?" „Das ist mir auch schleierhaft, doch hoffe ich, noch dahinterzukommen. Außerdem-kann ich mich ja über haupt irren. Vielleicht ist Herr Fritz Meier doch „derjenige, welcher", und er verfolgte mit der Denun ziation irgendernen andern Zweck. Ich werde mich ür alle Fälle möglichst bald orientieren, wohin er eine Schritte gewandt hat. Jedenfalls ist die Ee- chichte ziemlich rätselhaft und interessant." „Was beabsichtigst du nun zunächst zu beginnen?" „Jetzt werde ich an den Bahnho gehen und den alten Dienstmann Herrmann ein bißchen interviewen, dann Fräulein von Predewitz ihre Tasche bringen —" „Soll ich das letztere für dich besorgen?" „Oh, ich möchte dich nicht bemühen", lächelte Langenau schalkhaft. „Ich habe gerade noch Zeit, und ich glaube, Fräu lein von Predewitz wird sich wohl bei ihrer Schlvester befinden." Stetten streckte die Hand nach der Tasche aus, doch Langenau hielt fest. „Nee, Freundchen, so schnell geht das nicht, aber ich will dir einen Vorschlag machen. Meine Zigarren sind immer noch nicht eingetroffen, für zwei Zigarren darfst du der Dam« die Tasche überreichen." Eilia holte der Reserendar sein Zigarrenetui her vor. „Da, nimm, es ist noch ganz gefüllt." Langenau konnte sich ein lautes Auflachen kaum verbeißen, mit so komischer Hast nahm jetzt Stetten die Tasche an sich. Der Kommissar steckt« sich gemächlich eine Zigarre an, indem er sagte: „Bitte, sprich aber zu den Damen weder über die Wiegler, noch über das, was ich dir anvertraute, ich werde selbst in ungefähr einer Stunde bei den Damen vorsprechen, also oi« dahin schweige über alles, was du erfahren." nWWrTllgMM Handelszeiiung. dt» 74 »» dr-U» V«ttt»eil, 40 »chchäfKangeigen mit Platzuochchritte» uns 4, der im Preil« erhöht. Siadatt »ach Tank. Beilaaegebstbr ü ». Lache»« exil. Postgebühr. bechert eüt» «nftesa» kinnen nicht »urück- ge»oge» warden. Für da« ürlchein« au beftmuntt» Tag« und Plätzen wird keine Baranti« übernonuneir tzl»gei^»-rUut»hi»«: A»-»ft»«vl«tz 8, der artliche» Filiale» n. alle» «naoncen- Lrpeditio«» da« I» und Nullende«. Nedaktt»« „d GekchästHftelle: Iohannidgaste«. Farnchrechrrr I4«L l4«v^ 14M4. pautzt-KUial« Dresden: Saeftratz« 4, l (Telephon 4ÜLl.>. Anzeige»-Preis «a» an« Lachgig und Umgeduni palten« S0 »» breit» Petitze ke
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