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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110322017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911032201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911032201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-22
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Anzeigen Preis b: Intern» au» vrrpog und Umgedun-, k w Ügeipattene L0 mm br«t« Perazei : 2b 4, di« 7« mm breit« ReNamezeUe l den autioärt« ät) 2z, NeNamen 1.20 I^erate von Beddrde» ,» mnUichen Leil di« 7« w« breit« PeNtzrU« M «etchtit»anzeiaen mit Patznorfcheiftn» »a» >» der Ldendautaab« im prell« erhitzt. Siidatr nach Taris. Srilag«g«dabr » ^» p. Lautend exkl. Ooügedühr. -Hesterteilt« LustMae linnen nicht turtck» gelogen werden. Für da» ilrschein« « bestimmt«« Lagen und Plägau weÄ> «me Garantt« udernemme». Anzeigen-Lnaahot«: Atrguüu«vlatz 8, der tämtlichea gilinle» u. alle» Annen«», «txveduianea de» In» und Au »lande». Aedaltten n»d Orschätt»-«»« Jahannligass« «. gerniprecherr l«SVlh l«St», I«»». Haupt-Filiale Lre-dew Leestrade 4. T (Leleptzon 4621). Nr. 8l. Dss Dichliglie. * In Leipzig-Land (23. ländlicher Land tagswahlkreis) findet heut« Ersatzwahl statt. * Bei der Stichwahl im Reichstagswahlkreise G i e si e n - N i d o a wurde Oberlehrer Werner (Wirtsih. Bgg.) gewählt. (S. Letzte Dep.) * Der Reichstag befaßte sich am Freitag mit der zweiten Lesung der sog. Lex Trimborn und begann dann die Debatte über die Kaligelder. (S. Reichstagsbericht.) * Die Neichstagskommission für die elsaß- loth ringische Verfassungsreform lehnte am Dienstag sämtliche Abänderungsanträge über die Zusammensetzung der Ersten Kammer ab. (S. Dtschs. R.) * Der neue Vertrag der Bagdadbahn ist am Dienstag von den Vertretern der türkischen Ne gierung und der Bagdndbahngesellschaft unter zeichnet worden. (2. Leitart.) * Rach einer Mitteilung der Hamburger Polizei behörde befinden sich die Akten über die Ham burger Spionageaffäre bereits beim Reichsgericht. (S. d. bef. Art.) * Im Lincolnshire-Handikap (3000V Mark), das gestern gelaufen wurde, gewann Mr. Hibberts br. H. „Mercutio" unter T. Trigg in einem Felde von 31 Pferden mit vier Längen. ,(S. Sport.) Der Vertrag über Sie öagüsü- öshn. Am 19. März ist zu Konstantinopel der neue Vertrag der Bagdadbahn-Eesellschaft mit der Pforte abgeschlossen worden, und zwei Tage später ist seine Unterzeichnung erfolgt. Durch ihn ist zunächst der Ausbau des Endstückes der Linie, von El Helft bis Bagdad selbst, ge sichert, der in fünf Jahren vollendet werden soll. Wichtiger aber als diese reine Formalie sind die Bestimmungen über die Fortsetzung der Bahn, die natürlich nicht in eine Sackgasse aus laufen darf. Sie bringen den deutschen In teressen keinen vollen Sieg. Aber ein deutsches Sonderrecht war für diese Erweiterung des ursprünglichen Planes, von der englischen Eifersucht ganz abgesehen, schon um deswillen nicht herauszuschlagen, weil die jungtürkische Herrschaft die Souveränitäts-Gerechtsame des Reiches peinlicher hütet als Abdul Hamids Kamarilla. Diesem Gesichtspunkte gemäß, dessen rückhaltslose Anerkennung ein neues Gewicht in die Wagschale des deutschen Einflusses geworfen hat, erhält die neuzugründende Gesellschaft für die Strecke Bagdad-Bassora den otromanischen Namen. Es ist aber vor gesehen, daß der nichtottomanische Teil des Anlagekapitals mindestens in gleicher Höhe mit anderen Anteilen dem deutschen Markte Vor behalten bleiben, einer Majorisierung Deutsch lands also vorgebeugt werden soll. Da die zu fließenden türkischen Kapitalien sich in der Wirklichkeit schwerlich weit vom Nullpunkte entfernen werden, jo ist also nach Maßgabe der Verhältnisse im wesentlichen für ein gemein sames deutsch-englisches Unternehmen die ver tragliche Grundlage gefunden. Denn daß das Ministerium Asquith-Grey den schweren Fehler der Balfourschen Schmoll- und Boykott-Politik nicht wiederholen wird, ist durch die Unterhaus- Debatten der Vorwochen klar genug gestellt. Es fehlt noch die Verständigung über das Abschlußstück Bassora—Persischer Golf, die durch die leidige Koweit-Frage erschwert wird; ferner nach der anderen Seite über die Fortsetzung nach Hanekin an der persischen Grenze: dafür muß die Entscheidung über das zukünftige Schicksal Persiens abgewartet werden. An dieser Etappe unserer „friedlichen Durchdringung des Orients" angelangt — um die französische Redewendung auch einmal zu gebrauchen —, dürfen wir einmal einen Augenblick stillestehen und die Bedeutung des Erreichten würdigen. Daß die Wiedereinbeziehung Mesopotamiens in den Kreis der Kulturländer, die von der Vollendung des Bahnbaues abhängt, gewaltige, jetzt brachliegende Nutzungswerte aufschließen wird, ist ja selbstredend. Verharrte das Land in seiner heutigen Abgeschlossenheit, so ver möchte die ungemein dünne, bedürfnisschwache und eben erst aus vielhundertjähriger Erstarrung aufwachende Bevölkerung selbst in einem langen Zeiträume sicherer Friedensarbeit kaum, den hohen Kulturstand der verschollenen Jahr tausende zurückzuführen, da in Babylon und Ninive das Herz der damaligen Welt pulsierte. Anders wird es sein, wenn sichere Absatzwege Mittwoch, üen 22. Mörz ISN. den Anschluß an die moderne Weltwirtschaft vermitteln, wenn der Sporn europäischer Nach frage die bildungsfähigen Araber aus dem Schlendrian des orientalischen Jndentaglebens herausreißt, wenn auch fremde Intelligenz auf munternd und vorbildend ins Land gezogen ist. Indessen machen neuere Erforscher des Landes darauf aufmerksam, daß man sich vor übertriebenen Vorstellungen inacht nehmen solle. Der archäologischen Schule, die in den Erinnerungen Hammurabis und Sardanapals schwelgt, fehle doch das richtige Augenmaß für die Verhältnisse, wenn sie auch nur von einer annähernden Wiederkehr der alten Vorzugs stellung des Euphrat-Tigris-Landes träume. Es sei ja gar nicht einmal so schwierig, das großartige Bewässerungssystem der Sumerier und Babylonier, vielleicht sogar mit Benutzung seiner Ruinen wiederherzustellen. Aber mag auch das „dreihundertfältige Korn" der Ueber- lieferung von neuem ersprießen, mag der alte Umfang der Nutzungen vollauf wiedergcwonnen werden, der Babylonien nach schweren poli tischen Katastrophen in der Krone des Darius als königlichstes Juwel erschimmern ließ: in der Milliardenwirtschaft des 20. Jahrhunders und voraussichtlich seiner Nachfolger werde der neu geborene Reichtum des Landes immer bloß eine bescheidene Rolle spielen. Denn der Radius des Wüste abzuringenden Kulturlandes sei schließ lich zu begrenzt. Mit Argentiniens Zukunfts aussichten könne sich die „Insel" zwischen den beiden Flüssen niemals messen. Dem mag so sein. Wir wollen uns durch solche vorsichtige Abschätzungen die Freude nicht dämpfen lassen, daß Deutschland dieses Mal der erste auf dem Platze gewesen ist. Wir freuen uns auch, daß die nörgelnde Scheelsucht gewisser englischer Kreise jetzt verstummt ist. Zum Miß trauen ist wahrhaftig dort kein genügender Grund vorhanden, um so weniger, als Deutschland allen Ansprüchen entsagt hat, in Englands beanspruchte „Einflußsphäre" rund um den Persischen Golf sich einzu drängen. Es war doch auch sehr kurzsichtig, daß man in der früheren Phase der Bagdad bahnfrage Rußland auf die deutschen Be strebungen zu Hetzen sich bemüht hat. Aus gerechnet Rußland, das der kluge Disraeli mit aller Energie von der Annäherung an Indien ringsum abzuschneiden bestrebt war, und das 1903 noch viel gefährlicher schien als heute, ließ der gelehrte Leiter der englischen Politik damals zur Einrede in Pläne gelangen, die sich auf den Unterlauf des Tigris bezogen, statt daß er sich freuen durfte, das deutsche Interesse an dem Widerstande gegen den auf ganz Asien wuchtendem Koloß zu beteiligen! Noch einen anderen Gewinn bringt uns der neue Vertrag im Mittelstücke der Bahnlinie. Von der Station Osmanie darf die Bagdad bahn - Gesellschaft einen Senker nach dem wich tigen Hafen Iskenderun in der Kniekehle der anatolisch-syrischen Küste ableiten und auch den Hafen selbst ausbauen. Die geographische Lage Iskenderuns, das die Franken Alexandrette nennen, verspräche ihm eine Handelsbedeutung, die es den ersten Plätzen des Mittelmeeres an die Seite brächte, wären nicht seine geologischen Verhältnisse nach zweitausendjähriger Erfahrung noch schlimmer als die Messinas. Aber jener eisenfeste deutsche Mut, der vor den verheerenden Sturmfluten der Nordsee kaum um Zollbreite zurückweicht, wird auch vor den Tücken des Erd- erjchütterers Poseidon nicht verzagen; dem stammverwandten Volke gleich, dessen „Frisco" schon nach 5 Jahren seinen Schreckenstag wieder vergessen hat! Berlin, 21. März. (Priv.-Tel.) Wie die Deutsche Bank mitteilt, find die Verträge betreffend den Weiterbau der Bagdadbahn bis Bagdad sowie einer Zweiglinie von Osmanie nach Alexandrette und dem Hafen von Alexandrette heute vom Groß wesir und dem Vertreter der Bagdadbahn-Ge- fellschaft unterzeichnet worden. Konstantinopel, 21. März. (Priv.-Tel.) Die Unterzeichnung de» Bagdadbahnvettrage» ist heute nachmittag 2 Uhr erfolgt. üie Zetm-Sausrinülrreurmrg. Die Nr. 87 de» Leipziger Tageblattes brachte «ine Erwiderung Hagenoeck» auf meinen Artikel in Nr. 52 dieser Zeitung. Herr Hagenbeck hat e» ver mieden, in dieser Erwiderung auf den Keriwuutt der Frage «inzugehen, versucht vielmehr, die Sach« auf ein Gebiet hinüberzuspieleu, auf da» ich nicht hiuau»- wollte, da» mit der Derbefferung unsere» deutschen Rindviehes nicht» zu tun hat. Ich seh« mich daher genötigt, di« wesentlichen Punkt« nochmal» und etwa» schärfer zu formulieren. Es sind via Stellingen Angaben in die Presse gelangt, die den Anschein erwecken müssen, als habe Herr Hagenbeck mit der Kreuzung von Zebu und Hausrind ein ganz neues Tier erfunden. Tat sächlich sind diese Kreuzungen aber schon längst vorher vorgenommen worden, und zwar an den ver schiedensten Orten und zu den verschiedensten Zeilen. Ich habe in meinem Artikel nur einige Beispiele für die Kreuzungen herausgegriffen. Von anderer Seite sind in diesem Sinne weitere hinzugefügt. (Vgl. den Artikel von Pros. Dr. Emil Pott von der Technischen Hochschule, landwirtschaftliche Abteilung, München in den „Münch. Reuest. Rachr." Rr. 110 und den Aussatz von Prof. o. Rathusius in der „Landwirtschaftlichen Umschau" Rr. 10.) Es ist daher ganz gleichgültig, ob solche Kreuzungen auch in Brasilien oder Argentinien vorgenommen worden sind, Tatsache ist, daß die Kreuzungen seit langem durchgefüyrt worden sind, und nicht von Hagenbeck, abgesehen von der ganz kürzlich vorgenommenen Züchtung eines Kalbes, an das Hagenbeck jo große Erwartungen für die Tropen knüpft. Herr Hagenbeck schreibt: „Die ersten Kreuzungs versuche in Halle wurden im Jahr« 1891 auf mein Anraten von Herrn Prof. Kühn unternommen." Es ist eine Anmaßung, wenn Herr Hagenbeck so tut, als ob von seiner seite noch eine Anregung nötig gewesen wäre zu Versuchen, die notwendigerweise von vorn herein zu dem ganzen wissenschaftlichen Arbeits programm des genannten unsterblichen Forschers ge hören mußten. Richt im Jahre 1891, wie Hagenbeck anaibt, sondern im Jahre 1878 ist das erste indische Zebu und das erste Sangarind in den Hallenser Haustiergarten gekommen. Der erste Zebubastard ist 1884, der erste Sangarindbastard 1882 geboren. Also 13 Jabre später will Herr Hagenbeck diese Kreuzungs versuche in Halle angeraten haben! Von den Kreuzungsversuchen, die Hagenbeck in dieser Richtung fürdie Tropen beginnen will, verspricht er sich sehr vi«l, mehr, als nach den bisher erzielten Ergeb nissen zu erwarten ist. Das sind jedoch seine Phantasie gebilde — mag er sie dem Zoologen oder Architekten Eambon gegenüber ausgesprochen haben — und ooy untergeordneter Bedeutung. Von allergrößter Bedeutung dagegen sind die Ver suche, bei denen es sich um unser devtsckesVajer- land handelt. Hagenbeck bat dem Kaiser di« Zebu- Kreuzungen zur Lerbelseruna des deutschen Rindviehes vorgeschlagen. Was Herr Hagenbeck mit diesen Kreuzungen für Kabinen erhofft und er wartet, das hat e.r wohlweislich in seiner Entgegnung verschwiegen. Nicht mit einem Worte tut rr dieser Versuche in Kabinen Er wähnung, und was ich in meinen früheren Artikeln vermieden hatte, sehe ich mich jetzt veranlaßt, aus zusprechen. Es ergibt sich die wichtige Frage: Sind die Zebu Kreuzungen zur Aufbesserung unseres deutschen Rindviehes von Nutzen? Mit anderen Worten: „Hat Herr Hagenbeck dem Kaisereinen guten aber schlechten Rat gegeben?" Dabei ist von grundlegender Bedeutung, ob vorher schon Er gebnisse über Zebu-Kreuzungen in Deutschland vorlagen, und ob Herr Hagenbeck dies« Ergebnisse bei seinem Nate berücksichtigt hat. Die erste Frage ist bereits von Herrn Professor v. Rathusius, einem Manne, dessen Name mik der deutschen Landwirtschaft aufs engste verknüpft ist, beantwortet worden. Seinem Aufsatze in der Land wirtschaftlichen Umschau" Nr. 10: „Die Zebu- Kreuzungen in ihrer wissenschaftlichen und wirtschaft lichen Bedeutung'' entnehme ich die wichtigsten Stellen. Herr Vrofessor v. Naihusius schreibt: „Was zunächst di« Zeitungsmeldung angehl, als ob mit der Hagenbeck geglückten Kreuzung von asiatischem Zebu und einer europäischen Kuh etwas wissenschaftlich Interessantes und Bedeutsames «rzielt worden sei, so yt diese Behauptung einfach lächerlich. Wenn wirklich ein französischer Zoologe, um dies Tier zu studieren, sich in Stellingen aufgehalten haben sollte, so erscheint das unverständlich. Denn fast in der gesamten ein schlägigen Literatur finden wir seit langem die Auf. fassung von der bedingungslosen Fruchtbarkeit zwischen Zebu und Hausrind vertreten." Verfasser führt alsdann einige Literaturbeispiele an. „Wie steht es nun", so fragt er weiter, „mit dem Werte der Hagenbeckschen Anregung, aus wirtschaftlichen Gründen Zebublut in unsere deutschen Rinderzuchten zu mischen? Die auch sehr unwahrscheinliche Notiz, daß die Kreuzungstiere Gewichte bis zu 1500 Kilo gramm erreichen, bedarf des Beweises. Gelegentlich, wenn auch sehr selten, kommt ein Gewicht von 30 Zentnern auch bei unserem Hausrinde vor, aber nur in voll ausgemästetem Zustande natürlich. Also an und für sich würde das genannte Gewicht auch nichts Neues bringen. Daß aber die Zebu-Kreuzungen auch nur annähernd im Durchschnitt sich dieser Höhe nähern, ist ausgeschlossen. 1500 Pfund mögen öfters erreicht werden, wenn man beiderseits große Tiere verwendet; 1500 Kilogramm sind ein Phantasie- g« bilde, das man nicht in die Welt setzen sollte, ohne einen positiven Beweis erbringen zu können?' „Die oft gehörte Behauptung dasi Bastarde in der Regel beide Llternformen an Größe zu übertreffen pflegen, ist falsch. Unter zahlreichen Tieren in un- serem Haustiergarten bietet sich reiche Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen." Was die Qualitä ten der Bastarde anbelangt, so äußert sich Prof. Dr. v. Rathusius folgendermaßen: „Aber auch diese sehr großen Tier« verdanken ihre Größe iin wesentlichen ihren langen Leinen. Ich möchte auf die be-den Bil der von Zebuhalbbluttieren -erweisen; meint man wirklich, daß man mit solchen Formen die deutsche Rinderzucht glücklich machen oird? Dabei find die Zebu» und entsprechend natürlich ihr« Kreuzungen auffallend schmal, ganz besonders auch hinten. Wenn wir auch nur ganz bescheiden den Maßstab unserer besseren Rassen bezüglich der Beurteilung der Form anlegen, so fällt der Vergleich im höchsten Raße uu- günstig für die Zebu» au». Zttmm, dem die Dimen sionen unserer gutgezüchteten Russen bekannt find, wird ohne wettere» beim Vergleich die «norm« Ge fahr einleuchten, die den Ergebnissen jahrzehntelanger Arbeit i« Zucht und Aufzucht drohen würde, wenn l05. Jahrgang. Anterdlietrenerwerlicherung unü Kaligelüer. (Stimmungsbild aus dem Reichstage.) I. Berlin, 21. März. < Priv.-Tel.) Das Haus scheint vom Präsidenten in keiner Weise in dessen Absichten eingewciht zu werden. Heute begann Graf Schwerin der Tatsache zu gedenken, daß vor 40 Jahren dre erste Reichstags siüung eröffnet worden sei. Die Mitglieder er hoben sich von ihren Plätzen, weil aber nichts weiter kam, setzten sie sich unter schallendem Gelächter wieder nieder. Einen erhebenden Eindruck machte das gerade nicht. Neulich bei Erwähnung der italieni schen Jubelfeier hatte sich der Präsident offenbar auch jeglicher Regie enthalten. Es ist aber wenig schön, wenn man jetzt in einem Zentrumsblatt lesen muß. bei der Kundgebung für Las uns verbündete Italien seien nur wenige Leute, wie immer zu Beginn der Sitzung, anwesend gewesen usw. Also etwas mehr Regie, Herr Präsident! Wenn man einen Wechsel nicht einlüsen kann, ist man froh, «inen milden Gläubiger zu finden, der in die Prolongierung willigt. Der Reickstag hat es noch besser, «r prolongiert selbst die Wechsel, die er aus gestellt hat. Schon einmal ist das Inkrafttreten der Lex Trimborn, die den Witwen und Waifen der Arbeiter einen Zehrgroschen geben will, oerscho- , ben worden. Nun soll wieder ein Jahr hinzugelegt werden. Abg. Mugdan (Fortschr. Vpt.) erklärt fich gegen die Vorlage, die die neu« Verschiebung aussprach, und beantragt ausdrücklich, bereite am 1. Oktober 1911 die Versorgung in Kraft treten zu lassen. Abg. Hausmann (Natl.) hält es für richtiger, daß man alles tue. um die Witwen und Waisen in den Genuß de, ihnen Zugedachten treten zu lassen, glaubte aber, daß diese nichts davon hätten, wenn man den vor liegenden Gesetzentwurf ablehnte. Die Debatte wogt« länger« Zeit hin und her. Mit d«n Nationalliberoien waren dar Zentrum, die Deutsch Konservativen, die Reichspattei und die Wirtschaftliche Bereinigung für di« Vorlage. Dies« Parteien und ebenso Staat»- man mit Zebus in unsere Viehbestände hincinzüchten wollte. Für ganz aussichtslos darf der Gedanke gelten, den Fettgehalt der Milch z. B. unserer Niederungskühe durch Zebublut zu erhöhen. Wir wissen von den verschiedensten Wildrindern und pri mitiven milcharmen Rassen, daß sie sehr fettreiche Milch geben, daß das aber in einer gewissen Wechsel beziehung zum geringen Mikchertrage steht, kann gar nicht zweifelhaft sein. Drei der Lriginalzebukühe in Halle gaben etwa im Durchschnitt 3 bis 4 Liter Milch, ein Kreuzungstier gab allerdings 8 bis 10 Liter Milch mit ca. 4 Prozent Fett, mit die beste war eine Zebu-Dithmarsch-Hollänoer, also ein viertel Zebu, auch mit ca. 4 Prozent Fett und vielleicht 10 Liter Milch. Eine Zebu-Ariejenkuh gab in 5 ungefähr einem Kalenderjahre entsprechenden Laktalions Perioden rund je 1500 Liter, mit etwa 4 Prozent Fett. Sind das etwa Zahlen, ^ic uns ermutigen und berechtigen können, den Gedanken einer Verbesserung unserer milch- und zum Teil verhältnismäßig auch fettreichen Viehschläge auch nur einen Moment auf rechtzuerhallen? Ich glaube, die Frage stellen, heißt sie schon beantworten. Im jetzigen Moment, wo viel - Tausende von Kühen in Deutschland einer regelmäßigen Leistungskontrolle unterworfen find, wo in wenigen Jahren schon wirk lich Großes geleistet und erreicht ist, haben wir nicht mebr nötig, vis Stellingen eine Anleihe an indische Zebus zu machen." Pros. v. Rathusius schließt seine Ausführung: „Wenn wir die obigen kurzen Mitteilungen noch mals kurz überblicken, so gehl aus allem hervor, daß das, was man aus Stellingen als ganz neu und wich tig für die deutsche Landwirtschaft glaubte kinstellen zu dürfen, ganz alte, nicht nur in der Literatur als selbstverständlich behandelte, sondern auch in Deutschland an den verschiedensten Orten praktisch, aber mit, wirtschaftlich betrachtet, vollem Miß erfolge erprobte Dinge sind." In ähnlicher Weise spricht sich Prof. Pott in den „Münchn. Reuest Nackr. Nr. 110 aus Das sind Tatsachen, die für sich sprechen, und jeder, der sich für diese Frage interessierte, konnte sich jeder zeit Auskunft darüber holen Ebenfalls Herr Hagen beck. Zunächst stelle ich fest, daß Herr Hagenbeck über die Zebu-Lausriltdkreuzungkn informiert war. Lr schreist zwar, «r habe den Halleichen Versuchen in den letzten zehn Jahren „wenig Aufmerksamkeit" ge schenkt. Doch das „Wenige" ,st sehr subjektiv zu nehmen. Tatsache ist, daß jawohl sein Sohn Heinrich als auch sein früherer Assistent Dv. Sokolowsky ver schiedentlich in Halle gewefen sind, um sich nach d:n wirtschaftlichen Resultaten der Zebukreuzungen zu erkundigen. Dabei sind ihnen ^iese mitgeteilt und kr Kreuzungstiere gezeigt worden, wie man jederzeit unter Beweis stellen kann. Also steht der Rat, den Hagenbeck für Cadinen erteilt hat, vollkommen im Gegensatz zu den langjährigen Resul taten, die man mit hochgezüchteten Rinderrassen erzielt hat. Wenn Herr Hagenbeck gewürdigt wurde, an allerhöchster Stelle als Ratgeber dienen zu dürfen, so hätte er bei einem so folgenschweren Amt« an Stelle noch nicht zu er weisender Vermutungen und Hoffnungen sichere In formatronen treten lassen müssen. Er hätte, als er von Tadinen aus als Berater herangezogen wurde, die vorhandenen Erfahrungen Mitteilen, zum min besten auf die ihm bekannten Versuche aufmerksam machen müssen. Die Versuche in Eadincn wären dann sicherlich unterblrcben. So hielt ich es für meine Pflicht, gegen ein solches Vorgehen, das für unsere Landwirtschaft von größtem Schaden ist, Stellung zu nehmen. Rur für einen könnte cs Nutzen haben, — nämlich für den Importeur der Zebus. Dr. Gebbrng, Direktor des Zoologischen Gartens Leipzig.
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