Volltext Seite (XML)
ezugs-'^reis v«» dt« ^»! l^4 autlchl. Poftdettellgcld. ger»«r in Belgien, Dänemark, den Lonaustanten, Italien, Uuremdura, Niederlande, Nor wegen. Oesterreich Ungarn, Rußland, Schweden, Schwei» u. Spanien. Ja allen übrigen Staaten nur direkt durch di« ipeichLlisueüe del Blatte« «rht»Uich. Da« Leipziger Lagedlan erscheint 2 «al ltglich, Sonn» u. Feier.«»« nur morgen«, lllvonne ^ent-Annaam«: Uugustusplatz 8, de, unsere» Lragrrn, Filiale», Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern u»d BriestrLgern. Liazrlverkaoitprei« der Morgen» tt«gab« 1v 4». der » bend u«qabe o Redaktion und Aeschäst-slelle: Johanniegasse «. Fernsprecher: I4W2. 14Ü«, 14SV4. Abend-Ausgabe. WMcrTilgMM Handelszeitung. Amtsvlatt des Nates rind des Nokizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeigen PrekS Mr Inserat» au« ileiozig »ns Umgeduns die Sgmvalten« S0 mm breite Betitele 2S 4, dl« 74 mm breite Reklame,eile l von au «wärt» av Ütrklamen l.Ä) Inserate von Bebdrden « amtlichen Lei: dl« 74 mm breite Prtikvile 4u ch. chelchLltSanieise» mit P atzvonchrillea und in der Lsendaulgade >m pre>>e erhöht. Mabati nach Lar>l. Pcllagegevüdr s p. lausend ex.l. Postgebühr. ssesterteilte Aufträge kbnnen nicht »urück- aezogen werden. Zur da« Eriche,»en a:i bestimmt«» Lagen und Pläyen wird keine iparailtl« übernommen. Ln^lgen-Annahme: Lugullu«platz 8, der sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- ltrpeditioneii de« In- und Au«landc«. Haupt-Ftltal« Berit». Carl Dlinller, Herzsgt «avr. Hosbuch. Handlung Luyowstiane 10. (Tel.phon Vl. Nr. 4Mch. Haupt Jtliale Lre-deiu Seestrave 4, l (Lelephon 4üLt,. Nr. S6 105. Ishrgsng Oienslsg. üen 7. März lSll. Die päpstlichen Oberlehrer. Mit dieser vielsagenden Aufschrift versieht di« .Magdeb. Zig." eine wertvolle Ergänzung der jenigen Angaben, die wir kürzlich über den Unterricht katholischer Theologen in Profanfächern an höheren Schulen veröffentlichten. Danach dürfen von den jenigen katholischen Oberlehrern, die im Kunze- Kalender als Theologen aufgeführt sind, unterrichten (haben das Zeugnis pro trw. äoo.) in den Fächern Religion und Hebräisch Religion, Hebräisch und Lateinisch Religion, Hebräisch und philosophische Propäd Religion, Hebräisch und Französisch Religion, Hebräisch und Geschichte. Religion, Hebräisch und Deutsch. . Religion, Hebräisch und Erdkunde. Religion, Hebräisch und Griechisch Religion, Hebräisch und Englisch . Religion, Hebräisch, Lateinisch und Griechisch Religion, Hebräisch, Lateinisch und Deutsch Religion, Hebräisch, Mathematik und Physik Religion, Hebräisch, Lateinisch und Französisch . . Professoren I Oberlehrer I insgesamt 4 0 4 11 34 45 6 26 32 13 10 23 6 14 2t» 3 9 12 5 4 9 0 2 2 0 1 1 2 4 6 3 3 6 0 4 4 0 3 3 53 ! 114 ! 167 Zu diesen 167 kommen noch 2 mit Lehrbefähigung in Religion, Hebräisch, Propädeutik und Französisch, 2 mit Religion, Hebräisch, Geschichte und Latein, außerdem noch 7 mit 4 Fakultäten, 9 mit 5 Fakul täten, 2 mit 6 Fakultäten und 1 mit 7 Fakultäten, ferner noch 1 Direktor. Das ergibt im ganzen 191 katholische Theologen, von denen 187 in dem «inen oder anderen Fach oder in mehreren Fächern außer Religion beschäftigt werden können. Dabei ist zu beachten, daß diejenigen Oberlehrer, die in philosophischer Propädeutik Lehrbefähigung haben — es sind nicht weniger als32 — inderRegel deutschen Unterricht erteilen. Ferner ist zu bedenken, daß ja auch die Nichttheologen, die Lehr befähigung in katholischer Religionslehre haben, zum Modernisteneide verpflichtet sind. Durch diese er höht sich die Zahl der päpstlichen Hilfs truppen an den preußischen höheren Knabrn- Lehranstalten auf 244 (81 Professoren, 159 Oberlehrer und 4 Direktoren). Nun, Kul tusminister von Trott zu Solz glaubt ja das natio nale Unterrichtsinteresse genügend gewahrt, wenn er diese päpstlichen Oberlehrer „revidieren" läßt. In dessen wird darüber im Plenum des preußischen Ab geordnetenhauses bei der heute beginnenden 2. Lesung des Kultusetats ja wohl noch einiges gesagt werden. vss Ministerium Monis vor üerksmmer Wie wir ausführlich in unserer heutigen Margen nummer meldeten, hat am Montag die französische Deputiertenkammer dem neuen Kabinett ihr Ver trauen ausgesprochen. Uebcr die Abstimmung liegen noch folgende Depeschen voy: Paris, 7. März. (Telegramm.) Die Mehrheit, die die Tagesordnung annahm, in der der Regierung das Vertrauen ausgesprochen wird, bestand aus 1 Progressisten, 30 unabhängigen Sozialisten, 44 An gehörigen der demokratischen Linken, 93 Radikalen der Linken und 141 Sozialistisch-Radikalen, dir Minderheit aus 18 Angehörigen der Rechten, 26 Mitgliedern der Action Liberale, 10 Un abhängigen, 57 Progressisten, 1 Sozialistisch-Radi kalen, 1 unabhängigen Sozialisten. Der Abstimmung enthielten sich zwei Mitglieder der Action Liberale, 5 Unabhängige, 15 Progressisten, 21 Angehörige der demokratischen Linken. 12 Angehörige der radikalen Linken, 1 Sozialistisch-Radikaler, 1 unabhängiger So zialist und 70 geeinigte Sozialisten. Paris, 6. März. (Telegramm.) Die ministerielle Erklärung rief in der Kammer einen ausgezeich neten Eindruck hervor. Bei der Abstimmung über die Tagesordnung, in der der Regierung Las Vertrauen ausgesprochen wurde, wurde die Minder heit von den Mitgliedern der Action liberale und der Rechten sowie den meisten Progressisten und Un abhängigen gebildet. 170 Abgeordnete ent hielten sich der Abstimmung, nämlich die Ge einigten Sozialisten, etwa 20 Progressisten, ungefähr 30 Mitglieder der demokratischen Linken und ebenso viele Radikale oder Sozialistisch-Radikale. Das Urteil der französischen Presse. Paris, 7. März. (Tel.) Mehrere radikale Blät ter stellen mit größter Befriedigung fest, daß die Re- gerung eine einheitliche republikanische Mehrheit gefunden habe. „Evenement" erklärt, daß die Feindseligkeit, mit der die Gemäßigten und die Rechte das Ministerium ausgenommen hätten, dem letzteren die Aufgabe erleichtern werde. Das Ministerium könne sich durch entschlossenes, tatkräfti ges Eintreten für die angestrebten Reformen die Treue der Republikaner sichern. — Die „Lantern e" findet, daß das Geschrei der Reaktionäre verfrüht war, sei es, daß der Ministerpräsident vor ihren An griffen zurückgewichen sei, sei es, daß ihm die not wendige Energie yrangelt«. Man könne in ihm nicht eine Kampfnatur erblicken, die die Republik in diesem Augenblick brauche, wo sie neuen An stürmen aller ihrer Gegner ausgesetzt sei. Die „A c- tion" und „Petit Rspublique" meinen, daß in der Regierungserklärung die Politik Briands zum Vorschein gekommen sei. Diese Politik habe eben im Lande so tiefe Wurzeln gefaßt, daß es un möglich geworden sei, andere Bahnen zu betreten. Die gemäßigten und die konservativen Blätter meinen, es sei der Regierung gelungen, gleich am ersten Tage bei allen Parteien Unzufrieden heit zu erwecken. — Jaurös schreibt in der „Humanit 6": Die Wahlreform erscheint nun mehr zwar gesichert, aber Las kann uns nicht da für trösten, daß die Hoffnungen auf Wieder - anstellung der entlassenen Eisenbahner und auf Verwirklichung der großen sozialen Aufgaben abermals eine Enttäuschung erfahren haben. politische Nachrichten. Bisherige Neichstagskandidaturen. Nach Angabe der „D.sch. Tagesztg." sind bisher für die nächsten Reichstagswahlen 730 Kandida ten aufgestellt worden, und zwar 162 der national liberalen, 160 der sozialdemokratischen Partei, 126 der fortschrittlichen Noltspartei, 97 der deutsch-konser vativen Partei, 63 des Zentrums, 62 der Wirtschaft lichen Vereinigung und der deutschen Resormpartei, 33 der Reichsparter, 15 Polen, 9 Welfen, 2 Elsässer und 1 Däne. In 48 Kreisen ist noch kein Kan didat, in 36 Kreisen sind mehr als 3 Kan didaten aufgestellt worden. Wirtschaftlicher Ausschuß der Kolonialoerwaltung. Der Vorsitzende des Bundes der Industriellen, Ge heimer Kommerzienrat Wirth-Berlin, ist vom Staatssekretär des Reichskolonialamtes zum Mit glieds der „Ständigen Wirtschaftlichen Kommission der Rcichskolonialoerwaltung" ernannt worden. Mit der Versicherung der Prioatangestellteu beschäftigt sich der soeben erschienene Geschäftsbericht der Deutschen Bank, indem er sich gegen die Ausschaltung der Hauskassen durch die Regierungs vorlage wendet. Der Bericht führt dazu aus: „Im Widerspruch mit der Denkschrift macht der kürzlich veröffentlichte Gesetzentwurf den Fort bestand der Hauskassen unmoalich, auch wenn sie, wie unser Verein, auf versicherungstechnisch soli dester Grundlage und in der Hauptsache auf frei willig übernommenen Opfern des Arbeitgebers aufgebaut sind. Der Entwurf läßt Hauskassen zwar dem Wortlaut nach bestehen, enthebt aber ihre Mit glieder nicht von der Versicherung bei der Reichs versicherungsanstalt und nötigt die Hauskassen, aus ihren Mitteln entsprechende Beiträge an die Ver sicherungsanstalt abzuführen. Da nun die Ver sicherungsanstalt bei ihrem kostspieligen Vcrwal- tungsapparat nicht gleiche Leistungen wie Haus lassen gewähren kann, würden, falls der Entwurf Gesetz wird, die Versicherten (an beiden Stellen zusammen) für die gleichen Beiträge ge ringere Renten erhalten, als bei alleiniger Versicherung bei der Hauskasse. Durch das Gesetz in der eingebrachten Form würde unseren Beamten also nichts geaeoen, nur genommen; sie empfinden die drohende Maßnahme als eine zwangsweise Ent ziehung erworbener Ansprüche ohne Entschädigung. Um die Wirkungen ziffernmäßig zu illustrieren, hat unser versicherungstecynikcher Beirat in einer Auf stellung die Pensionen oerechnet, die ein Beamter erhielte, wenn er allein bei unserem Verein und wenn er dem Entwurf gemäß gleichzeitig bei dem Verein und der Rsichsversicherungsanstalt versichert wäre. Er hat für den Eintritt in die Versicherung ein Alter von 20 Jahren und 1500 -4t als Anfangs- gekalt angenommen, welches sich jährlich um 100 °tt erhöht. In diesem Falle würde die Kürzung, wenn die Invalidität unmittelbar nach der zehnjährigen Wartezeit eintritt, auf mehr als 50 <tt pro Jahr, bei Eintritt der Invalidität in höherem Alter auf bis über 700 -4t jährlich sich stellen!" Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Deutsche Bank allein 5816 Angestellte hat. Eine Prügelszene in der türkischen Kammer. Konstantinopel, 7. Mürz. (Tel.) Bei der fort gesetzten Budgetdebatte kam es am Montag in der türkischen Kammer zu einem aufregenden Zwischenfall infolge eines Zwischenrufes Ismail Kemals, der in täppischer Weise dem Groß wesir insinuieren wollte, daß er anläßlich der Veryanolungen über die Bagdadbahn von den Interessenten Geld er halten habe. Trotz Lex heftigen Opposition des Parlamentes wiederholte Kemal >eine Behauptungen und erklärte, die Presse erhielte große Summen, um das Kabinett zu verteidigen. Der Groß wesir ging in höchster Aufregung auf den Redner zu und schlug nach seiner Hand. Dcrwisch-Bei, der Ab geordnete von Serres, versetzte dem Verleumder eine kräftige Ohrfeige, die dieser schw.igcnd hin nahm. Der Aloanese Hassan verlangte die sofortige Bestrafung von Derwisch-Bei, da Las Einrcißen von Tätlichkeiten für das Parlament verhängnisvoll wer den müsse. Nachdem der Tumult sich gelegt harte, sprach Präsident Riza sein Bedauern über den Vorfall aus und schloß kurz darauf die Sitzung. Der Aufstand in Marokko. London, 7. März. (Tel.) Don gutunterrichleier Seite wird bestätigt, daß die Stämme in der Um gebung von Fez im Aufruhr begriffen sind, und niemanden gestatten, die Hauptstadt zu verlassen oder von auswärts her zu betreten. Der Sultan hat Muhallas gegen sie entsandt, doch sind Berich:« eingegangen, wonach zwei von diesen schwereMrß- er folge gehabt haben. Diele Mannschaften seien getötet und verwundet, und sie hätten ihre Artillerie verloren. Paris, 6. März. (TelZ Aus Fez wird vom 3. März gemeldet: Der Stamm Chararda er öffnete gegen die vom Kalifen Elaui befehligie Mahalla, die in der Nähr von Hadjaua lagerte, Feindseligkeiten. Alle Stämme nördlich von Fez sind aufgebracht gegen den Machsen und nament lich gegen Glaui, der sie bedrücke. Die Stämme werfen dem Sultan seine fremden freund lichen Tendenzen vor. Eine von französischen Inspektoren befehligte Mahalla verließ in ausgezeich neter Ordnung die Stadt und bezog gestern bei Hammound ein Lager. Kus Leipzig unü Umgegend. Leipzig, 7. März. Wetterbericht der Könial. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 8. März. Nordwestwinde, wolkig, milde, zeitweise Nieder schlag. Pöhl berg: Nur auf dem Berge schwache Schneedecke, schwacher, rasch verschwindender Reif, glänzender Sonnenuntergang, Himmelsfärbung orange. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, gute Schlittenbahn bis in die Täler, starker, anhaltender Reif, großartiger Rauhfrost, Schneetiefe 260 Zenti meter. * Bürgerjubiläum. Der Privatmann Franz Lud wig Liebeskind in Leipzig, an der Milchinsel 2, feiert morgen sein 50jähriges Bürgerjubiläum. * Berussjubiläum. Der Markthelfer Adolf Mar Vetter rn Leipzig begeht morgen das Jubiläum 25jähriger, ununterbrochener Tätigkeit in der Eisen handlung von Ludwig F. Zangcnberg in Leipzig Leplaystraße 3. Die Dame in Grau. 6s Roman von Anny v. Pannhuy». (Nachdruck verboten.) Sechstes Kapitel. Ratlos schauten sich Lre anwesenden drei Personen einen Augenblick an, dann lief die Jungfer eiligst, um Eau de Cologne, der Direktor, um frisches Wasser zu holen, Stetten olieb allein bei der Bewußtlosen zurück. Ihm schwirrte der Kopf, die Geschichte wurde ja statt klarer, immer dunkler. Warum erschrak die Schauspielerin so sehr, als sie hörte, daß ihre Schwester in der Vorstellung war, und wie rätselhaft klangen ihre Worte: „Also deshalb, deshalb!" Roch ehe der Direktor oder dre Jungfer wieder eintraten, schlug Clarisse Wenbland die Augen auf. Sie strich sich, gleichsam als suche sie sich an das Vor hergegangene zu erinnern, mit der schmalen Hand über die Stirn, seufzte ttef auf, und ein mattes Lächeln huschte um ihre Lippen, als sie bat: „Bitte, Herr Referendar, verzeihen Sie meine Schwäche. Ich kann Ihnen jetzt keine Erklärung geben, ersten» fühle ich mich gar nicht wohl, und zweitens würde die Geschichte, die ich Ihnen erzählen mußte, um mein Benehmen verständlich zu machen, zu lange Zeit in Anspruch nehmen. Vielleicht erzähle rch sie Ihnen morgen abend. Wenn Sie heute nicht ganz besonders Wichtiges zu fragen haben, wäre es mir am liebsten, nichts mehr von dem Diebstahl zu hören. Ich oin nervös und möchte mich schonen, um heute abend die „Nora" gut zu spielen; ich hab« eine tüchtige Scharte bei dem hiesigen Publikum auszu wetzen, denn mein Spiel gestern abend war miserabel." „Nun, gnädige» Fräulein, ganz so schlimm war es nicht", widersprach höflich der Referendar, „doch werde ich Ihren Wünschen gern Nachkommen. Nur eine kleine Frage möchte ich mir noch erlauben, wenn es Ihnen recht Ist." „Wenn sie wichtig ist, gewiß." Eben schob sich die Gestalt de» Direktor» durch die Tür, wie Siegertrozchaen trug der Nein« Herr in der rechten Hand eine Wasserkaraffe, in der linken ein Glas, von der andern Leite huschle die Jungfer mit der Flasche Eau de Tologne herein. Beide sahen zwar ein, daß die Dame ihrer Hilf« eigentlich nicht mehr benötigte, dennoch mußte Fräulein Wendland dem Direktor den Gefallen tun, ein Glas Wasser zu trinken, und der behenden Schulz gestatten, ihr die Stirn mit der erfrischenden Eau d« Cologne zu be feuchten. „So, gnädiges Fräulein, nun schnell noch meine Frage, dann werde ich Sie heute, falls es nicht un umgängig notwendig, nicht mehr stören." Stetten griff in die Tasche und holte das Etui hervor. „Ich habe hier ein Etui, auf das mir die Beschreibung Ihres Eigentums zu passen scheint, nur muß ich Sie vorbereiten, es ist leider leer? Er hielt der Schauspielerin den kleinen Lederkasten entgegen. Diese griff mit bebenden Fingern danach und öffnete es. „Leer", murmelte sie mechanisch. ,^Leer", wiederholte automatisch die Jungfer. „Leer", brummte auch der dicke Direktor. „Leer", bestätigte noch einmal der Referendar. „Sie erkennen also das Etui als das Ihrige, als das, in dem sich das Brillantkreuz befand?" fragte Stetten. „Gewiß", antwortete Clarisse Wendland, und die kleine Schulz fügte hinzu: ,,OH, das Etui kenne ich bestimmt unter hundert gleichen heraus. Sehen Sie hier den kleinen Tinten fleck', rechts in der Ecke zeichnete sich deutlich von dem schneeweißen Samt ern schwarzes, längst nicht erbsengroßes Pünktchen ab — ,chas ist ein sicheres Kennzeichen. Das gnädige Fräulein schrieb einmal in der Garderobe eine Postkarte, da entfiel ihr plötz lich der Federhalter, und dabei tropfte ein Klecks gerade aur das Etui, das geöffnet neben dem Tinten faß stand/' „Also über die Identität des Kästchens gibt es keinen Zweifel" unterbrach Stetten die Jungfer, die sich über die Geschichte mit dem Tintenkleck» noch de» näheren verbreiten wollt«. „Ja, es ist das Etui, in dem das gestohlene Kreuz lag." Die Schauspielerin bekräftigt« ihre Worte noch durch eine energische Kopsbewegung; „doch sagen Sie, Herr Referendar, wie kommen Sie zu dem Etui?" Neugierig spitzten auch der Direktor und die Jungfer ihre Ohren. Doch di« Antwort, die Stetten gab, befriedigte wohl niemand. Er zuckte die Achseln und erwiderte: „Darüber, gnädiges Fräulein, kann ich erst sprechen, wenn ich die Diebin habe, man verwischt sich zu leicht eine Spur dadurch, daß man sie zu vielen zeigt. Und nun muß ich mich empfehlen" er erhob sich und griff nach seinem Hut, der Direktor folgte seinem Beispiel, und Stetten verabschiedete sich von Clarisse Wendland mit dem Versprechen, sie heute nur noch aufzusuchen, wenn es sich um etwas sehr Wichtiges bandeln sollte, oder wenn der glückliche Fall einträfe, daß er ihr das wiedergefundene Schmuckstück bringen könnte. Er hätte gern noch ein mal das Gespräch auf Rita von Predewitz gebracht, aber er wagte es nicht, er fürchtete eine neue Ohn macht. Die beiden Männer gingen noch ein Stückchen Wegs zusammen. „Haben Sie die Ohnmacht begriffen, Herr Referen dar?" fragte der Direktor des Kunsttempels. Stetten schüttelte den Kopf, daß er irgendeinen geheimnisvollen Zusammenhang zwischen dem ge stohlenen Kreuz und der Schwester der Schauspielerin vermutete, behielt er vorläufig noch für sich. Jetzt war es dreiviertel zehn, um zehn Uhr sollte die „Nora"-Probe beginnen; vor dem Theater trennten sich die Herren. Stetten überlegte, was er nun tun sollte. Das Etui war aus dem Berliner Schnellzug geworfen worden, also wies die Spur nach Berlin, die ver dächtig« Sängerin aber hielt sich noch hier auf. Der nächste Zug nach der Hauptstadt ging um zwei Uhr, er hatte also genügend Zeit, die im „Anker" abge stiegene Dame zu oeobachten, wenn es nötig sein sollte, fuhr er dann mit dem 2-Uhr-Zuge nach Berlin, dort wetter zu recherchieren. Jedenfalls besaß die Diebin einen Helfer bei dem Diebstahl, sie selbst blieb hier, um im Notfälle ihr Alibi nachzuweisen, indessen sich die zweite Person mit dem kostbaren Gegenstand aus dem Staube machte. So war es! — daß ihm da» erst jetzt einttel. Er beschleunigte seine Schritte, den Kommissar hatte er vollkommen vergessen. Eifrig damit beschäftigt, in das Chaos seiner Beobachtungen etwas Ordnung zu bringen, bog er um die Ecke der Straße, in der sich das „Hotel zum Anker" befand, beinahe wäre er mit einer Dame in grauem Kostüm zusammengerannt, di« von der ent gegengesetzten Seit« kam. Auch sie schien tief in Ge danken verloren; mit abwesendem Blick streifte sie Stetten» Gesicht, dann trat ein Ausdruck, wie ein plötzliches Erkennen, in ihre Augen, sie erinnerte sich wohl des Herrn, der ihr gestern den Theaterzettel aushob und sie mit ihrem Namen ansprach. Stetten blickte in das wunderbar schöne Antlitz der Sängerin, deren goldrotes Haar gleich einer Aureole über der weißen Stirn schimmerte. Eilig ging die Dame vorüber. Stetten drehte sich um und ging ihr nach. Sie be fanden sich nun in der Theaterstraße, da drüben er hoben sich breit und protzig die weißen Mauern des mächtigen Theaterbaues. Ganz am Ende der Straße tauchte eine weibliche Gestalt auf; mit seinen scharfen Augen stellte Slettcn fest, daß es Clarisse Wendland war, die wahrschein lich zur Probe ging. Die vor ihm Hinschreitende mußte wohl gleichfalls die Schwester erkennen, denn sie blieb einen Augen blick wie gebannt stehen, drehte sich dann blitz- geschwinv herum — Stetten hatte gerade noch Zeit, in den nächsten Hausflur zu treten — und verschwand um die Straßenbiegung. Sie floh förmlich. Stetten hatte anfangs Mühe, ihr unauffällig zu folgen. Allmählich verlangsamte sich ihr Gang, ein mal blieb sie stehen, um sich bei einem Vorüber gehenden anscheinend nach dem Weg zu erkundigen. Dor der Villa des Sanitätsrates Thilo machte sic halt, drückte auf die Glocke und ging, wie der Referendar sah, in das Haus. Sonderbar, und wiederum auch nicht, denn der alte Sanitätsrat war ja ein wert und breit be rühmter Halsarzt, vielleicht wollte sic ihn in dieser Eigenschaft konsultieren. Nachdem Stetten, in sicherer Entfernung die Villa im Auge behaltend, eine halbe Stunde auf und ab promeniert war, sah er die Erwartete wieder aus dem Hause kommen. Rita von Predewitz kehrte in den „Anker" zurück. Ein Diertelstündchen darauf saß Stetten im Restaurationsraum des Hotels uird trank ein halbes Fläschchen seiner Lieblingsmarke. Der Wirt und ein junger, unverheirateter Arzt hatten sich zu ihm gesetzt und er kannegießerte ein bißchen mit den beiden, doch beobachtete er dabei vorsichtig die Sängerin, die sich am anderen Ende des .leinen Saales niederließ und beim Kellner etwas bestellte. Eine entzückende Grazie gab den Bewegungen des schönen Weibes etwas Apartes, wie sic sich setzte, den Schleier vom Hut löste, das wirkte alles anders als bei den meisten Frauen, das war so ein gewisser an geborener Charme, der sich nicht anerziehen läßt. Auch die Sängerin hatte Stetten bemerkt, aber nicht die geringste Notiz von ihm genommen, nur so ein flüchtiger, ein wenig verächtlicher Blick war vor-