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ftbenb-fluogabc A»• f üt *«tpj>0 und Vorprt* durch unfett Cr8f«r und W^Uy üp i «l| K • gptöltcurt 2 mal täglld) In» t>aus gebracht: 40 Pf. ■»MtU«/t.70 Hit. oltrtclldbrlid). Oti unfern Filialen und ftanabme* (teilen abgebolt: 7S Pf. monatlich, Pit. oierteljäbriicb- •■rA Oie poft: Innerhalb Deutschland» und der deutfehen Kolonien »lertelltlbrltÄ 3.00 Ulf., monatUA 1.20 mt., au»f<t)litßlld> Poftbeflellgctd. Da»Xelpjigcr Tageblatt erscheint 2mal täglich, Conn» u.Jeiertag» nur ImaL Redattien und AefAäftsftelle: ^obanniegaffe ttr. «, Jernfprccb'flnfchlub tlr. 14002, 14003 und 14004. berliner Redattion: 3n den Jetten 0. fernfprcch'finfcbluft: flmt llloablt llr. 407. Amtsblatt bes Kates unb bespolijäatntes ber Stabt Iteipzig 107. Jahrgang fdr Jnfrratt au» Icipjig und Umgebung df« pniClgenprei|K. ifpaltiaePetitjrilriSPf., dirnrtlame.ullrimt. oon auetoärt» 30 Pf., Retlamen 1.20 ttlf. Onferate oon Debdrdcn Im amtllAen geil die Petitjeile SO Pf. eefchdftoanjeigen mit piagoorfArift Im breite erbdbt. Rabatt nach larif. Seilagegebübr: eefamtauflaga 3 tnt. pro Saufend extl. Postgebühr. Ceilbellage bäber. Rnjelctn»Rnnabme: Jobnnnlogaflre t, bei fdmtliAen filialen und allen Annoncenexpeditionen de» 3n» und Auslände«. ecfchäfteltelle für Serlin und die prooini Dranöcnburg: Derllii W. 10, OTargarethenprafJe S. $crnfpred)«r tüfyow S071. Direction Walter $tiegel. Ur. 464. .Freitag, den 1?. September. 1913. Das Wi(hti0|tc. • Sn 3 a pa n fpißt i ,tf ) N® Sage immer meßt zu; man erwartet für bie nädpten läge einen ft a b i» nettsme^fel. (S. Seitart.) • Die nädjfte 3ufammentunft her tür» tifä)en unb bulgatifdjen £5riebcnsl>clc = gierten in ftunftantinopcl ift auf Sonnabend verfdjoben. (6. bef. Art.) * Jn 53 a f e l fanb am Donnerstag bie Gin* weißungbesneuenbabiidjcnVcrfoncn* baßnßofes ftatt. (6. Sftadjr. v. läge.) Die kriegslustigen Japaner. I o t i o, 11. September. (D r a ß t» m e 1 b u n g.) Die Aufregung Des Vol* fes ßat fidj bie leßten Sage außerorbenb litfj gesteigert. Die Regierung ßat ihre an Gßina geridjteten gorberungen betanntgegeben, unb ißre Vrefie eriidrt, baß man auf einer f o f o r t i g e n 6 e» n u g t u u n g befteßen werbe. Iroßbcm ift feine Serubigung eingetreten, unb einftabinettswecßfel wirb für bie nädjften Sage erwartet. $ie japanifdje Regierung wirb, barüber ift fein ^weifet, mit jebem Sage gegen bie erregte ©olfqtimmung iDiberftanbälofer, unb es über rafft nidjt im geringften, Wenn faßt bereite ein S'abinettenjedjfel angefiinbigt wirb. Cb bann Ruße eintreten wirb, ift fraglicf). Viclleidjt wirb gjapan eine Revolution erleben, bie nidjt weniger lutig »erlaufen wirb als bie (SfjinaS. Aunädjft verfudjt bie Regierung bürd) ein fdjarfeä Vorgeßcn gegen (Sfjtna bie Voltejtint- ‘muHjjim eigenen £anbc ju befdjividjtigen. ißic ber Traßt aus geling berichtet, bat bort feine gorberungen überreicht. Sie beziehen fidj auf eine 9?eilje von QJefchwerbefällen. 1. bie SRarterung beS japanifdjen Leutnants Rißimira in öanfau am 11. Sluguft, ber mit herunter- geriffener Uniform an ben $änben aufgeßängt würbe, 2. auf bie Verhaftung eines anderen CffijierS in Sdjantung, 3. auf bie Tötung von Japanern in Ranting unb fdjlicßlidj auf bie Vc- leibigung ber japanijdjcn gähne, jjapan forbert Gntfdjulbigungen, Vcftrafung ber «Sdjulbigcn unb ßaßtung einer CntfdjäbigungSfummc, bereu Höhe fpätcr feftgefc&t werben folle. Von bet japanifchcn Cöcfanbtfdjaft würbe erflärt, baff China bie gorberungen u n v c r 3 ü g l i dj an nehmen müf)c, anbernfallS würben bie nötigen EDfaßregeln fofort eintreten. S 2lngciid)ts ber mafj« Völlen gorberungen werbe erwartet, bafj China leine (Sdjwierigteiten madje. Ohne erft bie 'Jlntwvrt Chinas absuwarten, hat bie fapanifdjc '«Regierung bereits eine glottc von brei Streitern unb einem .Stanoncnboot vor IRanting crfdjciiten laffen unb fjunbert ilRann füllen gclanbct worben fein. Unter biefen Um* ftänben wirb eS bie djinefifefje ^Regierung taum wagen, fidj eine Sebenfjeit auäjubitfeit, unb bicS um jo weniger, als bie gorberungen Japans nicht übertrieben finb. TdS äußere JRcdft ift SWeifelloS auf feiten ber 3 a V nncr < «öi't leineSwcgS bejagt, baß ihr Verhalten einwand frei fei. 'Plan hat von Tofio aus eine 3Wci- bcutige ißolitit getrieben, ober ridjtiger, eigcntlidj eine feljr einbeutige bereit Cnbjwcd bie «Herbeiführung einer guten ober fdjlcditen Ge legenheit 31W Cininifdjung war. Unb biefer .ßweef ift, wie man ficht, erreidft. Cb bie fapaniftfjc tßrcjfc bicS ablcugnet ober nidjt: eS ift bctannt, baß von gapan auS bie '2lufftänbifd;en in China mit Söaffen unb Gelb verfehen würben. Daher alfo ber Verger über baS gchlfdjtagcn bcS ganjen Unternehmens. Cr ift um fo begreiflicher, als biefc llnterftüßnng felbftvcrftänbhch nidjt ohne Gegcnlciftung er folgte. Die gührcrjdjaft ber Vufftänbifdjcn Der* jpradj ben Japanern alles, was fic verlangten, vor allem fällten ihnen große .vanbelSvorreditc unb 'Jlieberlafiungcn am jufallcn. SRit anbern Sorten: iübdjina würbe ihnen halb unb halb auSgeliefcrt worben fein, wenn — bie Sa die geglüdt wärc.JRidjtia ift, baß bie offizielle ^3oli- tit ber japanifdicn '«Regierung eine ^djwcnfung vornahm, als baS Spiel zu gefährlich würbe unb bie Vufmerlfamfcit bcS waajfamen verbünbeten CnglanbS erregte, baS befanntlidj ebenfalls in »Sübdjina nodj ein gutes Gcfchäft 311 machen ge beult. < GS trifft fid) nidjt übel, baß gcrabe jeßt über bie Cntftchung beS cnglifrfj-japanifdjcit «BünbniffeS 'JläljercS befannt wirb. fRadj ben von fapanifdjcn Vlättern vcröffentlidjtcn 'Aufzeich nungen beS bamaligen UnterljänblerS, beS Gra fen öatjafi, hatte gapan vorgcfdjlagcn, Teutfajlanb in ben Vunb aufAunchmen, üorb £anSb0wnc machte aber Sajmicrigfeiten: cr wollte erft ben Vertrag mit gapan abfchliefjcn, unb bann f ö n ne Dcntfdjlanb zum Veitritt auf- geforbert Werben. @0 fdjeint benn auch bie «Sadjc angebreht worben zu fein. Der Vertrag auf gegen teilige Unterftüßung in einem oftafiatifchcn Kriege tarn zwifdjen Vonbon unb Totio zuftanbe. 'AIS bann '«RcidjSfanzler gürft V ü l 0 w zur Ve- teiligung eingelabcn würbe, leljntc er Ijöflidjft ab. 'AuS wcldjcn Grünbcn, ift auS ben Aufzcidj* nungen beS Grafen «Hatjafi nidjt tlar 311 crjcljcn. Angeblid) lagen 2ReinungSvcrfdjicbcnheiten über Verfdjicbcne gragen vor. CS war bie Jcit ber «Spannungen. Vicllcidit ift in biefen Vorgängen eine ber Urfachen für bie in gapan fo rafdj auj- gcivadjfcnc b e u t f dj f c i 11 b l i dj e S t i m m u n g 3u fiidjcn, bie heute nidjt nur anljält, jonberii audj burdj bie japanifdjc Vrcffe Tag für Tag burdj bie gchäjfigften Vcrbädjttgungcn gefteigert wirb. Sin Aufrollen beS jog. afiatifdjen Problems im Sinne einer entfdjetbenbeii meltpolitifdjcn AuSeinanberfeßung ift f e ß t troß ber Drohungen Japans taum 311 bcfürdjtcn, obwohl nidjt'31t Verfemten ift, baß bie Dinge immer meljr auf eine Cntfdjcibung zutreiben, gapan cntwicfelt fidj ftetig zur erobernben SRadjt, unb bie Äurücf- Ijaltung feiner ^Regierung ift nodj fein VcweiS, baß fic biefer GntWicflung wiberftrebt. ghrc Vorjidjt erflärt fidj zur Genüge auS politijdjen unb bijnaftifdjen Vefürdjtungcn. Die ^Regierung Will nidjt alles auf eine Starte feßen. gebenfallS läßt fidj auS biefem Veifpicle wicbcr lernen, baß eS nidjt immer, wie von ber Sozialbemo- fratie fo gern behauptet wirb, Ijöfifdje 'JLRadjt- habet unb eine „gcwiffcnlofc Diplomatie" finb, bie auf baS VoSfdjlagen brängen: bie VollSfciben- fdjaft ift eS, bie oft genug bie Vernunft 51t- fdjanben madjt. * * * Dolio, 12. September. (D r a h t me Ib u n g.) China erflärte münblidj feine Sereitwilligfett, ben japaniidjen gorber ungen na dj 3 u 10 m = men. Sollte China unter $intveis auf bie Aot- roenbigteit, bag Grcebnis ber llntcrjudjunn bcs Stniidjenfalles von Aanfing abzuwarten, mit einer ormcllen 'Antwort Sägern, fo beatiiditiat Japan ent- (hiebene SRaßnahmen. gelbmarfdjall 7) a m a g a t n jält vorläufig eine größere Irupnenienbung nach China für verfrüht. 21. Deutlicher Hittnaltstae. Hg. Sreolau, 11. September. lieber bie grage: „(Empfiehlt es fid), gegen bie UeberfüHung beg Ans waltftanbes WRaßnahmen ju ergreifen?“ referierte Aecbtganinalt $ans §cufcr - Aeumarft i/Dberpf., Vatjern. Gr ging von bem leitenden ©es bauten aus, baß ber Anivaltgbcruf ein wichtiger unb unentbehrlicher gattor im ftampf ums Aedjt ift unb ihm baruni Tattraft, Türfjtigteit unb 'Arbeite* freubigteit in befonberem 2Raßc erhalten bleiben müffen, baß ber Anwaltsberuf eine ars liberalis ift unb feine greifjeit nicht angetajtet werben bürfe, unb baß enblidj bet Anwaltsbcruf überfüllt ift unb unb aue biefer UeberfüHung ernfte Gefahren für bie Grijtenz bee einzelnen wie' für ben inneren mora* lifdjen Sßcrt unb für bie äußere Sßertfdjäßung bce ganzen Stanbes brohen. Die erften beiben Tat* fachen bebürfen feiner weiteren Vegrünöung. Die UeberfüHung beg 'Anwaltgftanbeg ift nodj auf bem 211’waltgtagc in 5Bürzburg 1911 umftritten worben. 2lber, wag bamalg, wenigfteng für ung Vatjcrn, eine fefiftehenbe Tatfadjc war, bag ift nun jum Gemein* gut ber Grlcnntnig ber gefamten beui’djen Anwalt* fdjaft geworben. Die Statiftit beweift biefc Tat* fachen. 9lm 1. Januar 1880 gab eg in Dcutfcßlanb 4091 Aedjtsanwälte, am 1. Januar 1891 = 5317, 10 Jahre fpäter 6831, 1911 bereite 10 817, unb im heurigen Sommer betrug unfere 3-ahl 12 405. Die UeberfüHung bringt ein Sinfcn beg inneren mora* lifdjen SEertcg unb ber äußeren SPertfd'äßung beg Stanbcg mit fid>. beim ungenügenbeg Gintommcn fdjafft Auowüdjfc ber ftonfurrenj. Gibt eg SRittcl, welche imftanbe finb. ber UeberfüHung beg An* waltbcrufeg unb ihren nachteiligen moralifdjen golgen zu ftcucrn, ohne anberfeite greitjeit unb Tüchtigtcit beg 53crufcg anzutaften? 'JAan hat ung bie Gcbührenerhöhung empfohlen. Db fie aber für fidj allein eine vöUigc Gejunbung herbei* führt, fteht auf einem anderen 53latt. Da tommt weiter ein fdjwerfäHigcr Gcfelle baßer, ber fefjon burdj ben buntlen ftlang feines Aamcng fein mür» rifdjes SBcfen verrät: ber numerus clausus. Dort hinwiederum erbliden wir bie etwas freunb* Höheren Gejidj'tcr ber Sßartezeit unb ber 'Röft* Jdjcn Hödjjtziffcr; neben ihnen bie ariftotra* tifdjc Gcftalt ber Qualitativen Auslcfein ben Prüfungen unb einen rabitalen Jüngling, ber uns mit bem 3uruf: „prinzipiis obsta" bringend empfiehlt, fdjon bei ben Äeferenbaren ober gar bei ben Gcjmiiafialabituricnten mit ber Heilung zu be ginnen. Dag finb fo bie zunächst in bie Augen fpringenben Helfer aus ber Aot. (Hcitertcit.) Aadj einer llnterjudjung ber jpezicHcn iß i r * tung beg numerus clausus auf bie Amts* geridjteanwälte unterbreitet ber '-Redner folgcnbc Aefolution: „Der Anroaltgftanb ift überfüllt. Durch bieUeber* füHung ijt ber innere Jßert unb bie äußere 2Bcrt* jchätjunp beg Stanbcg gefährdet. Go ift bringend notwendig, Abhilfe zu fdjaffen. Der numerus clausus ber Anwälte aber bildet in leinet ©eftalt ein geeignetes Hilfsmittel. Aufgefaßt im Sinne bet behördlichen 3ulaffung oon gaU zu gaH madjt et ung, insbesondere in bet ©e* füllt beg Tlencrowißidjen Voridilages. zu Veamtcn, bringt ung in eine birette Abhängigleit von bet Jujtizverwaltung unb hebt fo bie gretbeit bet Aovo* tatur auf. Audj bag Snftcm bet Höfftzabl mit An* melbeliften ift, abgefeßen von bet laum zu löfenben Scbwierigteit, eine innerlich gerechte Hödjftaaljl zu finben, zur ©ejunbung unterer Verßältniffe nidjt I brauchbar. Go macht entweber, inbem eg die Un= | bemittelten unb damit viele tücljcige fträfte dem Vcruf fcrnfjält, biefen zu einem Privilegium ber Reichen unb fdjäbigt fo glcidjfaUg feine gretbeit, ober eg fdjafft ein Proletariat von Anwärtern zum Sdjabcn beg Stande«. Jn jedem gall führt es außerdem zu beben llichcc Auoidjaltung jüngerer Glcmente und damit zur Verminderung bet bem Arwaligftanbc für die GrfüHung feiner Aufgabe un* erläßlidjen latlraft uno Arbeitgfreubiglcit. — güt bie A m t g g c r i dj t g a n w a 11 f dj a f t alg foldje ift bet numerus clausus wegen beg an den Heineren Orten ohnehin fidj leidjter von felt'jt regulierenden gugange an unb für fidj cnt'behrlid). Jm jufammen* bang mit feiner (Einführung an ben ßanbgeridjten aber würbe bie für biefen gall allgemein beabfidjtigte Afaßregcl, bie Amtggeridjte freizulaffen ober bie Hödjftzahl je auf minbefteno 3—1 zu beftimmen, mit Aotwcnbigteit einen übermäßigen 3ugang zu ben Amtegcridjtcn erzwingen unb fo bie Sage ber Amts* geridjteanwaltichajt erheblich jdjäbigen.“ Der Acbncr fdiloß mit bem 'AopcH, fid) bei ber fühlen Prüfung biefer gragen nur von ber ernilen Slbfidjt leiten zu laffen, «Heg zur Grhaltung bet hoben Stellung beg Anwaltgftanbeg auch für bie 3u* tunft beizutragen. (2ebh. -BeifaH.) Der zweite Acfcrent Jujtizrat Dr. Gchulje=Dclißidj führte aus: Die '.Reform ber Acdjteanwaltfdjaft, wohl beg einzigen ©ejeßeg aug ben 70er Jahren, bag nod) nidjt abgeänbert ift, ift nidjt mehr aufzufdjiebcn. Der Auf, greitjeit unb Hnabljängigtcit beg Staubes fei bebroljt, fdjredt ung nicht, eigentümlich übrigeng biefer Auf nadj greiheit aus bem SRunbe von 'JRänncrn, bereu Jbeal ber Anwaltszwang ift. fteiner von uns beult daran, an ben Grundpfeilern bcs $3e* rufg zu rütteln. Jm ©cgcnteil. 5ßir wollen ben Anwalt wieder fo frei unb unabhängig machen, wie er früher war, unb wie er bei feiner jetzigen wirt* fdjaftlichen Sage gar nidjt mehr jein tann, audj poli* tijdj. Der Vorfdjlag, baß man fidj zunädjft einen Ißohnjiß aniveifen laffen muß unb erft nach fünf Jahren bamit wedjfeln tann, wiberfprirfjt bem ©runbfaß ber greizügigteit. Die Vorfdjläge, Orte, an denen genügend Anwälte vorhanden gnb, zeit weilig gegen weitere gulaffungen zu fperren, Hingen feljr verlodcnb, müffen aber eine vöHige Unterbin’ bung jeber gulaffung auf Jahre hinaus zur golge haben. Denn welcher Drt ijt nidjt überfüllt? Am nädjiten tommt bet £ ö i u n g biefer jdjwierigcn grage Sdj wcring. Das von ihm gegen bie UeberfüHung vorgejdjlagenc SRittcl: gleiche ASartczeit für bie AnfteHung von fRidjtern unb 3ulafiung von Anwälten ift zwar nicht empfehlens* wert, aber ber ©runbgebante ijt richtig. 53 ö 11 i g c Parität zwifdjen Aidjtcr unb Anwalt ift anju« ftreben; beides finb notwendige Organe ber fRcdjts* pflege. SBenn bie Anwaltfdjaft nicht mehr bas Sammelbecfcn für alle bie Glcmente bildet, bie zum Adjtcr ungeeignet finb unb barum audj oft in bem nicht minber idjwercn Anwaltsberuf verjagen, wirb fie ihre alte ftol-e Höljc wicbcr erlangen. Dann wirb audj bei bet bejchränttcren Jaljl der Anwärter bie llcberjüHung aufhören. Der '.Referent fdjlägt neben biefem Hauptmittel noch vor: 1. Ginfüßrung einer zweijährigen Pc* f dj ä f t i g u n g b c i e i n e m Anwalt, bamit bet Anwärter auch bie ungeschriebenen ©efeßc bes Staubes gründlich tennen lernt. 2. Schufs heßerer Ausübung ber Auffidjt unb letzterer Abflößung ungeeigneter Glcmente T e i * lung ber übergroßen ftammerbcsrrtc unb Grmöplidjung ber Teilnahme aller ftlafjcn ber Anwaltfdjaft an ben Arbeiten ber ftammer burdj Schaffung eines auf modernen ©ninbfäßcn aufgebau* ten 2E.ahlred)ts für Die 5Eafjlen zum ftammer* vorftanb. Der ^Referent bittet bie Perfammlung, biefen Poridjlägcn im Prinzip zuzuftimmen. unb beantragt weiter, zufammen mit ben ftoHegcn aus ^Rheinland* SEcftfalen und anderen greunten ber Sach? eine ftommifiion zu bilden, ber bie SEeiterausarbeitung ber Porjdjläge übertragen wirb. An bie beiben Referate fcßloß fidj eine längere Ausiprcdjc. 3ur Abftimmung pcjtcllt würbe folgen* ber Antrag bcs Referenten Dr. Sdjulze*Dcli!’‘dj: „De. UeberfüHung bcs Anwaltjtanbcs tann nur ourdj 'JEieberherftcIlung ber völligen Parität von Richtern unb Anwälten abgeljolfcn werben. Alle bisher vorgejchlogcncn Riittel baju finb nidjt geeignet." Gg würbe jebodj nicht über biefen ?lntrag abgc-- ftimmt, fonbern eg würbe in Hebcreinftimmung mit ben beiben Referenten bcfdiloffcn, baß zufammen mit ben Rechtsanwälten aus Rheinland und SBcftfalen eine ftommiffion gebildet werben foll, ber bie ißeiterbeurbeitung aller bisher gemachten Porjdjläge übertragen werben foll. Aaüjfdjau auf’s ftaifermanener 1913. (Son unferem Sonberberichtcritatter.) P. greiburg i. Gcßl., 11. September. Die 9Eaffcn ruhen. Der Rrieg im grieben ift zu Gnbe. Der gebarnifdjtc SRenfchcntnäucl, ben bie eiferne Umarmung bes 5. unb 6. Armeetorps am lebten SRanövertage zujammcngefdjweißt hat, ent« wirrt fidj, unb zu Ruß, zu Roß. Rab unb SBagen unb mit ber (Eifenbaljn ziehen bie Truppen ihren Stanb* orten wiebet gu. Rur in greiburg, im SRanöoer« lager Der ßeitung ber großen ftriegsprobe, bie fid; in ben letten 3 Tagen vor unfern Augen (unb Obren!) abgefpielt bat, finb noch bie zur Ceitung fommanbiert gewejenen Rlannfctjafttrupps zutiid» geblieben, um bem Städtchen bie gricbeng» pljpfiognomie wieder zurüefzugeben, bie ihm bie Seitungsanlagen für Telearavbie unb gernfpruxh. Die SEegcbezcidjnungstafcln, bie Cidjtzufüfjrung unb berglcidjen genommen hatte. Graf 3 e p p e l i n ift abgercift, General v. 2R 0 11! e, ber Generalftabs* chcf, unb feine Amtsfamerafbcn aus Ccftcrrcidj unb Jtalicn. bie ber ftaifer noch einmal am geftrigen Tage z« einem grüfjftücf in feinem Hauptquartier um (ich verfammclt hatte, alles ift abgebampft. Die Ruh»?, bie bamit in ben aufgeftöberten Ort wieder eingezogen ift. gibt audj bem Pcridjtcrftatter, an Deffen Gcfdjäftigfeit bie Haft ber Tagesberichte von größter Gilc bilticite Anforderungen (teilte, nun Ge legenheit, abfeits der ftette ber tattifdjen Vorgänge, gcwifjermaßeii retrojpcltiv unb gleidizciitg aus ber Vogclfdjau über bas dreitägige Gcfamtbilb hervor« zuheben, was ber eilenden, an bie Darftcllung bes Ginzcltages gebuntenen gebet entging. Die Anlage bes Rlanövers durch ^hef bcs Gencralftabcs ber Armee, Gene* ral v. 3R 0 11 le, cntfpradj einem befonberen SEunfdje bes ftaifers, einmal einen ftampf zweier Armeetorps Zur Darftcllung zu bringen, deren jebes als beider* feitig angelcljnter Teil einer großen Armee aufzu treten hatte. Um ben '.Breitenraum audj tatfädjlidj auf bas jebem ftorps zugebadjte Rlaß zu bcfcfjränten unb auch ftdjtbar feftjulegen, würben bie A n f ch 1 u ß* truppen ber Radjbartorps t a t f ä dj l i dj auf* g e ft e 111 unb nicht nur burdj Annahme in bie ©e« jamtlinic ber operierenden Armeen eingefügt. Jn einer Sage, wie bie burdj bie diesmalige ftriegslage gegebene, werben fidj unfere 'Armeetorps im Gruft* falle in ben weitaus meiften gällen befinden, benn eine ftriegsarmec, aus 5, 6 unb mehr ftorps be* ftchcnb, wirb immer nur ben beiben glügeltorps nach ber freien Seite hin Spielraum laßen tonnen, bie eingcfcfjloffenen ftorps haben greiheit nur nadj ber Tiefe; in bet 53reite befdjräntt fie bie Anlehnung au bie Radjbartorps. ©erabe bas hierdurch gebotene 53eadjtcn bet ©cfamtlinie, bas gemeinfame Spiel aller ffiefedjtsträfte nach bem einen hin, welches vom 5BiIlen bcs Armec*Obcrtommanbos gewiefen wirb, bie greiheit ber Gntfdjließng innerhalb ge gebener Grenzen für 3«it unb Raum, erfordert mehr Spannung aHcr Organe, mehr „Del“ für bie ftampf* mafdjine, fubtilere Antriebsarbeit, als bas ungebun* bene ober einfeitig freie Auftreten eines Armeetorps. Die Durchführung der Aufgaben bei beiben ftorps hat audj gezeigt — unb ber ftaifer gab feinet 'Anertennung in ber Schlußbefpredjung hierüber unumwunben Ausbturf —, baß güljret unb Truppe ihre greiheit in foldjer Vefdjräntung nicht verloren unb ben Angriffstricb bes beutfdjen Sol* baten, bet ben £>ieb immer nodj für bie hefte Varabe hält, nidjt üertiimmern ließen. Der Draufgänger bcs 5. ftorps, General v. Strauß, bem bas größere ftraftbewußtfein in nuinerifdjcr Vez’c'hung gegenüber bem nur zäh nnb unter beftänbigen Offenjivverfudjeii zurürfgehenben 6. ftorps für bas Vorgehen 5lrm in Arm mit feinen Radjbartorps eher Schwingen als Hemmung verlieh, fanb aber in General von Vrißel- miß einen Gegner, ber fidj nur zoHiveife ben Voben nehmen ließ, ’beffen rüefgängige, offenfiv verzögerte Vewcgung aber jcbließlirfj nicht nur eine golge bet SEaffenwirtunq feines Gegenübers allein, als viel mehr audj feiner Abljängigtcit von bet roten ©e- iamtarmec fein mußte. Stebtrcidj unb intereffant zu gleich war bie Heranführung ber 43. Divifton mit ber Gifcnbaßn mitten in ben im Gange befinblidjen Vormarfdj am erften unb mitten in bie bereite entbrannte Sdjladjt am zroejten Tage. Teile bet Divifion traten bereits ins Gefecht, als noch bie Gntlabung nid;t bcenbet war. 5Ecnu man anfänglich zu bem Glauben geneigt war, baß bie feitlidje Raumbefdjräntung teinc befonberen Rlarjchleiftiingen von ben Truppen fordern würbe, fo gab man biefc 5lnnahme fetjr bald auf. Denn gcrabe bei bem blauen ftorps, unb namentlich bet ber bahnbeforber« ten 43. Divifion, ergaben fidj für einzelne Teile, jo für ben am leßtcn Tage burdj bas Gebirge gegen bie rote 12. Divifion vorfteßenben, 'JRärfdjc von 40 ftilo* metcr ohne bie Gefechtsbewegungen. Das voUe 'JJfanöoergcpäd unb bie latfache, baß Grgänzungen ber VataiHone zu 700 OTann burd) (Einziehung von Referviften erfolgt waren, fpredjen bann deutlich genug für bie Rlarichfertigtcit. Die ftavaHeriebtoifion non Rot. 6 Reiterregimenter, bie reitende Abteilung bes gclbartillctiercgimcnts 5, bie 3RaId)incngcwchr- abtciluiig Rr. 8 unb bas JägerbataiHon Rr. 6 mit ber er ft malig auftretenben Rab faßte r- abtcilung netft fonftigen tedjnifdjen 3uteilungen, am erften Tage ,’wiidjcn ben gronten ber vorrüdenben Truppen, bann aber Ijicbhercit hinter ben roten fttäf« ten, wcdjfcltc ihre ursprüngliche Aufllätungsaufgabe in eine Gcfedjteaufgabe um. 5Eo fie bann, wie am letzten Tage, zur Attade hcranitürmte, war biefer Vrcboro Ritt (allerdings gegen infantcriftiidjcn Geg ner) vom Gcfedjtsaugenblid biftiert unb nidjt ron bem Gebauten einer Attade um jeden Vrcis. Das verdient beionbers heroorgeboben tu werben, ebenjo ihr Gingreifen mit aHen verfügbaren ftarabinern zur gußvertetbigung in ben roten SteHungen am letzten Tage. Die Attade felbit, wie fdjon im leßten 53e* richt erwähnt, war ein Dpjcrritt, aber opferlofe Attaden gibt es nidjt, unb wenn ißt auch nur, wie bies ber galt war. eine vorübergehend aufßaltcnbe 'JEirtung zugeiproeßen werben fonnte, jo wat bies doch fein ganz nußlos auffjcroanbter Sdjneib. bet bie braven Gäule jogar in jaßem Sprunge übet bie Schützengräben ßinwegtrug. Die gelbartinetie unb bie jdjwete Artiftetie, deren eindringliche ©cftfnitjfpracßc ben Auftatt zum Gefecht in ber gcuervorbcrcitung idjlua unb bann ben Grunbton im infanteriitiidjcn Juwirampf burdj-- ßielt, fanb in bem ßöbcnreicßcn Gelände ein ideales Vctätigunasfclb. Jßre Schußwirtung bie ja im grie ben nidjt oarfteHbat ift, tann natürlich nur nach ber 3eit ihrer Dauer unb nach ber Gunft ober Ungunft