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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.08.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120814021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912081402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912081402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-08
- Tag 1912-08-14
-
Monat
1912-08
-
Jahr
1912
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Bezug--Preis »e Lrlppa «nv <loe»N« durch »nler« Träger und Epedlteur« 2mal tii-ltch tn» Pau» -edraqr: Ult Ml. «onatU, k.7v Ml. olerteliährl. Bel un>«rn Flllalrn a Aa» nahmeftrllen adael>»U 7S P). monatl^ LL Mt. »tettellährl. Lurch »4« v»It: inner-alb Deullchlaud» und der deutschen Kolonien vietteljährl. r.lllt Mk.. monotl. l.rv Mk. ouojchl. PoftdelreUaeld Ferner in Belgien Dänemark, »en Donauitaaten. Italien, Luremdura. Niederlande, Nor wegen. Lenrrrrtch. Ungarn, Nutzland, Schweden und Lchwer». In allen udriaeu Staaten nur direkt Lurch die Leichästa» itell« de» Blatte» erdälrlich. Da» l!etp,,g«, lagrvla« »richemt Lmal rägltch. Sonn« a. Ferenag» nur morgen». vdonn«m«nl»»Annahme A»danni»gali« S, de» unirren Tragern. Filialen, Spediteuren und ÄnnahmelteUe.1, >owl« Bonämlern und Btteiträgrrn. chtn«el»,rla,»,»r«»» w Vt. Abend Ausgabe cip)iscr Tagckatt Handeldzeitung. lt46S4 sc i Dep-Nag, »NMIN. Stelnwr, g. W'"«L* Ämlsvtalt des Rates und des Rotizeiarnles der Aadt Leipzig. HW«? Anzeigen-Preis Nir Inserate au» U«tp,la und Umgebung »l, lspaltige Petttieil, !S Ps_ dte NeName- »ell« I Ml. oon au»wurt, SO Ps, Neklamen llv Ml. Inserat» oon Behörden tm amt lichen Tell dt, Petttieil» SU Pf. L«ichSsl»an,eigen mit Platzvorlchrifteu im Prell« »rhäht Nadatt nach Tarts. Betlagegedlldr tbelamt- auliag« 5 Ml. p Tausend erll. Poltgedützr. Tetldeilage höher. Feliettetlt» Äustraa« können nicht »urüch» gezogen «erden Für da» Erscheinen an vemmmten Tagen und Plagen wird keta» Garantie übernommen. Lnzetgen» llnnadme I»d»,ni»,«Is» bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Lrpedttionen de» In- und Ausland«». Leu« au» Verla, »en Fische, ck tlürpea Inhader Paul Ullrlte». Medavron und »e>chä>i»ltell«: Iodannisgalle 8, -aup«»Filiale Dr«»d«u: Seelirage 4. > lTeiephon 46214 Nr. 413. 106. Mllrqslw Mittwoch, Sen 14. rlugult >Sl2. Die vortieo.enve Ausgabe umfaßt 8 Seilen. Das Wichtigste. * In Karlsruhe sind zwei Verhaf tungen svegen Spionageverdachts vor genommen worden. (S. Letzte Dep.) * Von den fünf Engländern, die in Kiel unter Spionageverdacht verhaftet worden waren, und dann die Rückfahrt nach England in ihrer Jacht «»traten, fehlt bis jetzt jede Spur. (S. Ausl.) * Die chinesischen Ratgeber pro testieren gegen die Ernennung des Engländers Dr Morrison zum politischen Ratgeber der chinesischen Regierung. (S. Ausl.) Sie Anmelüuns zur Gelmuüe- rrerlicherung. Nack dem Gesetze über die Landesbrandversiche- rungSanstalt vom 1. Juli 1910 (§ 78) sind Anmel dungen Mr Gebäudeversicherung schriftlick oder mündlich bei der Verwaltungsbehörde anzubringen, und zwar in Städten mit der Revidierten Städte ordnung beim Stadtrate, in Städten mit der Städteordnuna für mittlere und kleine Städte bei dem Bürgermeister, in Landgemeinden und selbständigen Gutsbezirken bei der Am ts Haupt- m annschaft (8 4 Abs. 1). Ter Gemeindevorstand ist nur ausnahmsweise für die Anmeldungen zu ständig, wenn ihm das Ministerium des Innern die selbständige Erledigung der Geschäfte einer unte ren Verwaltungsbehörde übertragen hat (8 4 Abs. 2). Gleichwohl kommt es in Landgemeinden häufig vor, daß die Gebäudeeigentümer die Anmeldungen, die ihnen nach dem Gesetze (8 74) obliegen, auch dann bei dem Gemeindcvorstande statt bei der zuständigen A m t s h a u p t m a n n s ch a f t anbringen, wenn der Gemeindevorstand mit der selbständigen Erledigung der Geschäfte für die Landesanstalt nickt betraut ist. Selbstverständlich kann er die Weitergabe der Anmeldungen an die Amtshauptmannschast über- nehmen, verpflichtet aber ist er hierzu nicht, und die Versicherung und folglich auch die Entschädi gungspflicht der Landesanstalt beginnt in jedem Falle erst mit dem Eingänge der Anmeldung bei der zuständigen unteren Verwaltungsbehörde (8 72 Abs. 1). Tie Abgabe der Anmeldung bei einer ande ren Behörde, insbesondere bei einem Gemeinde vorstand, der nicht zugleich selbst die untere Ver waltungsbehörde vertritt, hat diese Wirkung nicht. Verabsäumt oder verzögert daher der Gemeinde vorstand einmal die Weitergabe der Anmeldung au die zuständige Behörde, so kann der Eigentümer dadurck schwer geschädigt werden, da er beim Einritte >: --'i'"- iür t-' ,s-, die infolge der unterlassenen Anmeldung unversichert ge blieben sind, keine Entschädigung erhalten kann. Ader auch der Gcmeindevorstand, der den Auftrag zur Besorgung der Anmeldung bei der AmtShaupt- mannschaft übernimmt, setzt sich der Gefahr aus, von dem Gebäudceigentümer ersatzpflichtig gemacht zu werden, wenn diesem durch die schuldhaft unter lassene oder verzögerte Weitergabe der Anmeldung ein Schaden entsteht. Es kann deshalb unr empfohlen werden, Anmel- düngen znr Gebäudeversicherung bei der Landes anstalt nur unmittelbar bei der hierfür zuständigen unteren Verwaltungsbehörde zu bewirken. Aber auch die Gemeindevorstände, denen die selbständige Er ledigung der Oieschäfte für die Landesbrandversiche- rungSanstalt nicht übertragen ist, werden gnttun, um Unzuträglichkciten vorzubeugen, die Anmeldun gen, zu deren Annahme sie nicht verpflichtet sind, zurückzuweisen und es dem Eigentümer an heimzugeben, sie -bei der zuständigen Be hörde selbst anzubringen, etwa aber dock über nommene Anmeldungen sofort weitcrzugeben. Scheinbare Ooppelverlicherung üer gerlny belolüeten Angestellten. Man schreibt uns: Wie aus Anfragen aus Arbeitgeberkreisen her vorgeht, scheint man teilweise anzunehmen, daß für Angestellte mit einem Einkommen bis zu 2000 -N, für die Beiträge für di« Invaliden- und Hinter bliebenenversicherung zu zahlen sind, in Zukunft eine doppelte Belastung dadurch eintreten wird, daß auch noch Beiträge für di« Angestelltenversicherung zu entrichten sind. Dies« Auffassung ist jedoch unzu treffend. Das Gesetz hat für Arbeitgeber und Angestellte eine gleiche Belastung von je 4 Prozent des Dienst einkommens festgesetzt. Da nun aber die Ange stellten mit einem Einkommen bis zu 2000 .tt auch für die Invaliden- und Hinterbliebenenversichterung Beiträge zu zahlen haben, so würde für sie eine Be lastung von mehr als 4 Prozent ihres Diensteinkom mens eintretcn. Um dies zu vermeiden, sind bei der rechnerischen Grundlage durch entsprechende Ermäßi gung die Leistungen so bemessen, daß durch die 8 Prozent zugleich der Beitrag zur Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung mit gedeckt wird, die ja ähnlichen Fürsorg«zwecken dienen. Dies ist dadurch erreicht worden, daß man der Berechnung der 8 Prozent des Einkommens ein geringeres Ge halt zugrunde gelegt hat, als die Versicherten inner halb der betreffenden Gehaltsstufen tatsächlich haben. Für jede Gehaltsstufe ist ein Mittel festgestellt, dessen Satz allen Einkommcnstufen, die in einer Gehalts klasse vorkommen können, am meisten gerecht wird. Unter Berücksichtigung der in Abzug zu brin genden Beiträge der Invaliden- und Hinterbliebenen versicherung sind daher für die einzelnen Gehalts klassen folgende Durchschnittssätze angenommen: a) 240 .tt. d) 480 4t, <-) 720 <i) 1020 .<t und «j 1440 -K. Hierdurch ist erreicht worden, daß von den 8 Prozent, die von dem Einkommen für die An gestelltenversicherung zu zahlen sind, tatsächlich die Beiträge zur Invaliden- und Hinterbliebenenversiche rung in Abzug gebracht sind. RmmMzmserteUlws Mr Rechtskonsulenten. Sowohl dem Reichstag wie dem preußischen Abgcvrdnetenhause sind in den letzten Jahren wieder holt Gesuche der Rechtskonsulenten auf KonzessiouS- erteiluug und gesetzliche Festlegung einer Gebühren ordnung zugegangen. Wie wir hören, haben diese Anträge keine Aussicht auf Er- süllung, da iveder die Rcichsrcgierung noch die überwiegende Zahl der Bundesregierungen ein Be dürfnis in dieser Beziehung qperkenirt. Im Jahre 1909 ist die Zivilprozeßordnung ge ändert worden in der ausgesprocl-cnen Absicht, die ReckstSanwälte vor einer Konkurrenz der Rechts- konsulenten nach Möglichkeit zu schützen. Ter 8 157 der Zivilprozeßordnung gestattet zwar eine Zulassung von Prozeßagenten bei den Amtsgerichten; aber nach der bei diesem Paragraphen damals vor- > genommenen Ar.rderung soll die Justizverwaltung von dieser Zulassung nur Gebrauch machen bei solchen Gerichten, bei denen zur Vertretung der Par teien durch Rechtsanwälte ausreichende Gelegenheit nicht vorhanden ist. Wollte man nun die Tätigkeit der Rechtskonsulenten konzessionspflichtig macken, so wäre eS wohl kaum möglich, den einmal konzessionierten Rechtskonsulenten die Zulassung bei einem bestimm- ten Amtsgerichte zu vcrloeigern. Ebenso sprechen alle Erwägungen gegen eine allgemeine Gebührenordnung auf Grund reichsgesetzlichcr Regelung. Wenn in dieser Beziehung darauf hingewiesen wird, daß in Preußen von einigen Gerichten Tarife für die einzelnen Pro- zeßhandlungen der Rechtskonsulenten aufgestellt sind, die teilweise sogar für den Bezirk eines Ober- landesgerichts maßgebend geworden sind, so kann hieraus noch kein Anspruch auf eine allgemeine Regelung der Gebühren hergeleitet werden. Einer solchen widerspricht vor allem die große Verscl.'edenbeit der Befähigung und Vorbildung der einzelnen Rechtskonsulenten. Lis törkkeke Xrük. Di« bereits gemeldete Demission des Ministers des Innern Zia Pascha wird nach einer Konstan tinopeler Meldung seinem Drängen zugeschrieben, eine feste innere Politik zu verfolgen. Zia Pascha wurde hierbei unterstützt von Kiamil und Nazim, während die anderen Mitglieder des Ka- binettg Anhänger einer weniger entschlossenen Po litik sind. Es wird befürchtet, daß seine Demission auch andere nach sich ziehen werde. Die Lage in Albanien. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Die früheren Deputierten von Südalbanien, §ur«ya und Mufid, haben sich nach Uesküb begeben, um sich mit den Chefs in Nordalbanien in Ver bindung zu setzen. Nach der „Icni Gazetta" wird die Waffen- frage in Albanien dadurch geregelt, daß nur die Luxuswaffen zuriickgegeben werden, während die übrigen für gewöhnlich in Depots aufbewahrt und nur im Bedürfnisfalle den Eigentümern aus gehändigt werden sollen. Der türkisch-montenegrinische Zwischenfall. Konstantinopel, 14. August. Wie bestimmt ver lautet, hat der russische Botschafter dem Minister des Aeußern die Versicherung gegeben, daß der russische Gesandte in Cctinje Schritte tun werde, um den letzten Zwischenfall in freundschaft licher Weise auszugleichen. Rußland werde nie mals dulden, daß der Statusquo auf dem Balkan er schüttert werde. Der Minister Noradunghian sprach für diese Mitteilung seinen Dank aus. Zu den Vorgängen in Kotschana. Sofia, 14. August. Gestern fand hier ein wegen der Affäre von Kotschana einberufenes Meeting unter ungeheurer Beteiligung statt. Die Teilnehmerzahl wird auf 00 000 geschätzt. Die Läden blieben geschloßen. Sämtliche Redner forderten die Regierung auf, die mazedonische Frage durch Krieg zu lösen. Schließlich wurde eine Resolution angenommen, in der die Negierung auf gefordert wird, alle Maßnahmen zu ergreifen, um Mazedonien und das Wilajet Adrianopel vom tür kischen Joche zu befreien. veutlches Reich. Abreise der französischen Gäste aus Berlin. Berlin, 14. August. (Privattelegramm.) Die französischen Gäste haben gestern abend Ber lin verlassen. Sie folgen zunächst der Einladung der Städtebauausstellung in Düsseldorf. Gestern besichtigten sie noch das Virchow-Krankenhaus und den Schlachtoiehhof. Deutsch-englisch« Erenzverhandlungen. Berlin, 13. August. Wie verlautet, ist die ge plante deutsch-englisch« Verständigung über die Grenzlinien zwischen Kamerun und Ni geria beute durch oie Ausreise o«r englischen Grenz- sestsetzungskommisston, die durch Kapitän Nugent ge leitet werden wird, praktisch in das Vorstadium ge treten. Die zwischen Nigeria und Kamerun noch nicht feftgelcgte Grenze hat ein« Länge von zirka 600 Kilometer und führt durch ein ziemlich unwirt liches Hochgebirge, so daß die Dauer der Verhandlun gen nicht genau vorauszusehen ist. Am deutscher seit« wird die Kommission durch Oberleutnant Deh ner geleitet werden. Die Verhandlungen könnten in der Mitte des nächsten Monats ausgenommen werden. Der Eisenbahn-Sommerfahrplan 1913. Berlin, 18. August. Die Vorarbeiten für den Eisenbahn-Sommersahrplan 1913 werden bereits ietzt in Angriff genommen, da die Entwürfe erheblich früher als sonst fertiggestellt werden sollen. Die frühere Ausstellung des Fahrplans bringt nicht nur für die Verwaltung, sondern auch für das reisende Publikum wesentliche Vorteile, indem sich alle be teiligten Kreise zeitig mit den Einzelheiten vertraut machen können. Die Steuern in Neu-Guinea. Berlin, 13. August. Für di« sämtlichen Gemein den der Nissan-Pinipil-Gruppe auf Neu- Kuinoa ist die Erhebung einer Iahreskopfsteuer von den Eingeborenen zum Satze von fünf Mark an geordnet worden. Äuslsnü. Frankreich. Die Angst vor dem Pulver. Paris, 14. August. An Bord des Panzerschiffes „Vöritö" im Hafen von Toulon brach gestern eine Panik aus. Man hatte unter einem der Schiffs kessel Feuer angezündet. Infolgedessen entwickelte Die große Karriere. 24j Roman von A. von Klrnckowstroem. lNachdruck verboten.) „Nach deiner Ansicht habe ich also gar kein Ta lent?" „Du hast gewiß Geschmack genug, um das einzu sehen. Zeichnerische Qualitäten will ich oir nicht ab- streiten, doch auch die bedürften sorgfältiger Schulung. Gerade darauf hat dein — ich hätte beinahe gesagt .,seliger" Professor kein Gewicht gelegt. Wozu willst du orch auch in den mühseligen vergeblichen Konkur renzkampf stürzen? Deine Aufgabe liegt auf einem anderen Gebiet." „Auf welchem?" „Du solltest in Schönheit zur Freude und Wonne der Menschen da sein." Sie machte eine ungeduldig« Schulterbewegung. Nachgerade wurde sie besten müde, daß für ihn das Schwergewicht immer nur in ihrer äußeren Erschei nung lag. Ein sonoerbares Kältegefühl schlich ihr übers Herz hin. Wi« unwahr alles! Nirgends ein fester Punkt, auf den sie sich hätte stützen mögen. Konnte sie denn überhaupt in Vertrauen neben ihm her leben, wenn jedes Wort, das er aussprach, anze- zweifelt werden mußte? „Offenbar bist du dann eben nicht mehr in mich verliebt", sagt« sie endlich, in seinen «lgenen Ton ver fallend. „Denn du sagst mir lauter Dinge, die ich nicht hören möchte." „Ich habe dich ja nun. Jetzt liegt es mir als über zeugungstreuem Gotzenanbeter ob, meinen Fetisch in Schönheit zu erhalten. Und ich habe bemerkt, daß du niemals reizender bist als im Zorn. Folglich reize ich dich zuweilen. Das gehört zum Tempeldienst." „Wenn ich nur immer wüßte, welches deine eigent liche Meinung ist!" rief Esther m lachender Verzweif lung. „Nie ist man sicher, was bei dir Scherz oder Ernst ist." „Also dann will ich dir wirklich ehrlich meine Mei nung sagen: Du langweilst dich und brauchst Abwechs lung. Heute Nachmittag ziehe ich den sogenannten Gehrock an. sehe den Zynnoer aufs geschorene Aiupt. Du wirfst dich in europäische Tracht, und wir machen eine Reihe von Besuchen." „Weißt du. ich möchte am liebsten zuerst zu Lene Busch gehen." „Mein Schätzer!, das tu mir nicht an. Die paßt jetzt nicht mehr zu uns." „Wir haben uns doch bei ihr kennen gelernt, und du verkehrtest früher gern mit ihr." „Ja früher. Da paßte sie zu meinem Stil. Da gehörten wir alle zur Boheme. Die Zeiten sind vorüber. Wenn wir nicht die günstige Konjunktur lvahrnehmen und rasch in den neuen Kreis «intretrn, der sich uns öffnet, dann verdienen wir nicht unsere Chancen." „Welchen Kreis meinst du denn?" „Da sind zunächst mal Graf und Gräfin Ettlingen. Die haben ein paar Bilder von mir gekauft und reichen mich bei sich als Kuriosität herum. Dann der alte Graf Hugo Blankenstein ein Großonkel der nied lichen Kathi Der sieht viel Mcn'chcn bei sich und hat mich sckon mehrmals zu Tisch geladen. Ferner die Prinzessin Hohenberg, die in Liberalismus macht und einen Jour hat, bei dem man neben Plebs auch der Creme oer Creme begegnet." „Wird sie mich empfangen?" „Jan Pallingers Frau wird überall empfangen, wo er selbst gern gesehen ist, wenn auch nur, — das geb« ich zu. — als Abnormität, wie etwa eine Katze mit zwei Köpfen. Alle diese Leute werden dann auch zu uns kommen. Vielleicht aus Neugier zuerst, aber sie werden kommen. Du wirst dir ebenfalls einen Jour einrichten müssen und wir müßen Sorge tragen, daß sie sich bei uns amüsieren. Nur wirst du begreifen, daß wir ihnen kein schlampiges, form loses Reformdämchen vorsetzen dürfen, wie deine Lene es ist." „Und deine Kollegen? Die großen Münchener Berühmtheiten? Ziehst du die nicht in Betracht?" „Die oleiben für uns so lange aus dem Spiel, bis si« uns direkt bitten, sie zu besuchen. Kämen wir jetzt schon eilig zu ihnen, so würden sie denken, ich brauchte sie, uns vielleicht gönnerhaft empfangen und längere Zeit zögern, bis sie sich erinnern, daß wir ihr- Gegenbesuche erwarten. Sind wir indessen in der besten Gesellschaft drin, ohne ihre Beihilfe in Anspruch zu nehmen, begegnen sie uns da und dort, dann werden sie finden, daß die schöne Frau Pal- linger auck ihren Salons zur Zier gereichen könne, und der Mann, der ohn« ihre Mitwirkung in die Höhe kam. möglicherweise ernst zu nehmen sei." Ganz heimlich bangt- ihr davor, in den Kreisen der Aristokratie mit Bertoldt zusammenzutresfen, d«r in ihnen zu Hause war. Aber das hätte sie nicht aussprechen mögen, denn von dem, was zwischen ihm und ihr vorgegangen, war nie ein Wort über ihre Lippen gekommen, so sehr sich Paillnger Mühe gab, es ihr zu entlocken. Und dann bangte ihr auch vor ihrem Debüt in der ersten Gesellschaft. Sie besaß weder die nötige Sicherheit des Auftretens, noch die sorglos leichten Umgangsformen. Wo hätte sie sich die auch aneignen sollen! „Ian, ich möchte doch zu Len« gehen. Sie hat mir Gutes erwiesen." „Ich wünsche es alles Ernstes nicht, mein Kind!" gab er diesmal sehr bestimmt zurück. Und sie fühlte, daß sie ihr«n Herrn und Meister gefunden habe, in dessen Händen sie eine Marionette blieb. „Später vielleicht. Nock stehen wir nicht auf so festen Füßen, daß wir uns den Luxus gestatten könnten, unsern Verkehr nach eigenem Belieb«» durcheinander zuwürfeln. Wir haben uns doch zu einer Aktien gesellschaft zusammeng)!tan, mit dem festen Willen, Karriere zu machen. Warum sollten wir jetzt durch töricht« Schritte den Kurs unserer Aktien gefährden? Alle jene Leut" sind überaus empfindlich. Ja, wenn die klein« Busch sich schon einen Namen gemacht hätte, dann wäre es etwas anders. Du wirst ein sehen. daß es nicht gut angeht, sie zu besuchen und ihr zu sagen: Einladen kann ich dich nicht." Das sah Esther freilich ein. Ihr Mann war l« sehr klug und batte zweifellos recht. Aber es tat ihr weh, denn ihr Herz drängt« sie zu Lene hin. Am Nachmittag machte sich das Ehepaar dann auf den Besuchsweg. Esther trug ein dunkles eng lisches Kostüm, welches Pallinger ihr in London ge kauft hatt«. und eine kleine Paris«! Toque im modisch frisierten Haar. Ihr Gesicht war rosig vor innerer Erregung. „Du siehst ausgezeichnet aus!" stellte ihr Mann mit Befriedigung fest. Sie gingen zu Fuß, weil er es spießbürgerlich fand, eine Mietkutsche zu nehmen, und fanden bei Ettlingens niemand daheim. Das große Haus an der Brienner Straß« mit dem mächtigen Torbogen imponierte der jungen Frau indessen ungeheuer. Das war wie die Hochburg eines alten reichen Ge schlechts. Sie sowohl wie Pallinger paßten nach ihrer Ansicht gar nicht da hinein, und eigentlich empfand sie Erleichterung, Laß die Pein der Vor stellung noch etwas hinausg«schoben wurde. Aber Graf Hugo Blankenstein empfing. Der alt« Herr, der, schon lange verwitwet, allein lebte und gern und oft Menschen bei sich sah, kam Esther mit steifer Grandezza entgegen und bot ihr den Arm, um sie in die ehrwürdige verstossene Pracht seines Salons zu geleiten. Das machte sie befangen. Dieser Stil war ihr fremd. Pallinger warf ihr vergeblich aufmunternde Blicke zu. Sie blieb einsilbig und er mußte seine ganze Unter- baltungsgabe ins Treffen führen, um den Grafen keine Langeweile empfinden zu lassen, denn das war das einzige, was dieser nicht ertragen konnte. „Apropos!" sagte der Hausherr, als die Rede auf die rasche Heirat des jungen Paares kam, und wandte sich direkt an Esther. „Da Ihre Verlobung erst so kurze Zeit zurückliegt, wird es Sie inter essieren, von einer zweiten zu hören, die mich speziell angeht. Meine kleine Nichte Kathi will auch schon den Sprung in die Ehe hinein riskieren." „Mit wem, Herr Graf?" fragte Pallinger. da seine Frau aus schierer Verlegenheit hierauf nichts zu saoen wußte. „Mit einem mir sehr sympathischen Menschen, dem Oberleutnant Freiherrn von Haidek. Es spricht für ihn, daß er es sich bei eigenem beschränkten Ein kommen zutraut, ein ziemlich vermögensloses Mäd- chen zu heiraten." Esther fühlte plötzlich, daß ihr Herz heftig zu schlagen begann und daß ihr das Blut ins Gesicht stieg. Sie vergaß ihre Verheiratung, dachte nur un- willkürlich mit einem gewißen Schmerzensempfinden, daß jenem hübschen Kinde ein Gut in den Schoß ge- fallen sei, welches ihr selbst als das unerreichbar höchste gegolten hatte. „Also ein« Liebesheirat reinsten Stils", sagte sie und nahm sich zusammen, weil die Augen der beiden Männer aus ihr ruhten Nur jetzt keine Befangen heit zeigen! Mit ein«m Male wurde sie lebhaft, fand warme Worte für dis Braut, die dem Onkel schmei chelten. Anerkennung der Charaktereigenschaften des Bräutigams. Der Ton der eigenen Stimme gab ihr mehr und mehr Sicherheit, und schließlich lenkte sie in eine anmutige humoristische Plauderei über junge Ehen ein, dabei unbewußt ein wenig in ihre» Gatten Art verfallend. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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