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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.08.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120819010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912081901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912081901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-08
- Tag 1912-08-19
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Monat
1912-08
-
Jahr
1912
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veile 2. Nr. 42l. los. 3»I>r-«ng. wandter Körper, der bei der Teerfabrikatwn gewon nen wird. Es hat die Eigentümlichkeit, daß es zur Aeußerung seiner Sprengwirkung nur bei einer sehr starken Erregung durch eine Sprengkapsel gebracht Wird. Alsdann entwickelt es allerdings eine sehr stark« Sprengwirkung. Wird es nicht zur Detona tion gebracht, so zerstäubt oder verbrennt es ohne jede Wirkung. Außer diesem explosiven Füllstoff hat das Einheitsgeschoß am Boden >wch eine besondere, ge wöhnliche Sprengladung, die wie beim bisherigen Schrapnell entzündet wird. Ze nachdem der Zünder an der Spitze des Geschosses eingestellt ist, detoniert die Sprengmasse im Innern des Geschosses, wodurch die Wirkung einer Granate hcrvorgebracht wird, oder der Feuerstrahl gelangt vom Zünder unmittelbar zur .Bodenkammcrladung und zersprengt nur die Hülse, ohne die innere Sprengmasse zur Detonation zu brin gen: Schrapnellwirkung. Der Kopf liegt annähernd In der Richtung der Flugbahn weiter und detoniert beim Ausschläge, wenn der Aufschlagzünder in Tätig keit tritt. Reben der eigentlichen Schrapnellwirkung wird hierdurch auch noch eine nicht unbeträchtliche Granatwirkung erreicht. Es werden in die Schutz schilde Löcher von -14 und 50 Zentimeter Gröhe ge rissen. Das Einheitsgeschoß hat beim 7,5-Zentimeter- Kaliber etwa 30—25 weniger Kugeln als das bis- herigc Schrapnell, lvas für die Geiamtwirkung ohne ausschlaggebende Bedeutung ist. Für di« deutscl-e leichte Feldhaubitze ist das Einheitsgejchosi bereits ein geführt. Die Fortschritte, die in letzter Zeit in der Herstellung dieses neuen Geschosses gemackst sind, lassen keinen Zweifel daran, daß es in nächster Zeit auch bei der Feldkanone zur Einführung gelangen wird. Dies wird einen sehr wesentlichen Fortschritt nicht nur für die Ausbildung und das Schießoerfahren, sondern .namentlich auch für den Munitionsersatz bedeuten. Die in der Batterie vorhandene Munition kann in ganz anderer Art ausgcnutzt werden, als wenn zwei Geschcharten vorhanden sind, die nur in bestimmten Fällen verwendet werden können. Zunahme üer Sterblichkeit unter Frankreichs „schwarzer Armee". * lieber die Sterblichkeit unter den in der letzten Zeit vielbesprochenen schwarzen Truppen der französizchen Armee liegt, wie von militärischer Seite geschrieben wird, ein neuer amtlicher Bericht vor, aus dem lwrvvrgcht, daß die Sterblichkeit der schwarzen Soldaten, auf die gewisse Kreise in Frankreich so große Hoffnungen setzen, gan» un geheuer und in den letzten Jahren in erschrecken dem Maße gewachsen ist. Bis zum Jahre 1005 kamen jährlich auf 1000 schwarze Soldaten 12,59 Todesfälle. Tiefe Zahl entsprach ungefähr dem Fünf- bis Sechsfachen der Sterblichkeit im srauzösisctfcn Heere! Bis 1907 stieg die Ziffer von 12,59 auf 14,59, bis 1908 auf 15,91, bis 1909 auf 2l,87 pro Tausend. Am schlimm sten sind die Verhältnisse in der Kolonie Gabun, in der nach aintlicl-en Berichten der Menschen- verbrauch so groß ist, daß manchmal jährlich eine viermalige Aushebung neuer schwarzer Truppen nötig war, um die durch Todesfälle entstandenen Lücken wieder auszujüllen. Man hat für diese erschreckenden Tatsachen verschiedene Erklärungen gesunden. Be sonders gibt man die Schuld nicht der natürlichen Vcraulaguna der senegalesischen Soldaten, sondern man führt die Todesfälle darauf zurück, daß infolge der in den letzten Jahren stark vermehrten Aus hebung eine zu große Zahl von Rekruten gleich nach der Indienststellung nach weit entfernten Po sitionen versetzt wurden. Tie senegalesischen Soldaten älterer Tienstalter sollen weniger empfäng lich für Krankheiten sein als die Rekruten. Tiefe Leipziger Tageblatt ^Morgenausgabe Angabe hat etwas für sich, denn das nach Algier geschickt« Bataillon Senegalesen, das zu gleichen Tei len in Beni-Unis und in Colomb-Bechar stationiert wurde, hat tatsächlich in der einen Hälfte nur ein« Sterblichkeitszisser von 15 auf 1000 aufzu- tveisen, in der anderen gegen 42,5 aus 1000. Auf Grund dieser Erfahrungen wird vorge schlagen, die Sicherheit des Ersatzes dadurch zu gewährleisten, daß für jeden Truppenteil entspre chende Reserven bereitgehalten werden. Tiefe Reserven sind zurzeit bei einem Effektivbestande von 22 600 Mann nur 3500 Mann stark. Ter Vorschlag geht dahin, sie auf 11200 Manu zu er- höhen. Aus diesen Angaben geht hervor, daß die schwarzen Truppen Frankreichs in ungeahntem Maße klimatischen Einflüssen unterworfen sind, die den Wert der Truppen unter Umständen ganz und gar aufheben können. ES ist unschwer, aus den angegebenen Tatsachen Schlüsse zu ziehen, wclclscr Wert derartigen Truppen in einem west- europäiscl>en Kriege bcizumesscn sein wird. Jeden falls scheint für uns keinerlei Grund zur Be unruhigung vorzuliegen, und für Frankreich kann kein Grund zu irgendwer cl>cn Hoffnungen vor liegen. DeuMes Reich. Zum Regierungsjubiläum Les Kaisers. Berlin, 18. August. Zum 25 jährigen Regie rungsjubiläum des Kaisers soll, wie die „Tal. Rdsch." hört, eine Erinne r ungs m ünze ge prägt werden. Voraussichtlich wird man zu die sem Zweck die neuen Dreimarkstücke mit dem nencn Porträt des Kaisers nehmen, die einen Hinweis auf das 2ö jährige Negierungsjubiläum des Kaisers enthalten werden. Wie viele solche Erinnerungsmünzen in den Verkehr kommen wer den, steht derzeit noch nicht sest. — Ferner soll, wie man demselben Blatt mitteilt, eine Erinne rn ngs in edaille zur hundert-jährigen Feier der Erhebung Preußens gegen das französisckj« Joch, an dem Tage, an dem sich der berühmte Aufruf Friedrich Wilhelms lll.: „An mein Volk!" zum hundertsten Male jährt, in den Verkehr gebracht werden. Für die Erinne rungsmedaille werden voraussichtlich ebenfalls die Dreimarkstücke gewählt werden. Auf der Münze wird eine Szene abgebildet sein, die die Begeisterung des preußischen Volkes bei der Ent gegennahme der königlichen Botschaft, die das Zeichen zur Erhebung gegen die Fremdherrschaft gab, darstellt. Japan« Dank. Köln. 18. August. Di« „Köln. Ztg." meldet aus Berlin: Der japanische Geschäftsträger Botschafts rat Hata überreichte heute eine Note, die in sehr herzlichen Ausdrücken für die Entsendung des Prinzen Heinrich zu den Trauerfeierlichkeiten in Japan dankt. Die Note hat folgenden Wortlaut: Seine Majestät der Kaiser, des Unterzeichneten Allergnädigster Herr, hat mit tiefer Rührung ver nommen, daß Seine Majestät der Deutsche Kaiser und König von Preußen Aller- gnädigst geruht hat, S«. König!. Hoheit Len Prinzen Heinrich von Preußen als Aller höchst Ihren Vertreter zu den bevorstehenden Trauerfeierlichkeiten nach Tokio zu ent senden. Der Unterzeichnete ist demnächst beauftragt, Sein« Majestät dem Kaiser und König Len Aus druck des herzlichsten Dankes Seiner Majestät des Kaisers, des Unterzeichneten Allergnädigsten Herrn, für die ihm ourch die Entsendung eines so nahen Verwandten Allergnädigst bezeigte innige Teilnahme zu Füßen zu legen. Erste Verwendung der Ueberschüsfe des Jahres 1911 zur Deckung der Wehroorlagen. Berlin. 18. August. Wie man uns schreibt, wird der nächste Reich-etat «ine erste Rate der sich auf rund 250 Millionen Mark belaufenden Ueberjchüsse des Jahres 1911 zur Deckung der neuen Wehrvorlagen verwenden. Es wivp zu Liefern Zweck ein entsprechen- L«r Betrag in der Einnahme des Etats erscheinen. Seine Höhe dürste zurzeit noch nicht feststehen, jedoch ist diese mit dem Betrage der einmaligen Ausgaben der Heeres- und Marinevorlage für Las Jahr 1913 von 74 Millionen Mark begrenzt. Nach den Bestimmungen des Etatsgesetzes für 1912 sind sie Ueberschüsfe von 1911 und 1912 nach näherer Bestim mung der Etats der nächsten Jahre zu 4 verschiedenen Zwecken zu verwenden, darunter zur Deckung der durch die Gesetze zur Abänderung des Reichsmilrtärgesetzes und zur Ergänzung des Gesetzes über die Friedens präsenzstärke des deutschen Heeres vom Jahre 1911 sowie Lurch die Novelle zum Flottengesetz vom Jahre 1906 entstehenden einmaligen Ausgaben. Diese einmaligen Ausgaben stellen sich im nächsten Jahre für das Heer auf 52, für die Marine auf 22 Millionen Mark, zusammen aus 74 Millionen. Der Heeres- und Marineetat wird mithin im nächsten Jahre eine sehr bedeutende Erhöhung erfahren. Die fortdauern den Ausgaben aus Anlaß der Wehrvorlagen steigern sich naturgemäß infolge der Neusormationen in den kommenden Jahren nicht unwesentlich. Die Mehr ausgaben der Heeresverwaltung erreichen im Be- harrungszustailo eine Höhe von 58 Millionen, wäh rend die Mehrausgaben der Marineoerwaltung von 10 auf 25 Millionen Mark ansteigen. Die bayrischen Bischöfe und das Jesuitengesetz. Köln, 18. August. Die bayrischen Bischöfe haben eine Eingabe an den Bundesrat gerichtet, in der sie die Aufhebung des Jesuitengesetzes verlangen. Der Turbinenkreuzer „Magdeburg". Kiel, 18. August. Der auf der A.-E. Weser bei Bremen erbaute Turbinenkreuzer „Magdeburg" wird am 20. August unter dem Kommando des Fre gattenkapitäns Rohardt in Wilhelmshaven in Dienst gestellt. Das 455Ü Tonnen große Schiff ist ein Schwesterfahrzeug von „Breslau", „Stralsund" und „Straßburg" und hat, wie diese, eine Besatzung von 370 Mann. „Magdeburg" wird zunächst die vorgeschriebencn Probefahrten machen und dann an Stelle der „Augsburg", die neuerdings Artillerie schulschiff geworden ist, als Torpedoversuchs- schiff in den Bereich der Inspektion des Torpedo wesens treten. Im Herbst dieses Jahres soll Fre gattenkapitän Most das Kommando des neuen Kreuzers übernehmen. „Magdeburg" ist der erste Turbinenkreuzer, Len die Weserwerft für die Marine erbaut und mit Weser-Bergmann-Turbinen aus gerüstet hat. Ruslsnü. Kuhland. Zum Belagerungszustand über Kronstadt. Paris, 18. August. Die Nachricht von der Ver hängung des Belagerungszustandes über Kronstadt hat in hiesigen diplomatischen Kreisen äußerst un angenehm berührt. Die französische Presse sucht die Tatsache möglichst zu vertuschen, indem sie an versteckter Stelle hiervon Notiz nimmt oder verschie dentlich ganz totschwcigt. In der französischen I Montag, lS. Llugiilt 19l2. russischen Koloni«, die Beziehungen zu den Revo lutionären unterhält, ist man der Ueberzeugung, daß es sich um eine nicht lange anhaltende Gärung in Marinekreisen handelt, die offenbar jetzt zum Ausbruch gekommen ist. Wie es heißt, sind bereits einige Verhaftungen vorgenommen worden, die verhafteten Soldaten vor ein Kriegs gericht gestellt und erschossen worden. Auffällig ist weiterhin die Tatsache, daß auch die Stadt Kronstadt in Belagerungszustand versetzt worden ist. Man kann jedenfalls daraus schließen, daß die revolutionären Seesoldaten Beziehungen zu den Landlruppen unter halten haben. Jedenfalls gehen die Behörden äußerst scharf vor, denn ein offener Ausbruch der Meuberei wäre jetzt, nach dem Besuche Poincarss und der endgültig abgeschlossenen Marinekonvention mit Frankreich ein schwerer Schlag für die Diplomatie beider Länder. Persien. Borgehen der Russen gegen die Schahsevenne«. Tiflis, 18. August. Ueber den Vormarsch russischer Abteilungen nach Persien wird amtlich gemeldet: Oberst Tolmatschefs rückte aus Sudschubulak gegen Reiter des Hodschano- dialistammes vor und warf sie auf den Berg Koschedag zurück. Die Russen hatten zwei Tote und drei Verwundete. General Fidarow überfiel auf dem Bergrücken Sawolan unerwartet die Schah- sevennen, welche der Abteilung des Obersten Tolmatschefs gegenüber eine drohende Stellung ein genommen hatten, und bemächtigte sich ihres ganzen Lagers. In der Umgegend von Akbulak warf die dortige russische Abteilung 200 Cchahsevennen, welche die russischen Vorposten auf Akbulak abzuschneiden versuchten, zurück. Die Russen hatten fünf Tote, darunter einen Offizier, und einen Verwundeten. General Fidarow beabsichtigt in der nächsten Zeit ein gemeinsames Vorgehen mit Tolmatscheffs Ab teilung gegen die Cchahsevennen in nördlicher Rich tung, wenn Tolmatschefs die Hodschanodialireiteret vollständig zerstreut haben wird. Spart. (Fortsetzung von Seite 7.) Oss Gothaer Aeroplsnturnler. (Von unserem Mitarbeiter.) Gotha, 18. August. Am Sonnabend standen den Fliegern, wie schon telegraphisch gemeldet, zwei Wurfkonkurrenzen offen, und zwar zunächst als Ziel ein markiertes Truppen biwak, eine Fläche von 100 mal 100 Metern, in die aus einer Mindesthöhe von 200 Metern die Bomben zu werfen waren. Die Bomben hatten ein Gewicht von 7,1 Kilogramm. Die zweite Aufgabe bestand darin, ein bestimmtes Ziel in der Luft zu treffen. Hierfür war ein Miniatur-Zeppelinballon gebaut worden, der etwa 4 Meter über dem Boden stand. Di« Flieger hatten dies Ziel aus 50 Meter Höhe zu troffen. Jedem Flieger standen 10 Bomben zur Ver fügung, die besonders für die Konkurrenz fabriziert waren. Die Flieger waren sämtlich am Platze bis auf Hirth, der außer Konkurrenz startet und erst am Sonntag von Berlin aus eintreffen will. Als Erster bewarb sich L i n d p a i n t n e r mit Leutnant Hailer als Passagier um den großen Wurfpreis. Der Flieger erzielte ein ganz hervorragendes Resul tat, denn von den 10 Bomben trafen nicht weniger als 7 in das Ziel. Drei der Bomben sind noch nicht gefunden, doch wird vermutet, daß sich noch zwei im Ziel befinden, eine war im Rohr stecken geblieben und erst später heruntergefallen. Ilm den Wurfpreis auf den Zeppelin bewarb sich zuerst Hanuschke, zu überwachen und bei etwaigem Nachgeben sofort einzugreifcn haben, ihre Plätze ein. Der Truppen übergang über beide Brücken kann beginnen. „Wenn sie die Dinger nur schon wieder aus einander gebastelt hätten", meint da einer der Ma- nöoerbummler, die trotz des frühen Morgens schon in stattlicher Zahl zur Stelle sind und des Fortgangs der Ereignisse harren, zu seinen Nachbarn; „ich habe schon mal gesehen, wie plötzlich der Feind kam und die Brücken wegnahm. Ei, Donnerlitzchen, da gab's aber eine große Nase bei der Kritik hinterher, die war nicht von Pappe, wie beim Maskenball!" — „Oh. die Pioniere wissen sich aber doch sonst sehr gut zu helfen", versetzt ein anderer, „so eine Brücke haben sie gewöhnlich im Nu auseinandergerissen und die Kähne weggerudert. Vermutlich sind sie damals ans einem Hinterhalt überrumpelt worden." — Auch da hätten sie sich helfen können und sollen, wie Anno 1812 in Rußland die sächsischen Pontoniere, war's an der Beresina oder sonst an einem andern Strom, der schon sehr reißendes Wasser hatte, ich weiß es nicht mehr genau; aber kurzum, da waren kaum die letzten Franzosen und Rheinländer über die Brücke, als die Kosaken kamen wie Ziethen aus dem Busche! Was ic chtcn da unsere sächsischen Pontoniere? Sie zerschnitten rasch die Haltetaue am Ufer und ließen die ganze Drücke ihrer Länge nach — haste nicht ge sehen! — ans andere Ufer hinüberschwcnken!" — „Ei, das war aber ein höchst gefährliches Stück!" warf ein vierter Zuschauer ein. „Jawohl", fuhr der dritte Mann fort. ..das dachte auch der französische General oder Marschall, der am Flusse zu Pferde hielt und mit Sorge den Ucbergang seiner Nachhut beobachtete. Der hatte die Uhr in der Hand und zählte die Sekunden; und als er sah, daß seine Leute mitsamt der Brücke gerettet waren, da ließ er die Uhr an der Kette hcrunterbaumeln, klatschte in die Hände und rief ein über das anderem«!: „Bravo, bravo, Pontoniers, Saxons!" Oie größte Epidemie üer Srüe. P* Tie Krankheiten, die daS Leben der davon Befallenen am stärksten bedrohen, sind nicht immer die gefährlichsten für daS Menschengeschlecht im allgemeinen. Leiden, die eine sehr große Verbrei tung besitzen, können für die Untergrabung der Gesundheit und für den Verlust an menschlicher Energie weit mehr leisten. Trotzdem sind derartige Krankheiten eben wegen ihrer geringen Gefahr für den einzelnen bis auf den heutigen Tag von der Wissenschaft verhältnismäßig wenig beobachtet wor ben. Ein Beispiel, das an überraschender Teutlichkcit nichts zu wünsclum übrig läßt, hat jetzt ein be sonderer Ausschuß des großen Rockekeller-JnstitutS für Medizin ausgestellt. Tie dazugehörigen Aerzte und OKlchrten hatten die Ausgabe, ein möglichst umfassendes Material über di« Verbreitung der so genannten Anchylostomiasis beizubringen und danach die besten Mittel zu ihrer Bekämpfung oder gar Ausrottunfl vorzuschlagen. In der deutschen Sprache hat diese Krankheit eine ganze Reihe von Namen er halten, die sehr verschieben lauten, aber nur aus einzelne Beobachtungen desselben epidemisch austretenden Leidens zurückgchcn. Tiefes selbst wird veranlaßt durch einen winzigen Wurm von 1 bis höchstens 2 Zentimeter Länge, der in der Zoologie als Anclfylostvnium duodenale bezeichnet wird. Wenn seine Eier oder Larven in den menschlichen Körper hineingelangen, so vermehren sie sich zu Tausen den und verursachen eine Art von Bleichsucht. Ta die Krankheit früher hauptsächlich in warmen Gegenden beobachtet wurde, erhielt sie den Namen der tropischen ober auch ägyptischen Bleich sucht, und später zeigte sic sich in Europa nament lich in Bergwerken. Ihr Auftreten unter den Ar beitern am Bau des Gotthardtunncls verhalf ihr zu der neuen Benennung als Tuunelkrank- heit, und die damals veranlaßte genaue Unter suchung führte zu dem Schluß, daß auch eine andere Epidemie am Niederrhein, die dort als Ziegel- brennerblcichsucht bekannt war, ganz den selben Ursprung besaß. In den letzten Jahren hat sich dann auch in den deutschen Bergwerken der Anlaß ergeben, der Verbreitung dieser Krankheit sorgfältig nachzugehcn, aber eine wirklich großartige Nachforschung, die sich auf die ganze Erde erstreckt, hat erst das amerikanisclfe Institut cingelcitct. Sie zeigt die Krankheit in einer geradezu un geheuren Verbreitung, die sich aus eine Zone von 66 Breitcgraden um die Erd« zieht. Tie Grenzen liegen ungefähr zwischen 30 Grad südlicher und 36 Grad nördlicl)er Breite, und zwischen diesen beiden Parallelkreisen ist kein einziges Land ver schont. Im ganzen sind 54 Staaten der Erde mit dieser Krankheit behaftet, die zusammen eine Be völkerung von 920 Millionen oder fast drei Fünftel der gesamten Erdbevölkerung umfassen. Von jenen 54 Ländern sind wenigstens 46 mit einer allge meinen Verbreitung der Krankheit bedrückt. Nur in 6 Ländern ist sie auf Bergwerk« beschränkt, nämlich in Deutschland, Holland, Frankreich, Spanien, Belgien und Wales. In den Bereinigten Staaten insbesondere wird die Zahl der Erkrankten auf 20 Millionen gesctstitzt. Es gibt aber Erbgebicte, wo «in noch viel größerer Teil der Bevölkerung unter der Epidemie leidet. Nach den bisherigen Ermitt lungen ist das am stärksten befallene Land Indien, wo von 300 Millionen 60 bis 80 v. H. die Krankheit haben. In Ceylon belauft sich die Häufigkeit der Krankheit in vielen Teilen sogar auf 90 v. H. aller Bewohner. Tie gleiche enorme Verbreitung ist in den südamerikcmischen Gebieten von Hol- ländisch-Guyana und Kolnmbia festgestellt worden, und auf der Insel Portoriko leidet wenigstens unter der arbeitenden Bevölkerung ein ebenso großer Teil an der Wurmbleichsucht. Von China sind die süd lichen beiden Drittel deS Reich- derart von der Krank heit heimgesucht, daß etwa drei Mertel aller Be wohner als angesteckt bezeichnet werden können, und auf diesem Gebiet leben wahrscheinlich gleichfalls etwa 300 Millionen Menschen. In Aegypten ist die Hälfte aller arbeitenden Klassen daran erkrankt, und ähnliche Ergebnisse haben die Erhebungen in anderen Ländern gebracht. Ter wirtschaftliche Schaden muß außerordentlich hoch veranschlagt werden. Ter amerikanische Bericht erwähnt ein anschauliche- Beispiel dafür. Lin ge sunder Arbeiter in den Kafseepflanzungen der Insel Portoriko pflückt täglich 500 oder sogar 600 Maß Bohnen an einem Arbeit-tag, ein durch die Wurm- jkrankhcit geschwächter nur 100 bi» 250 Maß. Tie Abnahme der menschlichen Arbeitskraft auf dieser Insel, die dieser jkrankheit zur Last zu legen ist, wird auf V.i bis V? geschätzt. In den Berg werken von Kalifornien beträgt die Verringerung der Arbeitskraft zum wenigsten ein Fünftel, was für ein Bergwerk mit 300 Arbeitern einen jährlichen Verlust von rund 80 000 Mark bedeutet. Eine cin- saclfe Rechnung würde zu einer Anschauung führen, wie groß die Einbuße in einem Lande wie Britiscl)- Judien zu schätzen wäre, wo über 200 Millionen Menschen in ihrer Leistungsfähigkeit durch dieselbe Krankheit zurückgesetzt sind. Es wird auch auf den Unterschied zivischen dieser Weltepidcmie und anderen Krankheiten aufmerksam gemacht. Tas einzige Gute, das sonst einer Epidemie uachgesagt zu werden pflegt, ist eine gewisse Reinigung der Nasse von ihren schwächsten Mitgliedern. Auch diese schon etwas bedenkliche Tugend läßt sich der Wurmkrankhcit nicht uachrühmcn, da sie eine ganze Bevölkerung chronisch verdirbt, ohne sie von der Last untaugliclxw Bestand teile zu befreien. Dazu kommt, daß ihre körper lichen, wirtschaftlichen und moralischen Schädigungen von Geschlecht zu Geschlecht zunehmen. Es ist kaunc daran zu zweifeln, daß der Nieder gang der Bevölkerung von Aegypten, Indien und China wesentlich dieser unaufhörlichen Epidemie zu- zuschreiben ist. Tie Amerikaner haben daher nur ihre Pflicht getan, wenn sie der Anchylostomiasis die schärfste Aufmerksamkeit zu widmen begonnen haben, weil sie befürchten müssen, dem gleichen Schicksal entgegen zu gehen. Besonders sind die Einwanderer eine große Gefahr für die Vereinigten Staaten, allerdings auch für andere Gebiete der Erde. Es ist festgestellt worden, daß in einem Trupp von 600 Kulis, die man sich in die Tee plantagen von Assam verschrieben hatte, nur ein einziger war, der von der Wurmkrankhcit nickst be fallen war. Aehnliche Erfahrungen hat man in dem südafrikanisclstn Gebiet von Natal gemacht. Nachdem die Zunahme der Tropenbleichsucht gar zu auffällig geworden war, wurde die nächste Schiffs ladung von indischen KuliS untersucht und 93 v. H. infiziert gefunden. Tie Einschleppunaspforte für tue Vereinigten Staaten ist wahrscheinlich San Fran zisko, wo erst im vorigen Jahr eine Quarantäne eingerichtet ivurde, um eine weitere Vermehrung der kranken Arbeiter durch Zuzug vom Ausland her zu verhüten. Ties« in ihrer Gesamtheit über raschenden (Hcthüllungen beweisen auf das deutlichste, daß di« Bekämpfung dieser Krankheit eine inter national« Aufgabe von höchster Bedeutung ist. Tie einzelnen Großstaaten sind mit ihrem eigenen Inter esse in verschiedenem Grade daran beteiligt, am wenigsten vielleicht Deutschland, aber auch nur wegen seines verhältnismäßig kleinen Kolonialbesitzes. Dennoch sollten sich alle Staaten zur Be kämpfung der Wurmbleichsucht zusammen schließen. Tie Vereinigten Staaten haben ein tüch tiges Vorbild geschaffen, indem sie die gesamte Aerzteschaft ihres Landes gegen die Epidemie mobil gemacht haben. Ferner wird durch Schulaufsicht und durch die Inanspruchnahme aller Behörden dafür gesorgt, daß die Zahl der Kranken ermittelt wird, weil nur dann imrksame Vorsichtsmaßregeln gegen die weitere Verbreitung getroffen werden können. Auch an der Volksbelehrung über die Krank heit, ihre Merkmale und Gefahren wird durch Vor- tragsrcisen und durch Anschauungsmittel überall gearbeitet. Wie notwendig solche Schritte gewesen sind, zeigt allein die Tatsache, daß vor dem Be ginn der planmäßigen Untersuchungen die Bevöl kerung der Südstaaten der Union die Krankheit überhaupt uicht kannte, obgleich sie zum großen Teil damit behaftet war. So steht die Menschheit wieder in einem Kampf gegen einen tückischen Feind, dessen sie ohne Zlveifcl Herr werden kann, und au Größe und Bedeutung ist dieser Kampf dem gegen die Malaria durchaus ebenbürtig an die Seite zu stellen. Theater. Leipzig, 19. August. Neues Theater. Eine einzige Szene im Wal küre n-Trama gibt dem Geschick der Götter und Helden die entscheidende Wendung — jene der Fricka, mit deren Darstellung gestern Valesca Nigrini aufs glücklichste debütierte. Zunächst löste die Säicgerin bic Aufgabe glänzend. Ter bayreuthlsche Meister stellt hier vor allein an die Höhe der Altistin ziemlich ungewöhnlich hohe An forderungen. Tie stimme der Künstlerin, ohnehin ebenso sympathisch als rein, umfangreich und tragend, erfüllte sie anstandslos. Von großem Wert erwies sich ferner die Kunst ihrer Dekla mation, die ausgezeichnete Behandlung der Sprache und die so häufig wechselnde, immer jedoch voll kommen sinngemäße Verwendung des Ausdrucks- dessen Begründung sich in der scharfen Beobachtung und unmittelbaren Gefolgschaft der musikalischen Thematik finden ließ. Das Schauspielerische an dieser vortrefflichen Leistung schien durchaus aus Wagners Musik geboren. An dieser schlanken Er scheinung war nichts unbedeutend oder gar belang los. Immer wurde bie große Linie gewahrt, die Empfindung einer zu Recht empörten Frauenseele nie erniedrigt zum Ausdruck bloß weiblichen Keifens- vielmehr die intellektuelle Ueberlegenheit der ehr- hütenden Göttin gegenüber dem schwachen, immer mehr in hemmende Widersprüche verwickelten Wal hallbeherrscher zu treffendster, gebieterisch fordern der Aussprache gebracht. Valesca Niarinis Fricka zeigte auch in Momenten noch so stark anwachsen- den seelischen Affekts nach außen hin demgemäß stets große Ruhe; somit wirkte um so bedeutsamer die künstlerische Oekonomie der Arm- und Hand bewegungen, daS beredte Spiel der Augen und Mienen, das stolze Zurückwerfen des Kopfs, wie die aus allem sprechend« Energie der WotanSgefährtin in der die Gestalten der Asenfürstin und der Toten göttin in eine einzige zusammenfließen. WaS bie Darstellerin gab, war tief durchdacht, stark gefühlt und in vollkommjcner Willensfreiheit zu künstleri scher Verwertung gebracht. So burflje Fräulein Nigrini mit allem Recht an den Ehren der überaus erfolgreichen Aufführung teilhaben, um deren musikalische Leitung sich Opern direktor Otto Lohs« ein hohes Verdienst erwarb. Seine Leistung gelegentlich der in erfreulichste Aus- sicht genommenen Gcsamtaufführung der Wagner- schen Trilogie eingehend zu würdigen, sei uns eine der willkommensten Bcrichtcrstatterpflichten. L. 8. und den Ver Lui mac Flü lau ihm Her der dem die h I dock Aal Bal Bal auf krei bin« Mit mal tori üb« z uk leuci Heü Bre Hocl Lan ein nack dies' La halt der E lüft t. a E n L v A gÄN 20 V Her Ger des Sor W> Bi kon den pai: tetc La Wc ren' Lu zu 1 rote sow den krev end Str Em gän Gar ten auf. An! Sta nebc auch obei dan von mar denl Ben mei meil hat Got bei., gekr Leif tele folg 3 s St?
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