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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.08.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120823017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912082301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912082301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-08
- Tag 1912-08-23
-
Monat
1912-08
-
Jahr
1912
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Setter. M.E. »os. I«tzrsaa,. Leipziger Tageblatt ^Morgenausgabe^ /reuag, 23. LluyuV 19l2. der« KommManen -u Übertragen, entfesselte ein« interessante Debatte. Behauptet wurde, daß -er Landrat beim veranlagunasgeschäft oft Rücksichten auf Kvoi »angesessene zu nehmen hätte. Dieser Br- hauptuna wurde entgegengehalten, daß der Land rat sich durch solches Borgehen strafbar mache, daß er stets nach bestem Wissen arbeite und er die wirtschaft lichen Verhältnisse des Kreises nur Überblicken könne, wenn er die Leitung der Steuervechältnisse behalte. Von der Regierung wurde betont, das Staatsministerium habe sich nach eingehenden Er wägungen für die Beibehaltung des jetzigen Zustandes ausgesprochen. Es sei nicht erwünscht, die Einheitlichkeit der Verwaltung in der untersten In- stanz durch Abtrennung der Steuerverwaltung vom Landratsamt zu stören. Man werde aber den Land rat durch Einstellung von steuertechnisch gebildeter Beamten entlasten. Es wurde von der Kommission vorgeschlagen, ein« einheitliche Steuerverwaltung für jede Provinz oinzurichten und di« Regierungen dadurch zu entlasten. Dieser Vorschlag wurde wieder bekämpft, weil er die Sache zu kompliziert gestalte. Das Gesetz soll mit der Veranlagungsperiode 1V14 in Kraft treten. Die MUltSrüekatte in -er bayrischen Sammer. München, 22. August. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abge ordneten führte bei der Generaldebatte zum Militär etat Kriegsminister Frhr. von Kretz u. a. aus. es liege im Interesse des Heeres und es sei die Pflicht der Heeresverwaltung, vorüber zu wachen, datz eine Stärkung der sozialdemokratischen Idee bei den Heeresangehöriacn nicht stattfinde. Den Offizieren falle es aber nicht ein, Soldaten, die sich etwas haben zuschulden kommen lassen, zu fragen, ob sie Sozialdemokraten seien oder nicht. Eine Sta tistik. eine Berichterstattung und eine Kontrolle über die Sozialdemokraten im Heere würde nicht geführt. Es lägen keine Beobachtungen vor. datz im bayrischen Heere die Sozialdemokraten, die sich zweifellos auch darin befänden, irgend etwas Bemerkenswertes ge macht hätten. Mit dem Erlass betr. das Verbot der Beteiligung von Offizieren bei den Wahlen handle es sich nicht um einen Eingriff in das ge heime Wahlrecht, sondern es solle damit das öffent liche Eintreten der Offiziere zugunsten der Sozial demokraten getroffen werden. Der Erlass sei aus gegeben worden, lange bevor der Landtag aufgelöst worden sei, und lange vor den Neuwahlen. Das Recht, über den Krieg zu entscheiden, bemerkte der Kriegsmimster den Sozialdemokraten gegenüber, sei durch die Bestimmungen der Verfassung sestgelegt und setze die Zustimmung des Bundesrats voraus. Auch in republrkanischen Staaten entscheide nicht das Volk über den Krieg. Abg. Frhr. v. Franckenstein (Ztr.) betonte, die Entscheidung über Krieg und Frieden müsse der verantwortlichen Stelle, dem Kaiser, überlassen bleiben. Die Kriegsoerwaltung müsse sich innerhalb der Verfassung gegen die Sozialdemokratie wenden. Der Kriegsministcr hätte seine programmatische Er klärung nach dieser Richtung hin noch schärfer unter- streichen sollen. (Unruhe links.) Wir müssen, fuhr der Redner fort, auf das bestimmteste verlangen, dass von den Kasernen die Sozialdemokratie fern bleibe. Es wäre das höchste, wenn in den Kasernen, wo der Fahneneid geleistet worden ist, gegen den Fahneneid von der Sozialdemokratie agitiert würde. (Zuruf des Abg. v. Volkmar: Das ist eine Un verschämtheit. Grosse Unruhe links. Präsident v. Orterer ruft den Abg. v. Vollmar zur Ord nung.) Ich nehme kein Wort von dem zurück, was ich gesagt habe. Durch die sozialdemokratische Presse, die in die Kasernen kommt, werden die Disziplin und die Liebe zum Königshaus untergraben. Abg. Rollwagen (Soz.) ruft unter ständig wachsender Unruhe links: Das ist eine Verleum dung. Er wird vom Präsidenten zur Ordnung gerufen. Abg. ».Franckenstein fortfahrend: Der Erlass des früheren Kriegsministers, dass die Reserve offiziere sich nicht für die Wahl sozialdemo kratischer Kandidaten betätigen dürfen, sei von den Liberalen und den Sozialdemokraten verurteilt worden. Einen oerartigen Erlass halte seine Partei für selbstverständlich. Wer als Offizier des Be urlaubtenstandes den Fahneneid geschworen hab«, habe auch für seinen König treu emzutreten. Wer di« Uniform Les Königs trage, von dem halte er es für ausgeschlossen, dass er für eine Parier eintreten und sich dafür betätigen könne, die ein Gegner des Königs sei. Wir verlangen vom Kriegsminister ausdrücklich Antwort, ob der Erlass auch noch Gel tung hat. Er warne davor, in weiten Voltskreifen die Anschauung entstehen zu lassen, als ob ein groger Teil der Offiziere mit der Sozialdemokratie sym pathisiere. Ein solcher Stand dürfe auch nicht sync- patyisieren mit einem Organ, wie es der „Simpli- zissimus" sei, der in jeder Nummer die Geistlichkeit und die Staatsautorität verhöhne. In dem preussi schen Offizierkorps und in den Offizrerkasinos dürfe der „Simplizissimus" nicht auslicgen. Die bayrischen Offiziere dürften nicht zur „Simplizissimus"-Kultur neigen. Der Kriegsmimster müsse nach dieser Rich tung Porsicht üben. (Bravo! im Zentrum.) Abg. Dr. Dirr (Lib.) wendet sich dagegen dass der Porredner scharf machen wolle gegen die Offiziere des Beurlaubt enstandes. Es sei politisch und logisch vom Standpunkt des Interesses des Heeres unverständlich, den Fahneneid in die politische Diskussion zu ziehen. Er würde di« Offi ziere bedauern, die sich in ihrer politischen Ueber- zeugung beeinflussen liessen. Im Kriegsfälle braucht man geübte und erfahrene Landwchroffiziere und deshalb dürfe die Kriegsoerwaltung keinen Mann wegen politischer Betätigung aus den Reihen des Offizierkorps hinausdrängen. Dagegen fei er gegen jede politische Agitation in den Kasernen selbst. Der Kriegsminister habe ja selbst erklärt, dass von einer Agitation der Sozialdemokratie in den Kasernen ihm nichts bekannt sei. In dem ganzen Vorgehen des Zentrums liege System. Man wolle jetzt auch noch den Kriegsmimster scharf machen gegen die politischen Freiheiten. Der „Simplizissi mus" scheine dem Abg. o. Franckenstein noch gefähr licher für die Armee zu sein, wie die Sozialdemo kratie. Die Offiziere brauchten kein« Bevormundung, was sie lassen dürften oder nicht. Kriegsminister Freiherr v. Kress: Meine Stellung zur Sozialdemokratie habe ich meines Er achtens genügend klar gekennzeichnet. Ich mische mich nicht in ihre Partciangelcgenheiten. Ich vertrete hier lediglich die militärischen Interessen der Armee und in deren Interesse weise ich den schweren Vorwurf, Len der Abg. Freiherr von Franckenstein dem Offizierkorps gemacht hat, auf das allerentschiedenste zurück. (Bravo! rechts und links.) Er hat von „Simplizissimus"-Kultur gesprochen, der ein großer Teil des bayerischen Offizierkorps huldige. Er hat dies auf einen Zuruf ausdrücklich dahin revidiert, dass cs sich nicht um das Lesen, nicht um das Halten des Blattes handele, es handele sich um die ganze Stimmung. Ich muss auf das tiefste bedauern, dass eine derartige Verdächti gung, die der Herr Abaeordnetc (stürmische Bravo rufe links. Unruhe und Bewegung rechts. Vizepräsi dent Frank: Ich möchte Seine Exzellenz ersuchen, dieses Wort nicht weiter zu gebrauchen. Der Kriegs minister untersteht ja nicht meiner Korrektur, ich möchte aber bemerken, dass ich einem Abgeordneten gegenüber dieses Wort als nicht statthaft bezeichnet hätte). Kriegsminister v. Kress (fortfahrend): . . .wo- für der Herr Abgeordnete auch nicht die Spur eines* Beweises versucht hat. Das bayerische Offizierkorps hat. so glaube ich, dem Heiftn Abgeordneten nicht im mindesten Anlass gegeben, an seiner Königstreue und Loyalität zu zweifeln und ich bin überzeugt, dass es in diesen Eigenschaften durch die Lektüre des „Simplizissimus" nicht wankend gemacht wird. (Sehr aut! und Beifall links. Hört, hört rechts.) Der Abg. Franckenstein hat es sich aber mit den Vor würfen, die er der Armee und dem ganzen Offizier korps gemacht hat, nicht genügen lassen. Er hat auch mir in nicht misszuverstohender Weise seine Missbilligung ausgesprochen, dass ich die Aeusserungen Les Abg. Simon nickst in seinem Sinne zurückgcwiesen habe. Meine Ausführungen bewegten sich auf dem Boden der Reichsverfassung, die über die Frage der Kriegserklärung sich in einer ganz zweifellosen Weise ausspricht. Einen staats rechtlichen Exkurs daran zu knüpfen, habe ich keine Veranlassung. Der Abg. Franckenstein ist auch neuerdings auf den heute bereits mehrfach er wähnten Erlass zu sprechen gekommen. Er hat von mir eine ausdrückliche Erklärung verlangt, datz ich mich mit diesem Erlass identifiziere. Ich kann ihm nur erwidern, dass der E r l a ss n o ch in Kraft ist, woraus zur Genüge hervorgeht, bass ich mit ihm ein verstanden bin. Der Aufforderung hätte es weiter nicht bedurft, ('sehr richtig! links.) Ein« Be merkung des Abg. Dr. Easselmann hat dann dem Aba. v. Franckenstein Veranlassung gegeben, die Disziplin in der Armee anzugreifen. Es ist mir nicht bekannt, welche Beobachtungen dem Abg. von Franckenstein zu seinen Aeusserungen Veranlassung gegeben haben, ich glaub« auch kaum, dass Sie er warten. dass ich daraus Veranlassung zu einer hoch notpeinlichen Untersuchung nehmen werde. Sie wer den mir darum gestatten, nach wie vor überzeugt zu sein, dass der Erlass des Kriegsministeriums von den unterstellten Behörden strikte ausgeführt wird, in diesem Falle wie in jedem andern. (Leb haftes Bravo! links: Unruhe im Zentrum.) Nach weiterercn Ausführungen des Abg. Held (Ztr.), der sich wegen der fortdauernden Unter brechungen von der linken Seite des Hauses nur mit Mühe Gehör verschaffen kann, ist die General debatte zu Ende. Oie Lage in -er Türkei. Die seit Donnerstag wieder erscheinende Konstan tinopeler Zeitung „Tanin" bestätigt, datz angesichts der bedrohlichen Lage des Landes das jungtürkische Komitee an alle Filialklubs ein Schreiben gerichtet hat, in dem erklärt wird, datz das Komitee unter der Bedingung, dass es die Regierung in einem späteren geeigneten Momente zur Rechenschaft zieht, sich in das Geschehene fügt und dass die jungtllrkische Partei als Oppositionspartei auf das Wohl des Landes hinarbeiten will. Das kriegerische Montenegro. Aus amtlicher Quelle wird aus Cetinje ge meldet: Die aus Konstantinopel stammenden Anschul digungen gegen Montenegro sind unbe- gründet. Da Montenegro sich an die Grossmächte gewendet hat, damit sie sich mit der unerträglichen Lage befassen, die durch die fortwährenden von den türkischen Truppen hervorgcrufenen Erenzzwischen- fälle geschaffen worden ist, wird es geduldig den Erfolg seines Schrittes abwarten und ist ent schlossen, bis dahin alles zu vermeiden, was die schon genug ernste Lage noch verwickeln könnte. Unsere Leute haben strengen Befehl erhalten, nur dann zu schiessen, wenn di« Angreifer die Grenze überschreiten. Das „Wiener k. k. Tel.-Korr.-Bureau" meldet: In Berane marschierten türkische Truppen unter Oberst Hassan Jzzut ein. Die Montene griner sind abgezogen. Die Haltung Bulgariens. Die „Agence Bulgare" meldet: Die kriegslustigen Aeusserungen, die das Blatt „Retsch" (Sofia) dem Minister Franaia in den Mund legte, der ein« sehr aggressive Rede gegen die Türkei gehalten haben sollte, sind nicht authentisch. Vie vermenümig -er öallaü- gelchütze im kailermanäoer. Zu der beabsichtigten Verwendung von Ballon geschützen im Kaisermanöoer wird der Korrespondenz „Heer und Politik" von militärischer Seite mitge teilt: Die Erprobung von Ballongeschützen geschah zwar erst ini vorigen Jahre zum ersten Male während eines Manövers. Tatsächlich erfolgte aber die kriegs mässige Erprobung derartiger Ballongeschütze schon vor längerer Zeit. Im Kaisermanöoer können natur gemäss scharfe Schiessvsrsuche nicht gemacht werden, da die Gefahr zu gross wäre. Die ersten scharfen Schietzversuche erfolgten im vorigen Jahre an der Küste von Pommern. Damals wurde ein Bal lon, der über dem Meere schwebte, als Zielobjekt ge wählt. Durch die scharfe Windströmung erhielt der Ballon schnell« und mannigfaltige Bewegungen, die einen Vergleich mit den Bewegungen eines lenk baren Luftschiffes zuliehen. Die Verbuche mit d«r Ballonabwohrkanone, die ein 10-Zentlmeter-Geschoss schleuderte, waren von bestem Erfolge begleitet. Es kam auch noch ein« 7,5-Zentimeter-Ballonabwehr, kanone zur Verwendung, gleicherweise wie im Kaiser manöver. Die 7,5-Zentimeter-Kanon« hatte eine Geschotzflughöhe von rund 6500 Meter und eine Flug weite von 0000 Meter aufzuweisen. Eine 10,5-Zenti- metcr-Kanone, die eine Schusshöhe von 11400 Meter und eine Schussweite von 13 700 Meter auswies, er wies sich nicht als so praktisch wie die 7,5-Zentimeter, Kanone. Bei der 6,5-Zentimeter-Kanone hat das Geschoss nur eine Flughöhe von 7500 Meter unL eine Flug weite von 8500 Meter, di« aber nicht als ausreichend angesehen werden. Massgebend für die eventuelle Verwendung »on Vallonabwehrkanonen sind natür lich nur di« scharfen Schiessversuche, die im Frühjahr 1911 an der pommcrschen Küste vorgenommen wur- den. Die Versuche dagegen, die im Kaisermanöoer gemacht werden, haben nur Uebungszweck« für die Mannschaften. Bekanntlich wird die Dallon- abwehrkanone im Kaisermanöoer auf ein Panzer automobil aufgebaut. Es handelt sich bei den Uebun- gen darum, das auftauchende feindliche Luftschiff möglichst schnell zu sichten und unter Feuer zu neh men. Zu diesem Zwecke muss die Kanone schnell nach allen Richtungen hin bewegt werden können. Es stellte sich bei Versuchen heraus, dass die Bewegungs- Möglichkeiten des Kanonenrohrs der Ballonkanone den grössten Ansprüchen entsprechen. Die Kanone konnte mit gross«! Exaktheit allen Bewegungen der Luftschiffe folgen. Sehr wesentlich ist dabei der Um stand, datz die Bewegungen des Kanonenrohrs ohne jede Anstrengung durch eine sinnreiche Vorrichtung ausgeführt werden können. Die Uobungen im Kaiser manöoer haben auch noch dadurch ein« zweckmässige Betätigung, Lass sie an kriegsmäßig manövrierenden Luftschiffen oorgcnommen werden können. Sie bil den dadurch die Ergänzung zu den «rsten scharfen Schiessversuchen mit Ballonkanonen gegen Fessel- und Freiballons. Sak- unü perlonslnschrichten. * Der Kaiser fuhr, wie aus Königstein (Taunus) gemeldet wird, am Donnerstagvormittag um 11 Uhr 10 Minuten nach einstündigem Besuch bei der Großherzogin-Mutter von Luxemburg nach der Saalburg. * D«r „Reichsanzeiger" meldet: Verliehen wurde dem Generalmajor z. D. v. Müller, bisherigen Kommandeur der 21. Jnfanteriebrigade, der Note Aülerorden 2. Klasse mit Eichenlaub, dem Erztruchsess des Fürstentums Münster Fideikommißbesitzer Graf Droste zu Vischering auf Darfeld im Kreise Coesfeld der Stern zum König!. Kronenorden 2. Klasse, dem Fideikommißbesitzer Kammerherrn Freiherrn v. H ö v e l zu Haus Junkerthal im Kreise Altenkirchen der König!. Kronenorden 2. Klasse. * Der türkische Thronfolger Jussuf Jzzeddin ist am Donnerstagvormittag 11 Uhr inkognito in Wien eingetroffen und von den Herren der türki schen Botschaft empfangen wovden. Der Botschafter war ihm bi» Pressburg entgegengefahren. DeuMes Reich. Die Hochseemanöver. Kiel, 22. August. Das 2. Geschwader der Hoch seeflotte und die Aufklärungsschiffe sind zu den Manövern nach der Nordsee abgegangen. Die Schiffe fahren umSkagen. Landevbefestigungen. Berlin, 22. August. Der im Jahre 1903 in An griff genommene Ausbau der Landesbefestigungen einschliesslich der Beschaffung infanteristischer und artilleristischer Kampfmittel und von Verkehrs- und Nachrichtenmitteln nebst llnterbringungsräumen näbert sich seiner Durchführung. Nachdem von den aus 211 814 400 -4t veranschlagten Kosten in d«r Zeit von 1903 bis 1910 173 835 700 .)( zur Verwendung gelangt sind, wurden 1911 15 520 300 -4t verbraucht und für 1912 sind 10 778 400 -tt bereitgestellt. Im ganzen sind bisher 200134 000 .il in Anspruch ge nommen worden. Für Las Extraordinarium des Männer seiner Berkcnfeldes sind Helden und Ritter, heldisch im Felde, ritterlich gegen die Frauen. Die Frauen seiner Verkenfeldes sind stark und treu, vom alten Adelsschlag, wie er sich immer noch in der Mark behauptet, allen modischen und mondänen Invasionen zum Trotz. Und eines beseelt sie alle, alle: das, was Preußen gross gemacht hat, die Preutzentreue. Das ist die Seele des Ganzen, der Linien und Garden. General Berkenfelde fällt in mörderischer Schlacht, sein Sohn steht bei St. Privat mit der Garde in höchster Not. Die letzten Grenadiere sinken hin. Da naht die Hilfe der tapferen Sachsen, die 100er und 101er jagen die Rothoscn aus der Lisiere, dem brennenden Dorfe. Die Schlacht wird zu einem Hohen Liede, zu einem Halleluja. Sieg! Sieg! Daheim bei den tapferen Frauen fließen stille Tränen. Deutscher Hmnor blitzt mit sonnigen Lichtern aus den munteren Scherzen und Gesprächen der unent wegten Kämpfer: Helle Sachsen, schlagfertige Ber liner, biedere Bayern und Württemberger, Kinder ihres Volkes lassen sie sich durch Trauer und Tod nicht den Sieg verdrteßen. Das gewaltige Schauspiel von Sedan vollzieht sich. Wieder erscheinen die siegreichen Sachsen auf dem Plan. Die weiße Flagge steigt in Sedan hoch. Und auch Metz fällt. In Thablis beim Wein wird Leutnant von Berkenfelde hinterrücks niederge schossen. In der Pflege der schönen Gräfin de Brissonet auf Cbäteau Bellegarde genest er von den Wunden des Leibes und Herzens, die zweifältia seine Brust durchbohrten, entreisst sich den lockenden Armen einer neuen Liebe und stirbt in der deutschen Heimat zur Stunde des Einzugs der Sieger. Gott gab uns nach hartem Kampfe den protzen Sieg. Der schwarze, gekrönte Adler auf dem Titel, blatte hält ein blutende» rotes Herz in den Fängen. Dieses Buch ist ein Demant. Schafft Walter Bloem als Jüngerer, Nachfahre, mehr in blutvollen, frappanten Impressionen des begeistert, hingerissen nachfühlenden Deutschen, so prägt sich dem Buche Zabeltitz' die einfache, fast klassische Linie auf, ohne die Wahrheit und Wärme des Miterlebendcn, vie Prophetie und Priesterschaft de» Dichters auch nur im geringsten zu überdecken. Wir wollen uns des einen wie des andern von Herzen freuen. Die Zeit der Denkmäler in Erz und Stein für jene grossen Tage hat sich endlich genug getan. Deutsche Maler haben die Schlachten von 70/71 in kolossalen und zum Teil bedeutenden Gemälden für Jahrhunderte den Augen und Herzen der Nachkommen festgehalten, die Geschichtschreibung sichlet noch zwischen Wahrheit und Dichtung von 1870/71, die Kunst aber hat noch nicht viel für dieses grosse deutsche Jahr übrig ge habt. In den Gartenkonzertcn behauptet sich das Sarosche Schlachtenpotpourri: ihren Komponisten haben die deutschen Siege in Frankreich noch nicht gefunden. Aber ihre Dichter finden sie nun endlich. Freuen wir uns dessen von ganzem Stolze. Die alte Phrase aber vom „Buche, das ins deutsche Haus gehört", hier hat sie geheiligte Geltung. Wo und wann Hans von Zobeltitz' „Sieg" in rechten Ehren steht, wird man gewissenloser sozialdemokratischer Verhetzung nur spotten und icde Spur von Rcichs- feindschaft — welch hässliches Wort, welch Widersinn der Begriffe für einen Deutschen! — zum Teufel jagen. Laut Lurx. Msnüverdllüer. Von Ewald Anders. IH. Artillerie geht insGefecht. Von der ausspringenden Ecke des schattigen Buchenwaldes aus verliert sich die Landstrasse über mehrere steile Kuppen und «inige flache Hügelketten in mässig „kopiertes" Gelände. Unter den letzten Bäumen des Waldes erscheint jetzt eine Gruppe von etwa sieben oder acht dunkelgekleideten Reitern. Im gestreckten Trab« fliegen sie, im flimmernden Lichte der eben erst über den Horizont emporge klommenen Morgensonne lange Schatten werfend, einher. Etwa anderthalb Kilometer von der Wald grenze zieht sich ein mit Gestrüpp und Buschwerk spärlich bedeckter Hügelrücken entlang. Noch ist die Reitergruppe dabei, ihn zu erklim- men, da kommen unter Gerassel «ine Anzahl von je mit sechs schlanken Pferden bespannten niedrigen Fahrzeugen aus dem Walde heraus; jedes der drei voreinander gespannten Pferdepaare leitet «in Fahrer im Sattel des links gehenden Tieres. Dor Len ersten sieht man einige Reiter einzeln, neben jedem vordersten Sattelpferde jedes Gefährts auch einen solchen und hinter je einem der niedrigen, in der Mitte äusserst dünnen und schmalen Fahrzeuge fünf oder sechs weitere. An die dreißig Meter voraus reiten drei Personen. Als der Zug im Fluge näher kommt, erkennt man: reitende Artillerie ist es; voran der Abteilungskommandeur sein Adjutant und ein Trompeter. Sie halten scharf auf den Standplatz der zuerst auf der Höhe angelangtcn Reiter zu. Mehrere von diesen sind abgesessen und betrachten durch die an die Augen geführten großen Ferngläser schon geraume » Zeit aufmerksam die Gegend, während ein Mann ihre Rosse hält, und zwei andere mit blinkenden I Trompeten in der rechten Hand, zu Pferde geblieben, etwaiger Aufträge harren. Der Regimentskom mandeur von der Artillerie hält hier mit dem Major vom Stabe seines Regiments, dem Adju tanten und einem zu dessen Unterstützung komman dierten Leutnant Umschau nach dem Feinde und sucht durchs Glas nach den besten Ausstellungsorten für seine drei Abteilungen mit ihren zusammen acht Batterien, zwei reitenden und sechs fahrenden. Der Stabstrompeter, ein wohlbeleibter älterer Mann, hält ihre vier Pferde und das seiniae; die beiden anderen Trompeter stehen bereit, Melderitte auszu führen oder, was aber selten vorkommt vor dem An griffe nahe vor dem Feinde, Signale zu blasen. Einer von ihnen erhält jetzt den Befehl, den aus dem Walde noch nicht h«raüsgetretenen fahrenden Abteilungen die Mitteilung zu bringen, daß der erste Settenweg rechts die erste Abteilung am raschesten in die Feuerstellung auf Höhe 37 bringen würde, und dass di« zweite Abteilung direkt auf Höhe 39 zuhalten möge, wo sie wettere Verhaltungs massregeln antreffen würde. Ausserdem soll der Trompeter dem Kommandeur des zur Bedeckung der Artillerie bestimmten Jnfan- tericbataillons die Nachricht übermitteln, er könne auf der Landstraße hinter dem Wäldchen vor Höhe 35 Haltmachen, weil noch nicht feststehe, ob das Attillerieregiment nicht baldigst den Versuch machen werde, noch weiter vorzudringen, um dann die Hügel kette 25 bis 31 zu besetzen. Inzwischen sind die drei Retter, die der schon auf der Landstrasse beobachteten Abteilung vorausgalop pierten, bei der Offiziersgruppe angelangt. Der Major meldet dem Oberstleutnant die reitende Ab teilung zur Stelle und erhält mit kurzen Worten die Weisung, ganz links zu dcployieren. Der Major vom Stab« werde selber mit ihm. dem Abteilungs kommandeur, die passendste Stellung dort auf dem linken Flügel des Regiments aussuchen helfen. So fort gibt der Kommandeur der „Rettenden" seinem Adjutanten den Befehl, an die beiden Hauptleute der ein Stück rückwärts auf der Strasse haltenden Batterien zu melden, sie möchten über das Brachfeld hinter den Hügeln ihm folgen. In raschem Trabe sausen nun Li« beiden Stabsoffiziere und der Irom- peter in halber Höhe des Bergrückens entlang, und ebenso geschwind folgen ihnen der Adjutant mit den beiden Batteriechefs und zwei weiteren Trompetern, denen sich auf etwa fünfzig Schritt Zwischenraum die Batterien, die Zugführer wieder einige Schritte voraus, in raschester Gangart anschliessen. Mittlerweile sind auch die fahrenden Abteilungen angelangt, und man sieht nun alle drei käst gleich zeitig aufmarschieren. Die je sechs Pferde vor jedem Feldgeschütz nehmen die kurze, aber immerhin steile Höhe mit Leichtigkeit; alle Geschütze feder Batterie bleiben fast in einer Linie. Wo grössere Uneben heiten das Vordringen erschweren, greifen die im Laufschritt neben und hinter den Fahrzeugen dahin hastenden Futzkanoniere in die Räderspeichen und helfen di« Kanonen dadurch rascher vorwärts zu bringen. Drei Minuten später gibt der Regiments kommandeur das Zeichen zur Eröffnung des Feuers. Er hat sich entschlossen, in der gewählten Stellung auszuhalten, bis etwa seine Partei den weiteren Vormarsch antritt oder zum Angriff schreitet. Di«s läßt er auch sofort seinen beiden Porgesehten. dem Kommandeur der Artilleriebriaade und dem Di visionskommandeur, durch den bei ihm befindlichen Leutnant und einen Trompeter melden. Einen bei der Geschützbedienung entbehrlichen Einjährig-Frei- willigen-Unteroffizier entsendet er mit der gleichen Mitteilung an den Kommandeur des zweiten, zur Brigade gehörigen Artillerieregiments, von dem er weiß, dass es ungefähr eine halbe Stunde Wegs weiter rechts das Gefecht eröffnen sollte. Sein Sldjntant aber rettet die wenigen Schritte bis zum Major der Infanterie am Wäldchen hin unter, teilt diesem mit. dass die Artillerie den Höhen zug zunächst als Feuerstellung beibehalten wird, wes- halb das Bataillon das durch die Landstrasse zwischen den nächstliegenden Kuppen gebildete Defilee besetzen möge, und kehrt dann rasch zu seinem Oberstleutnant zurück, um zu dessen Verfügung zu stehen, sobald es gilt, neue Entschlüsse zu fassen, neue Befehle oder Meldungen auszufertigen, zu befördern oder durch Trompeter und ander« Unteroffiziere überbringen zu lassen. Der Bcttaillonskommandeur lässt eine Kompanie ausschwärmen und wenige Schritte vor der Flucht der Artilleriefront, den Durchgang im Rücken, mit j« einem Zuge zu beiden Seiten der Strasse Halt machen: der dritte Zug hat mit je «inem Halbzuge zur linken und rechten Hand Fühlung mit den Flügeln der Artillerie zu nehmen. Die Mannschaften der drei anderen Kompanien haben am Straßen graben die Gewehre zusammengesetzt, liegen dicht dabei und holen großenteils den frühzeitig ab gebrochenen Nachtschlaf nach.
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