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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.08.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120827017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912082701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912082701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-08
- Tag 1912-08-27
-
Monat
1912-08
-
Jahr
1912
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vor üen üsileroisnüoern. Merseburg, 26. August. Nach dem Ztvilempfang in Merseburg begaben sich der Kronprinz und die Kronprinzessin zum Kammerherrn von Trotha nach Rittergut Schkopau, wo sie Quartier nahmen. Zum Ehrendienst bei dem deutschen Kronprinzen wahrend des Aufenthaltes in Dresden sind (Seneral- mazor v. Earlowitz, General L la suite Sr. Maj. des Königs, und Hauptmann Schumann beim Stabe des Grenadierregiments Nr. 101 befohlen. Geschenk des Kaisers. Halle, 26 August. Der Kaiser schenkte dem 86. Infanterieregiment in Halle, das den Namen des Feldmarschalls Grasen von Blumenthal führt, die überlebensgroße Büste des Feldmarschalls zur Auf stellung im Kasino. Der König von Sachsen an den Kaiser. Dresden, 26. August. König Friedrich August hat an den Kaiser ein in Herzlilien Worten gehaltenes längeres Telegramm nach Wilhclmshöhe gerichtet, in dem er seinem grossen Bedauern Ausdruck gibt, daß es dem Kaiser in folge seiner Erkrankung nicht möglich ist, an den Fest lichkeiten in Dresden und an der Parade in Zeithain teilzunehmen. Er hofft, das; die Erkrankung bald vorübcrgehen werde. Die meisten deutschen Bundes fürsten und Souveräne des Auslandes haben dem Kaiser gleichfalls telegraphisch ihr Bedauern über seine Unpäßlichkeit ausgesprochen. Vie Paradetafel. Merseburg, 26. August. Heute abend 7 Uhr fand Paradetafel für die Provinz Sachsen im Ständehaus statt. Der Kronprinz, die Kron prinzessin sowie die anderen Prinzen des könig lichen Hauses wurden auf der Fuhrt zur Tafel von .dem zahlreich herbeigeströmten Publikum mit patriotischen Kundgebungen empfangen. Im Ständchause wurde der Hof vom Oberhof marschall Grafen zu Eulenburg und dem Hausmarschall Freiherrn v. Lyncker in den Saal geleitet. Beim Eintritt der Fürstlichkeiten spielte die Kapelle des anhaltischen Infanterie regiments Nr. 93 den Hulvigungsmarsch von Erieg. An der Haupttafel faß der Kron prinz rechts von der Kronprinzessin. Rechts vom Kronprinzen folgten zunächst Prinz Friedrich Leopold, Oberhofmeisterin Frau v. Alvens- leben, Prinz Oskar, Hofdame Gräfin v. Wedel, Hausminister a. D. v. Wedel, Hofdame Gräfin von Keyserling!, Kriegsminister v. Heeringen, Staats minister Dr. Freiherr v. Berlepsch, links von der > Kronprinzessin Prinz Eitel Friedrich, Prinz August Will>elm, Prinz Joachim, Generaloberst v. Lindc- qmst, General der Infanterie v. Mottke, Chef des Eeneralstabcs, General der Infanterie Sixt van Armin, Oberhosmarschall Graf zu Eulenburg, General der Infanterie z. D. v. Schwartzkoppen, r«hts vom Oberpräsidentcn folgten zunächst Fürst zu Stolberg- Wernigerode, Graf v. Wartenslebcn, Vorsitzender des Provinziallandtages, Landeshauptmann Freiherr v. Wilmowski, Erbtruchseß Graf v. Alvensleden- Schönborn, Erbkämmercr Gras v. d. Schulenburg- Hetzlcr, Erbtruchseß v. Krosigk-Peplitz, links vom Oberpräsidenten Fürst zu Stolberg-Roßla, Vorsitzen der des Provinzialausschusses v. Bülow-Dieskau, Regierungspräsident v. Fiedler-Erfurt, Regierungs präsident v. Gersdorss-Mcrfeburg, N«gtz*uNg«präsi»'' dent Dr. Miesitscheck v. Wischkau-Magdeburg und Erbschenk Graf v. Hagen-Möckern.- - * Im Laufe des Mahles erhob sich der Kron prinz und sagte: Se. Majestät der Kaiser und König hat mich beauftragt, an diesem Abend folgende Kaiserliche Botschaft zu verlesen: „Mit schmerzlichem Bedauern mutz ich mit Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin auf ärztlichen Rat auf den Vesna, der Provinz Sachsen und Merse burgs verzichten. Es wäre mir eine kerzliche Freude gewesen, anläßlich der Besichtigung der waffentiichtigen Söhne meiner sächsischen Lande und der Altmark einige Tage wieder unter der arbeitsamen Bevölkerung der Provinz Sachsen leben und ihren würdigen Repräsentanten auf historischem Boden in Merseburg nähertreten zu können. Tausendjährige Erinnerung deutscher Vergangenheit knüpft sich an diese denk würdige Stätte. Erst jüngst sind hier wieder Bau reste zutage getreten die uns von dem Wirken des ritterlichen ersten deutschen Kaisers Heinrich I. Kunde geben und Erinnerungen an die wechsel ¬ vollen Schicksal« der einstigen Kaiserlichen Pfalz, de» Lieblingsaufenthaltes der deutschen Kaiser, und der späteren Residenz der Herzöge von Sachsen- Merseburg weckten. Nicht immer sind es freundliche Bilder, di« aus der Geschichte der einzelnen Teile der jetzigen Pro vinz Sachsen vor unsere Augen treten. Schwere Stürme und Kriegsnöte sind im Laufe der Jahr hunderte über diese Lande hingezogen, von den Zeiten an, wo das Christentum hier Boden fasste, bis zu den verheerenden Plünderungen und Brand schatzungen des Dreißigjährigen Krieges und den Jahren der schwer auf den deutschen Landen lasten den Fremdherrschaft. Vorüber sind, Gott fei es gedankt, di« Zeiten deutscher Zerrissenheit und fremder Einmischung. In gemeinsamer Abwehr äusserer Feinde fanden sich die deutschen Stämme unter Preußens Führung auf blutiger Walstatt zusam men und schufen ein festgefügtes, zu Lande und zu Master ruhmhaftes Deutsches Reich. Auch die Söhne Ihrer Provinz haben dabei mit ihrem Herz blut ihre Treue besiegelt und mannhaft dazu mit- gewirkt, das Fundament für einen gefunden Auf- und Ausbau des deutschen Vaterlandes zu schaf fen. Daß in der Folge auch die Provinz und der Wohlstand ihrer Bevölkerung eine ungestörte Ent wicklung erfahren hat, erfüllt mein landesväter- liches Herz mir besonderer Freude. Mit Kopf und Hand ist fleißig gearbeitet worden, dem Boden seine gesegnete Fruchtbarkeit ihrer Felder und Auen dem Ganzen nutzbar zu machen. Die vor bildliche Arbeit ihrer Landwirte und ihr uner müdliches Streben nach Vervollkommnung des Betriebes und der rationellen Verwertung der Vodcnerzeugnisse haben an der jetzigen Höhe der deutschen Landwirtschaft und ihrer In dustrien einen erheblichen Anteil. Möge es der Provinz Sachsen beschiedcn sein, auch ferner sich auf allen Gebieten des wirtschaftlichen und geistigen Lebens erfolgreich zu betätigen und m der Treue zu König und Vaterland hinter keinem anderen Teile der Monorchie zurückstehcn. Mit diesem Wunscl-e entbiete ich der Provinz meinen wärmsten landesväterlichen Gruß. Wilhelm 1l." Nachdem der Kronprinz die Botschaft ver lesen hatte, fügte er hinzu: „Meine Herren, ich fordere Sie auf, in den Ruf einzustimmen: Die Provinz Sachsen Hurra, Hurra, Hurra!" Die Musik spielte den Hohenfriedbergcr Marsch. Hierauf brachte Oberpräsident v. Hegel das Kaiserhoch aus, wobei die Musik die National hymne spielte. Der Trinkspruch des Obcrpräsidenten lautete: Durchlauchtester Kronprinz, gnädigster Kron prinz und Herr! Für die erhebenden Worte, welche wir soeben als Kaiserliche Botschaft aus dem Munde Ew. Kaiser!, und König!. Hoheit ver nommen haben, ehrfurchtsvollsten Dank an den Stufen des Thrones niederzulegen, ist den Vertretern der Provinz ein Herzensbedürfnis. Das; wir mit schmerzlicher Enttäuschung und mit unsag barem Bedauern die Abweseirheit Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin empfinden, diesem Gefühl brauche ich kaum Ausdruck zu geben. Die innigsten ^Wstksche ' ftik d^ octtüige Wiedergenesung beider Majestäten steigen aus allen Herzen empor. 'dlstb'.'töiikgl. Hcckseit'den Kronprinzen und Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Kronprinzessin als Vertreter ihrer Majestäten in unserer Mitte begrüßen zu dürfen, ist uns eine hohe Freude und Ehre. Wie bereits die Kaiser». Botschaft anöeutet, besteht die Provinz Sachsen nicht als ein altes historisches Gebilde, si« besteht in ihrem gegenwärtigen Umfange erst seit hundert Jahren. Jeder Teil hat seine besondere Geschichte und nur ein kleiner Teil darf sich rühmen, dem ältesten Be standteil der prcugisch-brandenburgischen Mon archie, zuzugehören. Gleichwohl hat jeder Teil große Erinnerungen und eine glänzende Ver gangenheit. Aber dies alles wird wenigstens auf weltlichem Gebiete überstrahlt durch das, was die Provinz in den letzten hundert Jahren unter der segensreichen Regierung des Hohenzollernhauses erlebt hat: die Einigung des Vaterlandes unter dem Heldenkaiser Wilhelm dem Großen und die glänzende Entwicklung, der sich unter Vaterland hat erfreuen dürfen, vornehmlich unter der Negie rung unseres gegenwärtigen Kaisers und Königs Majestät, an dem allen hat die Provinz vollen An- Feier von Schillers Geburtstag, für die eine Auf führung der vom Intendanten vollständig neu inszenierten „Jungfrau von Orleans" im Stadttheater geplant ist. Bekanntlich erhält zu dieser F«ier jedes Mitglied zwei Plätze umsonst. Der zweite Dichterabend, am 20. November, wird den Leipzigern di« Bekanntschaft Ottomar Enkings vermitteln, besten Schauspiel „Das Kind" in der vergangenen Spielzeit hier so starken Erfolg errang. Neven dem Dichter wird Ern st ine Münchheim sein« Werke zu Gehör bringen. Einen besonders eigenartigen Geruch wird der dritte Dichterabend, am 15. Januar, bieten. Die norwegische Hof- schauspielerin Frau Symra wird eines der genialsten Dramen Ibsens, seinen „Peer Gynt", voll ständig und frei aus dem Gedächtnis rezitieren, eine Leistung, mit der di« Künstlerin schon an vielen Orten den größten Beifall eingeheimst hat. Am vierten Dichterabend, 5. Februar, hoffen wir Tho mas Mann, d«n berühmten Verfasser der,,Bud- denbrooks" und des Romans „Königliche Hoheit", zu begrüßen, und zum Schluß, am 19. Februar, wird Dr. Emil Milan, der von der Berliner Kritik einstimmig als der größte dort aufgetretene Vor- tragskünstler gerühmt wird, eine Auswahl deutscher Mecsterprosa von Goethe bis zur Gegenwart sprechen. (Eintrittserklärungen (Jahresbeitrag 3 in der Linckeschen Buchhandlung, Burgstraße 1—5: Vormer kungen auf Abonnements für Mitglieder ebendort: für Nichtmitglieder nur in der Scrigschen Buchhand lung, Neumarkt 7H.) * Bruno Lnerschmann, der berühmte Vortrags meister, der im vergangenen Winker durch seine Homer-Dorträge im Fesksaale des Zentralkheaters größtes Aufsehen erregte, wird im Lauf« der kom menden Saison sechs öffentliche Matineen im Großen Fesksaale des Zentraltheaters veranstal ten. Da» überaus bedeutsame Programm roird fol gende Werke umfassen. 20. Oktober: Oedipus auf Kolonos von Sophokles. 17. Nooeniber: Melodra matische Matinee, u. a. Lenore mit der Musik von Liszt: Der Todspieler von Münchhausen mit der Musik von Woitowsly-Biedau; Im Wetter von Heinrich Feesz mit der Musik von Dr. Walter Niemann (zum ersten Male). 1. Dezember: Lord Byrons Kain mit der Harfenmusik von Saint- Saöns (Harfe: Frl. Politz). 19. Januar: Das Schloß am Meere von Uhland mit der Musik von Richard Strauß (zum ersten Male) : darauf: Enoch Arden von Tennyson mit der Musik von Richard Strauß. 2. Fe bruar: Moderne Dichtungen von Edgar Poe, Mau- passant, Elsa Ascnjieff, Ulrich Steindorsf, Ludwig Weber u. a. Zu Elsa Asenjieffs Dichtung „Wahnsinnig" schreibt Dr. Roderich von Mojsisovics die Musik. 23. Februar: Zwei Gesänge der Odysee mit Harfenmusck von Prof. Gustav Schreck (Harfe: Frl. Politz). Zu Liesen 6 Matineen, die ein künstlerisches Er eignis für Leipzig bedeuten, wenden Abonnements zu 18, 12, 9 und 5 ausgcgeben: die Preise für «ine einzelne Matinee betragen 4, 3, 2 und 1 -tt. Vormerkungen auf Abonnements in Fleischers Buch handlung. Universitätsstraße 3, sowie in der Lincke schen Buchhandlung, Vurgstraß« i—5. Ausgabe vom 2. September ab. * Otto Stranskq, derzeit Kapellmeister am hiesigen Neuen Operettentheater, wurde für Max Reinhardts „Mirakel-Tournee (Pantomime von Voümoeller und Humperdinck) engagiert. * Die Sonderausstellung »Die Leipziger Bildnis malerei von 1700 bis 185S" im stadtgeschichtlichen Museun: zu Leipzig (Altes Rathaus) wird nur noch kurze Zeit geöffnet sein. teil genommen und daraus reichen Gewinn ge schöpft. Dies alles verdankt sie dem Friedens werke, dem unser vielgeliebter Kaiser in Unermüdlichkeit unld mit großem Erfolge obliegt. Aber, wie könnten Preu ßen, wie könnten Deutsche froh sein des Friedens, wenn sie nicht zugleich wüßten, daß ebensosehr die Ehre des Vaterlandes in der starken Hand unseres vielgeliebten Kaisers hochgehalten wird. Stolz stehen wir auf dem Erdenrund und niemand wird ungestraft wagen, unsere Ehre anzu tasten. Wenn dennoch uns manche Sorge für die Zukunft beschleichen wird, so sei auch heute das Gelöbnis erneuert, daß wir uns um den Thron scharen und unentwegt daran arbeiten wollen, unsere Volksseele von Schlacken zu befreien, die ihr noch anhaften, auf daß sie sich in alter, preußi scher Treue und voller Reinheit entfalten möge. Hier in nächster Näle liegt jenes historische Schlacht feld, wo Preußens Ruhm so hell leuchtete, und heute ist der Gedenktag, wo der Sänger von Schwert und Leyer sein Heldenleben ausgehaucht hat mit den Worten: Vater, ich rufe dich! Möge immer, wie damals, das preußische Volk ieststehen zu seinem König und Deutschland zu seinem Kaiser. In dieser Hoffnung und mit jenem Gelübde bitte ich Ew. Kaiserliche und Königliche Hoheit um die Erlaubnis, die Gläser zu erheben und einzustim men in den Ruf: Seine Majestät der Kai ser und König Hurra, Hurra,Hurra! Nach der Tafel hielten die knöiglichen Herrschaf ten Cercle ab. Während der ganzen Zeit brachte die zahlreiche Menge vor dem ständehaus Hoch rufe aus und sang patriotische Lieder. Dec VarWag ües Grasen VerchtM Tie oft offiziös bediente „Köln. Ztg." meldet aus Berlin: Nach den Erörterungen eines Teiles der inter nationalen Presse könnte man den Eindruck ge winnen, als ob bei bevorstehenden Aussprachen ge wissermaßen nach politischen Gruppen vorgegangen werde und daß es sich darum handele, die An sichten und Interessen einer dieser Gruppierungen zum Nacyteile der anderen zur Geltung zu bringen. Wenn dieser Standpunkt irgendwo vorhanden ist, möchten wir sehr wünschen, das; er so vollständig wie möglich verlassen würde. Es sollte sich um so weniger darum handeln, die Interessen des Drei bundes oder der Entente zum Siege zu verhelfen, als wider st reit en de Interessen in die ser Frage kaum vor Han de n sind, denn das — man darf es wohl hoffen — gemeinsame Ziel ist, die orientalischen Angelegenheiten in Bahnen zu lenken, die der gedeihlichen Entwickelung der Türkei und dem Frieden Europas nützen. Es wäre also widersinnig, wenn man in dieser Frage die eine der politischen Gruppierungen gegen oie andere auf marschieren ließe, während alles darauf hinweist, daß si« hier sehr wohl zusammen gemeinsam ope rieren können. Es geschähe nicht zum ersten Male, das; der eine oder andere Staat seine Stellungnahme lediglich danach einrichte, daß sie einem anderen Staate unangenehm sein soll, doch wird man in einer sollten Politik der Verärgerung höchste Weisheit kaum erkennen können. Am wenigsten wäre dies zu finden, n-erm man sie gerade jetzt anwe.ndqtc, während alles darauf hinweist, daß eS sich hier nicht um Souderintcressen des Dreibundes oder der Entente handelt,' sondern um wichtige Tinge, bcch deren Beratung alle Sonderinteressen aus- ge schaltet werden können. Wir sind überzeugt, daß nicht nur bei der deutschen, sondern auch bei anderen Negierungen diese Auffassung vorherrscht. Wir zweifeln deshalb auch nicht, daß sie zur Geltung gebracht werden kann. Vom Dreibund und der Entente hörten wir in der letzten Zeit genug. Wie lvifpe es, wenn man einmal Europa sprechen oder noch besser handeln ließe? Zu den zahlreichen falschen Nachrichten, die die „Nowoje Wremja" verbrecitet, gehört auch, daß Feldmarschall vonder Goltz in nächster Zeit sich im Auftrage des Deut schen Meiches nach Konstantinopel begebe und daß man in türkischen Kreisen auf diese Reise besonderen Wert lege. Da Freiherr v. d. Goltz nicht beabsichtigt, eine solche Reise zu unternehmen, kann man auch diese Nachricht zu dem dicken Paket der Falsch meldungen der „Nowoje Wremja" legen. Die Baltnna Bulgarien--. Aus Sofia wird gemeldet: In der Nachmittagsitzung des Kongresses kamen die Delegierten der P rovinz zu Worte. Tie Reden waren im heftigsten Tone gehalten. Ter Kongreß nahm eine Resolution per Akklamation an, die die Regierung auffordert, angesichts der auf die Vernichtung des bulgarischen Elements abzielenden Behandlung der Bulgaren in der Türkei die allgemeine Mobilisie rung anzuordnen und gleichzeitig von den Mäch ten zu verlangen, daß sie Mazedonien und dem Wilajct Adria nopel Autonomie ver schafften mit einem christlichen Generalgouverneur au der Spitze, der vom Volke zu wählen und von den Mächten zu bestätigen wäre. Im Falle der Nichterfüllung dieser Postulats wird die Regie rung aufgefordert werden, die Befreiung aus- zufpreclsen, wenn sie nicht unberechenbare Folgen im Lande selbst herausbeschwören wolle. Während der Verlesung der Resolution erschien, lebhaft begrüßt, eine Abordnung mazedonischer Ver eine, in deren Begleitung sich die Kongreßteilnehmer nach Kongreßfchluß,* gefolgt von einer' zahlreichen MensciMmenge, zum Denkmal des Zarbesreiers be gaben, wo ein Kicrnz niedergelegt wurde. Auf dem Wege wurde die italienische Gesandtschaft lebhaft akklamiert. * Vom italienisch-türkischen Kriege. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Ter ehemalige Deputierte von Tripolis Nadschi hatte gestern mit dem Minister des Aeußern eine Besprechung, wobei er ihm, wie verlautet, den Stand punkt der Tripolitaner gegenüber den Frie- denSgerüchten auSeinandersetzte. Die Tripo- litaner wollen sich mit einem ihren Interessen un günstigen Frieden nicht einverstanden erklären. Tas Krtegsministerium publiziert eine Tepesche auS Beng hast vom 16. August, wonach die Türken und Araber seit fünfzehn Tagen da italienische Lager von Terna bombardieren, ohne unter dem feindlichen Feuer zu leiden. Am 8. August soll das Bombardement den Italienern beträchtlichen Schaden zugefügt haben. Tret türkische Artilleristen tourden verwundet. 25. Deutscher Zentrslverdanüstag für Ssnüel unü Gewerbe. Hannover, 26. August. Im Großen Saale des Alten Rathauses Hierselbst sand heute vormittag die erste Hauptversamm lung des Deutschen Zcntralverbandes für Handel und Gewerbe statt. Unter den zahl, reichen Vertretern von kaufmännischen, gewerb lichen und Mittelstandsvereinigungen aus allen Teilen des Reiches befanden sich u. a. auch solche des Verbandes Deutscher Rabattsparvereine, des Verbandes der Deutschen Kaufmännischen Genossenschaften, des Zentralvereins für Handel und Gewerbe in Berlin, des Reichsdeutschen Mittel standsverbandes in Leipzig, der Handelskammern von Lübeck. Barmen, Leipzig, der Eewerbekammer Leipzig und verschiedener Vranchenvereine, des Bunoes der Industriellen und des Deutschen Hand werks- und Gewerbekammertages. Vertreter hatten ferner entsandt: der Oberpräsident, der Magi strat der Stadt Hannover, der Regierungs präsident und der Magistrat der Stadt Linden. — Von dem Grafen Posadowsky lag ein Glück wunschschreiben vor, in welchem er sein Ausbleiben entschuldigt. — Der Vorsitzende Stadtrat Seifert (Leipzig) wies in seiner Begrüßungsansprache darauf hin, daß der heutige Tag feine besondere Bedeutung habe, La der Verband nunmehr seit 25 Jahren be stehe. Zugleich feiere einer der Begründer des Ver bandes, der Verband der Kaufleute der Provinz Hannover und der angrenzenden Länder sein fünfundzwanzigjähriges Stiftungsfest. Der Redner sprach dem jubilierenden Vereine seine Glück wünsche aus und feierte dann Kaiser Wilhelm I>. als Friedensfürst. Die Versammlung brachce auf den Monarchen ein dreifaches Hoch aus und beschloß die Absendung einesH uldigungstelegramms. — Namens der Stadt Hannover überbrachte deren Glückwünsche Senator Fink (Hannover). — Im Auftrage des Oberpräsidenten sprach Negierungs assessor Freiherr v. Oldershusen. — Der Ober präsident habe durch Entsendung eines Vertreters sein besonderes Interesse an den Verbandsverhand lungen zumAusdruck bringen wollen.—DieGlückwünsche des Regierungspräsidenten überbrachte Regierungsrat Natzlaff. — Nach weiteren Begrüßungsansprachen wurde in die Tagesordnung eingetreten und zunächst der vom Vorsitzenden erstattete Jahresbericht ent gegengenommen, aus dem wir das Wesentlichste bereits mitgeteilt haben. — Im Anschluß daran gab Handelskammersynditus Dr. Ro cke (Hannover) einen kurzen Bericht über die Tätigkeit und Entwickelung des Verbandes von Kaufleuten der Provinz Han nover und der angrenzenden Länder, der sein 25- jäbriges Bestehen aus Anlaß der Tagung des Zentral verbands in diesen Tagen feiert. Deutsches Keich. Eine offiziöse Stimme zur Fleischaot. Berlin, 26. August. Di« „Norddeutsche Allgemeine Zeitung^ schriebt: Die Schlacht viehpreise an unseren Schlachtviehmärkten und die Fleischprcise haben gegenwärtig eine Höhe erreicht, die durch die alljährlich um dies« Zeit beobachtet« Aufwürtsbcwegung nicht ausreichend erklärt werden kann und mit Recht die allgemeine Auf- merksamkeit auf die Entwickelung und die Aus sichten unserer Fleischversorgung hinlenkt. Wenn aber die Berliner Fleischerinnung die deutsche Land wirtschaft für unfähig zur Lieferung des erforder lichen Bedarfs an Schlachttieren erklärt und eine Besserung der Verhältnisse nur von der jetzt angeblich zum größten Teile durch An ordnungen aller Art unmöglich gemachte Vieheinfuhr aus viehreichen Ländern erwartet, so muß solchen Uebertreibungen entgegengetreten werden. — An der Hand einer Statistik weist die „Nordeutsche Allgemeine Zeitung" nach, daß der Auftrieb am Berliner Zentralviehmarkte für Schweine und Schafe bis in die neueste Zeit hinein gestiegen ist, und zwar für Schweine insgesamt so beträchtlich, daß er an Echlachtwert die Einbuße am Rinderauftrieb reichlich aufzuwiegen imstande sein müßte. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt weiter, daß die S ch la ch t v i e h e i n f u h r aus dem Auslande neuerdings Erleich terungen erfahren hat, insbesondere, abge sehen von der zeitweiligen Oeffnung der Grenze für französisches Schlachtvieh, die allerdings wegen be drohlichen Umsichgreifens der Maul- und Klauen seuche in Frankreich bald wieder geschloßen werden mußte, aus Schweden über die neuerbaute Quaran täne in Saßnitz und einige andere vorhandenen Quarantänen. Daneben ist bekanntlich die Fleisch einfuhr aus and«ren Ländern ganz oder teilweise gestattet. Wenn trotzdem die ausländische Zufuhr an Vieh und Fleisch den deutschen Markt nicht be merkbar zu beeinflußen vermocht hat, so beruht dies darauf, daß die Schlachtvieh- und Fleisch teuerung eine internatinale Erschei nung ist. Deshalb kann auch von der weiteren Zu lassung ausländischen Schlachtviehs, abgesehen von ihrer veterinärpolizeilichen Bedenklichkeit, keine wesentliche Preisminderung erwartet werden. Sozialdemokratische Teuerungsdemonstrationen. Berlin, 26. August. Die Berliner Sozialdemo kraten wollen am 3. September gegen die Lebens- mittelteueruna protestieren: über die Art dieser Protestkundgebungen verlautet noch nichts. Außer dem fordert der „Vorwärts" die Regierung auf, oen Reichstag sofort einzuberufen. MM! Mvlkll ilik-Zlle s.pLiLr-ssri-s. U44
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