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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.08.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120827017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912082701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912082701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-08
- Tag 1912-08-27
-
Monat
1912-08
-
Jahr
1912
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Morgen-Ausgabe M. 436 Dienstag, üen 27. Sugult 1912. BL. s 14 692 (Aachleeiqu.« ael.-Iiuschl.i 14 SSL il4«S4 s Allgemein« Deutsch» Tredlt- . I «nftalt »rühl 75/77. -1 Deuych« Bank. Filiale L«tp,l, . 1 Dep.-Kali« Grimm. Elrtiuoeg S. Amtsblatt des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. »MM MMrAagMÜ 2 sanKKon 0 BezugS-Preit Mr Leivria end Li.rort« d»rch »»ler« Trage- und Sv.dtt«»« r»alt«,tich M» Sa- -brach»:« vt- monatig L7» »k. Wljährl. U«, »ul«rn Filialen >. A» «rhm«^L«n °^»h.tt: Äi M- «omttl, L.« Wir. vienenügu. Tarch »i« V»B: Innerhalb Dratlchland, und der doUlche« xoloni«» »trrteliährl. 3.» Mk., «onatl. ,L0 Mk. aurlchl. Poftbeftellaeld. Ferner in Belgien. Dänemark. den Donaustaaten. Italien, Uurrmbura. Mederland«, Nar» wegen, Oesterreich»Ungarn, Rukland, Schweden uns Schwei». 3n allen übrigen Staaten nur direkt durch di« Erlchäsi»- stelle de» Blatte» erhältlich. Da» Uetpztger Tageblatt «rlchernt 7mal täglich. Sonn» n. Felettag» nur morgen». 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Jahrgang. 24 Seiten IE" Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 10 Seiten, die vorliegende Morgennummer 14 Seiten, zusammen Das Wichtigste. * Das Befinden des Kaiser» hat sich im Laufe des Montags gebessert, der Monarch blieb aber noch im Zimmer. Ob der Kaiser am Donners tag abreisen tann, ist noch unbestimmt. * Die „Nordd. Allg. Ztg." äußert sich offiziös zur Fleischteuerung. (S. Dtschs. R. Seite 2.) * Im Ständehaus zu Merseburg fand am Montagabend Paradetafel für die Provinz Sachsen in Gegenwart des Kronprinzen paares statt. Im Verlauf des Festmahls verlas der Kronprinz eine kaiserliche Botschaft (S. Les. Art. S. 2.) * Aus Anlaß der K a i s e r ma n ö v« r in der ProvinzSachsen verlieh der Kaiserhöhere Orden an bekannte Persönlichkeiten der Provinz. (S. Hof- u. Personalnachr. S. 3.) * Theateranzeigen siehe Seite 14. persönliche «uslprschen. Die Zeiten, w-o man Kuriere mit großen Depeschenmappen von Hof zu Hof schickte und große Politische Fragen in chiffrierten Telegram men erledigte, scheinen auch für die hohe Politik zu Ende zu sein. Im Zeitalter des Automobils und der internationalen Luxuszüge denkt man an den leitenden politischen Stellen auch üöer den Verkehr anders alS zur Zeit der seligen Post kutsche mit Relais: die leitenden Staatsmänner sind dem Beispiel des Deutschen Kaisers gefolgt und haben such der von ihm zuerst in die Tat umgesetzten Meinung angeschlossen, daß, eine per sönliche Aussprache schneller und besser richtige politische Fragen klärt und zu beiderseitiger Zu friedenheit zu lösen imstande ist, als der um fangreichste Depeschenwechsel und die umfassendsten Promemoria. So sind den Monarchenbegegnun gen die Ministcrbegegnungen gefolgt. Bethinann Hollweg begleitete seinen kaiserlichen Herrn nach Baltischport, um dort mit seinem russischen Kolle gen zu konferieren. Bald darauf sahen wir den französischen Ministerpräsidenten in Petersburg von Kokowzew freundschaftlichst begrüßt. Nicht etlva zu einem Privatbesuch während des Som merurlaubs weilte Poincarß bei seinem Kolle gen, sondern um möglichst zu verwischen, was etwa die^Aussprache des deutschen und russischen Staatsmannes zugunsten einer freundschaftlichen Verständigung der beiden Kaiserreiche gefördert hatte. Jetzt steht die dritte Ministerbegegnung vor der Tür, die nicht minder wichtig sein kann als ihre Vorgängerinnen: Bethmann Hollweg wird dem Grafen Berchtold, dem Leiter der aus wärtigen Politik Oesterreich-Ungarns, im Sep tember in Buchlau einen Besuch abstatten. Es ist unzweifelhaft, daß auch dieser Be such, diese Ministerbegegnung nicht lediglich die Erfüllung einer höflichen Form bleibt, daß es sich vielmehr darum handelt, die Richtlinien der Politik der beiden verbundenen Staaten in ver traulichem Gespräch zu zeichnen bzw. festzulegcn. Und die Wirren auf der Balkanhalbinscl sind fürwahr Ursache genug, ein Zusammengehen Oesterreichs mit seinem norddeutschen Bundes genossen wünschenswert erscheinen zu lassen und der Donaumonarchie wie in den Tagen der An nexion Bosniens einen politischen Rückhalt an der Politik Deutschlands zu sichern. Die mazedo nische Frage ist jetzt heftiger als je zuvor in den Mittelpunkt des europäischen politischen Interesses getreten, und die antitürlische Agitation in Bulgarien hat Dimensionen angenommen, die jeden Augenblick Ueberraschungen bringen kön nen. Englische halbamtliche Prehstimmen wollen sogar wissen, daß zwischen Bulgarien und Ser bien bereits Vereinbarungen getroffen wären über die gewaltsame Losreißrung Mazedoniens von der Türkei. Ob diese Nachrichten aus Tatsachen beruhen, ob sie nur unkontrollierbare Gerüchte kolpor tieren, oder ob sie vielleicht nur ein Ballon d'Essay sind, ist zurzeit nicht durchsichtig. Selbst verständlich aber, wie dem auch sei, hat Oester reich-Ungarn ein berechtigtes Interesse daran, die Dinge in Mazedonien sich nicht einfach einseitig entwickeln zu lassen, ohne dabet gefragt zu werden und mitzuspvechen. Ja, die Donaumo:i- archie hat an der mazedonischen Frage sogar ein so berechtigtes Interesse, daß es eine gewalt same einseitige Lösung durch die kleineren Balkan staaten sich gar nicht gefallen lassen könnte und dem bloßen Versuch eventuell mit Waffengewalt entgegentreten müßte. Dieser erste Schuß muß aber, wenn irgend möglich, verhindert werde»; denn er kann das ganze Pulverfaß zur plosion bringen und den europäischen Krieg be deuten. Allein wird Oesterreich-Ungarn kaum imstande sein, den Statusquo auf dem Balkan zu halten und den politischen Gegnern Rußland, Italien, Frankreich und Isst vot least England ein genügendes Gegengewicht zu bilden. Steht aber Deutschland als treuer Schildhalter, als „brillanter Sekundant" zur Seite, so ist die berühmte „Situation der Lage" für Oesterreich wesentlich günstiger. Und sich über diese Frage eingehend zu verständigen, dürfte der Zweck der Ministerbegegnung in Buchlau sein. Bei der Ge meinsamkeit der Interessen wird gewiß eine Rest lose Verständigung der beiden Minister erwartet werden dürfen, und das ist gut im Interesse des europäischen Friedens. T Die Ltsnüqusrtiere üer Leipziger Intsmerieregimenter im OivMonsmsnöver. Die Leipziger Znfanterieregimenter wer den im Divisionsmanöver solgende Standquartiere beziehen: Am 3. und 4. September. Die Stäbe. Der Stab der 4. Jnfanteriebrigade Nr. 48 in Borna; der Regimentsstab des Infanterieregiments Nr. 106 auf Rittergut Breitingen; der Stab des 1. Bataillons des Infanterieregiments Nr. 106 in Regis; der Regimentsstab des Infanterieregiments Nr. 107 aus Rittergut Zedlitz; der Stab des 1. Ba taillons in Borna Stadt. Infanterieregiment Nr. 1V6. 1. Kompanie, Breitingen, Gemeinde und Ritter gut, Regimentsmusik Breitingen, Gemeinde; 2. Komp, rn Regrs und Biumroda; 3. Komp, in Blumroda und Harunannsdorf; 4. Komp, in Regis; Stab des Batl. in Ramsdorf, Rittergut; 5. Komp, in Heuers dors und Schleenhain, 6. Komp, in Ramsdorf Eem. und Eroßhermsdorf, Gemeinde und Rittergut; 7. Komp, in Breunsdorf; 8. Komp, in Hagenest, Ramsdorf und Wildenhain; Stab des dritten Batl. in Deutzen; 9. Komp, in Bergisdorf und Lobstädt; 10. Komp, in Lobstädt; 11. Komp, in Görnitz und Deutzen: 12. Komp, in Deutzen und Röthrngen; Majchinengewehrkomp. in Borna Stadt und Kasernen. Infanterieregiment Nr. 1Ü7. 1—4 Komp, und Regimentsmusik in Borna Stadt; Stab des zweiten Bataillons und fünste Komp. Zed litz; 6. Komp, in Altstadt Borna mit Abteil. 7. Komp, in Borna Stadt und Nagendorf; 8. Komp, in Wyhra, Stab des 3. Bataillons und 9.-12. Komp, in Borna Stadt. 6. September. Die Stäbe. Stab «.er 4. Jnfanteriebrigade Nr. 48, der Regi mentsstab des Infanterieregiments Nr. 106; des 1., 2., 3. Bataillons; der Regimentsstab des Infanterie regiments Nr. 107; des 1. und 2. Bataillons in Zeitz; des 3. Bataillons in Haynsburg. Infanterieregiment Nr. 1V6. 1.—4. Kompanie und Regimentsmusik in Zeitz; 5. Kompanie in Mannsdorf, Richtern; 6. Kompanre in Erana; 7. Kompanie in Döschwitz; 8. und 9. Kom panie in Zeitz; 10. Kompanie in Aue; 11., 12. und Maschinengewehrkompanie in Zeitz. Infanterieregiment Nr. 107. 1. Kompanie und Regimentsmusik in Zeitz; 2. Kompanie in Groß-Osida und Bergisdorf; 3. Kom panie in Bergisdorf. Golden und Kühndorf; 4. Kom panie in Hainichen und Rasberg; 5. bis 8. Kompanie rn Zeitz; 9. Kompanie in Breitenbach und Erana; 10. Kompanie in Ossig und Droßdorf; 11. Kompanie in Rippicha, Frauenhain und Zetzsch dorf; 12. Kompanie in Hainsburg, Gosra und Schlottwih. 7. und 8. September. Die Stäbe. Stab der 4. Infanteriebrigade Nr. 48 in Stasch witz: Regimentsstab des Infanterieregiments Nr. 106 in Meuselwitz; Stab des 1. Batl. in Staschwitz; des 2- Batl. in Draschwitz; des 3. Batl. in Traupitz, Re- gimentsstab des Infanterieregiments Nr. 107 in Kriebitzsch; Stab des 1. Batl. rn Zechau; Stab des 2. Batl. in Meuselwitz; des 3. Batl. in Groß-Röda. Infanterieregiment Nr. 106. 1. Komp, in Schnauderhainichen, Bünauroda und Meuselwitz; Regimentsmusik in Meuselwitz; 2. Komp, in Falkenhain und Rusendorf; 3. Komp, in Staschwitz und Falkenhain; 4. Komp, in Langendorf; 5. Komp, in Draschwitz; 6. Komp, in Reuden; 7. Komp, in Börnitz; 8. Komp, in Predel; 9. Komp, in Döbitzschen und Crrmmittzscben; 10. Komp, in Träglitz und Torna; 11. Komp, in Minkwitz. Döbitzschen und Traupitz; 12. Komp, in Torna, Könderitz und Wadewitz; Ma schinengewehr-Kompanie in Minkwitz. Infanterieregiment Nr. 107. 1. Komp, und Regimentsmusik in Kriebitzsch, Alt- und Neu-Roderschau; 2. Komp, in Kriebitzsch und Torna; 3. Komp, in Heuckendorf, Pflichtendorf und Meuselwitz; 4. Komp, in Meuselwitz; 5.Komp.inWuitz; 6. Komp. rn Labissa; 7. Komp, in Mumsdorf, Zipsen- darf und Meuselwitz; 8. Komp, in Meuselwitz; 9. Komp, in Petza, Kröbern und Rositz; 10. Komp, in Mon stab, Unterlödla, Schelditz und Ober-Molbitz; 11. Komp, in Tegkwitz, Krebitzschen, Schkauditz und Gödern; 12. Komp, in Groß- und Klein-Roda, Posa mit Dorotheenhof und Leesen. O Von der 2. Kavallerie-Brigade nimmt an den Divisionsmanövern nur das 2. Husaren-Regiment Nr. 19 (Grimma) teil, nicht das 2. Ulanen-Regi ment Nr. 18. Das Leipziger Artillerie-Regiment (7. Feldartillerie-Regiment Nr. 77) hat während der Divisionsmanöver folgende Standorte. Am 3. und 4. September. Der Regimentsstab in Kahnsdorf, der Stab der I. Abt. in Benndorf, der II. Abt. in Droßdorf. 1. Batterie in Borna Stadt; 2. Batterie in Reu- kirchen—Wyhra; 8. Batterie in Altstadt Borna mit Abtei; 4. Batterie in Pürsten: S. Batterie in Breunsdorf und Droßdorf; 6. Batterie in Klein- zössen und Großzössen. Am 6. September.. . - . - n Der Regimentsstab in Zeitz, der Stab der I. Abt. Geußnitz; der Stab der II. Abt. in Zeitz, 1. Batt, in Geußnitz und Wildensee; 2. Batt, in Rüden und Kulmdorf; 3. Batterie in Wildenborn und Groß- Börthen; 4. Batterie in Hainichen und Rasberg; die 5. und 6. Batt, in Zeitz. Am 7. und 8. September. Der Regimentsstab in Ober-Zetzscha, der Stab der l. Abt. in Kürbitz, der Stab der II. Abt. in Gersten berg. 1. Batterie in Kürbitz. Cosma, Steinwitz und Lossen; 2. Batt, in Drescha, Oberlödla mit Rödigen und Untermolbitz; 3. Batt, in Untermolbitz, Fichten hainichen und Unter-Zetzscha4. Batt, in Gerstenberg, Rautenberg, Neubraunsyain und Lehma; 5. Batt, in Gröba, Wintersdorf; 6. Batt, in Wintersdorf und Waltersdorf. von üer Slltzlper in Dresüen. (Erstaufführung von Kaisers „Stella maris".) Tie Königliche Hofoper zu Dresden, die bis zur Fertigstellung des Opernhausumbaues im König- lick>en Schauspielhaus zu Dresden-Neustadt spielt, brachte nach Gounods „Arzt wider Willen" am Sonnabend schon wieder eine Neuheit heraus: das dreiaktige musikalische Schauspiel „Stella Maris", Text von Henry Revers, Musik von Alfred Kaiser. Tas Werk, bereits an mehreren großen Bühnen gegeben und etwa vor zehn Jahren entstanden, erzielte einen sehr starken, nicht nur äußerlichen Erfolg, der es dem Komponisten ermög licht«, schon nack dem 2. Akt und am Schlüsse zahl reichen Hervorrufen Folge zu leisten. Ti« Handlung spielt in einem kleinen Fischer dorf« der äußersten Westküste der Bretagne und ist eine Art von Enoch-Arden-Geschichte. Tie junge Marga ist mit einem Seemann namens Panik verlobt gewesen, der aber seit drei Jahren verschollen ist und alS tot gilt. Infolgedessen erhört sie, ob wohl noch immer an dem Verlorenen hängend, den wackeren Fischer Sylvain, der sie glühend liebt und ihr ein behagliches Heim zu bieten vermag. Ter Hochzeitstag ist angebrochen, Marga ist nicht eben eine glückliche Braut, da sie immer an Panik denken muß, aber sie nimmt dock an den Lustbarkeiten der Gäste teil, die nack einer unwahrscheinlichen und wohl nur auf dem Theater auSgeübten Sitte vor der Trauung zechen und tanzen. Aus einmal zieht ein Wetter auf, ein gestrandetes Schiff wird gesichtet, und unter den Geretteten befindet sich Panik. Er erkennt die Sachlage, verlangt stürmst« Marga für sich, der er die Treue bewahrt und für bi« er eine schöne Summo als HeiratSgut ge spart hat. AlS er aus ihrem Munde vernimmt, daß er zu spät komme, wirft er ihr den Beutel mit dem ersparten Geld« vor die Füße. TieS faßt Marga alS ärgste Beleidigung auf, erklärt wütend, daß nun all« Liebe zu Yanik sich in Haß verwandelt hab« und folgt ihrem Verlobten zur Kirche, deren Tor sich gerade zur rechten Zeit auftut. Yanik aber ruft ihr Wort« der zuversichtlichen Liebe nach. Ter 2. Akt spielt im Hause der jungen Eheleute, wo Marga allein bleibt. Sie hat Sylvain von Herzen lieben gelernt und ist mit ihm unsagbar glücklich. nur di« Angst vor Yanik peinigt sie, der im Torfe geblieben ist. Nach einigen eingeschobenen Episoden szenen kommt Yanik, entreißt mit seiner verzweif lungsvollen Liebesglut ihr das Geständnis, daß sie ihn nicht mehr hasse. Auf ihr Flehen, den Ort zu verlassen, antwortet der wilde Liebhaber mit der Trohung, Sylvain das Leben zu rauben, wie dieser ihm die Braut geraubt hat. In ihrer Todes angst um das Leben des teuren Gatten verspricht Marga nack heftigem Seelenkampse, Yanik abends in der einsamen Heide zu erwarten. In den drei Tagen, die zwischen dem 2. und 3. Akt liegen, ist der Fehltritt geschehen; um Sylvain zu retten, hat sie sich Yanik hingegeben, der nun, von ihr ver stoßen, in die Ferne zieht. Hinter einem Gebüsche hat Sylvain die letzte Unterredung Paniks mit Marga gehört und alles erfahren. Er vergibt ihr, sie aber will alS Büßerin von ihm fortziehen. Ta be schwört er sie, an sein Glück zu denken, das mit ihr entfliehen würde. So bleibt sie bei ihm, und als himmlische Bekräftigung leuchtet vom Himmel der Abendstern (Stella maris) auf die Wieder vereinigten. Hat auch di« Handlung viele tote Punkte und Lücken und ist auch die psychologische Begründung nicht immer einwandfrei (denn gerade die entscheiden- die Worte werden nicht ausgesprochen, sondern müssen aus dem Spiel der Darsteller erraten werden), so bietet sie doch einige spannende und im Sinne der veristischen Oper aufregende Momente und gibt dem Komponisten Gelegenheit, zarte und vollsastige Farben aufzutragen. Alfred Kaiser ist zwar ein Deutscher, lebt aber seit langer Zeit in London, und man weiß, daß der englische Geschmack in musikalisckien Tingen nicht sehr geläutert ist. So kommt Kaiser nicht von d«n großen Vorbildern „Tavalleria rusticana" und zwar dagegen. ülle vollblütiger Melodik zu Gebote steht, so kommt er über wirk same Ansätze nicht hinaus. Auch sonst fehlt eS der Musik nickt an Anklängen von Mendelssohn bis Wagner, aber sie klingt gut, ist geschickt instru mentiert und bat vor allem den daramatischen Nerv. Ter Komponist verfügt aber dock über alle Hilfs mittel der kompositorischen und instrumentalen Tech nik und schreibt so theatermSUg, daß der äußere Eindruck reckt stark ist. Ti« Ausführung stand untpr Hofkapellmeister Bajazzo" loS. Er sträubt si öa ihm aber leider nicht die Kutzschbachs musikalischer Leitung und brachte die Schönheiten der Partitur in hervorragender Weise zur Geltung. Allerdings wird die Musik im großen Lpernhause wohl besser wirken als im kleineren Neustädter Hause, wo auch die Dekora tionen und Volksszenen etwas zu massig und derb erschienen. Fritz Soot entfaltete in der leiden schaftlichen Partie des Panik eine solche Stimmkraft, daß man in ihm «inen künftigen Heldentenor zu vermuten beginnt. Elena Forti war den dar stellerischen Schwierigkeiten der Marga nicht ganz gewachsen, dagegen war der Sylvain Friedrich Plasch! es gesanglich wie darstellerisch ganz her vorragend. Tas Publikum bereitete der Neuheit einen sehr warmen Empfang. ?. A. Lsissler.. Kunst unü Willenlchskt. Aus dem norwegischen Kunstleben. * Das „Nationaltheater" zu Christiania hat nach fast zweimonatiger Pause diese Woche die Winter- sprelzeit mit einer Reihe um Klassikervorstellungen eröffnet. Zuerst kam der rlte Holberg zu Worte. Leider sind seine derb satirischen, von saftigem Humor strotzenden Sittenkomödien, in denen der „norwegische Moliere" seine Zeitgenossen — er lebte 1661 bis 1754 — und ihre Gebresten rücksichtslos geißelt, in Deutschland kaum bekannt. Diese Hol- oergschen Sittenbilder aus dem 17. Jahrhundert sind auch heute noch, vielleicht gerade heute, von großer Wirkung, besonders da sie tüchtigen Charak terdarstellern ungemein dankbare Aufgaben bieten. Obwohl die Dänen Holberg gern zu einem dänischen Dichter stempeln wollen, ist er, geborener Bergener, so urnorwegisch wie möglich, und auf ihren Holbera verstehen sich die norwegischen Schauspieler deshalb auch ganz besonders. Das zeigt: von neuem die Aufführung des „Rastlosen", die sich zu einer wirk lichen Festoorstellung gestaltete. In der Titelrolle offenbarte Stormoen. über welch reiche Mittel der Darstellungskunst er verfügt, neben ihm entfesselten vor allem der Liebling des Publik'.ms Haut Äabel durch seine geradezu geniale Komik und die Pernille der Frau Mette Bull Lurch ihre saftige, Herz- erquickende Naturwüchsigkeit wahre Beifallsstürme. Auf Holberg folgte Ibsen, dessen ,Hrau vom Meere" vor allem Frau Wettergreen in der Titel rolle Gelegenheit bot, ihre große Kunst zu zeigen. Daran reihte sich Björnson mit „Ein Fallisse ment", wohl dem wirkungsvollsten Bühnenstücke des Dichters, wenn auch nicht dem besten; es mutet einen wenigstens heutzutage doch schon recht fadenscheinig an. Aber gespielt wurde auch dies Stück vorzüglich. Auf die norwegischen Klassiker folgte der Deutsche Ludwig Thoma, dessen „Moral" auch in Christiania großen Beifall gefunden hat. Man kann wohl darüber streiten, ob der „Export" gerade dieses Stücks zur „Hebung des Deutschtums im Auslande" beson ders geeignet ist. Unwillkürlich verallgemeinert der Ausländer, nimmt für bare Münze, was nur Spott und Zerrbild ist, und hält die Thomaschen Spottbil der für grunddeutsche Charaktere. Die norwegischen Darsteller entgingen auch nicht immer der gerade für sie naheliegenden Gefahr der Uebertreibung, schon in der Maske. Die bereits vom Dichter oft ins Fratzenhafte verzerrten Bühnenfiguren wurden hier zum Teil zu reinen menschlichen Unmöglichkeiten. Aber im großen ganzen wurde auch dies deutsche Stück mit seinem Verständnis wiedergegeben, was bei dem für die Norweger doch sehr fern liegenden Thomaschen Milieu um so mehr anzuerkennen ist. Dor allem schuf Gustav Thomassen einen äußerst lebenswahren Polizeimeister, ohne einen Augenblick aus der Rolle zu fallen. Was man bei den Norwegern besonders anerken nen und bewundern muß, ist das vortreffliche Zu sammenspiel und die überall zur Geltung kommende sorgfältige und verständnisvolle Einstudierung selbst der kleinsten Nebenrollen. Hierin leistet der neue Theaterchef, Halfdan Christensen, selbst ein hervor- ragender Charakterdarsteller, wirklich sehr Gutes. Walter Jcbmick. * * Der Schiller-Verein zu Leipzig bietet sein-n Mitgliedern und dem sonstigen literarischen Publi kum Leipzigs für nächsten Winter ein mit besonderer Sorgfalt ausgewähltes Programm. Den Reigen eröffnet am 23. Oktober, dem ersten der fünf Dichter- abende, die wieder sämtlich am Mittwoch im Städti schen Kaufhause stattfinden werden, ein Verhae- ren-Abend, bei dem der angesehene Kritiker Julius Bab über den ausgezeichneten belgischen Lyriker sprechen wird, während der gefeierte Dresdner Hofschauspieler Paul Wiecke «ine Reihe auserle sener Dichtungen desselben rezitiert. Es folgt die WM- Man brachte anch die Inserate in der Abend-Anegabe. "MW
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