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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.03.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120325029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912032502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912032502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-25
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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veutlches Kelch. Leipzig. 25. März. * A« Anlaß de» 81. Seburtstage» de« bayrische« Prr»zr«ae»teu sand am Sonntag in München im Ballsaal der Königlichen Residenz große Militär tafel zu 148 Gedecken statt. Hierbei nahm der Vrinzreaent die Meldungen der preußischen Generals der Infanterie und Inspekteurs des Ingenieurkorps und der Festungen, Mudra, der Generalleutnants v Schoch und v. Höhn, des zum Staatsrat im Kriegs- Ministerium ernannten Generalmajors v. Stetten und anoerer Offiziere entgegen. An der Tafel nahmen die in München anwesenden Prinzen, darunter Prinz Ludwig, ferner der verzog von Kalabrien, Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen, Prinz Ernst August von Braunschweig, die gesamte Generalität und die Stabsoffiziere der Garnison München teil. Wahrend der Tafel erhob sich Prinz Ludwig zu einem Toast auf den Regenten. Prinzregent Luit pold dankt« dem Prinzen Ludwig unmittelbar mit folgenden Worten. „Eurer königlichen Hoheit danke ich von Herzen für die warmen Worte, die Sie so eben namens der Armee an mich gerichtet haben. Lange Jahrzehnte hindurch war es mir bcschieden, Zeuge davon zu sein, wie die bayrische Armee in hin gebender Treue ihren Pflichten gegen das Vaterland und gegen das Königshaus vollauf gerecht geworden ist. Der Geist, der die Armee beseelt, ist mir sichere Gewähr dafür, daß auch in Zukunft unser liebes Bayern mit Vertrauen und stolzer Genugtuung auf seine Armee blicken kann. Ich trinke auf das Blühen und Gedeihen der braven bayrischen Armee." Rach der Tafel hielt der Regent Cercle ab. * Ernennung Kühn» zum Bevollmächtigten zum Bundesrat. Auf Grund des Artikels 6 der Verfas sung des Deutschen Reichs ist vom Kaiser der Staatssekretär de? Reichsschatzamts, Wirkliche Ge heime Rat Kühn, zum Bevollmächtigten zum Bundesrat ernannt worden. * Bevorstehend^: Rücktritt des Ministerial direktors Herz. Wie wir hören, bestätigt es sich, daß Ministerialdirektor Herz in der nächsten Zeit aus seinem Amte scheiden wird. Dieser Rück tritt wird fälschlicherweise in Zusammenhang ge bracht nnt der Ernennung des Staatssekretärs im Reichsschaßamt, Kühn. In Wahrheit glaubt Ministerialdirektor Herz zurücktreten zu müssen, nicht we-il er bei der Ernennung des Nachfolgers Wermuths übergangen ist, sondern weil er sich mit Len Ansichten seines ehemaligen Chefs einig weiß. > * Parteitag de» Fortschrittlichen Volkvpartei tn Bayer». Am Sonnabend und Sonntag fand in M ünche n der Parteiung der Fortschrittlichen Volks partei in Bayern statt. Zn der «onnabendsitzung wurde über Organisationsfragen gesprochen und dabei u. a. vorgeschlagcn: Gründung neuer fort schrittlicher Bolrsoereine, Heranziehung der Frauen zur Mitarbeit, Bestellung der Vertrauens männer, Gründung von fortschrittlichen Ar beitervereinen, Festhalten an den Kreisver- bänden und an der Arbeitsgemeinschaft zum Zwecke des Zusammenhalten« des gesamten Liberalismus. In der Sonntagssitzung erstattete Reichs- und Land« tagsabgeordnetcr Dr. M ü l l e r» Meiningen ein Re ferat über die politische Lage im Reich und im Ausland. Er führte etwa aus: Die Reichspolitik stehe zurzeit im Zeichen vollkommener Unsicher heit. Es bestehe nicht nur eine totale Zerfahren heit, sondern geradezu ein absichtliches Gegeneinan- Verarbeiten. Der Reick>stag stehe vor schweren Ent scheidungen, die im Zusammenhang mit den englischen Verhandlungen eventuell auch die schwersten inter nationalen Folgen haben können. Die Fortschritt liche Volkspartei werde für di« Wehrkraft und die Kriegsbereitschaft des Reiches selbstverständlich bewil ligen, was als notwendig nachgewiejen werde. Eie müsse auch darauf bestehen daß keine Ausgabe ohne Deckung erfolgt und keine Deckung durch Steuern auf den Massenkonsum und den Verkehr, sondern durch eine allgemeine Besitzsteuer. Nach längerer Debatte, in der besonders die Landtagsabgeordneten Dr. Günther und Dr. Quid de die Darlegungen Müllers noch ergänzten, wurde einstimmig eine Re solution angenommen, in der der Parteileitung und der Fraktion der Fortschrittlichen Volkspartei im Reichstag die volle Zustimmung, Anerkennung und Dank für die vortreffliche, klare und zielbewußte Tätigkeit im Wahlkampfe und im Reichstage ausge sprochen wird. Damit hatten die offiziellen Verhand lungen des Parteitages ihr Ende erreicht. * Borbereitungsdieust für EeriHtsreferrudare in unseren Kolonien. Die Möglichkeit der Annahme preußischer EerichtsreserenLare zur Ableistung eines Teiles ihres vierjährigen Vorvereitungsdienstes in unseren Kolonien wird soeben in einer amtlichen Verordnung des Reichslolonialamtes ausge sprochen. Die Betreffenden müssen tropendiensttaug lich sein und gute Zeugnisse aufwcisen können. Das Gesuch um Zulassung zur Ableistung eines Teiles des vorbereitenden Dienstes bei den Gerichten der Schutz gebiet« ist beim Reichskolonialamt zu stellen, unter Beifügung eines ausführlichen Lebenslaufes, etwaiger Zeugnisse und eines Tropendiensttauglichkeitattcstes. Die Beurlaubung aus dem preußischen Dienste er folgt auf höchstens ein Jahr, ausschließlich der Zeit für die Hin- und Rückreise. Di« Betreffenden werden zum größten Teil der Zeit bei einem Bezirksgeriäst, zum kleineren bei den Obergerichten Südwestafrikas, Kameruns und Ostafrikas beschäftigt. Die Kosten, welck)e sich ausschließlich der Reis« und der Ausrüstung nach den amtlichen Angaben auf etwa 6—7000 belaufen, sind von den Betreffenden selbst zu tragen. Die in den Kolonien auf dies« Weise ausgebildeten Referendar« werden nach bcstand«ncr Aisessorprüsung unter den Bewerbern für die höhere Kolonial-, Iust'Z- uno Verwnltungslaufbahn bevorzugt. lluslsnü. Frankreich. * Bei Len Kammerersatzwahlen wurden im Depar tement Rhone-Mündung an Stelle des zum Senator gewählten ehemaligen Ministers Pelletan der So zialistischradikale Girard und im Departement Jonne der Radikale Perrau-Pradicr gewählt. * Rücktritt des Botschafters in Wien. Der bereits vor längerer Zeit angclündigte Rücktritt des französi schen Botschafters in Wien. Crozier, ist nunmehr erfolgt. Lrozier teilte dem Ministerpräsidenten PoincarS mit, daß sein Gesundheitszustand es ihm nicht mehr gestatte, im Auslande zu leben und daß er deshalb um seine Versetzung in den Ruhe stand bitte. Diesem Ansuchen wurde stattgegeben. Crozier wird Mitglied des Verwaltungsrats der SocietS g 6 n 6 rale werden. * Einführung des Postschecks in Frankreich. Das Comit^ consuliatif Les Postes er Telegraphcs hat, nach Mitteilung des Deutsch-Französischen Wirt- schaftsvereins, kürzlich eine Sitzung abgehälden ,in der die Frage des Postscheckwesens von neuem erörtert worden ist. Endgültige Beschlüsse sind noch nichts gefaßt worden. Es darf aber wohl als wahrschein lich angesehen werden, daß der Postscheckverkehr nun mehr bald auch in Frankreich zur Einführung ge langt. Mr Deutschland ist die Frage insofern von Interesse, als damit auch die eventuelle Einb«. ziehung Frankreichs in d«n internatio nalen Postscheckverkehr in Aussicht gelangt, dem bisher nur Deutschland, Oesterreich-Ungarn, die Schweiz, Belgien und Luxemburg angeschlossen find. Italien. * Stapellauf eines italienischen Torpedoboot zerstörers. Der Torpedobootzerstörer „Marsala" ist gestern in Tastellamare vom Stapel gelaufen. Spanien. * Ein beachtenswerter Trinkspruch des Minister präsidenten. Auf einem von der Regierung zu Eyren der Armee gegebenen Bankett in Madrid bracht« der Ministerpräsident «inen Trinkspruch aus, in dem «r erklärte, die Spanier würden von keinem Volke eine Demütigung dulden. Er sprach den Wunsch der Regierung aus, eine starke Armee und Marine zu schaffen, die eine Bürgschaft für den Frieden zwischen Spanien und jeder anderen Macht bildeten. England. * Besuch des Prinzen von Wales in Paris? Wie verlautet, wird der Prinz von Wales sich noch in diesem Jahre nach Paris begeben, um dort längere Zeit bei einer franMschen FamiN-e zu verweilen, die bereits mit König (Kmard befreundet war und auch bet König Georg V. in hoher Gunst steht. Rußland. * Rußland und die Türkei. Zwei hohe Beamte der Pforte haben sich im Auftrage der türkischen Re gierung nach Urmia begeben, um darüoer zu wachen, daß die Anordnungen der Türkei streng durchgeführt werden. Insbesondere sollen alle Be amten, die durch militärische oder Verwaltungs maßregeln gegen Rußland vorqegangen sind, zur Rechenschaft gezogen und evt. bestraft werden. Diese Maßnahme beweist, daß die Pforte den aufrichtigen Wunsch hegt, die an der türkisch-persischen Grenze mit Rußland entstandenen Differenzen endgüi'.ig aus dem Wege zu räumen. Türkei. * Der Fürst vou Eamo» ermordet. Einer amt lichen Meldung zufolge wurde am Sonnabendabend auf den Fürst Kopassis in dem Augenblick, als er"in sein Palais zurückkehrte, ein Mordanschlag begangen. Der Mörder feuerte fünf Schüsse ab, von denen drei trafen. Der Fürst erlag den Verletzun gen am Eonntagnachmittag. Der Mörder, ein Grieche namens Parides, wurde von der Ortspolizei verhaftet. Durch Beschluß des Ministerrats wurde der frühere Gehilfe des Malis von Trapezunt, der Grieche Beglery, zum Fürsten von Samos er nannt. Der unter türkischer Oberhoheit stehende Fürst von Samos ist allem Anschein nach das Opfer eines politischen Racheaktes geworden. Ob der Mörder als Grieche persönlich Anstoß daran nahm, daß der Fürst trotz seiner kretischen Abstammung ein treuer Anhänger und Verteidiger des türkischen Regimes war, oder ob der Mörder sich durch das unter den Samioten stark verbreitete UnabhängigkeitsgSfübl allein zu der unseligen Tat bestimmen ließ, muß dahingestellt bleiben, bis di« Untersuchung weiteres ergebe. * Neue Eisenbahnlinie«. Im Auftrage der tür kischen Regierung trafen in Konstantinopel mehrere französisckze Ingenieure ein, um die Strecken der von der Pforte geplanten neuen Bahnlinien eingehend zu studieren. Es handelt sich um drei neue Verbindun- nen. Saloniki —Valona, Saloniki — Pcrl« pe und Saloniki — Grasko an der tür- tlsch-bulgarischen Grenze. Grtvchvnland. * Die Wahle« zur griechischen Kammer. Die bis herigen Meldungen lassen erkennen, daß die Ergeb nisse der Wahlen zur regulären Kammer für die Re gierung fortlaufend günstig sind. Porsten. * Salar ed Dauleh läßt sich zum Regenten eines neuen Fürstentums „Westpersien" ausrufen. Der Bruder des abgesetzten Schahs, Salar ed Dauleh, hat auf die englisch-russische Aufforderung, gegen eine jährliche Pension Persien zu verlassen, sich auf das energischste geweigert, diesem Verlangen nach zukommen. Er hat sich vielmehr zum Regenten eines neuen Fürstentums Westpersien unter der Souveränität der jungen Schahs ausrufen lasten. Das neue Fürstentum umfaßt dt« Provinzen: Kur- destan. Kivmandschah, Luristan, Ramadan und Irak. Es heißt, Laß die russische Regierung Salar «d Dauleh mit Gewalt aus der Stadt Kirmandscha, wo «r sich augenblicklich aushält, vertreiben will. Es wäre die» das erstemal, daß Rußland soweit in Per sien vordringt und es bedarf zu diesem Schritt un bedingt der Einwilligung Englands. Di« englische Regierung dürft«, wenn auch widerwillig, ihr« Zu stimmung zu dem russischen Vorgehen geben. Auch die Worte wird sich mit dem russischen Vorgehen einverstanden erklären müssen, fall» Salar ed Dau leh nicht gutwillig zu einer Einigung bereit ist, da «rneut Meldungen von unglaublichen Gräueltaten au« Kirmandscha kommen. So wird gemeldet, daß «rneut etwa 500 Frauen von den Truppen Salar ed Daulshs ermordet worden sein sollen. Marokko. * Spanische verlast«. Au« Madrid wird ge meldet: Nach neueren M«ldungen find in dem Kampfe bei Melilla auf spanischer Seite ein Oberstleutnant, drei Leutnants und 29 Mann ge tötet, ein Oberst, vier Leutnant« und 77 Mann verwundet worden. Während der Besetzung von Tumiat wurden «in Hauptmann, zwei Leut nants, ein Unteroffizier und drei Soldaten ver wundet. — kV» LeipM uns llmyegenü. Leipzig, 25. März. FamiliennachriHten. Verlobt: Fräulein Jo- Hanna Zöllner, Tochter des verstorbenen Fabrikanten Herrn Eduard Zöllner und Frau geb. Liederley, Berlin, mit Herrn Fabrikdtrektor Fritz Liederley, Leipzig. » Fräulein Margarete Schiller, Leipzig, mit Herrn Curt Zeißig, Chemnitz. G Vermählt: Herr Hermann Schröder mit Frau Hildegard Schröder geb. Niedenfllhr, Leipzig-Stötteritz. W Ge boren: Herr» Arthur Stiebritz und Frau Gertrud geb. Stiebritz, Schanghai, ein Mädchen. S Ge storben: Frau Eleonore verw. Müllek geb. Veit 78 Jahr alt, Connewitz, Beerdigung Mittwoch nachm. 3 Uhr. <» Herr Iosei Zehetnrr, Schuhmachermecsler, 41 Jahr att, L. - Thonberg. Beerdigung Mittwoch Vrt Uhr Südfriedhos. G <zran Marlha Hoimann geb. Böhmcrt. 20 Jahr alt, Sellerbausen. Wurzner Straße. Herr Wilhelm Franz Ziesing, 62 Jahr alt, L.-Eohlis, Halberstadter Straße, Beerdigung Mittwoch 11 Uhr Südfrietchof. v Frau Emilie Grünewald geb. Petzschner, 58 Jahr alt, Markklee, berg. Beerdigung Mittwoch 4 Uhr. S Frau Alma verw. Großmann geb. Klemm, »iO Jahr alt, Leipzig- Bo., Kirchstr., Beerdigung Mittwoch 11 Ut;r Setter- hausener Friedhof. Frau Amalie Voigt geb. Hanßen, Leipzig. Gerichcsweg. Beerdigung Mitt woch nachm. 3 Uyr Südtriedhos. « Frau Elisabeth Kretzschmar, 24 Jahr alt, L. Connewiß, Beerdigung Mittwoch '/,12 Uhr Friedhof Connewiß. Wetterbericht der Königl. Sachs. Laudeswetterwart« zn Dresden. Voraussage für den 26. März. SüdwestwinLe, zeittverlige Aufhoiterung. mikb, meist trocken. Sonnenaufgang 5 Uhr 51 Min, Untergang 6 Uhr 21 Min. Mondaufgang 9 Uhr 30 Min., -Untergang 3 Uhr 3 Min. -Mna-Zpielplan ürr Lripriger ckesrer. — — Älon.ng Ans ünde Lienslag Aist.' EnÜe sr«»«, Th. Cvsi inn lulle t). 7 Die Journalisten T, 7 ^10 Ult«, Th. Die Frau vom Meere. Lou. 'Ul Der lila Domino Op. 1,8 >i»tt Operitt-Th Eva. 0p. 11 Eva. Op. 11 Sch-usplrlh. Erklärung Anna Karenina. Dr. : O. — Op«r, I-. — Luslspi« Ol>. l, 1 IDie Spielereien sein.Kaiserin. ,<-«> -- Operette, 8ou. ". --- Trauerspiel. Schai IUI cipial. * Entlassungsfeier in der Sonntags Gewerde- fchul« der Polytechnischen Gesellschaft. Nachdem Montag, den 21. d. M. im Anschlüsse an eine münd liche Prüfung die Entlassung an der Heizerschulc stattgesunden hatte, fand sonntag 11 lldr Schulaktus im Saale der verein. Freischule statt. Nach ein leitendem Gesänge ergrist der Direktor der Gesell schaft, Patentanwalt O. Sack, das Wort zum Dank für die die Schule unterstützenden Staats- und städtischen Behörden, Innungen ujw., er dankte auch dem Lehrerkollegium, verlas die Namen der Stipen dienempfänger aus der König-Albert- und Pase- mannstiftung und endete seine Ansprache mit einem Hoch auf den hohen Protektor der Gesellschaft Se. Majestät König Friedrich August von Sachsen. Hierauf betrat der Dcrekror der Schule, Herr Uhle. das prächtig dekorierte Rednerpult und dielt seine Adschiedsrede an die abgehenden Schüler unter Be nutzung des Bismarckichen Worres: „Wir sind nich: auf dieser Welt um glücklich zu sein und zu genießen, sondern um unsere Schuldigkeit zu tun." Er be handelte den dreifachen PfUchtenkrcis oes jungen Staatsbürgers gegen Staat, Beruf und eigene Per sönlichkeit. Dann gab er einige kurze Date» über das verflossene Schuljahr und widmete dem ab gehenden Architekten Herrn Baumeister Bischofs Worte warmer Anerkennung seiner Lehrtätigkeit Hierauf dankte einer der abgebenden Schüler den» Direktorium der Gesellschaft und dem Lehrerkollegium. Zum Schluffe wurden zahlreiche Auszeichnungen und - Prämien verteilt. Der Gesang Les Verses „Laß mich dein sein und bleiben" endete die erhebende Feier. * Bom Margaretenvolkssest. Es sei an Lieser Stell« nochmals auf die Margaretenhüie der Be- triebswerkstätte der Heimarbeiterinnen für das Mar- garetenvolksfest hingewiesen: sie sind gesetzlich ge schützt, so daß di« Letriebswerkstätte Len Alleinver kauf für die allerliebste kleidsame Kopfbedeckung hat. die zuglerch einer Anzahl Heimarbeiterinnen einen guten Verdienst gewährt. Die Hüte kosten fertig garniert 3 die Kränze sind in allen Farben zu haben, so daß sie zu Len Kleidern passend gewählt werden können. Zeitige Bestellung und Kauf in der Bctriebswcrkstätte der Heimarbeiterinnen, Johannis plag 8, Altes Iohannlshospital, Eingang Dresdner Straß«, empfiehlt sich im Interesse der guten Lie ferung und zugunsten der Arbeiterinnen, damit diese rechtzeitig und mit Ruhe allen Wünschen gerecht wer Len können und nicht vor dem Margaretentag in den Nachtstunden das genügende Quantum fertigstellen müssen. Die Betriebswerkstätte der Heimarbeiterinnen hatte dem Komitee des Margaretentages 10 Proz. für jeden Hut freiwillig zu spenden beabsichtigt. In hochherziger Weise hat Las Komitee zugunsten Les Erholungsheims der Heimarbeiterinnen in Zeschwitz vom Takt in üer Erziehung. Von P. Hoche. Das Wort Takt stammt aus Lem Griechischen, wo os soviel wie Einteilung, Maß bedeutet. Bei uns hat Lac. Wort im Lause der Zeit «inen zweifachen Sinn angei oinmen, denn wir sprechen von einem inusitalischen und sittlichen Takt. Zn beiden Begrif fen ist aber die ursprüngliche Bedeutung noch erhal ten. Denn dem Takt «in musikalischem wie sittlichem Sinne wähnt etwas Regelndes, Richtendes, Maß- gebendes rnn«. Der sittliche Takt im besonderen ist Las seine, deutliche Erkennen für Las, was in jeder Lag« angemessen, was immer schicklich, was am Orte, was an der Zeit zu tun und wie es zu tun ist. Ein feines Taktgefühl ist von dem größten Werte für uns. es verleiht auch der achtungswürdigsten Per sönlichkeit erst den feinsten Reiz, es ist die wunder same Gabe, die wie jener Ring in Lessings „Nathan" Lie Macht offenbart, vor Gott und Menschen ange nehm zu machen. Wieviel Aergcr bliebe auf allen Seiten erspart, wenn di« Menschen immer di« feine Kunst verständen, sich taktvoll gegeneinander zu be nehmen! Aber nicht nur im Verkehr der Erwachsenen untereinander, soicdern auch im Verhältnis Les Er ziehers zum Zögling spielt der Takt eine sehr wich tige Roll«. Man soll das Kind in dieser Beziehung nicht unterschätzen und sich selber nicht zu sehr in der Rolle des Gewalthabers gefallen. Wo das Kind in «in ideales Verhältnis zu -en Eltern treten soll, da geht es ohne den sogenannten pädagogischen Takt nicht ab, der ja im Grunde genommen auch nichts anderes ist als das deutliche Gefühl dafür, was in jeder Lage an und mit dem Kinde zu tun ist. Mr den pädagogischen Takt kann es ebensowenig allge meine Rezepte geben wie für den sittlichen überhaupt, von dem jener ja nur eine besondere Form ist. Mer nützlich wird es im Interesse des Kindes doch sein, dem Wesen Lüses Taktes einmal näher nachzugehen. Was für den pädagogischen Takt auf jeden Fall er forderlich ist, das ist ein gewisser Grad von Geistes- gegenwart. Denn das Leben stellt ja den Erzieher gerade vor unvorhergesehene Fälle, die oft eine schnelle, sogar augenblickliche Erledigung verlangen. Langsames Denken oder gar Beschränktheit kommen dabei nicht zum Ziel, wie wir ja den Takt bei stumpf, sinnigen Naturen tatsächlich nicht vorfmden.' Der taktvolle Erzieher muß di« Fähigkeit hüben, schnell eine neue gegebene Sachlage zu überblicken, Einzel heiten in ihrer Bedeutung besonders zu erfassen, ver schiedene Momente gegeneinander abzuwägen, sich in die Seele des Kindes zu versetzen, zu einem allge meine» Urteil zu kommen und sich auch der möglichen Folgen seiner Entscheidung bewußt zu sein. In vie len Fällen sind alle diese Vorgänge das Werk wem- ger Augenblick«. Wo dem Erzieher daher die nötige Geistesgegenwart, das schnelle Ueberschauen verschie dener Ursachen und Wirkungen, das rasche Kombi- nieren und Abschätzen abgeht, da wird es, besonders in schwierigen Fällen, zu manchen Mißgriffen kom men. Sehr oft geschieht es ja daher, daß di« richtige Erkenntnis erst nachher kommt, wenn man nämlich Zeit gehabt hat zum langsamen, mehrmaligen Ueber- lege» eines Falles und wenn Li« erste Entscheidung meist nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Charakteristisch für den Zustand des Erziehers ist es, daß, ehe Las Urteil gefällt, der Fall Erledigung ge- funden hat, ei» Gefühl der Spannung in seiner Seele vorhanden ist, das oft zum unangenehmen Druck wrrd, oer »ach der Entscheidung noch anhält oder ver schwindet, je nachdem wie unser Gemüt angenehm oder unangenehm erregt wird. Dieses Luft- oder Un lustgefühl ist immer ein guter Gradmesser dafür, ob wir taktvoll o-cr taktlos dem Kinde gegenüber ge handelt haben. Wie sehr der gut« Takt eigentlich Sache Les Augenblicks ist. geht ja auch daraus her vor, daß ein längst und sorgsam ausgedachter Plan oft nicht in der vorgenommenen Weise ausgcführt wird, weil eben in der Praxis manche unvorherge sehen« Fälle eine ander« Handlungsweise des Er ziehers bedingen oder ihm zu Hindernissen werden, die er nicht schnell genug zu überwinden versteht. Ist nun der pÄmgogische Takt eine Gabe der Natur, oder kann er erworben werden? Das ist «in« Frage, die sich weder mit einem unbedingten Ja oder Nein beantworten läßt. Soviel aber ist jedenfalls klar, daß «in« besonder« Veranlagung dafür bald mehr, bald weniger vorhanden ist. Der Takt ist ja doch nichts für sich Getrennt««, Besonderes, sondern er ist immer ein Ausfluß der gesamten Persönlich keit. Mancher Mensch, der gar keine Hoche geistige Bildung oder gar Gelehrsamkeit hat besitzt ihn, und manchem geistig hochstehenden Mensche» geht er voll ständig ab. Mancher Berufspädagoge handelt ohne pädagogischen Tackt, und manche Mutter fühlt instink tiv, was in jeder Lage richtig zu tun ist. Auf die Veranlagung wirb also in jedem Falle viel ankom men. Das ist aber natürlich keine Entschuldigung für taktloses Handeln. Denn der Takt in der Er ziehung kann wie der allgemein« sittliche Takt jeden- falls auch bis zu einem gewissen Grade erworben lverden, sonst könnte man ja nicht jedem Erzieher wie sonst jedem Meirichen Lie Forderung stellen: Handl« taktvoll! Zwei Wege werden zu dem Ziele führen, das Taktgefühl zu wecken und zu stärken. Der erste Pfad führt hindurch und hinein in die Theorie der Päda gogik. Wie ein« hohe geistige Bildung Mar d«n Takt noch nicht unbedingt zur Folge hat, aber immerhin für ihn sehr wertvoll ist, so wirb es von besonderem Nutzen sein, wenn sich der praktisch« Erzieher einiger maßen in di« anregenden Lehren der Erziehungs wissenschaften vertieft. Besonders Las Studium der Psychologie oder Seelenlebens des Kindes dürfte immer ante Früchte zeitigen, da es den Erzieher be fähigt, sein Handeln sicherer zu gestalten, seine Ur teile mit gegründeterer Erkenntnis zu fällen, über- Haupt crus einem weiteren Erckenntnishorizont heraus zu handeln und darum weniger oft fehlzu gehen. Und cs kann ja jedenfalls auch nur «in an genehmes Gefühl sein, wenn man eben nicht nur instinktiv handelt, sondern sich auch aus der wissen schaftlichen Theorie heraus sein Tun begründen oder rechtfertigen kann. Allein dieser eine Weg genügt noch nicht. Das wirkliche Leben stellt uns oft vor so komplizierte Verhältnisse, daß uns manchmal die beste theoretisch« Erkenntnis völlig im Stich läßt. Theorie allein verleitet auch zu leickt zur Anwen- düng von allgemeinen Gesetzen, zur schematischen Be handlung des Zöglings, während di« Wirklichkeit doch besondere Fälle darbietet, die auch ein« indivi duelle Beurteilung erfordern. Daher muß der Er zieher auch noch den Weg der Erfahrung gehen. Er muß vor allem die Seele seines Zögling» kennen lernen und au» jeder neuen Erfahrung mit ihm seine Schlüsse ziehen. Diese Art lebensvoller Psycho logie, bei der der Erzieher versteht, sich immer mehr in die Seele des Kinde» einzufühlen, verdient bei weitem den Vorzug: weil sie vom Leben ousgeht, daher ist sie wahr und wieder auf das Leben anwend bar. Gerade die Beobachtung, di« Erfahrung, die aus dem unendlichen Reichtum des wirklichen Leben« resultiert, wird am besten vor dem Erstarren in den Theorien bewahren. Wer so ein wenig in die pädagogische Wissenschaft eindringt und dabei mit offnen Augen und mit Aufmerksamkeit seinen Zögling betrachtet, der wirb auf diesem doppelten Wege sicher seinen Takt stärken. Der rechte Takt setzt vor allen Dingen die rechte Erziehcrpersönlichkcit voraus. Auf zwei Gegensätze sei dabei besonders hingewiesen. Der Erzieher darf seinem Zögling nicht tcilnahmlos, kalt, uninteressiert gegenüberstehen. Wo das Kind keine Wärme spürt, da erschließt es sich auch nicht, obgleich ja «in liebe leerer Erzieher den Wog zum Herzen des Kindes gar nicht erst sucht, aber er sinkt dann eben aus seiner Höhe zum drillenden Erziehungspolizisten herab. Ebenso schädlich ist ein zu leicht erregbares Naturell. In der Hitze der Aufregung läßt man sich ja einzig uns allcin vom Zufall leiten und vor allen Dingen von den ins Maßlose gehenden Affekten aller Art: von einem taktvollen Ueberschauen und schnellen Be urteilen kann dabei ja gar keine Rebe sein, weil di« aufbrausenden Gefühle Li« besonnene Tätigkeit des (tzeisteo so völlig lahm legen. Unbedingt nötig wird es daher sein, Laß wir fortgesetzt an uns selbst die höchsten Anforderungen stellen, unfern eigenen Men sck)«n disziplinieren, uns in streng« Selbstzucht nehmen. Dabei werben wir am ehesten jene günstige Disposition ber Besonnenheit uns warme Teilnahme schaffen und so gegen Taktlosigkeiten gesickert sein, dadurch wirb aber unfere ganze Persönlichkeit schon einen so heilsamen, suggestiven Einfluß auf das KinL ausüben, daß es sich in mancher Beziehung von selbst uns nachbildet und uns, wenn wir schon mit unserem Beispiel« «ine stille aber stetige Erziehung ausüben, manche Falle ersparen wirb, wo es uns sonst schwer würde, selbst bei besonnener Ueberlogung die richtige Entsch«U>ung zu treffen. Jedenfalls ist der erzieherische Takt von der höch sten Bedeutung. Merkt auch das Kind unsere päda gogische Taktlosigkeit nicht, so sollt« uns das kein Grund sein, sie weniger ernst zu nehmen als di«, dir wir uns Erwachsenen gegenüber zuschulden kommen lassen. Jeder Fehler kann bei der Erziehung, wo unmerklich ein kleines Ereignis ein« Kett« von Folgen nach sich ziehen kann, unendlich viel ver derben, und aus Liesem Grunde müssen wir uns auch in pädagogischen Dingen des größten Takte« b«. fleißige».«
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