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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.03.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120325029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912032502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912032502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-25
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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Seite 2. m. iss. loe. Jahrgang. Leipziger Tageblatt. Montag. 2S. März lSt2. Wirren nicht hochhalten kann, uich daß tzaher dir interessierten Länder all« Veranlassung hätten, «in wachsame» Auge aus alle Vorgänge zu haben. Es mag mancher nicht Besitz veräußern wallen, aber es können Verhältnisse eintreten, da» er muß. Wenn der Minister sagt, daß Porimea! in sein« Kolonien ausländisches Kapital hereinlallen müsse, so hat er auch darin vollständig Hecht; sehen wir Loch in Deutschland, wie schwer wir an drr Entwicklung unseres ebenso grossen Kolonialbesitzes haben ar. beiten iniissen, obwohl Deutschland über zehnmal mehr Einwohner hat und viel reicher ist als Por- tugal. Hur haben bisher fast ausschließlich lediglich englische untd französische Kapitalien sich dies zu Nutz« gemacht, so das; in ihren Händen schon 700 000 Quadratkilometer, also ein Drittel des ganzen portugiesischen Kolonialbe sitzes, sind, während Deutschland nur überaus bescheiden und dabei fehlerhast durchgeführte Unter nehmungen unter Verkennung portugiesischer Ver hältnisse, die ein langjähriges genaues -tudium er fordern, in» Leben setzte. Man kommt bei ruhiger Betrachtung der -ach läge immer wieder darauf zurück, daß wir gegenüber Portugal viel zu lasch sind, was verschiedene Gründe hat. Erstens verwechselt man bei uns viel zu oft die langjährigen finanziellen Schwierigkeiten des portugiesischen Staates mit den meist sich sehr »ut rentierenden privaten Unternehmungen in Portugal und dessen überseeischem Besitz. Zweitens fehlt ein deutscher „ H a nd e l s sachverstän diger" in Lissabon. d«r unparteiisch dem deutschen Kapital Berichte uno Anregungen lwlrrt, wenn dies auch den bisher das Fett abpchopsenden deutschen Kirnten nicht genehm sein mag. Drittens hapert es infolge leider nicht zu vermeidender. Umständen seit Ende 1008 mit einer möglichst langen persön lichen Anwesenheit des deutschen ttksandten in Lissabon. Viertens sollten wir un» nach dem in dieser Beziehung nachahmenswerten Rezepte der Engländer richten, die Portugiesen mehr mit Glace handschuhen anzufassen. Das sind die Hauptpunkte, wozu aber auch noch manch« andere Punkt« treten. Es ist in Deutschland der Gedanke aufgetaucht, ob die Trauben des portugiesischen Kolonialbesitze», soweit er uns durch das deutsch-englisckx: Eventual abkommen in Aussicht steht, uns nicht zu hoch hängen. Run, darüber läßt sich immer noch reden. Vorläufig liegen die Verhältnisse so, Latz niemand daraus schwören kann, ob nicht schon in kürzester Zeit die portugiesische Kolonialsrag« akut wird, und da dürfen wir keinen Augenblick oerlieren, um unsere Interessen zu sichern. England geht allem Anscheine nach damit um, jenes Abkommen von 1808 einer Revision zu unterziehen, nach dem der Schrverpuntt von der afrikanischen Ostküste, wo 1^08 derselbe lag, jetzt nach der afrikanischen West küste. wo wir 1808 bedacht waren, gerückt ist. Er klären wir jetzt, daß wir es uns nicht leisten können, diesen westafrikanisä-en Besitz, wenn er uns von Por tugal infolge finanzieller Schwierigkeiten angeboten wird, zu übernehmen, so wird England um so leichter eine Rektifizierung des Vertrages von 1808 zu seinen Gunsten erreichen. Nehmen wir das Sichere für das Unsichere, halten wir an dem Vertrage von 1808 fest, denn es gibt recht viele, di« der Ansicht sind, das; diese Frage die in der kolonialen Expansion Deutschlands zu illcrerst zu lösende ist. Stellen sich alsdann lei der Realisierung iur uns Schwierigkeiten heraus, dann können wir immer noch wider alles Erwarten schlimmstenfalls uns durch Kompensationen ent'chädi- gen lassen, wobei hoffentlich viel Sachkenntnis mit- sprechen wird. Deutsche Gelelllchalt Mr Saulmanns- Grholungskeime. Im Lause des IahreZ 1011 ist unter Beteiligung der gefaulten deutschen nausinannschafl und Industrie eine soziale Bewegung ius Leden gcrufen worden, die im ganzen Reiche den lebhaftesten Widerhall ge sunden hat. In Verwirklichung etiles in der Schrift „Ein soziales Problem de) Ka isinannsstandeü" von Iosepb Bauni-AfteSbnden, des jetzigen Vorsitzenden des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Kauf- maniis Erholungsheime angeregten Gedankens bat sich anfangs des Jahres diese Gesellschaft konstituiert. Dem Präsidium und Ausschüsse geboren u. a. an: -taatsniinssler o. Möller, der Präsident des Hansa- blindes, Oieh.-Rat Riesser, Staaissekretär a. T. Tr. Ternburg, Reichstagspräsideul Tr. Kaempf, Staatssekretär Gras v. Posadowsln, die Abgeordneten Muller I-nlda, Bassermann, zahlreiche Handel:tam- inerprasiventen und andere führende Persönlichkeiten im Handel und Industrie. Tie Bestrebungen der Tentschen Gesellschaft sür .'iausmanns-Erln'lnngsheftne haben sich einer becspiels los günstigen Ansnahine zu erfreuen. Es zeigte sich Überall eine Lpferwtlligkrit für dieses in nationaler nnd hnaieniscber Hinsicht überaus bedeutungsvolle Werk, wie sie kaum je zuvor für derartige Zwecke tu Erscheinung getreten ist. TaS verfügbare Kapital be trägt bereits über 2,5 Millionen Mark, die Stiftun gen und Schenkungen gehen in einem Umfange rin, das; die Gesellschaft von der anfangs geplanten AnS- gäbe voll Schuldverschreibungen aller Voraussicht nach, Abstand zu nehmen vermag. Tie Jahres beiträge erreichen jetzt schon die Höhe von Mark ILO 000, obschon die planmässige Werbetätigkeit in einem gro gm Dett Deutschlands noct> nicht aufge- noinnien ist. Ter Zweck der Gesellschaft ist, durch Errichtung und durcn den Betrieb von Erholungsheimen in den vcrsctstedensteu Gegenden des Tentsäsen Reict;eS männ- liehen und weiblichen kaufmännischen Ange stellten nnd minderbemittelten setbstündigen Kauf leuten wie aum technischen Beamten lansmänn:- schcr und industrieller Betriebe ohne Rücksicht auf da» religiöse Bekenntnis nnd ans die Zugehörigkeit zu einer politischen Partei für geringes, den Ver brauch zu Hanse nicht nennenswert übersteigendes Entgelt, dcil Aufenthalt in einem Erholungsheime zu ermöglichen. Ter preußische HandelSmiuister Tr. Shdow hat durch seinen Nundcrlas; zur Unter stützung der Gesellschaft aufgcfordert, der Reichs kanzler von Dethmailn Hollweg, welcher da? Präsi dium vor kurzem empfing, bringt der Gesellschaft ebenfalls dad größte Interesse entgegen und spracb seine wärmste Shmpathic für die in bezug au, die Volksgesundheit so überaus bedeutungsvollen Bestrebungen aus. Auch von den übrigen deutschen Regierungen sind Erlasse in gleicher Richtung erfolgt. Ter Großherzog von Hessen übernahm das Protekto rat über da? in Hessen erstehende Heim. Prinz Ludwig von Bayern, der Protektor des bahrischen Heimes, war bei der Grundsteinlegung des Heimes in Traunstein, welche unter großer Beteiligung ans den, ganzen Reiche stattfand, persönlich zugegen. Es sind bereits inehrcre Heime der Gesellschaft im Bau begriffen nnd zwar in Bad Salzhausen und in Traunstein (Oberbayern), mit der Errichtung eines Heimes im Taunus wird demnächst begonnen werden, während ein viertes an der Ostsee bereits im Sommer d. I. bezugSsähia sein wird. Im ganzen sollen etwa 20 Heime ans die verschiedenen landschaftlich und klimatisch bevorzugten Gegenden Deutschlands ver- , refft werden. Tiefes der nationalen Wohlfahrt unk dem sozia- , len Dwglctch im Hoden Matze dienende Unternehmen verdient die wärmste Förderung und Unterstützung. Oss Nest üer Zugvögel. Z „Habt ihr es schon vernommen? Ilnser Storch ist angekommen!" Mit solchen Worten läßt das Volkslied die Kinder den Storch bei der Rükkchr in die Heimat begrüßen. Aber ist es wirklich „unser Storch", der gleiche, der im vorigen Jahre im Neste klapperte? Man hat es seit langer Zcii angenommen, daß die Zugvögel im Frühjahr zu ihren Nestern zurückkehren. Erst seit einigen Jahren, seitdem Zugvögel mit bezeichneten Ringen versehen werden, bat die Wissenschaft diese Frage in Angriff nehmen können. Das Er gebnis wird den meisten Vogelsrsunden etwas über raschend klingen: vorläufig sind nur sehr wenige Fälle bekannt, in denen mit Sicherheit nachgewiesen werden kann, daß ein und derselbe Zugvogel ein oder zwei Jahre die warme Zett an dem gleichen Ort zuaebracht bat. Dr. Friedrich Knauer ver üffentlicht ein ausführliches sehr reichhaltiges Sammel referat über die „wissenschaftlichen Erfolge der Ning versuche zur Erforschung des Vogelzuges", das sich aus die gesamte jüngere ornitholoaischeLiteratur stützt, soweit sie die Vogelzug, und Nistsrage behandelt Erst seit dem Jahre 1909 weiß man, daß die Rauchschwalbe wirklich ein ncsttreuer Vogel ist. Diese Feststellung ist den Ringvcrsuchen dec unaa rischen ornithologischen Zentrale zu verdanken In, Jahre 1009 gelang cs. ein nistendes Schwaldenpaar zu zeichnen. Im folgenden Jahre wurden im gleichen Kuhstalle die beiden Schwalben wieder nistend vor gesunden. freilich jede mit einem anderen, nicht ge zeichneten Vogel gepaart. Aehnliche Ergebnisse ftir die Mehlschwalbe hat Dr. Thienemann von der preußischen Vogelwarte Rossitten erhalten. Eine seiner gezeichneten Schwalben ist in drei aufeinander folgenden Jahren während des Sommers an ihrer alten Niststätte beobachtet worden. Bei dem Mauer segler hat man ebenfalls die Resttreue und zugleich auch seine Dauerehe Nachweisen können. Victor Ritter von Tschusi zu Schrnidhossen konnte im Jahre 1900 das Weibchen eines Mauersegler pärchens mit einem Ringe versehen, im Jahre darauf fand er dasselbe Weibchen im Neste wieder und konnte auch das Männchen mit einem Ringe bezeichnen. 1911 waren beide beringten Gatten wieder in ihrem alten Neste. Durch eine zweite, hiermit übereinstimmende Beobachtung eines be ringten Mauerseglerpärchens hat die Resttreue und Dauerehe diese» Zugvogels bestätigt werden können. Bei manchen anderen Vögeln muß man annehmen, daß sie nicht ihre alten Rester wieder ausjuchen. Bela von Szeöts hat in Ungarn Beringungs versuche am Dorndreher ausgefllhrt. 28 junge Dorn- dreber in einem Parke wurden mit Ringen be zeichnet. J,n nächsten Jahre wurden der kleinen Singvögel wegen die Dorndrcher abgeschossen, aber unter den 121 vom 9. Mai bis zum 12. Juni er legten Tieren war nicht eines, das einen Ring trug. Bon den jungen Tieren war also kein» in seine alte Heimat zurückgekehrt. Außerordentlich unsicher sind bisher die Ergebnisse über die vermutete Rückkehr de» Storche» zum alten Neste. Im Sommer 1907 wurde in Gudnick (Ost preußen) ein Storch mit einem Ringe versehen. Im folaenden Sommer wurd» er 18 Iw von seinem Geburtsorte erbeutet. Ein anderer ostvreußischer Storch wurde ebenfalls im Jahre nach seiner Be ringung 97 km von keiner Heimat entfernt erlegt, und ein dritter, ebenfalls in Ostpreußen bezeichneter, wurde3 Jahre nach seiner Beringung80 von seiner Heimat geschossen. Hieraus folgt, daß ostprcußifche storche in ihr Heimatsaebiet -urücktehren. Wie weit sie sich während ihrer Wtnterzeise von ihrem Geburts orte entfernen können, haben die Beringsversuche anch ergeben. Ein 1908 mit einem Ringe versehener Storch aus Ostpreußen wurde 8 Monate nach drr Bezeichnung im südlichen Vasutolande 9600 km ent fernt, erbeutet. Einen mit einem Ringe bezeichneten Storch als Brutvogcl hat man bisher jedoch noch nicht angetroffen. Der ungarischen Vogelzentrale ist ein darauf hin zielender Versuch mißlungen. In Harte (Koimtat Pest) wurde am 26. Juni 1910 ein mit Familie be hafteter Storch mit einem Ringe bezeichnet, den man fangen konnte, wädrcnd er die Jungen auf seinem Reste wärmte. Seine Rückkehr zum Reste hat jedoch nicht beobachtet werden können, denn er ver unglückte irgendwie in Afrika. Am 16. August 1911 fand man den Fuß mit dem Ringe in Trans vaal. Im Jahre 1910 war es nicht gelungen, irgend ein anderes erwachsenes Storcbcnexemplar mit einem Ringe zu versehen. Bei vielen anderen Vögeln ist es ähnlich wie bei den eben erwähnten Dorndrchern: sie kehren nicht zu ihrem Neste und ihre Jungen nicht in ihr Brutgebiet zurück. Bei der Ranch,chwnlbe kehren z. B. die Jungen im fol genden Jahre wahrscheinlich nicht zu ihren Heimats stätten zurück, wenigstens hat Bela von Szeöts von 000 ber,ngten jungen Rauchschwalben nur zwei im folgenden Iah e in der Heimat auifindcn können. Die Rückkehr einer Lachmöwe in das Gebiet, wo sie mit einem Ringe versehen worden ist, hat erst in einem Falle irachgcwicsen werden können, und bei den meisten anderen Zugvögeln ist die Frage der Rückkehr ium Reste noch völlig offen. Die Vogclzentralen einer ganzen Reibe von Ländern arbeiten mit Hilfe von Ringvcrsuchen an ihrer Beantwortung. Der Brennpunkt üer Astronomie. Rächst derWittcrnnaskunde ist keineWissenschasc so sehr auf ein« internationale Verständigung ihrer Vertreter angewiesen, wie die Himmclskunde. Dies Becürfnis ist mit der Zeit immer mehr anerkannt worden, und es gibt jetzt bereits eine größere An zahl internationaler Vereinigungen, die sich zur Für» dcrung umfassender astronomischer Forschungen dauernd zusammcngetan haben. Vor allen« aber hat sich die Himmclskunde schon vor längerer Zeit einen Mittelpunkt geschaffen, in dem sich alle Nach richten von wichtigen Entdeckungen und einzelnen Beobachtungen sammeln, um möglichst schnell zur Kenntnis der Fachgenossen gebracht zu werden. Dieser Brennpunkt der astronomischen Forschung ist die im Jahr 1882 begründete Zentralstelle in Kiel. Wenn ein neuer Komet, ein neuer Planet entdeckt oder das Aufstrahlen eines neuen Fixsterns be obachtet worden ist. vollzieht der beteiligte Astronom in seinem eigenen Interesse und in dem der Wissen schaft zuerst die Pflicht, nach Kiel ein Telegramm zu senden, worin er das Ereignis mitteilt, und von dort wird die Nachricht dan„ sofort an alle Sternwarten wcitergegebcn. Als diese Einrichtung im Jahr« 1882 zuerst getroffen wurde, bestanden in Kiel bereit» die „Astronomischen Nachrichten", die al» die bedeutendste Zeitschrift ihres Fachs galten. E» wurde nun ver einbart, daß die Leitung dieser Zeitschrift al» „Zentralstelle für astronomisch« Telegramme" dienen sollte. Bei dieser Abmachung waren sämtliche europäische Sternwanen nebst der von Taschkent im rusiftchen Zentralasien und der von Algier beteiligt. Jetzt steht die Zentralstelle außerdem noch in oe- sonderer Beziehung zu sechs Sternwarten in anderen Erdteilen, die gewissermaßen als Hilfsstellen tätig sink», ind«m sie ihrerseits wild«rum Beobachtungen Ernennung üer Getängnisbeiräte. Wie wir hören, hat die zuständige preußische Mi- nijlerialbehörde, nachdem die Vorschläge der Ober- präsidrnten eingegangen waren, soeben die Ge- fängiiisbeirüte ftir die einzelnen Provinzen ernaimt. Es t»eginnen demnächst innerhalb der ein zelnen Provincen Beratungen mit den Geilingnisbeirätcn. di« sich aus deren Tätigkeit be ziehen. Voranssichtlich werden die Beiräte innerhalb ihrer Provinzen zusammentrctcn und dann die ein zelnen Gefängnisanstalten gemeinschaftlich mit den zuständige» Dezernenten besuchen, um sich über die Arbeit der Gefangenen persönlich eingehend zu unter richten. Besonders auf die Besichtigung der Arc sie ii a r b e i t der Gefangenen soll Gewicht gelegt werden. Die Zentralocrwaltung hat die Außenarbeit der Gefangenen sür Lanvrskulturaufgaben nach Mög lichtest ausgedehnt, soweit es die durch den Straf vollzug gezogene Grenze zuläßt. Der Grundsatz, daß die Arbeiter in de» Gefängnissen sich nur mit Ar beiten für staatliche Lieferungen befassen dürfen, ist icrner überall zur Durchführung gelangt. Vorauo- sichtllch werden die Gesänanisbeiräte später in Berlin zu einer Konferenz un Ministerium zusammen treten. auf der ihre Erfahrungen bei den Be sichtigungen durchgcsprochen und etwa heroortretends Wünsch' erörtert werden sollen. Dann werden auch voraussichtlich Anleitungen von der Zentralbehörde ausgearbeitet werden, in denen die Tätigkeit der Ge- sängnisbeiräte nach bestimmten Richtungen hin präzi siert wird. Die ganze Einrichtung ist zunächst ver suchsweise ins Leben gerufen worden und sott nur dann eine dauernde bleiben, wenn sie sich bewährt. Oer Krieg um Tripalis. Neu« italienische Kredits. Wir die ..Gazettu Ursiciale" meldet, beabsichtigt di« italienische Negierung, in der Kammer neue Kredite für den Tripolirfelüzug zu rerlangen. Diese sollen sich wie es heißt, auf 20 Millionen Lire be laufen. Die bisherigen Kosten, die der italienisch, türkische Krieg erfordert hat, betragen 225 Millionen Lire. Die Lage in Tripolis. Die „Agcnzia stefani" meldet aus Tripolis: Die Eisenbahn von Tripolis und Fort Santa Barbara nach Ainzara ist seit dem 19. März in vollem Betriebe. Die Verproviantierung Ain- zaras ist damit gesichert. Am Montag werden die Arbeiten an der neuen Eisenbahnlinie, die bis Tadjura und Bcnghast führen soll, in Angriff ge nommen werden. Mit dem Landen der Truppen ist wieder begonnen worden. Zur Bermittelungsaktion der Mächte. Aus K onstantinop «l wird der „Frist. Ztg." gemeldet: Di« Pforte wird von ihrem Londoner Botschafter Tewsik Pascha informiert, daß die Mächte be züglich der Vermittelungsaktion in Konstantinopel noch keinen definitiven Beschluß gefaßt haben. Hierzu wird weiter gemeldet, daß, veranlagt durch den unerschütterlichen Standpunkt der Pforte, die Großinächt« beabsichtigen, nochmals in Rom zu sondieren, um annehmbarer,» Bedingungen zu erreichen. Durchsuchung zweier deutscher Dampfer «ach Konter, bände. Beirut, 2S. März. (?.-6.-T«l.) Zwei italienisch« Kriegsschiffe sind gestern in der Nähe von Typern erschienen. Sie ließen zwei Boot« tn» Meer, aus denen bewaffnete Matrosen sich an Bord zweier oeutscher Dampfer begaben, um sie auf Konter bande zu unteriuchei.. Die deutschen Dampfer konn ten aber bald ihre Fahrt fo r t; etze n, da n i ch t s Verdächtiges an Bord gefunden wurde. >8 Rätselecke. Lildenriitsel. Neulich ging dem Rätselonkel Gar ein lieocs Brieflein zu, Voll von 1 und frohen Dankes fügt es amh manch 2 hinzu. ..Ach", so hieß es. „deine Prämie, Die mit -1. ist reines Gold, Leider könnt' ich die Autoren ü. 4 nicht wie du gewollt. Wissen tu ich neununsiebzig. Schreib', daß ich die „höchste" sei, Und für dein 1, 2 und 3, 4 Lohn' ich dich mit Jubel 3!" Auslösung au» vorgestriger Nummer. Rätsel: Bon — Bonbon. Küchenzettel sür Dienstag. Portulaksuppe, ge mischter Hackebraten mit Kohlteimchen, Pfannkuchen. Tie Rezepte zu Leu vorsi-hend nufgefNhrten Speisen sind in dem .Praktischen Sichtlich sür Stadt «ad Land n»d jede Küche" enthalten, welches in nenbearbeiteter und erweiterter Ausgabe durch die Expedition dieses Blattes zum Preise von t «ach auSwilrtS 20 Pf. sür Porto mehr» bezogen werden kau». Champtgnonsuppe, Plinsen von Buchweizen, mehl, getrocknete Apfelstücks. 250 g frische Champignons 60 30 g Butter, 50 s Mehl, Salz 10 „ 1'^ 1 kochendes Wasser, 1 Ei 6 „ 500 g Buchweizenmehl 20 ., 4 Eier, Salz, 125 g Butter 60 „ 1 l Milch, 30 g Hefe 27 ,, Zucker, Zimt 10 „ OW g getrocknete Apfelstücke 90 „ (Für 4 Personen) 2,88 Zubereitung der Pilzsuppe: Die frischen Champignons werden fein zerschnitten, in Buller ge röstet. mit Mehl bestäubt, mit kochendem Wasser auf gefüllt und mit einem Ei abgezogen. Anzeigen wegen Klabrrmisihaudluogen nimmt enlgegen d r Leipzig«! Berrtn dorptndersrenude lKinder- schütz) «. V. ans seinem Bcreiu?burea» tzsinstr. 2, N. (Tel. S^3t). Sprechstunde U>—t Uhr. Ter Verein verfolg» die Anzeigen weiter, ohne dost brr Name b<» Anzeigenden genannt wirb. Mel „KMiiLsM 3M ttSUplbcilmtlOf „„„ Vorirsdmss Ksimi8odv8 ke8tLur2nt «vkte« Niidmlseb uock Ikaelrc-rbritu, ?tUueboo, 1k. AUetio — uiiis^irrv ki-olsv — tk. ttriue. Hol MUebeatlleber 1'vnsioa pro Dux 6 ?!ic. aus den umgebenden Gebieten einsammeln. Diese Sternwarten sind diejenigen der Harvard-Universstat in Cambridge bei Boston für Nordamerika, in Rio de Janeiro für Südamerika, die Kapsternwarte für Südafrika, die Sternwarte in Madras für Indien, die Sternwarte in Hongkong für Ostasien und die jenige von Melbourne für Australien. Die astronomi schen Beobachtungen sind entsprechend der Verteilung der Sternwarten und der menschlichen Kultur über haupt der Zahl nach in den verschiedenen Erdge bieten sehr verschieden. Selbstverständlich hat die Sternwarte in Cambridge nächst der Zentralstelle in Kiel mit dem Einsammeln von Beobachtungen am meisten zu tun. Sie besitzt einen besonderen Tele graphen- und Kabeldienst. Für Privatasttonomen, denen die Telegramme zu teuer sind, werden auch Benachrichtigungen mit der Post gegeben. Für weniger dringende Meldungen wird diese Be förderung auch von Kiel aus bevorzugt. Um die Kosten überhaupt zu vermindern, die sonst bei den oft weiten Entfernungen recht teuer zu stehen kommen würden, haben die Astronomen eine besondere Ge heimschrift ftir die Telegramme ausgearbeitet, die eine große Fülle von Angaben in wenigen Worten und Zahlen auszudrllckcn gestattet. So teilte der Leiter der Pariser Sternwarte der Zentralstelle die Entdeckung des bekannten Kometen Borrelly in folgendem Telegramm mit: „Komet Borrelly 23005 Juli 12500 Marseille 04050 07809 74329 30010 35712 93511 Kern kleiner Schweif Löwy". In diesen mystischen Zahlen sind alle Angaben über die große Stellung und Bewegung des neuen Kometen, über die Zeit seiner Beobachtung und über die Art seiner Erscheinung enthalten. Damit Irrtümer in den Ziffern beim Empfang Les Telegramms erkannt wer- den können, wird am Schluß außerdem die Summe der fünfstelligen Zahlen mitgcteilt. Wenn diese nicht stimmt, verlangt die Zentralstelle eine Wieder holung Les Telegramms. Oie Reilekiiche ües Kaisers. 2. Wenn der Kaiser sich auf die Reise begibt begleitet ihn seine Reiseküchc, das ist ein Auto mobilküchenwagenzug. der sich den anderen Wagen des Käfters anschtießen kann. Dieser Reisekllchen- wagen ist mit einem 45pferdigen Motor versehen. Das Dach hat einen wasserdichten Segeltuchüberzug, unter welchem die Ausrüstung zum Teil verstaut wird, überdies kann zu beiden Seiten des Wagen» von dem festen Dache aus ein verstellbares Zeltdach herabgelassen werden, welches insbesondere gute Dienste leistet, wenn die Küche bei schlechtem Wetter benutzt wird. Natürlich hat man die Ausrüstungs gegenstände, welche sich aus den zur Jntriebsetzung der Maschine erforderlichen Werkzeugen und Reserve teilen zusammensetze:, und ferner jene Dinge, welche zur Ausstattuna der Küche gehören, in möglichst raumsparender Weile untergebracht. In der vorderen Wagenwand befindet sich unterhalb eines Licht fensters ein Kochherd mit S Kochlöchern, der mit Spiritus geheizt werden muß. Unter diesem Koch herd« wurden zwei groß« SisbehLlter installiert, in denen Fleisch, Butter und WeinvorrSt» aufbewahrt werden. Ueber dem Lichtfenfter hat man zwei Vorratskästen angebracht. Rechts daran schließen sich einige Metallbehalter. die luftdicht abgeschlossen werden können und zur Ausnahme von Vorräten an Gemüse, Gewürzen und sonstigen Lebensmitteln dienen, ferner folgt hierauf rechts und links je «in Schrank, der wiederum zur Aufnahme d«» königlichen Silber« aeschirre» dienen soll und derart eingerichtet is^ daß ZeZe» einzelne Stück sein «-«tcht-ltstM Lager vor« findet. In diesen Schränkchen findet eine komplette Silberausstattung an Messern, Gabeln und Tellern für je 12 Personen Platz: dies ist die höchste Zahl der den Kaiser als Suite umgebenden Personen, die mit ihm im Manöver an derselben Tafel speisen. Eine Anzahl Körbe, in denen Brot und die Tischwäsche aufbewahrt wird, dient zur Vervollstün- digung der Jnnenausrüstung des Küchenwagens. In die obere Decke sind endlich zum Schlüsse noch zwei MetaUbehäiker eingebaut, die etwa 60 Liter Brennspiritus fassen. Auch laßen sich nach auhenhin zwei Eisbehälter aufklappen und unter dem links- fettigen Führersitz kann man nach dem Oeffnon einer Klappe ein Waschbecken herausziehen. c? Joseph Marx, der in Graz lebende Lyriker, ist eifrig am Werk. In absehbarer Zeit wird von feiner Arbeit ein Klavierquartett m Form einer Rhapsodie über ein Thema erscheinen, ferner eine Ballade und ein sinfonlsches Scherzo für Klavier quartett lals Versuche einsätziger Kammermusik), so dann ungesähr 40 Lieder sür eine Stngstimmc, darunter eine lange Reihe solcher aus Paul Herstes italienischem Liederbuche »die Hugo Wolf nicht kom- panierte) und eine umfangreiche Komposition für Chor, Loli, Orgel und Orchester. Dr. Joseph Marx wird sich auch schriftstellerisch betätigen mir einem halb musikwissenschaftlich, halb ästhetisch erperimentell gehaltenen Buche, nämlich einer auf Empirie be ruhenden Harmonie- und Formenlehre im Gegensatz zu den jetzt gebräuchlichen dogmatischen Harmonie lehren. k Studenten-Anstausch? Interessante und will« kommene Gäste werben im 2ulr in Jena eintreffen, um die Einrichtungen der Universität sowie des studentischen Lebens „an der Quelle" zu studieren. . Als Gäste der „Teutonia" kommen unter Führung ' eines ihrer Professoren 20 amerikanische Studenten nach hier und werden das Leben an der thüringischen Landcsuniversität gründlich „erschöpfen". Ihren Kasrfreunden beabsichtigen sievonihren amerikanischen studentischen Litten erzäb'.en und mit ihnen sport liche Veranstaltungen treffen. c? Gudrun Hildebrandt, die bekannte Tänzerin und Rezitatorin, gastierte unter künstlerischer Mit wirkung ihres Bruders Siegfried Hildebrandt zwei Abende am Hoftheater zu Braun,chweig und führte bei vollbesetztem Hau'c in Gegenwart des Herzogregentenpaares, das lebhaften Verfall spendete und bis zum Sckluß der Vorstellung verweilte, auch ihre letzte Tanzschöpjung „Die Schattenspiele" vor. Das Braunschwerge: Publikum brachte der jugend schönen Tänzerin, die rm Herbst vorigen Jahres als Primaballerina und Hofballettmcisterin an die Herzog, liche Bühne engagiert werden sollte, begeisterte Ovationen dar. * Der Kronprinz wohnte im Berliner „Theater des - Westens" der Erstaufführung der Reinbardt-Onen- bachschen „Schönen Helene" bis zum Schluß bei, ließ sich einige Darsteller vorstellen und sprach Direktor Montt wiederholt seine Anerkennung aus. * Madame Eneie hat sich einer Operation unter ziehen müssen, di« gut v«rlauf«n ist. Man hofft, daß di« Gelehrte in der nächsten Woche an den Arbeiten der internationalen Radiumkonferenz wird teilnrhmen können. Ehrenik. Rudolf Greinz hat ein neues Schauspiel in drei Aufzügen in Vorbereitung, das den Titel „Die Vergangenheit" trägt. Otto Ernst feiert am 7. Oktober 1912 seinen 50. Geburtstag. Das neu« Schauspiel in drei Aufzügen „Helga Holgersen" von Frist Br« hm« r ist von einer großen Rrih« «rst»r Viihnea «oor-4» rvoHea,
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