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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.03.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120325029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912032502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912032502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-25
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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DezugSPreiS flr Leipjia und Borort« durch «ich« Trager «nd Evedtteur« 2«al «ößlich in» Kau» -ebrachl: W PI. monatig k.7U MI. uiertelitbrl. Dri unlern giii»l«n u. An nahmestellen adaeholt: 7S Pt. wonach LkS SIk. vrerteljährl. »u^ di. Poft: innerhalb Deutschland, und der deutschen Kolonien vierteljShrl. 8.8U Mk., monall. l^V MI. au,l<tzl. Poitdestellaeld. Ferner in Belgien. Dänemark, den Donaullaaten, Italien, lluremburg, dtiederland«, Nor wegen. Le Neue ich - Ungarn. Äutzland. Echweden, Schweiz u. Lpanien. 2n allen udrrgen Staaten nur direll durch di« Eeschastsslell« de, Blatte, erhältlich. Da, Leipziger Tageblatt erscheint 2mal täglich. Sonn. u. Feiettag, nur morgen». Slbonnements-Annahme 2»h«,ni»gais« 8. d«» unseren Trägern. Filialen, Spediteuren vvd Annahmeslellen. sowie Postämtern und Lriesträgern. Staielo«rkauf,pr«t» 10 PI. Abend-Ausgabe. s 14KS2 lP»cht«n,chloh, I 14KS2 ,R»ch!»n,chIn»I Trl.-Äuschl.^ 14 6S3 rel.-Äuschl.f 14«S3 Amtsvkatt dcs Nates und des Volizeiamtcs der Stadt Leipzig. Nr. ISS Moaisz, gen:s. Mtiri ,Si». Anzeigen PreiS ftlr Inserat« au, Leipzig und Umgedung di« llpaltige Petitzeil» L Pt. die Reklame zeile 1 Mk. von au,wart» HI Pt, Reklamen I^jtl Mk.' Inserat« von Behörden im amt- llchen Teil die Petitieile ZU Pt K»schäst,onz«ig«n mit Piahvorschrtsten im Breil« erhöht Rabatt nach Tarts Beilagegebühr Desamt» auslag« L Mk. o Tausend erkl. PottgedühL Tetldetlag« höher. Aesterteilt« Auttraae tönnen ni-dt zurüch- aezogen werben FUr da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Platzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme 2»h»n»i»g«tz« bei sämtlichen Ftltaien». allen Annonc«n« Expeditionen d«, In- und Au»lande». Dn>« an» Perlag »an Fischte ch Riirft«, 2nhab«r: Paul ttiirften. M«datti»n und S«schalt»lt»4«r 2ohanni»gali« 8. Haupt-Filiale Le,»d«n: Seeitrahe «, l llrlephon «821^ 106. llshrgring. Die borllegende Ailvssaiie umfaßt 10 Leuen. Dss Dlüitlgsle. * Fürst Andreas Hovassis Efendi von Taiuos ist aut Zamvs von einem Grie chen durch Revolverschilsse getötet morden. Ausland. - * Fn einer Lehmgrube bei Lradford (Grafschaft Bork. tvurden 1<) .Onnben vcrf ch ü t tet. (Z. Tageschr.j " An der südspanischen >tü>te bei A tnreria ist eine Fischervarle aus stöber Lee unter gegangen. wobei die gesamte Besatzung von zwanzig Mann deil Tod fand. Zum Ksilerdeluch in Dencüig. (Von unserem römischen Mitarbeiter.) ; Rom, 21. 'März. Heber die Bedeutung der M o n a r chc n z n s a m menkunft von Venedig äußerte sich einer der populärsten Deputierten Italiens zu mir in folgender Weise: „Es wird ganz natürlich jein, daß die unmittelbar beteiligten Regierungen die Tragweite der Be sprechungen bei dieser Entrevuc durch ihre Organe zu schwächen suchen und daß sie bei diesem Bemühen bei denjenigen Parteien außerhalb der Dreibund mächte Unterstützung finden werden, die ihren ge heimen Kummer über die rückhaltlose und vervöll- Itänldigte Konsolidierung dcs Dreibund vertrags unter einem Schwall von alles und nichts beweisenden Phrasen verbergen möchten. Ich glaube, man braucht in Paris und auch in Lon don von Zeit zu Zeit Betäubungsmittel, die über schmerzliche Enttäuschungen binweghelfen sollen. Daher wird man dort die Wichtigleit des Kaiserbe fuchs herabzudrückcn suchen. Ein Narkotikum, dessen Wirksamkeit schwerlich lange vor halten wird. Die Welt ist anders geworden. Man mag es dreben und deuteln, wie man es will. Unverrüabar fest steht die Tat sache einer Neuorientierung aller Grog mächte. Dies« eine große und gewaltige Tatsache bat Durch Venedig ihr Siegel erhalten! Ter Wand-- lungsprozetz, wohl der folgenschwerste seit dem Jahre 1870, hat sich in diesen letzten drei Monaten in ziemlicher Stille vollzogen. Die Diplomaten trifft er nicht unvorbereitet. Ma» hat fleißig gearbeitet in allen auswärtigen Kabinetten mit Minen und Gegenminen, man hat sorgfältig sondiert, Freund und Gegner auf Herz und Nieren geprüft, die gegen seitigen Interessen peinlich abgewogen und danach sich die Richtlinien für die Zukunft ge zogen. Ihr Kaiser und unser König werden in Venedig nur zu bestätigen gehabt haben, was die Kabinette von Berlin. Wien und Rom längst in den Erundzügen festgestellt haben. Die Ereignisse sind den Plänen zu Hilfe gekommen. Sie haben die internationale Situation geklärt. Wir in Italien wissen heute besser als vor dem Kriege, was uns Seite an Seite mit den beiden Zentral mächten hält. Die Tripelallianz erscheint uns jetzt ge wissermaßen gereinigt von manchen Schlacken, die ihr jahrelang anhafteten. Was ist uns und was ist den Oesterreichern heute der Jrre- dentismus? Bei uns gab es bis vor kurzem nur eine Partei im Lande, die 18 Deputierte zählenden Republikaner, welche mit dem republikanischen Frankreich liebäugelten. Ich glaube nicht, daß heute auch nur einer von diesen 18 Herren es wagen würde, weiter für den Anschluß Italiens an Frankreich Stimmung zu machen. So stark ist der Umschwung bei uns. Und bei Ihnen wird man in kurzem er kennen, daß /Italien «ine auf für Deutschland sehr praktische Mittelmeerpolitiktrei- ben wird. Wir können von jetzt ab als Dreibund mächte mit bekannten Größen rechnen. Nur die Türkei ist das X der Gleichung. Wie die letztere zu löse» ist, das kann im Augenblick kein Kaiser und kein König sagen. Auch uns wäre cs am liebsten, wir könnten dir Türkei zu der praktischen Mittelmeer Politik, die wir im Auge haben, heranziehen. Voraus- jeti'tng aber wäre sofortiger Fricdens>ch!uß. Kommt er. dann wird der. Tripoliskrieg alsbald, wie eine Evisodc hinter uns liegen. Gibt die Türkei nicht nach, dann spielt sich ein weltgeschichtlicher Pro zeß von katastrnohalcm Charakter im nahen Olren ab. bei dem Rußland, Oesterreich und Italien die Er-'knrivc übernehmen müssen. Mit oder ohne die Türkei wird sich dann die Regelung einiger Ange legenheiten leicht bewerkstelligen lassen, die außerhalb Europas liegen. Wo Sie auch Hinschauen, überall ergibt sich für Dreibund plus Rußland oie gleiche Interessen - Konstellation. Gegen den Piermächtc- Stondard anzukämpfcn, wird sich England und Frankreich wohl hüten. Auf diesem 2Üeoe allein können wir zu dem Ziel aller binstcucrn: dem Welt frieden!" * Di« römische Zeitung ..Tribuna" vcröstcntlicht einen Leitartikel über den Kaiscrbcsuch. in dun es HKßt i 7lsas auch der Zweck de» Besuches sei. im jetzigen Augenblicke müsse nur das Faktum des Brun es an sich betrachtet werden, das die unzerstörbar e n Grundlagen der Beziehungen Italiens zu Deutschland, und da, d:r Kaiser von Wi.n komme, auch zu Oesterreich-Ungarn bcwttsc. Die ec Besuch annullier« die frühere Zeitungsvolemik teiLer verbündeten Staaten, wenn er auch nicht die Intcr- ciscn annullieren könne, die sie heruorgtruscn Halen. In sen Unterredungen des Monarchen w:rd? sichtlich auch dir Frage dcs Krieges und des Friedens zwiichen Italien und der Türkei, sowie ter Schritt der Ri ächte in Rom und Konstantinopel insolge der Initiative Rußlands besprochen werden, aber man würde sich emer Illusion hingeben, wenn man gl.--u.-e, daß von einem Tage zum anderen insolge Liciec Uu- rerredungen Vie Lage zwischen Italien und der Türkei vasilal verändert werden, könne. Der Knoten der Interessen ist zu verwickelt, al« baß ein einziger Wille als Schwert Alexanders Les Großen genüg«. Diesen Knoten müsse Italien selbst zerschneiden. Aber, wenn auch niemand sagen könne, wie weit die Frage Les Friedens zwischen Italien und der Türkei aus der Begegnung in Venedig gefördert hervorgehe, so werde sicherlich der Dreibund daraus kräf tiger als je hervorgehsn. Keine Partei Italiens habe heute einen Grund, den Dreibund nicht in ihr Programm aufzunrhmen. Aussichten für üss Ssnümerk. —* Die eigenartige Stellung, die das Handwerk im modernen Wirpchaftsorganismus einnimmt, bringt es mit sich, daß ihm die aussteigende Kon junktur in der Warenhcrstellung erst indirekt zugute kommt, während oecnhiedene unliebsame Reoen crsck)Ltnungen des kräftigen mirtschaitlichen Auf schwunges gerade Las Handwert in erster Linie treffen. Es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, daß die Industrialisierung Deutschlands ge rade in oen Hochkonjunkturjahren die bedeutendsten Fortschritte macht, zum Teil auf Kosten des in den Deprejsionsperioden arg geschwächten Handwerks. Gerade gegenwärtig leidet der Handwerkerstand unter den Lchwier'i gleiten der Kapital beschaffung am meisten. Die Krebitbeschränkung scheint in erster Linic bei den kleineren und mitt leren Banken durchgesührt zu werben. Diese und ihre meist dem Mittelstand« angebörendcn Klientel werden daher in ihrer ohnehin schon engbcgrenzten Aktionsfreiheit noch weiter beeinträchtigt. Besonders schwierig ist die Situation für den Handwerkerstand deshalb, weil er selbst ge-wungen ist, seiner Kund schatt im weitesten Umfange Kredit «inzuräumen, wobei er noch ein unvrrhältnismößig großes Risiko tragen muß. Da er für sein Geschäft Kapital nur unter äußerst ungünstigen Bedingungen beschossen kann, so wird ihm du Ausnutzung der gewerblichen Konjunktur ungemein erschwert. Vorläufig ist noch mit einer starken Anspannung des Geldmarktes und mlt einer dauernd hoc,en Geldleihrate zu rechnen. Ein weiteres charatterutisches Moment, cas die Entwicklung Les Handwerkes chon seit länge.er Zeit merklich hcmnil. ist der oncauernde Mangel an Arbeitskräften. insbc,cnLere an Lehrlingen, in den meisten Berufen. Zum Teil erklärt sich Li:se Erscheinung daraus, daß ein großer Teil der jungen Leute heutzutage überhaupt keine Neigung zeigt, ein bestimmtes Gewerbe regelrecht zu er ernen, sondern in aufiallendem Maße zur Kategorie der ungelernten Arbeiter hinörängt, zum Teil trogt auch der Umstand zur. Verminderung Les Angebotes von Handwerktchr- lingen bei, daß die Fabriken mehr und mehr ei-ene Lehrkingsabteilunzen und Lehrwerkstätten einnchtrn. während sie früher einen großen Tt.il ihrer gc.ernien Arbeitskräfte aus dem Handwerk übernommen Ha ien. Bis zu einem gewissen Grade mag auch die zci weiliz rechr ungünstig« Lage Les Handwerkes zu: Verbrei tung der Anschauung geführt haben, daß dieses seinen goldenen Boden ein für allemal verloren habe. Solche Erwägungen sind natürlich sinnlos. Das Handwerk hat auch neben der Industrie seine Da jeinsberechtioung. In den Grossstädten macht sich vielfach sogar ein ganz erheblich«: Mangel an Handwerkern bemerkbar. Auf dem Lande und in den kleineren Städten wird dcs Handwerk gegenwärtig von der ungünstigen Lage der Landwirtschaft in MitleiLenschaft gezogen. Die Kaufkraft der Landbewohner, insbeson dere der „kleinen Leute" ist durch Lie schlechten Er- gebnisse des vorigen Jahres zweifellos stark geschwächt word'n. Die Ausgaben für Bekleidung. Reparaturen und Neuanschaffungen werden naturgemäß nach Mög lichkeit eingeschränkt, zumal dazu auch die allgemeine Vccteucrung des Nahrungsmittelaufwandes nötigt. Vielfach haben die Verluste durch Viehseuchen und schlecht« Fuiterernten die finanzielle Leistungsfähig keit Les Bauernstandes so stark beeinträchtigt, daß er nur schwer seinen Zahlungsverpflichtungen nachkom men kann, und hei seinen Lieferanten langfristige Kredits in Anspruch nehmen muß. Daß die all gemein« Koniunktur kräftig ansteigt, wird sich vor allem im laufenden Jahre in einer kräftigen Be lebung der Bautätigkeit äuß.'rn. wodurch ja auch für wichtige Zweige des Handwerks reichliche Arbeits gelegenheit geschaffen wird. Allerdings wird Lurch Las Sub mrfsions wesen, Las vielfach noch in recht eigentümlicher Weise gehandhabt wird, der Profit an den Arbeiten auf ein Minimum herab gedrückt. Die beängstigend« Ausdehnung des Bau schwindels, der im großen noch raffinierter betrieben wird als im kleinen, hat gerade in letzter Zeit dem Handwerkerstand« schwere Verlust« zugestiigt. Die Erfahrung lehrt, daß die Handwerker sich aus die Dauer gegen derartige Nackenschläge nur durch soli darisches Eintreten für ihre gemeinsamen wirtschaft lichen Interessen schützen können. Der Lergsrdeitrrltreik. Fortdauer des Streiks im Deistrrgebirt. Aus Hannover wird gemeldet: Der Ausstand im Deisterland« wird sortgesührt. Gestern vormittag sand eine über vier Stunden dauernd« Konferenz Les Streikkomitees mit dem Arbeiter-Ausschuß und den Vertrauensmännern statt, in welcher der Beschluß gefaßt wurde, im Streik zu beharren. Es sollen jedoch im Laufe der Woche Verhandlungen mit den oberen Behörden an gebahnt werden, weil die Berginspektion einen durch aus ablehnenden Standpunkt einnimmt. Als obere Behörden kommen hier in Betracht: das Landrats- amt, das Oberbergamt in Klausthal und der Minister. Wenn diese Versuche scheitern, soll weitergestreikt werden, wobei auch auf die Handwerker und Schicht arbeiter, die bisher nicht mitstreikten, eingcwirkt werden soll, sich daran zu beteiligen. * Lein Slreik in Belgien. Aus Brüssel wird gemeldet: Aus dem Nationalkongreß der belgischen Berg leute ist am Sonntag unzweifelhaft zum Ausdruck ge kommen, daß an einen Streik in Belgien nicht zu denken ist. Den Arbeitern wurden auf den meisten Zechen oereits Lohnerhöhungen zuge billigt und weitere von Anfang April an ,n Aus sicht gestellt, doch werden sie ihre Bemühungen, eine IZprozentige Lohnerhöhung zu erlangen, sorisctzen. * Vor der Entscheidung in England. Die Entscheidung der heutigen Konferenz zur Beilegung des englischen Kantenstreits wird in Eng land mit großer Spannung erwartet. Di« „Times" veröffentlicht ein« Unterredung mit dem Führer der Zechenbeötzer von Südwales, Mister Thomas, der bisher die Seele des Widerstander gegen das Prinzip oer Minimallöhne gewesen ist. Mister Thomas erklärte es für die beste Lösung, wenn die Negierung ihre Bill zu rück zöge, und wenn Arbeitgeber und Arbeiter in jedem Revier sich freiwillig über den Mindestlohn für alle Männer und Jungen einigten, und zwar würde er selbst für das Revier von Südwales ö Schilling für den Mann und 2 Schilling für den Jungen vor« schlagen, während in einigen anderen Revieren viel leicht niedrigere Sätze zu vereinbaren sein würden. Die Regierungsbill würde, wenn sie die Sätze von ü und 2 Schilling nicht einhielte, die Bergleute nicht zufriedenstellen. und daher den Streik nicht beendigen. Die Gewcrkschaftskassen der streikenden Bergleute in Lancashire. Chefsields, Cumberland. Warlickshire. Somerset, Süd- und Nordwales sind be reits erschöpft oder werden durch Auszahlen in dieser Woche erschöpft werden. In mehreren Gruben von Nord Wales und Schottland haben die Bergleute am Sonnabend di« Arbeit wieder ausgenommen. Belästigungen von Arbeitswilligen sind nicht vorgckommen. Deutsch-englische Bestehungen zu pmlugsi. Von einem gründlich unterrichteten Kenner portugiesischer Verhältnisse wird uns geschrieben: In den letzten Tagen ginge» wieder Nachrichten durch die Presse, welche die Aufmerksamkeit aus Por tugal uns seinen Kolonialbesitz lenkten, der bekannt lich ziemlich ebenso groß als der deutsche Kolonial- dcstß ist. Der Ministerpräsident hatte in Lissabon erklärt, daß Portugal kein Abkommen mit Deutsch land oder England getrosten habe, durch welches portugiesischer Kolonialbesitz angeboren worLen sei. Ebenso liegen frühere ministeriell« Erklärungen in Portugal vor, daß Portugal nicht daran denke, Kolonialbesitz zn veräußern. Kenner der Verhältnisse haben nie daran ge zweifelt, daß diese Standpunkt« von icher in Por tugal eingenommen wurden. England und Deutsch land Haden sich darüber verständigt, welche por tugiesischen Besitzungen einmal an jedes dieser Län der sollen sollen, falls Portugal aus finanziellen Gründ:» Teil« seines Kolonialbesitzes aufzugeben genötigt sein sollte: aber Portugal hat weder selbst Lies Anerbieten gemacht, noch glaubt es, solche koloniale Opfer bringen zu müssen, um sich über Wasier zu halten. Außerhalb Portugals ist aber die Ansicht weit verbreitet, daß Portugal sich ohne Opfer an Kolonialbesitz unter den fortwährenden Line Swnüe zu spät. 24) Roman von A. von Liliencron. (Nachdruck »«erboten.) „Und war tatest Lu?' Was antwortetest du?" unterbrach ihn Siersbeck. »Ich küßte nochmals ihre Hand und sagte: Wie Gott will, er weiß, was zu unserem Besten dient." Eine Pause entstand, und als Hans keine weitere Bemerkung machte, fuhr Kerkau fort: „Was hätte ich antworten sollen? Im Zwiespalt der Gefühle tonnte ich ihr weder für ihren Wunsch danken noch ihn zurückwei-sen und ihr «rklären, daß der Tod für mich eine Wohltat sein würde." „Armer Junge!" murmelte Siersbeck. Dann raffte er sich auf. „Vergangenes müssen wir jetzt ruh«n lassen, die Gegenwart fordert ihr Recht. Du sprachst von einem zuverlässigen Pferde, das du zum Feldzüge brauchtest. Ich habe mir verschieden« Gäule ungesehen. Komm, wir wollen sie besehen." Noch an demselben 27. April erhielt der schwe dische Gesandte den Befehl, Berlin binnen vierund zwanzig Stunden zu verlassen, und am nächsten Tage sandte Friedrich Wilhelm die Kriegserklärung an Schweden. Der König, entschlossen, den Krieg per sönlich zu leiten, begab sich in das Lager zur Armee, die sich durch dänische und sächsische Hilfstruppen verstärken sollte. Doch ehe Friedrich Wilhelm sein« Hauptstadt verließ, hatte er dem Geheimen Rat ein« genau ausgeorbeitete Anweisung für die Zeit seiner Abwesenheit und für Len Fall hinterlassen, daß ihn ein Unglück träfe. Es hieß darin: „Es soll an meine Frau von allem gesagt und ihr mit um Rat gejcagt werden. Dieweil ich aber ein Mensch bin und kann rotgeschossen werden, so be- iehle ich sie alle miteinander vor Fritz (den Krrm- vrinzen) zn sorgen; da ihnen Gott vor belohnen wird, und ich geb« ihnen allen, von meiner Frau an, meinen Fluch, daß Gott sie möge zeitlich und ewig strafen, sofern sie mir nicht nach meinem Tode nach Potsdam in der alldasigen Schloßkirche begraben. Sie sollen kein Fcstin machen, bei Leib und Leben keine Zeremonie und Festin, als daß sic sotten die Regimenter in der Nähe das Gewehr nehmen und schießen lassen. Ich bin versichert, daß sic alles das mit dc: größten Eraktitüd« von der Welt bestellen, als daß ich allezeit eifrig, so lange ich leb«, Euer Freund jein werde." Zwischen Stettin und Schwedt hatte der König seine Truppen zusammengrzogen. Er wartete nur noch die dänische und sächsische Verstärkung ab, über die er ebenfalls L«n Oberbefehl übernehmen wollte. Kerkau empfand das kriegerisch« Treiben im Lager wie eine Erlösung und gab sich seinem Dienst« mit ungeteilten Kräften hin. Es war ein sternenheller Abend. Bruno wanderte langsam nach dem Aus gange des Lagexs und hing seinen Gedanken nach. Ein offener Wagen kam von der Landstraße her gefahren. Kerkau, den schweres Sinnen gepeinigt hatte, ergriff jede Gelegenheit, di« ihn dem Wirr saal seiner Gefühl« auf kurze Zeit entreißen konnte. Er bemerkte, daß der Insasse L«s Wagens jedenfalls beabsichtigt«, in das Lager zu kommen, und nun bei dem Posten auf Schwierigkeiten stieß. Da wandte er sich dorthin, um dem Fremden behilflich zu sein und di« Person aufsuch«n zu helfen, der sein Besuch galt. Aber noch ehe er den Wagen erreicht hatte, veran laßt« ihn die Stimme, die an sein Ohr schlug, mit raschen Schritten dem Ankommenden entgegenzu eilen. „Hans, alter, lieber Freund, wo kommst du her?" Siersbeck wandte sich um. „Das nenne ich Glück, den gleich beim Schopfe zu fassen, um dessentwillen man sich di« Unbequemlichkeit solcher Reise auferlegt. Nun verschaff« mir Eingang und schenke mir eine Stunde. Nicht länger will ich dich in Anspruch nehmen." Arm in Arm wanderten gleich darauf die beiden Freunde Lurch das Lager. Der bunt« Lärm des kriegerischen Treibens umgab sie, und Bruno zog den Kameraden abseits, wo ein Stückchen Wals lag. „Komm", sagte er; „nur noch wenige Schritte, dann sind wir auf einer kleinen Wiese. Da ist ein ruhiges Plätzchen mitten in -em Getriebe. Der Wald schließt uns ab. Da ist's still. Du kommst doch von Bärbchen?" „Sie schickt mich zu dir." Brunos Arm zuckt« in dem des Freundes. Er sagt« kein Wort und schritt gesenkten Hauptes unter den Bäumen hin. Jetzt war der freie Platz erreicht. Er lag vom Mondschein hell beleuchtet. Nur aus der Fern« tönte noch das Summen des Lagertreibens. Es war eine schön« Mainacht. Bruno warf sich in das Gras, stützte den Kopf auf den Arm und blickte unverwandt zum Sternenhimmel empor. Siersbeck hatte sich neben ihn auf «inen Baumstumpf gesetzt. „So sprich doch. Hans. Begreifst du denn nicht, wie ich mich nach deinen Worten sehne?" Bruno hatte, während er diese ungeduldig« Bemerkung her vorstieß, seine Himmelsstudien aufgegeden, und rupfte nun in der Zerstreutheit einen Grashalm nach dem anderen neben sich aus. Siersbeck machte es, wie er vor Jahren zu tun pflegte; er fuhr liebevoll mit der Hand über da braune Lockenhaar des Freundes, der seinen Hut auf den Boden geworfen hatte. „Alter, lieber Junge." sagte er. „Wenn ich alles zusammenfasse. was ich dies« Tage in Wentrup erlebt habe, so kann ich mir mit einem Wort« sagen: Das Bärbchen ist ein Engel." „Auf der Welt gibt es keine zweite, wie sie, das kab« ich schon rn Frankfurt behauptet," sagte Bruno. „Duran habe ich auch nicht gezweifelt," fuhr Siersbeck mit schwermütigem Lächeln fort. „Für Bärbchen ist meine Person freilich nie in Betracht ge kommen, wenn der andere in Sicht war; aber als einen Schallen ihres großen Freundes hat sie mich doch immer gelten lassen, und ich bade das begehr liche Herz niedergehatten. Drr Auftrag, den du mir gegeben hattest, war schwer." Eine Rührung, die er nicht bewältigen konnte, ließ ihn innehalten, und erst nach einer Weile fuhr er fort: „Ich fand Bärbchen in zitternder Erregung, als ich nach Wentrup kam. Sie war kurz zuvor mit meiner Mutter dort eingetrosten und hatte dein« beiden Briefe oorgefunden, die sie sich in keiner Weis« erklären konnte. Ick setzte mich zu ihr. Einen Augenblick war es mir, als könnte ich nie über die Lippen bringen, was ich ihr doch sagen mußte. Da legte sic mir die Hand auf die Schulter und sagte mir ganz leis« mit bebender Stimme: Es muß etwas sehr Trauriges sein, was Sie mir zu sagen haben. Ich nickte und sagte: Ja, Bärbchen. Ich würde mein Leben hingeben, wenn ich Ihnen die schwer« Botschaft ersparen könnte. Ihr Mund zuckte, un- ebenso leise wie vorhin flüstert« sie: Seitdem ich Brunos Briefe gelesen habe, wußte ich es, daß ich mein Liebstes hingeden muß. Das will mick fast erdrücken, das große Leid, aber Gott wird mir helfen stark sein, wenn es sein muß." Bruno war aufgesprungen. .Habe Erbarmen, Hans, und mache es kurz. Du hast ihr nicht» ver hehlt?" „Nichts." „Und wie Hai sie es ausgenommen? Ist sie za scimmcngebrochen, das geliebte Wesen?" sFortsctzrma in der Morgenausgabe.)
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