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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.01.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120113022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912011302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912011302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-01
- Tag 1912-01-13
-
Monat
1912-01
-
Jahr
1912
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Arbeiter und die von ihnen abhängigen kleinen Gewerbetreibenden, die gleichfalls unmittelbar be troffen werden, wenn der Veroienst der Bergleute aufyört. Eine keineswegs dochgegriffene Schatzung berechnet di« Zahl der durch einen Ausstand direkt in Mitleidenschaft gezogenen Personen auf sechs Millionen. Aber e» ist »u bedenken, daß sich der Kohlenmangel und die dadurch bedingte Kohlen teuerung in jedem Haushalt bemerkbar machen muh. Und nicht nur das. Die engliiche Eisen- und Schiffs- bauindustrie, die Eisenbahnen und die Schiffahrt würden bei einer längeren Dauer de» Grubenstreikes lahmgetegt. Das ge.amte Wirtschaftsleben Englands müßte aus den Fugen gehen Ob der Generalstreik wirklich eintreten wird, läßt sich heute noch nicht voraussagen. Allerdings kann man mit einiger Bestimmtheit erwarten, daß sich die Arbeiter bei der jetzt stattfinvenden Abstimmung mit einer erdrückenden Mehrheit für den Ausstand aus sprechen werden. Aber selbst dann wird die Kün digung erst für den 1. März eingereicht, so daß noch «ine reichliche Frist iür Eintgungsverjuche vorhanden ist. Freilich, eine Basis für solche Ver handlungen zu schaffen, dürfte nicht allzu leicht sein. Die Bergarbeiter verlangen nämlich einen ganz all gemein ernzusührenden Minimallobnsatz für alle Lergceute, wäyrenv die Grubenbesitzer an dem be stehenden Alkordlohnsysiem sesthalten wollen. DeutWanüs Anteil an üen Schleüs- gerilttislprUlhen. Als Beweis für die angebliche Kriegssehnsucht Deutschlands wurde vor kurzer Zeit von englischer Seite auf den Umstand hingewiesen, daß Deutschland den Siedsgerichtshos im Haag überhaupt völlig ver nachlässige und sich an ihn nrcht wende. Diese Mit teilung ist, wie der Korrespondenz „Heer und Poli tik^ von diplomatischer Seite gesä-neven wird, eine dreiste Unwahrheit. Bis Ende 1910 wurden vor dein Haager Schiedshof insgesamt 11 Fälle ver handelt, in denen die verschiedenen Nationen ver- rreten waren. Bon diesen 11 Fällen kommen allein 3 Fälle, die durch den Haager Schledsgerichtshvf Erle digung sanoen, aufDeutschland, d. h. 25«/v allerSchiedS- gerichtch'prücl>e sind allein von Deutschland veran laßt worden. Deutschland hat allerdings aus dein ersten Haager Friedenskongreß der Einrichtung etneSSchiedS- gerichtshoseS mit großem Mißtrauen entgegengesehen. Die verschiedenen Ereignisse in den letzten 10 Zähren haben, bewiesen, daß das Mißtrauen nicht ganz un- berechtigt war. Trotzdem hat Deutschland Mit großer Genugtuung diese Einrichtung mehrsach benutzt. In dein Beuezuela-Streite hat Deutschland selbst darauf hingewiesen, daß die Erledigung durch das Haager Schiedsgericht ihm sehr willkommen sein würde. Auch in dem Casablanea-Streite zwischen Deutsch land und Frankreich wegen Abgrenzung der Militär, und Konsulatjurisdiktionsgewalt wurde von Deutsch land der Schiedsspruch des .Haager Tribunals an genommen. In diesem Streitfälle war Deutschland ioge.r durch einen Staatsangehörigen, nämlich durch den Geheimrat Kriege, im Schiedsgerichtshos selbst vertreten, da die Bestimmungen zülassen, daß die Parteien unter Umständen ihre eigenen Staatsange hörigen als Schiedsrichter wählen. Deutschland hat von diesem Recht, daS auf der zweiten Friedenskonfe- renz im Haag mit Recht scl-arf angegriffen wurde, nur ein einziges Mal Gebrauch gemacht. Endlich war Deutschland auch noch an dem Schiedsgerichtsspruch beteiligt, durch den der Konflikt zwiscljen Deutsch land, England und Italien gegen Japan in der Frage der Besteuerung von Ausländern beseitigt wurcho.. Sehr ost war Amerika an den Schiedsgc- richtssprücl)en interessiert, da des öfteren Streit fragen zwisckren Nordamerika und Mexiko, zwisclsen Amerika und England und zwischen Amerika und Venezuela Anlaß zu llrteil§sprücl>«n im Haag gaben. Der erste Urteilsspruch oder vielmehr die erste Sitzung des Nichterkolleginms im Haag fand am 15. Septem ber 1902 statt. Bis zum Frieden von Portsmouth vom 28. Attgulst 1905 waren 4 Fälle im Haag ent schieden worden. Bis 1907 wurde der SchiedsgerichtS- hof, der außer einem Bureau- und einem Berwal- tungsrate nnr aus einer Liste von Schiedsrichtern besteht, nicht mehr beschäftigt. Bon 1907 bis 1910 kamen 7 neue Streitfälle vor dem Haager Friedens hof hinzu. Oie großen Kriegsschiffs-Neubauten üer Seemächte. Seit einigen Jahren gibt die Marineverwaltunz die Größe ihrer Neubauten an Linienschiffen und Panzerkreuzern erst bekannt, wenn die Schiffe zur Indienststellung kommen. E» ist ihr gelungen, di« näheren Angaben aehrimguhalten, und die deut che Presse macht auch, in voller Würdigung der Gründe, di« diesen Schritt veranlaßt haben, keine Versuche, den Schleier de» Geheimnis«» zu lüften. Die vier Linienschiff, der „Ostsries and' -Klaff« find 22 800 Tonnen groß; von den neuen Panzerkreuzern fasten „Moltke" und „Goeden" 23 000 Tonnen. Ueber die Größe der neuen ,.Kaiser"-Klast« und der im Lau be findlichen Panzerkreuzer, die seit 190V vergeben wor den sind, fehlen alle zuverlässigen Angaben. Von den Neubauten fremder Seemächte sind An gaben bekannt, di« Anspruch auf ungefähre Genauig keit haben. E n g l a n d hat di« Größe seiner Linien- schiffe von 24 400 auf 27 000 Tonnen und seiner Pan zerkreuzer auf 26 780 Tonnen gesteigert. Die Ver einigten Staaten gehen noch weiter, denn deren Linienschiffe werden 28 000 Tonnen groß. Frankreich gibt seinen Linienschiffen 23470 Tonnen, vernachlässigt aber den Danzertreuzerbau: das letzte, 1905 gekaut« Schiff dieses Typs ist nur 14 000 Tonnen groß. Japan gibt seinem neuesten Linienschiffe ein Deplacement von 23 000 Tonnen, baut aber vier Panzerkreuzer von 27ü00 Tonnen. Italien har sich zum Van von Linienschiffen mit 25 000 Tonnen entschlossen Rußland baut Linien schiffe von 23 000 Tonnen und Panzerkreuzer von 28 000 Tonnen. Argentinien, Brasilien und Chile haben Linienschiffe von 28000 Tonnen im Bau. Amerika scheint also an der Spitz« zu mar schieren, wenn von den russischen Panzerkreuzern, die gleich groß werden sollen, abgesehen wird. Bisher war England der Schiffsbaumeistcr der Welt, und auch Deutschland kann ausaezeschnete Leistungen aus- weisen. Die Annahme, Vie Vereinigten Staaten ind die die siidamerikani'chen Republiken könnten die Führung übernehmen, hat wnig Aussicht auf Be- stätigung. Und der Ruhm, die „allergrößten" Kriegs schiffe zu besitzen, kommt ihnen sehr teuer zu stoben, wenn die Leistungen der Sch'ffe nicht ihrer Grüße entspreche». Schließlich entscheiden nicht die größtem, sondern die besten Schiffe den Kampf. Neuliche Schulmanükarten im Dienste üer ülaüjaristerung. Im Verlast von Karl Ehun (Inhaber Bernhard Fahrig, Berlin) sind zwei Schulwcmdkarten von Oesterreich-Ungarn crfclsienen. Aus beiden Haupt karten sind zwar die meisten altgeschichtlichcu deut- schen Namen noch zu finden, aber nur an zweiter Stelle, überdies der Regel nach in kleinerer Schrift und gesperrtem Truck. Hier und da stehen die deut schen Benennungen entweder in Klammern ober sind überhaupt ausgefallen. Noch auffallender ist die Zeichnung der Helden Nebenkarten. Deren eine bietet eine politische Uel er ficht über Oesterreich-Ungarn, die andere macht den Versuch, die Stärke und Verteilung der verschiedenen Völkerschaften Oesterreich-Ungarns kartographisch dar zustellen. Kenner der ethnographischen Verhältnisse des TonaurciclM können aus einen Blick seststellen, daß dieser Versuch mißlungen ist. Tic Stärke der einzelnen deutschen Enklaven in Siebenbürgen ist ganz nach Belieben, in der Regel falsch angegeben. Tie deutschen Ortsnamen in Siebenbürgen sind aus den Nebenkarten ganz verschwunden, ebenso zum Teil in West, Nord- und Südnngarn. Ohne ersicht lichen Grund findet man ferner den deutschen Namen einer madjarijierten Stadt, in nächster Nähe wieder ' den madjarisiertcn Nmlreü 'älnVt größtenteils dsüt- schen Stadt. -- " Tie politische Hanptkcirte rückt dann mit allen Hilfsmitteln der farbigen Kartentechnik die deulsche ReiclsSgrcnze erheblich nach Westen, so daß sie mit der Provinzialgrenze zwischen Posen und Schlesien zusammensällt. Wreschen, Schriinm und Lissa liegen tief in Rußland. Unseres östlichen Nachbars Reich beginnt 6 Kilometer von Züllichcin. Der Verein für das Deutschtum im Ausland hat an das preußische Kultusministe rium eine Eingabe gerichtet, worin er unter Tar- legung des obigen Sachverhalts der .Hoffnung Aus druck gibt, daß' dieses im Interesse der nationalen Erziehung unserer Jugend den Gebrauch der ge- sclstlderten Karten in den preußischen Schulen ans- zuschließcn in der Lage sein werde. Wie wir ver nehmen, hat sich dec Verleger der Karten bereit erklärt, auf den Nebenkarten die beanstandeten Fehler zu verbessern, doch verlautet nichts vorüber, daß er fick erboten habe, den einzig richtigen und not- wendigen Schritt zu tun, nämlich dir fehlerhaften Karten zurückzunehmen, bzw. um-ntaufchcn. politische Nachrichten. Auslandkommando «in«» kaiserlichen Prinzen. New Parker Zetrungen, die mit der letzten Post nach Deutschland gekommen sind, berichten, daß Prinz Adalbert von Preußen, der dritte Sohn des Kaiserpaarev. nach Beendigung de» Lehrganges auf der Marine-Alademie ein längere» Kommando auf der amerikanischen Station erhalten soll. Hieriür würde L. M. kleiner Kreuzer „Bre men" in Frage kommen, der oft Nor olk, im Staate Birginien, südlich von Washington gelegen, anlciust. Daß Prinz Adalbert im Herbst d. 2. für eine dienst liche Verwendung im Ausland« vorgesehen ist, wird — der „MU.-pol. Korrespondenz" — von unterrich teter Stelle bestätigt. Kcine neue Diersteuee znr Deckung brr Wehrvorlage. * Nürnberg, 13. Januar (Tel.) In diesen Tagen ging eine Nachricht durch die Presse, daß man sich im Reichsschatzamt mit der Avsicht trage, die Vrau- mcuerialsteuer in eine Fabrikatsleuer umzuwanoeln, d. h. nicht mehr wie bisher da; Nohniaierial, son dern das Bier in besteuern. Die durch diese inten sivere steuerliche Erlassung gewonnenen Beträge sollten zur teilweisen Deckung der Wehroorlaae be stimmt lern. Wie der Nürnberger Geiieral-Anzet, er jedoch ans eine direkte telegraphische Anfrage an das Reichsschatzamt erfährt, ist dem letzteren von dec air geblichen Bierfabrikaisteuer nichts bekannt. Arbeiterruhegehiilter in F-ankreich. * Paris, 13. Jan. (Tel.) Infolge der geringen Anzahl von Ansuchen um Liquidierung der Arbeiter cuhegehäller hat der Senat an Stelle der von ihm für den Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember vorgesehenen Beitrüge von 20'/, Mil lionen Franks im ganzen nur 881GX) Franks ver ausgabt. Eine Bitte des Lnltans von Marokko. Paris, 13. Jan. lTel.) Nach einer Meldung aus Fez habe der Sultan, den die neuerdings unter den stammen ausgeurvchenen Gärungen sehr veun- ruhgsn, an die französische Regierung das Ansuchen gerichtet, bas iran'öst'che Truppenkontin gent in Fez zu verstärken. Mulai Hasio verlange, daß die Besatzungen von Fez aus 6000 Mann und vmr Melines uns 2000 Mann gebracht und der Marsch nach Taza baldmöglichst angelreten rwrde. Obgleich inan die Lefürrhtungeir des Sultans für übertrieben hält, so sei doch ein SchutzbataUlon aus Casablanca nach Mekines abgesandt worden. Geriüttslkrsl. Reichsgericht. Leipzig, ii. ^-anuar. rr. Wegen Vergehens gegen das Sprengstossgesetz ist am 11. Oktober v. I. vvm Landgerichte Halber- stadt der Bergarbeiter Karl. B. in Hedersleben zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt wokdcn. Er hat auf der Grude, auf der er arbeitete, sich Astrattt- Patronen mitgenommen, ohne Erlaubnis zum Besitz von Sprengstoffen zu haben. Drei dieser Patronen schoß er in der Neuiahronacht 1911 ab, so daß die Fenster der Häuser klirrten. Am 19. Februar ließ er abermals einen solchen Schuß losgehen. Glücklicher weise hatte er diesen Unfug beide Male in ange messener Entfernung von Woynungen und MensciM verübt. — Die Revision des Angeklagten, der die Ansicht vertrat, daß er nur wegen Diebstahls hält« verurteilt werden können, wurde vorn Reichsgericht als unbegründet ve'riö-tfifl." rr. Bücher als Mittel zum Betrüge. Das Land gericht Hamburg Hai am 25. September 1911 den Inhaber eines Vcrlagsgcschäfres für photographische Postkarten, den früheren Tischler August Sch., wegen Betruges zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt. Er vertrieb seit etwa 1904 verschiedene Bücher für eigene Rechnung rind verbreitete zu diesem Zwecke ein emp fehlendes Schriftstück, in welchem er sich gegen die Schundliteratur wandte und sich als Vertreter einer Gesellschaft zur Verbreitung guter Literatur hinstellte. Zugleich auch betonte er, daß ein Teil des Rein» gewinns für die Kindcrheilstätte in Oldesloe ver wendet werde. Durch den Hinweis auf den wohl tätigen Zweck ließen sich vielfach Personen bestim men, einen Geldbetrag zu zeichnen. Manche ver zichteten auf die Zustellung der Bücher. Diese wurden meist vom Angeklagten höher berechnet, als der wirk liche Preis betrug. Allerdings hat der Angeklagte der Kinderheilstätte einmal 15 .« überwiesen, aber lediglich zwecks Erbringung eines Scheinbeweises für feine oorgefpiegelte Absicht, allgemein einen Teil oe» Reingewinnes nach Oldesloe abzulicfern. — Die R e v i s i o n des Angeklagten wurde vom Reich»- gerichte verworfen. Königliche« Landgericht. Leipzig, 13. Januar. Betrug «nd Urkundenfälschung. 2m August d. I. vertehrte bei dem Gapwrrr H. ein junger Mann, der sich als vermögend auffpwlte und sich für den Sohn eines Kommerzienrats in Dölitz ausgab. Der junge Mann befand sich m einer vorübergehenden Geld- klemme, wie er dem Wirre versicherte, doch wollte er sich nicht an den Vater wenden. Seine Angaben fanden auch Glauben und der Gastwirt borgte dem oermetnttrchen „Kommerzienratssohn" bcrcitwillrgst Speisen und Getränke und kleinere Beträge. Als schließlich dieSchuld aus1ü7./r ungervachsen war, mußte der Wir» di« Wahrnehmung maryen, daß er betrogen war, denn der angevliche vermögende Gast entpuppte sich als der 17 Jahre alte Krauwagcmuhrer Audolf Lorenz L. aus Reudnitz. Einen werteren Schwindel setzte L. im Oktober v. 2. dem Vertreter der Horch werte in Zwickau, dem Kaufmann W. in Leipzig wgenüder ins Werf. Er erltarte diesem, er wolle ich ein Automobil kaufen. Er ließ sich auch oer- chredenc Kraitwagen vorführen und cnlschred sich dann für erneu Wagen, der 120< 0 ./t kosten sollte. Damit W. ihn sirr einen zahruilgssuhlgen Käufer hatten sockte, bemerkte der Kauflustige, er habe in Schedewitz aus oem Gemeindeamt« eine größere Summe eingezuhlt. Er legte dem W. auch eine an geblich von dem Bürgermeister R. in Schedewitz aus gestellte Quittung über 15 000 ./t vor, die er jedoch selbst angeierrigt hatte. Außerdem scqwindci.e L. dein Vertreter noch vor, er habe eur Vermögen von 80 000 Zur Uevergabe des Kraftwagens kam es jedoch nlchr, weil der Schwindel von oem Vertreter noch zu: rechten Zeit durchschaut wurde. Wegen Betrugs und Urkundenfälschung oerurtelileore 11. Straflaminer den jugendlichen Angeiiagren zu drei Monaten Gefängnis. nsl. Dresden, 13. Jan. (Drahtnachricht.) Diebstahl nnd Darlchnsschwindel. Das Landgericht verurteilte den schon erheblich vorbestraften Dach decker Friedrich Wilhelm Reck aus Lind en au wegen Diebstahls und zahlreicher Dar lehn s s ch rv i ird e le ie n zu 4 Jahren Zuchthaus, 810 .X Geldstrafe oder noch weiteren 108 Tagen Zucht haus sowie zu 10 Jahren Ehrenrechtsoerlust. * Caen, 13. Jan. (Priv.-Tcl.) Mutter und Sohn verurteilt. Das Schwurgericht verurteilte die Baronin de Couvrigny zum Tode und ihren 18jährigen Sohn Robert zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit. Der oohn erschoß auf Anstiften der Mutter den Vater, den die Baronin bereits vorher zu vergiften versucht hatte. Beide sind dem Trünke ergeben und führten ein ausschweifendes Leben. Sie hatten di« Tat ver übt, weil ihnen von dem Baron Vorhaltungen über ihren Lebenswandel gemacht worden waren. Tsgeschronik. Berlin, 13. 2an. (Die Kaiserin) hat auf da» Huldigungstelegramm, das aus Anlaß des von der Deutschen Levante-Linie dargevotencn Abschieds eßens für die Mitglieder der Tripolis Expedruon otr Vereine vom Roten Kreuz cur Absendung ge langte. folgende-Aittnwrt-ergehen. .lassen: Den..ui. Hamburg versammelten Mitgliedern und Freunden des Noten Kreuzes spreche ich Meinen besten Dani aus jür den übersandten Hulüigungsqruß und ver- binde damit gleichzeitig Meinen Dani an dre Deutsche Levante-Linie für ihr gütiges Entgegenkommen in ver Beförderung der vom Roten Kreuz für die türkische Armee in Tripolis ausgesandten Hr'ss- expedition. gez.: Augusta Victoria. i. U. Naumburg (Saale), 13. Ian. (Geh. Ober-Post- direkten Brünnow) verstarb hier rm Alter von 92 Jahren. Am 17. April 1837 in den Postdienst eingetreten, wurde er durch ein Augenleiden am 1 Mai 1875 genötigt, in den Ruhestand ru treten. Während seiner Dienstzeit hat er der Post- und Telegraphenverwaltung mit feinen allwitioen Kennt, nisten wertvolle Dienste geleistet. Bis an sein Lebensende brachte er dem umfangreichen Post betriebe reges Interesse enrgcgen. Er war der Senior unter den deut,chen Postbeamten. «eß. Osterfeld, 13. Jan. (Verschüttet und gelötet.) In dem Steinbruche bei Waldau wurde Die Arischen üer neruülen Kopfschmerzen. In der „Hygiene" gibt Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Eulenburg interessante Ausführungen über die Ursaclfen der nervösen Kopfschmerzen. Als „ner vöse Kopfschmerzen" pflegt man eine Reibe verschie» denartiger und ungleich beschaffener Krankherts- zustände allgemein zu bezeichnen, denen nur die Aeußernng schmerzhafter Gefühle irgendwo im Kopfe gemeinsam ist, bei denen aber der Ursprung, also die anatomische Grundlage, verschiedener Natur sein kann. Bei einer näheren Betrachtung der besonde ren Ursachen des weitverbreiteten Uebels fallen zu nächst die Formen von Kopfschmerz auf, deren Ur- sprung auf Unregelmäßigkeit in der Blutverteilung, sei es auf eine örtliche Blutüberfüllung (Hyperämie) oder umgelehrt auf eine örtliche Blutleere sAnämie) zurückzusühren sind. Bei dem kongestiven Kopfschmerz ist die Gesichts farbe lebhaft gerötet, der Kopf ist heiß und die Kopf arterien klopfen, wodurch die als ^klopfend" oder „pulsierend" bezeichneten, bi» zum Gefühle des „Zer- springens" gesteigerten, vorzugsweise rn der Scheitel- und in der Schläfenaegend vorhandenen Schmerzen verursacht werden. Zu den auf Anämie beruhenden Kopfschmerzen gehören diejenigen, die sich meist bei weiblichen Personen im Pubcctätsalter einstellen und sich gewöhnlich als dumpfer Druck an Stirn und Schläfe kundgeben. Weiter gehören zu den häufigsten Kopfschmerz ursachen fieberhafte Organe und Allgemeinerkrankun- gen in ihren mannigfachen Einzelformen und Arten. Desgleichen sind die als „wütend" geschilderten Kopf schmerzen im Vorläuferstadium akuter Infektions krankheiten, sowie auch mancher chronischer infek tiöser Erkrankungen zu beobachten. Eine große Be deutung haben in dieser Hinsicht namentlich die im Körper selbst leiten» des Organismus nicht in nor- maler Weise beseitigten Giftstoffe — die Quelle der so mannigfaltigen Autointoxikationen. Durch diesen Hergang finden vor allem die Kopfschmerzen, denen wir im Zusammenhang mit mannigfaltigen Störungen der Magen- und DarmtLtigkeit bei Er krankungen der Leber, der Gallenweae und der Nie» ren begegnen, ihre sachgemäße Erklärung. Schließlich können auch Erkrankungen einzelner am Kopfe selbst belesenen Organe, wie der Nase, der Augen und der Ohren in der verschiedensten Weise gleichfalls zum Ausgangspunkt von Kopf schmerzen werden. Al» Beispiel hierfür seien nur die drüsigen Wucherungen d« Nasenrachenräume» hervorgehoben, die eine der häufigsten Ursachen der gerade bei Kindern im schulpflichtigen Alter beob achteten fälschlich sogenannten „Schulkopfschmerzcn" bilden. Es liegt auf der Hand, daß in fast allen derartigen Fällen mit der Erkenntnis de: Ursachen zugleich auch die Möglichkeit ihrer Bekämpfung unmittelbar ge geben ist. Man wird sich schwerlich damit begnügen dürfen, dem hier geschilderten Leiden mit einem der zahllos angepriesenen, angeblich „spezifischen" Kopf- schmerzenmittel zu begegnen, sondern man wird gegen die Quelle des Uebels selbst vorgehen müssen. Es sei dies in besonderer Hinsicht auf einen großen Teil des Publikums hervorgehoben, das sich durch den selbständigen laienhaften Gebrauch nicht unbedenk licher Mittel (Antipyrin, Phenazetin, Pyramidon u. a.) unter Umständen, statt eine Milderung des Leidens herbeizuführen, großen Gefahren »ussetzt. Nur der erfahrene Arzt wird auf Grund sorg fältiger Untersuchung und unter Berücksichtigung aller obwaltenden Verhältnisse den Heilplan fest- zustellcn imstande sein. Lichtscheu. Der Ausdruck „Lichtscheu" wird von dem Sprach gebrauch gewöhnlich in einem nachteiligen über tragenen Sinn angewandt, weshalb man ihn auch besonders oft mit der abfälligen Bezeichnung Gesindel vereint findet. Außerdem aber hat jenes Wort noch einen besonderen mehr körperlichen Begriff, der von der Wissenschaft ausgenommen worden ist und lediglich auf «inen krankhaften Zustand des Auge» hinweist. Auch in dieser Be- iehung gibt e» eine ziemlich große Anzahl licht- cheuer Menschen. Sie leiden unter jedem scharfen richt, da» ihnen nicht nur rin unangenehmes Gefühl, andern sogar Schmerzen bereitet, und an einer reich- licken Absonderung von Tränen ohne innere Ver anlassung. Unter dem Einfluß des Lichts werden außerdem die Augenlider zusamrnengekntffen und »uweilen ein unüberwindlicher Nieeretz erzeugt. Daß starke» Licht derart auf die Nase zu wirken vermag, ist längst vom Volke beobachtet worden. Gibt e» doch im Niederdeutschen dafür da» Wort Sünnenprusten. Unter gewißen Umständen ist nun freilich jeder Meirich lichtscheu. Wenn man lange im Dunkeln ge wesen ist und dann ins Helle kommt, so erleidet man dieselben Empfindungen wie jemand, bei dem die Lichtscheu wirklich krankhaft vorhanden ist. Zeder, der einmal eine Hoble besucht hat, wird diese Er- fahrung bet der Rückkehr in» Tageslicht an sich ge macht haben. Außerdem aber tritt die Lichtscheu als Begleiterscheinung von zahlreichen Krankheiten aus, unv es wird in den meisten Fällen geboten sein, einen Kranken vor Hellem Licht zu schützen. Welche Arten der Erkrankung aber in besonderem Grade dazu geeignet sind, eine Lichtscheu Hervor zurufen, hat Dr. Ernst Fuchs in der Wiener Kli nischen Wochens-i rift dargelegt. An erster Stelle er wähnt er die quälende Trigeminusneuralgie, wert mit diesem leider weitverbreiteten Leiben am häufigsten die Lichtscheu sich fühlbar mach:. Ferner iührcn dazu die verschiedenen Arten ver Bindehautenizündunq, und unter ihnen namentlich oie skrofulöse, die bei Kindern sehr häufig ist. Sie iann einen aus geprägten Krampf oer Augenlider Hervorrufen, der gelegentlich jo heftig ist, daß der Arzt Vie Augen nicht untersuchen rann, es sei denn, daß er den Kranken zuvor betäubt hat. Die Erkran kung selbst ist gar nicht einmal io gefährlich, da sie nicht tief ins Innere des Auges dringt. In solchen schlimmen Fällen wie bei tiefgreifenden Hornho.utgeschrvüren ist di« Lichtscheu zuwerlen aus fallend gering. Tritt bei einem Kinde Lichtscheu auf, so wird sie von den Ellern gewöhnlich dadurch kuriert, daß sie dem Kind kaltes Waßer über den Kopf gießen. Das ist nicht gerade eine wissenschaftliche Behandlung, aber sie kann als wirksam empfohlen werden. Der Arzt kann be sondere Mittel zu Hilfe rufen, entweder das so genannte Dionin, eine Verbindung des Morphin, oder eine durch Ansaugung in den Augenlidern er zeugte Blutstauung. Daß sich niemand, der unter solchen Beschwerden einmal gelitten hat, einem grellen Licht aussetzen darf, ist selbstverständlich, und auch Leute mit gesunden Augen tun gut, e» zu vermeiden. Andernfalls können sogar im gesunden Auge ganz plötzlich Schmerzen eintreten^ die nach der An sicht von Dr. Auchs durch eine starke Zerrung der Nerven in ver Regenbogenhaut hervorgerufen werden. Im übrigen ist die Lichtscheu einer sehr mannigfaltigen Abstufung unterworfen, so daß der Arzt es Mit Patienten dieser Art zuweilen nicht leicht hat. Musik. Leipzig, iS. Januar. II. Kammermusitabend des Brüsseler Streich quartetts. Wiederuin Haden die Herren Schörg, Taucher, Miry und Gaillard in ihren beiden dieSwtnterlichen Kammermusikabenden mit Evidenz bewiei'en, daß fte auf Grund ihrer Leistun gen den besten Vereinigungen znzuzählcn sind, die sich.im Lause einer Saison bei uns hören lasst'». Die vier temperamentvollen, grundnrusitalisch emp- srndcnden Künstler haben sich so vortrefflich zu- sammengespielt, daß ihr Spiel auch bei den technisch und rhythmisch kompliziertesten Steilen Ivie aus einem Gusse erscheint und sich jederzeit in gleicher Meise durch Schönheit des Klanges und Tiefe des Ausdrucks auszeichnet. Auch inr gestrigen VrahmS- abende traten all die schon des öfteren an dieser Stelle gerühmten Vorzüge ihres Spiels in glän zende Erscheinung und brachicn die deinen Streici)- quartettc in E-Moll Opus 51 Nr. 1 und in V-Tur OpuS 67 zu nachhaltigster Wirkung. Mit welch starkem GesühlSauSdruck ward hier doch aller- wieder gegeben, wie Plastisch thematisch alles hingestellt und rhythmisch scharf gestaltet! Heber cinze.ne Sah erfuhr eine seinem Inhalt durchaus enisvreclrcnde, gut gegliederte, dynamisch vorircsfltch au gearbciicie und klanglich anfS feinste abgewogene Wiedergabe. Wie mit diesen beiden Quartetten, so zeigten iicb die „Brüsseler" auch mit dein Vortrag des F-Moll- Quintetts Opus 34 als hervorragende Vrahmsintcr- preten. Zu ihnen gesellte sich als Vertreter des Klavierparts der als vortrefflicher Solist und Voll blutmusiker in unserer Stadt bereits besten) be kannte Herr Severin Eisenberacr. der sich zwar in den ersten beiden Sätzen teilweise gar zu große Reserve auserlegt-, sonst aber seine Aufgabe in technischer wie musikalischer Hinsicht in hack)- bedeutsamer Meise löste und im Verein mit den vier anderen Herren einen hohen künstlerischen Ge nuß bereitete, wofür die Nusführendcn durch mehr fache Hervorrufe nach Verdienst geehrt wurden. ' 0. H. * München, 13. Ian. (Noda Roda) muß sich einer Halsoperation unterziehen, dis ins lge Er krankung der Stimmbänder durch Uebernnstrengung auf einer Vortragsreije nötig geworden ist. * Ebrontk. Sein sechzigstes Lebensjahr vollendet an diesem Sonntag der Dichter und Schriftsteller August Sturm, welcher am 14. Januar 1852 in Göschitz bei Schleiz al« Sohn de» Lyrikers Julius Sturm geboren ist und al» Rechtsanwalt in Raum- bürg lebt. Er veröffentlichte eine Reihe von Werken aus dem Gebiete der Rechtsphilosophie, doch sand er. gleich seinem Berufskollegen Albert Träger, ebensoviel Anerkennung durch seine Leistungen aus dem Gebiete der Poesie. Seine lyrischen Sammlungen, epischen Dichtungen, Dramen usw. liefern den Bewei» eine« hervorragenden poetischen Können».
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