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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.03.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120330014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912033001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912033001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-30
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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""WWI Sonnaben-, 30. Mür; 1912. rrus Lelpfls ms llmyegenü. Leipzig. 30. Mäyz. FamiUennachrichten. Verlobt Fräulein Louise Schneider. Tochter des Herrn Kantor H. Schneider, mit Herrn Kaufmann M. Muschinsky, Leipzig. » Fräulein Hedwig Pasch. Tochter des Herrn Reichs, vankdirettors Pasch und Frau Johanna geb. Pfisterer, Gera, mit Herrn Alfred Bock, Oberleutnant im In fanterie-Regiment „Prinz Johann Georg" Nr. 107, Leipzig «Gohlis. -- Vermählt Herr Arno Knaur und Frau Elisabeth Knaur geb. Gottschalck, Leipzig, a Geboren Herrn Assessor Dr. Fritz von Schuch in Chemnitz ein Müdcken. Gestorben Herr Friedrich Wilhelm Richter, Baumeister und Sägcwcrksbcsitzer, 73 Jahre alt, Radeberg. vrm susmsrrs hier zuyezoyen: (Vtachdruck nur mit vollständiger Quellenangabe gestattet.) Name ss Lian» s fruherec Niaa^.olt Schmidt, Bernhard Studienrat, Wurzen. «iegmund Gymnasial« is Professor a. D. I Lingemann,August Oberrngenieur I Dresden. Historischer Tagestalender für Leipzig. 30. März: 1111 Marigraf Friedrich gibt den Gerbern Jnnungsartikel. Versammlung deutscher Historiker. Der äktllsLierr unü üas Grotzreinemsü;en. Wenn der Hausherr sich auch eines noch so großen Ansehens und Beliebtheit in der Familie erfreut, während, ser Zeit des großen Reinemachens wird er entschieden unsympathisch. Ein« Eigenschaft, die fast alle Haustyrannen und gestrengen Ehepaschas mit einander gemein haben, ist, daß sie gegen das Reine machen selbst eine ungeheuere Abneigung haben, was sie nicht verhindert, eine saubete uiro ordent- l.ä/e Wohnung über alles zu lieben. Run, die ver ständnisvolle und kluge Hausfrau wird auf dies« Eigentümlichkeit«,, des Herrn Gemahls Rücksicht nehmen, und das ist gar nicht so schwer, namentlich, wenn die Wohnung, die man bewohnt, mehr als zwel und drei Zimmer hat. Am liebsten ist es dem Hausherrn, wenn er von dem Reinemachen selbst nichts erfährt, d. h. wenn er so wenig wie möglich davon merkt. Im allgemeinen ist es ja üblich, daß alle Zimmer zur gleichen Zeit bis zu einem gewissen Grade unter Wasser gesetzt werden. Man nimmt in allen Räumen die Gardinen zur selben Zeit ab und macht die Wohnung aus die Weise höchst ungemüt lich. Werden Fenster geputzt, so geht das Mädchen von Raum zu Raum, poliert di« Scheiben, öffnet die Fenster dabei, und es bleibt schließlich kein Zimmer, in dem sich ein Mensch aufhalten kann, namentlich oa die fleißige Hausfrau iTewühnlich nebenan ist, um ihren Teil an der Arbeit beizutragen. Kommt der Hausherr zum Mittagessen nach Hanse, dann wird er nicht eben freundlich empfangen, er selbst bekommt schon schlechte Laune, wenn er nur diese Zimmer mit den übereinander getürmten M'öoeln sieht, wo auch nirgends ein Plätzchen ist, darin er jein müdes Haupt zur Ruhe legen kaim. Diese Art des Großreinernachens hat es mit sich ge bracht, Laß dieser Zeitpunkt für den Herrn Ehe geni ahl schwarz und wolkig dasteht, und daß er selbst nichts so sehr sülchtet, wie eben dieses Reinemachen. Die verständige Hausfrau, der viel daran liegt, daß dem Ernährer das Heim immer angenehm ist, richtet sich Las Großreinemachen ganz anders ein. Es liegt doch durchaus kein Grund vor, daß z. B. in allen Zimmern gleichzeitig die Gardinen abgenommen werden, und somit kein Raum mehr zu den be wohnbaren gehört. Ob di« Gardinen acht Tage srü -er oder später, selbst ob sie vier Wochen früher wieder an den Fenstern hängen, daß ist für die Feier dos Osterfestes ganz gleich, für den Ehemann aber, der ein gemütliches Heim liebt, von großer Be deutung. Verständige Hausfrauen besorgen das Großreine machen nacheinander, jeden Tag wird nur ein Zimmer in Angriff genommen, di« anderen Räume bleiben mögliäK wenig berührt davon. Man kann außerdem bis zum Miltag, bis zu dem Termin, da der Hausherr heimkehrt, sich mit der Arbeit so ein richten, daß man wenigstens in den Nebenräumen, in die die Möbel gerückt worden sind, Ordnung hat. Immer sollte die verständige Hausfrau aber darauf achten, daß der Mann in seiner Wohnung ein Plätz- ck-en hat, in welchem er sich ausruhen kann, und zu dem kein Laut von der Wirtschaftsmaschine geht. Das ist di« Pflicht jeder Hausfrau, ebenso wie sie von dem Mann beanspruchen kann, daß er die schlechten Launen, die z. B. seine Vorgesetzten hatten, nicht zu Hause ausläßt. Di« Gründlichkeit des Großreinemachens hängt nämlich nicht, wie so viel« Hausfrauen denken, ledig lich von der Läng« der Zeit ab, in der gescheuert, ge waschen und geputzt wird. Das Hintereinandcr- arbeiten ist sehr zweckmäßig und schafft viel mehr, leider wird es aber von den Hausfrauen noch immer nicht entsprechend gewürdigt, denn die meisten Haus frauen rufen die Mädchen oft genug von der Haupt arbeit, damit sie inzwischen wieder Nebensächliches vollbringen. Ein« große Hauptsache bei der Arbeit ist nämlich die Einteilung. Wenn alles gründlich vorbereitet wird, dann wird die Arbeit rasch von- statten gehen, und der Hausherr kann gar nicht in die Verlegenheit kommen, unzufrieden zu sein. Und noch eins sei der Hausfrau dringend emp fohlen: Der Anzug! Selbst wenn sie fleißig b«i der Arbeit gewesen ist, kann sie es dem Manne nicht zu muten, daß er sie in einem schmutzigen und häßlichen Arbeitskleid« bewundern soll. Es ist schließlich selbst das große Reinemachen nicht so wichtig, daß man darüber seinen Anzug vollkommen vernachlässigen dürfte, wie da« so viel« Frauen in Hinsicht auf die Arbeit, die sie geleistet haben, tun. O H Stadtrat Hofmann und die Bürger-ncisterwahl in Plauen. Verschiedene Leipziger und auch aus wärtige Blätter brachten di« Meldung, daß Stadtrat Hofmann in Leipzig sich um di« Oberbürgermeister stelle inPlauen beworben hat. Wi« wir aus sicherster Quelle erfahren, sind lediglich unverbindliche, von Plauen ausgcgangene Verhandlungen geführt wor- drn. und Stadtrat Hofmann hat erklärt, daß rr in eine Konkurrenz um diese Stelle nicht eintr«t«. * Ordensverleihung. Dem Oberwachtmeister Vollmann, Vorstand des 25. Polizeibezirks, äußere Südvorstadt, ist vom König anläßlich seines lieber- tritts in den Ruhestand das Albrechtskreuz verliehen worden. Die Auszeichnung wurde ihm gestern bei Lrtprlvrr Tayetnsu. Ur. 1S4. 10S. Ishrvans. seUr^. seiner Verabschiedung vom PoNzeidirektor Tr. Mag ier überreicht. * Jubiläen. Herr Ferdinand Förster, Ge schäftsleiter der städtischen Gaswerle-Ausstellung, Brühl 80, vollendet am 1. April d. I. da» 25. Jahr seiner Tätigkeit in seiner Stellung. — Klemvner- meister Louis Kayser, Fabrik für Blechemballagen und chemische Apparate, Querstraße 27, wohnhaft Ranftsche Gasse 0, begeht am 1. April sein 25jäyriges Meisterjubiläum. * Schulnachrichten. Die am 28. März in der V. Bürgerschule statrgefunden« Entlassung der Kon firmanden gestaltet« sich zu einer Doppelfeier. Direktor Keller wies in ernsten, eindringlichen Worten auf da« Hebel unserer Zeit, auf Den Lebensüberdruß, hin, von dem auch schon die Jugend ergriffen werd«, und fordert« auf zur Lebensfreude, zum frohen Schaffen: er warnte die Scheidenden vor Müßiggang und Genußsucht und mahnte sie zur Arbeit und festem Kottvertrauen. Die Feststunde war auch «ine Jubiläumsfeier. In diesen Tagen vollenden sich 10 Jahre, daß der Leiter der V. Bürgerschule, Direktor Keller, im Dienste der Schule steht. Aus diesem Anlaß begrüßte ihn im Namen des Kollegiums Oberlehrer Zimmermann in schlichten, herzlichen Worten. Er entwarf ein knappes Bild der reich gesegneten pädagogischen Tätigkeit Des Jubilars al« Lehrer und Direktor, hob den Grundsatz seiner Leitung hervor: d«m Lehrer vollen Raum für die Entfaltung seiner Persönlichkeit zu gewähren: fügte hinzu, daß Direktor Keller auch noch Kraft und Zeit vielen gemeinnützigen Zwecken gewidmet habe, vor allen! der Leitung der Volksbibliothek. Ober lehrer Zimmermann schloß mit dem Wunsche, Laß es dem Jubilar vergönnt sei, noch lang« an der Spitze d«r Schule zu stehen. Aus bewegtem Herzen dankte dieser für Die ehrenden Worte und gelobte, die Schul«, di« er schon 15 Jahre leite, nach den bewährten Grund sätzen weiterzuführen, sich nur von seinem Pflicht gefühl und Gewissen bestimmen zu lassen. * Zum Gedächtnis Bismarcks. Morgen abend 8 Uhr findet im Verein für Volkswohl, Löhrstr. 7, eine Vorfeier von Bismarcks Geburtstag statt, die Dr. Max Mend heim mit der Rezitation einer Dichtung unseres heimischen Dichters Dr. Philipp Fiedler: „Bismarck am Sarge Kaiser Wilhelm« I. nach seiner Entlassung" einleiten wird. Den Fest vortrag über eigenartige Landschaften im Nord osten Deutschlands mit Lichtbildern hat Lehrer Alfred Nitzsche übernommen. Die Feier, zu der jedermann freien Zutritt hat, wird mit Rezitationen von Mitgliedern der literarisch-deklamatorischen Abteilung des Vereins geschlossen. - Jubiläum Aedderse». Al- am DtenStag, den 26. d. M., der Altmeister der Leipziger Physik, Herr Geheimrat W. Feddersen, seinen achtzigsten Geburtstag feierte, wurden der Jubilar und der KreiS offizieller und privater Gratulanten besonder- durch eine Huldigung erfreut, die die Hamburg- Amerika-Linie brachte. Sie sandte von drei auf hoher See befindlichen Dampfern, „König Wilhelm II.", „Rugia" und „Pennsylvania" Funkspruchtelegramme. Das erste lautete: „Vigo König Wilhelm 2. — 329 32 26 10/55 — vgo emradio --- Dem hochverdienten Entdecker der Schwingungen im elektrischen Funken herzlichsten Glückwunsch zum heutigen Tage von 38.54 Nordbreite und 9.31 Westlänge Kapitam und Offiziere Dampfer König Wilhelm U.". — Auch die anderen Depeschen erinnerten daran, daß die vor über 50 Jahren von Feddersen hier in Leipzig durchgeführten klassischen „Untersuckfungen über die Entladung der Leidener-Flasche" den Grund gelegt haben, auf dem später Hertz hat weiterbauen und auf dem schließlich die heutige drahtlose Telegraphie hat erwachsen können. * 44 Jahre im Schuldienst. Dem Oberlehrer an der 15. Bezirksschule zu L.-Sellerhausen, Herrn Friedrich Hermann Lippoldt, der fast 44 Jahre, davon 36 in Sellerhausen, im Schuldienste tätig war, wurde am Freitag „in Anerkennung seines treuen und ersprießlichen Wirkens" in Gegenwart des Lehrerkollegiums vom Kgl. Bezirksschulinspektor, Oberschulrat Prof. l)I)r. Müller, das vom König verliehene Verdienstkreuz überreicht. Vorher war der verdiente Pädagog, der sich auch um das All gemeinwohl vielfache Verdienste erworben hat und deshalb in den weitesten Kreisen, namentlich in denen der Militärvereine, wohlbekannt ist, in Gegen wart des Lehrerkollegiums, der Konfirmanden und zahlreicher Bewohner des Schulbezirks von Schul direktor Stelzer feierlich aus seinem Amte entlassen worden. * Bom Reichsgericht. Den Reichsaerichtsräten Cornelius und Burlage ist der Kronenorden 1U. Klasse verliehen worden; den Reichsgerichts räten Etcheldaum, Erler und Dr. Rohde der Rote Adlerorden III. Klasse mit der Schleife; den Roten ALlerorden IV. Klasse haben erhalten Reichs- aerichtsrat Dr. Schlieben und Reichsgerichtsrat Karl Mansfeld. — Rechtsanwalt Dr. Schrömb- gens aus Köln ist als Rechtsanwalt beim Reichs gericht zugelassen worden und wird in den nächsten Tagen seine Praxis beginnen. Einigungsämter. Nach dem Vorbilde anderer deutschen Städte hatte man auch in einzelnen Leip ziger Hausbesitzervcreinen die Errichtung von Einigungsämtern zwischen Mietern und Vermietern geplant. Durch diese Einigungsämter sollte die Möglichkeit gegeben werden, Streitigkeiten in Woh- nungs- und Mietscmgelegenheiten, die andernfalls die ordentlichen Gerichte beschäftigen würden, auf friedlichem Wege zwischen den Parteien zu schlichten. Abgesehen davon, daß durch solche Einrichtung ein« oft unnötige Belastung der Gerichte vermieden würde, war man auch der Ansicht, daß dadurch beiden Par. teien Eeldkosten erspart bleiben, weiter auch durch Beseitigung der gerichtlichen Austragung der ost an sich unbedeutenden Streitfrage das freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden sich leichter als sonst wicdcrherstcllen lassen werde. Diese Einigungsämter sollten derart ausgestaltet werden, daß die Beisitzer zur Hälfte den Mietern, zur Hälfte den Hausbesitzern angehörtcn und der Vorsitzende möglichst ein juri stisch gebildeter städtischer Beamter fern sollte. Diese Bestrebungen zur Errichtung von Einigungsämtern waren namentlich in den westlichen Stadtteilen Leipzigs vertreten, doch haben die deshalb ange- iniipften Verhandlungen, di« in den letzten Wochen geführt wurden, bisher keinen positiven Abschluß ergeben. * Zirkus Sidoli. Rur noch wenige Tage, und Das diesjährige Gastspiel des Königl. Rumänischen Zirkus Tesar Sidoli nimmt auf kurze Zeit in der Alberthalle seinen Anfang. Es wir- gewiß auch diesmal, wie es früher immer der Fall gewesen, an großem Interesse seitens des Publikums nicht fehlen, bietet doch der Name Sidoli alle ttzarantien, daß auf dem Gebiete der Zirkuskunst ein Hochgenuß zu erwarten ist. * verband der Inhaber dentscher Handelshochschule diplome. Vor kurzem wurde in Leipzig ein« Orts gruppe dieses Verbandes, der fast sämtliche Diplom inhaber der deutschen Handelshochschulen umfaßt, ge gründet. Zum Vorsitzenden wählte man Verlags buchhändler F. Bierey. zum Stellvertreter Han- drlsredalteur A. Kirchrath und zum Schriftführer Prokurist L. Dietrich. Sämtliche in Leipzig an wesende Mitglieder traten der Ortsgruppe bei, zu der die Diplominhaber im Bereiche der Kreishauptmann schaft Leipzig sowie d«r Städte Hatte und Altenburg gehören. Die Versammlungen der Ortsgruppe Leip zig finden am Mittwoch nach dem 1. und 15. jeden Kus Lschlen. * Rochlitz, 29. März. (Städtisches.) In der gestern abend stattgefundenen Sitzung der Stadt verordnetensitzung wurde ein Antrag des Nates an- genommen, wonach die hiesige Stadtgemcinde ein eigenes Netz sür die geplante Elcktrizitätsleitnng (Ueberlandzentraie Borna—Grimma—Rochlitz) errich tet. Weiter trat man dem RatSbeschlusse bei, am 1. April fick dem Pension-Verband sächsisct-er Ge meinden anzuschließen. Der Beschluß erfolgte eben falls einstimmig. * Ruppertsgrün, 29. März. (Don der Wirt schafterin ermordet.) Hier war vor einigen Monaten der 78jährige Gastwirt Ungethüm plötz lich verschwunden. Gestern nachmittag wurde seine Leiche im Keller der Gastwirtschaft ver graben aufgefunden. Unaethüm ist, wie man ver» mutet, von seiner Wirtschafterin ermordet wor- den, denn gleich nach d«m Verschwinden Les Gast wirts packt« diese ihre Sachen und ging über Ant- werpen nach Amerika. Als Mittäter kommt ein verheirateter Fabrikarbeiter namens Kastel in Be tracht. Er ist verhaftet und in das Amtsgericht in Werdau eingeliefert worden. Monats 81,2 Uhr im Restaurant „Bavaria", Nikolai- kirchhos 6, statt. Ausgesunden« Kindrsleiche. Beim Ausräumen der Aschegrude am Neuen Theater wurde Freitag nachmittag der Leichnam eines neugeborenen Kindes gefunden. Diese war in eine blau und weiß g«. streifte Frauenträgerschürze eii'.gewickelt. * Camariterdienst. Ein in der Johannisgasse diensttuender Wachmann der Wach- und Schließgesell- schast bemerkt« in Der 'Nacht zum Freitag kurz nach 10 Uhr einen von Krämpsen befallenen Mann auf der Straße liegend. Dieser war ohne Besinnung und wurde vom Wächter sowie von einem hinzu gerufenen Schutzmann zur Wache getragen. * Paunsdorf. Der Gemeinderat hat beschlossen, auf Wunsch des Rats der Stadt Leipzig die jetzig« Dresdner Straße Riesaer Straße zu nennen. — Als Trichinen- und Fleischbeschauer wurde Herr Lanzendorf in Sellerhausen gewählt. — Für das laufende Jahr sind 126 000 Gemeinde-, Kirchen-, Schul- und Armenanlagen aufzubringen. Zur Deckung des Fehlbetrages wird die Grundwert steuer nach 2 vom Tausend und die Einkommensteuer nach dem Staatseinkommensteuersatz mit 50 Proz. Zuschlag erhoben. Serlchtskssl. Königliche» Landgericht. —rw. Leipzig, 29. März. Verstöße gegen das Handelsgesetzbuch. (Fortsetzung.) Nachdem gestern in dem Prozesse gegen den früheren Bankdirektor Rathgeder und Genossen die Zeugen vernehmung zu Ende geführt werden konnte, er statteten heute die Sachverständigen ihre Gutachten. Rechtsanwalt Dr. Fischer sprach sich zunächst über die Frage aus, ob die bei der Gründung der Bank eingetragenen 125 000 ./ü, die ein Viertel des Grund kapitals betrugen, als eine ernstlich gemeinte Ein zahlung anzusehen seien. Der Sachverständige stellte sich aus den Standpunkt, daß das Geld bei der An meldung der Bank in das Handelsregister tatsächlich vorhanden war. Es habe sich aber nicht seststellen lasten, wie lange. Was den Angeklagten Rathgeber betreffe, so hart« er ein strafbares Verschulden nicht für erbracht, so daß man zu einem von llguer, kommen müsse. Dem Angeklagten Ulrich sei in diesem An klagepunkte ebenfalls keine Schuld nachzuweilen. Strohmänrrergründungen seien, wie auch das Reichs- gertcht entschieden habe, zulässig. Der Sachverständige Bücherrevisor Holtbuer erklärte gleichfalls, daß gegen eine derartige Grün dung nichts einzuwenden sei. Daß die 125000 bei der Gründung von dem Angeklagten Rathgeber gezahlt worden seren, stehe fest. Der Sachverständige Bücherrevisor Andrae führt an, die Angeklagten hätten keine Sachgründung vornehmen können, sie hätten vielmehr eine Bargründung machen müssen. Im wesentlichen stimmte der Sachverständige dem Holtbuerschen Gutachten zu. Der vierte Sachver ständige, Kaufmann Wuthe-Berlin, führte gut achtlich aus, daß, falls vor der Eintragung der 125000 in das Handelsregister Ausgaben von diesem Gelds gemacht worden seien, der Vorstand persönlich zu haften habe. Wenn das Geld der Kaste entnommen und Rathgeber dafür belastet worden sei, so könnten formelle Einwendungen da gegen nicht erhoben werden. Rathgeber sei ver pflichtet gewesen, die 125 000 .<4 getreulich zu verwahren und es hätten beliebige Ausgaben nicht vorgenommen werden können. Der Sachver ständige hat durch den Gang der Beweisaufnahme nicht die Gewißheit erlangr, daß die 125 600 ./L von Rathgeber für die Zwecke der Gesellschaft wieder genommen worden seien, es erwecke vielmehr den Anschein, als ob das Geld zu einem Speisefonds für verschiedene Zwecke gedient habe. Die rechtliche Be urteilung sei natürlich dein Gericht zu überlasten. Es erfolgten dann die Gutachten über Vie den An geklagten beigcmessene Bilanzverschleierung. Die Sachverständigen sprachen sich zunächst über einen in der Bilanz als bare Kasse gebuchten Posten von 40000 ./L aus. Diese Summe war in Wirklichkeit aber ein Bankdepot. Nach den übereinstimmenden Gutachten verstößt dieser Eintrag objektiv gegen die Bilanzklarheit, materiell hat er aber keinen Einfluß, zumal das Depot bei einer der ersten Privatbanken lag. Es sei also nur die Form der Buchung zu be mängeln. In ausführlicher Weise erstatteten die Sachverständigen ihr Gutachten über die Buchung des Hausgrundstückes in der Bosestraße, das in der Bilanz mit 575000 W angesetzt worden ist. Rechtsanwalt Dr. Fischer erblickte in der höheren Buchung von 75 000 ./e, das Grundstück war von der Firma Friedrich L Jahr für 500 000 vä erworben, unter Berücksichtigung des Umstandes, daß das Unternehmen ein gut prosperieren des war, etwas Strafbares nicht. Der Bücherrevisor Holtbuer konnte ebenfalls keine unkorrekte Handlung rn dieser Buchung finden. Ter Bücherrevisor Andrae hielt die Erhöhung des Hausgrundstückswertes in der Bilanz um 75 000 VL gleichfalls nickst für unstattthast. Der Sachverständige Kaufmann Wuthe trat den An sichten der übrigen drei Gutachter jedoch in längeren Ausführungen entgegen. Der Vorsitzende vertagte hieraus Vie Verhandlung auf Sonnabend. Die MetWslkohalvergittungen im Berliner Gbüschlolenalyl. ttg. Berlin, 29. März. Ter Prozeß gegen den Trogisten Julius Schar- in a cd und die vier Mitangeklagten, denen die folgen schweren Methylalkoholvergiftungen im Städtischen Asyl für Obdachlose zur Last gelegt werden, wurde nach dreitägiger Pause am heutigen Freitag wieder ausgenommen. Es erfolgt die Vernehmung des Hauptangeklagten, des Trogisten Julius Schar- m a ch. Er ist 28 Jahre alt und noch unbestraft, katholisch und stammt aus Weslprcußcn. Er muß zu- nächst seine berufliche Ausbildung schildern. Am 1. Juli 1910 machte sich der Angeklagte m Char- lottenburg in der Aculstraße selbständig. — Vors. Landgerichtsrat Vries körn: Was haben Sie in Ihrer Ausbildungszeit von Methylalkohol erfahren? — Angckl.: Ich habe einmal gesehen, wie Methyl alkohol zur Franzbranntwcinbereitung benutzt wurde. — Vors.: Sie haben doch Bücher zu Ihrer Aus bildung gelesen? — Angekl.: Jawohl. Ich habe schon als Lehrling das von allen Trogisten benutzte Handbuch von Hager gelesen. - Vors.: In Ihrem Geschäft sind nun erheblictse Mengen Methylalkohol gefunden worden. Wozu hatten sie denn den? — Angekl.: Zur Franzbranntweinbereitung. — Vors.: ES handelte sich aber nm ganz erheblick* Quantitäten. — Angekl.: Zuerst habe ich Methyl alkohol nur in Quantitäten von 5 bis lO Kilo bezogen. — Vors.: Später aber in erheblich größeren Mengen, so in einem Monat allein über 240 Kilogramm. — Angekl.: Mein Geschäft hatte sich eben vergrößert, und ich fabrizierte Präparate zum Einreiben, wozu der Methylalkohol sich ganz vorzüglich eignet. — Vors.: Später haben Sie aber auch Branntwein, der nicht zum Genuß bestimmt war, mit Methylalkohol gemischt. Wann fing das an? — Angekl.: Im Mai lOll batte ich einen ganzen Ballon angebrochen, als ein Reisender zu mir kam und mir eine neue Lorie Methylalkohol offerierte und zwar azetonsreien Methylalkohol. Er nahm den Ballon techniscyen Methylalkohol in Zahlung, und so bekam ich den azetonsreien Methylalkohol. Während der technische Methylalkohol roch, war der azetonsreie Methylalkohol vollständig geruchlos. — Vors.: Wie sind Sie nun dazu gekommen, diesen azetonfreien Methylalkohol zum Trinken zu ver- wenden? — Angekl.: Ende November 1911 be suchte mich der Gastwirt RedomZki. Er kam mit einem mir unbekannten Mann und bat mich, doch einmal einen Schnaps herzustellen. Ich ging in die Niiche und machte den Schnaps. Auf dem Küchentisch standen zwei ganz gleiche Flaschen, in der einen war Methylalkohol, in der anderen Wein geist. Ich nahm aus Versehen den Methylalkohol und machte den Schnaps daraus, der uns im übrigen sehr gut bekommen ist. Ich selbst habe davon mit getrunken. Bert. N.-A. Dr. Jass«: Ich beantrage schon jetzt die Ladung weiterer Zeugen und Sachver- ständigen. Die Berliner medizinische Gesellschaft hat eingehend über den Methylalkohol verhandelt, und ist sich in der Beurteilung der Giftigkeit des Methyl- alkohols durchaus nicht einig gewesen. Ich bean trage zunächst als Sachverständige zu laden Pro fessor Ehrlich-Frankfurt a. M., Sanitätsrat Dr. Wechselmann, dirigierender Arzt der dermatho- logischen Abteilung des Rudolf-Virchow-Kranken. Hauses, Dr. Aronsohn-Berlin, Dr. Wolff-Eisner, Professor Dr. Lldolf Magnus-Levy und Exzelleng Fischer, Professor der Chemie an der Berliner Uni versität. In der fortgesetzten Vernehmung gibt der An geklagte Scharmach zu, daß er in der Folgezeit dazu üüergegangen sei, Methvlalkohol für die Herstellung von Branntwein zu verwenden und diesen Brannt wein durch Reisende in größeren Mengen in den Handel zu bringen. — Vors.: Haben Sie denn den Mitangeklagten gesagt, daß Sie zur Brannt- weinherstellung Methylalkohol verwendet hatten? — Angekl.: Selbstverständlich, ich habe daraus nie mals ein Geheimnis gemacht. Ich war von der Unschädlichkeit des Methylalkohols fest überzeugt. — Vors.: Jeder'richtige Schnapstrinker mu>;te doch nun aber merken, daß irgend etwas nicht in Ord nung war. Der Schnaps roch doch nicht, während reiner Sprit riecht. — Angekl.: Am Geruch hätte er wohl nichts gemerkt, dagegen am Geschmack. Des halb haben wir bei unserem Branntwein einen ent sprechenden Zusatz aus Estenz gemacht. Ich habe dem Angeklagten Zastrow wiederholt ausdrücklich gesagt, daß Methylalkohol zur Lxirrvendung gc kommen ist. Zastrow, der 20 Jahre in der BranMk tätig ist, mußt« im übrigen, auch wenn ich es rlmr nicht gesagt hätte, wissen, daß für 1,40 «tt unmög lich ein Liter reiner Sprit zu haben ist. Auch der Angeklagte Meycn ist gelernter Drogist. Ich habe aber zu allem Ueberfluß ihm erzählt, wie ich durch Zufall auf die Verwendung des Methylalkohols g«. kommen bin. Ich habe dann wiederholt mit Zastrow und Meyen den aus Methylalkohol hergestellten Schnaps getrunken, und er ist uns, wi« ich immer wieder hervorheben muß, sehr gut bekommen. Der fertige Branntwein wurde von uns für 1,70 .<( an die Gastwirte verkauft, der Reisende bekam für je 100 Liter verkauften Branntwein 20 .ft Provision. Bert. N.-A. Dr. Jaffe: Eie sollen sich, als Ihr Geschäft durch die Verwendung des Methylalkohols sich hob, dem Trünke ergeben haben. — Angekl.: Ich habe in der Tat viel getrunken. — Bert. R.-A. Dr. Jaff6: Auch Methylalkohol? — Angekl.: Ja wohl, in großen Mengen. — Rechtsanwalt Bahn: Wieviel täglich? — Angekl.: Wenn Sie es durchaus wissen wollen, etwa 150 Gramm Sckmaps täglich un mindestens 10 Flaschen Vier. — R.-A. Lahn: Nach dem Sie dieses neue Mittel durch Zufall enideckr hatten, wäre cs doch Ihr« Pflicht gewesen, sich an autoritativer Stelle zu informieren. — Angekl.: Das hatte ich nicht nötig. Der beste Beweis für di« Unschädlichkeit meines neuen Mittels war ja, daß wir alle es in Masten tranken, und daß es uns nte- mals schadete. — Der zweite Angeklagte, der Rei sende und Essenzfabrikant Karl Zastrow gibt an. Laß er von der Verwendung von Methylalkohol für den durch ihn verkauften Schnaps kein« Kenntnis ge habt habe. Er hab« bis zu seiner Verhaftung das Wort Methylalkohol überhaupt noch nicht gehört. Er hab« angenommen, daß Scharmach irgendeine billige Quelle für Sprit habe, oder daß er minderwertigen Sprit zur Herstellung seines Branntweins verwende. — Der dritte Angeklagte, -er Reisende Bruno Meyen, war gleichfalls als Reisender für den An geklagten Scharmach tätig. Ihm hatte Scharmach g«. sagt, daß er den Liter Sprit um mindestens 10 Vsen- nige billiger bekomme als jeder andere, daß er daher auch mit Branntwein entsprechend billiger sein könnte. Aus di« Frage Meyens, was für Sprit das denn sei, habe Scharmach erwidert, es sei Spiritus vivi, der sich hervorragend zur Fabrikation von Schnäpsen eigne. Auch der Angeklagte Meyen betont wieder holt, daß von Methylalkohol nicht die Red« gewesen sei. Der Angeklagte Meyen versichert dem Gericht, daß er niemals etwas Giftiges verkauft hätte. Er habe an die Giftigkeit des Methyl-alkohols nie ge glaubt, denn er habe selbst auch viel von dem Schnaps getrunken. — Der vierte Angeklagte Schankwirt Otto R « Lomski soll Beihilfe zu dem Verkauf von Me thylalkohol durch den Angeklagten Scharmach ge- leistet haben. Er gibt zu seiner Entlastung dasselbe an, wi« die Angeklagten Meyen und Zastrow und er- klärt, daß er absolut nichts von der Verwendung von Methylalkohol gewuht habe. — Auch der letzte Ange klagte, der Schänkwirt Dahle ,hat von der Der« Wendung von Methylalkohol keine Ahnung gehadt. Die durch ihn erfolgte Nachmessung have «rachen, daß cs sich um sprit von 95 Proz. Gehalt gehandelt habe. — Damit war die Vernehmung der Angeklagten be endet und es begannen nunmehr die Heugenver- nehmungen, die sich zuerst auf die dem Angeklay- ten Scharmach zur Last gelegte llebertretung d«r Arzneiordnung bezog. Hieraus wird die Weiterver handlung auf' Sonnabend vertagt. GelüMsverketir. : Tn» Lvezialgeschäft sür Solinger Stahlwaren, Raiter- nicyersabrikaiivn »nd Schleiferei vvn ,Z. trorl Müller, da» »ich sei» in Zähren Pianrnsche Strabc befunden hat. verlegte sein« Nfeschäft-räumr und L'rrksttitte» noch Arühl IN, Ikckc Katha- rincnstrasie lNomanudhauS). Tie neuen Räume sind nicht nur vergröbert, sondern auch mit ollen neuzettllchen irinrichtungen ouSgesiattet, so Lob dem kaufenden Publikum nunmehr all« Beguemllchkeiten geboten werden.
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