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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.01.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120108015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912010801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912010801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-01
- Tag 1912-01-08
-
Monat
1912-01
-
Jahr
1912
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Seite 2. Nr. 12. 106. Zahr-sns. hatte ienen Echlußantraa gestellt) hiermit vergleicht, so muß man sich ebenfalls vor innerem Ekel schütteln. Da» .Hfeisen" aus dre Ordnungsrufe ist zu schwach ausgedrückt. Bei solchen Gelegenheiten mühte den Sozialdemokraten jederzeit ein Besen und daneben ein Kübel mit Unrat, worin sie den Besen vorher eintauchen könnten, zur Verfügung st ehe n." Es ist wahrlich gerade kein Genuß, derartige Er- aüsse sozialdemokratischen Empfindens zu wieder» holen, aber wir halten es für notwendig, in der be» rechtigten Erwartung, das, in der Zeit des Wahl kampfes, also den Tagen der Aufklärung, derartige bezeichnende Auslassungen den weitesten Wähler kreisen zur entsprechenden Einschätzung zur Kenntnis gebracht werden. Hier ist wohl nur ein Gefühl am Platze: Das des — Ekels. Im übrigen wollen wir gerne berichten, das, die Wahlversammlung, in der sich die beiden hiesigen Gegenkandidaten Dr. Heinze und Dr. Grad- nauer vor ihren Wählern auszusprechen Gelegenheit nahmen, auf einen durchaus sachlichen Ton gestimmt war, der von beiden gegnerischen Seiten auch an erkannt wurde. —o— LarL Lonsüsle über leine Se,prSche mit üem Kaiser. London, 6. Januar. In seiner Besitzung in Oakham in der Graf schaft Nutland empfing Lord Lonsdale den Bertcetcr der radikalen „Daily News", um mit ihm über den Kaiser zu sprechen. Er wieder holte, daß er nichts über einen Besuch zu sagen wisse, den der Kaiser ihm machen wolle. (S. Dtsch. R. Tie Red.) Er hoffe allerdings, daß inan über die jetzige Periode hinwegkom - men werde, in der man versuchte, durch öffentliche Kundgebungen feindliche Ge fühle gegen Deutschland zu erregen. Er iverde immer glücklich sein, den Kaiser zu emp fangen, aber es müsse natürlich dein Kaiser überlassen bleiben, sich bei ihm anzumelden. L-onSdale lobte die unbedingte Friedens liebe des Kaisers und konnte sich anscheinend gar nicht genug darin tun, ihn nach allen Seiten zu schildern. Er gab allerdings zn, daß er cs als seine Pflicht betrachte, nichts von dem wieder zu sagen, was zwischen ihm und dem Kaiser gesprochen lvorden ist. Aber wenn der Kaiser ihm erlauben würde, zu sprechen, so könne er tausend Dinge sagen, die alle Engländer in bezug auf die warmen Gefühle des Kaisers für England in Erstaunen setzen würden. Bon Lloyd Georges Rede könne er nur sagen, er habe sofort einaesehen, daß ihre Wir kung auf die große Maise der Deutschen nur verhängnisvoll sein könnte. Er halte gar nichts von dem deutschen Gespenst. Aber jetzt gehe der Streit weit über den rein wirtschaftlichen Wettbewerb htnaus und die Rede von Lloyd George werde sobald nicht vergessen werden. Wenn der Kaiser nicht von Anfang an ent schlossen gewesen wäre, den Frieden zu wahren, so wäre cs für manches Kabinett un möglich gewesen, der allgemeinen Strömung Widerstand zu leisten. Es sei absolut unwahr, daß der Kaiser jemals England habe angreifen wollen. Sein einziger großer Schrecken sei der Krieg, und er würde sich dazu nur ent schließen, wenn die Interessen der deutschen Na tion ihn dazu zwängen. Tie Ansichten des Kapi täns Faber seien absurd. Lord Lonsdale kritisierte dann die engli schen Minister wegen mehrerer Reden, die besser ungehalten geblieben wären. Er wolle nicht alles sagen, was bei seinen Zu sammenkünften mit dem Kaiser gesagt worden wäre, aber er dürfe erklären, daß während der langen Jahre, da er den Kaiser kenne, dieser nie ein einziges Wort gesagt hätte, das nicht England sympathisch getvesen wäre. O London, 7. Januar. (?.-c.-Tel.) Ter Ber liner Korrespondent des „Exchange Telegraph" meldet seiner Londoner Redaktion, daß er aus bester Quelle versichern könnte, daß die Ver öffentlich ung des Interviews zwischen Kaiser Wilhelm und Lord Lonsdale vorher die Genehmigung des deutschen Kaisers erhalten hat. Die Aeußerungen des Kaisers sind gewissermaßen also als ein Friedensappell an die englische Nation anzuschcn. Lrlmiyrr Die lpsnilüi-krsnzüllMen Msrvkkll-Vertlsnülungen. Die Verhandlungen zwischen Spanien und Frankreich sind noch keinen Schritt weiter vorgerückt. Spanien beharrt den französischen Forderungen ge genüber auf seinem ablehnenden Standpunkt. Eine Pariser Zeitung meldet aus Madrid, der spanische Minister de» Aeußern habe in dem unter dem Vor sitz des Königs abgehaltenen Mini st errat die Forderung Frankreichs als unannehmbar bezeichnet, doch sei die amtliche Antwort Spaniens auf die neuen französischen Vorschläge noch nicht er folgt und werde wohl noch einige Tage auf sich warten lasten. Die Haltung Englands. Dem „Matin" wird aus London berichtet, England habe es bisher nicht für zweckmäßig ge- ' halten, in die fränkisch-spanischen Verhandlungen tätig einzugreifen. Sobald jedoch Frankreich er klären würde, daß es in seinen Zugeständnissen an dem äußer st en Punkt angelangt sei und den Ansprüchen Spaniens eine endgültige Weigerung ent gegensetzen müsse, werde England in Madrid zur Vernunft mahnen. Dieser Augenblick scheine nicht mehr fern. Weiter wird gemeldet: Pari», 7. Ianu. (P.-O.-Tel.) Ministerpräsi dent Caillaux empfing am Sonnabend in einer längeren Unterredung den englischen Botschafter in Paris Sir Bertie. Ueder den Inhalt der Konfe renz, die die beiden Staatsmänner führten, erfährt der hiesige Vertreter der „Preß - Centrale: folgendes: Caillaux suchte im Namen seiner Regierung bei Bertie vorstellig zu werden, daß England bei Spanien seinen Einfluß dahin geltend machen sollte, um den spanischen Widerstand gegen die französischen Vor schläge zu brechen und die Verhandlungen zu einem baldigen Abschluss« zu führen. Bertie er widerte, daß die englische Regierung sich Spanien gegenüber vertraglich verpflichtet hätte, keinerlei Ein wirkung auf die spanisch-französischen Konferenzen auszuüben. Er selbst könne keine bindenden Zusagen machen, bevor er nicht von seiner Regierung ent sprechende Instruktionen erhalten habe. Der Krieg um Tripolis. Bei der Fülle der Gerüchte über bevorstehende Friedensvcrhandlungen zwischen Italien und der Türkei, die wir zum größten Teil bereits Wiedergaben, ist es unmöglich, die Grenze zwischen Tatsache und Fabel festzustellen, umsomehr, als jetzt von türkischer Seite ein Dementi der Gerüchte vorliegt. Ein offi ziöses türkisches Communiquö stellt nach einer Kon stantinopeler Depesche fest, daß die in tendenziöser Weise verbreiteten Gerüchte über die Absicht eines Friedensschlusses jeder Grundlage entbeh, ren. Die Pforte habe keinerlei Verhandlungen an gebahnt und auch keine europäische Kanzlei angesichts der heroischen Verteidigung der ottomanischen Kämp fer und der militärischen Lage daraufhin sondiert. Die Meinung der amtlichen Kreise und des ottomani- schcn Volkes gehe dahin, daß auf der Grundlage der italienischen Ansprüche von Frie de n k e i n e R e d e sein könne. Dem „Echo ds Paris" wird demgegenüber aus London gemeldet: Gerüchtweise verlautet, Said Pascha habe, um den Frieden mit Italien zu ermög lichen, folgende Kombination ins Auge gefaßt: Die Türkei würde die Cyrenaika dem Khedive von Aegypten und Tripolis dem Bei von Tunis überlassen, die ihrerseits diese Gebiete an Italien abtreten würden. Hierdurch glaubt Said Pascha die Fiktion aufrechterhalten zu können, daß er mohammedanisches Land keinem christlichen Herrscher preisgegeben habe. Es sei jedoch zweifelhaft, ob eine solche Lösung ange» nommen werden könne, da Frankreich und England dadurch in eine heikle Lage geraten würden. Bom Kriegsschauplatz meldet die „Agcnzia Stefani" aus Tripolis: Am Sonnabend gegen mittag rückten Scharen von Arabern zusammen mit regulären tür» kischen Truppen auf Ainzara vor, zogen sich jedoch infolge Les Artilleriefcuers der Italiener zurück. Bvrjtoß der Italiener in Benghafi. Nach einer Meldung des „Mestaggero" haben die italienischen Truppen in Benghasi einen Vor- stoß in das Innere des Landes unternommen und sind bis nach Bu Mariam gelangt. Bisher sind sie nirgends auf den Feind gestoßen, der sich offenbar ganz in das Innere des Landes zurückgezogen hat. * Tsyeblrm. Keine Unruhen in Konstantinopel. Konstantinopel, 7. Januar. (Meldung des Wiener K. K. Telcgr.-Korresp.-Bureaus.) Die im Ausland« verbreiteten Gerüchte von einer revolutionären Be wegung und der Ermordung des Kriegs- Ministers sind vollständig unbegründet. *- Die immer türkische Krisis. Konstantinopel, 7. Januar. (Tel.) Die Kammer setzte am Sonnabend die Diskussion über den Ar tikel 3 5 fort. Die Sitzung verlief ruhig. Zwei Deputierte von der Opposition wandten sich in langen Ausführungen gegen die Abänderung, die unange bracht sei und nur den Zweck habe, die Auflösung der Kammer herbeizuführen, um den Zungtürken die Aufrechterhaltung ihrer Machtstellung zu sichern. Der Unterrichtsminister entgegnete im Namen der Regierung. — Der Eroßwesir, der immer noch krank ist, wohnte der Sitzung nicht bei. Die Lage in perlten. Troy des russischen SchreckensregimeutS in Täbrrs ist die Lage in Persien durchaus nicht besser geworden. Jin Gegenteil, die Unruhen nehmen immer ernstere Gestalt an. Tie letzten Nachrichten lauten: Urmia, 7. Jan. (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.) Maueranschläge in den Moscheen Hetzen die Bevölkerung gegen die Rus sen auf, deren Ankunft die Unabhängigkeit Persiens bedrohe. — Die maßgebenden Stellen legen den Aufrufen keine Bedeutung bei, weil sie von einzelnen Personen herrühren. Täbris, 7. Jan. (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.) Eine Volksmenge hat daS Gebäude des End sch um en zerstört. Wer wird ThusterS Nachfolger? Teheran, 7. Jan. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Wie verlautet, zieht das Kabinett die Ernennung einer Kommission von drei Per. fern in Erwägung, die daS Amt deS General. schatzmeisterS übernehmen sollen, bis ein ge- eignerer Ausländer als Nachfolger für Shuster ge- funden ist. Die Revolution i« Shins. Die letzten Ereignisse in China haben die Mächte davon überzeugt, daß sie den Vorgängen im Interesse ihrer in China lebenden Angehörigen nicht mehr tatenlos zufehen dürfen. Wie verschiedene Depeschen melden, werden Vorbereitungen getroffen, um di« be sonders unruhigen Punkte durch weitere Truppen entsendungen zu sichern. Es wird berichtet: Peking» 7. Jan. (Meld, des Reuterschen Bureaus.) Die Mächte haben heut« in Uebereinstimmung mit dem jüngst gefaßten Plan die Bahnlinie von Peking nach der See besetzen lassen. Die hier wohnenden Ausländer sind von dieser Demon stration befriedigt. London, 7. Ian. (Tel.) Wie das Reutersche Bureau aus Manila meldet, wird das L5. amer- rikanifche Infa-nterie-NdgsMestk bereit gehalten, um nach China abzugstzen. Deutsch-englische Schutztruppeu für Lantschau. Der „Exchange Telegraph" meldet aus Tient sin, daß sich ein Detachement deutscher und e n g- l'ischer Soldaten auf dem Wege nach Lantschau befindet, um das Leben der Frentden, das von den Revolutionären bedroht ist, zu schützen. Die Rebellen haben sich in Lantschau furchtbare Ereuel- taten zu Schulden kommen lassen. Die Stadt ist ver wüstet und zum Teil eingeäschert. Die englischen Truppen werden morgen die Stadt Fengtai, 5 Kilo meter von den Toren Pekings entfernt, besetzen. Puanchikai und Dr. Sunyatsen. Wie aus Nanking gemeldet wird, hat Dr. Sunyatsen bei seiner Ankunft in Nanking von Puanchikai einen in höflichen Worten gehaltenen Brief erhalten, in dem dieser dafür seinen Dank ausspricht, daß Sunyatsen ihm die Präsidentschaft der Republik angeboten hat. Puanchikai teilt seinem Gegner weiter mit, daß er es auch in Zukunft ganz in den Willen des Volkes legen werd«, welche Regierungssorm in China eingeführt werden soll. Ein Manifest Dr. Sunyatsen». Schanghai, 7. Jan. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Sunyatsen hat ein Manifest an alle befreundeten Nationen erlassen. Das Mani« Nlomss, 8. Januar 1912. fest beginnt mit einer Anklage gegen dir Man» dschuregierung; es erklärt, daß die Republik ent» schlossen fei, alle Verträge, Anleihen und internatio nale Verpflichtungen, die unter der Mandschurei«, rung, vor dem Regime der Revolution mit Aus ländern oder fremden' Nationen eingeg mgen worden seien, zu respektieren, dagegen alle rpäteren lb ertrage nicht anzuerkennen. Den Frem» Len wird Schutz der Person und Les Eigentum» zu gesichert. Die republikanisä)« Regierung, eine Re form des Zivil- und Strafrechts, des Bergbaurechts sowie der Verwaltung und des Finanzwesens, Ab- schasfung der Beschränkungen des Handels und reli giöse Toleranz. Den ManLschus, die sich friedlich ver halten, wird Rechtsgleichheit uird Schutz ver- sprachen. Die ausländischen Gesandten gegen die Revolutionäre. Der „New Park Harald" meldet aus Peking, daß alle Gesandtschaften von dem revolutionären Hauptuntcrhänüler Wutingfang eine Note er halten haben, in der dieser ihnen mitteilt, daß einzig und allein für den Abbruch der Friedens oerhandlungen Puanschikai verantwortlich gemacht werten könne, und daß die Revolutionäre sehr zu einem Frieden geneigt waren. Die auslän dischen Diplomaten in Peking sind aber ausnahms los gerade entgegengesetzter Ansicht. Sie glauben vielmehr, daß Wutingfang dadurch einen Abbruch der Friedensverhandlungcn herbeigeführt hat, daß er die Beschlüsse des Friedenskongresses in Nanking in ganz China als rechtskräftig eiitfiihren wollte. Die deutschfeindliche Preßhetze. Der „Köln. Ztg." zufolge teilt die deutsche Firma Marx L Busch zu Hankau mit, daß dort Tele gramme verbreitet würden, wonach drei Ver treter der Firma verhaftet worden seien, weil sie Bomben beförderten. Weiter sollten die Verhafteten die Schiffsbrücke in Hankau in die Luft gesprengt haben. Die Firma erklärt, daß alle diese Meldungen völlig erfunden feien, und glaubt ihrerseits, daß sie auf eine deutschfeind liche Preßhetze, die von England ausgeh» zurückzuführen seien. Deutsches Reich. Den Rrichstagswahlberechtigken rur Beachtung! Leipzig, 8. Januar. Dählen ist nicht nur ein Recht, sondern auch eine unbedingt zu erfüllende staatsbürger liche Pflicht jedes Wahlberechtigten. Wer diese Pflicht versäumt und ohne ausreichenden Grund die Abgabe seiner Stimme unterläßt, versündigt sich an seinem Baterlande und verwirkt den Anspruch auf volle bürgerliche Achtung. * Polnischer Reichstagskandidat in Sachsen. Die Deutschpolen im Königreich Sachsen haben in sämt lichen Reichstagswahlkreisen des Königreichs den Schriftsteller Josef Chociszewskiiy Hnesen als ZSHlkandidaten zur Reichstagswalff üllfgEsfimk.' * Keine Katserreise nach England. In einer Depesche an die „Evening News" erklärt Lord Lonsdale, er habe im Gegensatz zu Meldungen in der Presse von keinerlei Absichten des Deutschen Kaisers gehört, ihn in England zu besuchen, später nicht und besonders jetzt nicht, denn er, Londsdale, trete im Februar eine Neise nach Buenos Aires an. * Die Nachfolge des Frhrn. v. Danckelmann. Wie der „Ins." nutgeteilt wird, wird über die Nach folge des Geheimrats Frhrn. v. Danckelmann aus dem Kolonialamt, der aus Anlaß des Kongo vertrages aus dem Amt Wed, nicht eher bestimmt werden können, als bis entschieden ist, ob Frhr. von Danckelmann noch vor oder erst nach dem Abtauf seines Vertrages ausscheidet. Frhr. v. Danckelmann ist nämlich nur im Vertragsverhältnis bei dem Kolonialamt beschäftigt. Seine Geschäfte als Ver treter führt noch Hauptmann Marquardsen. * Kein Statthalterwechsel in Elsaß »Lothringen. Die in einem Berliner Blatte aus Straßburg verzeichnete Meldung über einen angeblich bevor stehenden Wechsel aus dem Posten des kaiserlichen Statthalters in Elsaß-Lothringen ist unzutreffend. * Ein Diebstahl auf dem Kreuzer „Stettin". Aus dem kleinen Kreuzer „Stettin" ist am 28. Dezember nach dem ,,Lok-Anz." in der Kammer des Ersten Offiziers em fest eingebautes, mit Sicherheits schloß versehenes eisernes Spind, das zur Auf bewahrung geheimer Dienstvorschriftenbestimmt ist, erbrochen worden. Auf die Ergreifung des Tiners ist einPreis von 300 Mark gesetzt worden. Nach Theater unü Musik. Leipzig, 8. Januar. Reue» Theater. Nach recht langer Pause erschien wieder einmal der Held der Liebe und Gesänge. Damals halte man Don Juan in eine neue, szenisch sehr stimmungsvolle Um gebung gestellt, sich aber mit dem Musikalischen übereilt, so daß ein zwiespältig Ding erschien. Jetzt aber behandelte Herr Kapellmeister Porst das Orchester mit großer Feinheit und hielt das Ganze straff zusammen. Eine kleine Schwankung im ersten Finale verursachte wohl die ziemlich gedeckte Stellung der Sevillaner Musici. Aber sehr wohltuend berührte die instrumentale Dis kretion, die den Singstimmen den Vorrang ein räumte, dec allerdings von dec Donna Anna der Frau Rüsche-Endors mehrere Male gar zu (ehr betont wurde. Bieles sang die Künstlerin ausgezeichnet, verwischte jedoch ebensooft diese vornehm musikalische Wirkung durch gänzlich un motiviertes und unentschuldbares Forcieren ihrer so schönen Stimme, eine Tatsache, die sie leider weitab stehend von Mozarts Kunst erscheinen und nach der letzten großen Arie sogar Opposition im Publikum erstehen ließ. Frl. Bartsch hatte man als Donna Elvira vor eine zu schwie rige Aufgabe gestellt, deren so anspruchsvollen musikalischen Teil sic trotz aller redlicher, über all sich überzeugend offenbarenden Bestrebung noch nicht erfüllen kann, während sic schauspiele risch den Charakter in scharfe Beleuchtung stellte und damit alle Anerkennung verdiente. Wesent lich vervollkommt zeigte sich Herrn Jägers Don Ottavio; gesanglich von besonderem Wohl klange, fein behandelter Kantilene, trefflicher Atemführung und mannigfaltig deweatem Aus druck. Herr Käse gab früher dem Hon Juan etwas von einem Salonlöwen, profilierte aber jetzt den Liebesritter schärfer und stellte ihn auf mehr realen Boden, nämlich als einen Herrenmenschen von imponierendem Willen, dessen Eleganz und Liebenswürdigkeit nur Deck mantel und Waffe eines ungezügelten Begehrens such. Als Sänger löste Herr Käse seine Aufgabe in hervorragendster Weste und verlieh dem spa nischen Edelmann auch in Auftreten, Erscheinung und Haltung mehr Energie als früher. Eine zierliche Brünette war Frl. Fladnitzers Zer- line, die, selbst verführerisch genug, nur zu gern sich eine vergnügliche kleine Abirrung von dem unbequemen holprigen Tugendpfade gestatten möchte, ohne darüber des melodischen Gesangs und liebenswürdig natürlichen Spiels zu ver gessen. Einen wirksamen Gegensatz zu dieser be weglichen, in der Kunst zu lieben so wißbegieri gen kleinen Bäuerin schuf Herr Stauden- meyer in der Gestalt deS ehrlichen, täppischen Mafettv. Herr Kunze zeichnete sich als Dar steller aus. Sein Leporello wies allerhand Eigen schaften auf, war seinem Herrn treu, dann auch widerspenstig, unverfroren oder furchtsam, ein fauler Wicht, aber auch bereit, dem Meister nach- zueifcrn, das Ganze eine vortrefflich charakte ristische Leistung. Die sehr geschmackvolle In szenierung und.Herrn Dr. Loewcnfelds her vorragender Anteil daran wurden früher bereits anerkannt. Luxen Legnitr. Konzert von Fritz Kreisler. Auch diesmal hatte Herr Fritz Kreisler ausschließlich Werke älterer deutscher, italienischer und französischer Meister: von Sebastian und Friedeman Bach, von Carelli, Tartini, Martini, Pagauini und von Cou- perin und Cartier auf da» Progran,m gesetzt. Es war wirklich zu bedauern, daß dieser ganz hervor ragende Virtuos und vortreffliche Künstler es nicht vermocht, ein noch größeres Publikum herbeizulocken. Wohl wird sein Äpicl an Größe deS ToncS von einigen seiner Kollegen, wie Asayc und Burmestcr, übertroffen, nicht aber an edcffrem Wohllaut, wohli- gcr Weichheit und tiefster Verinnerlichung. Was Herr Kreisler hierin leistet, ist vollkommen voll- endet. Aufs angenehmste berührte dabei das völlig selbstlose Zurücktreten dieses bescheidenen Künstlers vor dem KunstweH, der in so gesund-natürlicher, echt musikalischer Weise, unterstützt von feinem Stil, gefühl und hochentwickelter Bogen, und (Fingertcchnik, all diese heute noch wertvollen, wirksamen Stücke vermittelte. Hatte man schon seine Freude an diesem von allem Materiellem freien, glockenreinen Spiel, das die vor allem in PaganiniS drei Caprices ent- haltcncn äußerst großen technischen Schwierigkeiten gar nicht zum Bewußtsein kommen ließ, so doch vor allem an diesem durck)geistigten, zu Herzen sprechen- den Musizieren, an dem so tief empfundenen, aus- drucksvollen, gesangreichen Spiel, mit dem dieser ausgezeichnete Künstler, von Herrn Alexander Neumann am Flügel ganz vorzüglich begleitet, einen selten schönen Kunstgenuß bereitete und die enthusiasmierten Zuhvrex zu nicht endcnwollenden Beifallsstürmen hinriK 0. 8. Konzert von Elsa Tankewitz. Ein Abend, der mehr hoffen ließ, als selbst erfüllte. Eine Persön lichkeit, die den Zuhörer einen ganzen Abend inter essieren könnte, yt Frl. Dankewitz nicht. Wem, sie nicht am Schlüsse einige moderne Lieder ge sungen hätte, konnte man ohne Verlust schon vor der übrigens nicht gerade geschmackvoll zwischen Brahms und Scheinpflug hineingestellten Händel- scheu Arie Weggehen. Die beiden Gesänge von dem jungen Berliner Karl Kämpfe („Morgenwan derung" und „Märtzkätzchen") lassen auf gute Be gabung schließen: nur fällt in beiden Fällen auf, daß er sich die Höhepunkte gewissermaßen vorweg, nimmt und so gegen den Schluß hin in eine fatale Lage gerät. Auch deklamatorisch wäre einiges zu bemerken. Als Begleiter brachte er das Klavier in dynamischer Beziehung nicht immer in da- rechte Verhältnis zur Singstimme. Im allgemeinen fehlte überhaupt der innere Kontakt zwischen beiden, so daß streckenlang empfindliche rhythmische Verschiebun gen entstanden Dce Sängerin strebte nach innerer Vertiefung, was ihr soweit gelang, als eS ihr nicht große-, etwas sprödes und verschleierte-, doch nicht unangenehm wirkendes Organ zugab. Nur hat sie vorläufig ihre Stimme noch nicht immer in der Gewalt, so daß z. B. bei Schleifungen nach oben der zweite Ton ausgleitet und so den Zuhörer er schreckt, oder bei Akzenten der Stärkegrad nicht genau abgemessen wird u. a. Bei Schubert nahm auch sie, wie viele andere, es mit dem zweiten Tone von zwei gebundenen Sechzehnteln nicht genau. Das Legato konnte man gelten lassen, wenn eS auch nicht überall gleich gut war. Auch die Bokalisierung war ganz in Ordnung. Crescendi und Decrescendi müssen noch mehr ausgcfeilt werden. Loki. Kunst UNÜ MlletMskt. j. Max Halbe» neues Bühnenwerk erlebte im Münchner Restdenztheater am Dreikönigstage sein« Uraufführung. „Der Ring des Gauklers" be handelt den Aberglauben im Dreißigjährigen Kriege, dargestellt an einem Zauberringe. Packende Szenen wechseln mit epischer Breite und langweiliger Rederei. Die geradezu meisterhafte Wiedergabe verhalf dem Werke von zweitem Akte zu steigendem Erfolge. Der Autor wurde stürmisch gefeiert. Vereinzelt ver nahm man Zischen. * Im Fürstlichen Hoftheater zu Gera finden in dieser Woche zwei interessante Erstaufführungen statt. Am Donnerstag geht Hugo Lubliners „Glückliche Hand", das letzte Werk des jüngstverstorbenen Komödiendichters, zum ersten Male in Szene und am Sonnabend folgt „Flammenzeichen", das erfolgreiche Drama von John Lehmann. » * Das Braunschweiger Hoftheater bereitet zum 18. Januar eine vollständige Neueinstudierung von Goethes „Faust" vor. * Eine Komödie Friedrichs de« Großen, „Die Schule der Welt", erlebt am 24. Januar in neuer Bearbeitung von Erich Oesterheld am Alten burger Hoftheater ihre Erst bzw. Uraufführung. * Am Dessayer -oftheater findet nächsten Freitag die Uraufführung von „Die Foscare" statt.
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