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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.01.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120110027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912011002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912011002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-01
- Tag 1912-01-10
-
Monat
1912-01
-
Jahr
1912
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IM. Uer Lnqer» ermryrr. Herrmann, »raff, -ro». !«der. >üdlch. »ramer. Stnierberg. ttecherl. »chwcrdt. uaedlng. »ger. 'olffram. roll» ^lirniann. > ntp. ta!qat. raff. ?cln>!g chacfer. intlle. lechen. >hler. Oiftjiere >«nn: Tom- iSU. i. «kl. Uhr. vielcreien en B»b«« ale: Tao r.,',n!>ltul: den Reuen ll>u»tötag. UM en, auvt. zelcyl und al» Äast. '/,6 Uhr. llner. BradSlp. ver erst, t». roß. r. >. '^.4 Uhr ,g uachm. »Kl. tfch. tc. llken. er. n. Be^vg-.Prei» fß» L»'»««» und n.e.n« durch »nie» IrLaei und 8o»d«,»e» 7n>.I lt,»>ch ta» Pa», aediach» »VI monatll LN> ViL vteneliadrl V«> onier» Hillaien » An» natzmeftell«» «dueh.li IS PI. »u>»atll, LS ML »«rneltützrL Dnrch »,« V»«, innerhalh Deniichland» und der bevtlche» Rolon««» meeteliahrl »du Vlt^ monatl. LRlVll au.ilhl PostdrtteUaetd 8»rn«r in ««>»>«», Dänemark den ^unouNoole». 2«al««a Uuiemduig. Riedeiland« Ror» w«u«n, rllerieich - Unuuei, Runlond. Schweden Elhw«»« u Soanleir In alten ddriaen ««aalen NUI oiietl durch du chelchattellell« de. Blatt«» »rhatluch. Da» V»>vt>a»i Toaedlan »rlcheinl rmal tä-l«ch Eonn. a 8«i«naa» na« «»««»»». >itd«nilrmrnl».Lnaahm« 2»dan»«»aall« de« unieren Tlagern. Alt«al,n Spebilevre» und LnnahmrurUen, lowie Voi«amt«n» »ad Vn«Ilra,»rn. Vt»»»I»«,t«»t»»i,t» l0 DL Nr. 17. Abend-Ansgabe. Urip)igcr Tagtblaü s 14 »92 «Rachlaulchlu« TeU-Anschl. 14 »93 s 14894 Handelszeitung. Tel.-Anschl. 14 KSL lRachtanIchln», 14 »93 14 894 Amtsblatt des Nates und des Nokizeiamtes der Stadt Leipzig. — '' - - - . —, -- . — - ' -1'-.. Mittwoch, üen l0. 3snusr !9l2. Anzeige«-Prei» ,»u» > DU. »»» «»»wart» » VI. R«Nom«n Ul> RN. Snlera», »»n BehLiden ,m amt- lt«-e» Teil üt, Vattt»«tl« « P« <r,Ichäft»au»»t^» mll Pl-do.rlchrlst«, l* Pre», »rbidt. Rabatt »ach Tattl, «ellaaegedSd,»«»««». ausla,» b RN. o Ta»I«nd rrtl. Pastiebühr. Deild-llaa« bodtd Festenelli, Raflraa, tonnen nicht „rück, aeeogen werd«,», na, da» Srlchelnen an dektmmlen la-,«» and PIä,«n wird k«t»a Sar .ntt» übernommen. Rn,,«gen - Ilnnahm« 2»ba»«»»»I1« 8, bet lämtllch«» 8lt«al«n ». allen «nnoncen. Ekpedlttoae» de» 2a» and A»»lanbe». Lra« »d Verla« »a» »tick«» 4 Kürst« Inhaber Vaal Kllrst«. Nedavt.» and lbelchtl«.stell«: 2»dann«»aall« L -aaot»Ntltal« Dr«»d«a: Seeftras« 4, t tlelephon 462ir 106. Ishrgang. Die vorliegende Ausgabe umfaß! 8 Lenen. Oss Mchüslte. * König Friedrich August wird am 29., LO. und 31. Ian. in Leipzig weilen. (S. bes. Art.) * Als Nachfolger de Selves wird Dcl- casss genannt. (L. bes. Art.) * Zum Präsidenten der französi schen Kammer wurde Brisson wiederge wählt. (S. Pol. Nachr.) * In England droht ein General st rcik der Kohlenarbeiter. (S. Pol. Nachr.) * Zum Riesenbrand des Equitable- zebäudes in New Dork werden grauenvolle Einzelheiten gemeldet. (S. bes. Art.) Zum Wahltag. Der Wahlkampf nelgt sich feinem Ende zu. Der bedauerliche und bedenkliche Kleinkrieg der Parteien steht unmittelbar vor der Entscheidung. Dom Weizen hat sich allmählich die Spreu geschieden, und der Reinlgunasprozeg ermöglicht bereits die Werrung der Ernte. Mehr aw sonst hat dieser Wahlkamps Spreu geliefert. Die bürgerlichenParteien haben die Mahnungen zur Einigkeit weniäbe- achtet, und so ist es leider zu einer geschlossenen Front des nationalen Bürgertums gegen die rote Gefahr nicht gekommen. Die der Negierung nahe stehenden Parteien befanden sich infolge widriger Umstände von vornherein in einer schwierigen Lage. Die weit über alle Berechtigung aufäebauschte Agi tation über die Steigerung der Lcoensmittelpreisr und die Auseinandersetzungen über das zu einem Kampfobjekt aufgepeitschte Marokkoabkommen liefer ten zu den übrigen Agitationsstücken noch reichlich Zündstoff, und so drängten die Wogen de» Partei« politischen Streites im bürgerlichen Lager das ge meinsame vaterländische Interesse in den Hinter grund. Wir meinen, gerade in einer Zeit, in der Deutsch land offensichtlich er n st en äußeren Gefahren gegenübersteht, ist die Uneinigkeit der bür gerlichen Parteien ein unerquickliches und vom Standpunkte per nationalen Interessen un angebrachtes Schauspicl. Noch in letzter Stunde mutz an die Verantwortung je d e s einzel nen Wählers appelliert werden, sich der großen Gefahren bewusst zu werden, die aus einer Verstär kung der Position der Sozialdemokratie im Reichstage infolge der LVahlen für die Ruhe und den Frieden unseres Vaterlandes hervorgehen könnten. Die E i n- schätzung der Parteien hinsichtlich ihrer Be deutung für das Staatsganze mutz — das ist ein« Forderung des Tages — abhängig gemacht werden von ihrer Stellung zur Sozialdemo kratie. Uebcr die staatsgcfährlichen Ziele der Sozialdemokratie, die 'yücmalisch für die Revolution einererziert, die bewusst gegen Kaiser und Reich an dringt, kann niemand im Zweifel sein. Pflicht, u n - erläsiliche Pflicht je des treuen Staats bürgers ist es, an dem Kampfe gegen die Hetz- und Minierarbeit der Sozialdemokratie teil,zunehmen. Hier kann es keine Lauen, leine Zagenden und Gleichgültigen geben; niemand, dem es Ernst um seine vaterländische Gesinnung ist, darf in dieser Frage als zu leicht befunden werden. „Nieder mit der Sozialdemokratie!" — das muss der Schlacht- ruf sein, wenn wir auf der Höhe unserer Macht stellung bleiben, wenn wir das erhalten wollen, was die Söhne unseres Vaterlandes im ernsten Ringen um Deutschlands Einigung glorreich erkämpft haben. Noch lebt in unserem Volke der alte Geist, der uns zu großen Taten fähig machte; am 12. Januar gilt es, mit dem Stimmzettel vor dem Vaterlande zu beweisen, daß die deutsch« Wählerschaft den inne ren Feind nicderzuringen vermag. Zn diesem Kampfe handelt cs sich um klare Dinge: Entweder „Mit Gott mr Kaiser und Reich", oder „Gegen Gott, gegen Kaiser, gegen Deutschland". Etwas anderes gibt es nicht. Hiernach muß der Wähler seine Entscheidung tresien; hier liegt die Ver antwortung, die mit dem Stimmzettel in seine Hand gelegt ist. Wer gegen die Sozialdemokratie ist, der muß von der bürgerlichen Partei, der er sich zurechnet, ein festes, scharfes Handeln gegen die Sozialdemokratie verlangen. Von einer bürgerlichen Partei, die in dieser Hinsicht nicht volle Garantien bietet, würde mit Recht das Wort gelten „Gewogen und zu leicht befunden!" Und eine solche Partei könnte auch bei den Stichwahlen nicht mit dem erforderlichen Ver trauen an die Unterstützung der anderen bürgerlichen Parteien appellieren, eine solche Partei würde auch schwerlich genügende Kraft zur Abwehr ter Umsturz partei zu entwickeln vermögen. Noch ist es Zeit! Der Wühler vermag jetzt, da die Bürgerpflicht an ihn hcrantritt, genau zu prüfen, was er dem Kaiser und dem Vaterlande schuldig ist. Mög.' er sich von echtem nationalen Geiste leiten lassen, möge er nur der Fahne folgen, die im offenen Kampfe gegen die Sozialdemokratie entfaltet worden ist und auf der geschrieben steht: Nieder mit der Sozialdemokratie! Oie DemMilln üe Seines'. Noch ehe die französische Senatslommijsion in die eigentuche Prüfung des deutsch-französischen Abkom mens eingelreren ist, am letzten Tage der historischen Darstellung der einzelnen Entwicklungsphasen des Vertrags, hat de Selves, der als Letter des Mi nisteriums der auswärtigen Angelegenheiten für das Abkommen verantwortlich war, seine Demission geben müssen. Sein Rücktritt kommt nicht überraschend. Die Enthüllungen, die die Sitzungen der Senats- tommission vor Weihnachten brachten, und die letzten stürmischen Auseinandersetzungen im Ministerrate haben darauf vorbereitet. Ucberraschend ist nur der Anlaß, der die Krise verursacht hat. Man weiß, daß de Selves an dem Zustandekommen des Marokko- und Kongovertrags recht wenig beteiligt war; Cam- bon unterhandelte init Kiderlcn-Wächter und unter breitete dann das Ergebnis dieser Besprechungen dein Ministerrate, der in seiner Gesamtheit die maß gebenden Beschlüsse faßte. Die rhetorische Vertretung des Abkommens lag allerdings de Selves ob. Noch lebhaft steht der ungünstige Eindruck, den der Mi nister des Aeußern mit seiner ungeschickten Rede in der Kammer erzielte, in Erinnerung. Seine Mi- nisterherrlichkcit erlitt schon damals einen heftigen Stoß. Er trat nicht ab und ließ die hochnotpeinlichen Erörterungen und Befragung«» der Senatskommission über sich ergehen, die jetzt sein Schicksal besiegelt haben. Man kann es Caillaur nicht verdenken, daß er nichts getan hat, um de Selves zu halten: zur Vertretung des wichtigen Abkommens hatte er eine tüchtigere Kraft nötig. Der alte Tlemenceau ist ihm zu Hilfe gekommen. Mit Scharfsinn hat er aus der historischen Darlegung über das Entstehen des Ver trags erkannt, daß die Kissinger Besprechungen der Punkt waren, wo er als Ministerstürzer «in>etzen konnte, denn cr hatte wohl gemerkt, daß im Gegen, satze zu den Erklärungen Caillaux' de Selves dar- über genau so wenig unterrichtet war, wie z. B. über die von seinem Amtsvorgänger gegen di« spanische Besetzung von Larrasch und Elksar erlasse nen Proteste. Nun, de Selves verlor über diese Fragen >e«n Portefeuille, man wird weder in Frankreich »wch in Deutschland lein Ausscheiden aus dem französischen Kabinett zu einer Staatsaktion machen, denn er war nicht der Mann, um seinen Posten auszufüll-n. Wer aber wird sein Nachfolger? Der Name Del- cassk, der mit allzu großer Deutlichkeit genannt wird, verleiht dem Sturze de Selves' das politische Interesse. Mögen die warnenden Stimmen Deleassc gerade in dem gegenwärtigen Mom-.n^ wo der W«llt- fricde eben mühsam znsammenge''ickr worden ist. rum verantwortlichen Leiter der auswärtigen Politik zu machen, nicht ungehört verhallen? Ucber den Sturz de Selves' liegen noch folgende ausführliche Depeschen vor: Paris, 10. Januar. Zn der Senatskommission soll Pichon Caillaur gefragt haben, ob er der Kommission nicht Auskunft über die Verhandlungen bezüglich der Kongo- und Kamerun-Eisenbahnen geben könnte. Caillaux erwiderte mit einem Exposs über die Bedingun en. unter denen das Projekt des Ngoko-Sangha. Konsortium zurückgezogen wurde und unter denen die Verhandlungen über die Kongo- und Kamerun- Eisenbabnen gescheitert sind. Pichon bezog sich aus einen Artikel der „Kölnischen Zeitung" vom 23. 10. und fragte Caillaux, ob er nicht der Meinung sei. daß der doppelte Mißerfolg der Verhand lungen in der Wechselbeziehung stände mit der neuen Haltung Deutschlands, welche diese Macht nach Agadir führte, cerade in einem Augenblick, wo durchaus höfliche und korrekte Vorbesprechungen zur Lösung der Marokko frage stattfanden. Caillaux antwortete, er glaube tatsächlich, daß eine lolche Wechselbeziehung be stehe. Poincarv stellte darauf xine ähnliche Frag« bezüglich der Verhandlungen über die Marokko eisenbahnen, die abgebrochen wurden. Als hierbei auf Verhandlungen angespielt wurde, die Fondöro und Reichstagsabgeordneter Dr. Semler auf Der- Hur errter kbe. Romau von H. LourthS-Mahler. 40) (Nachdruck verboten.') Dann fuhren sie den Berg hinab. Götz blieb am Hoftor stehen und sah ihnen nach. Eva wandte sich um und winkte ihm zu. Ihre Augen hingen selbstvergessen an seiner großen, schlan ken Gestalt. Wie aus Erz gegossen stand er da und hob sich von der weißen Schneelandschaft ab wie ein Standbild. Als er ihren Blicken entschwunden war, sagte Jutta aufatmend: „Du, — Augen kann er machen, dein Götz — das hätte ich diesem Eisklumpen gar nicht zugetraut." Eva wurde rot und schlang den Arm um die Schwester. „Ach Jutta — nun hab ich ihm die Sorge vom Herzen genommen. Wenn du wüßtest, wie mir zu Mute ist. Laut aufschreien möchte ich vor Jubel." „So schrei doch," ermunterte sie Jutta. Da lachten sie alle beide, daß es hell durch die klare Winterluft schallte. Der Kutscher schmunzelte vergnügt über das Lachduett und ließ die Peitsche knallend durch die Luft sausen. * » ' O In WolterSheim war in den nächsten Tagen alles in Unruhe und Aufregung, wie vor einem großen Ereignis. Die Kunde von Evas bevor stehender Reise nach Berlin und zu welchem Zweck sie unternommen wurde, hatte einen tiefen Eindruck auf die Familienmitglieder gemacht. Der Hausherr war still und in sich gekehrt. Mehr als sonst zog er sich auf sein Zimmer zurück. Das Auftauchen seiner ersten Frau hatte ihn aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht. Er wußte nicht recht, wie er sich dazu stellen sollte. Nur eins war ihm gewiß: ein Wieder sehen mit ihr mußte er unbedingt vermeiden. Nicht weil er ihr irgend welchen Groll entgegen brachte. Daß sie ihm davongelaufen war und sich nie um Eva gekümmert hatte, darüber durfte er nicht richten. Hatte er doch in letzterer Be ziehung selbst sehr viel gesündigt. Aber ein Wiedersehen wäre furchtbar peinlich gewesen, schon seiner Gattin wegen. Deshalb war er sehr froh, daß die Generalin Eva zu ihrer Mutter begleiten wollte. Frau Helene war nicht minder erregt wie ihr Gatte. Seine erste Frau hatte bisher eine sehr untergeordnete Rolle in ihren Augen gespielt. Die in Amerika verschwundene Schauspielerin war ihr nur deswegen fatal, weil sie eine Tochter hinterlassen, dte legitime Rechte an ihren Bater hatte. Nun war diese Dame plötzlich eine Per sönlichkeit, mit der man rechnen mußte; denn der Glanz ihrer Millionen würde sich bis nach Wollersheim und Herrenfelde erstrecken. Ihr Geld würde das Herrenfelder Majorat zu neuem Glanze erheben, wenn Eva Götz Herrcnfeldes Gattin wurde. Auch Eva selbst war jetzt für sie eine wich tige Persönlichkeit geworden. Was hatte dieses unbeholfene, scheue Ding im Verlauf eines hal ben Jahres für Wandlungen durchgemacht. Und Götz Herrenfelde, den sie wegen seiner törichten Leidenschaft für Eva gescholten, er hatte nun doch eine glänzende Partie gemacht. Wenn man den Ausführungen der Generalin Glauben schen ken durfte, war sein Lebensschiff bald flott ge macht. Und die Generalin war trotz ihrer Im pulsivität eine verläßliche und vernünftige Frau, der man vertrauen durfte. Frau Helene zog klug in Erwägung, daß Götz Herrenfelde später dann wohl etwas für Silvie tun konnte, wenn das Majorat wieder ertragsfähiger war. Auf Fritz setzte Frau Helene keine großen Hoffnun gen mehr, wenn sie auch Silvie nicht entmuti gen wollte. Er erschien Silvies Bemühungen gegenüber gar zu zurückhaltend. Am unbefangensten und herzlichsten freute sich Jutta und Fritz an EvaS Glück. Jutta half Eva eifrig bei ihren Neisevorbereitungen. Die Generalin wollte schon in den nächsten Tagen nach Berlin zurückkchren. Abgesehen von ihrer Mission, war sie für ihre Armen sehr in Anspruch genommen. Weihnachten stand dicht vor der Tür. Eva hatte ihrem Vater gebeichtet, daß sie mit Jutta in Herrenfelde gewesen war. Sie bat ihn so lange, Götz herbeizurufen, ehe sie ab reiste, bis er einwilligte. Götz kam sofort. Seine Begrüßung mit Tante Maria fiel etwas gezwungen aus; aber die Generalin stand über der Situation und half ihm über die Klippe hinweg. Götz durfte dann einige Worte mit Eva sprechen und durch Juttas Beihilfe wurden ihnen sogar einige Minuten des Alleinseins be schert. In eine offizielle Verlobung willigte Herr von WolterSheim auch jetzt noch nicht. Erst sollte Eva zu ihrer Mutter reisen und mit ihr Rücksprache nehmen. Gab diese das nötige Ka pital, dann wollte er gern die Verbindung der beiden Liebenden gutheißen. AIS Götz mit Eva allein war — Jutta hatte Fritz mit sich in das Nebenzimmer gezogen, und dort standen sie Wache — sagte er zärtlich und ernst: „Eva, — wirst du auch nie bereuen, mir deine Liebe geschenkt zu haben? Du bist jetzt vielleicht eine der glänzendsten Partien und hättest wohl die Wahl unter den vornehmsten Kavalieren. Wird dir der arine Götz Herren felde nun nicht zu unbedeutend sein?" Sie legte ihm ganz erschrocken die Hand auf den Mund. „Wie kannst du so sprechen, Götz? Der ganze Reichtum, der mir zufallen soll, freut mich doch nur, wenn ich dir damit helfen kann. Was soll ich sonst damit? Ich weiß ja mit Geld gar nichts anzufangen." „Das wirst du bald genug lernen, Liebling. Sag mir eins, Eva: Wenn ich nun erst jetzt als Freier zu dir gekommen wäre, nachdem die Nachricht von der Rückkehr deiner Mutter und ihrem Reichtum eingetroffen war — hättest du auch dann so freudig eingcwilligt, meine Frau zu werden?" Sie sah sinnend vor sich hin. Dann blickte sie ihn mit ihren schönen, großen Augen offen an. „Eingewilligt hätte ich auch dann, um dir helfen zu können. Aber so froh und glücklich wie jetzt wäre ich nicht geworden. Ich hätte dann immer denken müssen, du hättest mich nur begehrt, um aus den Sorgen um das leidige Geld zu kommen." Er atmete gepreßt. „Und wenn ich dir dann versichert hätte, daß ich dich dennoch liebe, wenn ich dir mein Ehrenwort gegeben hätte, daß ich es tue?" Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Dann hätte ich gedacht: „Er glaubt dich zu lieben, weil du ihm helfen kannst. Wann wird er wohl merken, daß es gar nicht Liebe ist, was er für dich empfindet?" Und dann hätte ich immer voll Angst darauf gewartet." Er küßte sie so fest auf die Lippen, daß sie schmerzten. „Solch eine kleine Grüblerin bist du?" fragte er dann leise. „Ja, mein Götz, — ich bin ein schwerfälliges Ding und mache mir gern allerlei Gedanken. Das kommt von meiner einsamen Kindheit." „Ich will dich tausendfach dafür entschädigen, meine Eva," sagte er innig; und wie aus einer inneren Angst heraus fügte er hinzu: „Nie, — niemals darfst du an meiner Liebe zweifeln." „Nie! Ich weiß ja, daß du zu mir kamst und mich an dein Herz nahmst, als ich ein ganz armes Mädchen war." Er drückte ihr Köpfchen an seine Brust, damit sie den gequälten Ausdruck seines Ge sichts nicht sehen konnte. „Sprechen wir nun nicht mehr davon, Lieb ling. Man wird uns nicht lange allein lassen. Bleib nur nicht zu lange in Berlin bei deiner Mutter. Ich werde dich mit Sehnsucht zurück erwarten." „Ich bleibe nicht einen Tag länger als ich muß. Und ich schreibe dir jeden Tag. Darf ich?" - > Er küßte ihre Hände uüd legte ihre Hand flächen an sein heißes Gesicht. „Ob du darfst? Mußt du das erst fragen?" Sic nickte schelmisch wichtig. „Ich weiß ja nicht, ob du Zeit hast, meine Briefe zu lesen. Sie werden sehr lang sein, denn ich habe dir so viel zu sagen. Vieles, was ich nicht auszusprechen vermag, wenn du mich ansiehst. Daß ich es nur gestehe — ein wenig bange ist mir noch immer unter deinem Blick; und ich muß immer danach spähen, ob es nicht wieder so spöttisch darin funkelt, wie damals, als du sich ein greuliches kleines Monstrum nanntest." Er schüttelte sie ein wenig an den Schul tern und sah fast zornig aus. „Erinnere mich nicht daran, Eva; ich könnte mich hassen, daß ich dir einmal wehe getan habe." Sic streichelte seine Wangen. „Jetzt tut es ja nicht mehr weh. Und recht hattest du auch, — ich sah greulich aus in meinem Festtagsstaat." „Trotzdem, ich verzeihe es mir nicht, daß ich so blind war. Ich hätte auch unter der häßlichen Hülle mein Kleinod erkennen müssen " Lächelnd schmiegte sie sich an ihn. „Denk' nicht mehr daran," bat sie leise. Er küßte sie innig. Gleich darauf wurden sie gestört. Die an deren kamen herbei, und die Generalin wollte Eva singen hören. Ehe diese zum Flügel schritt, drückte sie Götz verstohlen die Hand. „Jetzt singe ich ein Lied, ganz für dich allein, mein Götz," flüsterte sie ihm zu. Während sie in den Noten blätterte, trat die Generalin an Götz' Seite. „Ich freue mich furchtbar, Götz, Eva ist wirklich ein reizendes Mädchen. Viel Glück, mein lieber Junge," sagte sie leise, ihm die Hand drückend. Götz sah sie mit brennenden Augen an. „Ich habe sie sehr lieb, Tante Maria, — liebte sie schon, ehe ich nach Berlin ging. Nur die Verhältnisse trennten mich von ihr. Du begreifst, daß ich in einer sehr peinlichen Situa tion bin." Die Generalin klopfte zärtlich seine Hand. „Ist ja auch kein Kunststück — so ein liebes Ding. Aber nun sei auch froh und glücklich und grüble nicht über Kleinigkeiten. Gottlob ist ja nun alle- im rechten Fahrwasser." Er küßte ihr die Hand. „Du hast eS immer gut mit mir gemeint, Tantchen." 'N L'r Lporgenaii'gabc >
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