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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.01.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120109017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912010901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912010901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-01
- Tag 1912-01-09
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Monat
1912-01
-
Jahr
1912
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Veltt 2. Nr. 14. los. Iahrgsny. Letmlyer Tayedlstt. Vieustrg. S. Januar 1912. V Nischen Staatsletter», dem sein» Widersacher auch noch wegen einiger Einzelbestimmungen de» Der. trage» mit England monarchische Gelüste Nachreden, unseren Glauben versagen, so sehr auch Knox' un. freundliche Sprache in seiner jüngsten Note zu solchen Gesinnungen zu passen scheint, so berechnet die Nu», streuungen der aus englischen Quellen gespeisten „gelber?' Presse, Deutschland erstrebe in einem Kriege gegen England den Erwerb der englischen Antillen, auf die Verhetzung der Monroe-Schüler sich darsrellen. Wäre aber ein Körnchen Wahrheit in den Au», lassungen Les Senators für Arkansas, dann würde cs allerdings mit der verhältnismäßigen Gleich, gültigkcit vorbei sein, mit der bis jetzt der bevor- stehende amerikanische Wahlkamps vom deutschen Volke betrachtet wird. Es handelt sich dann in ihm nicht mehr blosi um die Frage, ob Tast oder Roosevelt 1000 oder ein demokratischer Sieger vielleicht 1OOOO Tarisposrtionen erschlagen wir> sondern um die ernstere, ob wir künftig noch mit einem vierten Keinde rechnen sollen. Das Glück der amerikanischen Wahllottcrie zu beeinslussen, wären wir natürlich außerstand« und ein lebhafteres Eintreten für den Mann, der unserem Vaterland« bis jetzt die günstig sten Gesinnungen von allen amerikanisch«» Präsi denten entgeaengetragen hat, könnte leicht die gegen teilige Wirkung auclösen. Aber eine schweigende und abwartende Sympathie für seine Wieder erwählung dürfte uns der Uebelstwollende nicht ver argen, und unserer Regierung erwüchse eine g«. doppelt« Pflicht, die Vorgänge auch in diesem Aus lande mit Sorgfalt zu beobachten und sich wenigstens nicht von unlicbsiuven Ereignissen überraschen zu lassen. Der Krieg um Trip lm. Da die italienischen Generale uxn g Geleoenhrtt haben, Siegesmeioungen „ach der Heimat zu geoen, so scheinen sie dem ungcduldioen Publikum in der Heimat mit sonst erfreulichen Meldungen sür Italien dienen zu wollen. So melden italienische Zeitungen au» Tripolis: Während der letzten Rächt überfiel eine Ab teilung türkischer Soldaten die Ortschaft Gar- g a r ej ch, drangen in alle Häuser ein und rich teten unter den im Schlaf« bejinülichen Arabern, die seit Beginn des Krieges auf italienischer Seite gestanden hatten, ein furchtbares Blutbad an. Frauen und Kinder wurden erbarmungslos Lingeinetzelt. Zum Schluß steckten dir Türken das Dorf in Brano: nur wenigen der Bewohner ge lang es, §u entfliehen. Sie eilten nach dem ita- lienisch«n Laaer und baten um Hilfe, worauf «ine Abteilung italienischer Kavallerie den Türken nachg«fandt wurd«, jedoch waren dies« bereit» v« r- s ch w u n d « n. Enthüllungen über die Vorgeschichte d«» Kriege». vom, S. Ian. (k.-O-Tel.) Das sozialistische Organ „Avanti" veröffentlicht heut« einen inter- essanten Beitrag über die Vorgeschichte des türkisch, italienischen Krieges. Die Enthüllungen des „Avanti", di« angeblich aus sehr zuverlässiger Quelle stammen, werfen ein interessant«» Schlaglicht auf die Tätigkeit der englischen Diplomatie, die durch di« Darlegungen des „Avanti" als die tret, bcnd« Kraft in d.m iralienrsch-türkisch«n Kon. slikt dargcstellt wird, während sie sich offiziös und offiziell d«n Anschein des einzigen wahren freundes des Lsmanrcichcs zu geben bemüht ist. Wie der „Avanti" zu erzählen weiß, hatte die „Banca di Roma" im August vergangenen Jahres die Msicht, ihre Filialen in Tripolis und der Cyrenaika, die nichts einbrachtcn und nur mit großen Verlusten zu halten waren, an eine deutsche Finanz gruppe zu übergeben. Di« englisch« Rez'e- rung, die von dieser Absicht Mitteilung erhielt, ec- klärte sofort in Rom. daß die englisch? Negierung auf keinen Fall gestatten könne, daß Deutschland sich in irgendwelcher Form an der Küste des Mittel- meeres festsetz«. England stellte der italienischen Ne gierung schließlich die Alternative, c itwedcr Tripolis selbst militärisch zu besetzen, oder daraus gefaßt zu sein, Lag England unter irgendwelchem Vorwand Tripolis beseht. Während noch d«r Noten- wechsel zwischen London und Rom im Gange war, begann die italienische nationalistische Presse ihre K a m pa g n e g c g e n d i e T ü r l« i, als deren End ziel schließlich unverblümt die Besetzung von Tripolis gefordert wurde. Die» gab den Ausschlag, und Gio- litti, der seine Regierung bedroht sah, beschloß die Entsendung des italienischen Expeditionskorps. Die Neutralität Aegyptens. Der „C-rii«re della Sera" meldet aus Kairo: Lord Kitchcner ließ das afrikanische Uttr des Cuezkanals besetzen, legte 200 Soldaten nach Is mail i a und andere nach dem Kabret Rescrooir, um zu verhindern, daß BeduineNdanden, di-: sich l<i Elcantara gesammelt haben, durch Aegvntcn »am der Cyrenaika vordringen. Aus dem asiatischen User tc? Kanal» warten bOO Kamel« mit Kri«a»konterHand«. Bei Kilometer 44 und 64 wurden die über den Kanal führenden Brücken geschlossen. D'.e Kanalpolizet wies von Palästina kommende Munirionskarawanen zurück. Di« Postenkette in Sinai wurd« verstärkt. Das Infanterieregiment Nr. 26 in Piacenza geht auf »en Kriegsschauplatz. Aus Tunis wird gemeldet, daß die Türken in Elbrban zehn Echnellfeudgeschiitze zu landen versuchten, was die französischen Behörden verboten hatten. ' . Wiederbewaffnung der Albanesen. Den Konstantinopeler Blättern zufolge würden im Krtegsministerium Kommissionen gebildet, die die Aufgabe haben, dafür zu sorgen daß d'e im Jahre 191 l c i n g es a m m e l t e n W n s f c n der moham medanischen Albanern wieder nach At- lmnien gesandt und in Cpezialdepols aufbcwahrt werden. Die Eigentümer der Waffen sollen Scheine mit Bezeichnung des Depots und der Nummer der Waffe erholtem um nötigenfalls die Waffen sofort ebholcn zu können. Diele Maßregel wird damit be gründet, däß die Albanesen im Falle eine» Krieges gegen das Ausland gute Dienste leisten würden. Ein« türkische Stimme zu drn angeblichen Friedens- verhandkungen. Der in der Oesfentlichkeit tonangebende Konstan tinopeler „Tanin" drückt in einem höchst bemerkens werten Artikel sein Erstaunen über die im An zug« bcf.i düchcn Friede.isvrrhandlungcn aus. Der „Tanin" vermag diele Gerüchte nur als von Ita- lien herstammend zu erklären zur Täuschung der öffentlichen Meinung Italiens. Das Blatt erklärt schließlich: Dce Pforte verläßt ihren ursprünglichen Stand punkt nicht, nämlich: keine Löstlng anzunehmen, die nicht die Souveränität des Ottomant- scheu Reiches über Tripolis und Benghasi zur Grundlage hat. Der Friede ist ebenso fern wie nm ersten Tage des Krieges, ja beute mehr denn je. Der Krieg wird ewig q«. führt werden, bis Italien seine Ohnmacht ein sicht und das A u n e r i o n s d e k r e t zurück, zieht. Man bcttndet sich in einem Irrtum, wenn man annimmt, daß wir Tripolis verlassen werden, vm eine Verwicklung auf dem Balkan zu vermeiden. Der tripolitaniiche Krieg schwächt die Türket keines wegs, Italien mag aus einem allgemeinen Krieg Vorteil erhoffen, doch wir fürchten nichts. Die Ottomanen sind sür alle Eventualitäten bereit. Li» t»u«r» Lag« tz», Dielet. Die Gespanntheit der inneren Lag« der Türkei wird dadurch illustriert, daß stark« Truppen- kadre» seit «inigen Tagen in allen Garnisonen konsigniert bleiben. Die Besetzung der Grenze wird mit Strenge gehandhabt, und Patrouillen sind über- all sichtbar, verdächtige Personen werden auf offener Straße nach Waffen durchsucht. Man scheint eine Erhebung der Anhänger der Reaktion, die in Len Stadtteilen von Etambul besonders zahlreich« Anhänger haben, zu befürchten. Konstantinopel, 8. Ian. (Wiener Korr.-Bureau.) Der Großwesir ist an Bronchitis erkrankt und hütet das Bett. Die Nsrokkoschmierlsilreiten. Die spanisch - französischen Verhandlungen. Die Madrider Verhandlungen haben bisher die Frage eines Verzichtes Spaniens auf einen Teil des ihm eingcräumtcn Einflußkreises zugunsten Frank reichs noch nicht berührt und drehen sich, wie aus Paris gemeldet wird, ausschließlich um die Frage der Oberhoheit im spanischen Teil Ma» rokkos. Frankreich schlägt vor, daß zur Vermeidung der Ncbenbnblcrsbasr zwischen ihm und Spanien die Autorität des Sultans dem Namen nach auch im spanischen Marokko anerkannt werde, daß man ihr also sowohl die Bahnlinie von Tanger nach Fez unterstellen, als auch in ihrem Namen die Verwaltung und Rechtspflege im spani schen Geviet eiurichte und dieSteuern und Zölle einhebe. Dazu zeigt Spanien sich noch nicht gencigl. Namentlich will es die Abgaben aller Art s e l b fr « inziehen und nach Gutdünken verwenden und, soweit sie zur Bezahlung der Zinsen der marok- kanclcheil Anleihen bestimmt sind, selbst den ent- svre^cndcn Betrog der Zinsscheine dieser Anleihen cinlösen. Man glaubt in Paris indes, daß cs nicht allzu schwer sein wird, in diesem Punkte zu einer Einigung zu gelangen, und sieht die eigentlichen Schwierigkeiten nur in der Frage der Gebiets- entschüdigung vorher. Die Berberunruhen von Air Sefru. Wie wir bereits in unserer gestrigen Abend- nummer berichteten, marschiert außer dem Major DrLmond auch General Dal Kiez aus Mckinez mit zwei Infanteriebataillonen, einer Artillerie- battene und einer Reiterschwadron nach Sefru, um mit dem Major zusammen die Berber zu be kämpfen. Diese hatten sich ruhig verhalten, solang« sic glaubten, die Machsentruppen würden Sefru wieder räumen. Da sie aber bemerkten, daß man da» 1> stän hoben ardei gewol W P' Cai Mcs tiouvl der S treten denen Frag« Ros, zemde befr Kugel W melde T«leg dort Unr W T« hat v- geteil ist, di uird > heiten pro« qewin lich A legen Aktior icher Anna! gouoe in der Täbri Eine! Lo litik i Wend, medc Eeor Der Ker; ües Mmem. Von Johanne» Trojan. lNachkruck verböte»,.) Für ein« böse Zeit güt «», wenn ü r Wcnter vor der Türe steht, manchmal schon anpocht öder ins Haus hineinsieht, um dann noch einmal wieder nur kurze Zeit in den Norden oder auf die Bergr zurück'u- wetcbcn. Es ist das die Zeit der hcstigen Stürme, der Nobel und der immer kürzer werdenden Tage, an denen cs oftmals überhaupt kaum hell wi-H. In dieser Zeit gelangen das Feuer und das Licht -Mt besonders hoher Bedeutung. Das Fnier, oas nach ocm griechischen Mythus Prometheus «inst den Men- scheu gebracht hat, zählt ia auch sonst zu Len wich tigsten Kulturclemeuteii. Der Herd, auf dem Feuer anAezündet wird, ist gleichbedeutend mit Haus und Heim, und Feuerstelle wird in manchen Gegenden un seres Vaterlandes überhaupt dir Wohnung genannt. Das Dorf, kann mau sagen hören, hat soundloviel Feuerstellen, d. h. soundsoviel Häuser oder Wohnun gen. Aber Las Feuer ist nicht nur von Nutzen im Dienst der Hauswirtschaft, wo es zum Kocl)en, Backen und Bratrir verwendet wird, und des Handwerks, das sich zur Großindustrie entwickelt hat, sondern es Hilst uns auch zur Ecwärmuug, sobald der Mutter naht. Zu die)«m Zweck wird es seit sehr alter Zeit schon im Ofen angemocht, und Las zu ruu war und ist noch Dienitbolcnorb.'it wo Dienstbolcn voryan- Den sind. Wo diese schien, muß die Hausfrau «s tun od«r auch der Hausherr, w'.e ich das geiehcn habe in Amerika, wo auch in besseren? Haushalt die Dienst- boten ousgeben, ohne wiedcrzukommen, und Loch der großen Kälte wcgen geheizt werden muß. In älterer Zeit aber kam cs auch vor daß Fräulein sehr hohen Herkommens, di« von Rittern gefangen genommen waren, der Bedienung des Ofens sich unterzielxn mußten. Don einer solchen Jungfrau, die au» Por tugal stammte und mit Gudrun zusammen von d«m Normannen Hartmut in die Gefangenschaft geschleppt wurde, wird im fünften Gesang« de» GlLrunlieübe» „Einst «ine» Fürst«» Tochter, der habt« Buvg und Land, Mußt' st« jetzt Oefeu Heizen mit ihrer weißen Hand." Ob st« das auch gut ausftihrt«, wird nicht gesagt. Der Kach.lofen hat seine großen Vorzüge. Er ist ein trauter Stubcngenoüe, dem man, um sich zu wärmen, vi«l näher kommen kann als dem eisernen Ösen. Zu rbm gehört die Ofenbank, auf der «s sich gut sitzt. Auf ihr kann man sich auch, wt« ich es in den Wander, tagen meiner Jugendzeit erprobt habe, sehr gut urrd billig einmal für die Nacht betten. Ruch hat der Kachelofen rin« Röhr«, in Ser sich Aepscl braten lassen. Um m«ine Kinderzeit wurden im Sommer Rosen. Lavc>rd«l und Nelken zusammen mit Salz ein- gemacht, woraus «in« Masse entstand, die Potpourri genannt wurd«. Ein wenig davon Mr Wintel»zeit in die Ofenröhre getan, erfüllte, wenn es heiß wurde, da, Zimmer mit lieblichem Dutt. Ia. der Kachelofen hat seine Poesie, das gibt wohl jeder z, wenn «r an den redlichen Tamm denkt, d«r ..auf die Postille gebückt zur Seit« des wärmend«» Ofens" saß. Mit dem Feuer eng verbunden ist das Licht. So heißt es ja auch in dem alten Nachi-wächterruf — von eigenem Anhören noch erinnere ich mich seiner — nachdem gejagt ist, was di« Glocke geschlagen hat: „2l«wahrt das Feuer und das Licht, Daß im Ort k«lu Schade geichtchl!" Wi« wohlangebracht aber die Mahnung ist. vor sichtig mit Heuer und Licht uinzugehen, das gibt sich auch heute noch allerwärts kund. Um nun im dcsondcrrn vom Licht zu retxn; o welch einen Wandel hat Las künstliche Lrcht, Las zum Aufhellen der Dunkelheit dient, im Laufe der Zeit durchgemacht! Von dem brenn-nden Kicnspan, der einst die Spinnstubc erleuchtete, in der Mägfolein und Burfck)«n miteinander scherzten, bis zu L«n Glühbir nen im modern«,, Salon, welch «ine Vervollkomm nung! Was hat sich alles verändert seit der Zeit, al» die Hausfrau noch sorgsam Unschlitt oder Takg sam- melte, um Lakür beim Lichtzieher Lickiter oder Lichte, wie man gewöhnlich sagte, und zwar dick« und dünn« Talglichte, «innttauschen! Beim dicken Licht — die dünnen Lichte waren sür die Wirtlck afcsräum« und di« Mägdetammcr bcstimt - habe ich Alter noch als Schuler im Winter mein« Auslätze angefertigt, ja noch al» Student in deM ersten Seme,ter mit den Kommili tonen auf d«r Kneipe gesessen gezecht. Wohin ist der Leuchter gekommen mit dem „Pros:tch«n" und der Lichrputz.cl^ere'? Was ciu „Docht" ist, werden viel« nicht mehr wißen, wenn sie nicht im Wörterbuch nach- geschlagen dal>en. Alb, di« Wacheierze ist son-ccr vom Werchcachtsbaum saft schon verjihwun-de-n. Auch di« Oellampc, die in so vielen verschiedenen immer zweck mäßigeren und schöneren Formen c.uttrat, hac sich ntth, halten rönnen. Das Nüdöl ist un>ch bas PL.ro« Kunl, das ja noch für die Lampe zu benutzen war, dieses durch das Gas. das Gas durch eie E'.et.c'zttäi „ausgescltztttet" wordrn, wie der beliebte Ausdruck s lautet. Halt doch! Beim Durchwandern von Wein- » kellern, womit das Prooicieu verbunden ist. bedcrnt k man sich auch jetzt noch äoer bedeute ,ich doch vor lurzem noch aus eigenartigen Kellerleucht-eru äuge, brachier Stearinlichter. Ia, Feuer und Licht sind große Tröster in der Zeit der Wciitertag«, der Rede! und Stürme, aber es gibt noch anderen Trost. In diese Zeit der langen W'iucrabcnv« fallen daun auch Li« besonders von der Jugend ersehnten gesel ligen Vergnügungen. Im stillen Hause aber nimmt man wieder die Romanbücher vor und verlieft sich darin, soweit es «ngeht. Außerdem sitzen Frauen und Iungfriiulein emsig bei der Handarbeit, und wo mehrere zusammensitzen, wird geplaudert und gelacht. E» ist »un die Z«ir. La das, was im Sommer uns» Herbst rm Garten unv au? de» Felder» gewonnen wurde — und gar so wenig war das auch in diesem Jahr« nicht — noch di« Vorratscäume füllt. Darum wird aus dem Laude, wo nun auch die Arbeit ruht, nm diese Zeit gern Hochzeit gestalten. Es fallen in dieselbe Zeit auch die Schlachtfeste. Grausam er scheint «s ja, e» ein Fest zu nennen, wenn einem Schwein oder einer G-ans mit scharfem Eisen das Leven geraubt wird; w«r aber in jungen Jahren an solchem Abjchlachten als Znickmncr teilgencmmen und dann non dem, wag durch di« Schlachtung auf den Tisch kam, nritgegessen hat. kann doch einem solchen Vor- aana«. der eigentlich S.hauLern erregen müßte, «inen festlich«» Charakter nicht «rbsprechen. Und wurden nicht in alt«, Z«tt d«n Göttern schon Haustiere opfert?. Auch an dem, was die Augen «rfreut durch Blü ten. fehlt es im Winter nicht ganz, abgesehen von den hübschen Alpenveilchen, den Begonien, den chinesischen Primeln und anderen mehr, die im Acmmer an da» Fenster gestellt, sich mit wenigem Sonnenlicht be gnügen. Dazu kommt noch «ine». Wenn man an einem Helle» Tag den Wi'tterwakd betritt, sieht man überall an den Zweigen schon Knospe» und Kätzchen, die auf neues Erwachen der Natur htndenten. Auch Bogel lassen sich hören, und nicht nur krächzend« Krädcu und Raben sind e». Hier und da erklingt auch ei» Mersrn- stimmchen, das uns zuruft: Rur unverzagt! Es wird doch wieder Frühling. Vas ^rauenvuülmn an üen üeutlHen UnwerMten jm Vinter 1911/12. An den 21 Universitäten des Reichs sind diesen Winter sbet einer Gesamtitudentenzahl von.'>7 415) 2795 Frauen als vollberecluiote akademische Bürger eingeschrieben, die höchste Zabl, die das erst wenrge Jahre alte Frauenstudium bis jetzt zu verzeichnen hat. Der Zuwachs binnen Jahresfrist beträgt stW und die Steigerung gegenüber dem Winter vor N Iobren etwa 159 Proz. Im Sommer 1G'5 waren es 157 weibliche Studenten, 1998. al» den Frauen die preußischen Universitäten geöffnet wurden, stieg ihre Zahl auf 1108. Diese rapide Steigeruna, die indessen, wenn auch in geringerem Maße, angehalten hat. ist aber nicht als reiner Zufluß an den „Füchsinnen" onzusehen, da zweifellos ern wesent. lccher Teil dieses Zugangs schon bisher al» „Gast zuhörerinnen" an den Universitäten de» Reichs studierten, die den Frauen für oa» eigentliche Stu dium erst in neuerer Zeit zugänglich wurden. Zwar sind auch heute noch nicht alle wirklich studierenden Damen in der Zahl der Studentinnen enihalten, sondern aus rein formellen Gründen noch unter den Gastzuhörerinnen begriffen. E» sind dies die Frauen fderen Zahl übrigens nicht erheblich ist), denen, obwohl sie den Anforderungen für die Imma- trikulation nichr entsprechen konnten, vom preußischen Kultusministerium die Beendigung ihrer Studien gestattet wurde. Die reinlich: Scheidung der an unserem Univeriilät^uarerricht teilhabenoen Frauen in Studentinnen, mit der Absicht, auf das Studium einen Beruf »u gründen, einerseits, und der „Gast, zuhörerinnen, der nur gelegentlich Universität». Eine velchmscklole wslltksmpf-kmnöüie. „Will der Graf ein Tänzchen wagen," mit dieser Aufforderung zum Tanze aus Mozarts „Figaro" hat einst Hans von Bülow in seinem Streite mit dem Grafen Hülscn-Hcneler die Lacher auf seine Seite gebracht. Man kann diesen musikalischen Zitaten scherz bei passender Gelegenheit uachmache», wenn man die Welse richtig p eist. Besonders virtuos wurde sie am Sonnabend im Berliner Lessing theater in dem Schwanke, den Hermann Bahr verfaßt und nach der bewußten Stelle aus Mozarts Oper „Das Tänzchen" genannt hat, dem Ritter gutsbesitzer und M. d. R. Joachim von Biest-Zeser nicht gepfiffen. Er hat sich von einem politischen Gegner mitten in der Wal'.lbewegnng mit Hilfe der Wciblicktteit in «ine Falle locken lassen und zappelt eine Weile in ihr nach Figaro« Melodie. Ein ganz Linker hat durch seine hübsche Frau, die als Klavierspielerin in höheren Kreisen nach kompromittierendem Skan- Vorlesungen bcstlchendeir Damen, anderseits, gibt jetzt ein erwünschtes klares Bild von dem ziest bewußten Konui'renzkamp'st' der Frau a> f den ver schiedensten Gebieten der Wmenschaft. Letztere darf übrigens in ihrer zchliestlichc» Wirkung vom Stand punkt der tmttu.nerenoeu Männer nicht überschätz,i werdc». den» matt gering ist die Zahl der Damen, die der verälidenen wirtschaftlichen r.ad soziale,? Struliur der Neuzeit cittsprccheud auf Gebiete» u>.d in Stellungen tätig werden, in denen ihr« Arbeit für dcm Männ überhaupt kein-Kvnturrmz bedeutet: ferner betuchen 'ahlreichs Damen die Universität nur eine Zcit'.ang zur Weiterbildung und ei» nicht ganz geringer T-".c scheidet aus der wissenschaftliche» Be tätigung schließlich infolge Verheiratung aus. Die neueste Verteilung der Studentinnen auf die einzelne» Zweige des akademischen Studiums und die im Laufe der letzten 3 Jahre darin eingetretene» Reiidenmgen zeige?? immer devriicher, nach welche,? Berufen die gebildet« Frau vorzugsweise strebt. So stieg die Zabl der Studentrnnen der Philosophie, Philologe und Geschichte seit 1908 von uttä auf 1dk>3, die der Mctthemctttt und Naturwissenschaften voci 175 auf 594 und die Medizinerinnen erhöhte?? ihre Zahl von 322 auf 582. Die Stnatswlssemchaitt» studieren sodann derzeit 67 Frauen geaen 40 vor 3 Jahren. Rechtswissenschaft 39 gegen 20, Zahn-Heiltundc 27 gegen 40, Pharmazie 8 gegen 3 und evangelische Theologie 5 gegen 3. Danach ist d?e Zunahme am stärkste» bei den Fächern der philosophischen Fakultät, was bcgreisicch ist, da zur gegenwärtigen Ueber. gangszeir »och eil? erheblicher Teil der Studentiniren nur das Lehr-rinnenzeuznis besitzt und sich daher dem stöberen Lehramt widmet. Der allein bei den Zahnärztiunen vorhandene Rückgang, der übrigens bei den m-änultchcn Kommilitonen in ähnlichem Maße zu beobachten ist. beruht auf der Erhöhung der Vor- bilduny unü Vcelängerung der Studienzeit Lurch dir neue Prüfungsordnung vom 15. März 1909. Hinsichtlich der Verteilung der Studentinnen auf dt« einzelnen Universitäten des Reich» ergibt sich offensichtlich eine Beoorrugung der preußische» Hackuchulen, wa» sich wesentlich au» der Srttrchen Herkunft der Studentinnen erklären dürfte, da aus dem Norden relativ mehr studierende Frauen stammen, als aus dem Süden. Eine nähere Unter- suchung der Heimatsverhältnijse würde ergeben, daß etwa 2 Drittel der Studentinnen in Preußen be heimatet find und daß etwa tM Ausländerinnen in Deutschland studieren. An der Universität der Reichshauptstadt befindet sich denn auch fast ein Drittel, nämlich 845, nm nächster? steht Bonn mit 255, dann folgen Göttingen mit 22t, München hat 188, Heidelberg 165, Freiburg und Münster je 140, Breslau 134, Leipzig 103, Königsberg R, Mar. bürg 87, Greifswald 74. Jena 69, Halle 62, Straß burg 42, Tübingen 40, Kiel 32, Gienen 29, Er langen 27, Würzdura 17 und Rostock 6. Im Ver gleich mit dem Vorjahr sind zrnüctgsgangen München, Erlangen, Rostock und Gießen, während die Steige rung wesentlich Frribura, Jena. Königsberg, Mar- bürg und Münster zugeflossen ist. Der verhältnis mäßige Anteil der Frau am deutschen Universität!-. fiudium ist innerhalb der letzten drei Jahre von 2,3 auf 4.8 Pro^ gestiegen. Mit den nur an einzelnen Vorlesungen teil nehmenden 1737 Gastzuhürerinnen nehmen diese?? Winter 4532 Frauen um deutschen Universitäts unterricht teil, gegen 4184 im Vorjahr. Lalstofie herumschnüffelt, den ganz Rechten zu einer zärtliche?? Tasse Tee einlade?» lasse». Der feudale Großer,lizdbcsitzsr folgt der Lockung der vermeint- lich?» Witwe und stellt sich pünktlich mit de» fernsten Leckereien ein. Die hübsche Schlange weiß den vor nehmen Besuch, dem es um den Hals zu eng wird, zu veranlaße!!, Krawatte und Kragen abzttlcgen und gegen schne Gewohnheit vor ihr niederzuknic». In diesem Augenblicke tritt der edle Gatte der edlen Frau aus den? Hinterhalt und knipst die wohl vorbereitete Situation.mit einem Britz. Uchtapparale Nun Hot er den Gegner in der Schlinge. Aber er ist so anständig, mit sich handeln zu lassen. Sein Schweige» soll dem Ertappten nicht mehr kosten als sein Mandat. Doch der Fuchs, Lesse!'. Haar in der schönsten Parreifurbe leuchtct, hat auch eil? Herz für runge Mädchen, für die nicht der Zug Les eigenen Herzens, sondern der Wunsch elterlicher Autorität des Schicksals Stimme sei» soll. Seine zweite Bedingung ist, daß das Agrariertöchterlcin nicht mit dem irr Aussicht genommenen Bräutigam, dem Regieruugsasse'sior Dr. James Lewrn, nicht doch Lavin, Len sie angeblich nicht liebe, verwobt wird. Und ein echt deuticher Landrvirt und Mann von altem Adel ist so dumm, sich die fadenscheinige Dis kretion eines Schweinehunds um solchen Preis zu erkaufen, aus Angst vor den politischen Gegnern, d?e die ihren moralischen Anlchauunger? nicht genehme l-7? Bcest mit besonderer Wonne gegen ihren Schöpfer nuchpielen winden. Erst der alle Lavin, der die Herstellung des Haarwassers Lavinol als schwung volle Großindustrie betreibt, muß einen Mann von deut-chem Adel beibriirgen, daß es nicht nur männ licher, sondern auch klüger lei, dem Gcgucr zuvorzu kommen und, statr fahnenflüchtig zu werden und die doch wostl nicht ungünstige Verbindung mit dem reichen Hause Lanin aufzugeben, vor dcr Oefsent- lichkeit, soweit sie den konservativen Reichsrags- abgeordnctcn angeht, seinen Feitttritt zu bekennen und sich selbst als warnendes Beispiel jur die Not- rvendiakeit der Gr Biest hii»ustellen. Joachim v. Biest-Zeser steht nun erst die Sache mit den Augen an, mit denen er lle gleich hätte anichn sollen. Dem Gegner aber enthüllt er leinen Plan und kriegt dadurch den Frechen so klein, daß er sich schlicßlrch als Mann von Charakter bereit erklärt, ins feind liche Lager überzutreten. natürlich gegen angemessene Bezahlung, mir der für ihn wie für viele seines, gleichen die swttale Frage m»t einem Schlage gelost ist. Hermann Bahr hat die ernste Fabel von Luder- mann „Es lebe das Leben" zum Schwanke gewandelt, indem er sie mit einer von unberufnen Sittlichkeirs- jchnüfflern erst pikant gewürzten Komödie aus dem Berliner Leben verquickt hat. Aber er weist dem Juden ttevin eine würdigere Roll« zu, als die war. in der sich die „Pan".Leuie der Reichshaupistoot in der Maske mtlicher Entristlung über die durchaus korrekte Anfrage eines hohen Beamten, wann er eine verheiratete Schauspielerin künstlerischer Infor mationen halber besuchen dürfe, sür angeblicheZensur. schikancn revanchieren wollten. Die Bezeichnung Schwank sott einiges entschuldigen, was man einem Lustspiele nicht nachschn würde: nur ist aus dem Ganzen nicht einmal ein Schwank geworden. Bahr, dcr Wiener, nimmt einen Anlauf zu einer politischen Satire norddeutschen Genre» mit einer Schlemmerei in Wahlnöten bei Borchardt zu wichtiger Beratung versammelter Agrarier. Die feiner^ Charakterisierung seiner Vollblut-Ostelbier muß er den Schauspielern überlassen. Die haben redlich das Ihrige getan, frisches Leben in den nicht eben kurzweiligen ersten Akt zu bringen. Hai?» Marrs Joachim von Biest-Zeser, Willy Frovöse» Propst Rochus von Kathen und Gustav Nickels Frei- von Ientz mit parlamentarisch bekannter weißer Weste waren Typen von köstlicher Echtheit und erheiterten ein für des Verfassers Absicht recht dankbare» Publikum. Der ordinäre zweite Akt, in dem der „Ianuschauer" in die Falle geht, mutete aber auch Leuten, Vie einen Pust vertr.-oen können und dmch unsere Dramenproduktion wahrhaftig nicht an da» Veste gewöhnt sind, zu viel zu. Ein schwacher Vei'aU wurde energisch niedergezijcht. Der Widerspruch war vollauf vertnent. Im dritten und, Gott sei dank letzten Aufzuge siegte über die Mißstimmung de» Hauses Emanuel Reicher mit dem Kabinettstück« seines in Spiel und Maske gleich gelungenen General direktors Emil Lavin. Der stärkere Beifall kam allein seiner vortrefflichen Leistung zu: freilich konnte der mißlungnc Schwank von ihr ebcn'owenig Vorteil stehen mohai des pc kann, daß E Politi rung r st a a t unak ist ?na „Koni! Nähe i man l stadt dien Königs künftix erwähl Gesellst Kompc vermci lernen, sich ge schlag, spüren, über l Die Ul Sinson tot ist Erstarr, nach sc Man i fest eir sT-Du! Konzer geistern dies« K Beetho der neu geniale der A> Haren diese Beethoi Kunz o Form, Ziele z takten welcher führt, i des Or> sprech»? folg ur selbst dl ein Jux beitkichc vieler i das V: innige ihm am als H Dieser Spiel Göhlt Alten trefflich Weit rr schwedis und de, zum gr von « „Schlau „Bei d< Heuen kurz un verstand Vortrag in den Herr EI schöne?? aus un druckten Komoor famos« hervorgl ziehn, wie von der bcsvnters eitgeiuälieic Bewegung dieses „Tänzchen", der Wahlbewcgung. Hermann Bahr hat dre Nieten der Saison um eine neue ver mehrt, und Ke ikt nicht die kieinfte. bw.
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