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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.01.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120109017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912010901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912010901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-01
- Tag 1912-01-09
-
Monat
1912-01
-
Jahr
1912
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Moraen-Ausaabe Anzeige« Preis Niznigcr Lagäilaü Handelszeitnng Nr. 14 Dienstag, üen 9. Januar 1912 16,228. »4.95 ». 2».4i» »1,17» Nationale Mähler tut eure Wicht am 12. Januar! 81.10 8. 88.48 6. »4.875 »II» 718.4» 18.75 85,-8. 18,48d- V/. v>nc, »de! — I 5'» * Bei einer Eisendahnkatastrophc bei Terrebonne (Quebec) wurden 33 Personen qetötet. (Siehe Lehre Dep. 2. 3.) '5 ,a »4.85 8. 84,-8. .-8. 8 Vened^. , 2üs!ci>. °. 1./8 .1./3.» iksrss' 1^1. * In Teheran sind ernste Unruhen aus- gebrochen. (S. bej. Art. S. 3.) * Nach einer italienischen Zeitungsmeldung soll England die treibende Kraft zum ita lienisch-türkischen Konflikt gewesen sein. (S. bes. Art. S. 2.) * In Lamode bei Paris sind die beiden Luft fahrer Du bannet und Dupont bei orkan artigem Sturm im Freiballon aufgestiegen, um den Weltrekord der Entfernung zu überbieten. Port S. 14.) s 14 «92 lRechta.Ichl,»» Tel.-Anschl. 14 «93 l 14 894 - ... s"«92 l9"«l«»l»l»»1 Tei.-Änschl. i 14 893 t 14,194 Amtsblatt des Aales und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig 5 8 L * Die Gerüchte über bevorstehende Friedens verhandlungen zwischen Italien und der Türkei werden von türkischer Seite energisch dementiert. (S. bes. Art. S. 2.) Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 8 Seiten, die vorliegende Morgennummer 2V Seiten, -usammen 28 Leiten. .«. 188.88 8. 8<Ü8 8. 88,85 8. »8.88 8. 28,.5^6 78,788 d«o!Is«< 78,-«. 5!!w M. 7888 8. 1488 8. »778. 778 8. 875 8. »888 8. 11858 8. »188». 778 8. 858 8. »c.-j- 14 8« 1578 8. 545 8. 7788 8. 3888 8.« 1588 8.» .iqu.-H. §!»e1< 171>. 535«. 7358 6. 578 6. 858 8. 4770 6. ! 7838 8. 7268 6. 625 8. m 8>or. 138,75 8. 7,-8. 27,-6. 475,- 6. 217.25 6. 181,-6. 188,-6. 88,25 8. 181.25 6. KMsrsöswsljlreätt — unü Dshiver'uhren. Die unmittelbar bevorstehenden Reichstagswahlen lassen es wünschenswert erscheinen, jeden Deutschen über seine staatsbürgerlichen Pflichten und Rechte, die ihm bei einer Neichstagswahl zustehen, zu unter richten. Stimmzettel mehr abgegeben werden. Die Um schläge werden sodann aus der Wahlurne genommen und ungeöffnet gezählt. Erst dann erfolgt die Oeff- nung des Umschlages. Einer der Beisitzer öffnet jeden Umschlag, nimmt den Stimmzettel heraus und übergibt ihn dem Wahlvorsteher, der ihn laut vor liest. Der Protokollführer nimnn den Namen jedes Kandidaten in das Protokoll auf und vermerkt dabei jede dem Kandidaten zugcfallene Stimme und zählt die Stimme laut. Amtlich wird das Wahlergebnis erst einige Tage darauf durch den Wahlkommissar veröffentlicht. Aber die Vertreter der an dem Ausfall der Wahl interessierten politischen Parteien verfolgen die Aus- zählung der einzelnen Wahlvorstände und teilen sie sich gegenscitiq so rasch mit. daß ein großer Teil der Wahlergebnisse schon am Abend oder in der Nacht des Wahltages bekanntgeinacht werden kann, v—r. Dss Mchtiglte. * Die Beilegung des Streiks im Baum- wollgediet von Lancashire soll bevor stehen. (S. Letzte Dep. S. 3.) «U» d«t»rar» au, U«»»«»a »ad Umgebimg »4» 1lpaMs«'v«Mt»tt»L Pt-dl» Reklame» »etl» I Mk ,,.a»»»»tt»H>Vt, Reklamen llv Ükk. Lateral» »an Behörden rm amt» ttcha» T»a dt, PeM.eil» »o P, Gelchästdanjetge» «a Plaaoorlchrtft«» «m Breve erdohl RadaN nach Taril B»aaae«edahr Selamr- autlag» 5 Mt o raulend erkl Postgediihr. Tetldetlaa» hover. Fekertetlt, Äuttroa, küaaen aNM «anltk» aeragen werden, nür da» lkrlchelnen an velttmmien taaen und Bladen w,rd kerne tbarontt« »vernommen. Bnielgen - Annahme 2»daa»i»a«N« 8. bet lamlvche» »ttiialen » allen Ännoncen- Ejvedtttone» d», 3n» and Auslandes »r»« »ab Beel», »«» gliche, ck Rüefte» 2ahad»r B«»t Ndrh««. RedaM», ,»» »«IchlN.ltella: 2odann>,aa»e lt Ha,»«-1»aial, Dee»»»»: veeftraj» ch 1 tTeleptzoa 46211 Wahlsühigkeit. Der Deutsche Reichstag bildet die Vertretung des gesamten deutschen Voltes. Damit der Reichstag als einheitliches deutsches Volksparlamcnt einen möglichst getreuen Niederschlag der allgemeinen Vollsmeinung gibt, ist das Wahlrecht so frei und gleichmäßig gestaltet, als möglich. Es gibt keinen standesunterschied und keinen Unterschied nach Ver mögen oder Bildung. Das Wahlrecht ist allge- m e i n. Daher dürfen wählen alle deutschen Männer, sofern sie wenigstens 2ö Jahre alt sind: nur Be vormundete (Geisteskranke, Verschwender), in Kon kurs befindliche Personen, sowie solche, die eigent liche, nicht bloß vorübergehende Armenunterstützung beziehen, schließlich Personen, denen durch gericht liche Entscheidung die bürgerlichen Ehrenrechte ab erkannt worden sind, und zwar auf die Dauer des Verlustes. Für Soldaten ruht die Wahlberechtigung, so lange sie sich bei der Fahne befinden. Nicht wahl berechtigt sind in Deutschland die Frauen. Tas Wahlrecht ist weiterhin für alle Deutschen gleich. Es gibt keine Abstufung nach Steuerlcistung und deshalb kein Bildung von Wahlklassen. Es gibt aber auch keine Häufung von Stimmen in einer Hand, etwa nach Bildung, Alter oder Besitz. Viel mehr hat jeder der Wähler nur eine und nicht mehr als eine Stimme. Das Wahlrecht ist endlich noch ein direktes. Zeder Wahlfähige wählt den Abgeordneten, dem er seine Stimme geben will, unmittelbar und nicht erst Wahlmänner, die dann ihrerseits einen Abgeord neten küren. Wahlrecht und Wählbarkeit sind in einem besonderen, bereits für den Norddeutschen Bund erlassenen und noch heute gültigen Gesetz vom 31. Mai 1869 geregelt. Nur das Wahlverfahrcn, d. h. der Vorgang der Wahl ist neuerdings in einem sog. Wahlreglement vom 28. April 1903 anderweit geordnet. Wahlkreise, Zahl der Abgeordneten. Bcibehalten ist namentlich noch die Anzahl der Wahlkreise und Abgeordneten. Das ganze Deutsche Reich ist in 397 Wahlkreise, für die je ein Abgeord neter zu wählen ist, eingeteilt. Diese Einteilung stammt noch aus der Zeit zu Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Im Jahre 1867 hatten nämlich die Länder, die heute das Deutsche Reich ausmachen, 39,7 Millionen Einwohner. Man be stimmte, es sollten auf je 100 000 Einwohner je ein Abgeordneter entfallen, außerdem, daß jeder Staat wenigstens einen Abgeordneten haben sollte. Diese Einteilung trifft natürlich die heute vor handenen Einwohnerverhältnisse nicht mehr. Eine Neueinteilung ist schon mehrfach angeregt, aber bis jetzt noch immer versagt worden. Jeder Abgeordnete wird in einem besonderen Wahlkreise gewählt. Diese werden je nach Bedarf in eine größere oder geringere Anzahl von Wahlbezirken zerlegt. Wer wählen will, mug im Wahlbezirke wohnhaft und in die Wähler liste eingetragen sein. Während die Staatsangehö rigkeit — sofern man nur Deutscher ist — für die Ausübung der Wahl ohne Einfluß ist, ein Preutze zum Beispiel in München wählen kann, wenn er nur dort seinen Wohnsitz hat, ist der Aufenthalt des be treffenden Wahlberechtigten an seinem Wohnsitze am Tage der Wahl wesentlich. Daher kann man anderswo, als an seinem Wohnsitze, z. B. ein Reisen der auf seiner Gescksiiftsreise, in irgendeinem Orte nicht wählen, und nur diejenigen Personen können zur Wahl zugelassen werden, die in die Wähler liste eingetragen sind, und in diese werden nur im Wahlbezirke wohnhafte, wahlberechtigte Deutsche verzeichnet. Die Wahlhandlung. Die Wahlhandlung beginnt um 10 Uhr vormittags und wird um 7 Uhr nachmittags geschlossen. Die Leitung der Wahl wird einem Wahlvorsteher übertragen, der in einem bestimmten Wahllokal unter Zuziehung eines Protokollanten und von 3—6 Bei sitzern sein Bureau bildet. Die Mitglieder dieses Wahloorstandes sind durch Handschlag an Eivcsstatt zu verpflichten. Die Wahl erfolgt durch Stimmabgabe. Die Wahl soll geheim sein, und um das Geheimnis der Stimmabgabe zu sichern, sind eine Reihe spez.rller Vorschriften gegeben. Der Wähler empfängt zunächst einen abgestcmpelten Umschlag aus undurchsichtigem Papier. Hiermit begibt er sich in einen Nebenraum, der nur durch das Wahllokal betretbar und unmittel bar mit ihm verbunden ist, um dort unbeovachtet seinen Stimmzettel in den Umschlag zu legen: dann tritt er an den Dorstandstisch, nennt seinen Namen und Wohnung und übergibt, sobald der Protokoll führer setnen Namen in der Wählerliste aufgefunden hat, den Umschlag mit dem Stimmzettel dem Wahl vorsteher, der ihn sofort uneröffnet in die Wahl- urne legt. Stimmzettel, die die Wähler nicht in dem ab gestempelten Umschläge oder die sie in einem mit einem Kennzeichen versehenen Umschlag abgeben wollen, sind vom Wahlvorsteher zurückzuweisen. Ebenso die Stimmzettel solcher Wähler, die sich nicht in den Nebenraum begeben haben. Um 7 Uhr nachmittags erklärt der Wahlvorsteher die Abstimmung für geschlossen. Danach dürfen keine Oie AnslkmüspaUtik üer vere.mgten Stssten. Während trotz der Nähe des Wahltages in unserer Reichs-Hauptstadt beispielsweise eine Interesselosigkeit und Wahluniust herrscht, die ihresgleichen iuchr, gehen in der großen überseeischen Republik bereits die Wogen hoch, obwohl erst im November die Entschei dung fallen kann, nach welchem Parteiprogramme der Föüerativstaat Georges Washingtons fürderhin re giert werden soll. Es besteht kaum noch ein Zwei el, daß der Kampf um den Prösidenlenposten — der wich tigste, hinter dem die gleichzeitigen Veränderungen in Senat und Repräsentantenhaus an WichNgleit stark in den Hintergrund treten — diesmal unter außer gewöhnlichen Umständen vor sich gehen wird, an die das vorige Mal noch nicht gedacht wurde. Damals wurde allgemein vorausgesetzt, daß Taft bloß als Schilohaller Roosevelts für eine Periode eingetrcten sei, um diesem zu einem Jahre afrikanischen Jäger lebens Zeit zu verschaffen, ehe die Jugenükraft des Rough Rider ganz verrauche — und auch wohl zu einem kurzfristigen Untertauchen im politischen Jung brunnen, zur Wegspülung mancher Schlacken taktischer Diätsehler. Heute stehen Taft und Roosevelt sick als erklärte Feinde gegenüber, und der frühere Günst ling macht ebensowenig Miene, vor dem alten Gönner wieder zurückzurreten, wie etwa Eieokles nach bedungener Jahresfrist Thebens Thron.seinem Bruder Polyneikes räumte. Welchen der beiden Bewerber die republikanische Nationalkonvention küren wild — falls sie nicht vor ziehen sollte, den Knoten durch die Kandidatur eines dritten zu zerhauen —, steht natürlich dahin, und ebenso die weiteren Fragen, ob ein solches Partei votum wirklich noch imstande sein würde, eine Doppel kandidatur beider zu verhüten uno damit den viel leicht endgültigen Zerfall oer Republikaner: und schließlich, ob überhaupt noch diese Partei Gelegen heit erhalten wird, den Auserwählten der Nation zu stellen. Bemerkenswert aber ist es, daß der leiden schaftlich zugcspltzte Zwist zwischen Taft und Roose velt schon über die Trust-, die Tariffrage und andere des Wirtschaftssystems hinausgrcift, daß er nicht mehr Haltmacht vor dem empfindlichen Getriebe der auswärtigen Politik. Nach endlos langer Verschleppung, in der wir über tünchten Europäer zwei Marokko-Kongo-Abkommen zuwege hätten bringen können, ist jetzt endlich der Bericht der Senatskommission über den allgemeinen Schiedsvertrag mit England an das Plenum erstattet worden. Mau weiß des längeren, daß Herr Taft diesen Vertrag so ziemlich als sein persönliches Werk betrachtet, ähnlich wie den verunglückten Reziprozi- tätsoertrag mit Kanada. Er hatte seine Erörterung mit dem Brusttöne der Ueberzeugung eingeleitet, daß der von ihm mit begeisterter Liebe begleitet« Welt- friedcnsgeoanke durch dies« Methode unbedingt ver bindlicher Schiedsverträgc auf den Weg seiner prak tischen Verwirklichung gebracht werde. Als di« Un- tcrhandlungen mit England sich ihrem Abschlüsse näherten, wurden Frankreich und schließlich auch Deutschland zur Nachfolge eingeladcn. Da alsbald zustimmende Erklärungen aus Paris und Berlin ein gingen, sollte mit solchem Dampf gearbeitet werden, daß alle drei Abmachungen gleichzeitig verkündigt werden könnten. Das geschah aller nur mit Frank reich; von Deutschland ist cs wieder ganz still gewor den. Besitzen wir schon die „kurzen Anfragen", so hätte sich eigentlich mal «in Reichstagsabgeordneter den Spaß machen müßen, nachzuforschen, wo denn eigentlich dieses Standard Work d«r Völkerbefriedung bleibe. Nun tritt aber ein Senator Hitchcock auf und löst uns das Rätsel in verblüffender und uns zu größerer Unruhe veranlassender Weise, als wenn niemals ein Sterbenswort von einer Beteiligung Deutschlands an der englisch-amerikanisch-französischen Friedens- ft.elerei gefallen wäre. Nach Mr. Hitchcock ist näm- lich die ganze Aktion Tafts und seines Schildknappen Knox von vornherein eitel Spiegelfechterei gewesen. Der englisch - amerikanische Schiedsvertrag sei ein verschleiertes Bündnis gegen Deutschland! Da Hitchcock eifriger Rooseoeltianer ist, so darf man vorläufig annehmen, daß der Partcihaß gegen Taft aus ihm spricht. Denn wäre seine Behauptung wahr, so hätte der Präsident der Vereinigten Staaten einfach die Verfassung seiner Republik gebrochen, die das Eingehen auswärtiger Bündnisse klipp und klar untersagt. Es läge daneben ein geradezu frevles Spiel mit einer trotz ihrer praktischen Bedenklich keiten immerhin edlen Tendenz vor. Wir wollen also vorläufig dieser Denunziation des amerika- aber hat sich von selbst Geltung verschafft, kraft der Natur der Entscheidung und kraft der deutschen Wesenheit jedes einzelnen. Partiku- laristische Töne hörte inan weniger als bei an deren Wahlen. Das Zentrum, das früher recht parlikularisiische Gruppen umfaßte, ist durch die politische Entwicklung der letzten Jahre mit Wort und — man muß gerechterweije auch wohl sagen: — mit Tat reichsfreundlich geworden. Die konservative Partei und die Reichspartci haben sich nach dem deutschen Süden ausgebrci- tet, die Nationalliberalen und Fortschrittler nach dem Osten. In der Parteienaeschichte gibt cs kaum etwas Erfreulicl)eres als diese Entwick lung. Warum soll es in München nicht Konser vative und in Pommern nicht Liberale geben? Alle Parteien, die ihre Fahnen in Neuland trugen, haben dadurch selbst einen neuen Schwung erhalten. Wer über politische Fähigkeiten verfügt, hat sie verwerten tonnen. Nichts da von verkannten Genies! Das gibt es heutzutage einfach nicht in der,Politik. Wer politischen Willen hat und zu reden vermag, oder, wenn nicht das: wer organisieren, registrieren, kassieren, kuvertieren kann, der hat seinen Platz gefunden. Hier ist wirklich „freie Bahn für den Tüchtigen". Jeder hat den Marschallstab im Tornister. Man kann cs in Wahlzeiten beobachten, wie schnell poli tische Fähigkeit ihren Weg macht. Jede Partei gebraucht Bersammlungsredncr, Unterhändler, Vcrcinsrorsitz nde, Wahlircisl i er, Abgeordnete, und jede Wahl führt der Ocifentlichkeit neue Männer für diese Aufgaben zu. Zweifellos also erfüllt die Wahl in hohem Maße den Zweck, das Volk in den formalen parlamentarischen Künsten zu schulen und die einzelnen zu selbständigem Austreten zu erziehen; wem nur stockend das Wort von den Lippen kam, da er in den Wahl kampf eintrat, ist am Schlüsse ein kleiner De mosthenes. Wenn man vom Parlament redet, muß man von England reden. Keine Unverfrorenheit leben der cngu.cher Minister und auch keine kriegerische Verwicklung wird uns abhalten, das Vorbild, das England der Parlament«.ijchen Selbstbestim mung der Völler gegeben hat, im Gedächtnis zu bewahren. So wendet sich denn der Blick zu Gladstones berühmten Wahlfeldzügen, den be kanntesten der Neuzeit. Damit ist freilich der heurige deutsche Wahlkampf nicht zu vergleichen, aber eine nervenstärkende Frische liegt doch in diesem Messen der Kräfte, bei dem nichts Ver staubtes, nichts Mattes, nicht übertoinmenc Würde, nicht Zopf und Perücke gilt, sondern nur eigenes Können; auch hier heißt es: „auf sich selber steht er da ganz allein." Trotz der großen Anstrengungen, die der Kampf erfordert, wirkt er auf manche wie ein Stahlbad. Der Zwang, die politischen Ideen volkstümlich zu gestalten, und der Wechselverkehr mit der Volks seele .jeden Elastizität und erheben. Das Bild, das wir entwerfen, mag allzu günstig erscheinen. Verleumdung und Lüge auf der einen, Geistesträghcit und Kritiklosigkeit aus der andern, der ausnehmenden Seite spielen doch auch eine Rolle. Zweifellos. Man hört oft genug von Niederträchtigkeiten der Gegner und, welcher Partei man immer angehört, man wird, wenn anderswo man hohe Anforderungen stellt, die Erfahrung machen, daß auch in der eigenen um eines vcrmeintlicl)en Parteivorteils willen von der Linie der Wahrheit und des Anstandes ab gewichen wird. Das sind Klagen, die jeder zu erst in der eigenen Partei vorbringen muß. Aber neben den dunklen Flecken leuchtet doch oft hell der gute deutsche Wahrheits- und Gerechtigkeits sinn. Ueber der Menschen Schlechtigkeit sich zu beschweren, paßt nicht zu Wahlkämpfen. Hier muß jeder bis zu gewissem Grade Optimist sein. Sonst könnte er nicht nach dem Erfolge geizen und es für möglich halten, die Stimmen der Leute für sich zu gewinnen. Noch wollen wir uns diesen Optimismus nicht rauben lassen. Nicht jenen Optimismus, der die Hände in den Schoß legt, sondern denjenigen, der selbst aus einem Fehlschlage keine andre Folgerung zieht als die, daß auf der eigenen seite noch nicht alles zum Besten gestellt ist und daß noch nicht genug Anstrengungen in dem großen Ringen um die Seele des Volkes gemacht sind. Solck-er Op timismus ziemt vor allem zu einer Wahl unter allgemeinem und gleichem Wahlrecht. Bismarck Hal, als er dies Wahlrecht gab, gewußt, daß er die stärkste der volkstümlichen Zauber künste anwandte. Er tat es, um im Innern Einigkeit zu schaffen und das Ausland abzuhal ten, seine Finger in die Pfanne zu stecken, wo das deutsche Omelett gebacken wurde. Noch sind die äußern Verhältnisse ähnlich. Möge das Reichstagswahlrecht sich auch jetzt als ein Ventil der Leidenschaft und trotz allen Gegensätzen der Parteien und trotz aller Verhetzung als ein Sinn bild der Einheit des Reichs erweisen. —I. Oeutillie DahlkSmple. >ie ein großer Borsensaal um die Mittags stunde ist das deutsche Vaterland. Stimmen gewirr, hefiige Gebärden, schrille Riffe, Ge oränge, oyrenbetäubenoer Lärm, so geht es nun schon eine Weile. Wer eine Lunge zum Rufen hat und eine politische Ueberzeugung zum Aus bieten, hat gerufen und Anhänger zu gewinnen gesucht. Aeußere Störungen haben die politische Boeseustunde nicht betroffen. Man hat sich auS- toben tönnen. Zwar hat man ab 'und zu von Schwierigkeiten gehört, die durch Saalentziehung oder durch unerlaubte behördliche Beeinflussung von Beamten bereitet wurden. Weg mit solchen unwürdigen Versuclzen! Glücklicherweise Hal kaum ein Zweifel bestehen können an dem gutem Willen der Zentralbehöroen, das Volksrecht des Wühlens nicht verkümmern zu lassen. Zudem ist das Ge heimnis der Wahl nach Möglichkeit geschützt. Endlich ist das Selbstgefühl der Wählenden und die gesellschaftliche Macht der entgegengesetzten politischen Organisationen so groß, daß sich die Freiheit der Wahl durchsetzt. Man kann sagen, daß sich schwerlich in irgendeinem Lande der Welt eine politische Volkswahl in größerer Freiheit und Gerechtigkeit je vollzogen hat, als die deutsche 'Wahl von lV12, in deren Vorbereitungen wir nun schon so lange stehen. Wie es ein demokrati scheres Wahlrecht, als das deutsche Reichstags wahlrecht nicht gibt, so dürfte schwerlich anderswo das Gejamtniveau von Unbestechlichkeit auf der einen und Verzicht auf illegitime Beeinflussung auf der anderen Seite überschritten werden. Menschliche Unzulänglichkeiten zeigen sich auch in diesem Falle; hie und da versuchen einige Große oder organisierte Viele einen Druck aus zuüben; aber anderswo, auch in Republiken, sind die Bedrückungen-ärger. Es wird manchem altfränkisch erscheinen, sich dieser Freiheit noch besonders zu freuen. „Nur immer weiter, aus den unerträglichen Verhält nissen heraus", so denken die Stürmer und Drän ger, aber es ist wertvoll, auch einmal darauf hinzuweisen, daß, wer die Freiheit liebt, in deut schen Landen mancherlei in fürsorglicher Treue zu erhalten hat, weil wir eben der Freiheit schon ein hohes Maß besitzen. Was wir haben, dürfte mehr sein, als was wir ihm noch hinzu tun können. Die bundesstaatliche Verfassung ist an sich eins Bürgschaft der Freiheit und des Rechts, mehr als die einheitsstaatliche. Tie Ma- schine des Gesamtstaates geht nur, wenn jede Etnrelmaschine in ihrer Funktion geschützt wird. Noch immer liebt es der Deutsche, vom Boden seiner engeren Heimat aus, als festester Grund lage, aus die allgcmeindcutschen Dinge zu schauen. So hat man denn auch in der Wahl zeit als Schlvabe, als Bayer, als Sachse, als Ostprerche, als Pommer, als Westfale und so fort für das Ideal von Deutschland, das man im Herzen trug, gestritten. In der Massenunter redung sind alle deutschen Mundarten wieder durcheinander geklungen. Das Gemeinsame AezugS.PreiS Ar and darch «!«« Trüae« und >S»»dtt»ui» 2m »I <a, lich ra» »a»» aedrowl «Vt m.norU LMRil. olerteNadrt V,« »»in» yiliale» » 41»» nahmeilellen adaedoll »4 VI- «oaatt, LS RIl oienetiahrl. Dar» v,vr «nnervald Deaiichland» and d«, deuNche» ltolonirn »«»rleliadkl AN» RN. monaU. ILUDik «».Ich» 4<»»d,n»Ua,1d fterner in Pela'e», Dänemark de« Donuastoulen. tllalie» Uurrmdai^ Riederlonde Ror» «nei reich Unoain Rotllonb. Schweb»,» 2« alle» üb»««»» kiaol»» »u<ch bu v»>chatt,«»u» o„ »»häullac Da, Ta,»d!aN »nch»i»i 7 mal ta-UL S-na. » i4»i»iias, «»< m»ia»aa. >bonn»m»»t^<<»n»dm» A«d»»»'»»»6» dm «»>»i„ t ia,»<» HM»»»». «öp»bii«»t»U »ad <laaadm«ft«u,a t,wi» Vlidml««» »ad Vn«stta„ra «t»,»l»a»»a»1»,,,4. Ul V4 25 132.58 - 84.25 -.134.56 18 1430 -198.- 19 288.1» '><(288,— ?5 188.58 75 11k.- !b 323.— 18 195.88 75, b»,- - 66,58 -135,— >8 137,75 ' 187,88 183,75 252 - 118,25 291,- 158,58 187,- - 188,- 8 135.— 6 124.25 5 334,58 5 14,58 - 382,- 5 158,9» - 585- - 221,- 188,25 - 393^5 9154.18 -291,— -183,75 - 225,- 5 187,58 -185,18 - 184,- - 583,- - 563,- >173,5» - 399,- ) 258,5» - 505,- -H48,- > 207,- >145.— >157,— >188,75 > 199,1» 16»,- -169,- 189.- 187,25 88,1» 645,- - 7123,25 1S2.5» 112,25 119,25 112,- 304.8» 198.1» ! 274,25 I 72,75 ,224,- Il»8,- 389.75 121,3» 255,25 106. Jahrgang.
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