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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.01.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120122014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912012201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912012201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-01
- Tag 1912-01-22
-
Monat
1912-01
-
Jahr
1912
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Seue 2. llr. 3S. los. Jahrgang. Servisklassen bringen. Und damit würde ein« große Zahl der bei der letzten Neuregelung heroorgetrete- nen Wünsche nachträglich ihre Erfüllung finden. Auf Erkundigung an zuständiger Berliner Stell« können wir Mitteilen, datz vom zuständigen Ausschüsse des Bundesrats die Entscheidung über di« Ein» reihung von Leipzig und Dresden in den Servistarif, ebenso wie di« Hamburgs, noch zurückgestellt worden ist. Kann auch vom Standpunkt derer, die die Einfügung in die höhere Scroisklasse wünschen, es als ein Erfolg be trachtet werden, daß man di« Sache noch einmal er örtern will, so darf doch aus der Hinausschiebung kein Schlusi auf die endgültige Entscheidung gezogen wer den. Niemand kann heute sagen, wie diese ausfallen wird; nur ist anzunchmen, datz bis dahin noch ge raum« Zeit vergehen wird. Flotte oder Seer? In den „Mitteilungen des Deutschen Flotten-Ver- eins" lesen wir: Trotz der englischen Drohungen und Mehrrüstun gen besteht in manchen deutichen Kreisen die Ansicht, Lag die deutsche Kriegsflotte in ihrer jetzigen Stärke genügt, um im Kriegssalle die Flanke des LandtMres zu decken und di« Secstellung des Reiches zu ver teidigen. Eine Blockade der deutichen Küste sei nicht mehr möglich, eine jede feindliche Landung aus geschlossen. Dazu reiche selbst di« ganze «ngliichc Flotte nicht aus. Man möge, ja man müsse neue «chisjsbauten einstellen. Derartige Anschauungen lassen aber wichtige Tat sachen außer acht und sind, da sie die Ausmerksamleit von einem wesentlichen Interesjenpunlte des Ne ches ablenken und die öffentliche Meinung verwirren, ge radezu gefährlich. Vorläujig ist die englische Kriegsflotte noch durch aus imstande, die deutsche Küste zu blockieren und den deutschen Lcehandel, dessen Umsatz in Ern- und Aus fuhr allein für Hamburg und Bremen im Jahre 1904 auf über 6 Milliarden Mark berechnet wurde und heute 8 bis 9 Milliarden Mark ausmachen dürfte, zugrunde zu richten. Im Hinblick auf d>« Minen- und Unterjeebootsgesahr wird die englische Kriegsflotte voraussichtlich eine enge Blockade der deutschen See küste Nicht durchführen können und denkt auch nicht daran. Bon Rosyth, dem wahrscheinlichen Stützpunkt der englischen Blockadelinre, l-egt die deutsche Nord- secküste mehr als 700 Kilometer entfernt. Das Süütor wird von der Themsestellung aus ge schlossen. Für die Schließung des zwölsmal breiteren nördlichen Einganges der Nordsee tritt als H lfsbasis Scapa Flow, die große zwischen den Orkncyrnseln ge legene ichutz- und zugangreiche Reede hinzu. Eine solche Handelsblockade der ganzen Nordsee würde zwar die neutralen Norbseestaaten in den Krieg hineinziehen. Aber England kennt im Kriegsfälle, wie die Geschichte zeigt, keinerlei Rücksichten auf Völkerrecht und Verträge. Es würde auch keinen Augenblick zögern, das Nordjecabkommen von 1908 zu brechen und neutrale dänische oder holländische Küstenplätzi! in seine Operationen hineinzuziehen. Für die deutsche Kriegsflotte kommt es in erster Linie darauf an, die englstche Blockade dadurch un sicher zu machen, daß der englischen Flotte eine, wenn auch nicht ebenbürtige, so doch starke deut che Flotte mit einiger Aussicht auf Erfolg im Kamvf auf hoher See entgegentretcn kann. Die gegenseitige Lage Deutschlands und Englands im Kriegsfall«- bringt es- mit sich, dass Deutschland aus der Verteidigung heraus den Zeitpunkt für einen Angriffsvorstotz zu wählen und dein Gegner vorzuschreiben imstande ist. England dagegen mutz viele Möglichkeiten in Betracht ziehen und auf Durchführung einer vollkommenen Konzen tration seiner Seestrcitkräste verzichten. Darin liegen für den schwächeren Gegner einige Aussichten. Aus den Ereignrsscn des Sommers und Herbstes 1911 hat man ersehen können, datz England berich tigt, im Kriegsfälle ei» Hilssheer von 150 009 Mann aui das Festland zu schaffen. Tatsächlich ist die'es Hilfsheer auf «inen hohen Vereitschaftszustand ge bracht worden. Im Kriegsfall fordert das verbündete Frankreich rasche Hilfe, zumal die deutsche Heeres leitung den Krieg mit raschen Schlägen einzuletten pflegt. Französi'ch«ri«its befürchtet man, die englische Hilfe könne vielleicht gar zu spät kommen, und oibt den Engländern zu verstehen, datz dann ihr Hilssbeer möglicherweise in eine üble Lage geraten und schliess lich vereinzelt angegriffen und aufgerieben werden könnte. Obwohl die Interessen der Engländer und Fran zosen auseinandergehen, so begegnen sie sich doch zu Gmenlerum Segen Asthma unü tjeusieber. Seit den Arbeiten von Pasteur und Robert Koch, die den eigentlichen Gruno zur Mssen,chau b«r Bal- reriotogie gelegt haben, ist bas Verfahren der Le-um- behandlung geschaffen worden und hat immer weitere Kreise gezogen, schon jene beiden grogen Forscher stellten feg, datz man «in Tier durch Impfung mit einem Krankhertsgift allmählich gegen dessen Wir kung abstumpsen unü datz man dann einen ähnlichen Ersolg auch durch Ilcderimpfung des Blutserums dieses Tieres aus andere Lebewesen erzielen könne. Heute umfatzt die Serumbehandlung bereits ern großes Gebiet, das zahlreich« ansteckend« Krankheiten in sich schließt. Die Tiere, aus denen bas Serum zu Impfzweck«n gewonnen wird, sind namentlich Pjerde und ander« Vierfüßler. Es ist zwei französischen Ge lehrten, den Professoren Billard und Maltet, Vor behalten gewesen, auch das Geflügel zu diesem Zweck in den Dienst der Heilkunde zu pressen. Die beiden Forsche» Haden zahlreiche Verbuche mit der Impfung unü mit d«r späteren Benutzung des Serums von Enten angestellt unü wollen mit ihrem Serum na mentlich asthmatische Leiden heilen, darunter auch das berüchtigte Heusicder, an dem zaklre.ch« Mäu lchen jedes Jahr wahre Qualen ausstehen. Pro fessor Dunbar in Hamburg, der in Deutschland das Heuftebcr am eifrigsten und erfolgreichsten studiert hat, ist auch bereits zur Herstellung eures Gegen giftes, des sogenannten Pollanthins, gelangt, das er aus den Pollen von Gräsern zubercitet. In manchen Fällen hat «s sich als segensreich be währt, aber auch viele Enttäuschungen veruriacht. Wahrscheinlich sind eben die Giftstoff« im Blütenstaub verschiedener Pflanzen zu verschieden, als datz ein einziges Gegengift ausreich«n könnte. Die franzö- fischen Forscher haben daher bei ihren Versuchen, die sich über m«hr als 6 Jahre erstreckt haben, dahin ge strebt, von besonders widerstandsfähigen Tieren durch Einspritzung von Llütenstaub vieler Pflanzen ein Heilserum zu erhalten. Zu diesem Zweck wurden Gänk und Enten ausaewählt, denen der Blüten staub in das Bauchfell eingespritzt wurde. Dieser selbst wurde von möglichst vielen Pflanzen gesammelt, die als am meisten schädlich in Rücksicht auf die Erzeugung des Heutteders bekannt sind. Selbstver ständlich mutzt« überhaupt erst erwiesen werden, datz sich bei -en geimpften Tieren eine Skaktion aus das i-rtrnt-er Ta-edlsa. Montag, 22. Januar 1912. Die yeletzgevrrMe Arbeit ües preußischen Lsnülsgs in üer neuen Sektion. Die grötzeren Gesetze, die den prcutzischen Land tag in dieser Session beschäftigen werden, wie die Steucrgesetze, das Wasscrgcsctz, der Entwurf über arbeitsscheue Unterhaltungspflichtige unü der Etat sind dem Landtage bereits bei seiner Eröffnung vor gelegt word«n. Wie wir hören, sind neben den in der Thronrede angckündigtcn Gesetzentwürfen zur Befestigung des deutschen Grundbesitzes in den öst lichen Provinzen und der neuen Eisenbahnkreditoor- lage noch folgende Vorlagen für den Landtag in Aus sicht genommen: Ein Entwurf über die Aufhebungder Gene ra l k o m m i s si o n in Königsberg, imAnschlutz daran Vorschläge über die Neuorganisation von nächst in bezug auf di« Landungsstelle des englischen Hilssheeres. Nicht nach Calais, also auf dem kürzesten Wege, soll es einacschust werden, sondern nach einem aeergneten belgischen Platz, wahrscheinlich Antwerpen, lieber die Zwirnsfäden der belgischen Neutralität wird es nicht stolpern. Bon Belgien aus kann das englische Hilfsheer, so hoffen die Franzosen rascher auf den Kriegsschauplatz gelangen. In Belgien, so sagen sich die Engländer, sind wir ganz am Platze, dort haben wir wichtiger« Interessen für uns zu schützen als in ganz Frankreich. Für das englische Hilssbeer bedeutet der längere Seeweg eine größer« Gefahr. Mit Rücksicht darauf will und kann die englisch« Admiralität di« sichere Beförderung nur dann vervllrtzen, wenn die Sceherr- schaft in der Nordsee unbestritten in englischer Hand ist. Ein bemerkenswerter Aufsatz der Londoner „Ti mes" vom 4. Januar, „Die Seeherrschait, was sie ist und was sic nicht ist", begründet an,chc inend halb amtlich, den Standpunkt der englischen Admiralität. Was schon anderweitig mitg«teilt wurde, wird darin bestätigt: Die Landung des englischen Hilfsheeres in Belgien, wie sic im Herbst 1911 geplant war, mutzte so lange unterbleiben, als die deutsche Flotte noch vorhanden war. Was ergibt sich daraus? Der hohe Wert des blotzen Vorhandenseins einer starken deutschen Kriegs flotte als eines Faktors, mit dem auch der überlegene Feind zunächst bei Truppenverschisfungen rechnet und rechnen mutz. Die deutsche Flotte hat im Herbst 1911 zur Auf rechterhaltung des Friedens auch ohne Schlacht wesentlich bclgetragen. Es ist in diesen Tagen die Fragz, aufgeworfen worden, ob Deutschland nicht zweckmäßiger handelt, wenn es sein Landheer verstärkt und seine Flotten- verm'hrung ausgibt. Nach dem oben Gesagten kann diese Frage nur dahin beantwortet werden, datz unter den heutigen Verhältnissen, unter dem E nflutz von Weltverkehr und Weltpolitik, mit Rücksicht auf die Wichtigkeit des Meeres in Krieg und Frieden, Deutschland neben einem starken Heer auch eine starke Flotte nötig hat. Schon aus allgemeinen politischen Gründen wäre es bedenklich, gegenüber England den Rückzug anzu treten, dessen Verlangen nach Einschränkung der Flottenrüsrungen zu erfüllen, während alle anderen Mächte weiter vorschreiten, und Englands Schieds- richterst^llung und Ueberleqenheit auf absehbare Zeit anzuerkennen. Und vollends verfehlt wäre cs, Eng lands Hilfsheer im Kriegsfälle erst landen zu lasten und dann zu schlagen. Eine Truppenbeförderungsflotte bietet uns breite, günstige Angriffsseiten. S«lbit auf kurzem Seemege ist ihr Schutz außerordentlich schwierig. In dem Vor handensein einer leistungsfähigen deutschen Kriegs flotte findet Deutschland den besten Schutz gegen die Landung eines englischen Hilfsheeres für das ver bündete, vergeltungslustig« Frankreich. Aus diesem Grunde mutz die deutsche Flotte eine gewiße Angriftskrast besitzen und dauernd in hohem Bereitschaftszustandc stehen. Daneben darf freilich das Heer keineswegs vernachlässigt werden, um so weniger als die Notwendigkeit eines Kampfes nach zwei Seiten noch immer im Bereich der Möglichkeit liegt. Deutschland bedarf zu seiner Verteidigung beider Arme, des H"eres und der Flotte. Wer die Aufrechterhaltung des uns so notwen digen Friedens will, mutz daher auch die Mittel »wölben Lixnatwendiq,..sind,.beide auf di« Hob«, ihrer Aufgaben zu bringen. Darum dürfen sie nicht ' in Gcg nsatz zueinander gebracht werden, sondern es mutz beißen: Heer und Flotte! Pollengist zeigt, was sich aber bald als Tatsache herausstelltc. Danach haben Villard und Maltet das Serum ihrer Ente» in mehr als hundert Fällen an Heufiebcrkranlen erprobt und so gute Erfolge erzielt, datz heute bereits ein Laboratorium besteht, wo das Entenserum gegen Asthma und Hcufieber in größerem Matzstabc aewonnen wird. Uebrigens wird versichert, datz die Vögel unter der Behandlung, die drei Monar« bis zur Erzielung hinreichender Immu nität in Anspruch nimmt, nicht besonders leiden. Sie gehen auch nach der Abzapfung von Serum, trotzdem di«s ihnen die Hälfte ihres gesamten Blutes raubt, nicht zugrunde, und man kann sie nach eiwa einem halben Monat von neuem anzapscn. Angeblich finden Asthmatiker und Heufieb-orkranke schnelle Heilung durch ein« Impfung mit Entenscrum, selbst wenn sie bereits viele Jahre unter der Krankheit gelitten hatten. Theater unü Mnlik. Leipzig, 22. Januar. Neues Theater. („Der Bajazzo") Ein Canio, der ganz im Banne des Derismo stand, fascinierte das Publikum. Die schlanle Gestalt zitterte, wand bäumte sich unter dem Eindrücke, den die Entdeckung weiblicher Treulosigkrtt auf dre Seele machte. Die Grenzen der erbarmungslosen Wirklichkeit und der komödienhaften Darstellung laufen ineinanoer, der Held wird znm Leidtragenden. Mit aller Schärfe be leuchtete Herrn Kammersänger Bolz' (Stuttgart) Darstellung Bahn und Wandlung aller jener, betreffs Raums und Zeit so eng zusammengedrängter Mo mente, fast grausig realistisch, aber ohne den Anschein des Undenkbaren oder Unmöglichen auch nur von fern zu erwecken. Der stimmlich ausgezeichnet dispo- nierte Sänger stellte teilweise seine Vortragsweise auf italienische Art ein, deklamierte und sprach mit absolutester Deutlichkeit und brachte das spezifisch Musikalische wie Charakteristische Ls"ncavvu>-wer Kunst gleichmäßig zu denklich größter Wirkung. Dem Sänger und Schauspieler demnächst als Herodes in Richard Strautz' „Salome" wieder zu begegnen, wird von nicht geringem Intereste sein. L. 8. Leipziger Schaaspielha»«. ( Eine Frau ohne Be deutung".) Die alltägliche Geschichte einer Verfüh rung. Auch alltäglich leider insofern, als „sie" ihr Leben zerstört sieht, „er" hingegen frei ausgeht und obendrein noch vom Glanze seiner Lordschaft be schienen wird. Oscar Wild« läßt die Fabel durchaus Generalkommistionen, eine Novelle zur Abände rung des preußischen Beamtendisztpli- nargesetzes durch Wiederaufnahme des Verfah rens, ein Entwurf über die Verhältnisse bet privaten Bergwerksbesitzern, das Fische- reigesetz, eine Vorlage über di« Regulierung der Oder, das Wegereinigungsgesetz, ein Entwurf über die Bewilligung von weite ren Mitteln zur Wohnungsfürsorge für gering besoldete Staatsbeamte, ein Entwurf über die Verpflichtung zum Besuch ländlicher Fortbildungsschulen in Brandenburg, Pom mern, Sachsen usw.; voraussichtlich wird auch das Schleppmonopolgesetz dem Landtage noch in diesem Frühjahr unterbreitet werden. Unwahrschein lich ist noch, ob bereits Teile der neuen Verwal- tungsreform dem Landtage zur Beschlußfassung zugehen werden. Eine Vorlage zur Abänderung des preußischen Kommunalabgabengesetzcs befindet sich in Vorbereitung, wird dem Landtage aber vorläufig nicht zugehen. O Der Entwurf über die Verpflichtung der Sparkasten, einen Teil ihrer Bestände in Staatvpapieren anzu legen, dürfte voraussichtlich noch im Laufe dieser Tage dem Landtag« zugehen. Die Vorarbeiten zu diesem Ent wurf sind im wesentlichen abgeschlossen. Der Zweck des Entwurfes bst, die Sparkasten zu veranlassen, «inen grötzeren Teil ihrer Bestände in Staatspapieren anzulegen im Interesse der Liquidität der Spar kassen. Es ist beobachtet worden, datz Sparkassen, um den Wettbewerb mit anderen Sparkasten auszu halten, möglichst hohe Zinsen zahlen wollten und des halb fllnfprozentige Hypothekenbriefe ankauften, ohne über die Zuverlässigkeit Lieser Wertpapiere genau informiert zu sein. Errichtung einer geologischen Zentral» stelle kür üie Schutzyelueie. Wie wir hören, wird am 1. April d. I. eine Zentralstelle für die gesamten geologischen Unter suchungen für die Schutzgebiete errichtet werden, die der geologischen Landesanstalt in Berlin ungegliedert werden soll. Voraussichtlich wird ein Landesgeologe zum Vorstand der Zentralstelle ernannt werden, der das gesamte Material an Erzvorkommen, Gestein untersuchungen usw. direkt von den Gouvernements zugesandt werden soll, um die Anfertigung von Analysen und Gutachten einheitlich zu übernehmen. Eine weitere Aufgabe würde der neuen Zentralstelle durch den Ausbau des zu der Landes anstalt gehörigen Kolonialmuseums erwachsen, das bisher nur klein und unbedeutend ist und der Erweiterung bedarf. Di« Errichtung dieser Zentralstelle deutet darauf hin, datz man in unserer Kolonialverwaltung dem Bergbau in unseren Schutzgebieten eine zunehmende Bedeutung beim itzt. In Südroestafrika steht auf diesem Gebiet naturgemätz an erster Stell« der Diamantenabbau. Daneben wird der Kupferbau von der Otaoi-Minengesellschaft betrieben. Gold ist in den Chuosbergen gefunden worden, während Eisen erze an vielen Orten im Schutzgebiet festgestellt sind. Die Schürfarbeiten auf Kohle haben bis jetzt zu einem nennenswerten Ergebnis noch nicht geführt. Zinn findet sich im Erongogebirge, Asbest in der Näh« von , Karibik und Marmor an der Bahnstrecke von Swakop- mund nach Karivib. In Ostafrkka zeigt das Berg wesen ein- langsame, aber stetige Entwicklung. In nennenswertem Umfang wird der Abbau von Gold und Glimmer betrieben. In Kamerun ist zwar Braunkohle, Glimmer, Schiefer und Marmor fest gestellt, doch erscheint es noch zweifelhaft, ob eine Ausbeute lohnen würde. In Togo ist das Vor kommen von Chromeisenstein festgestellt: außerdem wird ein bedeutendes Kalklagcr von Tokoli seit zwei Jahren ausgebeutet. Weitere Mrüeruny ües mewl chen Sanümerks. Wie wir hören, finden gegenwärtig bei allen Handwerkskammern Beratungen über die Hebung üer Stellung des weiblichen Handwerks statt, zu welchem Zweck die maßgebenden Frauenvcreinigungen, die das weibliche Handwerk aufzuwrisen hat, hinzu gezogen sind. Es handelt sich um die Aufstellung bestimmte: Grundsätze für das Lehr ling swesen im weiblichen Handwerk und ferner um die Bildung von Prüfungsaus schüssen für die Gesellenprüfung und von Prü- hinter dem Persönlichen zurücktretcn. Szenen, Akte hindurch geht das Wortgcplän'el eines Dialogs, der sich in Thesen und Antithesen, bitteren, an das eng lische Publikum gerichteten Wahrheiten, Paradoxen oft gewagtester uns Eeistreicheleien auch recht billiger Art gefällt. Der Zuschauer wundert sich ües öfteren, datz der Autor sich ab und zu auf den Fortschritt der Handlung überhaupt zurückbesinnt. Aus üer Magda lena wird «ine Märtyrerin, und ihr Schicksal ist ohnehin so bewegend, daß es Wildes basenhafter Sentimentalität im Schlußakte keinesfalls bedurfte. Sie ist ja sowieso wenig glaubhaft, da alles andere von der Schärfe des Verstandes durchleuchtet ist und ein« wahre Empfindung beinahe niemals in voller Reinheit und Unmittelbarkeit hervortritt. Lothar Mehnert gab dem Illingworth die verlangte scharfe Ironie, nahm abwechselnd die Maske Les Lieb habers, Mephisto und Dompteurs vor und verstärkte noch um ein Erkleckliches manchen von Wilde be liebten Bluff. Der Künstler weiß sich ebenso zu in szenieren als die Szene selbst zu beherrschen. Dieser Lord gehört zu den Abgebrannten Les Lebens: ein kompletter Lump im Frack, scheint er alles, was er im Grunde nicht ist, dank frecher Suad« und genauer Kenntnis und Berechnung der menschlichen Schwäche. Fr. Christopherscn verlieh der Mrs. Arbuthnot einen Zug von unnahbarer Herbheit und verhaltener Größe, fand andernteils auch die Töne unendlich tiefer Mutterliebe, die nicht aufhört, um den Besitz des Sohnes zu kämpfen. Letzteren gab O. Groß mit sympathisch berührender Frische und Unbefangenheit; ein wackerer Junge, der schließlich doch Len rechten Weg und noch dazu eine reiche, durch M. Thoma» anmutig verkörperte Braut zu finden weiß. Alle anderen Personen sind nur Gesellschaftstypen: so di« elegante, aber recht harmlose Lady Hunstanton A. Cramers, Adele Hübsch» eiferfüchtelnd« Lady Pontefract, deren schweigsamer und fügsamer Gatte B. Wildenhains und der den Kanzelton nie verleugnende Theolog R. BalquLs. Sybil Dane zeigte als Salondam« und verführungslustige Lady nicht genug Tharm und Distinktion. Alle diese Gestalten sind nur Instrumente, Geist, Witz und Satire de» Autor» zu vermitteln, kaum mehr al» Grammophone, die al, Puppen in di« Szene gestellt sind. Die sehr geschmackvoll ausgestattete Vorstellung fand starken Beifall. «. a. Zweite Kammermusik des Sevcik-Quartettv. Der Abend gehörte zu den wenigen, die allen Besuchern da, Gefühl vollster Befriedigung mit noch Haus« funaskommissionen für die Meisterprüfung. Diel« Prüfungsausschüsse sollen durch Hinzuziehung weio- licher Mitglieder eine Erweiterung erfahren. Die be. stehenden Mißstände sollen nach Möglichkeit aus geglichen werden. Die Handhabung der gesetzlichen Bestimmungen- der Handwerker weicht nämlich gegenüber den weib lichen Gewerbetreibenden vielfach voneinander ab. Die Gewerbeordnung macht, abgesehen von den Arbeiterschutzbestimmungcn für Frauen, hinsichtlich der Ausübung de» Gewerbebetriebes keinen Unter schied zwischen männlichen und weiblichen Gewerbe treibenden. Infolgedessen finden auch die Vorschriften der Gewerbeordnung über das Lehrlingswesen, über die Ablegung der Gesellen- und Meisterprüfungen und über die Befugnisse zur Lehrlingshaltung gleich mäßig Anwendung. Hinsichtlich der Zulassung der Frauen zu den Gesellen- und Meister prüfungen erscheint es daher angebracht, datz die Bestimmungen über Ausbildung und Anleitung von Lehrlingen sowie über Ablegung der Meister- und Gesellenprüfungen für weibliche Personen gebührend« Beachtung finden, was bisher nicht geschehen ist. Es liegt deshalb in der Absicht der Regierung, daß die Frauen während einer gewißen Uebergangs- zeit zu den Prüfungen auch dann zugelassen werden, wenn sie die oorgeschrieb«ne Lehr- und Gesellenzeit und die Ablegung der Gesellenprüfung nicht nachzu weisen vermögen. Ebenso soll weiblichen Gewerbe treibenden. die aus besonderen Gründen die Meister prüfung nicht abgelegt haben, die Befugnis zur An leitung von Lehrlingen verliehen werken. In den einzelnen Fällen haben die Behörden darüber zu entscheiden. BerulsgenollenschLsten unü Invsttüenu?rvcherurig. Dem neuen Reichstage werden, wie die „B. P. N." melden, gleich nach seinem Zusammentritt die vom Neichsoersicherungsamt fcrtigaestcNten Nachweisungen der Rechnungsergebnisse der Berufs genossenschaften und der Invaliden- Versicherungsanstalten für 1910 zugehen. Die Entschädigungsbeträge, die die Unfallverletzten erhalten haben, haben danach die Summe von 163.3 Millionen Mark oder 2 Millionen Mark mehr als im Jahre 1909 betragen. Während in den ersten Jahren nach der Einführung der Unfallversicherung kie Entschädigungen sich von Jahr zu Jahr um vier Millionen Mark steigerten, dann der jährliche Zu wachs sich auf 6, 7 und 8 Millionen Mark stellte, ja. kurz nach der Einführung der Novelle von-1900 auf 12 Millionen Mark stieg, um danach wieder auf ,» 9 Millionen Mark zu fallen, ist in den letzten Jahren eine beträchtliche Minderung in den Steigerungs sätzen zu beobachten gewesen. Don 1907 auf 1908 be trug die Steigerung nahezu 7 Millionen, von 1908 auf 1909 nur noch 4 Millionen, von 1909 auf 1910 ist sie auf 2 Millionen gesunken. Es diirftq, hierin ein Anzeichen für ein nicht mehr allzu langes Ausbleiben des Beharrungszustandes zu erblicken sein. Den Verletzten und ihren Hinterbliebenen sind an jedem Tage im Berichtsjahre 450 000 zugute ge kommen. Die Zahl der neuen entschädigungs pflichtigen Unfälle belief sich auf 132 064 gegen 139 070. Es ist hier also wieder eine Verringe rung der Unfallzahl festzustellen gewesen. An der Abnahme sind hauptsächlich die landwirtschaft lichen. weniger die gewerblichen Berufsgenossen schaften beteiligt. Als Gesamtausgaben sind von allen Berufsgenossenschaften für 1910 rund 204,5 Mil lionen Mark nachgewiesen. In die Reservefonds sind 21,6 Millionen Mark eingelegt. Der Bestand der be rufsgenossenschaftlichen Reservefonds stellte sich Ende 1910 auf 305,9 Millionen Mark, zu denen noch nahezu 13 Millionen Mark rückständige Einlagen kommen. Die Inoalidenversicherungsanstalten hatten im Jahre 1910 eine Beitragseinnahm« von 180,6 Mil lionen Mark, die Kasseneinricbtungen von 16,7 Mil lionen Mark, so datz sich die Ee s a m t e i n n a h m e aus Beiträgen auf 197,3 Millionen Mark belief. Zu Lasten sämtlicher Versicherungsträger wurden an reichsqesetzlichen Entschädigungen 120,9 Millionen Mark, und zwar 111.5 Millionen Mark an Renten und 9,4 Millionen Mark Beitraaserstattungen ge zahlt. Der Zuschuß des Reiches betrug 52,5 Millionen Mark. Die Gesamteinnahmen sämt licher Versicherunasträger stellten sich im Berichts jahre auf 254,4 Millionen Mark, ihre Ausgaben auf 166.4 Millionen Mark, ihr Vermögenszuwachs also auf 88 Millionen Mark. Am Schluffe des Jahres 1910 belief sich Las Vermögen der Versicherunasträger auf 1662,2 Millionen Mark, wozu noch mir Buchwert der Inventarien mit 6,7 Millionen Mark tritt. geben. Nicht allzu oft haben wir mit Kammermusik doch reichlich bedachten Leipziger Gelegenheit, eine so zusammengespielte, mit allen Vorzügen technischen Könnens ausgestattete, künstlerisch hochstehende Ver einigung zu hören. Datz alles bis aufs letzte Sechzehntel äußerlich klappt«, will bei so glänzenden Spielern nicht viel besagen, wohl aber bestach sofort die ganz vollendete Art des Vortrags. Tempera mentvoll bis in die Fingerspitzen, frei und großzügig in Tempo und Rhythmus, oeriet koch alles wie aus einem (Süsse, tonschön und klar gegliedert. Es war erstaunlich, welche Effekte die Herren Lhotsky, Prochazka, Morcvec und Zelenka aus ihren Instrumenten herauszuhol«n wußten. Be sonders bestechend wirkte ihr Piano. Neben Mozarts B-Dur-Quartett (Iagdquartett) und Brahms' Kla vierquintett F-Didll, Opus 34, stand ein D-Moll- Quartett, Opus 7, von Sergei TanSjew auf dem Pro gramm, eine interessante Arbeit, die sich zwar stellen weise, so besonders am Anfang«, sehr orchestermätzig gibt, bald aber in einem Thema mit Variationen Töne findet, die das Innerste packen. Dabei kümmert sich der Komponist herzlich wenig um die überlieferte Form, musiziert mit gesundem Empfinden, geschickt steigernd und brillant kontrapunktierend, und wahrt allerorts eine gleichschwebende Grundstimmung. Gleich dem folgenden Brahms kam's nirgends zu rechter Lebensfreude, ein Weh lastet auf dem Ganzen und findet in der Rückkehr zum Anfangsmotive deutlich Ausdruck. Als die glänzendste Virtuosenleistung des Abends sei das Presto des zweiten Teiles erwähnt. Brahms geriet hi« und da etwas trocken, so im An dante. Am Flügel saß Herr ConstantinIgum- now „ ein technisch s«hr sicherer, gewandter Kammer- musikspieler. Datz Mozart bei so idealer Tongebung, so fein ziselierter Thematik «inen großen Erfolg «in. bringen würde, war oorauszusehen, und nach dem Adagio besonder» wollte der Beifall kein End nehmen. ^rno kiltrin«. * * Di« schöne Helena in der Inszenierung Pro fessor Max Reinhardts mit der Gesamtausstattung Kes Münchner Künstler-Theaters im Alten Theater be gebt morgen Dienstag da» Jubiläum der 25. Auf führung. * Das tapfer« Schneiderlein, das diesjährige Weihnachtsmärchen des Stadttheaters, wird kommen den Sonntag (im Alten Theater) zum letzten Male aufgeführt.
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