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Ms Leipzig unü Lmgegeuü. Leipzig, 24. Januar. Wetterbericht der Könial. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Vorhersage für den 25. Januar. Südostwinde, heiter, etwas kälter, vorwiegend trocken. * Familiennachrichten. Verlobt Fräulein Clara Schaar, Leipzig, mit Herrn Caesar Meyer, Hamburg! Fräulein Gertrud Günther. Leipzig, m,t Herrn Hein rich Sternick, Altenburg. — Geboren ern Mädchen Herrn Dr. med. F. Georgi und Frau geb. Müller, Leipzig-V., Herrn Ernst Härtung und Frau geb. Becker, Leutzsch. — Gestorben Herr Justizrat Wil helm Kretzschmar, Rechtsanwalt, Großenhain; Herr Konditoreibesitzer Theodor Flöther. Schleußig, Kön- neritzstraße 3, Einäscherung Donnerstag mittag 1 Uhr von der Kapelle des Südiriedhofes aus; Fräulein Marie Friedländer. 67 Jahre alt, Leipzig; Herr Fabrikbesitzer Bernhard Hermann Zehl, 60 Jahre alt, Leisnig; Frau Marie W. Wunderlich geb. Keller, im 53. Jahre. Gundors; Herr Heinrich Emil Marhold, Lindenau, Roßmarktstraße 35. Beerdigung Freitag mittag ' 2 Uhr vom Trauerhause aus; Frau Emilie Bertha Stuhr geb. Lochmann, 59 Jahre alt, Leipzig, Kaiser-Wilhelm-Straße 15. Einäscherung Freitag nachmittag ' .3 Uhr, Südsriedhof; der frühere Gast wirt Herr Wilhelm Bernhardt, an seinem 70. Ge burtstage, in Gautzsch, Beerdigung Freitag mittag 1 Uhr daselbst vom Trauerhause, Kirchstraße. * Für Treue in der Arbeit. Das Königliche Ministerium des Innern hat dem Maurerpolier Friedrich Hermann Bernhardt in Liebertwolk witz. der über 30 Jahre beim Baumeister Karl Ebner in Liebertwolkwitz beschäftigt ist, das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen, ferner dem Malermeister Gustav Heinrich Spengler in Leutzsch, der über 30 Jahre in der Pianomechanikcn- fabnk von H. F. Flemming in Leutzsch beschäftigt ist, und dem Notenstecher Karl Anton Rös; ger in Paunsdorf, der über 30 Jahre bei der Firma Breit kopf <L Härtel in Leipzig beschäftigt ist. Die Aus zeichnungen wurden den Dekorierten durch Herrn Amtsbauptmann von Nostitz-Wallwitz ausgehändigt. * Lehrer und Bodenreform. Der Bezirlslehrer verein Leipzig-Land hat in seiner letzten Vereins versammlung nach einem Vortrage über „Lehrer und Bodenreform" von Herrn Kupky - Schönefeld den einstimmigen Beschluß gefaßt, dem Bunde der Bodenreformer als körperschaftliches Mit glied beizutreten. Er ist damit dein Leipziger Lehrerverein gefolgt, der diesen Beschluß am Ende des vergangenen Jahres vollzog. In dem Vortrage führte Herr Kupky aus, daß trotz der un geheuren Zunahme des Volksvermögens Tausende deutscher Familien kaum die nötigsten Unter haltungsmittel besitzen. Die Wohnungsnot in den Großstädten zeigt das zur Genüge. Die hohen Mietpreise haben ihren Grund in den außerordentlich gestiegenen Bodenwerten. Eine Aenderung des gegenwärtigen Wohnungs elendes wird nur dann eintreten, wenn der unver diente Wertzuwachs der Grundrente der Allge meinheit in reicherem Maße als bisher zukommt. Denn die Allgemeinheit ist es, die durch ihr Wachs tum und ihre Tüchtigkeit die Wertsteigerung des Bodens hervorruft. Die Wohnungsnot ist eine dauernde Bedrohung der Erziehungstätigkcit der Schule. Solange die Kinder in überfüllten Räumen wohnen und schlafen müssen, ist alle Schul hygiene zwecklos In Berlin z. B. schläft von den Gemeindeschülern nur der dritte Teil im eignen Bett allein, fast zwei Drittel schlafen zu zweien, bei nahe 5 Proz. zu dreien und vieren. 2m Zusammen hänge mit den schlechten Wohnverhältnissen stehl der häufige Wohnungswechsel. Es tritt die Erschei nung ein, die man treffend als das „Zugvogel- tum" der Kinder bezeichnet. Es ist nicht selten, daß in unseren Vororten Kinder des zweiten Schul jahres schon die vierte Schule besuchen. Ein ganz geringer Prozentlatz der Kinder wohnt beim Schul eintritt noch im Geburtshause. Das Vaterhaus ist für viele nur ein trockener Begriff. Wer aber kein Vaterhaus besitzt, der hat auch keine rechte Heimat. Wer aber die Heimat, das Land, das ihn umgibt, das er sieht, nicht liebt, wie tann der sein Vater land lieben, das er nicht mit eigenen Augen schaut! Doch nicht nur als Wohnplatz, auch als Spielplatz ist das Land unserer Kinder gefährdet. Wie für die Anlage von Spielplätzen, so macht sich auch beim Bau von Schulen die Bodennot geltend. Der moderne Schulbetrieb aberstellt erhöhte Anforderungen an den Raum durch Errichtung von Werlunterrichts- räumen, Anlage von Schulgärten und Jugendspiel plätzen. Die Schule und andere Kuliurzwecke werden von Staat und Gemeinde erst dann machtvoll ge fördert werden können, wenn ein neues Baden de s i tz recht der Lolksgemeinschait erhöhten Anteil an der wachsenden Grundrente sichert. Die Unter stützung der Bodenreformbcwegung liegt also durch aus im Interesse von Schule und Lehrer. * Verjteigernng moderner Gemälde in Leipzig. Die Ausstellung der am 29. Januar in der Kunst halle P. H. Beyer <k Sohn, Leipzig. Schulstraße 8, zur Versteigerung gelangenden Sammlung moderner Gemälde (vorwiegend bedeutender Münchner Maler) findet am 26. und 27. Januar von 9-7 Uhr, am 28. Januar von 11-3 Uhr statt. Der Katalog der Sammlung steht Interessenten unberechnet zu Diensten. Ein soeben erschienener Nachtrag dazu bringt einige interessante Beiträge von Hodler, Max Klinger und Carl Heyn. * Der Arbeitsausschuß nationaler Arbeiter- undEe hilfenorganisationen zu Leipzig schreibt uns: Im Laufe der letzten Zeit ist ein „Verband nationaler Arbeitervereine" mehrfach genannt worden. Es ist unter diesen Vereinen auch ein Angebot von Flugschriften an eine Reihe hiesiger größeren Firmen ergangen. Infolge mehrfach an uns ergangener An fragen erklären wir hierdurch, daß das Angebot der Flugschriften nicht von uns ausgegangen ist, wir haben mit der Angelegenheit nichts zu tun. Unsers Wissens existiert aber auch ein „Verband nationaler Ar beitervereine" hier in Leipzig nicht und ist dieser Name vermutlich nur als Deckadresse verwendet worden. * Heldenmütige Retter. Aui dem Eise des Elster Saale-Kanals ist am Dienstag der 9jährige Knabe Boost eingebrochen, von zwei größeren Knaben aber aus dem Wasser gezogen und ge rettet worden. * Soldatenheim. Herr Hauptmann Beyer vom 106. Regiment hielt am vergangenen Sonntag im von Soldaten vollbesetzten Heim einen sehr inter essanten Vortrag über „Land und Leute in Japan" auf Grund seiner während eines längeren Aufent haltes daselbst gemachten Erfahrungen. Der sehr geschützte Redner verstand es vorzüglich, alle An wesenden an der Hand von schönen, meist selbst auf genommenen Lichtbildern im Geiste mit nach Japan zu führen und mit den Eigentümlichkeiten dieses Jnselvolkes vertraut zu machen. Herr Divisions pfarrer Dr. Wolf als Leiter des Abends begrüßte zu Beginn alle Anwesenden, im besonderen Herrn Hauptmann Beyer und dankte am Ende des Vor trages dem geschätzten Redner. Die Konzertmusik wurde von einigen Trompetern des Trainbataillons freundlichst bestritten. I>. Beschlagnahmte und verbotene Druckschriften. Von deutschen Gerichten sind im letzten Viertel jahr 1911 in 129 Fällen Druckschriften verschiedener Art. wie Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Flugblätter, Ansichtskarten, Photographien usw. ihres ungesetz lichen Inhaltes wegen beschlagnahmt worden. ». Berkehrsverein Leipzig. Für den Dienstag abend hatte der Verkehrsverein Leipzig seine Mit glieder und Gäste zu einem Vortrage in» Saale der Alten Handelsbörse eingeladen. Herr Lehrer Reis Hauer sprach über „Streifzüge durch Leipzigs Um gebung im Wechsel der Jahreszeiten". Unsere Heimat, so führte der Redner aus, verdient nicht den Vorwurf der Eintönigkeit, der ihr leider öfter gemacht wird, sondern sie bietet eine Fülle von abwechselungs reichen Bildern, ja sie bat vor dem Hochgebirge den Zauber der landschaftlichen Stimmung voraus. An einer großen Reihe von farbigen Lichtbildern, auf jahrelangen Wanderungen von ihm aufgenommen, erbrachte der Redner dafür den Beweis. Er führte im Bilde den herrlichen Zauber der Winterland schaft der Lößniger Gegend, von Motiven an der Pleiße, Parthe und Harth vor Augen. Die Früh lingslandschaften boten neben der Natur schönheit manche Gelegenheit, der Boden- und Volksgeschichte unserer Heimat zu gedenke». So zeigte unter den herrlichen Flußlandschaiten das Ueberschwemmungsbild der Elster, welches Ver kehrshindernis die „Aue" zu allen Zeiten gewesen in und warum es nur eine flutsichere Heerstraße zwischen Leipzig und Halle geben kann. Eine Szenerie an der Rietzschke erinnerte an vergangene Tage, da dieses Flüßlein Mühlen trieb und so fischreich war. daß der Rat der Stadt Leipzig einen Fischzoll von seinen Angrenzern erheben konnte, i'.-mgi pu^nti! Von Krieg und Völkerzwist erzählte das Bild des strategisch angelegten Wehrkirchlcins vonPanitzsch bei Taucha, das des „Rundlings" ZuckelHaus en mit seinem ursprünglich einzigen Zuaange, der nachts versperrt wurde. Und wie die Mühle Tbekla- Plösen die fränkisch-thüringische Bauweise studieren ließ, so das Dorfbild Zuckelhausens das Zusammen treffen der sorbischen und deutschen, die durch den Rundling gezwungen wurde, konische Gehöfte anzulegen. In bunter Folge erschienen an der weißen Wand Spätsommer-, Herbst- und Nauhreif- bilder, unter denen manches sich befindet, das auch auf hohen künstlerischen Wert Anspruch erheben darf. Sicher hat Herr Reishauer, der um die Er schließung heimatlicher Schönheit, Boden- und Be völkerungsgeschichte verdiente Forscher, seinen im Schlußwort ausgesprochenen Wunsch erreicht, und zu den alten Freunden der Heimat neue gewonnen. Der lebhaft gespendete Beifall hat es ihm bezeigt. * Nächtlicher Ueberfall. In der Nacht vom 15. Januar früh gegen ' .2 Uhr ist in der Dresdner Straße in der Nähe des Straßenbahndepots ein junger Mann ohne allen Grund von mehreren un bekannten jungen Bursckzen geschlagen und derart ver letzt worden, daß er sich in ärztliche Behandlung hat begeben müssen. Von den Rohlingen ist nur bekannt, daß es Burschen im Alter von 18—23 Jahren gewesen sind, die annehmbar in einem der östlichen Vororte wohnen, denn nach dieser Richtung haben sie später die Flucht ergriffen. Sachdienliche Mitteilungen, die zur Ermittlung der Täter führen können, wolle man der Kriminalabteilung zu Kr. V. B. 265 machen. * Zeugen gesucht. Am 2V. Januar vormittags in der achten Stunde kam es beinahe in der Könneritz straße am Eisenbahnübergang zu einem Zusammen stoß zwischen einem Straßenbahnwagen und einem Güterzug, der leicht schlimme Folgen haben konnte. Zur Aufklärung des Sachverhaltes wäre es erwünscht, weirn sich Augenzeugen bei der Polizei melden würden. * Ein reuiger Sünder. Ein :U Jahr«, alter Hand lungsgehilse aus Braunschweig meldete sich freiwillig bei der Kriminalpolizei. Er ist diejenige Person, die im April 1911 in der Westvorstadt ein Sittlichkeits vergehen verübte und dann unter Zurücklassung seines Fahrrades die Flucht ergriff. Der reuige Sünder will sich seit dieser Zeit in England aufgehalten haben. * Unhold. Ein Unbekannter lockte in der Rat- hausstraße ein Schulmädchen in ein Grundstück und verging sich in strafbarer Weise an dem Kind. Der Unhold war von mittlerer Größe, hatte schwarzen Schnurrbart und war bekleidet mit schwarzem Ueber- ,zieher und schwarzem steifen Hut. * In Haft käme» ein ii> Jahre alter Kaufmann aus Görlitz, der sich bereits seit l Jahren in Deutsch land unter falschem Rainen aufhält. Er wird seit dieser Zeit wegen Betrugs und schwerer Urkunden fälschung von der Staatsanwaltschaft in Karlsruhe sleckbrieilich verfolgt. Er hatte gefälschte Ausweis papiere in seiner Verwahrung; ein erst kurz vorher aus dem Gefängnis entlaßener "3 Jahre alter Tisch ler ans Blankenburg, der verdächtig ist, in hiesiger Stadt einen Ueberzieher gestohlen zu Haven; ein i;7jähriger pensionierter Bahnwärter aus Roßla, der sich an schulpflichtigen Kindern in strafbarer Weise verging; ein 3 Jahre alter Arbeiter ans Landsbcrg. der in der Wtenvorftadt durch sein schamloses Gebaren öffentliches Aergernis erregte. zrp. Feucrbericht. In einer Tischlerei in der Lützener Straße 93 9.', entstand Dienstag abend 7 Uhr ein geringfügiges Schadenfeuer, das durch die West, Feuerwache beseitigt wurde. — 7 Minuten später mußte die Süd Feuerwache nach dem Grundstück Elisenstraße 60 ausrücken. Dort hatte ein Ajchen- grubenbrand die Veranlassung zur Feuermeldung ge geben. Die Wehr löschte diesen bald. * Diebstähle. Aus dem Warteraum einer Klinik wurde ein dunkelblauer Winterüberzieher mit hell grauen Flecken durchzogen, mit schwarzem Futter, ge stöhlen; in den Taschen befanden sich mehrere Fahr karten der Staatsbahn Leipzig-Connewitz; von einer Haustür in der Schulstraße wurde der aus Messing bestehende Drücker und ein großer ziselierter Knopi adgeschraubt und gestohlen. * Selbstmord. In einem Gastzimmer eines Gast ¬ hauses der inneren Stadt wurde am Dienstag ein Architekt Matthias E. aus Wilmersdorf bei Berlin erschossen aufgcfunden. Ter Gründ der Tat ist unbekannt. * Leutzsch. Durch Selbstentzündung öliger Putz- wolle war in einem Arbeitsranm der Bogenlampen- sabrit von Nörting L Matlnesen Feuer entstanden, das von dein selbsttätigen Feuermelder angezeigt wnrde. Ter Kaufmann unterdrückte mit einigen Leuten den Brand. Tie sofort erschienene Feuer wehr von Leupsch konnte, ohne in Tätigkeit getreten zu sein, wieder abrücken. * Taucha. Am Dienstag feierte einer der ältesten Einwohner. Beutlermeistcr Gustav Laue, sein fünfzigjähriges Bürgerjubiläum. Bürger meister Dreßner und Stadtverordnetenvorsteher Porzig überreichten ihm den Jubelbürgerschein. — Die Einwohnerzahl bezifferte sich nm 31. Dezember vorigen Jahres auf 5708. Sus Sachsen. Dresden, 24. Januar. * Hofnachrichten. Ter König empfing heute mit. tag in Gegenwart des Ministers des Auswärtigen, Grafen Vitzthum von Eckstädt, den persischen Ge sandten Hovhannes-Khan zur Entgegennahme seines Beglaubigungsschreibens. Anschließend fand könig liche Frühstückstasel statt, an der der persische Gesandte. Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt, sowie Geheimer Legationsrat von Stieglitz teilnahmen. Hovhannes gehört bereits über 10 Jahre der am hiesigen Hofe beglaubigte» persischen Gesandtschaft in Berlin an und war bereits aus verschiedenen An lässen in Dresden. — Heute abend findet im König!. Residenzschlosse der erste diesjährige Kammerball statt. Wir ersuchen, die Rätjellösungen auf einer Po > karte einzuschicken. Wird ein Briefumschlag verwendet, so ist er äußerlich als „Rätsellösung" zu kennzeichnen. Quittung ist bei der Abholung des Gewinnes vorzuzeigen. Für die kleine Welt Sammelmappen zum Ausbewahren eventuell auch als Einbanddecke für die Wochenbeilage „Ter Kinder- freund", ä Stück 25 (nach auswärts Porto extra; sind zu haben in der Haupt-Expedition dieses Blattes Johannisgasse 8.