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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.04.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120410020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912041002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912041002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-04
- Tag 1912-04-10
-
Monat
1912-04
-
Jahr
1912
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mit d«r Lrchirsvag« gu !b«sch»ftig«n. E, wurde fest gestellt, daß sämtliche Druoen den Bergarbeitern eine zwischen 8 di» 8 Prozent schwankeride Lobn- erhöhung bewtMgt haben. Durch di« allaenwme Teuerung d«r L«benemittel rechtfertig« sich ater «in« Lohnerhöhung von IS Prozent. Es sollen deshalb die Bemühungen zur Erlangung «iner solchen fort- gesetzt werden. J-de Strettmöglichkeit wurde jedoch dabei in Abrede gestellt; im Gegenteil, di« belgischen Bergleute, die in der vorigen Woche streikten, weil ihnen die zugcsaigt« Lohnerhöhung zu gering erschien, wurden wegen ihrer Disziplinlosigkeit getadelt. Der Krieg um Tripolis. Tie letzten Scharmützel bei Tobruk, über die wir bereite in unserer heutigen Morgennuinmer bcrict>. tcten, geben den italienischen und türkischen De- pescpenbureauS willkommene Gelegenl»eit, von „Ziegen" zu berichten. Für diese» Bemühen, das nach den bisherigen Erfahrungen mit der Bericht erstattung im teipvlitanischen Kriege nicht mehr über- rcischt, ist nachstehende Depesche charakteristisch: Rom, 10. April. (Tel ) Die „Agenzia Ste. faui" meldet au» Konstantinopel: Das Kriegsministerium veröffentlicht Telegramme, in denen behauptet wird, daß eS sich bei den kleineren Gefechten am 31. März und 1. vtpril um tür- kischeStege handelt. ES wird ferner behauptet, daß die Türken am 4. April die italienischen Laufgräben um Tobruk besetzt hätten und dabei fünfzig Italiener töteten. Diese Nach richten entbehren jeder Begründung. Nm 30. März und 1. April fanden um Tobruk tat sächlich Kämpfe statt, wobei die Italiener bei dem ersten Gefecht keine Verluste hatten und bei dem letzteren nur ein Soldat leicht verwundet wurde. Am -1. April fand überhaupt kein Zusammenstoß statt. Dagegen wurden bei allen Gefechten, be sonders am 29. und 31. März, sowie am 1., 2. und 6. April, dir türkisch-arabiscl-en Truppen unter bedeutenden Verlusten von Tobruk zurück geschlagen. Sieservistettentlassungen in Tripoli». AuS Mailand wird gemeldet: Zn Tripolis hat die Entlassung der Reservisten de» Jahrganges 1883 begonnen. Sie wird aus mili tärischen Gründen nur allmählich und langsam durchgesührt. AuS Italien sind bereit- zahl- reichte E r s a tz a b t c i l u u g e n mit Soldaten der Jahrgänge 1»" 90 unterwegs. Am 15. April wird die radio-telegra- phis ch e Verbindung Nom — Tri poliü eröff net werden. In Nom liegt die Station am Monte Mario, in Tripolis bei dec Kavalleriekaserne. Auch in Brindisi wird eine radio-telegraphische Station errichtet, die mit Korsu, Alexandrien und Tobruk in Verbindung steht. Tie Stimmung der italienischen Truppen. Wie aus Mailand berichtet wird, ist, einem Briese des „Avanti" auS Tripolis zufolge, der Geist der italienischen Truppen äußerst gedrückt. Die Reservisten der Altersklasse 1888 seien seit sechs Monacen unter Waffen und forderten ihre Ent lassung. Die ll nzu i ri e d e n h e tt äußere sich in jeder Weise. Tie Offiziere drückten beide Augen zu, weil sie den Srelkuzüftand der Soldaten wohl "be griffen. Endlich sei daS Dekret, den Jahrgang 1888 am 1. April zu entlassen, dekanntaeaeben worden, aber statt der Einschiffung nach der Heimat seien am 3. April zwei Regimenter, das 23. und 37., und Genietruppen auf drei Dampfern zu einer neuen KriegSoveration. unbekannt wohin, eingefasst wor- den. Die Unzufriedenheit bei der Einschiffung habe sich in lauten Berwünscliungen, verrückten Gesängen und wilden Flüchen geäußert, die von den Offizieren nicht unterdrückt worden seien. Mit solchen Truppen könne man keinen Krieg mehr führen, und wenn das Kommando nicht für Mlstlfe sorge, müsse die Re gierung in Rom Vorgehen. Inzwischen haben gestern nach dem „Secolo" die Einschiffungen zur Rück kehr nach Italien für den Jahrgang 1888 begonnen. Gestern wurden 230 Mann eingeschifst; im ganzen sind 25 000 Mann des Jahrganges 1888 in Afrika. * Ein? türkische Expedition gegen Said Idris. Konstantinopel, 10. April. (?-"-Tel.) Eine militärisch Expedition größeren Stils gegen die Rebellion dcs Said JdriS im Asspr hat ihren Anfang genommen. Die Regierung ist entschlossen, die Expedition bis zur gänzlichen Unschädlichmachung von Idris durchzuführen. Wichtige, mit dem Kalifat zusammenhängende Fragen legen der Pforte diese Haltung aus. Tie Befürchtung bestünde sonst, daß die Rebellion auf den HcdstnaS und den Jemen Übergriffe. Die Leitung der Expedition ist dem in Hodcida befindlichen General Izzet anvertrant. Der Vormarsch erfolgt in drei Kolonnen. Die erste, im Norden stehende, etwa 10 Bataillone starke Ko lonne, brach unter dem Befehl. d-S Generals Mehmed Ali von Confida aus. Tie zweite Division, die süd lich bei Loheia unter dem Befehl des Generals Said steht, ist gleichfalls 10 Bataillone stark und über dies mit Gebirgsgeschühen, Maschinengewehren und einer Kamelreitcrbrigade versehen. Sie hat ihren Vormarsch gegen Abia begonnen, während die dritte, im Osten ausgestellte Division, welche sich auS zwei Bataillonen und einem vom Imam B<chm auS dem Jemen zusammengesetzten FreiwilligcnkorpS gebil det hat, marsclchereit ist. Tie hiesigen militä"stchen Kreise zweifeln nicht an dem endgültigen Erfolg dieses Feldzuges. * Der neue russische Botschafter Michael Nikolaus von GierS wird am nächsten Freitag in Konstantinopel erwartet. Dem „Tertjiman" zufolge werden bald nach dem Eintreffen des Botschafters die Friedensvermittlun gen begonnen werden. O Auszeichnung Snoer Beis. Konstantinopel, 10. April. (Tel ) Der Kommen- dant von Benghasi, Major Enver Bei, wurde zum Mntessarif von Benghasi ernannt. - OeuMes Reich. Leipzig, 10. April. * Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg scheint nunmehr bestimmt zum Gouverneur von Togo ausersehen zu sein. Nach der „Köln. Zta." hat der Herzog an den Staatssekretär des Kolonialamts einen Brief gerichtet, in welchem er den Staatssekretär bittet, den Gerüchten entgegenzutreten, als ob er den Eouverneurposten in Togo nur als Uebergang zu dem in Deutsch-Ostafrika betrachte. Der Herzog er klärt. sehr „exfrcut zu.sein.^daß er sich dem Kolonial- dienst wibtnen darf, Und ist Bereit, mit allem Ernst und allem Eifer alle Pflichten zu erfüllen. * Verlängerung de» Aufenthalt«» d«s Reichs- kavzlers aus Korfu. Wie wir hören, gedenkt der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg infolge einer Einladung des Kaisers seinen Aufenthalt auf Korfu bis zum Donnerstag zu verlängern. * Wehrvorlag« und Deckung. Wie einer Berliner Parlamentskorrespondenz aus Bundesratskreisen mit geteilt wird, ist es nicht beabsichtigt, die Wehr vorlage mit den Deckungsgesctzen durch ein Mantelgesetz zu verbinden. Die Regierung hofft, daß sowohl Wehrvorlage wie Deckungsgesetz im Reichs tage die erforderliche Mehrheit finden werden, ein Mantelgesetz würde der Verabschiedung der Wehr vorlagen nur Schwierigkeiten bereiten. * Rücktritt dcs Staatssekretär, von Kiderlen» Wächter? Seit einiger ^jeit wollen Gerüchte von dem bevorstehenden Rücktritt des Staatssekretärs des Auswärtigen nicht verstummen. Heute läßt sich die „Deutsche Tagesztg." von ihrem Wiener Bericht erstatter telegraphieren: Wie die „Wiener Allgemeine Zeitung", die bekanntlich ab und zu aus offiziellen Quellen schöpft, von angeblich destuutcrrichtete^ Seite erfährt, steht der Rücktritt des brutschen Staats sekretärs des Aeußern, Herrn von Kiderien-Wächter, bereits in der allernächsten Zeit, jeden falls aber noch im Monat April, zu erwarten. Als ein Nachfolger sei Der gegenwärtige deutsche Bot- chaftcr in Washington, Gras Bernstorff, in Aussicht genommen. * Tue Wahlprüfungvkommissio» des Reichstags hat über die Prüfung der Wahl des Abg. Dr. Becker (Alzey) nunmehr Bericht erstattet. Sie beantrag! Beweiserhebungen über eine größere Anzahl von Protcstpunkten ' (Stimmabgabe von geistesschwachen unter Kuratel stehender Perionen, Unregelmäßigkeiten bei der Wahl, Wahlbecinflussung, in einem Falle enthielt die Urne mehr Zettel, als Wähler vorhan den). Schon die Bewahrheitung eines geringen Teils der Proteste dürfte zur Ungültigkeitserklärung der Wahl führen, obwohl die Kommission statt der zwei Stimmen Mehrheit vier Stimmen Mehrheit für Dr. Becker gegen Korell herausgerechnet hatte. * Ueber neue Bestimmungen über den Empfang von Ausländern durch den Kaiser, weiß die Korre spondenz „Heer und Politik" zu berichten. Angeblich soll der Kaiser sich bereits im vorigen Jahre mit dem Gedanken an den Erlaß neuer Borschriften über den Empfang von Ausländern getragen haben, die nun- yiehr Platz greifen sollen, wächsern sich unliebsame Vorgänge allgemein politischer Natur in einer Unter redung, die der Kaiser einem Ausländer gewährte sOberst Koechals) wiederholt hätten. Wie wir hören, ist dies alles aus der Lust gegriffen. An den bestehenden Bestimmungen, daß Ausländer Audienzen beim Kaiser auf dem vorschriftsmäßigen Woge durch ihre Botschafter oder Gesandten nachzusuchen haben, worauf di« Erledigung durch den Monarchen erfolgt, dürfte nichts geändert werden. * Der Stand des Winzerstreiks. Seitdem eine von den Behörden angeordnete verstärkte Beaufsich tigung der Weinberge stattftndet, hat die an ver schiedenen Punkten eingesetzte Zerstörungswut auf gehört, die, wie sich nunmehr herausstellt, gr obe ren Schaden anaerichtet hat, als bisher angenom men wurde. Die Rbeingauer Wsinbergsbesitzer sind dadurch um so empfindlicher getroffen worden als in den letzten zehn Jahren laut amtlicher Mitteilung zwölf Millionen Mark beim Weinbau zu- gesetzt wurden. Die Au^tandsbeweguna nimmt unterdessen zu und droht, wi« bereit» gemeldet, auch auf die Seitentäler iioerzuspringen. Die Lohukom- misston der Streikenden fordert 8 Tagelohn für den Winter, 8^ Ut für die Sommerszeit; «in ver langen, dem auch von einer Anzahl von Weinberg besitzern bereits entsprochen worden ist. Aus den neunstündigen A r b e i t»t a a wollen sich in- dessen die letzteren nicht «inlassen. Demnächst dürfte die Behörde vermittelnd «ingreifen. * 1s. Allgemeiner Lertretertag der national liberalen Partei. Der Allgemeine Lertretertag der nationalliveralen Partei findet am 12. Mai, vor mittags 10 Uhr, zu Berlin in den Kammersälen, Teltower Straße 1—-s, mit folgender Tagesordnung statt: 1) Eröffnung durch Len Zentraloorstand. Wahl des Bureaus. 2) Begrüßungsansprachen. 3) Aende- rung der Parteisatzungen. Die Verhandlungen des Dertretertagcs sind öffentlich, es hat sohin die Presse aller Parteien gegen Ausweiskarten Zutritt, die vom Zentralburcau der nationalliberalen Partei, Berlin IV 9, Schcllingstraße 9, ausgegeben werden. Dem Vertrciertage geht am 11. Mai ein« Sitzung des Zeniralvorstandes der national! ideralen Partei im Saooy-Hotel (am Bahnhof Friedrich straße). Berlin, voraus. An die Mitglieder ergeht rechtzeitig noch besondere Einladung mit der Tages ordnung. * Kontingent und Kornbrennrrei. Zum Deckungs vorschläge der Regierung wird der „Deutschen Tages zeitung" folgendes mitgeteilt: „Die Generalversamm lung des Verbandes de: Kornbranntwein brennereibesitzer von Rheinland und SLest- falen spricht sich ganz entschieden gegen die Aus hebung der sogenannten Liebesgabe aus, wenn nicht durch ausreichende Kompensationen und anderweiti gen Schutz die Erhaltung des Kornbrennereigewerbes gewährleistet wird. Das Gewerbe, das noch unter -den Folgen der enormen Sreuererhöhung des Jahres 1909 leidet, glaubt Anspruch auf eine Zeit ruhiger Entwicklung zu hoben. Die Versammlung spricht ihr Befremden aus über die Art und Weise, in der, ohne jegliche vorherige Anhörung des Gewerbes ein derart einschneidender Eingriff in dis Grundlagen der Branntweinsteuergesetzgebung erfolgt. KeinesfaÜA darf die Aufhebung des Koniingents ohne Entschä« digunq und ohne ausreichenden gesetzlichen Schutz der Kornbrenner erfolgen. Unter allen Umständen müs sen die Interessen der Klein- und Mittel brennereien gewahrt werden, denn durch die Aufhebung der Kontingentierung ist denen die Exisienzmöglichkeit genommen worden. Die Erhaltung dieser Betriebe ist aber notwendig im In teresse der Landwirtschaft als auch im allgemeinen volkswirtschaftlichen Interesse." * Der Entwurf über das Schleppmonopol aus dem Nhein-Weserkanal wird dem preußischen Landtage voraussichtlich erst im nächsten Herbst vorgelegt wil den. Der bereits veröffentlichte Entwurf wird auf Betreiben des Eesamtwasserstraßenbeirats noch einige Abänderungen erfahren. Auch mit Rücksicht auf die Geschäftslage des Landtags erscheint die spätere Vor legung zweckmäßig, da der Entwurf vor der Ver tagung nicht mehr beraten werden kann. - Das Inkrafttreten de» Viehseuchengesrtzes. Der „Reichsanzeige:" veröffentlicht in seiner gestrigen Nummer die Kaiserliche Verordnung, durch die das Inkrafttreten des Vichseuchcngesetzes vom 23. Juni 1909 festgesetzt wird. Die Verordnung ist vom Achilleion, den 29. März 1912, datiert. Leipziger Verein der Kinderfreunde(Klnderfchntz). vnzeiaen wrgeo Siutermißhaadlun»-» nimmt «ntgcacn der Leipziger Verein »erStnderfreunLe fkUnLc,. schütz) «. B. auf seinem Vereinkburean Hainstr. 2, H. <Tcs. SkM), Sprechstunde IS-1 Uhr. Dec Verein »erfolgt die Anzeigen weiter, ohne baß der Name des Anzeigenden genannt wirb. Getünchte einer Silhsuette. Eine Erinnerung. Von Johannes Trojan. (Nachdruck verboten.) Die Silhouette, von der ich etwas erzählen will, ßelit mich selbst dar, wie ich mich vor SO Jahren von der Seite geichen in Schwarz ausnahin. Ja, SU Jahr« sind, wenn ich richtig zähle, vergangen seit 18SU, als ich um die erste Frühlingszeit di« damals noch sehr weit erscheinende Reise von Danzig nach Göttingen machte, wo ich am Tage nach meiner Ankunft als Studiosus per Medizin immatrikuliert wurde. Es dauerte nichr lang«, da war ich ftir «ine Couleur „ge teilt" worden, wie der technische Ausdruck lautet, und hatte igre Abzeichen, Band und Mütze, erhalten. Balo nach Ostern 1856 wurde ich Mitglied der Bcunsoiga, di« späte: Burschenschaft geworden ist und alsdann das Blciuwcißgold init dem Schwarzror- gold vercauscht hat. Wer aber einer Touleur beitrat, übernahm damit die Verpflichtung, sich alsbald sil houettieren zu lassen. Solche Sludculcujilhoucttcn in Brustbildsorm wur den nicht mit der Scher« ausgeschnitten, sondern auf andere eigenartige Weise hergestcUt. Zunächst wurde durch einen Apparat mit einem Licht das Schatten bild auf weißes Papier geworfen, dann mit Hilfe eines sogenannten Srorchscynabels verkleinert, endlich toloriert und vervielfältigt. Ganz schwarz waren die Silhouetten nämlich nicht. Hemde und Weste auf der Brust, über die sich das dreifarbige Band hinzog, waren weiß sowie auch der Halskragen. Di« farbige Kopfbedeckung bildete die aewöhnlicki« Mühe oder Las runde, mir Blättern ir. Goldstickerei verzicrie Käpp chen. das etwas schief aufgesetzt wurde. Durch em wenig glänzende Linien waren auf dem stumpfen Schwarz der Rockaufschlag, die Krawatte, die Form der Aermel, außerdem am Kopf das Haar und bei denen. Sie «ine Brille trugen, die in Betracht kom mende eine Hälfte des Gestells derselbcn hervor gehoben. Bon solchen Silhouetten verbrauch,e man eine nicht geringe Anzahl. Zuerst erhielt die Korporation als soll!'« ein Exemplar, das eingerahmt seinen Platz an der Wand dcs Kneipzimmers erhielt, an der all mählich eine ganze Silhoucttcngalerie sich ansammelte. Da haoe ich mich selbst, als ich Las letztemal in Göt- tingen war, mit Vergnügen in Gesellschaft so vieler lieber Kommilitonen und Bundcebrüder wieder gesehen. Das war das eine Exemplar. Dann weiter tauschte man mit allen Mitgliedern der Touleur die Sil houette aus, und dasselbe Austauschen fand statt, wenn man mit Angehörigen von Verbindungen ande rer Universitäten, mit denen die eigene Verbindung in freundschaftlicher Beziehung oder im Korrell stand, zusammenkam. Und wie manche« Exemplar wurde hier und dort noch verschenkt an jemand, der cs gern haben wollte! Ich kam gerade rechtzeitig auf di« Universität, um noch etwas von der Eilhouettcnzeit mitzuerleben. 18S7 schon fing die Photographie an. der Silhouette starke Konkurrenz zu machen, und hat sie dann in nicht langer Zeit vollständig verdrängt »nd zum Aussterben gebracht. Immerhin sind in meiner Etudencnzeit in meinen Besitz 31 Silhouetten gekommen, die ich mir sorgstilrig aufgehoben habe. O wie reizend sind dies« Silhouetten die ich vor mir liegen sehe! Ich muß sagen, eine Silhouette kann mitunter ähnlicher sein al» eine Photographie. Da» ist ja auch ganz natürlich und selqtverfiändlich. Wer zchstsgraphiert wird, soll immer «in freundliche» Ge sicht machen, und wie so ost nimmt das Gesicht dabei etwa» Unähnliches und Verzerrtes an. Das ist doch beim Silhouettieren, wo es nur auf Hinhalten des Profils ankommt, so gut wi« ganz ausgüsöhlossen — bei Studenten wenigstens im ersten Semester, wo noch keiner darauf ausgeyen wird, die Nase etwa besonders hoch zu heben oder sie, von scheinbarem Weltschmerz erfaßt, tiefer zu senken, als er es sonst gewohnt ist. Wie deutlich sehe ich, wenn ich diese Silhouetkn betrachte, Li« lieben Burschen, die sie mir geschenkt oder, wie es hieß, „dediziert" haben, vor mir! So deutlich, daß ich manchmal nahe daran bin, ein Glas mir zu füllen, dann „Es kommt dir ein Ganzer!" aus- zurusen und es zu leeren. Aber ach, nicht viel« mehr von den Altersgenossen würden das noch vernehmen! Von meinen Bundesbrüdern des ersten Semesters leben ihrer nur noch drei, und auch die Zahl der jenigen. die zu den folgenden Semestern meiner Stu- dentcnzeit gehörten, kann nicht mehr groß sein. Das habe ich gemerkt schon aus den Burschenschafter-Kom mersen in Berlin, an denen ich Jahre hindurch teil genommen habe. Und nun bin ich beinahe schon in Lao hundertunddreizehnt« Semester hineingelommen. Wenn dieses aufgerufen wird bei einem großen Kom mers, und ich bin mit dabei, kann cs wohl vorkom men, daß ich allein noch zum Salamanderreiben ausstehe. Ich bemerke noch, daß sich zu den Silhouetten auf den Universitären in älterer Zeit auch Lithographien gesellten. Erne Anzahl solcher von Hallenser und Bonner Studenten mir gewidmeter Lithographien be- siya ich auch, und es sind sehr hübsche darunter. Weil ich auf die hohe Schule kam, al« die Photo- graohie schon den Streit mit der Silhouetteniunst ausnahm, so besitze ich auch eine groß: Anzahl von Photographien meiner liebsten Unioersrtätsfr-unde, und Lies« Einzrlbildaissc alle, zusammen mit aus den Stiftungsfesten und Jubiläen angefertigten großen Bildern, stellen für mich einen der Unioersitcitszeit »»gehörenden Erinnerungeschatz Lar. den ich fast höher noch zu schätzen geneigt bin als die gleichfalls in nicht geringer Zahl von mir aufgehobcnrn Kollcgienheite, obgleich unter diesen sogar einige sind, di« dem Ge biet der Philosophie anaehören. Was diese betrifft, so bin ich allerdings niast ganz sicher darüber, ob ich stets vollkommen richtig nachgeschricden habe. Außer dem weisen sie einige Lücken auf, di« wohl davon herrühren, daß ich ein paarmal — wem ist das nicht begegnet? — da» Kolleg geschwänzt habe. Nach dieser längeren Einleitung sei gesagt, wie ich dazu gekommen bin, etwas von den Schicksalen meiner eigenen Silhouette erzählen zu wollen. Vor kurzem wurde mir von einem Lundesbruder aus mein in ersten Semester, der in Hamburg seinen Wohnsitz hat, ein Katalog einer Buchhandlung zugesandt, dessen Sonderheiten Stndentensslhouetten bilden, sämtlich den vierziger und fünfziger fahren des vorigen Jahr hunderts angchörend. Bon diesen sind nichr w Niger als sechzehn im Jahre 1856 von Göttinger Braun- schweigern einem Kartellbruder von der Verbindung „Alemannia" auf dem Pflug in Hall« gewidmet wor den. dichter war lein bürgerlicher Name, sein Kneip name aber „Jur, zweifellos gebildet au» stick«:: der Richter. Ein« von dielen Silhouetten ist di« mein«, auf der in der damals üblichen D«dikatione- form von mir vermerkt ist: „Johannes Trojan sm. l. (seinem lieben) Richter, Jur? Hinzuzeftigt ist non mir: „Vivat ThurknAia!" Letzteres erklärt sich da durch, daß ich um Pfingsten 185b auf einer von mir mit einigen Kommilitonen ausgefiibrten Fuhwan. -ernng durch den Thüringer Wald mit dem b«sa-tm» Richter Jux zusammengetroffen bin. In demselben Sommer noch besuchte uns in Göttingen eine Anzahl Hallenser Pflüger, unter denen sich auch Richter bc- fand. Bei dieser Gelegenheit hat er dann die andern Silhouetten «ingesammelt. Natürlich bolle ich, als ich den Katalog erhalten und durchgesehen hatte, sofort meine die Aufschrift ./Studentenzeit" tragende Mappe hervor, um nach Dem Bildnis Les Richters Jux zu suchen. Richtig, da war es, leine Silhouette, sondern eine Lithographie, und zwar eine ganz vorzügliche, mit der Unterschrift: „I. Richter Aux) s/m l I. Trojan z. fr. Er. (zur freundlichen Erinnerung). Halle-Göttingen, 2S./6. 56 „Vivat Thuringia!" Da sitzr er, in fast ganzer Figur zu sehen, einen Stock in der Hand, auf dem Kopf das Zereois, über der Brust das Band, in einer mit schnüren verzierten Pilesche da und blickt in di« Welt hinaus, so fidel, als ob alles voller Rosen stände. Wie es ihm später ergangen ist, weiß ich nicht und muh annehmen, Daß er nicht mehr zu den Lebenden gehört. Es wär- ia sonst nicht zu er klären, daß die ihm während der Burschenzeit dedi- zierten Silhouetten in den Handel gekommen sind. sehr interessierten mich die Preis«, zu denen die einzelnen der im Katalog verzeichneten Silhouetten angeboten find. Diese Preise gehen von 3»« bis zu 15 Ul hinauf, und — wer hätte sich das träumen lassen! — ich ganz allein habe Len horrenden Preis von 15 -« erreicht. Unter Den ausgebotenen Sil houetten befindet sich auch die meines Bundcsbruders, von dem ich den Katalog erhalten hatte. Da seins Silhouette, die dieser auch enthält, schon für 4 .1t zu haben ist, hatte er dabei an den Rand geschrieben: „Du bist mir über." Ja, das ist einmal so und nickst Io schlimm, da es doch nur auf dem Geldmarkt spielt. Im übrigen kann er sich nicht beklagen, denn er ist Sanitätsrat geworden, wozu ich es als Mediziner nicht gebracht habe, und "hat den Professortitel um dieselbe Zeit bekommen, als mir das begegnete. Unter den 61 Silhouetten, die ich aus meiner Studentenzeit aufoehoben habe, befindet sich eine — leider nur «ine — die mich selber darst-llt. Da ich nun schon in den Semestern bin, in denen einem leicht, wie die Redensart lautet, „etwas begegnen" kann und einem doch viel daran liegt, seinen An gehörigen etwas von Wert zu hinterlassen, so hab« ich nicht versäumt, auf der Rückseite dieser meiner Silhouette die Notiz anzubringen: „Wert 15 Gtne neue willenlchsltlilhL vrrMent- Uchung ües Prinzen Johann Georg. Prinz Johann Georg veröffentlicht ein Derk über „Tas Katharincnklosier ain Sinai". Ter Prin« hatte schon vorher über das Thema einige Aufsätze erscheinen lassen, deren Inhalt in der jc«-t vorlicgcn- den Publikation mit einbezogcn ist. Tas Buch stellt sich als einqelfender Bericht über den im Lkrober 1910 dem Kloster abgestatteten Besuch und al» Schilderung aller kunftgeschiastlich wertv»llen Einzelheiten dar, wobei daS Hauptgewicht auf die bildlichen Dar stellungen gelegt Warden ist. Insbesondere sind die Tafelbilder (Ikonen), die Buckchilder (Miniaturen) und die Wandgemälde iMosciiken) genau beschrieben und gewürdigt. ES handelt fick hierbei zumeist srei- licti nicht um Mrkc cohec Kunst, sondern um Ar beiten, deren Wert teils in dem Alter, teils darin liegt, daß sie nach dem Sinai sich verloren haben. Denn da» KlsKer liegt und lag zu allen Leiten abseit» von dem großen Verkehr. Eine eigene Kunsttätig- keit hat es nach den Mitteilungen des Prinzen nie entwickelt. Dagegen hat es treulich bewahrt, was fromme Pilger während anderthalb Jahrtausenden ihm zugetragen haben. In dieser erhaltenden Tätig keit liegt ein Hauptwert des Klosters für die moderne Kunstgeschichte. Unter die benrerkenSwertesten Stücke gehört die Hauptkirchc selbst, deren wuchtige Säulenreihen den Raum in drei Schiffe teilen. Die Kapitale dieser Säulen sind überaus merkwürdig, namentlich jenes, das lediglich aus einem gedrehten Wulst zu be stehen scheint. Prinz Johann Georg weist sie dem 6. Jahrhundert zu. Die Beurteilung des Alters ist wegen der starken Eigenart der Formen schwierig. Weiter tritt in dem Kloster eine Anzahl kunstgewerb liche Erzeugnisse hervor. So ein prachtvoller ge triebener Einband eines Evangelrors, Konstantinope ler Arbeit des 11. Jahrhunderts, die aber schwerlich vor dem 16. Jahrhundert nach dem Sinai gekommen jein dürfte, weil der Rahmen unverkennbar persisch- türkisch« Gravierungen äuS dieser Zeit trägt. Don hohem Wert ist die Publikation einer Anzahl Miniaturen, die bis inS 10. Jahrhundert zurück reichen und in der großartigen Schlichtheit der Zeich nung noch ganz antiken Charakter tragen. Unter zahlreichen wertlosen Bildern fand der Prinz auch zwei Stiftmojaikeu, Tarstellungen des Heiligen De metrius und Der Madonna, die bei der großen Selten heit alter Werke dieser Technik besonders wertvoll sind. Die Tischlerarbeiten an den Türen und den Mrck>engerüten, sowie die Erzeugnisse in Silber und Schmelz usw. werden gleichfalls eingehend in dem Werke besprochen. DaS Buch ist in jenem Tone anspruclÄloser Sach lichkeit gehalten, die den Arbeiten deS hohen Autors eigentümlich ist. Bei aller Sachkenntnis, die aus jedem Urteile berauSspricht, ist ihm doch jedes Prun- seu init Gelehrsamkeit ebenso fern, wie das Bestreben, vor fachlich nicht Gebildeten zu glänzen. Er sucht seine Leser im Kreise jener, die in dem von ihm behandelten Gebiete bewandert sind — freilich keinem allzu große» Kreise, aber einem solchen, der über ganz Europa verstreut ist. Man erkennt überall di« Absicht, der Wissenschaft von dem Mitteilung zu machen, waS anderen zu sehen und zu erforschen noch schwieriger möglich ist als dem prinzlichen Reisenden. DaS Buch ist gewidmet: „Meiner lieben Frau." ll. * Jahresversammlung des Verbandes akademisch gebildeter Lehrer Deutschland». Die gestern in Dres den eröffnete Jahresversammlung ist aus allen Tei len des Reiches sehr stark besucht. Die Verhand lungen erstreckten sich lediglich auf Fachschulfragen und Stanoesangelegenheiten. * Die Stiftnng der Schwestern Fröhlich. Wie die ..Drache. Korr." erfährt, haben die Schwestern Fröh lich. Lie sich durch rhr« Freundschaft mit GrrlI- »arzer «inen unsterblichen Namen gemacht haken, ibr bedeutend«, Vermöaen zur Unterstützung bedürf tiger, hervorragender Talente auf dem Gbiete der Kunst, Literatur und Wissenschaft bestimmt. Es sollen verliehen wersen: Einmal Stipendien an Künstler oder Gälehtte zur Vollendung ihrer Aus- bildung, zur Ausführung eines bestimmten Werkes, oder im Falle plötzlich eintretender Arbeitsunfähig keit, ferner Pensionen an Künstler oder Gelehrte, die durch Alter, Krankheit oder Unglücks fälle in Mittellofigkvdt geraten sind. * vom gestern ab, yerzog F r Tagen mt Kindern < vorgenomii Aufenthalt vom Kais« Es sieht b Herzogi feiert wirt 22 Jahren, * Veste Kaiser Fr schafter T: Großkre * Eisen Die bulg Härt, daß schen B kommen ke scheinlich v rat», der T den sei. ! dem Arbei schäft dem, Studium f bulgarische schäft wünf punkte» ar garischer I * «hin Der Gene französische öü Feldgss : *D«f aus T«h her Regen «inen län zu nehmen wird, da dem Rege, «>ue G, Ealar «d fandt. Hi Grenzstäm * ONu die dem fi «ntgegenst, TanL«r von Tackst trieb einig her. di« sik te«. Am Machel v« vi« 18. TaU ll dvtrsge vi, ^»tr»zx äv tr*g^wx d ä« dtkcst« von uck ü( luüdMrlie via pulstet« an via trMtwäik« kwro»L«r i VILttar ia orkolgt äu ülwüratsta Via »am« d< viraotio viroctio via voräen. IVb üdsrnomm 1. 3. 4. 8. »< Hirse wtz
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