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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.04.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120409012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912040901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912040901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-04
- Tag 1912-04-09
-
Monat
1912-04
-
Jahr
1912
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Lrip-tgrr ravrdlnu. Srttr 2. Nr. I7S. »SS. I,«,r,»n,. gehorsamen gegeben Hal- Wäre nicht die neue Ermunterung der tschechisch-slowenischen An sprüche, man möchte mit den kroatischen Tren nung-Wünschen sympathisieren: um so mehr, als dieses katholische Volk nicht jener rusio- vhilen Strömungen verdächtig ist, mit denen die orthodoxen Ruthenen und Danat-Lerben ihre Sache belastet haben, ja selbst ein Bruchteil kirchlich indifferenter Tschechen. Unsere siebend ttrgisch - sächsischen Sprach genossen machen freilich noch die Rücksicht gegen ein Zusammengehen mit der kroatischen sIppo sition geltend, dah bei alter ihrer Unzufrieden t)cit über die Pestcr N^gyarisiernngs Tendenzen ihnen schließlich doch der Magna're tult ur verwandter erscheine als der Bruder Kroat. Mil dessen Mangel in dieser Hinsicht wird cs auch zusammenhängen, daß die jem unterbrochene Wcchldcwegung in diesem Kroiicandc so bösartig revolutionäre formen angenommen hot, daß die Zcntralregierung zu einer ganz außerordentlichen Maßregel geschritten ist. Der Banns Envay ist soeven zum .(königlichen Kommissar für Kroatien ernannt! Mit dieser Titelveründe- rung ist nicbts weniger als eine völlige Auf hebung des versas in n g «»n ä ß i g e n Z u - stand es verbunden. Die Wahlvorbereitungen werden ousgesepi. Bersanimlnngsrecht und Preß freiheit sind vollständig beseitigt, die Zensur ist tvicderhergestellt und gegen Umgebungen durch Tausendlroueustrafen gescltüßl, deren Eingang mit Bürgschaften von JOlx> gesichert wird. Die tÄemcindcpolizei wird im ganzen Laude dnrch Gendarmerie unter königlichen .Kommissariaten ersetzt. Es seblt bloß noch das Tlandgericht, um das Bild des Gesamt Deiterreichs in den '»Oer Jahren zu reproduzieren. Ein schneidiges Bcefahrcn, von dessen Energie man einen Teil auch in manchen anderen Gegenden des Habsburger Dopvetreiclies gut gebrauchen könnte! Aber merkwürdig, daß gerade die Aus» lehnung gegeuPcsc so hart gezüchtigt wird! Man gehr wohl kaum fehl mit der Vermutung, daß dieses Ostergeschenk den raschen Zusammen bruch der amtlich ungarischen Reso lutions-Politik, die sich an den .(kron rechten vergreisen wollte, erklärt. Denn cs ist wohl selten ein peter peecavi so rasch aus Sünders Munde herauSgeloclt, wie cs am Montag der Kar woche im Bester Abgeordnetenhausc seitens der Arbeitspartei geschah, als das königliche Handschreiben zur Kenntnis genommen wurde Die Auslieferung des Kroaten Volkes an die magharijche Diktatur war, wie jetzt erhellt, der gezahlte Preis! Indessen ist die ungarische Freude nicht un gemischt. Hält man die Maßregelung der .Kroaten mit den drohenden Wendungen des Hand schreibens zusammen, so drängt sich der Argtvvhn auf, ob vielleicht in Wien ein bißchen Ab- schrcckungstheorie anderen Leuten gegenüber in die Praxis gesetzt, in Agram eine Generalprobe des Dramas abgehalten wird, das unter Um ständen in Pest zur Aufführung gebracht werden soll. Regierung und Arbeitspartei hüten sich... natürlich, den höllischen Akteur eines solchen TranmstückeS an die Wand zu malen, mag er ste auch schon als Nachtmahr drücken. Aber in das Echo der Iusthpressc klingen bereits Unter töne ans diesem Motive hinein. Der Krieg um Tripolis. Neue Blockade iur Rote« Meer. Aus Perim wird gemeldet: Ter Kommandant des italienischen Kreuzers „Picmonte" hat über die Häfen von Lohcia, Solif und über die C a in a n a n - I n s c l im Noten Meer die Blockade vcrzängt. Tiefe Insel ist eine wichtige internationale Pilgerstativn. Ferner haben die Italiener das Kabel, das die Canianan- Insel mit dem arabischen Festlande verbindet, dnrcl>- schnitten. O General Eaueva nicht tdptzuekrant. Rs», 7. April. (P.-C.-Mcldung.) Ter Korre spondent des „Giornaie d'Italia" in Tripolis de mentiert die Nachricht, daß General Cancva an lypßns erkrankt sei. General Laneva leide nur an einem leichten Unwohlsein, «erde indessen bald wieder l>ergestellt sei» O Aufruhr in Albanien. Aus Bart wird gemeldet: Aach Meldungen, die aus 2 kntarc hier ein. getroffen sind, befindet sich ganz Albanien in Hellem .Aufruhr. In allen Ltädien wird offen Rebellion gepredigt. Alle Arnauten- stämme habe» die Waffen ergriffen. Tie Albanesen, die zum Teil mil den modernsten Waffen ans- gerüstet sind, lagern bandcnwcise in den «Gebirgen nnd tn den Tälern. Tie italienische Regte- rung ist der Ansicht, das; sich die Türkei ge-,willigen sehen wird, ihre Streitkräfte zu zersplit tern nnd große Truppenmengeu nach Albanien zu entsenden, nm den dort drohenden neuerlichen Aus stand der .Arnanlen niederzmverscn. Milowanowitfch über Serbiens Beziehung»»« zu d»u BuUanftaate». Ter Belgrader Korrespondent des „Bmuow" be richtet seinem Blatte über eine llnterreonng, die er mit den« serbischen Ministerpräsidenten nnd Mi nister des Acnßern M i l v w a n o w i l > ch über die Beziehnngen Lerbien-. zu den Balkanstaalrn harte. Mi'owanowitsch änßerle sich dahin, das« die inneren Berhältnisse der Türke: andauernd , ch l e ck, t seien. Tie Bemühungen der Pforte, in enoanien ivieder geordnete Zustände herzustetlen, stieren ans den größten Widerhaiid. Tie Beziehungen Terviens zu den Aachbarstaalen seien sehr torrekl und sogar s r e nn d s ch a f t li chzn nennen, dies treffe besonders der Türkei gegenüber zu. Tie Beziehungen zu Bnl- garierr seien ebenfalls sehr gut, obwovl es hier und da Leute gebe, die sich nur von perionlick-en Rücksichten in ihrer Politik leiten netzen. Ana» die Beziehungen zu Montenegro seien andauerno herzt««!, und die serbische Regierung werde sich bemühen, sie noch iniimer zu gestalten. ,,Wir hassen', so schloß der Ministerpräsident die Unterredung, „daß es aus Pen« Balkan nicht z n B e r w i ck t n n g r n k o in m e n werde. Ich kann Ihnen versichern, daß Serbien den Status quo stets ausrechlerbalken wird, sollte dieser aber von anderer seile ans verletzt werden, wird 2erbicn so vorbereitet sein, daß mit ihm gerechnet werden muß." Nach üer veenütguny ües euMchen veryardeitervreiks. Die englischen Bergarbeiter haben, nachdem, wie gemeldet, durch den Beschluß der Nationalkonferenz der Bergarbeiter der streik für beendet erklärt worden ist, bereits am Montag auf den meisten Berg werken die Arbeit wieder ausgenommen. Allerdings herrscht begreiflicherweise unter den Berg arbeitern eine starke Verstimmung, da der mehr als fünfwöchige Streik, für den sie aus ihren Verbandskassen rund eine halbe Milliarde Mark ge opfert, um dcssentwillen Hunderttausend«: von Berg arbeitern sich und ihrer Familie di« größte,« Ent behrungen auferlegt haben und zahlreiche Berg- E!Hp.He,siH,zu HüMiHt.vMll haben hinrMtt.. kästest,' kn' die Gefsistgn«sic"wandern mußten, ihnen nichts als eine große Enttäuschung gebracht hat. Denn die Errungenschaft des Minoestlohngesetzes ent spricht bei weiten« nicht den auf den Streik gesetzten Hoffnungen, zumal die von den Bergarbeitern ver langten Mindestlöhne von 5 und 2 Schilling nicht einmal in das Gesetz ausgenommen worden sind. Strrilunruheu. Aus London wird gemeldet: Am Sonnabend kam es in mehreren Kohlen- bezirkcn zu ernsten Streikkrawallen. Hundert Polizisten wurden aus Glasgow nach Lochgelln in Fifeshirc entsandt, wo erhebliche Ruhestörungen unter den Streikenden stattfanden. Bei der Tynwyngrubc zu Newbridge in Monmonth shire hatte «ine Anzahl Leute die Arbeit wieder ausgenommen, wurde aber schließlich von einem drohenden Haufen streikender ge zwungen, sic wieder aufzugeben. Der Pöd.'l warf dabei mehrer« Wagen mit Kohlen um. Zn der Maltbygrub« bei Reotherham begannen einige Bergleute infolge eines Irrtums die Arbeit. Die Streikenden nahmen darauf «ine so drohende Haltung an. daß schleunigst Polizeimannschasten nach dem Distrikt geschickt werden mußten. vss Programm ües chineMHen premlermlnlliers. Der neue chinesische Premierminister Tang-Lhao- Bi hat, wie aus Nangling gemeldet wird, der Nationalversammlung mitaeteilt, welche Politik er cinjchlagen werde, sic wird in der Hauptsache die nachstehenden drei Punkte umfassen: 1) Die Anerkennung der Republik durch die Mächte herbeizuführcn. 2) Die Frage bezüglich der Anleihen und der finanziellen Lage des Reiches endgültig zu regeln und dem Kampf zwischen den rivalisierenden Finanz gruppen ein End« zu machen. Dies wird, wie der Ministerpräsident erklärte, die schwierigste Auf gabe sein. !)) Die freiwilligen Truppen nach und nach zu entlassen und die Ordnung überall wiederhrrzustellen, damit die Wohlfahrt der Chinesen und das Auf blühen des Außenhandels gesichert werden. Tang Chao Pi hat diese verschiedenen Pnnltc aus führlich entwickelt, sie in« hellsten Lichte erscheinen lassen und die allgemeine Lage der Republik sehr gut geschildert. Sein? Rede in der Nationalversammlung wurde mit großer Begeisterung ausgenommen. Die belgische Konzession in China. Aus Peking meldet die „Agcncc d'Extröme Orient": Wie man weiß, besitzt die Mehrzahl der Mächte in Tientsin Niederlassungen, in denen sie die Polizei gewalt ausübt, und in di« sich ihre Staats angehörigen bci eventuellen Unruhen flüchten können. Es handelt sich nun darum, die chinesische Regierung um Vergrößerung des Fremden viertele zu ersuchen, damit auch Belgien eine Niederlassung erhalten kann. Zur Zeit des Borerausstandes im Jahre 1900 bat der belgische Konsul im Namen seiner Regierung um ein kleines Gebiet, das Len Namen „Be laische Konz« ssio n" erhielt, das aber sehr ungünstig gelegen ist. Dieses Gebiet soll nun ver größert werden. Damit soll für Belgien ein Er saß geschossen werden, falls das Abkommen, das die belgische Negierung betreffend «ine Anleihe mit China geschlossen hat, wieder rückgängig ge macht werden sollte. Diese Verhandlungen werden von Rußland geführt, das die Verschmelzung des Syndikats der Vier Mächtegruppe mit den« anglo-bei gischen Syndikat an strebt. Dem letzteren soll dabei ein Sechstel des russischen Anteils an der Anleihe vorbehalte,« bleiben. Anderseits glaubt man jedoch nicht, daß sich das anglo-belgischc Syndikat und Belgien mit diesen« Ausgleich, um den es sich jetzt handelt, zufrieden geben werden. Deutsches Reich. Leipzig, 9. April. * Das Programm der Reise Kaiser Wilhelms nach -er Schweiz. Kaiser Wilhelm hat nach einer Meldung der Preßcentrale das ihm vom Schweizer Bundesrat unterbreitete Programm seiner für den Herbst in Aussicht genommenen Reise nach der Schweiz genehmigt. Danach wird der Kaiser am 4. Sep- wo er vom Bundesrat begrüß« werden wird, ^sti selben Tage wird er so dann den Manövern beiwohnen. Nachmittags wird er nach Bern fahren, wo er übernachtet. Am 6. Sep tember wird er in Interlaken sein und von dort aus einen Ausflug ins Gebirge unternehmen. Am 7. Sep tember fährt er nach Luzern, wo er sich vom Bundes rat verabschiedet. * Keine weitere Begegnung des Kaisers mit dem Könige Viktor Emanuel. Durch die Presse geht die Nachricht, daß Kaiser Wilhelm auf seiner Rückreise von Korfu am 29 d. M. eine zweite Begegnung mit dem Könige Viktor Emanuel haben werde, und daß die Kunstausstellung in Venedig mit Rücksicht auf dieses Zusammentreffen zu dieier Zeit eröffnet und von den Majestäten besucht werden würde. Wie wir hören, ist diese Nachricht durchaus unzutreffend. Line zweite Begegnung beider Dreibundherrscher ist nicht vorgesehen, und auch wenn Kaiser Wil helm in Venedig die „Hohenzollern" verlassen und die Rückreise auf den« Bahnwege antreten sollte, dürfte ein erneutes Zusammentreffen der Monarchen nicht stattfinden. * Zur Herabsetzung der Altersgrenze für den Be zug der Altersrente. Man schreibt uns: Nach dem Einführungsgesetz zur Reichsversicherungsordnung soll die Reichsregierung im Jahre 1915 dem Reichs tage die gesetzlichen Vorschriften über die Altersrente zur erneuten Beschlußfassung vorlegen. Die zu diesen« Dienstag, S. April 1912. Zweck notwendige Prüfung der Frage, welche finan zielle» Wirkungen ein, Herabsetzung der Altersgrenze Haden würde, hat die Reichsregierung inzwischen be reit, in die Wege geleitet. E» soll hierfür eine Sachverständigenkommission gebildet werden Die Bundesregierungen waren nun aufgefordert, Sachverständige für diefeKommffsionzu benennen. Dieier Anregung sind die Bundesregierungen in zwischen nachgckommen und haben in beschränkter Zahl Sachverständige für die Kommission namhaft gemacht, da die Zahl der auf diesem Gebiet Sach verständigen nur eine begrenzte ist. Die Reichsregie, rung dürst« daher auch aus den Kreisen der Reichs tagsmitglieder und der Versicherungsmathemotiker noch einige Autoritäten in die Kommission berufen. Ihr« Aufgabe wird es sein, zu entscheiden, welchen Umfang die vorzunehmenden Erhebungen zur Prü fung der Frage annehmen sollen. Dabei tönnen möglicherweise umfaßende und zeitraubende statistische Ermittlungen in Frage kommen. Und aus diesem Grunde hat die Relchsregierung bereits 3 Jahre vor dem im Einführungsgesetz zur Reichsversicherunys- ordnuna vorgesehenen Termin die Vorarbeiten für die Prüfung der Frage in Angriff genommen. " Das neue Linienschiff „Oldenburg", das auf der Schichauwcrft in Danzig erbaut und am 50. Juni 1910 vom Stapel gelassen wurde, ist jetzt nach Kiel übcrgesiihrt worden. Es wird in Kiel ausgerüstet und stellt am 1. Mai mit der jetzigen „Eijaß"- Vesatzung unter dem Kommanda des Kapitäns z. S Langemak zu Probefahrten in Dienst und tritt gleichzeitig an Stelle von „Elsaß" in den Verband des k. Geschwaders der Hochseeflotte. Mit „Olden burg" erhält das Wilhelmshavener Linienschiff», yeschwader den achren „Dreadnoughi" und gleichzeitig das letzte noch mit Koibenmaschinen versehene Schiff. Die vier Schiffe „Nassau". „Westfalen". „Rheinland" und „Posen" srnd je 18 90:! Tonnen, die vier anderen Schiffe „Helgoland". „Ostfricsland", „Thüringen" und „Oldenburg" je 22 800 Tonnen groß. Einen höheren Grad von Gefechtskrast wird das Wilhelms havener Geschwader in den nächsten Jahren nicht erreichen. Die Probefahrten werden vorwiegend in der Ostsee stattfinden. Ruslanü. Oesterreich-Angarn. * Kaiser Franz Josef in Wallsee. Kaiser Franz Josef hat am Sonntagnachmittag die Fahrt nach Wallfec zum Besuche des Erzherzogs Franz Sal vator und dessen Familie angetreten. * Ein „Ausblick in die Zukunft". Die „Neue Freie Presse" bringt einen Artikel unter der Ueber- jchrift: „Ausblicke in die Zukunft", der interessante Aeukerungen des österreichischen Ministerpräsidenten Grasen Stürgkh über seine politischen Unterhal tungen mit ewigen Freunden im Herrenhause ent- hält. Besonders bemerkenswert ist darin die Tat sache. daß Grat Stürgkh den Versuch zur Bildung einer Arbeit» Majorität schon vor dem Abschluß des böhmischen Ausgleichs unternehmen wird. Zn dem Artikel heißt es, der Ministerpräsident sei hierbei der Unterstützungen der maßgebenden Parteien sicher, damit er in den Stand gesetzt werde, die Vorlage über das Wehrgesetz durchzu bringen. Der Ministerpräsident verhalte sich nicht direkt ablehnend gegenüber der Frage eines parla- mentarifchen Ministeriums. Spanien. * Die spanische Antwort in der Marokkofra-e. Zm Laufe eines gestern vormittag abgebaltenen Ministerrates erklärte Canalejas, daß die Antwort auf die französiche Rote am Donnerstag dem franzö sischen Geschäftsträger Geoffray überreicht werden würde. Canalejas drückte gleichzeitig die Hoffnung aus, daß die Verhandlungen noch im Lause dieses Monats, bevor die Cortes eröffnet sein werden, ihr Ende erreichen dürften. * Schwere Unruhen zwischen Earlisten und Radikalen. In Eibar kam es am Sonntag zu schweren Unruhen zwischen Carlisten und Radikalen. Eine Versammlung der Carlisten unter freiem Himmel, an der etwa 2000 Personen teilnahmen, wurde von den Radikalen angegriffen, wobei es zu einem lebhaften Feuergefecht kam. Erst nachdem die Polizei Verstärkungen aus den Nachbar orten erhalten hatte, gelang cs, die Ruhe wieder herzustcllen. Eine Person wurde durch einen Revolverschuß getötet, 15 andere, darunter zwei Polizisten, schwer verletzt. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Türkei. Wahlerfolge der Jungtürken. Aus allen Teilen des Landes laufen Nachrichten über Wahlerfolge der Jungtürken ein. Nach den bisher vorliegenden Resultaten läßt sich mit Sicherheit annehmen, daß Kammerdieners, verlobt ist. Durch eine Heirat der Prinzessin mit Nicola, dem reichen Fürsten von Mikolics, soll das finanzielle Gleichgewicht wieder herbeioesiihrt werden. Die Verlobung wird gefeieri, obwobl sich Nicola vorher schon in Anna verliebt hat. Von Augustin wird dies der Prinzessin hinter bracht. die nach mancherlei Yin und her sich endlich entschließt, aus Liebe zu Augustin, den sie doch nicht heiraten kann, ins Kloster zu gehen. Doch da kommt die geschickt vorbereitete Lösung: Durch den Laienbruder Matthäus wird aus Grund eines Muttermales festgestellt, daß die in gleicher Nacht geborne Anna und Helene, als ihre Mütter vor Nicola fliehen mußten, versehentlich vertauscht worden seien. So wird die Pseudokammerdtener- tochter Anna des Fürsten Gemahlin, und der liebe Augustin führt die Pseudoprinzessin Helene glück strahlend heim. Die Novität hatte Herr Oberregisfeur Groß, der sich zugleich als Fürst Nicola aufs beste bewährte, vortrefflich inszeniert. Die vollständig neuen Deko rationen ergaben mit den buntfarbigen Kostümen namentlich im zweiten Akte ein sehr schönes, das Auge erfreuende Bild. Herr Kapellmeister Willi Wolf war mehr denn je auf eine ebenso klangschöne wie sein abgetönte und ausdrucksreichc Wiedergabe des Orchesterparks bedacht und waltete jederzeit mit viel Umsicht und großem Geschick seine» verant« woriungsvollen Amtes. Ein paar ganz vorzügliche Vertreter hatten die beiden Hauptrollen in Fräulein Miet und Herrn Gfall er gefunden, die wesentlich zu dem starken Erfolge d«, Abend» beitrugen. Wie jene tn Gesang und Spiel ein« ganz reizend«, doch auch recht energische Prinzessin adgav, deren Sehnen einzig und allein dahin ging, einmal zu erfahren, was es heißt: Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein, war dieser ein „lieber", ja „sehr lieber" Augustin, der es ob seiner Treuherzigkeit der Prinzessin, keiner ausgezeichneten Darstellung wegen aber dem Publikum angetan hatte und wiederholt mit seiner Partnerin aus offner Szene durch reichsten Beifall au» gezeichnet ward. Wir immer wußte auch diesmal Fräulein Tha rau al» stets Lochbinauswollrnde, „foinsprechende" Anna darstellerisch Hohen Anforde rungen zu genügen. Selbst gesanglich befriediate st« mehr als sonst, da sie niemals sortierte, vielmehr alles nn-zzu eoe« sang. Recht sympathisch in Maske und Spiel ward der Kammerdiener von Herrn Elftor ff gestaltet, und gute Eharaktertqoen be deuteten der Gerichtsvollzieher de» Herrn La » ko wie der Laienbruder de» Herrn H o l tha u r. Recht wenig Bedeutende» bot Herr Strasser als Mi nisterpräsident. Dem andern Berliner Gaste Herrn Ros 6 gelang es wenigstens durch sein Spiel einiger maßen Interesse zu erwecken. Allen Darstellern ward, in Sonderheit den Vertretern der größeren Rollen, auch Herrn Kapellmeister Wolf reichster Beifall für all die ausgewandte, doch von so schönem Erfolg be Curt Ile-manu. «Gastspiel von all die aufgewandte, doch gleitete Muhe zum Lohn. * Leipziger Schauspielhau». . Carl William Büllers. Es war kein ungewöhn liches Stück, das sich Herr C. W. Büller am ersten Tage seines mehrabendlichen Gastspiels im zukünf tigen „Deutschen Theater" ander Sophienstraße aus gewählt hatte. Wenn auch die tragende Partie in dem dreiaktiaen Lustspiel „Wenn Franc«, schwei gen" von Wilhelm Wolters für einen Schau spieler von der Qualität Büller» von Interesse fein mag, so gelang es ihm doch nicht über die magere Handlung des Stückes hinwegzutäuschen. Daß eine Frau die Herrschaft im Hause führen kann, auch wenn sie den, Gatten gegen über schweiät, da» ist der Inhalt des Spiels. Frau Geheimrat Eil macht sich die Wahl des Mittels zur Erreichung dieses Ziels recht leicht: Sie trichtert dem alten guten Faktotum de, Hauses Kromc wörtlich da» ein, was Vieser „ehrliche Olle" sagen soll, wenn ihn der Geheimrat, der in ihm nebenbei seinen Lebensretter verehrt, um Rat fragt. Anfänglich, als Geheimer Kommerzienrat Lik. seines Zeichens Sägemühlenbesitzer und Holzgroßhändler, die Ver lobung feiner Tochter aushebt, wer! der Bräutigam keinen Alkohol trinkt, nicht Reserveoffizier ist und sich überdies noch zur demokratischen Partei bekennt, kann auch der ersahrendste Zuhörer nicht erfahren, wer in der Familie Eik die Herrschaft führt. Zm zweiten Art wird die „Intrique" ml orulo« demonstriert, die Frau Geheimrat flößt dem Faktotum ihre Wünsche ein. damit sich das übliche Brautpaar im Schlußakte wiederfinden kann. Daß Krame, der seine Sache acht Jahre lang gut gemacht hat, bei der Verlobungvgeschtchte au» der Schul« plaudert, erscheint übrigen, wenia glaubhaft. Aber das schadet dem lieben Frieden schließlich auch nichts. Herr Büller, der ja seine Kunst noch in besseren Stücken -eigen wird, gewann dem Geheimrat Eik recht sympathische Seiten eine» Familienvaters ab. »umal er in Herrn Oftwaldt (Bräutigam) und den Damen Cramer (Gattin) und Förster (Tochter) recht aut« Partner hatte. Tine prächtige Tyve gab auch Herr Wötzel (Krome), der übrigens zur Unter haltung des Publikums eine rechte Lantippe zur Frau hatte. Der gute Geist im Kasten half unentwegt und etwas überlaut. Das Feiertagspublilum nahm das belanglose Spiel gutwillig und beifällig hin. kunit unü DMenlchskt. Dic Eröffulllkil drr ^eipjigrr Iahrrs- alissfrUnng. Leipzig, 7. Avril. Vor einem distinguiert«» geladenen Publikum sand am ersten Feiertag vormittags 11 Uhr die feier liche Eröffnung per Leipziger Iahresausstellung im Städtiichen Hondclshof statt. Wir sahen unter Sen zahlreichen Gästen den Kreishauptmann von Burgs dorfs, Oberbürgermeister Dr. Dittrich, Stadtoerord- netruvolsteher Dr. Rothe. Obe« postdirektor Geheimer Postrat Doinizlaff, zahlreiche Stadträte. Stadtverord nete, Vertreter staatlicher Behötdcn und die für Leip zigs Kunftleben maßgebenden Gesellschaftskreise. Co gab die kurze und schlickte, aber «indrucksoollc Eröff nung ein vornehmes Gejcllschaftsbild. Ich wähle den Ausdruck „eindrucksvoll", denn die sehr herzlich« An sprach^ des Herrn Oberbürgermeisters war für Leip zig als Kunststadt bedeutungsvoll. Zunächst begrüßte Siheimrat Klinger, üer 1. Vorsitzende der Leipziger Zcchresaussiellung und — da» darf man mit Recht sagen — ihr künst lerischer und geistiger Schöpfer, die Behörden und ge ladenen Gäste. Rat und Stadtverordneten, vor allem Herrn Oberbürgermeister Dr. Dittrich, sprach er den herzlichsten Dank der Äusftellungleitung für die För derung des Unternehmens aus und gedachte anerken nend der Liebenswürdigkeit der Mefffirmen, die ihre Räume uneigennützig zur Verfügung gestellt haben Er gab zum Schluß der Hoffnung Ausdruck, daß die Leipziger ZahrevauSstellung nunmehr «ine dauernde Veranstaltung der Leipziger KUnstlerschaft werden möge. Oberdiirgermrister Dr. Dittrich gab in seiner warmherzigen Rede feiner Freud« darüber Ausdruck, daß es trotz d«r Kürze der Zeit für die Vorarbeiten gelungen sei. diese prächtige Aus- stelluna zu verwirklichen. Nächst dem gute«« Willen aller Beteiligten fei die« »ckhl nicht -um wenigsten der Znffiattvc des Meisters zu verdanken, den Leftqig * Eine neuartige Hamlet-Inszenierung wird das Weimarer Hoftheater mit traditioneller Freund lichkeit gegenüber der Deutschen Shakespeare-Gesell- schäft zu ihrer diesjährigen Jahresversammlung unter nehmen. Der Dramaturg des Theaters, Paul Li ns em an ii, will mit Hrlfe des Mittclvorhanges, zweier Hintergründe (Horizont und neutraler Teppich vorhänge) unter Verzicht auf jede Dekorativ^ das ganze Hamletdrama (mit unwesentlichen Strichen) innerhalb eines gewöhnlichen Spielabendszur Dar stellung bringen. Don der bekannten Münchener Inszenierung unterscheidet sich diese dadurch, daß hier die Umrakmung und Beschränkung der Hinterbühne wegfällt. ' Max Reger wurde vom Herzog Georg von Meiningen durch Verleihung de» Komturkreuze» de» sächfisch-ernestinifchen Hausorden» ausgezeichnet. mit Stolz zu seinen Mitbürgern zähl«. Endlich sei nun auch unsere Stadt in die Reihe der Städte ein- gerückt, die durch dauernde Ausstellungen ihrer Kunst- neudigkeit Ausdruck verleih«. Was von den städtischen Behörden geschehen könne, die Leizmer Künstlerschaft zu unterstützen und zu fördern, solle gern geschehen, und d«r Plan eines ständigen Kunst-Aus- stellungsgebäudes fei lebhafter denn je rn Erwägung gezogen unü die hierauf gegründeten Hoff nungen seien, das könne man schon heute sagen, nicht unbeariindet. Recht herzlich wolle «r heute dem Wunsch Ausdruck geben, daß nun endlich auch die gesamte Leipziger Kün st lerfchast sich auf dem Boden der Kunst einig zu- sammenfinden möge! Mit einem warmem Appell an die Leipziger Bürgerschaft und die kunst- li«'venöc.n Kreise unlerer Stadt wolle er schließen, sie möchten, wie Rat und Stadtverordneten aus der einen Seite, jo auch ihrerseits die Leipziger Kunst und die Künstler fördern, indem sie recht viel Werke heimischer Kün tlcr in ihr Heim überführten! An die kurze Feier schloß sich ein zwangloser Rundgang durch die Ausstellungsräume, die von 12 Uhr ab dem Publikum sreigcgeden wurden. ^V. v. L. Die Leipziger Jahres-Ausstellung hat, wie sie uns mitteilt, bereits mehrfach Verkäufe erzielt, u. a. 5 Werke von Max Klinger, Al. Marcett«, O. Greiner. D. Ceitler. — Die erst« Katalogauflage ist infolge unvermutet starker Nachfrage schon vergriffen. Der Katalog wird unverzüglich wieder erscheinen, er wftd ca. 70 Illustrationen enthalten.
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