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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.04.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120403024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912040302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912040302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-04
- Tag 1912-04-03
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Monat
1912-04
-
Jahr
1912
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erhöhung, uffdrig«nfalls sie ebenfalls die Arbeit Niederlagen wollen. *- Arbeiterftreik in den rusfifche» Goldbergmerken. Petersburg. 3. April. (Prio.-Iel.) Von zehn tausend Arbeitern in den Goldbergwerkcn an der Lena in Lstsibirien streiken seit drei Wochen 8000. Sie verlangen Einführung des Achtstundentages und eine Lohnerhöhung von 30 Prozent. Die Berg werke sind fast ganz in englischen Händen. vor üerspanisch-lrsnMjchen verltsnüigung. Nach einer Meldung des offiziösen „Mundo" seien die Grundlagen für eine Verständigung zwischen Frankreich und Spanien gesunden worden. Danach würde Spanien auf Las Gebiet des llerga- flusses verzichten und an Frankreich einen breiten Landstreifen abtreten, durch den die Bahn von Tanger nach Fez geführt werden soll. Da für würden die Spanier weitere Gelände im Norden erhalte», so daß sich die spanische Zone dis Tetuan erstrecken würde. Der französische Proteltoretcvertrag. Die „Agence Havas" meldet ans Fez: Der Protcktsratsvectrag erUärt, das; Frankreich und Marokko übcreinzekommen sind, ein neucsRegime zu errichten. Ter Vertrag erklärt sodann die Freiheit der Neiigion und gibt Frankreich das Nechr oer militärischen Besetzung unter dem Gesichtspunkte der Aufrechterhaltung der Ordunog an allen Punkten, wo sie sich als notwendig erweisen sollte. Die Be setzung sei vom Sultan vorlzer zu ratifizieren. Ter Vertrag spricht des weiteren davon, das? den«. Sultan zur Aufrechterhaltung seiner Autorität Unterstützung zu gewähre;: sei. seht dir Vollmachten des General residenten fest und ordnet die diplomatische Vertretung Marokkos durch Frankreich. Er gibt die Grundzüge der finanziellen Neuordnung und untersagt die Aufnahme von Anleihen ohne Zustimmung der französischen Negierung. Präsident Fällst res sprach dein Sultan telegraphisch seine Glückwünsche zu dem Abschlusz der Unterhandlungen aus und versicherte ihm zugleich die Unterstützung Frankreichs. Der „Matin" veröffentlicht eine Unterredung seines F ezcr Berichterstatters mir M uIcyHafid, der unter anderem gesagt habe: Gewisz, Frankreich ist mächtig und tönnre jein Regime mit Gewalt durchsetzen. Es würde das maroltanische Volk durch Furcht und Schrecken be herrschen. Aber dieses Vorgehen würde den Fran zosen schwere Opfer an Menschen und Geld uufcrlegrn und bei der ersten Gelegenheit würde unter den Marokkanern ein Aufstand ansbrechen. Frank reich wird sich, um ein erfreuliches Ergebnis zu er zielen, möglichst der Vermittlung des Machsen be dienen müssen. Betreffs der Aufnahme des neuen Re gimes durch die Marokkaner sagte Mnlcy Hafiv: Man mutz einen Unterschied machen zwischen den die Ebene bewohnenden Araber- und den in den Bergen wohnenden Berbcrstämmen. Diese werden anfangs die Action Frankreichs ohne entsprechenden Zwang nicht zulassen, und man wird in einen Kamps mit ihnen to ten mnsscn. Deshalb werden die Auf gaben vidl Geduld und Ausdauer erfordern. Derselbe Berichterstatter meldet, die zur Feier der Unterzeichnung des Protektoratsoertrages geplanten Tcschützsalven seien unterblieben, weil an demselben Tage bei Sefru ein heftiger Kampf zwischen französischen Truppen und auf ständischen Stämmen stattgefnnden, und man be fürchtet habe, das; Lurch die Kanonenschüsse in der Bevölkerung eine Panik heroorgerufcn werden könnte. Weiter wird folgendes gemeldet: Pari», 3. April. (Tel.) Dem „Echo de Paris'.' zufolge wird auch de- ehemalige Botschafter und fetzige Direktor Gr Banque Ollomians. N.'-veil, der Frankreich aus der Algeciraskonferenz vertrat, als Kandidar für die G en c. r a I r e s i d e c> t s ch a f t in Marokko genannt. Lilchü George Lider üen entziismejr Msrinertöt. Wie wir bereits btrichteieu, hat Lloyd George Hetzern un englischen Uuterhause d>as Budget einge- btachr. Von besoc d^cem Interesse. sind Vie Ausfüh rungen Les enZiiicbe.'. Schacjkanzlers über den Ma- rineerat. Noch einem Londoner Telegramm la-utei die Stelle Ler Rede, die die Florlenrüsumgen betrifft, cm Wortlaut-.' folgendermaßen: Niemand beklag: die ungeheuren Aus- gaben für die Nutzungen mehr als ich. Sic sind eine Bürde für die nationale Tatkraft. Sie Nichränteu scu Staat in seiner Tätigkeit für d.'in-> §ende st'si.'c« Bedürfuisie. Ganz bedeutende Werre, die für weit lrs.etv Zwecke frei wereen würden, wer den diesen Lurch d:. e p i le " . i > che n Anfälle von M i 1 i t r i s m u s entzogen, die die zivilisierte Welt von Zerr zu Zeir befallen. Solange ,ie an dauern. können wrr nicht ruhen. Es ltzingt soo.e! von der Sicherung der cstsioniren Unvcrletzlichkril unserer Kiisrrn c.'>. das. wir, wenn wir irren, nach der Seite unserer Siärrheir hrn irren müssen. Solange, »>./:« ich nbtiztugt bin, das, Churchill mir einen Etat verlangt bat, der, so hoch wie er ist, doch nur dem Minimum entspricht, das für unsere Sicherheit notwendig ist, ucw solange wie ich die Ehre habe, das Amt des Schatz,mnzlers zu «bekleiden, wird cs mein« Pflicht sein, alles zu tun, was ich vermag, die. nötigen Drckuugen zu finden, um jene Zwecke durchzuführen. Als ich den Finanzplan für das Jahr aufstellre, mutzte ich jene sehr ernste Möglichkeit in Rechnung ziehen, auf die Churchill hin gewiesen hat. Was sie be-dentet. darüber Vermurungen anznstelirn, wäre verfrüht. Alles, was wir tun können, ist, di« nötige Reserve zu schaffen. Deshalb schlage ich vor, den gesamten U ob ei schuh auf die Stärkung der Staats bilanz zu verwenden. Wenn es sich am Jahresschluß nicht als notwendig Herausstellen sollte, ganz oder teilweise aus diese Reserve zurückzugreisen, jo wird Vas Parlament dr« Lage, wie sie alsdann erscheinen wird, beurteilen, über diese Reserve verfügen und eventuell sie entweder ganz oder teilweise zur Schul dentilgung bestimmen. Als ich mich mit oen Aus gaben für Las Fahr 1912/13 beschäftigte, sagte ich, mit Bezug auf den Flottrnelat. oasz ich eine bedeu tende Ermässigung sür dieses Fahr in Aus- >iclvt genommen hätte, und ich gab dieser Hoffnung Ausdruck, als ich das Budget des letzten Jahres ein brachte. Es war nicht blotz der Ausdruck meines per sönlichen Wunsches, sondern ich hatte zuvor mit Lein Erften'Lvkd der Admiralität Rücksprache genommen; dieser hatte damals die Hoffnung, daß sich für viels«» Jahr eine bedeutende Ermäßigung und im nächsten Jahre eine noch bedeutendere würde durchführen lassen. Aber unglücklicherweise traben Bedingungen ein, über die wir keine Kontrolle hatten, und der Erat für dieses Jahr wurde bedeutend höher, als ich in Aussicht genommen hatte. Ich fürchte, das; die Aussichten, eine Einschränkung der Aus gaben in unserem Flottenetat vorzunehmcn, nicht sehr glänzend find, und wir werden allen Grund zur Freuse hoben, wenn wir dieses Jahr lchne wesentlich« Erhöhung der Ausgaben und im nächsten Jahre ohne ein« noch größere Erhöhung werden austommen können. Orr Ovrjlsnü ües Deutschen StiiüttMyrs trat am Ticnsrag unter dem Vorsitz des Ober bürgermeisters Kirschner im Berliner Rath au se mummen, nm zu verschiedenen Fragen Stellung zu .. men. Ter Sipnna wohnten anher ."m Stadl- r.:orüue:envr.'rs:eher Michetet und dem Tirctcvr der ZenlralsteUc des Deutschen Städtetages n. a. noch em Obero. rgermeiscer von Breslau, Dresden, ' cautfur: a. M., 'fiel, Nürnberg, Narlörnbe, Kö nigsberg i. Pr., Halle «. S., Magdeburg, Dessau, eollbuö, Stettin, Bosen, Danzig, Düsseldorf und Darmstadt bei. Aegen der Belastung -er Städte durch die An forderungen von Kongressen und Vereins Tagungen wuroe beschlossen, oce >909 ausgestellten Grundsätze albn St ior u nocnncal-s in Empfehlung zu bringen uno dahin ,'u erweitern, daß auch keine Bar- zusü'ili'c — von besonderen Fällen abgesehen --- gewäbrr werden mögen. Tie .ikonr Mission für die ans Bescblnn des lenien Deutschen Städtetages feit 1. 'November 191' eingerichtete Geldvermit teln n g S ft e l l e wurde um drei Mitglieder ver- störn. Dir E-eldvermittelungsskelle hat sicv über alles Erwarten entwickelt: sie hat schon 11N, Mil lionen Mark vermittelt- Ferner wurde beschlossen, eine Eingabe an den Bundesrat zu richten wegen verhältnismäßiger Kürzung der Talon st euer für die Teile iiädiijchcr Anleihen, die ernt nach und nach in Verkehr gegeben werden und folglich nur mit szinsfcheinen für weniger als 10 Jahren versehen Und. Einein Anträge des Deutschen Sparkassenver- Handes, sich seinerEiagabe gegen den preußischenGeseh- entwnrf üvee die Anlegung von Sparkassenbüchern in Jnbabcrpapieren anzuschlieftcn, wurde nicht ent sprochen. weil e§ sic: nm eine Frage der preußisck-cn Gesetzgebung handelt. Der Haushaltsplan für 1912 wurde ge nehmigt und der Beitrag der Städte wieder auf >,90 Mark für je 1000 Einwohner festgesetzt. Die in der vorletzten Vorstandssitzung eingesetzte Teue- rnn.",Kommission gab eine Uebersicht über den Stand ihrer Arbeiten. Nach der Sitzung fanden sich die Nilnel'mer bei einem Mahle zusammen. Osutlches Kelch. Leipzig, 3. April. " Lpisnageprozcß. Die von anderer Seite ge brachte Meldung, das; demnächst der Spionageprozeß gegen den Fortifikationsfeldwebel Schröder und seine Geliebte, die Buchhalterin Pfitzner, vor dem Reichsgerichte zur Verhandlung komme, entspricht insofern nicht ganz den Tatsachen, als die Sache sich noch im Stadium der Voruntersuchung befindet und an die Ansetzung eines Termins zur Sauptverhand- luNg sür die nächste Zeit nicht zu denken ist. ' * Di« Garnison«« für die Neusormationen im Herr« stehen definitiv noch nicht fest, jekoch wird Straßburg r. E. voraussichtlich Ort der neuen Armee- Inspektion werden. Dav Generalkommando des 20. Korps kommt ziemlich sicher nach Allen» stein, di« 37. Division bleibt in Allenstein. die 41. soll als Sitz Deutsch - Eylau erhalten. Das 21. K »rps, das durch seine Bildung Verschiebungen innerhalb der westlichen Grenzkorps Hervorrufen wird, kommt mit seinem Stabe und einen; Divisions stab« wahrscheinlich nach Saarbrücken; der an» der« Divisionsstab kommt voraussichtlich nach Saar- bürg. * Zur Einführung d«r Lchiffahrtcabgaben. An läßlich der Beratung des «taatkvoranschlags in der badischen Ersten Kammer Hs» sich in den letzten Tagen der Minister des Innern Freiherr v. Boo- mann über verschiedene schwebende Schiffcrh.tsfragen in bemerkenswerter Weise ausgesprochen. Darüber, ob und wenn die SchifsahrtsaogaLen im Deutschen Reich zur Erhebung gelange!?, erklärte der Minister kein Urteil zu Hoden. Es komme (für den Rhein. D. Red.- alles aus di« Zustimmung Hollands an, und wie weir Aussicht bestünde, Latz diese Zustimmung zu erreichen ist, entziehe sich der Kenntnis der badischen Regierung * Der deutsche Staatobahiwagenoerband wird im Jahr« 1912 «in« wesentliche Verstärkung erfahren, und zwar, wie der Minister der öffentlichen Arbeiten o. Breidenbach in der Br.'sgttomm'ijscon des preußi schen Abgeordnetenhauses nütteitte, unr rund 5 v. H. Wie die „Naue politische Correspondenz'' schreibt, wurden das etwa 27OVO nene sein, nm die sich der Wagenpark verstärkt. Damit ttttfte zu einen: wesentlichen Teile Len »«ste>rer»en Anforderungen des Verkehrs Rechnung getragen we^en können. * Fahrpreisermäßigung im Interesse der Jugend, pflege. Lieber die neuen Maßnahmen im Jnieresse der Jugendpflege, dir jüngst vom preußischen Kultus- Minister bereits im Abgeordnetenhaus« gelegentlich der Etatsberatungen erwähnt worden siikd, werden der „Jrrf." folgende Mitteilungen gemacht: Es schwe ben augenblicklich zwischen den einschlägigen Ressorts Verhandlungen wegen Bewilligung von Fahr preisermäßigungen für Ausflüge im Inter esse der Jugendpflege. Die Grundsätze, nach denen vom Kultusministerium diese Fahrpreisermäßigun gen in die Wege geleitet werden sollen, sind folgende: Es sollen derartig« Vergünstigungen gewährt werden an Jugendabteilungen von Vereinen, die einer staatlich anerkannten und geförderten Orga nisation für Jugendpflege angehören. Außerdem wird die Bewilligung von dem Vorhandensein bestimmter Voraussetzungen, z. B. der Zahl der teilnehmenden Jugendlichen und Letter, ab hängig gemacht. Auch sind Bestimmungen über Vie Mindest- und Höchstgrenze der Entfer nungen sowie über die Höchstzahl der jährlich mit Fahrpreisermäßigung für die einzelnen Jugendver eine zulässigen Ausflüge in Aussicht genommen. * Ein Generalablatz sür Steuerhinterziehungen. Der „Köln. Ztg." wird aus Karlsruhe gemeldet: Wie in andern Ländern bestand auch bei der badischen Steuerverwaltung seit längerer Zeit der Verdacht, daß die Einschätzungen zur Vermögens- und Einkommen steuer velfach zu niedrig seien. Zur Beseitigung dieses Llebelitandcs wendet sich der badische Finanzminister mit Zustimmung des Staaisministeriums an die Be völkerung mit der Erklärung, daß alle diejenigen, d?e in diesem Monat Vos Versäumte nachhvlen, straf- frei bleiben und auch kein« Steuernachträge zu be- Mhche Influenza. N Die Influenza hat sich in einer Zeit von wenig mehr als zwei Jahrzehnten bei der Menschheit in einen ungeheuren Respekt zu setzen verstanden, und alle Welt pflegt jetzt über Influenza zu klagen, wenn irgend ein nicht sicher auf ein? andere Ursache deut bares Unwohlsein eingcrreten ist. Der Bazillus der eigentlichen Influenza hat wahrscheinlich nur mit einer vcrhällnismciksig kleinen Zahl der Leiden etwas zu tun. Nachdem die Krankheit in den Jahren 1889 und 1590 mit einer unerhörten Gewalt dce ganze zivilisierte Welt fast gleichzeitig ergriffen hatte, Hai es in gewissen Abständen immer wieder Jnslucnzacplüemien gegeben, die namentlich die Städte heimsnchten. Ein unzweifelhafter Nachweis, daß es sich bei einer Erkrankung unzweifelhaft um Influenza han delt, kann freilich nur durch Beobachtung des Ba silius erbracht werden, der zuerst von Pfeiffer in den Ausscheidungen der Nase und Luftröhre entdeckt wuroe. Denuocy läßt sich auch eine Gruppe von Merkmalen uniericheiden, bereu Auftreten auf In fluenza schließen läßt. Das sind namentlich Schnupfen. Halsichmerzen und Luftröhrenlatarrh in Gemeinschaft mit einer Herabsetzung des körperlichen und geistigen Allgemeinbefindens. Ob aber die durch ein solches Gesamtbild gekennzeichnete Krankheit stets als echte Influenza zu bezeichnen und auf ihren Bazillus zurückzusühren ist, muß nach neuen Forschungen an- gczwerfclt werde??. Andererseits wird der Begriff der Influenza dadurch verwirkt, daß der Bazillus noch bei zahlreichen anderen Krankheiten als Eindringling in die Luftwege zu finden ist, beispielsweise bei Keuchhusten, Maseru und auch bei Lungenschwindsucht. Dadurch wird die Feststellung einer Jnfluenzaepidemie sehr erschwert. Einmal sind zu einer Zeit und un einem Ort, wo von einer eigentlichen Epidemie nicht gesprochen werden konnte, in einem Drittel beliebig ausgewählter Fälle von akuten und chronischen Luftröhrcnkatarrhen Influenzabasillen nachgewiesen worden, und anderseits wurden bei einer Epidemie, die als typische Influenza betrachtet wurde, nur bei 0 v. H. der daraufhin untersuchten Kranken diese Bazillen gefunden. Jedenfalls kann nach d«n Forschungen der letzten Jahre kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß bei den mit dem Namen Influenza belegten Krankheiten noch zahlreiche andere Keime im Spiel sind. Am häufigsten werden von solchen die Pneumokokken, Streptokokken und Diplokokken ermittelt. Gerade dadurch wird es klar, daß man mit der Erforschung der sogenannten Influcnzaepidemten überhaupt noch in den Anfängen steht. Um damit vorwärts zu kommen, wird noch eine große Zahl von Untersuchungen über die Bakteriologie der Schleimhäute und vielleicht auch de» Blut» bei Kranken mit vermeintlicher Influenza erforderlich sein. Zuweilen sind dadurch schon überraschende Aufklärungen gegeben worden. Es ist beispielsweise an die Epidemie unter den Berliner Kindern vom vorigen Jahr zu erinnern, die nach den Arbeiten von Müller und Seligmann nicht auf den Influenza bazillus. sondern auf einen Streptokokkus zurückzu führen war, der dann noch den besonderen Namen Grippenstreptokokkus erhalten hat. Auch in Amerika sind unlängst mehrere Epidemien ähnlicher Art nach gewiesen worden, so in Boston, wo der verantwort, liche Streptokokkus durch die Milch verbreitet wurde und zu fieberhaften Entzündungen der Luftwege Anlab gab. Bei einer d«r jüngsten Vergangenheit I angehörsi.den Epidemie in Chicago ist nun, wie die > Bakteriologen Davis und Rosenow mitteilcu, gleich- i ialls eiir Streptokokkus beobachtet worden, der in vielen Eigenschaften dem in Berlin entdeckten Krank heitserreger gleicht. Der Jnflüenzabcrzillus hat mit diesen Evidemien also überhaupt nichts zu tun. Zur Gröttnung ües urterrrKrilmslen Luder!ru!ele!mngrcllLS. Z2 Am Sonntag de« 14. April, wird der 7. iuter- s uattonale Tuberkulosekonareß auf dem römischen, s j Kapttol durch das italienische Königspaar s t feierlich eröffnet werden. Die Arbeiten der Ler- j «ammlung werden dann aber schon begonnen haben, nämlich durch eine Reihe von Sitzungen der inter nationalen Vereinigung, die gleichfalls auf der historischen Engels'ourg itattfinden sollen. Am Tage zuvor wird hier auch der internationale Ausschuß der Vereinigung der medizinischen Presse zusammen- treren. Für die Mitglieder des eigentlichen Kon gresses ist am 13. Avril ein Abendempfang vor gesehen, während die Arbeiten der einzelnen Sektionen an? 15. April beginnen. Sie sollen sich auf die Nachmittegsstunden beschränken, dami» die Vormittage zur Besichtigung der Scheuswürdig- leiten verfügbar bleiben. Am Sonnabend, de?» 20., wird gleichfalls am Nachmittag die feierliche Schließung des Kongresses erfolgen. Nach der Slundenzahl wird also auf dielen: Kongreß weniger gearbeitet werden, als es sonst bei so großen Ver sammlungen zu geschehen pflegt, was aber vielleicht bei sorgfältiger Auswahl der Borträge und Er örterungen kein Schade ist. Die Regierung hat übrigens den Kongreßmitgliedern freien Zutritt zu allen Nationaldentmälern des ganzen Königreiches bewilligt. Sie haben auch freien Besuch der Hygiene ausstellung, der Retrospektiven Ausstellung, der Archäologischen Ausstellung und zum Denkmal Biktor Emanuels. Ein Ausschuß aus hervorragenden Mit gliedern der römischen Gesellschaft wird um dir Führung und Unterhaltung der Fremden bemüht «ein, auch werden zahlreiche Ausflüge in die Um gebung veranstaltet werden. Ein Bureau auf dem Bahnhof weist Wohnungen nach, und man kann sich dort ein Zimmer zwischen vier und fünfzehn Mark täglich ausfuchen. Das Kongrcßdureau verkehrt ,n vier Sprachen. Auf der Engekvburg wird ein besonderes Post- und Tele graphenamt eingerichtet, und man kann an jede» Kongreßmitglied einfach unter der Adresse „Tuber- koloiekongreß" und sogar mit dem einzigen, aber weniger anmutendem Wort „Tuberkulose" nach Rom schreiben. sooo Kilometer üurch itte Sshsrn. 'D Tine kühne Reise, die in mehr als «iner Hin- sicht ungewöhnlich genannt werden mutz, Hai der französische Graf Rsne le Mor« im Gebiet der Sahara ausgeführt. Die Reife währte etwa 13 Man- nate und umfaßte rund 8000 Kilometer, nämlich eine doppelt« Durchquerung der yanzen Sahara von Algier nach Timbuktu, «inschlietzlich eines Aufent halt» in Lieser größten Stadt des Nigergebiets in einem Vierteljahr. Der Aufbruch erfolgte im No vember 1010 von Ehardaja am Nordraud der Sahara. Der Graf hatte seine Reise mit den Lenkbar gering- sten Mitteln ausgcführt. Zum mindesten war es die kleinste Expedition, die sich jemals an «in so großes Unternehmen gewagt Hal. Sie bestand näm. lich außer dein Führer nur aus Awei Arabern, deren einer als Führer und Dolmetscher, der andere al» Diener verpflichtet war, einem Tuareg-Reitkamvl und zwei kleinen algerischen Üastkamelen. Demgemäß mußte auch das mitgenommen« Gepäck äußerst knapp bemessen sein. Mit dieser winziyen Ausrüstung wagte sich le More auf eine Route, dre zum Teil noch nie mals begangen gewesen war. Bis zur Oase Jnsalah freilich folgte er der Hauptstraße, wich dann aber auf der zuerst 1901 von Laperrine beschrittenen Linie nach Süden ab. Er besuchte dabei den Ort Taman rasset am Fuße des aus der Wüste aufragendcn Berglandes Hoggar. Weiterhin verließ er die be kannten Pfade völlig und durchmaß das Gebiet der Tuareg zwischen den Routen von Laperrine im Westen und vo» Foureau-Lamy (1894), so daß er über den Ort Kidal nach Gaogao am Niger gelangte. Dann fuhr er den Fluß abwärts nach Timbuktu. Bei der Rückreise verfolgte er ein« etwas andere Linie weiter westlich. Nach seinem Bericht war die ganze Reise äußerst gefahrvoll, und zwar weniger durch die Schrecken der Wüste, als durch die Be drohung seilens feindlicher Stämme. Man glaubte daher auch in Frankreich, selbst in Len erfahrenen Kreisen, nicht an einen Erfolg des Unternehmens, sondern befürchtete, die Tuaregs würden dem kühnen Eindringling den Kopf abschneiden. Am besten ging es noch in dem unbekannten Gebiet südlich von Ta- manrafftt, wo di« Expedition nicht einen einzigen Menschen zu sehen bekam. Zwischen Kidal und Gaogao wurden die Ueberbleibjel mehrerer Unglück- licher angetroffen, die von Räuvern umgebracht wor den waren. Am meisten hatten die Reisenden bei dem Rückzug unter Ueberfällen von Räuberbanden zu leiden, so daß sich Lie drei amerikanischen Flinte?» als einer der wichtigsten Teile ihres Gepäck» er wiesen. Der eigentliche Zweck, den der französische Graf bei seiner Reise im Aug« hatte, war eine Rekognoszierung für ein späteres Ueberfliegen der ganzen Sahara mit einem Aeroplan. Er erachtet nach seinen Feststellungen diesen Plan als ausführbar und wird sich wahrscheinlich schon bald an «ine weitere Vorbereitung machen. Er wird dabei sicher auf Unterstützung seitens der französischen Regierung rechnen können, da ohnehin am Nordrand der Sahara in Biskra ein Hauptquartier für ein Fliegerkorps errichtet werden soll. Die nördliche Hälfte des von le More durchmessenen Weges ist wegen der größeren Mecreshöhe weniger trostlos als di« übrige Sahara, und weist namentlich längs der sogenannten Oueds (Wadis) einige Vegetation auf. Das Gebiet im Herren der Sahara ist für Bo taniker von besonderem Interesse, da dort die Pflan zen Les Mittelmeere, völlig verschwinden und rein afrikanische Gewächse die einzigen Vertreter des Pflanzenlebens bilden. Ter südliche Teil der Wüste scheint durchweg sehr öde zu sein. rns üeutlchr Felüthester von Saint Denis. F 2n seinen Erinnerungen.,.Paris vor 10 Jahren" kommt Jules Claretie auch aus da» deutsche Feld theater in Saint Denis zur Zeit der Belagerung von Paris zu sprechen. Eigentlich war dieses Theater nichts weniger als deutsch, denn die Bühnen sprache war fast durchweg französisch. Burlesken, Schwänke, Pantomimen und Balletts wechselten mit einander ab. Französische Schausvieler setzten deut schen Soldaten diese Kost vor^ und wenn auch nicht alles von den Zuichauern verstanden wurde, so war der Sinn doch meistens kaum zweifelhaft, da es die Schauspieler an deutschen Gesten nicht fehlen ließen. Gelegentlich kam auch die deutsche Sprache zur Geltung. So erzählt Claretie, daß er einer Vorstellung bei- gewohnt habe, in der em preußischer Grenadier ein Gedicht auf Kaiser Wilhelm vorgetragen habe. Der Theaterraum war ein altes, verräuchertes Bierlokal, und der lange, niedrige Saal war nichts weniger als geeignet, deutschen Offtneren — wie Claretie sagt — zum Aufenthalt zu dienen. Es gab verschiedene Plätze. Der erste Platz war ausschliess lich für Offiziere reserviert, und nicht selten erschien der General selbst an der Spitze seines Stabes und nahm in der ersten Reihe auf einem Edrensessel Platz. Der zweite Platz bestand aus langen Bänken, die mir einem roten Stoff bespannt waren; hier faßen die Unteroffiziere, und auf der Galerie endlich, die rings um den Saal führte, fahen die Gemeinen der Vor stellung zu. Selbst ein Orchester wies das Theater auf: gewöhnlich spielte die Kapelle eines der Garde regimenter, und Claretie stellt den Kapellmeistern das Zeugnis aus, daß sie allen Sätteln gerecht waren, daß sie mit gleichem Geschick einen Militärmarsch sowohl wie die Begleitmusik zu einem Couplet zu diriareren wußten. Wenn auch begreiflicherweise die ganze Schilde- rung, die Tlaretie von diesen» Feldthearer gibt, sonst nicht gerade schmeichelhaft für uns Deutsche ist. so weiß er doch einen hübschen Zug von deutscher Höf lichkeit zu berichten, die ihn als Franzosen überrascht hat. Als er das Theater betrat, hielt er sich etwas abseits, um einen besseren Blick über die Reihe?» der Zuschauer zu haben. Ein Unteroffizier, der dies be merkte, war der Meinung, daß Claretie keinen Platz finden konnte. Er stand auf und machte ihn darauf aufmerksam, daß zwei Reihen vor ihm in der Mitte noch ein Stuhl frei sei. Doch Claretie würdigte ihn keiner Antwort. Der höfliche Unteroffizier aber glaubte, nicht verstanden worden zu sein; kurz ent schloßen holte er deshalb den Stuhl und setzte ihn mit einer deutlichen Handbewegung vor Claretie hin, und dieser gesteht, daß ihn diese Höflichkeit aufs tiefste beschämt habe. O * Ein neu «ntdeckles Werk Beethovens. Bei dem Nachmittagstee der Ausstellung Franenkunst zum Besten non Mutter und Kind, der Mittwoch, den 10. April, von 4—7 Uhr, in den oberen Räumen des König!. Belvedere in Dresden stattfindet, dürfte eine besondere Anziehung unter den musikalischen Genüssen ein bisher unveröffentlichtes Werk Beet- Hovens bilden, welches von Dr. Chitz beim Grafen Elam Gallas »n Prag aufgefunden ist. Es handelt sich um eine äußerst reizvolle Komposition für Cem balo und Mandoline, d»e die Widmung trägt: l)eöi» L «Ue äe < larz. Es ist die Gräfin Clarq, der der Meister die bekannte Arie „5b p«rä Io' gewidmet hat. Das Stück ein Andante mit Variationen, wird auf Original-Instrumenten oorgetragen werden. Das Cembalo, das dabei Verwendung findet, ist vom Könige zur Verfügung gestellt worden. * Shacklrtsn schreibt zu Scstts Bericht, daß diese Expedition für immer zu den größten An strengungen der Menschheit gerechnet werden müße. Denn sie war die Geschichte e»ncr hartnäckigen Ent schlossenheit, unaufhörlicher Mühen und wilder Kämpfe gegen Mißgeschicke und Schwierigkeiten aller Art. Er hält es für sehr wahrscheinlich, daß Scott nun den Südpol bereit» enetcht hat.
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