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Bezugs sprei- fßr L«ip,ia und Lor-rt« durch »ns«« Träger und EoedUeur« 2«al «t,llch ln» »au» gebracht: au Pt. monatl.. L7V Mi. »ianellädrl. «et unlern KUialen u. tl». nahurestellen adgeholt: 7» Pt. monatl, iL Mk. otertellahrl. Lurch »le Pa»: innerhalb Drutlchland, und der deutlchen Kolonien uterteljährl. 3.M Mk., monatl. 1^0 Mk. auolchü Postdeftellaeld Kerner t« Belgien, Dänemark, den Donauftaaten, Italien, tiuremdura. Kiederland«, Xor- roegrn O«ft«rr»>ch>llngarn, üiuliland. Schweden, Echweti u. Epanien. lZn allen »dr>g«n Staaten nur dtiekt durch di« S«jchost»fteU« de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tagedlatt «rlcheint 2mal täglich. Sonn- u. Keiertag» nur morgen». Adonnem«nt».Bnnahm«: 2»ha»,t»a«ll« 8, bat unteren Tragern, AUialen. SpedUeuren »>td Annahmestellen, >owi« Postämtern und Briesträgern. tktnielverkaufiprel, 10 M Nr. 185. Morgen-Ausgabe. UriWgcr Tageblatt Anzeigen Preis tllr Inlerat« au, Leipzig und Umgebung die llpaltig, Peilizeii« »Pf, dl« «eklome. zeil« l Mk. von au,wärt» SV Pf, üleklamen l.2V Mi.' Inserate von Behörden im amt lichen Teil die Petitzeil« M Pf Selchäst»anz«igen mir Platzvorfchristen im Breil« erhöht Kadatt nach Taris. Beilage,,dühr Lejomt« aujlage ä Mk. P Taulenv erkl. Postgebühr. Teildeilage hoker. Aeftrrteilte Äufträa« können nicht zurück gezogen werden Für da» Erscheinen an bestimmten lagen und Plöhen wird keiao Garantie übernommen. Anzeigen - Ännahm« Johanni»,ast« bei sämtlichen Filialen u. allen ilnnoncen» Lzpeditionen de» 2n- und Lu»lande» ,tl.-Li,,chi.<i«« HanVeiszertung. Amtsblatt des Rates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Freitag, äen 12. «prll lS>2. 126. Zahrgailg. LrMi und verte, »,« Klicker ck Rürste» Inhaber Paul Kürften. «edakti.n und chelckäkt.ftell», Iohonni»gatl« 8. Haupt-Filiale Dre»den: Leest ran« st. l (Telephon tLUx UM- Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt II Seite», die vorliegende Morgennummer 16 Seiten, zusammen 26 Seiten. Oss Wichtigste. * Ein während des gestrigen Nachmittags im Auslande verbreitetes Gerücht vom Tode des Papstes bestätigt sich nicht. (S. Ausl. S. 10.) * Im englischen Unterhause hat am Donnerstag Premierminister Asquith die irische Home-Rule-Bill eingebracht. iS. Letzte Depeschen S. 3.) * Der durch den S ch n e i d c r st r e i k ent standene Schaden soll sich auf vier Millio nen Mark beziffern. (S. Dtsch. R. S. 9.) * Bei Wiesbaden ist ein 24 Jahre alter Arbeitererfroren. (S. Tageschr. S. 5.) * InLondon hat am Donnerstag die April- Wollauktion ihren Anfang genommen. (S. Handelszeitung. S. 12.) * Theatcranzeigen siehe Seite 16. Minister unter sich. sch Freundschaften werden in deutschen Landen aui der Hochschule und im Parlamente geknüpft, hat Windhorst einmal gesagt. Die Jugend ist die eigentliche Frcundschaftszeit; aber das parla mentarische Leben treibt auch in Männern, die erst spät in dasselbe eintreten, frische Freund- schaftsschöpflinge. Die Parlamentarier sind teine „einsamen Menschen"; sie sind gesellige und politische Lebewesen im vollen Sinne des aristotelischen Wortes. Die gemeinsame Arbeit im Plenum und in der Kommission bringt sie persönlich nahe zusammen und der Verkehr wird, wie es in Deutschland Sitte ist, beim Bier oder Wein fortgesetzt. Trennende Einflüsse sind frei lich auch am Werk. Grimmig kann sich die Feindschaft namentlich unter denen gestalten, die sich erst nahe standen. Nach der Spaltung des Bülowblocks war das Verhältnis zwischen den Dcutschkonscrvativcn und den Liberalen recht un gemütlich, und innerhalb der Fraktionen kann sich bei starken sachlichen oder versönlichen Gegen sätzen ein giftiger, verzehrender Has; entwickeln. Also ein reiner Freundschaftstempel ist das Par lamentshaus nicht; aber wenn sich die Abge ordneten beim Auseinandergehcn und beim Wic- derkommen freundlich die Hände schütteln, so ist das doch mehr als eine Formalität; es ist viel echtes Freundschafts- und Kameradschafts gefühl dabei. Auch von den Volksvertretern zu den Ne gierungsmännern hin können sich enge Bande anspinnen. Der gute Verkehrston wird hier im allgemeinen sogar noch leichter auf rechterhalten als zwischen streitenden Fraktions genossen. Fürst Bismarck und wohl auch Fürst Bülow ließen einige treue Freunde im Parla ment zurück, als sie von der Bühne abtraten. Allerdings wußte Fürst Bismarck auch ein Lied zu singen von schmählicher Verfolgung durch ehedem Nahestehende, Fürst Bülow von der ge sellschaftlichen Boykottierung durch das Z ntrum, über die er sich in öffentlicher Reichstagssitzung beschwerte, und in geradezu erschütt.'rnden Wor ten hat kürzlich ein ehemaliger Minister, der preußische Handelsminister v. Moeller, darüber geklagt, daß die Bande zwischen ihm und ehe maligen Parteifreunden von diesen zerrissen wor den jei.'n Am wenigst.'» dauernde Freundschaft scheint es unter den M i n i st c r k o l l e g e n zu geben- Gerade in letzter Zeit hat man mancher lei von den Gegensätzen zwischen den Staats sekretären des Reiches untereinander und gegen über dem Reichskanzler erzählt. Der Staats sekretär des Aeußeren, v. Kiderlen-Wächter, und der der Flotte, Großadmiral v. Tirpitz, sollen in Krieg miteinander leben: auch zwischen Tirpitz und dem Kanzler sollen Meinungsverschieden heiten über Rüstung und Abrüstung bestanden haben; zwischen dem Kanzler und dem Staats sekretär des Aeußeren soll nicht volle Ucbcrein- stimmung herrschen, Herr v. Kiderlen-Wächter soll sich zurückgesetzt fühlen; dem Schahsekretär Wer muth pflegte man früher — die Leute, die ihn jetzt gegen den Kanzler ausspielen, haben das natürlich längst vergessen — infolge seiner Spar- bemühungen heftige Zusammenstöße mit dem preußischen Kriegsminister und dem Großadmiral v. Tirpitz nachzusagen. Zeigen sich solche Risse oder glaubt man Risse zu sehen, so bohrt man mit dem Stemmeisen hinein, um sie zu er weitern; dem leitenden Staatsmann aber hält man diese Uneinigkeit vor als ein Zeichen der Schwäche seiner Position; man gibt ihm zu bedenken, daß unter tüchtiger Leitung eine solche Wirtschaft nicht voriäme, und verlangt Einheit lichkeit in den höchsten Staatsämtern. Sucht der verantwortliche Staatsmann seinerseits dick Einigkeit bereust l en, geht dalei freiw l i; oder unfreiwillig ein Staatssekretär ab, so lobt man wiederum die Tüchtigkeit des Abgcyenden über den Schellcnlönig, rühmt seinen aufrechten Sinn und klagt über selbstherrliches Auftreten des Lei tenden. Von einer wirklich festen Freundschaft zwi schen Ministern hat die Ocfscntlichkeit wenig Beispiele. Bismarck und Roon mag man nennen. „Ich ha t' einen Kameraden", so konnte Bismarck dem alten Wafsengcfährten schrrjb.n. Im übri- gen klag: Bismarck, daß gerade di? B deutenden unter seinen Milarbeit.ru ihm nicht dauernd ihr Wohlwollen bewahrt hätten. Begabte Gesandte, die unter ihm arbeiteten, waren seine Rivalen. Dem Grafen Botho Eulenburg schrieb er jenen denkwürdigen Brief, in dem er ihn um Ent schuldigung für das taktlose Verhalten eines Unterbeamten bat, das er, wenn auch nicht be absichtigt, doch vielleicht durch mißverständliche Anordnung ermöglichst hatte. Er berief sich auf die zwischen ihm und Eulenburg bestehenden Frcundschastsbe i-'hungen, um di s m den Gedan ken an eine absichtliche Kränkung auszuredcn, ja einen solchen Gedanken als Verstoß gegen die Freundschaft erscheinen zu lassen. Der Brief ist denkwürdig für die Art des Verkehrs des auf der Höhe seiner Macht Stehenden und für die Achtung, die er vor dem Selbstbewußtsein an derer empfand. Zwischen Bismarck und dem Kultusminister Falk war das Verhältnis eng, und Bismarck legte Wert auf die Feststellung, daß nicht er es gewesen sei, der Falk aus dem Ministerium herausgedrängt habe. Bismarck scheint die Empfindung gehabt zu haben, daß die Entfremdung von feiten Falks ausging. Mit Bötticher, dem Bismarck auch einst einen finanziellen Dienst halte leisten können, kam es zum Bruch. Der „Post-Stephan" äußerte sich bitter, fast hämisch, über d-n Abgegangenen; „Tiberius und Sejan zugleich und immer in Bajä, fern von Rom", so ungefähr waren die Worte des Postgcwaltigcn, dessen Bedeutung Bis marck viel freier anerkannte. Daß sich Admiral v. Stosch „wie ein Schneekönig" über Bismarcks Abgang freute, hat uns Fürst Hohenlohe über liefert, und andere scheinen von dieser Emp findung nicht weit entfernt gewesen zu sein. Bismarck und Maybach dagegen scheinen bis zu letzt freundschaftlich verbunden gewesen zu sein. Daß dem Grafen Caprivi, der sich wie ein weidwundes Wild ins Dunkel vergrub, und dem Fürsten Hohenlohe, der als getreuer Chronist die Bosheiten der Welt auf seinen Hemdstulpen fest hielt, treue Freundschaften von Staatssekretären oder Ministern nachgefolgt seien, ist der Oeffeni- lichkeit nicht bekannt. Fürst Bülow hatte leb haften Sinn für die Pflege persönlicher Beziehun gen, aber eine treue Erinnerung ist ihm von seinen amtlichen Mitarbeitern über den Kreis der ihm am nächsten stehenden Unterbeamtcn hinaus wohl nicht bewahrt worden. Wie im Reiche und in Preußen, so ist es in den anderen Einzelstaaten. Von Orestessen und Pyladefsen hört man auch hier selten. In der Höhenlage, wo die regierenden Männer stehen, gedeiht die Blume der Freundschaft nur kümmerlich. Sie wächst in der Niederung besser. Oesterreich als Lunüesgenolle. (Die militärische Bedeutung der D o n a u - M o n a r ch i e.) Bon militärischer Leite wird uns geschrieben: Wenn von dem Zukuustskricge die Rede ist, rech nen wir in der Reges mit einem Zusammenstöße des Zweibundcs gegen den Dreibund Unsere ganze Politik ist namcntlicb auf ein enges Zusammengehen mit Oesterreich gerichtet. Bon unserer Bundestreue haben wir erst im vergangenen Frühjahre die un- trüglichsten Beweise geliefert. Nur durch unser Ein treten und im Verlaß aus unser starkes, wohlgerüste- tes Heer konnte Oesterreicb ohne kriegerische Ber- Wickelung Bosnien annektieren. Ebenso hoffen wir, die österreichische Armee aus unserer Leite zu sehen, wenn wir zu einem Kriege gegen Rußland oder Frankreick, genötigt werden sollten. Wir allein sind nicht stark genug, um uns gegen beide Gegner er folgreich wenden zu können. Wenn wir somit die österreichische Armee und die von ihr zu leistende Hilfe als einen wichtigen Faktor betrachten, so ist es unbedingt notwendig, sich darüber tlar zu werden, was diese Armee im Ernstfälle leisten kann. Es würde ein Fehler sein, wenn wir den Haupt teil der militärischen Rüstungen und Aus gaben tragen würden, während Oesterreich in seinen Aufwendungen für Heer und Marine weit hinter dem zurückbleibt, waS cs nach der Größe seines Landes, der Zahl seiner Einwohner und dem Ertrage seiner Steuern und Zölle im Verhältnis zu Deutschland eigentlich leisten könnte. Auf diese Weise würde Oesterreich ohne große eigene militärische Lcistun- gen, nur im Vertrauen aus das starke Heer, eine aktive Politik führen und eine bedeutende Stellung einnehmen können, während Deutschland nur die L ast zu tragen Hütte, ohne im Bedarfsfälle auf entsprechende Gegenleistung rechnen zu können. ES muß dafür gesorgt werden, daß die Militürlasten im Dreibund gleichmäßig verteilt werden. Wenn man von diesem Gesichtspunkt aus das österreichische Heer und die Aufwendung des Lan- des für militärische und maritime Zwecke verfolgt, so muß man zu geb en, daß die österreichi schen Leistungen auf diesem Gebiete gerin- qer als die unsrigen sind. Jnuerpolitisch: Verhältnisse sind dort der Hindcrungsgrund gewesen, daß Heer und Marine sich nicht in derselben Weise wie bei uns entwickelt haben. Lehr lehrreich in dieser Hinsicht sind die Ergeb nisse, welche die teilweise Mobilmachung des öfter- reichischen Heeres gelegentlich der bosnischen Frage gezeitigt haben, und die gezeigt haben, daß das Heer manckj-erlei Mängel aufwieS. Abgesehen von den lau senden Kosten, welche die teilweise Mobilmachung des Heeres erforderte, ist eine Ausgabe von 140 Mil lionen Kronen notwendig gewesen zur Beschaffung von Kriegsmaterial aller Art und zur Formation neuer Truppenteile. Ter Kriegsministcr hat selbst zugeben müssen, daß diese Ausgaben eigentlich schon längst hätten geleistet werden müssen, daß sie nur zur Ausfüllung vorhandener Lücken gedient haben, und daß weder die Ausrüstung der Armee mit Was- fen und Munition, noch fhre Organisation auf der Höhe der Z it stand. Daß sich die Mobilmachung nur auf einen kleinen Teil erstreckte und sie außerdem ganz allmählich während eines kang n Z itraumes vor sich ging, konnte die Durchführung der Kriegs bereitschaft schließlich ohne Schwierigkeiten erreicht werden. Ganz anders hätten sich voraussichtlich die Verhältnisse entwickelt, wenn die ganze Armee mit einem Schlage mobil gemacht worden wäre. Es hät- ten sich dann die vorhandenen Mängel und Lücken nicht in derselben günstigen Weise beseitigen lassen. Während wir unser Heer ständig vermehrt haben, und soeben eine neue Heeresvorlaae eingebrackt ist, die wiederum große Kosten verursacht, ist das öst«r- reichische Heer bisher in seiner Entwickelung stehen geblieben. Die Infanteriekom panien haben nur eine Stärke von rund 100 Mann, was für eine kriegsgemäße Ausbildung als völlkomme'u ungenügend bezeichnet werden muß Pie wenigen Ncuformationen konnten nur durch Herab- Minderung der Jnfanteriestärke erreicht werden, so daß der Stand vieler Kompanien jetzt nur noch 60 Mann beträgt. Viele Truppenteile haben ihre Rekruten erst am 1. August erhalten können. Eii-> neue Heeresuorlagc ist zwar eingebracht, cs ist al e sehr fraglich, ob und in welchem Umfange sie vvu den Parlamenten angenommen werden wird. Diese Tatsachen können natürlich nicht ohne Einfluß auf die Kriegsbereitschaft des österreichischen Heeres blei ben. Wir werden dadurch immer mehr gezwungen, unsere eigenen Rüstungen zu vermehren. Es wäre zu wünschen, daß sich die inneren Verhältnisse in Oesterreich bald so konsolidierten und der erstrebte Ausgleich mit Ungarn zustande käme, damit das Heer in der notwendigen Weise zu unserer Entlastung vermehrt und ausgebaut werden könnte. OeutWsnL m»ü Sanaa». Durch die englische Presse erfahren wir wieder einmal, daß unser Vertreter in Kanada Verhand lungen über einen deutsch-kanadischen Handelsvertrag angeknüpft haben soll. Wenn man sich früherer ähn licher Meldungen erinnert, die sich jedesmal als Irre führungen erwiesen, so muß man auch der neuesten Meldung von vornherein skeptisch gegenüberstehen. Denn di« englische Presse sucht durch solche Mit teilungen die am Handel mit Kanada interessierten Kreise in England und in den Vereinigten Staaten auf die drohende deutsche Konkurrenz aufmerksam zu machen. Nur dies ist der Zweck der jetzigen und der früheren Meldung. Im Februar 1910 wurde zur Beendigung des Zoll krieges ein Abkommen zwischen Deutschland und Kanada vereinbart, durch das die deutsche Einfuhr in Kanada von der Surtaxe befreit und der kanadischen Einfuhr bei uns für eine Reihe von Artikeln die Vertragssätze zugestanden wurden. Es handelt sich Labei allerdings nur um die Schaffung eines provi sorischen Zustandes. Das Abkommen läuft ohne be stimmte Frist, und es war in Aussicht genommen, in absehbarer Zeit erneute Verhandlungen aufzunehmen, um zu einem endgültigen Dertraasverhältnis zwischen beiden Ländern zu gelangen. Zu solchen Verhand lungen kam es jeooch im vergangenen Jahre nicht, weil Kanada zunächst den Versuch machen wollte, mit den Vereinigten Staaten einen Tarifvertrag abzu schließen, ehe es seine Handelsbeziehungen zu Deutsch land endgültig regelte. Dieser Versuch ist bekanntlich gescheitert, und cs liegt daher eigentlich kein Hinder nis vor, um neue Verhandlungen aufzunchmen. Deutschland hat unbestreitbar ein Inter esse daran, das gegenwärtige provisorische Ab kommen in ein besseres endgültiges umzuwandeln. Denn unser Export ist nach wie vor gegenüber einer ganzen Reihe von Ländern differenziert. Wir haben nur den kanadischen Generaltarif erhalten, während Frankreich den Mitteltarif besitzt, ein Vorzug, der auf dem Wege der Meistbegünstigung noch einer Reihe von anderen Ländern zugute kommt, unter denen sich auch die Schweiz befindet, di« in dem wich tigsten Ausfuhrartikel, der Seide, neben Frankreich mit uns aus dem kanadischen Markt konkurriert. Wenn nun allerdings auch im allgemeinen die Sätze d«s Mitteltarifs nur 2 bis 3 Prozent unter den Generaltarif heruntergehen, so daß für unsere In dustrie wenigstens die Konkurrenzmöglichkeit ge schaffen ist, w läßt doch die Differenzierung eine baldige Beendigung des Provisoriums als sehr erwünscht erscheinen. Das erstrebenswerte Ziel bei neuen Verhandlungen muß naturgemäß «in Tarifvertrag sein, ähnlich dem von-Kanada mit Frankreich abgeschlossenen, wobei wir auf solche Positionen des kanadischen Mittcltarifs Wert legen würden, die für unsere Industrie von besonderem Interesse sind. Auch Kanada würde von einem solchen Tarifvertrag sehr erhebliche Vorteile haben. Man hat dort während des zwölfjährigen Zollkrieges scheinbar den Ueberblick verloren über die große Be deutung des deutschen Marktes für kanadische land wirtschaftliche Erzeugnisse. Es lohnt deswegen, darauf hinzuwcisen, das; ein deutsch - kanadischer Tarifvertrag Kanada erheblich größere Vorteile bieten würde, als der Vertrag mit Frankreich, weil Kanada in einem Vertrage mit Deutschland, selbst wenn er nur auf dem Prinzip der Meistbegünstigung beruhen sollte, einen gebundenen Vcrtragstarif er hielte, während Frankreich nur den jeweiligen Minimaltarif ohne jede Bindung eingeräumt hat. Die Folgen hiervon haben sich schon gezeigt; die letzte französische Tarifresorm hat eine Erhöhung von Zollsätzen gebracht, die für Kanada besonders wichtig waren. Daß der letzte politische Umschwung in Kanada, wie er durch die Wahlen gekennzeichnet ist. im all gemeinen die Aussichten für ein günstiges Handels abkommen nicht verstärkt hat, ist zuzugeben. Jede Neigung zu dem wirtschaftlichen Imperialismus Großbritanniens wirkt auf die konkurrierenden Staaten selbstverständlich ungünstig. Es kommt hinzu, daß der englische Geldmarkt gerade in letzter Zeit sich außerordentlich ergiebig für Kanada erwiesen hat. Eine Emission kanadischer industrieller Unterneh mungen folgte der anderen, und der Ausbau des Eisenbahnnetzes erforderte bedeutende Mittel, die in England ohne Schwierigkeiten zu beschaffen waren. Es ist dabei sehr beachtenswert, daß diese zur in dustriellen Befruchtung Kanadas vom Mutterlands bereitwilligst zur Verfügung gestellten Mittel nicht zum geringen Teil Lazu dienen, eine kanadische In dustrie zu erzeugen, die der britischen wohl in nicht ferner Zeit eine ernste Konkurrenz machen dürfte. Auch Deutschland hat sich ja neuerdings an der wirtschaftlichen Erschließung des Landes beteiligt, indem es die riesigen Kohlenlager in der Provinz Alberta erschloßen und damit die Stimmung im Lande uns gegenüber zweifellos günstig beeinflußt hat. Wenn man daneben berücksichtigt, welchen Auf schwung der Handel zwischen beiden Ländern seit dem Aufhören des Zollkrieges genommen hat, so ist kaum anzunehmen, daß man sich in Kanada der großen Vor teile, die ein Handelsvertrag beiden Teilen bieten würde, verschließt. - : _ Oie Neuregelung üer wttmenpenvon üer SsWlchen Lesrmen. - Der Sächsische Staatsbeamtenbund bittet uns um Aufnahme der nachfolgenden Ausführungen zu der zurzeit in Frage stehenden Neuregelung der Witwen Pensionen der sächsischen Beamten, Geistlichen und Lehrer: „In wiederholten Eingaben sowohl an das König liche Gesamtminislerium als auch an die hohen Land- ständs hat der Sächsische Stacusbeanuenbund eine Verbesserung der W.rwen- uns Waiserversorgung als unbedingte Notwendigkeit bezeichnet, und es ist von jernen Mitgliedern allseitig oantbar und mit großer Freude begrüßt worden, daß die Königliche Staats regicrunq schon diesem Landtage eine Vorlage unter breitete, nach d-:r die Witwenpensionen von jetzt all. gemein 20 Proz. des letzten penstonsfähige» Dienst einkommens des verstorbenen Beamten in Zeitab schnitten von je 3 der die zehnjährige Dienstzeit über schreitenden Dienstjahrcn um je ein Prozent bis auf 30 Prozent erhöht werden sollen. Das an sich Neue der Vorlage, die prozentuale Erhöhung der Witwen pension nach Maßgave des Dienstallers des verstor benen Beamten, har verständnisvolle Aufnahme ge funden, nicht nur deshalo, weil die Gesetzgebung im Reiche, in Preußen, in Bayern und in Württemberg diesem System Geltung verschalst hat, sondern weil tatsächlich in der Bemcsjung auch^ücr Wirwenpen sionen auf Lieser Grundlage ein Fortschritt erblickt worden ist. Wenn daher die Gesetzgcbungs- und die Finanzdepu tation der hohen Zweiten Ltändekammer in ihrer Mehrheit den Standpunkt vertritt, daß durch eine all gemeine Erhöhung der Witwenpeirsionen von 20 auf 2ö Prozent der Allgemeinheit der sächsischen Beamten. Geistlichen und Lehrer besser gedient sei, weil dadurch auch „die Bedürftigsten, dre Witwen der in den unzu reichenden Gchallsllassen Sterbenden" nicht über gangen werden, so können wir Vieser Auffassung nicht oeitreten. Wir können die Witwen der frühzeitig sterbenden Beamten, Geistlichen und Lehrer nicht als di« Bedürftigsten ansehen, da diesen, weil sic selbst in einem niedrigeren Lebensalter stehen, neben der bescheidenen Pension die körperliche und geistige Spannkraft noch zur Verfügung steht, die ihnen «inen Nebenerwerb ermöglicht, und weil in den meisten Fällen außerdem pensionsberechtigte Waisen vorhan den sind, deren Bezüge mit dazu beitragen, Vie Lage der Hinterbliebenen erträglicher zu machen. Die» ändert sich schon, wenn dre Witwe sich in einem reiferen Lebensalter befindet und di« Waisen vem pensionspflichtigen Alter entwachsen sind, ohne selbst ständig oder versorgt zu sein. Mit dem fortschreiten den Alter werden aber die Verhältnisse dann am drückendsten, wenn die Gattin des Beamten, mit diesem alt, gebrechlich und arbeitsunfähig geworden, als Witwe allein zurückbleidt. Die Tage ces hilf losen Alters der Gattin, die eine lange Reihe von Jahren Leid, Trübsal und manchmal vielleicht auch etwas Freude mit ihm geteilt und ibn zu weiterem Streben angeregt hat. möglichst sorglos gestaltet zu sehen, ist wohl da» heißerstrebte Ziel jedes Beamten. Und diesem Ziel, dem sowohl unter« als mittlere und obere Beamte zustreben, kommt die Regierungsvor lage näher, als der Antrag der Gesetzgebung«- und Finanzdeputation dessen wohlmeinend« Absicht übrigens dankbar anerkannt wirb. Als Voraussetzung für die freudige Zustimmung der Beamten zu der Regierungsvorlage bleibt, daß die Berechnung der Wilwenpensionen nach oen glei ! chen toleranten Grundsätzen erfolgt, die schon jetzt ! bei der Pensionierung der Beamten zur Anwendung