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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.04.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191204144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19120414
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19120414
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-04
- Tag 1912-04-14
-
Monat
1912-04
-
Jahr
1912
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hab« durch sein« hauftgon Besuch« in Frankreich die Gelegenheit dazu gegeben, daß -wischen beiden Län dern ««iebungen einer wahren und herzlichen Freundschaft angebahnt wurden. Darauf ergriff PoincarS da» Wort zu einer Rede, in ter er zu nächst an di« Princhenzeit König Eduardo erinnerte. „Als König Eduard den Thron bestieg", fuhr Poin- caad fort, „hat er die in ihm schlummernden Schätze der Klugheit, Weisheit und Geschicklichkeit in aus- gezeichneten politischen Eigenschaft«« -u offenbaren verstanden. Bewundernswert war sei»»« Kenntnis der Regierenden und Regierten Europas. Er stellt« seine Erfahrung und seinen natürlichen Scharfsinn in den Dienst etn«r sehr festen und sehr lor-alen Po. litik de, Frieden, und de» Gleichge wicht,. Konto Eduard hat England nicht gewalt sam au, der solsuciiä isoücttou herausgerissen, son. dern methodisch die notwendige Entwicklung vorbe reitet. Er wußte den Regierungen und den Völkern Europa, ein gerechtfertigtes Vertrauen zu dem guten Willen de, englischen Voltes und der Regierung ein- zuslHfen. Glücklich beendete König Eduard die langen Mißverständnisse zwischen Frankrerch undEngland. Er hat sofort ein« KonMnation als möglich und wünschenswert erkannt, die, ohne irgendeine der in Europa bestehenden Ententen und Allianzen zu verletzen und ohne gegen irgrnd jemand einen herausfordernden und ofsewstven Charakter zu tragen, zwei große europäische Rationen in dem ge meinsamen Wunsch nach Frieden und in gemeinsamer Arbeit zusammenführen sollte. König Eduard hielt einen geschriebenen, feierlichen Vertrag nicht für not wendig, londern sah es als ausreichend an, di« beiden Böller an gegenseitige Würdigung zu gewöhnen und zwischen berden Regierungen Beziehungen herzlicher Offenheit und aufrichtiger Loyalität anzukaupfen. Als England sich Frankreich genähert uno einige Fahr« darauf auch Rußland die Hand gereicht hatte, war das europäische Gleichgewicht weniger schwankend und der Frieden weniger gefährdet. König Eduard war Friedens st ifter au, Tempera ment, G« sch mack und U «b« r l« gu ng. Wenn er Frankreich die beste Freundin Eng. lands genannt hat, so gab er dieser Freund chatt sicherlich reine Bedeutung, über die andere Mächte sich zu beklagen und auftzuretzen ein Recht gehabt hätten. Und in demselben Sinne hat auch Frankreich die« Politik der «ntonte vonUnd, angewandt und nach dem Tode König Eduard, weiter befolgt. Die Wohl, tat eines kostbaren Friedens ist unter allen Nationen besonders von »röten. Die republikanische Demo kratie denkt, ihre innere Ausgabe erwägend, nicht daran, jenrand anzugreifen oder zu reizen. Aber sie erkennt klar, daß, um weder angegriffen noch gereizt zu werden, sie zu Lande und zu Wasser Streitkräfte unterhalten muß. die im stand« sink, ihr« Interessen zur Geltung zu bringen und zu verteidigen. Um für ven Schutz »einer Rechne und seiner Würde zu sorgen, muß Frankreich zuerst auf di« eigenen Hilfsquellen an Menschen und Geld sowie auf eigene Flotten- und Militästtteitkräfte rech, nen. Aber die aus sich geschöpfte Autorität beivstigr sich großartig tnfolae der täglichen Unterstützung durch die diplomatische Aktion seiner Freunde und Verbündeten. Vergessen wir nicht, daß König Vward zuerst di« freundschaftliche Zusammenarbeit Frank reich« und England« begünstigt, eingeleitet und fort- geführt hat." Der Bormarsch der Senussi auf Benghasi. -4- Kairo, 1g. April. lAgenc« Havas.) Di« erste Heeressbteilung des Scheik« der Sen ulst, di« aus dem Vormarsch nach Benghasi begriffen ist, hat Djaräbub erreicht. Kein Eeaeralstreik der englischen Transportarbeiter. -> London, 13. April. sTel.) Der Bezirksau»- schuß des Transportarbeiterverbandes in Liverpool und der Exekutivausschuß der Vereini gung der Hafenarbeiter nahm ein« Resolution an, in der die unbesonnene, unverantwortliche und eigenmächtig« Abgabe von Erklärungen über die Möglichkeit eines allgemeinen Transport arbeiterausstandes zu Anfang des Sommers scharf verurteilt wird. Es wird hervorgehoben, daß keine diesbezüglichen Beratungen statt- gefunden haben, noch daß die Absicht bestehe, darüber zu beratschlagen. * Zu« Unfall de» Schütte-Lanz-Lustschiffe». --- Mannheim, 13. April. (Tel.) Die Vorbe reitungen zur Bergung des Luftschiffes Schütte-Lanz, das um 12>L Uhr bei Altripp niedergegangen war, waren kurz vor vier Uhr nach, mittags beendet. Das Luftschiff wurde durch Grena diere des 110. Regiments an Tauen fortgezogen und langte um sechs Uhr auf dem Ankerplatz der Luft schiffswerft an. Es wurde sofort in die Halle gebracht. — Die Steuerung de» Luftschiffe« ist übrigen, nicht im geringsten beschädigt unü die Reparaturen lind so geringfügiger Na tur, daß man hofft, Ende der kommenden Woche wieder ausstergen zu können. Drei Schüler in die Lee getrieben. Oldenburg, 13. April. (P. C.-Tel.) Am Don nerstag vormittag wurden in Varel drei Schüler, die in einem Flichcrboo» auf dem ^adebusen eine Wasserpartie unternahmen, in die «er hinaus getrieben. Bis jetzt sind alle bisherigen Nach forschungen nach ihnen ergebnislos. Mutter und Kind auf dem Scheiterhaufen. Fiume, 13. April. (Tel.) Zn Lirkfenicie hat ein« Frau Katharina Krasul ein ihr zur Pflege übergebene? lOjähnaes Kind auf einen Scheiter haufen fest gebunden und sich dann leibst auf die Scheite gelegt, nachdem sie sie angezündet hatte. Später wurden die verkohlten Ueberreste der beiden Leichen gefunden. Die Frau hat die grauenhafte Tai begangen, weil man ihr das Kind forrnehmen wollte. Brand der Rothfchiltzschen Raphthaquelkeu. Vak», 13. April, (Del.) Zn drn Rothfchildschen Naphthaqu eilen in Surachany wütet seit drei Tagen ein! w n g e he u r k r V r a n d Der Schaden ist sehr groß. und schwarzer Tint« etoenhänidig Papiergeld, auf da, er al» Stempel den Abdruck de» Siegelringe» an sei nem Finger setzt«. Da» Bertra»en der Araiber in ihren Führer erwie» sich wiederum al» unlbegrenzt. Di« Enver-Scheine gelten als vollgültige Münze bis in den Fezzan, und hinter Envers Streithaufen blüht ein neuer Handel auf. Enrico Ferri tritt aus der sozialdemokratischen Partei au». Infolge der Zwistigkeiten nach der Abstimmung über das Annektronsdekret hat der sozialistische Ab- geordnete Enrico Ferri seinen Austritt aus der sozialdemokratischen Partei erklärt. Nene Unruhen in Shins. Die „Times" melden aus Nanking vorn 12. April: Die hiesigen Unruhen hatten denselben Charakter wie ähnliche Vorkommnisse im Jangtse-Tal. Man fürchtet, daß in jedsm Augenblick Meutereien in weit größerem Umfange ausbrechen können, wenn ein« weitere Verzögerung in der Beschaffung beträchtlicher Geldmittel eintritt. Das Reuterbureau meldet aus Peking: Unter den Truppen im Norden Chinas mehren sich die Anzeichen von Unzufriedenheit mit der Republik. Man hält es nicht für ausgeschloffen, daß, wenn sich ein Führer fände, der Norden die Monarchie wieder Herstellen würde. Lanütagssvgeorüneter Rechnungsrst llnüers über üie Sintrrbliebenenkür- sorge für lsHMHe Staatsbeamte. In Dresden sprach am Freitay in einer stark besuchten Versammlung des Vereins der Be amten der König!. Sachs. Staatseisen bahnen der erste Sekretär der Zweiten Kammer Herr Rechnunzsrat Anders üver die Hintevblie- denenfürsovge für sächsische Staatsbeamte. Der Red ner besprach einleitend den gegenwärtigen Stand der Vorlage in der Form eines Referates. Di« Neurege lung der Hinterbliedenensürsorge für die sächsischen Staatsbeamten sei von allen Seiten lebhaft betont worden, denn das jetzige Recht gründe sich noch aus ein Gesetz vom Jahre 1872. Bei der kommissarischen Verätzung der neuen Vorlage in der Zweiten Kam mer seien sämtliche Ministzeri-on vertreten gewesen, da sie in alle Ressorts einigreife. Bei der Adstim- mung über den 8 0, betreffend die Sätze der Witwen versorgung, sei wider Erwarten nicht die Regierungs vorlage angenommen worven, sondern es sei mit Mehrheit beschlossen worden, die Sätze der Wit wen Versorgung auf 25 Prozent festzusetzen. Wenn nun die Staatsregierung diesem Beschlüsse nicht zustimme, dann hänge es noch von der Stellungnahme der Ersten Kammer ab. Wenn diese jedoch gleich falls nicht mit dem Beschlüsse der Deputation einver standen sei, dann trete das übliche Vereinigungs verfahren ein. Nun sei es möglich, daß hierbei eine Einigung nicht erzielt iverde. Wenn dies der Fall sei, dann ziehe die Regierung den ganzen Entwurf zurück, ähnlich wie dies boi dem Gesetz« über die Abänderung des Landeskulturrates der Fall gewesen sei. Eine solche Gefahr liege hier vor, und er habe seinen Einfluß geltend gemacht, ein Zurück ziehen der Vorlage zu verhüten. Bei dem Regie rungsdekret handele cs sich in erster Linie um die Verbesserung in der Versorgung von Hinterlassenen > wir sofort als Jüdin erkennen und an daS wir unsere schon so oft vergebliche Frage richten: „Wie heißt die nächste Sdadt?" sagt: „Der Herr redet hitzsch, der Herr redet jiedisch!" Wir erfahren nun auch, daß die nächste Stadt Brest - Litowsk heißt, und daß. bis dahin drei Stunden zu fahren ist. Tie Fahrt geht weiter über Stock und Stein, durch Pfützen uud über jämmerliche Brücken. Nach anderthalb Stunden taucht ein Torf init einem schönen Hcrrcnhause auf. Bor dein Hcrrcnhausc halten wir und treten ein. Der Eigentümer, ein polnischer Edelmann, begrüßt uns in deutscher Sprache und bittet unS, seine Gäste zu sein. In liebenswürdiger Weise werden wir von ihm und seiner Gattin, die gleichfalls vorzüglich deutsch spricht, mit Aufschnitt, Tee und Zigaretten im Ahnensaale des Schlosses bewirtet. Hier erhalten wir auch Auf klärung über unser Schicksal: Wir sind im Gebiete der Festung Brcst-Litowsk gelandet und können daher nicht so ohne weiteres freigelasfen werden: vielmehr hat hierüber der Gouverneur zu entscheiden. Der -jcudarm iki.mit unS im Schlosse abgcstiegen, um uns von da aus telephonisch in Brest-Litowsk an- zumelden. Es ist schon gegen Abend, als »vir mit herzlichem Danke die gastliche Stätte verlassen und unsere Fahrt fortsctzen. Mit Einbruch der Dunkelheit ge langen wir nach Brest. Wir werden dort sogleich dem Landrat zur Vernehmung vorgeführt. Es ist ein freundlicher Herr in Uniform. Eine Dame — wie »vir später erfuhren, seine Frau — wirkt als Dolmetscherin mit. Tie Russen sehen unsere Lan dung als einen Unglücksfall an; wir werden ge fragt: „Sind die Ballons in Deutschland so schlecht gebaut, daß sie aus der Luft heruntcrfallen?" All mählich gelingt es uns, unfern Landrat aufzuklären, und er scheint zu merken, daß wir ganz harmlose Leute sind: denn er bietet unS Zigaretten an und läßt uns Tee und Kuchen bringen. Trotzdem werden »vir aber eingehend nach Schriftstücken und Waffen durchsucht und alle» Schriftliche, was wir bei bei uns tragen, wird peinlichst genau durchgesehen. Am Schlüsse der stundenlangen Vernehmung wird unS mitgetcilt, daß »vir zwar ein Gasthaus aufsuchen dürfen, daß wir aber vorläufig noch nicht frei- gelassen werden können. Wir werden von ztvei Gendarmen irr Empfang genommen und von ihnen in da- „Grandhotel Belle vue" gebracht. Hier finden »vir endlich GelcgenlM, unS wenigsten- oberflächlich zu säubern. Schlvierig genug ist dies allerdings; denn die Waschbecken sind in äußerst mangelhaftem Zustande, und Seife und Handtücher gibt man uns nur widerwillig. Al- wir un» ,n dem im gleichen Hause befind- lichen Restaurant mit Speise und Trank stärken, haben wir da- Glück, «inen Gnt-besitzer au- der Umgegend kennen zu lernen, der vortrefflich deutsch spricht, und der sich al- ein begeisterter Verehrer Leipzig-, da- er genau kennt, entpuppt. Mit ihm und seinem Freunde tauschen wir beim Sekt Er innerungen an Leipzig au-, und ganz selig sagt er, aA. d" Stimmung ihren tzöhevunkt erreicht hat: „Wie m AeckerleinS Keller!" Zum Schluß baten «e un», sie beim Leipziger Verein für Luftschiffahrt al- Mitglieder anzumelden, ein Wunsch, den wir gern erfüllen werden. Treu bewacht von vier Gendarmen — zwei waren auf dem Flur ' ^^Ä^r^chnnern zwei an de» «u»gängen de» Gasthaus«» ausgestellt — schliefe« wir rin. von Beamten, die vom 1. Juli d. z. an sterben. Eine rückwirkend« Kraft habe da» Gesetz also nicht. Die von der Regierung vorgeschlagene Regelung de» Gnadengenuss«, sei sicher in der gesamten Be amtenschaft lebhaft begrüßt worben. Bezüglich der Neureglung des Witwen- und Waisengeldes sei di« Staatsregierung von der Ansicht ausgegangen, daß den sächsischen Staatsbeamten die Vorteile, die st« jetzt vor den Neichsbeamten haben, auch erhalten blei, ben sollten. Die Erhöhung de» jcHtgen Satzes aller Witwenpenstonen von M auf 28 Prozent liege nicht im Jnteresst der Staatsbeamten. Auch werde hier- durch die Annäherung an die Verhältnisse bei den Reichsbeamten wieder weiter hinausgescho ben. Bet der Abstimmung über die Neureglung des Witwen- und Waisengeldes habe er (Redner) sich auf dem Regierungsstandpunkt gestellt, während die Mehrheit der Deputation den oben genannten Be schluß gefaßt habe. Die Minderheit der Deputation hab« sich infolgedessen eine», besonderen Antrag für die Behandlung der Frag« in der Kammer Vorbehal ten. Nach seiner Meinung sei es notwendig, zu den Vorschlägen der Regierungsvorlage zurückzukehveu, da diese immer noch am günstigsten für die Beamten, schäft seien. Es würde sehr bedauerlich sein, wenn die Staatsregierung ernst machen und die ganze Vor- läge zuriickziehen sollte. Mit der Regierungsvorlage seien unstreitig wesentliche Fortschritte verknüpft und auch in den Deputationsvcrhandlungen habe di« Staatsregierung noch beträchtliche Zugeständnisse ge, macht, di« sich namentlich auf die Gewährung des Waiscngeldes beziehen. Er hoffe, daß es noch ge lingen werde, eine größere Mehrheit für die Regie rungsvorlage zu gewinnen. (Lebhafter Beifall.) Oltertagung ües Gvannelllüien Bunües. Unter zahlreicher Beteiligung fand ain 10. und 11. April »n Eisenach am Fuß der Wartburg die diesjährige Ostertagung des Eesamtvor- ständes des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen statt. Eine besonders durch die Stellungnahme 'gegen den Iesuitenerlatz des Ministeriums Hertling bedeutsame Tagesordnung gab Gelegenheit zu lebhafter, für die Zuiammcnarbeit aller Bundesglieder untereinander und mit der Zentralleitung förderlicher Aussprache. Der Tätigkeitsbericht des Zentralvorstandes, den der geschäftssührcnde Vorsitzende Direktor Liz. Everling erstattete, gab einen Ueberblick über die auf den zahlreichen Arbeitsfeldern des Bundes ge leistete Arbeit, die allen kurzsichtigen Hemmungen und Angriffen zum Trotz nicht erfolglos geblieben ist. Wo der gemeinsame Gegner, der mit dem volks- zerrüttenden Materialismus gesinnungsverwandte Jesuittsmus und Ultramontanismus, so stark ge worden ist, daß er selbst vor verfassungswidriger Ab bröckelung bestehender Reichsgesetze nickt mehr zurück schreckt, wird schließlich auch im deutschen Protestan- tismus die unselige Neigung, zu zersplittern und das Zusammcngehörende zu trennen, einmal aufhören müssen. Die Kundgebung, die der Gcsamtvorstand des Evangelischen Bundes in Eisenach gegen den Iesuitenerlaß des Ministeriums Hertling beicklosscn. ist der Ausdruck der wirklichen, von taktischen und parteipolitischen Erwägungen unabhängigen Ueberzeugung der übergroßen Mehrheit des deutschen Volkes in der Jesuitenfrage. Nicht weil der Pro testantismus Angst vor den Jesuiten hätte, nimmt der Evangelische Bund Stellung gegen die Aufhebung des Jesuitengesetzes, das ist ein um so törichteres Gerede, als die Jesuiten einen Kampf mit gleichen Waffen, ohne mittelalterliche Hilfsmittel, gar nicht »vagen, sondern aus nationalen Gründen, um dem deutschen Volk unter allen Umständen eine Neu auflage religiöser Kämpfe zu ersparen, wie sie einst Am nächsten Morgen weckte unS da- Geläute vieler blechern klingender Glocke»» auf. Es rührte von der unsere»« Gasthause schräg gegenüberliegenden griechisch-katholischen Kirche her. Wir benutzten den Morgen und den Nachmittag, um unS, ständig be gleitet von zwei Gendarmen, Brest anzusehcn. ES ist eine russische Landstadt, wie »narr sie fick nach dm» Neiseschilderungen vorstellt: uneirdlich weitläufig und stillos gebaut, niedrige Häuser, breite und schmutzige Straßen, viel Militär und reclft elegante Damen. Brest l»at etwa 80 000 Einwohner, wovon vier Fünftel Juden sind. Nacht- besuchten wir die Kirche, um an der russische»» Osterfeier, von deren stimmungsvollem Reize wir schon so viel gehört hatten, teilzunehmen. ES war ja Ostersonnabeno. Wir wurden arg ent täuscht. Zwar war die Kirche bunt auSgeschmückt und von Hunderten von Kerzen erleuchtet. Aber die weihevolle Stimmung, die für unS Deutsche zum Gottesdienst gehört, fehlt den Russen anscheinend. Unendlich lange, von den Popen heruntergeseierte Gebete wechselten mit langtveiligen Gesängen ab, und daß i»n Höhepunkt der Feier auf dem Altäre ein Feuerwerk abgebrannt wurde, war uns mehr ver wunderlich al- erhebend. Der Sonntagmorgen sab uns wieder aus dem Polizeiamt. Wir wollten unS erkundigen, ob nun endlich daS unS befreiend« Telegramm cingetroffen sei. Der Herr Landrat war noch nicht zu sprechen, das Dutze»»d von Unterbeamten aber war trotz deö Feiertags, und obwohl anscheinend nicht das geringste zu tu»» war, vollzählig versammelt. Sie begrüßten unfern Besuch als angenehme Abwechslung und be wirteten unS auf da- freigebigste mit Speise und Trank. Da- Getränk war Wodka, der bekannte rus sische Schnaps, in dem in der einen Flasche eine Anzahl Apfelsinenschalen, in der andern Flasche ein Bündel von Gräsern aufgesetzt »oar. Wir mußten dem Wodka eifrig zusprechen, und al- nun noch zwei der Beamten auf einer Laute und einer Bela- leikc» russische Lieder spielten, stieg unsere Stim mung sichtlich. Wir wurden nun, ohne das; wir eigentlich wußten, worum es sich handelte, in ein andere- Hau- gebracht und befanden unS dort einer sehr gebildeten, französisch sprechenden Dame gegen über, die un- bat, im Kreise ihrer Familie das Osterfest zu feiern. Die Feier des Ostersestes besteht, soviel wir bemerkten, in Rußland hauptsächlich in reichlichem Essen und Trinken, und diesem Brauche mußten »vir un- wohl oder übel fügen. Eine aus gedehnte Mittagsruhe in unserem Gasthause sollte unseren arg mitgenommenen Gleichgewichtssinn wie- derherstellen. Au- dem tiefen Schlummer wurden wir aber vorzeitig durch unseren Wächter geweckt mit dem Befehle, sofort zum Polizeiamt zu kommen. Dort erhielten wir die langersehnte Botschaft von unserer Freilassung, zugleich von unserem Landrat eine Einladung zur Feier dcS Osterfestes (e- war nun daS drittemal an diesem Tage). Abend» gegen 8 Uhr war auch diese letzte, hohe Anforderungen stellende Schlacht geschlagen. Nacht» nach 12 Uhr verließen wir nach üLstün» diaer Hast die Stätte unserer im großen und ganzen sehr fidelen Gefangenschaft. Nach Sftündiger Bahn- fahrt erreichten wir Warschau, von da an- ohne weitere Schwierigkeiten die von un» freudig begrüßte deutsche Grenze, und am Morgen de» dritten Oster- feiertags kehrten wir in unser liebe» alte- Leipzig zurück. v unter dem beherrschenden Einfluß des Jesuitenorden» nach den Gewaltakten der Geaenresormation zu einer dreißigjährigen Zerfleischung der Nation führte. Die weiteren Verhandlungen de« Gesamtvor- stand«, betrafen zum Teil organisatorische Fragen. Da der Evangelische Bund jetzt über ganz Deutsch land ausgebreitet ist und in den l«tzten Jahren, be sonder» im Osten und Norden, sehr stark an Mit gliedern zuaenommrn hat, da es rv«iter «ine un- erläßlich« Aufaabe ist, di« vom Bund zu leistend« Aufklärungstätiakeit immer wirksamer zu gestalten, so beschloß der Gesamtvorstand, au« Zweckmäßigkeit»- gründen die Geschäftsführung nach Berlin zu verlegen. Der Bund es sitz bleibt fatzungsgemäß Halle a. S., in der Zusammensetzung von Präsidium und Zentralvorstand ändert sich nicht». Mit allen Stimmen wurden die satznngsgemäß ausscheidenden Mitglieder des Zentralvorstandes Exzellenz v. Leßel, v. Wächtler, Liz. Everltng, v. Campe, Dr. Waitz wiedergewählt. V. Wächtler berichtete über die Vor bereitungen zu einer Neformationsfpende für da« Jubiläumsiahr 1917, Liz. Everling über die im Ok tober stattfindende Generalversammlung ii» Saar brücken, Len Bericht über Li« evangelische Bewegung in Oesterreich erstattete an Stelle des verewigten 13. Meyer-Zwickau sein Nachfolger »m Vorsitz des Zentralausschussec für die Förderung der evan gelischen Kirche in Oesterreich, Pfarrer Weichclt- Zwickau. Oss neue Kavallerieregiment üer Seeresvorlage. Ueber das neue Kavallerieregiment, da« in der Heeresvorlage neugefordert wird, sind jetzt die näheren Bestimmungen getrosten worden. Es wird voraussichtlich als Jägerregimentzu Pferd« errichtet werden. Es verlautet ferner, daß Trier der Standort werden wird. Mit diesem neuen „Jägerregiment zu Pferde" erfährt diese Organisation, wie der Korrespondenz „Heer und Politik von militärischer Seite geschrieben wird, einen weiteren Ausbau. Die Gründung der Jägerregimenter zu Pferde erfolgt« durch die Kabinettsorder vom 30. März 1895, durch die 3 „Meldereiter-Detachements" errichtet wurden. Diese Meldereiter-Detachements sollten einen Ersatz für die bisherigen Maßnahmen auf diesem Gebiete bilden. Es wurde bisher bei unserer Kavallerie nämlich sehr unangenehm empfunden, daß di« Mann- schäften bei der Kavallerie durch Stellung der Melde reiter zu den höheren Stäben sehr vermindert wurden. Es sollte darum dafür eine besondere Truppe her angebildet werden. Am 1. Oktober 1895 wurde»» darum di« 3 ersten „Meldereiter-Detachements" beim Eardelorps und beim 1. und 15. Armeekorps auf- gestellt. Sie hatten die Stärke von je 108 Mann. Im Jahre 1897 wurden bei dem 14. und 17. Armee korps 2 wettere Detachements aufgestellt, so daß jetzt im ganzen 5 Detachements Vorhände»» waren. Weitere 2 Jahre später wurden die Detachements in „Eska dronsjäger zu Pferde" umgewandelt, und am I. Oktober 1900 wurden 3 weitere Eskadron» auf gestellt, nämlich eine beim 7. und zwei beim II. Armeekorps. Im Jahre 1901 wurde»» die neu errichteten 5 Eskadrons zu einem „kombinierten Jägerregiment zu Pferde" tn Posen zusammengestellt. Der Regimentskommandeur war nur kommandiert worden, da der Reichstag eine Zusammenfassung der Jägereskadrons zu Regimentern abgelehnt hatte. Die Neuorganisation war aber trotzdem not wendig. weil es sich allmählich herausgestellt hatte, daß die Ausbildung der Jäger zu Meldereitern zw einseitig war ruck» zum Teil durch die Automobile unnütz geworden war. Es erfolgte ferner im Jahre 1901 die Bildung des „Kombinierten Jäger-Detache- ments zu Pferde" in Langensalza sowie di« Be nennung der einzelnen Eskadron» »»ach Nummern. Im Jahre 1905 erfolgte endlich die endgültige Bik- düng von 3 „Jägerregimentern zu Pferde". Das Jägerregiment zu Pferde Nr. 1, das in Posen seinen Standort erhielt, erhielt den Namen „Regiment Königojüger zu Pferde Rr. 1", da der Kaiser sich am 26. August 1905 zu dessen Chef ernannt hatte. Die Kardejäger wurden mit je einer Eskadron der Husaren 10 und 17 zu dem Jägerregiment Nr. 2 zu- fammengefaßt, und die Jägereskadrons Nr. 7, 14 und 15 in Verbindung mit den Ulanen Nr. 15 und einer Eskadron Dragoner Nr. 14 zum Jägerregiment Nr. 3 zusammengefaßt. Das 2. Jägerregiment steht in Langenlalza, das 3. in Kolmar. Das Jäger- regiment Nr. 4, das aus Jägereskadrons Nr. 1 und 17 sowie je einer Eskadron der Grenadiere zu Pferde Nr. 2, Ulanen 12 und Husaren Nr. 5 gebildet ist, steht in Graudenz. Das Jägerregiment Nr. 5 in Mühlhausen, dar Regiment Nr. 8 in Erfurt. Da» neuzubildende Jägerregiment in Trier, das der 16. Division des 8. Armeekorps unterstellt werden wird, wird die Nummer 7 erhalten. Hetzte Depeschen und FernsprechmeUnmgen. Der Reichskanzler in München. -i- München. 18. April. (Tel.) Reichskanz- ler v. Bethmann Hollweg ist heute nach mittag 4 Uhr hier eingetroffen. Vom Bahnhof, wo er vom preußischen Gesandten v. Treuster und dem Legationssekretär Grafen Fürstenberg empfangen wurde, fuhr er nach der Gesandtschaft. Der Reichs kanzler fuhr heute nachmittag beim Ministerpräsi denten Freiherrn von Hertling vor und gab seine Karte ab. Frechen von Hertling erwiderte bald darauf diese Aufmerksamkeit. Um 10,15 Uhr abends erfolgte die Abreise nach Bad Nauheim. Noch keine Anerkennung der Republik Thina durch die Mächte. Berlin, 13. April. (Tel.) Me aus Peking ge meldet wird, ist auf eine neuerliche Anfrage der chine. fischen Regierung an die Mächte in den letzten Tagen eine Noteder Großmächte in Peking übermit- telt wcwdcn, wonach «ine Anerkennung der neuen chinesischen Staatssorm so lange definitiv ad gelehnt wird, bi» di« Zustimmung aller chinesischen Staaten einschließlich der Mongolei Mr republikanischen Verfassung erfolgt ist. Enthüllung ües künlg-Seorg-venkmaisln Sannes Tanne», 18. April. (T«l.) PoiacarS, Delcasss, Milleran'd sowie der englische Bot- schafter Bertie besichtigten heute vormittag di« auf der Reed« liegenden Kri«ü^^< und begäben sich sodann nach Cann«», wo e»n Festmahl statrfand. Darauf erfolgte dir Enthüllnng de« Denk- mal» König Etznard«. Der eugltsche Botschak. ter -kett «ine Netz«, in der rr sagt«, König Eduard Lhesr»t«kt«>»: «4»k»- verantwortlich« Nedettenrr: Für PolUtk und ttr Honbek». »ritung «. 1ttrch,«h, lokal« und sgchftsch« >»o«l»araheitr«, ragelchroatk nnd «rrmtschtr» «. ». »«» FentLrto» Paul «chanw»,,» Vtustk ». Sport un» »eeichtSsoal I. choorfck». gür den flnsaratentril Mo, ghk. ««»tlich in L«»p»t«. fluschrtstra sind nicht prrsdnlich ,n adressirrr», sondern «n »r, v«rl«G, »t« NrdoMon obrr die Ecschüstostcllr dr« -ripjigrr r^etlatir« ,« richt«. Unsrel«,,»«» M»»ulkr«pt«n «ft ft«t« »o« »ück. Port, fteiptfftgni. DA, »osbrwahrmi« nn» Nftckqa»« Mr» kein« »«»»tr »»«rnmnn«».
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