Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe Bezugs-Preis Anzeigen-Prei- '12^ MpMerTaMM zer m. Handelszeitung los. Jahrgang Nr. 335 Mittwoch, üen 3. 3utt lSl2 Ihr. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Seilen. die inter- »«IS N Z ik. Tie böno den 817«« Seit zwei Zähren hatte Ehrenwort und werde es auf. Petersburg, 3. Juli. Der deutsche Botschafter ist in Begleitung des Militärattaches und des Marine attaches der deurschen Botschaft nach Reval abgereist. schaftlichen Beziehungen der beiden Herrscher häuser zu einander und nicht zuletzt der Freund schaft, welche Zar Nikolaus und Kaiser Wilhelm zu einander hegen. Wir wünschen von Herzen, daß die Zusammenkunft der beiden Herrscher und ihrer Berater eine völlige Uebereinstim- mung in allen wichtigen Fragen, schöne Erfolge für beide Reiche, Ersprießliches für nationale Politik bringen möge! MWM 128»» S Z lzkrgang an beste 12,01 IVN" , Franck, löe'k. oifram. stopv-rlea. niervkr-. echert. »cy. >a«fer. »werdt. »lfsram. Kasse« uchcn. KLS. 12»71 Vtrt. Der Fragen, die zwischen den beiden mäch tigen Reichen und ihren Regierungen zu be sprechen wären, gibt es mannigfache; solche, die sich nur auf das nachbarliche Verhältnis beider Staaten zu einander beziehen, solche auch, die die Stellungnahme beider Regierungen zu den schwebenden internationalen Ereignissen beleuchten und klären. Da spielt natürlich der italienisch-türkische Krieg für beide Staaten eine große Rolle. Deutschland ist der Drei- bundoerbündete Italiens, Rußland hat wichtige Interessen im Orient. Beide Staaten und beide Regierungen wünschen gewiß, daß bald ein Friede werde, der allen Seiten gerecht wird; wenn aber die „Times" die alberne Behauptung aufgestellt hat, der deutsche Reichskanzler bringe einen fertigen Friedensplan mit nach Baltisch- Port, so ist eben diese Behauptung einfach albern und zeigt nur zu deutlich, daß vie Zwei kaiserzusammenkunft der britischen Regierung absolut nicht in den Kram paßt und die eng lische Presse sich Mühe gibt, Mißtrauen zu säen, ehe überhaupt die Zusammenkunft stattgefunden hat. Lebte King Edward noch, vielleicht wäre Baltisch-Port niemals in der großen internatio nalen Politik genannt worden. Aber die Zeiten sind vorüber und Rußland hat sich endlich darauf besonnen, daß es auf die Dauer unpraktisch ist, nur immer für andere sogenannte gute Freunde die Kastanien aus dem Feuer zu holen oder chauvinistische Reoanchegelüste pekuniär zu kräf tigen und zu unterstützen. Seit Potsdam ist in der Stellung des russi schen Reiches zum Dreibund entschieden eine Aenderung eingetreten, eine für uns hocherfreu liche Aenderung. Auch die letzten Wochen, die Ernennung des neuen russischen Botschafters in Berlin, bestätigen dies. Die Zusammenkunft in Baltisch-Port kann leicht die Annäherung Deutschlands und Rußlands und damit Ruß lands an den Dreibund noch wesentlich ver stärken, vielleicht vollenden. Wir Deutschen hätten jedenfalls keine Ursache, darüber un willig zu sein. Denn diese Annäherung würde das Ende der Tripleentente bedeuten und somit manchen internationalen Konfliktsstoff töten. Denn sobald es gelingt, Rußland an den Dreibund anzuschließen, stehen England und Frankreich isoliert und der Friede Europas ist gesichert. Und weiter wollen wir Deutschen ja nichts, als den Frieden, man mag es uns doch endlich glauben! So kann Deutschland der Zweikaiserzusammen- kunft in Baltisch-Port mit Genugtuung, aber auch mit großer Ruhe entgegensehen. Wir freuen uns der guten nachbarlichen Verhältnisse der beiden Reiche, der guten und verwandt- P-ftichrcktoet» Leipzig 8W. V«st)ch«ckk»»1» Leipzig SS. - . - s" V82 (R«cht«>sthl»») 148SS 114694 Erwiderung des Zarenbesuchs in im Herbst 1910. Und ohne sich gefährliche Gebiet der politischen zu begeben, wird man sagen daß, ebenso wie damals die in Potsdam sehr bedeutsame, für Vsltilch-Port. d) In die sommerliche Stille der inneren Politik fällt alljährlich die Kieler Woche. Sie brachte uns schon oftmals kleine Ueberraschungen und durchgreifende Revierements, die geeignet waren im Kurs der deutschen Reichspolitik wieder einige Striche nach dieser oder jener Seite ab zufallen. In diesem Jahre hat uns die Kieler Woche absolut nichts Politisches beschert. Doch eine andere politische Sensation bringt dieser Sommer: Die Zweikaiserzusammenkunft in den finnischen Schären oder richtiger bei Baltisch- Port, die morgen stattfinden wird. Die deutsche wie die russische Regierung betrachtet diese Be gegnung des Kaisers mit dem Zaren als die offizielle Potsdam auf das Prophetie dürfen, Lntrevue reide Reiche erfreuliche Abmachungen zur Folge gatte, auch die Zusammenkunft in Baltisch-Port oon großer politischer Wichtigkeit sein wird. Dafür spricht die Tatsache, daß von Berlin wie von Petersburg aus die neue Begegnung der Monarchen offiziös als Seitenstück der Pots damer hingcstellt wird, mehr noch die Tatsache, daß die höchsten Berater der beiden Herrscher, der Reichskanzler von Bethmann Hollweg und der Ministerpräsident Kokowzew, an der Be gegnung teilnehmen und sicherlich gleichfalls eingehende Besprechungen haben werden. tion" begrüßen, den andern wird e-Z wahrsciseinlich nicht gefallen. Aber daß die Begegnung in den Schären, noch dazu in Begleitung eines so einorucks- vollen diplomatischen Apparates, eben diesen Ein druck in Europa Hervorrufen muß, ivar augenschein- lich dem Ressort Herrn Ssasvnoivs bekannt, und es hat in seinen Plänen hiermit gerechnet. Lohnt es sich übrigens, das noch zu sagen? Soeben ist die Ernennung Swerbejcws, von dem man bisher nur weiß, daß er ein persönlicher Freund LsasonvwS ist, auf üen Posten eines russi schen Botschafters in Berlin erfolgt, und ein Ber- lincr Blatt hat sic bereits als einen neuen Beweis dafür ausgelegt, daß Ssasonoiv in den Residenzen von Deutschland, Oesterreich und Italien nur solche diplomatische Vertreter zu selben wünscht, die fähig und bereit sind, die in Potsdam begonnene „An- Näherung Rußlands an den Dreibund" fortzuseßen. — — Tie Diplomaten der Schule Ssasonow haben in den letzten Jahren sich wiederholt als Leute gezeigt, die nach wie vor Frankreich und England im Munde führen, deren Herz aber weit von Paris und London ist, und unaufhaltsam nach Potsdam hinneigt. Auf Grundlage dieses Wider streites zwischen Worten und Gefühlen und sogar Worten und Taten sind schon erhebliche Unkorrekt heiten und Mißverständnisse vorgekommen, die nacl>- träglick vertuscht wurden, aber ihre Spuren hinter- lassen haben. ININ. und. storlf. ulch. bi», ikc. Üak. llen >hler. inner, rstmann. glchea ,rlm4hdhc enbuig. r«. ähr. mna bend, Uhr: Die WM« Neusahrwaster, I. Zuli. Um 7,30 Uhr früh ging die „Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bord, be gleitet vom großen Kreuzer „Moltke" und dem De- peschenboot „Sleipner" nach Baltisch-Port in See, wo die Ankunft am 4. Juli, vormittags 10 Uhr, vor gesehen ist. Das Wetter ist schön. Bon der Ostmole- Batterie wurde ein Salut von 33 Schuß abgefeuert. er- in ter Vas Wichtigste. * Der Kaiser ist an Bord der „Hohen zollern" nach Reval ab gereist. (S. Leitartikel.) * In Wiener Hofkreisen verlautet, daß in der ersten Äugustwoche Kaiser Franz Jo sef in Ischl einen zweitägigen Besuch des Kö nigs von England erhalten werde. * Im Hause Seeburgstraße 12 in Leipzig ist heute vormittag die 57 Jahre alte Frau Friederike Minna Gräber, die im Schlafe wahrscheinlich ein Licht umgeworfen hat, in ihrem Beite vollständig verbrannt auf gesunden worden. (S. Leipzig u. Umgegend.) * Die Diebeder Köln er Kaiserkette find vermutlich in Hamburg festgenommen. (S. Tageschr.) Interessant sind die ausländischen Pretzstimmen zur Kaiserbegegnung in Baltisch-Port. Frankreich. Die französischen Pressestimmen muß man nach dem „L.-A." iu verschiedene Gruppen einlcileu, mn überhaupt eine Uebersicht über die au die Be gegnung geknüpften Vermutungen zu erhalten. Die erste Gruppe betont die Wahrscheinlichkeit der Besprechung aktueller orientalischer Fragen, die die deutschen und die rusfiscl)en Interessen direkt berühren, aber nicht von euro päischer Wichtigkeit sind. Die zweite Gruppe denkt an eine offene Aussprache über die tiefere Bedeutung der russischen Rüstungen zur See sowie über die Aufstellung eines deutschen Armeekorps an der russischen Grenze und die hier durch etwa notwendigen Veränderungen in den nach barlichen Beziehungen der beiden Kaiserreiche. Die dritte Gruppe bespricht das künftige Ver hältnis des Dreibundes zur Tripel- entente und die anziehende Kraft jeder dieser Staatengruppen für Mächte mittleren Ranges. In diesem Jdeenkreise bewegen sich mehr oder minder alle kühnen Hypothesen, die von den Wandelgängen des Senats und der Kammer ihren Weg in die Redaktionen finden. Den Hauptwerk legt man dabei darauf, daß jede unangenehme Ueberraschung für Frankreich unter allen Umständen ausgeschlossen bleibt, denn nicht umsonst hat sich der Zar mit dem französischen Botschafter in einer auffallend langen Audienz unterhalten, worüber recht befriedigende Berichte vorlieaen. Der Ministrrpräsidenr wird bet seiner bevorstehenden Anwesenheit in Petersburg fraglos ein wohlvorbereitetes Terrain vorfinden. Vereinzelt sind die Optimisten, die von der Begeg nung eine unmittelbar entscheidende Wirkung auf den italienisch-türkischen Krieg erwarten und die Beseitigung der Hauplschwierig- keiten in einer europäischen Konferenz sehen. Rußland. Dem russischen Kadettenblatt „Rjetsch" ist die Begegnung nicht sympathisch, denn es liebäugelt bekanntlich sehr mit England. Das Blatt schreibt unter anderm: Die jetzige Begegnung in den Schären wird unter Beteiligung desjenigen russischen Ministers stattfinden, dem die Initiative und Inszenierung der Begegnung in Potsdam gehört hat. Es ist natürlich, daß die öffentliche Meinung Europas geneigt ist, einen unmittelbaren Zusammenhang zwi schen den beiden Ereignissen zu vermuten und zu denken, daß in den Schären das in Potsdam be gonnene Werk fortgesetzt werden wird — die Ent fernung der gegen Deutschland gerichteten „Spitze" aus der Tripelentente. Wiederum werden die einen das zweite Stadium dieser diplomatischen „Opcra- sich bisher ziemlich ablehnend meinen Plänen gegen über?" „Meine Frau ist kein Hindernis, Hoheit. Ich bürge dafür, daß sie gerne nach Dopolanyi Mer- siedelt." „Wollen Sie nicht vorher doch noch Rücksprache mit ihr nehmen?" „Nein. Es ist nicht nötig." Als Montelli eine halbe Stunde später dem Hotel zuschritt, in dem er mit Meta sein Heim provisorisch aufgeschlagen hatte, stiegen ihm doch Bedenken auf, was Meta zu der Sache sagen werde. Aber er verscheuchte sie bald. Sie mußte sich eben fügen. Und wenn sie ihm anfangs auch Borwürfe machen sollte — bah, er wußte mit Frauen umzugehen. Mit ein wenig Liebe und Zärtlichkeit würde er sie schon beruhigen. Montelli fand Meta am Bett ihres Kindes, ganz blaß vor Angst. Konradchen fieberte heftig. Das neue Kinderfräulein — Fräulein Olga war ent lassen worden, da Montelli sie nicht mochte und zu anspruchsvoll fand — saß ratlos und ein wenig schuldbewußt daneben. Sie hatte kein« Liebe für das geistig zurückge bliebene Kind und blieb nur der guten Bezahlung wegen in der Stellung. Als Meta vorhin heimge kehrt war, fand sie Fräulein Minna schwatzend mit dem Zimmermädchen auf dem Korridor und das Kind unruhig fiebernd allein im Zimmer. Es hatte heftige Worte gegeben, di« mit einer Kündigung endeten. Jetzt erwartete Meta den Arzt. Montelli trat bestürzt näher. Er wußte, wie Meta an dem Kinde hing und las die Qual in ihrem Gesicht. „Was ist mit Konradchen? Doch hoffentlich nichts Ernstes?" „Ich weiß es nicht. Ach, wenn doch der Arzt käme . . . Sieh nur, wie es glüht, das arme Kind!" „Man wird Eis benötigen. Bitte, Fräulein Minna, sehen Sie nach, ob im Hotel selbst welches zu haben ist, sonst senden Sie in eine Apotheke darum!" Fräulein Minna entfernte sich, froh, daß sie aus dem Bann der vorwurfsvollen Blicke ihrer Herrin kam. Meta blickte unruhig zu Montelli auf. „Zch hätte nicht fottgehen sollen. Schon morgens Zn Baltisch-Port herrscht, wie aus Petersburg vom 2. Zuli gemeldet wird, lebhaft erregte Stim mung unter der Bevölkerung, die sich für die bevor stehende Kaiserbegegnung rüstet. Alle Häuser legen Flaggenschmuck an vielfach sicht man Girlanden aus Immergrün und Maien. Heute trafen die Stabs offiziere des Wiborger Regiments unter Führung des Generals Leontjew dort ein. Auch der Gouver neur von Esthland, General Korostowez, ist angc. kommen. Morgen treffen auf der Reede die Linien schiffe „Imperator Pawel" und „Andrei Perwo- swanny" sowie die Eeschwadertorpedos „Amureze", „Gaidamak" und „Emir Buckarski" ein. Ucber hun dert Schutzleute und Palastpolizei sind seit zwei Tagen in Baltisch-Port tätig. Morgen abend g«ht die kaiserliche Zacht „Poljarnaja Swjesda" mit dem Ministerpräsidenten Kokowzow, dem Minister des Aeußern Ssasonow sowie, russischen Nachrichten von heute zufolge, der neuernannte Botschafter in Berlin o. Swerbejew nach Baltisch-Port. Der russische Kriegsminister Suchomlinow reist morgen per Bahn dorthin ab. Die „Hohenzollern" trifft Donnerstag, 10 Uhr vormittags, vor Baltisch-Port ein, wohin sie von russischen Torpedobooten begleitet wird, die sic bei Libau empfangen. Die kaiserlich russische Zacht „Standard" langt auf der Reede in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ein. lür Leipzig mid Vorort« durch rmler« Träger uud Spediteur« r««l täglich m» Hau, gebracht:« Pf. monatl., r.7V »k. viiNtUabrl. B«i unl«r» Filialen ». A»> Mt-nreftellen ad-rhou: 7S Vf. «»atl. r^S AN. vtertelfirhrL. Durch »i« Volt: innerhalb Deutschland, und d«r deutschen Kolonien vierieljahrl. 3.80 Mk., monatl. IDVMk. au»Ichl. Postbestellgeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Dunaustaaten, Italien. Luiembura. Niederlande, Nor wegen. Oesterreich. Ungarn, Nuhland, Schweb«» und Schwei» In allen übrig«» Staaten nur direkt durch die Geschälte stell« de» Blatt«, erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt erscheint Smal täglich, Sona- ». Feiertag» nur morgen». Abonnements-Annahme. 2oha»ai»g»IIe 8, dei unseren Trägern, Filiale», Spediteuren und Annahmestelle,^ sowie Postämtern und Briefträgern. Ei»,«lv,rka»f»pt«i» 10 Pf. für Inserat, au» Leipzig und Umgebung die Upaltige Petitzeile 25 Ps., die Reklame teile t Mk. von au»wärt, M Ps^ Reklamen 12!U Mk. Inserat« von Behörden im amt- lichen Teil die Petitteile SO Ps. G«schäft»anzeigen mit Plahvorschriften im Preis« erhöht. Rabatt nach Taris. Beilagegedühr Gesamt auslag« ü Mk. p. Tausend erkl. Postgebühr. Teilberlage höher. Keftetteilt« Aufträge können nicht »urück- aezogen werden. <,ür da» Erscheinen an vrftimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen« Annahme: Iodan»i»gass« 8, dei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Elpedirionen de» In- und Au,lande». Druck und Verlag »o» Fischer L Rürfte» Inhaber: Paul Rürften. Redaktion und Geschäft»st«ll«: Iohannisgasse 8. Haupt-Filiale Drerden: Seestratz« 4. l (Telephon 4621). Rcinsperg machte ein« Heine Pause und be trachtet« feine Nägel, dann richtete er den Blick auf Montelli, der mit klopfendem Herzen basaß. »Ich habe Zhnen bereits angedeutet, was mein Wunsch wäre, lieber Montelli. Zetzt ist der Moment da, wo Sie sich endgültig entscheiden müssen. Wollen Sie die Sache übernehmen?" „Hoheit. . ." „Reden wir ganz offen," fuhr der Prinz rasch fort. „Dopolanyi, wo ich den Stall unterbringen will, ist ein angenehmer Aufenthalt — auch für Damen. Das ganze Schloß würde Zhnen zur Ver fügung stehen mit Ausnahme von drei Zimmern, welche ich mir für gelegentliche Besuche reserviere. Was die pekuniäre Seite anbelangt, so biete ich Zhnen ein Zahresgehalt von zehntausend Gulden. Während der Rennen steht Zhnen für sich und Ihre Familie eine Wohnung in meinem Wiener Palais zur Verfügung — haben Sie sonst noch Wünsche, nur ein« einzige Bedingung — auf dieser allerdings muß ich fest bestehen." „Und worin bestünde diese Bedingung, Hoheit?" „Daß Sie mir Ihr Ehrenwort geben, nie mehr zu spielen! Weder mit Karten noch am Turf. Sie wissen, daß es schon einmal der Grund war, wes halb ich Sie — damals als Ihr Vorgesetzter im Dienst — aus meiner Nähe entfernen mußt«. Zch hasse jede Art von Spiel. Wenn Sie Zhr Wort nicht halten würden, müßte ich unsere Beziehungen sofort und ohne weitere Kündigung als gelöst betrachten." Montelli atmete auf. Er hatte vielleicht eine ander« Bedingung erwartet. Aber der Prinz war ja durch und durch Kavalier — natürlich — Mon telli begriff jetzt selbst nicht, wie «r hatte fürchten können — und nicht spielen — nur das! Wie leicht konnte er das versprechen! Seit zwei Zähren hatte er kein« Karte berührt. „Hoheit, ich gebe mein halten." Auch der Prinz atmete „Gut. So sind wir also einig?" .„Za. Wann fahren wir nach dem Narotinischen Gestüt?" „Morgen schon, wenn «s Zhnen recht ist. Zch möchte keinen Tag verlieren. Aber — noch eines: wird Zhre Frau Gemahlin mit unseren Abmachungen einverstanden sein? Wenn ich nicht irr«, verhielt sie kam mir das Kind so matt vor. Als ich nach Hause kam, fand ich es ganz allein." „Ah! Das ist doch —" „Za. Minna ist ganz unzuverlässig. Zch habe ihr gekündigt. Ach. hätten wir dock Olga nicht ent lassen . . .! Aber du ließest ja nicht nach —" „Weil ich ihr vertrauliches Wesen unerträglich fand! Sie beanspruchte ja beinahe, deine Freundin zu sein!" „Hatte sie dazu nicht ein Recht? Sie ist jahre lang um mich gewesen und hat schwere Zeiten mit mir durchgemacht. Für das Kind war sie wie eine zweite Mutter — sie hätte es nie allein gelaßen!" „Entschuldige — ich will Minnas Nachlässigkeit gar nicht verkleinern, aber sie kann doch nicht die Ur sache oon Konradchens Erkrankung sein!" „Das nicht. Aber das Kind gedeiht überhaupt nicht unter Minnas Hand. Erinnere dich, welche Fortschritte es in Brioni machte unter Olga! Seit dem ist in dieser Hinsicht ein Stillstand eingetreten!" „Daran ist sicherlich nur die Unruhe des Reisens, der ewige Ortswechsel schuld. Kinder brauchen Ruh« und Ordnung. Wenn wir erst wieder mal seßhaft sind und uns ruhig in Dopolanyi eingerichtet haben, wird alles gut sein." Meta hob mit einer jähen Gebärd« den Kopf. Sir blickte ihren Mann groß, fast entsetzt an. „Zn Dopolanyi?" Montelli ging langsam im Zimmer auf und nieder. „Zch habe heute den Antrag des Prinzen endgül tig angenommen. Er läßt dir die Hände küssen. Morgen fahre ich mit ihm nach Trebinten in das Narotinsche Gestüt und in vierzehn Tagen übersiedeln wir auf Reinspergs ungarisches Gut Dopolanyi. Außer sich sprang Meta auf. „Wir — wir?" stieß sie heftig heraus. „Du tust ja gerade so, als wäre ich «ine Sache, die du nach Be lieben da oder dorthin legen könntest!" „Durchaus nicht. Aber du bist meine Frau, und diese gehört nun einmal dorthin, wo der Mann ist. Du wirst mich nicht zwingen wollen, von meinem Recht Gebrauch zu machen." Sie war sehr bleich geworden. „Das ist . . . das ist ja Sklaverei", stammelte sie immer noch außer sich. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) t Allgemein« Deutsch« Tredit» cktttnkk 1 Anstalt Brühl 75/77. VlMkkoNio.i Deutsche Bank, Filiale Leipzig t Dep.-Rage Gnmm. Steinweg 6. Amtsblatt des Aates «nd des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig von Kühling ;u Kühling. 17j Roman von Erich Ebenstem. (Nachüruc: verboten.) „Wie — so allein, Montelli?" sagte plötzlich die Stimme Prinz Joachims mit einem deutlichen Unter ton von Enttäuschung. „Zch hoffte, daß Ihre Frau Gemahlin —" Montelli sprang auf. „Guten Abend, Hoheit. Zch bitte tausendmal um Entschuldigung in Metas Namen, aber sie hatte Kopfschmerz und ist soeben nach Hause gegangen." Reinsperg lächelte säuerlich. „Kopfschmerz? Freilich, freilich, ich habe mich verspätet, und schöne Frauen sind nicht gewöhnt, zu warten. Aber es ging eben nicht anders . . ." Er setzte sich nieder und bestellte eine Erfrischung. „Wissen Sie, wer mich aufhielt? Fürst Narotin. Er will seinen Rennstall auflösen — was sagen dazu?" „Ah? Wirklich? Alles verkaufen? Auch „Bluff"?" „Za. Er geht in den Orient auf lange Zeit. Zch glaube, eine Expedition oder so etwas. Ein komisches Zusammentreffen, nicht wahr? Er will Pferde ver kaufen und ich suche welche?" Montelli war wie elektrisiert. „Hoheit, da ließe sich viel machen! Fürst Narotin hat außer „Bluff" noch „Narenta" und „Kitty". Dazu die besten Trainer und Henderson, den Jockei par excollsncs. . . Die Nachricht wird Sensation machen auf allen Turfplätzen!" „Nun, vorläufig weiß nur ich darum. Er will mir die Vorhand lasten." „Prächtig! Freilich — billig werden die Pferde nicht zu haben sein . . ." „Bah — Geld spielt keine Rolle. Zch habe mich entschlossen, einen Rennstall zu gründen, es ist meine einzige Leidenschaft — warum sollte ich sie nicht be friedigen?" „Selbstverständlich. Haben Hoheit schon mit Sr. Durchlaucht Abmachungen getroffen?" „Nur im allgemeinen. Vorläufig ist die Sache, wie gesagt, noch strenges Geheimnis. Wenn ich mich entschließe — und halb und halb bin ich es schon —, dann brauchte ich vor allem einen zuverlässigen Mann, der seine Sache versteht und mir bei Kauf und Einrichtung an di« Hand geht."