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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.07.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120724018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912072401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912072401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-24
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
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Seirr 2. Nr. 373. los. Jahrgang. Schichten einer ungeheuren Revolution gleich zu achten wäre. Es ist natürlich sehr bequem, solchen Erwägungen gegenüber bie Ohren zu schließen und zu sagen: Bi» jetzt ist es gut gegangen, und es wird auch noch weiter gut gehen. Es ist nicht minder einfach und bequem, auf weiteren Territorialerwerb einfach zu verzichten und di« deutsche Flagg« nirgends auf Neuland zu hissen, weil man dadurch in Ungelegenhciten kommen könnte. Hier paßt das schöne süddeutsche Lied: ..Wärst nit aufi g7tieg'n. wärst nit abi g'fall'n!" Allein der zunehmende Ernst der Lag«, da» Gefühl, daß Deutsch land immer mehr beginnt, einem überheizten Dampf kessel zu gleichen, für den ein Ventil geöffnet werden muß. widerstreitet denn doch der geschilderten Be quemlichkeit und zwingt dazu, nach neuen Möglich keiten auszuschauen. Es bat begreiflicherweise für jemanden, der keine Einflüsse hinter sich weiß, keinen Zweck, bestimmte Vorschläge zu machen: immerhin könnten auch theoretische Betrachtungen wohl Nutzen stiften, selbst wenn st« oder vielleicht gerade w«il sie den üblichen Anschauungen cntgcgenlaufen. Es bandelt sich hier doch sicherlich um ein« Lebensfrage des ganzen deutschen Volkes, eine Frag«, die eine gründlicl)« Vertiefung und ausgiebige Erörterung wohl verdient. Albanien im Aufruhr. lieber die bereits gemeldeten anarchistischen Zu» stände und Kümpfe der letzten Tage in Nordalbanien wird aus Konstantinopel weiter gemeldet: Die Kümpfe zwischen Truppen und Aufständi schen Haßgebict« endeten mit dem Rückzug« der Truppen in oer Richtung auf Djakowa. Die Verluste der Truppen sollen dreihundert Tote und Verwundete betragen; außerdem wur den zahlreiche Soldaten entwaffnet. Die Garnison von Djakowa erkannte die Forderungen der Auf ständischen an, worauf die Feindseligkeiten eingestellt wurden. Der Kaimakan von Djakowa ist geflüchtet. Der Albanesenchef Riza B e y ist am 17. Juli in die Stadt eing«,zogen. All« Offiziere fraternisierten mit den Aufständischen; mehrer« schlossen sich den Arnautenscharen an. die von allen Seiten nach der Ebene von Kossowa eilen, wo heute eine große Versammlung stattfindcn soll. Die Straße nach Vcrissowlitz ist von Albanesen besetzt. Am 20. Juli fand bei Eernojewa ein heftiger Kampf statt. Di« ganze Garnison von Prinzrcnd meuterte, bis auf ein Bataillon. Der Mutcssarif mußte demissionieren. Di« Alba nesen von Ljuma marschieren gegen Prizrend. Vorgestern erbeuteten die Albanesen einen Munt- tionstransport von 27 Wagen und entwaffneten achtzig begleitende Soldaten. Am 19: Juli fand «in sechs st ündiger Kampf zwischen Truppen und Aufständischen bei Bardovca am Drin statt. Der Kampf endete mit der Entwaffnung von 520 Soldaten und 80 Gendarmen. Die Gendarmen dec Ortschaft Eora Suhareka wurden entwaffnet und mißhandelt. Sie mußten flüchten. auf den Stein gebracht. Die Szene ist damit in eine ganz andere Sphäre gerückt. Da finden wir den Kabn, der von Knechten am Ufer gezogen, die Warenballen den Fluß kinaufführt, den Lastwagen, mit drei Maultieren bespannt, der sie zum Hoftore hinaus übers Land führt, die Maul tiere, die sie mühsam auf steilem Pfade über das Gebirge tragen. Wir werden ins Kontor des Groß händlers geiührt und sehen di« „Heimarbeiter" die von ihnen gewebten Tücher abliefern und die Schuldner Zahlungen leisten. Wir sehen die Knechte dabei, den Ballen mit Hebelkraft fest zusammenzu schnüren. Dauern kommen auf den Gutshof -und liefern die Naturalien, Fische, Wild, Früchte ab. In die Küche blicken wir, wo zwei Köche am Herd arbeiten, während ein anderer in einer Schüssel Teig knetet, wieder ein anderer auf dem Tisch mit dem Messer Speisen zurichtet. In die Türe tritt ein Diener, der in der Stube aufzuwarten hat. um die Speisen zu holen. An der Vorderseite desselben Frieses finden wir die Familie selbst beim Mahl, die Münner liegend, die Frauen in Lehnstühlen sitzend. Rechts hantieren Diener an der Anrichte, wahrend links der reichgeschmückte und reichbesetzte Schenktisch steht und Diener die Becher füllen. Es sind Szenen aus dem Leben, wie sie sich im Mosellande bei den wohlhabenden Handelsherren und Großgrundbesitzern abspielten. Mit liebevollem Eingehen aufs Detail sind die einfachen alltäglichen Vorgänge erzählt. AZas die Jgeler Säule bietet, er gänzen andere gleichartig« Reliefs in Trier, in Metz, in Arlon. Da werden wir in das Zimmer der Frau geführt. Wir sehen sie auf dem Bett« sitzend, während die Dienerin ihr das Gewand bringt. Wir sehen sie bei der Toilett«. In ihrem Korbstuhle sitzend, blickt sie in den Spiegel, den ein Mädchen ihr vor« l)ält, während ein anderes ihr die Haare ordnet. Den Mann sehen wir über Land reiten, im schweren Kapuzenmantel, oder mit seinen Hunden hinter dem Ha>en hergaloppierend, oder von der Jagd heim- kehrend, triumphierend den erlegten Hasen empor haltend. Ein anderer kehrt mit der Angel vom Fischfang heim. Einen Blick in die Latisundien- wirtschaft, wie sie auch im Moselgebiet damals herrschte, laßen andere Reliefs tun. Auf den Guts hof werden wir geführt, wo die Pächter ihre Ab gaben abliefern, die d«r Schreiber, unter der Türe stehend, notiert. Im Kontor finden wir die Schreiber eifrig beschäftigt, das auf d«m Tische sich häufende Geld zu zahlen und zu prüfen und in di« großen Geschäftsbücher einzutragen, während die Pächter mit säuerlicher Miene ihre Summen abliefern und im Hinausgehen noch einmal an den Finger nachrechnen, ob ihnen auch zu viel abgenommen worden. Wir finden den Bauern bei der Feldarbeit, wir sehen ihn in der Schwinge das Korn von d«r Spreu sondern. Den Kaufmann führen uns die Künstler in seinem Laden vor. Auf einem anderen Bilde steht der Magazinverwalter, ein« behäbige Figur mit großem Lederschurz, an der Schnellwage, um einen Ballen zu wiegen. Die Wagen führen die Ballen und die Fässer über Land. Köstlich fit ein kleines, leider sehr zerstörtes Relief, da» den Wagen mit einem stolz schreitenden, schön geschmückten Maultier und zwe» braven Eselein bespannt zeigt, die sich bieder und eifrig mit aller Kraft in die Stränge legen und mit krummen Knien vorwärt» stampfen. Wir sehen, wie die Fässer auf den Kcchn gerollt werden, jehen den Kahn, der auf dem Fluss« gezogen wird, während ein zweiter Mann vornübergebeugt, auf dem Rand de» Schiffe» schreitend, dieses mit der unter die Achsel gestützten Stange vorwärts stößt. Besonderer Beliebtheit erfreut sich in Trier die Darstellung eine« hochbordigen. von Rudern fortbewegten Schiffes mit bärtiger Mannschaft, das eine ganze Ladung Wein- leipziger Tageblatt Morgenausgabe^ " Ein Telegramm aus Saloniki besagt: Die Zivil- uns Militärbeamtcn von Ljuma, di« von den aufgeregten Arnauten bcdkoht wuroen, sind in Sicherheit gebracht worden. Die von Mitrovitza und Ipek abgegangene P o st wutoe unter wegs von Arnauten angegriffen. Ein Bataillon mit einigen Gebirgsgeschützen eilte der aus Gendarmen bestehenden Eskorte zu Hilfe. Nach Abgabe von sechs Schüssen aus »en Geschützen wur- oens die Arnauten angeblich zersprengt. Die Verluste sind unbekannt. Es verlautet, die Offiziere der hiesigen Garnison gaben einander das Wort, von politischer Tätigkeit sich unbedingt fern« zuhalten und oasür zu sorgen, daß jene Offiziere, di« sich nicht auf ihre militärische Dienstpflicht be schränken, angezeigt würden. Eine neue ksblnettskrills? Aus Konstantinopel meldet das „Wiener k. k. Tel. Korr.-Bur.": , In eingeweihten Kreisen wird versichert, daß das gegenwärtige Ministerium den Charakter eines Uebergangskabinettv habe und demnächst einem Kabinett Kiamil Pascha Platz machen »erde, in dem Noradunghian da» Portefeuille de» Aeußern erhalten werde. Die Ver handlungen, die zur Bildung des gegenwärtigen Ka, vinetts führten, nahmen den ganzen gestrigen Tag in Anspruch. Dschemal Lddin Effendi folgte dem Bei« spiel Hitmi Paschas und erklärte, er wünsch« nur in «in Kabinett, dem auch Kiamil Pascha angehöre, einzutreten. Dadurch wurde die Bildung des Kabi netts in Frage gestellt. Im weiteren Ver lauf« des Tages wurde Kiamil Pascha vom Sultan in Audienz empfangen, die längere Zeit währte. Um die Bildung des Kabinett» zu ermöglichen, erklärte sich Kiamil Pascha bereit, das Präsidium des Staatsratev zu übernehmen. Es verlautet, Kiamil Pascha habe an hervorragender Stelle das Versprechen abgegeben, er werde demnächst das Eroßwesirat übernehmen; er wolle sich nur vorerst eingehend mit der gegenwärtigen Lage be schäftigen. Die Auslösung der Kammer wird als sicher bevorstehend angesehen, da der Senat be absichtigen soll, die von der Kammer beschlossene Ab änderung der Bersaßung zu verwerfen. Etwas verfrüht scheint jedoch noch eine Meldung eines Berliner Mittagblattes zu sein, das sich folgendes aus Konstantinopel telegraphieren läßt: Unmittelbar vor der Eidesleistung des neuen Kabinetts erklärte der Eroßwesir Achmed Muktar Pascha seine Aufgabe mit der Bildung des Kabi netts für erfüllt. Gleichzeitig übernahm der Minister des Aeußern Kiamil Pascha das Amt des Eroßwesirs. Bereits um 4 Uht erfolgte die Vereidigung des meuen Kabinetts unter Kiamil Hkischa. Diese für türkische Verhältnisse charakteristische Schiebung dürfte von vornherein beabsichtigt gewesen sein und kennzeichnet den augen blicklich erdrückenden Einfluß Englands am Eoldnen Horn. Die Stimmung in Konstantinopel. Wien, 23. Juli. Die „Neue Freie Preße" meldet au» Konstantinopel: Das neuernannte Kabinett, insbesondere Kiamil Pascha, wurde auf der Fahrt zur Pforte von einer vieltausendköpfigen Menschen ¬ menge begeistert begrüßt. Bei Verlesung des kaiser lichen Handschreibens waren sämtliche Minister und das diplomatische Korps anwesend. Man hält den Höhepunkt der Krifis für überschritten. Die Stim mung ist günstig. . OeuMes Leich. Ein Verband der polnisch-katholische» Vereine in Leipzig. Leipzig, 23. Juli. Auf Anregung des polnischen Geistlichen Stanislaus Witkowski aus Leipzig berie ten Vertreter von 13 polnischen Vereinen in Leipzig, Grepin, Meuselwitz, Harburg, Dobristroh (Lausitz), Holzweißig, Hatte, Bernburg, Rositz, Borna und Leipzig-Lindcnau über den Zuiammenschluß der pol nischen katholischen Vereine Sachsens und der benach barten Gegenden zu einem Verbände. Alle Vertre ter erklärten sich grundsätzlich für die Gründung eines solchen Verbandes. Einige unter ihnen traten für einen Anschluß an den bereits bestehenden Verband in Berlin ein. Schließlich wurde ein Ausschuß ge wählt, der das Weitere in die Wege leiten soll. — Der Ausbau der polnischen Propaganda in Mittel deutschland wird mit besonderem Eifer betrieben, sei» durch die Gründung eines polnischen Blattes in Leipzig ein Mittelpunkt für die Agitation geschaffen worden ist. Eine Reformations-Jubelspende. Berlin, 23. Juli. In seiner Sitzung am 10. und 11. April in Eisenach hat der Eesamtvorstand des Evangelischen Bundes beschloßen, für 1917 eine Reformations-Jubelspende aufzubrmgen, und den Zentraloorstand beauftragt, über Zweck und Verwendung der Spende nähere Bestimmungen zu treffen und den Dereinsvorständen baldigst davon Mitteilung zu machen. Der Gedanke, daß der Evan gelische Bund als die größte Volksoereinigung im evangelischen Deutschland für eine Reformations- Jubelgabe selbständig vorgehen müsse, hat nicht nur im Gesamtvorstand, sondern inzwischen bei den ein zelnen Haupt- und Zweigvereinen freudigen Beifall gesunden. Sobald der Zentralvorstand seine Be schlüße gefakt hat, wird darüber berichtet werden. Es seien aber schon hierdurch unsere Vereine und Mitglieder dringend gebeten, ihre Gaben für 1917 der Neformations-Jubelspende des EvangMchen Bundes zuzuführen. Gegen den Scheckstempel. Berlin, 23. Juli. Die Bewegung zur Beseitigung des Scheckstempels, der nur geringe Einnahmen für das Reich gibt, macht weitere Fortschritte. Im Reichstag« liegt ein freisinniger Antrag vor, die Berliner Kaufmannschaft hat Petitionen an den Reichstag abgesandt, der Deutsche Handelstag hat sich jüngst an den Reichskanzler gewandt, seitens der Banken ist festqestcttt worden, daß der bargeldlose Zahlungsverkehr für den Kleinhandel und den Mittelstand infolge de? Stempels zurückgegangen sei. Auch das Reichsschatzamt soll, wie die „B. Z." meldet, der Aufhebung des Scheckstempels nicht mehr un freundlich gegenübcrstehen. Rückgang des Schnapskonsum». Die Wirkung des sdffäldemökratifchen Schnaps boykotts ist ein« recht erhebliche. Der „Vorw." stellt eine genaue Berechnung hierüber an: Im September süsser mit sich führt. Wer da weiß, welche Rolle noch heute im Leben der Moselanwohner der Wein spielt, wird sich nicht wundern über die liebevolle Sorgfalt, mit der dieser Gegenstand behandelt ist und erkennt gern in den Gesichtern «inen gewißen sanft melancholischen Zug, wie er Trinkern eigen ist. Er wird sich auch nicht wundern, daß einer dieser Treverer sich nichts Schöneres aufs Grab zu setzen wußte, als eine Pyramide von strohumflochtenen Weinamphoren, ein anderer einen Altar, der rechts und links von einem Faß flankiert war. Landwirt schaft und Handel, Weinbau, Tuchbereitung, das ist's, was diese Leute namentlich interessiert und woran die Bilder immer wieder erinnern. Ein besonders niedliches Bildchen sei zum Schluß noch erwähnt, das uns in die Schulstube führt. Der bärtige Lehrer sitzt, sanft mit der Hand gestikulierend, bei zwei Buben, die schon eifrig mit der Arbeit be- sclstiftigt sind, während der dritte eben mit seinen deroen Nagelstiefeln in die Stube stampft und grüßend die Hand hebt. Alle Einzelheiten werden mit liebevollstem In teresse wiedcrgegeben. die Stühle und Tische, oie Wagen so genau, daß man sie ohne weiteres nach konstruieren kann. Vor allem aber tritt uns die Bevölkerung in ihrer äußeren Erscheinung lebendig entgegen. Nicht in konventioneller Tracht, sondern so, wie sie wirklich damals im Mosellande sich klei dete. Ein und der andere feine Herr erscheint wohl einmal in römischer Tracht. Weitaus die meisten aber tragen den Nock mit Halbärmeln, darüber, wenn sie ins Freie gehen, den schweren Mantel aus filz artigem Stoff mit Kapuze, das speziell gallische Klei dungsstück. Die Frauen erscheinen im langen Ee- wand, die Mädchen im einfachen, gegürteten Hemd. Aus Wolle gefertigte, sockenartige Schuhe tragen die Frauen, die Männer Stiefel mit nägelbeschlagenen Sohlen und im Freien auch noch Gamaschen. Auch das Halstuch gehört zur vollen Kleidung und wer am Tisch sitzt, hat die Serviette. Der Dauer, der zum Gutsherrn geht, nimmt als sparsamer Mann seinen Mundvorrat in einer großen umgehängten Tasche mit. Daß man trotz aller provinzialen Eigenart doch in Verbindung mit den damaligen Kulturzentren steht und die Mod« der Hauptstadt schließlich auch für die Provinz maßgebend wird, zeiat eine Einzelheit, wie die Behandlung des Bartes auf diesen Monumen ten. Da finden wir in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts den knrzgehaltenen Vollbart, etwa wie Kaiser Hadrian ihn trägt, etwas später den dann in Rom Mod« werdenden langen Vollbart. Der Lehrer auf d«m Schulreltef trägt den Bart etwa wie Marc Aurel. Dann kommt die Zeit, wo man den Bart wieder reduziert. Das kleine Backenbärt chen, wie Caracalla es trägt, kommt an unseren Monumenten mit dem Beginn de» 3. Jahrhunderts wieder auf. Dann erscheinen auch wieder glatt rasiert« Gesichter. Der Künstler benutzt auch diese Aeußerlichkeiten zur Tharakteristik und gewiß ist es dem Leben abgelauscht, wenn er die feinen Konto- risten und Buchhalter glattrasiert darstellt, während auf dem gleichen Relief die Bauern noch nach der alten Mode der vorigen Generation den Dollbart tragen. Kunst «uü DMenlchsft. Anton v. Werner gegen die modernste Kunst. In der Berliner akademischen Hochschule für die bildende Kunst hat bei der Verteilung von Aus zeichnungen für die Studierenden der Direktor der Hochschule Professor An ton «.Werner, wie auch in früheren Jahren, eine programmatische Rede ge- halten, die sich diesmal gegen die moderne Kunst und deren jüngste Schüler wandte. Direktor v. Werner, der seine ablehnende Haltung gegenüber den Tendenzen der „Jungen" und „Jüng sten" bewahrt hat, knüpfte diesmal an den 70. Ge burtstag Paul Meyerheims an. der heute noch so wie vor dreißig Jahren an der Hochschule wirke und dessen Kunst von den Neueren als „Novellenmalerei" verpönt würde. Werner meinte, die Meisterwerke Terborchs und Vermeers gäben ganze Themen zu „Novellen"; und jedes Stück in einer Landschaft erzählte so viel, daß wohl jeder diese Sprache versteht und ihre Offenbarungen im Bilde iestzuhalten versucht. Auch Licht, Lust und Sonnenschein und die zitternden Luftreflexe, die die „Modernen" entdeckt zu haben glauben, seien schon recht alte Bekannte, wie sich Werner aus seinem Pariser Aufenthalte in den sech ziger Jahren erinnerte. Werner schilderte die Entfaltung der Meyerheim- schen Kunst und stellte ihm die Dilettanten gegenüber, die heute aus unseren Ausstellungen Tummelfelder des schlimmsten Dilettantismus machen, der noch dazu unter der Flagge einer neuen kulturellen Errungenschaft segele. Die großen Künstler gäben stets sich selbst, ihr „heißes, zittern des Herz". — Werner nahm jene Künstler und Architekten aufs Korn, von denen verkündet würde, in welchem Morast wir aufgewachsen seien, und daß die Kunst keine Gelegenheit gefunden habe, sich seit Cheops und Ramses genügend zu entwickeln, son dern erst seit 15 Jahren eine Entwicklung durch gemacht habe. Er sprach von den grotesk „glotzenden" Naturstimmungen, aus denen etwas Monumentales entstehen soll, und zerpflückte mit Randbemerkungen das neueste Programm des Futurismus. Am bequemsten wäre es, diese ganze Entwicklung humoristisch oder pathologisch zu nehmen, wenn einem nicht die Schamröte ins Gesicht steigen müßte über das, was heute als „Kunst" bezeichnet würde. Heute sei es der Jugend schwer, sich in dem Wirrwarr von Phrasen über Kunst zurechtzufinden. In seiner und Meoerheims Jugend sei es besser ge wesen, als noch nicht so viel ästhetisiert wurde. Zum Schlüße fordert er seine Studierenden auf, ihre Kunst auf dem sicheren Fundament ein- dringlichenNaturstudiums und schöpferischer Tätigkeit aufzubauen wie Meyerheim. 4 Hochschulnachrichten. Der akademische Missionsverein an der Universität Leipzig veranstaltet Freitag, den 26. Juli, abends 8 Uhr im Hörsaal 19 der Universität seinen letzten Vortragsabend in diesem Sommersemester. Pastor Althaus aus Stadtilm, der Begründer und erste Missionssuperintendent der Leipziger Mission am Kilimandjaro, wird eicken Vortrag über das Thema: „Einzug des Christentum» unter den Dschagganegern in Deutsch-Ostafrika" halten. Pastor Althaus war von 1893—1909 Superintendent in diesem Missionsgebiete und ist ein hervorragender Kenner von Land und Leuten am Kilimandjaro. Jeder Kommilitone ist willkommen. b. Die Perzipienten des Trillerschen, Neefe- schen und Hammer scheu Stipendiums haben sich ,ur Ablegung der stiftungsgemäß zu bestehenden Prüfung Donnerstag, den 25. Juli d. I., nach mittags 5 Uhr im Hörsaal 22 einzufinden. b. An der pharmazeutischen Staatsprüfung > in Leipzig nahmen lm Prüfungsjahr 1911/12 ins gesamt 55 Studierende der Pharmazie teil. Don diesen bestanden 49 die Prüfung, und zwar 22 im Winter- und 27 im Sommersemester. Davon er Mittwoch, r< 3llII ISlL hier einen Aepse trag I meldet. Brückei rers sang.- dadu wurt Ohm mittc Dürr einget: benac nals, samm übsrv -ü. der § Landi über ment Nacht grötzei quert Mer bau, Moi Schi Aufs wur dat Soll Mi Niggw Mark ter Zö stÜtzUN! Grabe; Tro mck ui .rrigen rnd ü fleguli -ei de nrrch d am lung ungli Ehre vero, stand Vere Ober die T wie! Hern hielt, für d nitzer für d dent Prof« fische, „Mil erheb 1909 hat der sozialdemokratische Parteitag in Leipzig beschloßen, alle Arbeiter aufzufordern, den Brannt weingenuß zu vermeiden. Seitdem sind bis Ende Juni 31 Monate oerfloßen. An der Jahrerproduk- tion von 1907/08 gemeßen — in diesem Jahre wur den 3 981 900 Hektoliter Spiritus erzeugt und betrug der Trinkbranntweingebrauch 2 389 600 Hektoliter — ist für die Zeit vom 1. Oktober 1909 bis Ende Juni 1912 ein gesamter Produktionsrückgang von 1306 400 Hektoliter Alkohol festzustellen! Der Absatz an Trinkbranntwein fiel in derselben Zeit um ins gesamt 1410 900 Hektoliter. Aus dem Hektoliter reinem Trinkbranntwein werden im Durchschnitt drei Hektoliter Schnaps gemacht. Der eigentliche Trink schnapsoerbrauch ist also in den 31 Monaten — immer mit 1907/08 verglichen — um 4,23 Millionen Hektoliter zurückgegangen, das sind pro Monat rund 136 000 Hektoliter, pro Tag für ganz Deutschland 400 000 Liter Schnaps! NUNl der darii ents gifte rung F 35jäl beik weg Leu 2ah, B« beim 5 seine 3 nung; selbst. tag der, Verl h-rij gewo Bei tes 21 lichter! Wassei Ieblc noch ! schla geschri Woche allein Man Kunde deutel anstar bergw trug. 3fi em und ! stauur gegen dieW ten b den A sorgni verhäl Verhä der ri und gebessc hielten 5 die Zensur 1 (sehr Aut), 43 die Zensur 2 (gut) und 1 die Zensur 3 (genügend). 6 Kandidaten haben die Prüfung teilweise zu wiederholen oder noch abzulegen. Die Anmeldungen zur zahnärztlichen Prüfung in Leipzig für das Wintersemester 1912/13 nach der alten Ordnung sind bis zum 1. Oktober d. I. bei dem König!. Kultusministerium in Dresden einzu reichen. Beizufügen sind: Lebenslauf. Primareife, zeugnis, Nachweis mindestens einjähriger praktischer Tätigkeit bei einer zahnärztlichen höheren Lehr anstalt oder einem approbierten Zahnarzt, Nachweis eines zahnärztlichen Studiums von mindestens vier Halbjahren auf Universitäten des Deutschen Reichs, die etwa früher schon zentralbehördlich erteilten Dis pensationen und Führungszeugnisse, soweit sich die Führung nicht aus den Schul- oder Universitäts zeugnissen ergibt. Formulare für die Zulassungs gesuche sind in der Kanzlei der Prüfungskommission, Roßplatz 11, pari, links, zu entnehmen. *Der nicht etatsmätzige a. o. Profeßorder Lhemi Dr. A. Darapski in Heidelberg ist auf den etats mäßigen Lehrstuhl für Chemie an der städtischen Handelshochschule in Köln berufen worden. — Der Privatdozent für deutsche Philologie in Straßburg Dr. F. Ranke hat einen Ruf nach Göttingen als a. o. Profeßor angenommen. — In Köln hat sich Lic. theol. I Behm für neutestamentliche Theologie habilitiert. — Der Privatdozent Dr. Sauser-Hall an der Universität Genf ist zum a. o. Profeßor für vergleichende Rechtswissenschaft an die Universität Neuchätel berufen worden. Ausland. Frankreich. Die französische Ehrung de» Prinzen von Wales. Paris, 23. Juli. Präsident Fallieres gab dem Prinzen von Wales ein Frühstück und überreichte ihm dabei das Eroßkreuzder Ehrenlegion. England. - Der Spionageprozeß. London, 23. Juli. Auf den abermaligen Rat des Eerichtsvorsitzendcn hat Graves beschloßen, sich durch einen Anwalt vertreten zu lassen, und zwar wurde hierzu Mr. Crabb Watt gewählt. Im Laufe der gestrigen Verhandlung sagte ein Hotelvedienste- ter aus, daß Graves sich für einen in Australien von deutschen Eltern geborenen Arzt ausgab. Miß Mary Mc. Cann, 18 Jahre alt, gab an, daß sie Graves Be- kanntscl>aft einige Abende vor seiner Verhaftung machte und ihn allabendlich traf. Er gab sich für einen australischen Doktor aus, der für seinen Vater Wollschurmaschinen kaufen wolle. Der Chef der Poli zei von Edinburgh sagte aus, daß Graves Ende Januar, als er in Edinburgh wohnte, als Agent einer fremden Macht denunziert wurde. Er kam Mr Polizei, um sich darüber zu beschweren, daß das Briefgeheimnis ihm gegenüber verletzt werde. Ein anderer Zeuge erzählte, Graves habe einen Krieg zwischen Deutschland und England als unaus- weislich erklärt und eine deutsche Invasion für die nächsten 12 Monate prophezeit. Der Präsident warf hier ein: Ich glaube nicht, daß er diese Information von, Haupt der deutschen Armee hatte. Es wäre eine gute Chance für Frankreich, wenn Deutschland 50 000 Mann in England festgelegt hätte. Rußland. Monarchenbegegnung. Kopenhagen, 23. Juli. Der Zar trifft heute mit König Gustav von Schweden zusammen. Der Monarchenbcaegnung wird in allen skandinavischen Blättern große Bedeutung beigemeßen. Die Meuterei der Turkestan-Pioniere. Petersburg, 23. Juli. In einer offiziellen Mit teilung werden Einzelheiten veröffentlicht über di« Meuterei am 14. Juli im Lager des ersten und zweiten Bataillons der Turkestan-Pioniere in der Nähe von Taschkent. Die fast 130 Mann zählenden * Verwendung der Kinematographie in höheren Schulen. Wie die „Voß. Ztg." hört, werden jetzt auf Anregung des preußischen Kultusministeriums Versuche darüber angestellt, in welchem Umfange sich die Kinematographie im Unterricht der höheren Schulen verwenden läßt. Von ernem bekannten Großindustriellen aus der Rheinprovinz sind zu diesem Zwecke zwei vollständige kinematographische Einrich- tungen zur Verfügung gestellt worden, von denen die eine dem in der alten Urania in Berlin unter gebrachten Fortbildunasinstitut für Oberlehrer, die andere den höheren Schulen von Groß-Berlin als Wanderapparat überwiesen worden ist. Den größeren Firmen für wissenschaftliche Kinematographie ist gleichzeitig Gelegenheit gegeben worden, ihre für die Vorführung in der Schule geeigneten Films bei Ge legenheit von Ferienkurjen und in bestimmten Zeit intervallen den Oberlehrern zu demonstrieren, damit diese über das ihnen zur Verfügung stehende Ma terial auf dem laufenden bleiben können. * Ein Denkmal für den Flötenspieler Quautz, den Lehrmeister und Freund Friedrichs de» Großen, soll in seinem Geburtsorte Oberscheden bei Münden in Gestalt eines Brunnens errichtet werden. * Die russische Nordpolexpedition. Der Leiter der russischen Nordpolexpedition Leutnant Ssedow ist in Archangelsk eingetroffen und leitet jetzt die Aus rüstung des Expeditionsschiffes „Phoca. Der Dampfer ist ein altes, 1870 erbautes Schiff und hat schon wiederholt Fahrten nach Grönland und Franz-Zosefs- Land gemacht. Seine Maschinen haben 200 Pferde kräfte. * Di« „versuukeue Glocke" im englische» Areilicht- tbeater. Auch in England beginnen jetzt die Natur- tyeater immer mehr hervorzutreten. So kam dieser Tage auf dem Gipfel von Campden Hill, in dem alten Park von Aubrey House, durch di» „Oxford Union Dramatic Society Gerhart Hauptmann» Versunkene Glocke" unter dem Titel „Märchenglück" ur Aufführung und fand bei den Zuhörern freund- .ichsten Beifall, v
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