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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.07.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120715021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912071502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912071502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-15
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
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Luzeiqe«-Preis Mr Inserat« au» L«tp»ta und Umgebung di« lspälttg« P«ttt»«tle A Ps., dt« NeName- »eil« 1 Ml. von au»wätt» S0 Ps. NeNamen IM ML Inserat» »0« »«Hörden im amt- lich«n Teil di« Petttj.il. » Ps. L-schästsan,eigen mit Platzoorschrtst«» i« Preis« erhöht Rabatt nach Tattk. Betla,.gebühr Tesamt- auslag« S Mk. p. Tausend eikl. Postgebühr. Teilbetrag, höher. Festettetlt» Auiträg« können nicht zurück- »«zogen »rrden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Ilnnadin«: Johanni»,«ss, 8, bet sämttich«n Filialen u. allen Annoncen- Etzpedittonrn de» In- und ttuilande». Tn»« an» v«tt«, »,, Fisch« ch Xilrstwr Inhaber: Panl Kürst,». Redaktion »nd G,schält»st«ll«; Iohannt»gass« S. Ha»»t-Ailial« Dr«»d«»: Eeeftratze <, l lTelephon «62ll. Nr. 357 Manis», Len >S, Juli ISIS. t06. Jahrgang. Die vorlleqende Ausgabe umfapl 10 Seilen. Vas Wichtigste. * Zum türkischen K r i e g s m i n i st e r soll Tartar Osman Pascha ernannt wor den sein. (S. des. Art.) * Bei einem Boots unglürk ans dem Bo densee ertranlen mehrere Personen. ^2. Tages chronik.) * Bei einem E i s c n b a h n z u s a m m c n- stoßin der Nähe Chicagos wurden 13 Fah r- gäste getötet. (2. Tageschr.) Oie echilche Ausgabe ües verüsnües kür internsttonske verktsnüjguny. Non Friedrich Curtius (Straßburg). Der „Verband für internationale Verständigung" hat eine Aufgabe übernommen, deren Schwierigkeit in ihrer Vernünftigkeit liegt. Für eine einseitige Idee, ein leidenschaftlich gesteigertes Verlangen ist die Propaganda leicht. Man kann sich starker Worte bedienen und auf leicht erregbare Stellen der Menschenseele wirten. Darum ist sowohl der kriege rische Nationalismus wie der prinzipielle, human oder religiös orientierte, Pazifismus dem bescheide nen und nüchternen Programm unseres Verbandes überlegen, Und doch kommt es darauf an, nicht ein zelne, sondern Massen zu gewinnen, und dadurch eine Macht, mit der die Staatsmänner, Heerführer und Diplomaten rechnen müssen. Es mutz dahin kommen, Latz di« Mitglieder des Verbandes nicht nach Tau senden, sondern nach Hunderttausend«» zählen. Der Versuch würde aussichtslos sein, wenn nicht die Idee, für welche der Verband eintritt, di« ein fache Konsequenz einer Anschauung wäre, in der olle Kreise der Gesellschaft und alle politischen Parteien einig sind. Diese Anschauung besteht darin, datz der moderne Staat nicht als ein Komplex von physischen Kräften begriffen werden kann, über die ein sou veräner Will« nach seinem Belieben verfügt, sondern als eine Organisation, in der Geist und Wille des Volkes wirksam wird. Wenn diese Idee, deren Fort schreiten den Inhalt der Geschichte des 19. Jahr hunderts bildet, eine Wahrheit ist, so kann man sich unmöglich in der internationalen Politik bei einem Zustand beruhigen, wo die Völker nur in kritischen Momenten zu einem wilden und unharmonischen Ge fühlsausdruck aufgeboten werden. Vielmehr folgt aus dem richtigen Verständnis des modernen Staates die Verantwortlichkeit der Nation für ihre aus wärtige Politik. Dieses Gefühl der nationalen Verantwortlichkeit zu wecken und zu bilden scheint mir die wichtigste Aufgab« des Verbandes. Bis jetzt wird die sog. öffentliche Meinung, deren Unterstützung die Regie renden in kritischen Momenten nicht missen wollen, fast ausschliesslich auf dem Wege der Suggestion heroorgebracht. Kleine Gruppen von Interessenten oder von Anhängern eines bestimmten politischen Planes bemächtigen sich einer Anzahl von einfluß reichen Pretzorganen, deren Kundgebungen der zeitungslesende Philister ohne Kritik, ja ohne jedes Gefühl der Verpflichtung zu solcher auf sich wirken ätzt. Je extremer und gewisser die Aktion ist, um o sicherer kann sic auf Erfolg rechnen. Der be- onncne Beurteiler und gar derjenige, der den Ver such macht, eine internationale Frage auch einmal a»s dem Gesichtspunkte des Gegners zu betrachten, ist von vornherein als unpatriotisch gerichtet. S«in Widerspruch dient nur dazu, den Lärm zu erhöhen. Wenn dieser Weg der Suggestion der einzige ist, auf dem eine nationale Ueberzeugung gebildet wer den kann, so ist es viel besser, die öffentliche Mei nung zu ignorieren und zu der Staatsauffassung Ludwigs XIV. zurückzukehren. Dann behält Goethe recht mit seinem pessimistischen Ausspruch, datz die Masse nur zum Zuschlägen, nicht aber zum Urteilen bestimmt ist. Ich glaube, datz dieses Verdikt nicht das letzte Wort sein kann in einer Frage, die nicht durch menschlichen Vorwitz, sondern durch die Geschichte ge stellt ist. Denn die Regierenden selbst wollen heute gar nicht die Verantwortung für Krieg und Frieden auf ihre Häupter laden. Diese Verantwortung ist so enorm, datz kein Mensch, weder ein Held noch ein Bösewicht, sie tragen mag. Bei jeder Gelegenheit wird uns gesagt, datz die Regierungen vom besten Willen für die Erhaltung des Friedens erfüllt seien und datz nur die nationalen Stimmungen dieses Ziel bedrohen. Wenn dem so ist, so können die Nationen die Verantwortung nicht auf ihre Herrscher und Diplomaten abschieben. Deshalb mutz die ethische Eesamtbildung auf eine Höhe gehoben werden, wo das Urteil über international« Fragen der Herrschaft der Suggestion enthoben ist. Und tatsächlich ist die Zahl derjenigen sehr groß, die bisher geschwiegen haben, aber die Gefahren der auf dem Wege der Suggestion produzierten öffentlichen Meinungen er kennen. Die Aufgabe ist schwer, aber sie mutz unter nommen werden. Es ist eine Aufgabe der Sittlich keit und Bildung, an der alle Menschen von gutem Willen beteiligt sind. Dir SreüiwrgslükatiM in Lüümestslriks. Man schreibt uns: Wenn Staatssekretär Solf bei seinen! Aufenthalt in Windhuk die Schaffung eines Kreditinstituts für die Farmer Lüdwest- asrikas in sichere Aussicht gestellt und zu diesen! Zweck einen Nachtragskredil in Höhe von 2 bis 3 Millionen noch für dieses Jahr angekündigt hat, so tritt er damit auf den Boden eines An trags, den der Gouverneur der Kolonie im vorigen Jahr an das Reichskolonialamt gerichtet hat. Etiva vor einem Jahr sprach sich Gouverneur Dr. Seitz in einein Bericht an das Kolonialamt dahin aus, er habe nach Rücksprache mit Farmern und durch Einblick in deren Verhältnisse die Ueberzeugung erlangt, daß neuerKredit für das Schutzgebiet dringlich, in ge wiss c m U ni f a n g e u n b c d i n g t c r f o r d c r- lich sei. Vor allem müsse durch neuen Kredit die Wassercrschließung gefördert werden die für Südwcstafrika beinahe alles bedeute. Dieser Bericht bot den unmittelbaren Anlaß für den Staatssekretär v. Lindeqnist, die Frage der Kreditorganisation zum Gegenstand von Beratungen der ständigen wirt- schaftlichen Kommission der Ko 1 v - nialverwaltung zu machen. Daß es sich hierbei um eine außerordentlich schwierige Frage handelt, geht ohne weiteres daraus hervor, daß der G r u n d k r e d i t in Südwcstafrika bereits jetzt in einem außerordentlich hohen Umfang in Anspruch genommen ist. Nach den Grundbucheintragungen gab es im vorigen Jahr 806 Farmen bzw. Kleinsiedelun gen mit einem durchschnittlict)en Flächeninhalt von 7627,6 Hektar, die insgesamt mit 7 744 529 Mark Hypotheken belastet waren. Das bedeutet eine durchschnittliche Belastung auf den Hektar von 1,17 Mark. Nimmt man nun einen Durchschnittslvert von 2 bis 2,50 Mark pro Hektar an — und diese Annahme entspricht einer amt lichen Schätzung des Gouverneurs — so ergibt sich eine hypothekarische Belastung von 47 bis 50 Prozent. Hiermit ist aber für eine vorsichtige Beleihung die zulässige Grenze bald erreicht. Die Wirtschaftliche Kommission der Kolonial- verwaltung hat nach eingehender Beratung ein Bedürfnis, den Farmern Kredit zu verschaffen, allgemein anerkannt. Mit Rücksicht auf die be reits vorhandene starke Belastung der Farmen, die aus den staatlichen Restkaufgeldern und den Ansiedlungsbeihilfen herrühren, und mit Rück sicht auf den noch nicht vorhandenen einiger maßen sicheren Markttvert konnte die Schaffung eines eigentlichen Bodenkredits, namentlich sotveit die Ausgabe von Pfandbriefen in Frage kommt, nicht empfohlen werden. Hingegen wurde es für notwendig erklärt, die Organisation des Kredits für kleinere Meliorationen, Wasserbohrungen, Errichtung von Staudämmen und Untergrundgewah ren und zu Einzäunungen für Strau ßen farm en alsbald in Angriff genommen würde. Ueberwiegend ging die Ansicht dahin, daß eG« solche Kreditorganisation auf genoßen- schastlicher Grundlage erfolgen müsse, weil dabei eine Haftung der einzelnen Farmer herbeigeführt und damit ihr Interesse an sachgemäßer Durch führung der Meliorationen wachgchalten würde. Auch dre dritte Art des Kredits, der Betriebs kredit, würde vorteilhafterweise aus genossen schaftlichem Wege zu beschaffen sein. Die Ge nossenschaften müßten sich über das ganze Land erstrecken etwa bezirksweise gegründet und zu einer Z e n tr a l ge n o s se n schaft mit dem S i tz i n W i n d h u k z u s a m m e n g e sa ß t w e r- den. Die Zentralgenvssenschaft muß naturgemäß mit ausreichenden Mittctn ausgestattet lverden, um den örtlichen Genossenschaften die Kredit gewährung zu ermöglichen. Der vom Staatssekretär Dr. Solf in Aussicht gestellte Nachtragskredit von 2 bis 3 Millionen Marl dürfte hierzu bc- stimmt sein. Luktkahrzeuge unü Wsllengsttungen. Das beste Luftschiff und das schnellste Flugzeug kann uns nichts nützen, wenn Unwetter, Sturm, Nebel und undurchsichtiges Wetter, Regen ujw. herrscht. Dies allein genügt schon, um klar sehen zu lassen, datz eine Einschränkung Les Ge brauchs der Kavallerie nicht in Frage kommt. Hinsichtlich der strategischen Aufklärung müssen wir doch unbedingt sicher gehen. Wenn heute die Mobilmachung erfolgt, und der „Z. 11" schwebt in kurzer Zeit in Toul oder Verdun, so haben wir nicht die Sicherheit, datz er alles so sehen und melden kann, wie es wünschenswert wäre. Die feindlichen Schiffe unü Ballonabwehrgeschütze gar nicht zu rechnen. Stützt dem Luftkreuzer etwas zu, so scheidet diese Art der Aufklärung überhaupt aus, während eine vorgesandte Kaoalleriedivision eine bewegliche und teilbare Masse ist, die Mittel und Wege finden kann, ihren Zweck auf irgendeine Weise zu erreichen. Hieraus geht zur Genüge hervor, datz wir die Kavallerie unbedingt zur strategischen Aufklärung gebrauchen, so sehr unter Umständen ihre Leistungen, die an die Erde gebunden sind, von den Lenkballons übertroffen w«rden können. Am deutlichsten gewinnt man ein vergleichsweises Bild beider Aufklärungs faktoren, wenn man bedenkt, datz meist die Tätigkeit der Kavalleriepatrouillen summarisch erst Rückschlüsse auf die Absichten des Feindes gestattet — es ist hier eine mühsame synthetische Arbeit notwendig —, während vom Luftschiff aus das Ganz« von der Vogel perspektive aus überblickt wird, um dem Beschauenden die Sachlage ohne die Gefahr von Trug schlüssen vor Augen zu führen. An den Sperr forts, an Defileen und sonstigen Hindernissen bricht sich die Aufklärungskunst der Kavallerie, während das Luftschiff diese Hinder nisse nicht kennt. Äon oben dagegen können vom Luftschiff wiederum Wälder und dichtbepflanzte Chausseen nicht eingesehen werden. Hier können Armeekorps sich den Blicken entziehen, und es ist Sache der Kavallerie lund eventuell auch der Flug zeuge), Lin« -u erkunden. Aus allem geht hervor, vag dem Führer im Zukunstskrie^e eine geschickte Benutzung beider Aus- kl ä r u n g s w a f fe n eigen sein mutz. Nutzer der Aufklärung baden Luftschiff bzw. Flug zeug und Kavallerie noch ein? Tätigkeit gemein: das Zerstören von Kunstbauten, w^ur den Luftfahrzeugen Bomben und sonstige Zerstörungs mittel zur Verfügung stehen, während die Kavallerie mit Sprengkörpern ausgerüstet ist. Im allgemeinen wird hier das Luftfahrzeug den Vorzug eines unbe hinderten unü größeren Aktionsradius Haden. In sonderheit die Lenkballons wichtige Brücken, Bahn höfe. Magazin« usw. mit Bomben bewerfen und, was die Hauptsacke ist, unmittelbar nach der Kriegserklärung uno dann möglich st weit im Innern des feindlichen Landes. Den Flugzeugen würd« insbesondere diese Arbeit an den Grenzen obliegen. Die Franzosen haben ja bekannt lich schon angekünoigt, daß im Falle eines Krieges mit uns alle wichtigen Rheinbrücken und sonstigen Kunstbauten von Bedeutung durch ihre Luftflotte bombardiert werden. Die Ausstellung von Ballonabwehrkanonen an strategisch wichtigen Uebergangspunkten könnte wohl in Frage kommen, denn die Zerstörung einer Stoße Kerzen. Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten.) Adele zuckte unter dem rohen Wort zusammen. Isabelle", sagte sie leise mahnend, „er kann doch nichts für seine Lage." „Dann soll er sich nicht so aufspielen! Er glaubte wohl, mir zu imponieren, dieser Herr von Habenichts. Lächerlich, ein Mann von solcher Sentimentalität! Bei Papa würde er mit seinem Humanitätsdusel schön ankommen! Er tat es auch nicht um dieser Leute willen — nein, um mich zu brüskieren, zu demütigen, mir eine Lehre zu geben! Ich habe es wohl gemerkt, und das ist's, was mich so empört!" Schnell und aufgeregt sprach Isabella, mit bebender Stimme, sie konnte sich nicht beruhigen. Wie kalt und überlegen er gesprochen, als er ihren „zukünftigen Gatten" bedauerte — als ginge ihm das nichts an. Und sie hatte doch gedacht — und er auch — datz er —! Sie drückte die Hände gegen die Augen. O, diese Demütigung! Wenn sie sich dafür rächen könnte! Sie konnte nicht so schnell vergeßen. Sie begegnet« Klaus in unartiger, trotziger Weise, worüber dieser lächelnd und mit einem Achselzucken quittierte. Die kindischen Ausfälle dieses verwöhnten Mädchens ernst zu nehmen, hielt er für unangebracht: das sagte er auch zu Adele, die die junge Freundin zu entschuldigen versuchte. „Fräulein Krüger ist außerordentlich tempera mentvoll, sie wird sich auch wieder beruhigen! Ich bedaure nur, datz sie so nachtragend ist, wodurch sie selbst am meisten leidet. Sie hat sich in den letzten drei Tagen ihres größten Vergnügens beraubt — der Morgenritte! Aber ich fordere sie nicht dazu auf." „Ach, tun Sie es doch", bat Adele. „Sie wartet gewiß auf den ersten entgegenkommenden Schritt Ihrerseits: es war doch wirklich nur eine Lappalie, wodurch die Mißstimmung erzeugt wurde." „Fräulein Adel«, so leid es mir Ihretwegen tut — aber Eigensinn unterstütze ich grundsätzlich nie! — Uebrigens kann ich Fräulein Krüger gar nicht auf fordern. da sie Ihrem Herrn Vater erst gestern wieder einen Korb gegeben hat." * * Klaus von Wallbrunn erwidert« Isabelle« un gezogene, Schweigen mit größter Nichtachtung. Fünf Tage waren in diesem ungemütlichen Zu stand vergangen. Die beiden jungen Mädchen saßen auf der Ter rasse. Isabelle war tief verstimmt: sie konnte sich nicht mehr beherrschen, sondern sprach ihren Groll offen gegen Adele aus. Brennend gern wäre sie mit den Herren in den strahlenden Sommermorgen hinausgeritten, doch «s war keine Aufforderung gekommen. Sehnsüchtig hatte sie ihnen nachgeschaut — wie elegant Klaus zu Pfexs« saß, wie interessant und vornehm er aussah! Ach, wenn er doch nur ein Wort gesagt hätte, gern würde sie jetzt nachgegeben haben — er war doch der Stär kere — sie mußte es anerkennen! Adele silchte Isa auf ander« Gedanken zu bringen, aber die Freundinnnen kamen immer auf denselben Gesprächsgegenstand zurück: Klaus von Walldrunn. Mit wegwerfenden Worten sprach Isabelle von ihm. Und Loch fühlt« Adel«, daß sich binter dem Haß der Freundin heiß«, schmerzvolle Liebe verbarg. Daß Klaus dies« Liebe erwidert«, wußte sie längst aus vielen Beobachtungen. ,Zsa, es ist dir ja selbst nicht ernst mit dem, was du sagst! Quäle dich doch nicht so unnütz!" sagt« sie jetzt zu Isabelle. „Herr von Wallbrunn hat dich sicher, lich nicht kränken wollen! Sei doch wieder vergnügt und lache! — Das steht dir ja viel bester! Mama ist dein« Dechimmung auch schon aufgefallen! Es ist ja alles so unnütz. Ich ahne, ich weiß es, daß Klau, Wallbrunn dich trotz allein liebt. Wer sollte dich auch nicht lieben, die du so schön bist! „Belle" hat «r dich doch selbst genannt." Selbstbewußt dehnte Isabelle ihre schöne Gepalt in dem KorVstuhl und ordnete an ihrem Haar. Sie lächelte. Es war kein schönes Lächeln, es war ein Lächeln voller Eitelkeit. „Run ja, Del«, da, hab' ich längst aemerkt! Ab«r ebensogut wird er auch wissen, daß seine Liebe aus sichtslos ist und er auf mich als Herrin auf seinem famosen Althof nicht rechnen kann. Es wäre ja der reine Selbstmord für mich! Aber ich bin doch be gierig, zu sehen, welches Opferlamm sich dazu entschli«. ßen wird, dem „Lumpenbaron" auf seine Klitsch« zu folgen und Frau „Lumpenbaronin" zu werden —" Sie sprach nicht weiter: sie sprang unwillkürlich auf, tödlich erschrocken, indessen Adel, einen kleinen Schrei aurqtieß und die Hand auf da, heftig klopfende Herz preßt«. — Klau» von Wallbrunn stand, einig« Briefe in der Hans haltens, plötzlich vor ihnen. Daß er Ijavelles höhnende Worte gehört hatte, bewies der Ausdruck seines totenblassen Gesichts. — „Da ich zufällig hören mutzte, daß Fräulein Krü ger wissen möchte, wer sich oazu entschließen wird, mit mir auf meiner Klitsche zu Hausen, so kann ich ihr sagen, daß sie die betreffende Dame kennen lernen wird in Gräfin Ellen Tambach! Fräulein Krüg«r wird also nicht in die unangenehme Lage kommen, für ein Angebot danken zu müssen, Las ihr gar nicht gemacht würde." Stahlhart klang seine Stimme, und verächtlich -lickte er auf Isabelle, die in peinlichster Verlegen heit vor ihm stand. „Die Damen hatten ja die Absicht, Sonntag «ben- fälls in die Stadt zu fahren. Ich werde mir erlauben, Ihnen bei dieser Gelegenheit meine Braut vorzu stellen." Fest hielt er Isabelle im Auge, mit fast wildem Triumph bemerkte er ihr jähes Erbleichen, ihr gren zenloses, schmerzliches Erschrecken, das iie vergebens zu verbergen sucht«. Er hatte si« getroffen — und er fühlte sich gerächt. Er wußte, daß sie ihn liebt«, er wußte, daß es für sie das Bitterste war, daß er sie verschmäht«, wenn er sich auch selbst dadurch um sein Lebensglück brachte. — Denn Ell«n Tambach war nicht die Frau, die ihm je g«nüg«n konnte! Gleichviel, er pri«s den Augen blick, der ihm den Gedanken «ingegeben. Was danach kam, mußte er tragen. Nach seinen letzten Worten war eine peinlicke Stille eingetreten. Isabelle war dem Umsinken nahe — vor Scham und Schmerz — denn si« hatte ihre Wort« ni<tz im Ernst gemeint. „Ach, Sie sind verlobt, Herr von WaUbrunn?" unterbrach Adele mit bebender Stimm« das Schwei gen. „Das ist allerdings «in« Ueberraschung. Darf ich m«ine Glückwünsche aussprechen?" ,Äch dank« Ihnen dafür, Fräulein Adele, wenn die Glückwünsche auch ein wenig verfrüht kommen. Bevor Althof nicht imstande ist. muß mein« Ver lobung noch eine Weile geheim bleiben." Isabelle war noch immer keine» Worte» fähig. Verzweiflung erfüllt« sie und «in ohnmächtiger Haß auf die ander«. Aber sie war begierig, die zu sehen, d«r der Mann gehört«, den sie selber so heiß, so l«i- denschaftlich liebte. Da» war ihr mit schmerzvoller Deutlichkeit zum Bewußtsein gekommen in dem Augenblick, da sie ihn verloren. Aber hatte er nicht falsches Spiel mit ihr getrieben? Hatte er ihr nicht gezeigt, daß sie ihm teuer war — trotz d«r Braut? „Auch meinen Glückwunsch, Herr von Wallbrunn!" sagte sie jetzt, und ihre sonst so volltönende Stimme klang spröde, wie gebrochenes Glas. Er verneigte sich kurz und förmlich. Dann sagte er: „Hier sind einige Briefe, di« ich dem Postboten, den ich unterwegs traf, abnahm, um sie den Damen persönlich zu überbringen. Ich will Sie in der Lek türe nicht stören und empfehle mich." Wieder eine kurze Verneigung, und die beiden Freundinnen waren allein. „Unerhört", stieß Isabelle hervor, „uns zu belau schen. Ist das eines Edelmannes würdig?" „Er hat es nicht absichtlich getan, Bell«. Wir haben auch ziemlich laut gesprochen. Zudem standen die Türen offen." „Dann wäre «s taktvoller gewesen, das Gehörte zu ignorieren, statt es zu einem so groben Ausfall gegen mich zu benutzen! Ich kann den Menschen nicht mehr sehen. Am liebsten möchte ich abreisen. Dann aber würde er denken, es geschäch« seinetwegen — und den Triumph will ich ihm doch nicht gönnen." Tränen standen in ihren Augen, und sie hatte Mühe, das Weinen zu unterdrücken. Adele legte den Arm um die Schuller der Freundin. Si« ahnte, was in ihr vorging: ein« solche Demütigung konnte die stolze Isabelle nicht verschmerzen. „Jetzt mußt du bleiben! Isa, bitte ihn um Ver zeihung!" redete sie ihr sanft zu. „Sage, du habest es nicht so gemeint!" »Ich — ihn um Verzeihung bitten? Niemals. Eher sterben!" fuhr Isabelle auf. „Was denkst du! Soll ich mich auslachen lasten?" „Das würde er nie tun, dazu denkt er viel zu vornehm." „Rein, nein, ich bitte dich, Dele laß mich! O, wi« ich ihn haste!" Und dann kam «s doch über sie — sie brach in bitterliches Weinen aus. So hatte dieses stolze Mädchen noch nie geweint, wie an diestm strahlen- den Sommertage, an dem alle ihre Hoffnungen zer stört wurden. Leise entfernte sich Adele, sie allein lassend, das Beste jetzt für si«. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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