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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.07.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120717025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912071702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912071702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-17
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Monat
1912-07
-
Jahr
1912
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Lriir s. Nr. SSt. los. 3«tirs»n,. ihm in enger Äafkendrüderschaft ständen, weil st« beide Glieder der christlich-nationalen Arbeiterbe- lvcgung seien. Ter .'kainps gelt« vor allein gegen die Sozialdemokratie. Da sei es erfreulich, konstalieren zu können, daß die christti^nationalen O^nviksämslen ans allen Gebieten gute Erfolge auf- zunxlsen haben, Ader zu den alten Gegnern sind in lebler Z.il neue yinzugekommen, und unr bei den evangel.>a»en .'lrbeilervereinen freuen uns über die Haltung, die die Vertreter und Leiter Ihrer Be legung in dieser Änge!^enhcit eingenommen haben. Bur haben auG die lleberzeugung, das; die christ- liUien Giverkscliaflen bei ihrer beslimiuten Haltung ge.renuber den a ct> e u s ch a s t e n von Berli >l bleil'en ivereen, und mir hegen ferner die bestimmte Lrwarlung, daß sie diese »allung auch dann be- mahreu uxrden, wenil diese Seluviengkeiten sich noch eausen iourdeu, menu sie voll einer Stelle herkämen, die mehr zu bedeuten yätte, als die paar Herliner. Ich sage das nicht nur im Interesse unserer cvan- gellschen Ärr-eulcrvereine, sondern mir sind der lleeerzeugung, da'- zur Biahriiiia des konlessivnelleu Friedens und i:n Interesse der christlich-na tionalen r'ir.'.ilersibasl es nvimendig ist, dasi die christlichen r-'r:rnrl!i1v.steu bleiben, was sic bisher geioeseu sind. .Liuemiscl-cS Bravo.) An zmeiler Stelle kam der Beroandsvorsihende Bieder Tuisburg) ans die Schmierigkeiten der christlichen Gemerkschastsbelvcgung gegenüber der So zialdemokratie einerseits und den Berliner I-achabtei- lnngen Miderseiks zu sprechen. Ter N dner beschäftigte sich mir den len,en Vorgängen im Geiverkschasts- lcben und sprach zunächst der sozialdemokratischen Press« das .'recht ab, über die Angelegenheiten zu befinden. Zum Schluß ging Redner aus die Ber liner Iachaeleitungen ein. In ihnen befänden sich h y p e r re l i g i ö > e Leute, die sä^einbar um das Se.I.'.ibcil der Arbeiter viel mehr besorgt seien, als nm ihr eigenes. Die Berkeherungssucht der Ber liner habe sich bis znr Berlenindnng gesteigert, mie e) in dec Adresse an den Papst zum Ausdrucke gekommen sei. Diese Verketzerung konnte nicht ohne e'ii.bieibeu. Er kam in den bekannten Tele grammen nach Berlin und Frankfurt zum Aus druck. BaS die Berliner erreicl-eu mollten, ist inS egenteil umgeschlagen. Ein Stnrin der Eulrüstunig septe im ganzen katholischen Deutschland ein. Nur eie Sozialdemokraten sekundierten den Berlinern, sie sahen in den katholische» Arbeitern plötzlich die iiebellen, die sich gegen die Autorität des Papstes a-.ckgelehut haben sollen. > Heiterkeit.) Wir bekämp fen die Fachabteilung, meil sie de» Arbeiterstand allein unter religiöse Ausnahmegesetze stellen wol len. (Lebhafter Beisall.) Der Redner polemisiert scharf geilen den Grafen Oppersdorfs, der bie interkonfessionellen Geivcrsscliäften bekämpfe und sellst Vorsitzender eines interkonfessionellen »i a u er n v e r ei n S sei. „Wir bleiben, was wir sind, auch im Interesse unserer nationalen Wohl- fahrt." (Stürmischer Beifall.) Oer irslieniM-Mrlttlche Krieg. General Camercma meldet aus Misrata nach Rom, das; bis zum Dienstag 673 Leichen gefallener Türken und Araber, darunter 75 Frauen, die eben falls an den Kämpfen teikgenommcn haben, begraben worden sind. Ein türkischer Offizier und 20 Araber wurden gefangen genommen. Der Feind hat sich 2.', Kilometer südlich von Misrata zurückgezogen. Den Italienern fiel eine Menge von Munition, ferner zahlreiches Vieh und Lebensmittel in die Hände. Der Herzog der Abruzzen Chefkommandant in Spezia. Nom, 17. Juli. Vizeadmiral Nicastro, der Chef- kommaudant des Marincdepartemcnts in Spezia, hat diesen Posten niedcrgelegt, nm Generalsekretär im Marineministerium zu werden. Sein Nachfolger wird der Herzog der Abruzzen, der bisherige Inspektor der Torpcdobootszerstörcr-Flottille. * Die erste Ooktorarbeit über üen MensHenkluq. ?n den wenigen Jahren seit dem Auskommen des Fluges sind überraschend viele Beweise dajür ans Tageslicht gesörbert worden, wie tief die wissen schaftliche Uederzeugung von der Möglichkeit des Menschcnsluges schon im Kopfe manches Gelehrten früherer Jahrhunderte wurzelte. Erst jetzt ist es möglich, die große grundlegende Arbeit über Vegel- und Menschenflug zu würdigen in der der Univerial- geist Leonardo da Vinci vor 400 Jahren den Beweis dafür erbracht hat, daß es dem Menschen einmal möglich werden mühte, zu fliegen. Zu anderen, in der letzten Zeit veröffentlichten Dokumente» gesellt sich jetzt ein neues, nämlich die erste Dottordisser- taiio» über den Flug der Menschen, die schon im Jahre 1676 von Franz David P rescher verfasst wurde, und die den Titel führt: „Lreieitiuio pbv-ä n ckv nrtiinio vaviAanch pcr aerem". Der Verfasser sagt in dieser Schrift: „Ich erkläre offen, da» ich von der Möglichkeit überzeugt bin, ern aus Holz gefertigtes Schiff dahin zu bringen, datz cs sich mit Bemannung vom Erdboden erheben und in die Lust hinaussegeln kann, weit über die Türme und höchsten Berge der Erde hinweg, bis zu jeder gewünschten Entfernung von der Erdoberfläche) auch das; man sich mit Hilfe von Rudern, Segeln und Steuern sich wird nach einer vorher bestimmten Stelle begeben können, um dort, wenn es die In sassen wollen, auf den Boden herabzugehen und dort Anker zu werfen. Auch wird man die entlegendsten Gegenden mit solchem Schiff erforschen und mit gleicher Sicherheit, wenn nicht sogar mit geringeren Gesa« ren, zurückkehren können, als ein Schiff auf dein Ozean es vermag. Es scheint, als berge der Wind die größte Gefahr, er wird aber in der Lust nicht so zu fürchten sein, wie auf dem Wasser, den» in cen Regionen der Lust, die so weit von der Erde entfernt sind, gibt es nur selten Stürme. Das zeigen die hohen Gebirge, in denen die Luft ge wöhnlich so still ist das; kaum ein Hauch zu verspüren ist, wenn unterhalb der Gipfel Stürme und Gewitter toben." Bezeichnend ist, da» der Verfasser auch die Frage der Wirtung der Luftfahrzeuge auf die Krieg führung erörtert. Er schreibt nämlich. Wenn die Idee des Fluges anegeführt wird, so ist keine Festung gegen Erstürmung gesichert, denn die aus der Luft geschleuderten Geschosse werden sie dem Boden gleichmachen. Auch die Seeschiffe können durch Luftmaschinen leicht beschädigt werden, und eine große Verwirrung der ganzen menschlichen Ge sell chaft wird die Folge sein. Aber wenn Gott die Erfindung des Säbels, der Donnerbüchse und des Pulvers nicht verhindert hat, die leit Jahrhunderten die Ursache von so viel Blutvergießen sind, warum sollte er eine solche Erfindung verhindern? Die Not wendigkeit hat es zur Folge gehabt, daß allen Ge fahren bald ein Mrttel zur Abwehr cntgegengcsiellt wurde, und so werden wir, ebenso wie wir den Kanonen und Donnerbüchsen andere Kriegs Leipziger Tageblatt —ftden-ausgabe " Die Unruhe, i» Albanien Konstantinopel, 17. Juli. Aus das Drängen der albanesischen Deputierten beschloß der Mintsterrat, den ehemaligen Walt von Saloniki, Danisch- Bei, einen Albanesen, nach Albanien zu ent» senden, mit der Aufgabe, die Forderungen der Alba nesen zu prüfen und der Regierung einen Bericht darüber vorzulegen. O Demission des türkischen Marine ministers. Konstantinopel, 17. Juli. Die Zeitung „Terd- schumani Hadikat" meldet die Demission des M a r i n e m i n ist e r s. Die amtliche Bestätigung fehlt jedoch noch. Sok- unü perlonslvschrichten. * Die „Hohcnzoller n" ging heute früh 6 Uhr »ach Bal hol men in See, wo sie Ankunft gegen 0 Uhr abends erfolgt. * Die Kronprinzessin ist gestern abend 10 Uhr 14 Mi», mit den Prinzen-Sohnen in Be gleitunL oes Kammerherru v. Behr uno der Hof dame Gräfin v. Wedel von Danzig nach Heilige». Lamm o.l>gere:st. Der Kronprinz begab sich nach mittags im Automobil zum Truppenübungsplatz A r y s. * Reichskanzler v. Bcthmann Hollweg hat sich zu kurzem Aufenthalt in Berlin nach Hohen finow begeben. * Prinz Johann Georg v o n S a ch se n, der zu mehrtägigem Besuch bei der Familie Les Herzogs von Cumbcrlano in Gmunden weilte, ist am Diens tag um 2 Uhr mittags in Ischl emgetroffen und hat dem Kaiser von Oesterrcich einen Besuch abgestattet. Ter Prinz nahm hierauf am Diner in der Kaiservilla teil und kehrte sodann nach Gmunden zurück. Deutsches Reich. Lenkluftschifse bei dem Kaisermanöoer. Berlin, 17. Juli. (Prio.-Tel.) Bei dem dies jährigen Kaisermanöver werden das Luft schiff „Z. 2" dem 4. und 19. Armeekorps und ein Parsevalballon dem 3. und 12. Korps für Auf« klärungsdienste zugeteilt werden. Außerdem erhält jede der beiden Parteien zehn Flieger. Staatsselretär Dr. Sols iu Südwest. Berlin, 16. Juli. Der in Deutsch-Südwestafrika weilende Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf besuchte, wie aus Swakopmund telegraphiert wird, am Sonnabend die Versuchsstation Tigerquelle und am Sonntag die Mine Guchab. Am Sonntag abend hielt er auf einem Bierabend in Omaruru eine Neoe, in oer er erklärte, Deutsch-Südwest-Afrrka sei ein schönes, herrliches Lano. Er habe durch die Reise einen besseren Begriff bekommen, als aus Akten und vom grünen Tisch. Das, was er auf der Reise gelernt habe, werde für Deutschland Früchte tragen, besonders wenn er vor den Reichstag trete. — Am Montag war er wieder in K a r i b ib, wo er sich von dem Gouverneur verabschiedete und nach Windhuk , zurficPehrste. Dorf, fit, wie weiter gemeldet wird, Ministerialrat Dr. Wolf an einem Augenleiden er krankt, und befindet sich in ärztlicher Behandlung. Zur Spionageaffäre Kostewitsch. Berlin, 17. Juli. Der Untersuchungsrichter beim Reichsgericht Landegerichtsdirektor Grotz ist nach Leipzig zurückgekehrt nachdem er gestern vor mittag Hauptmann Kostewitsch nochmals vernommen haste. Der Verhaftete wird nunmehr bestimmt am Montagvormittaa nach Leipzig übergeführt werden. Vis dahin kann seine Frau ihn noch täglich im hiesigen Untersuchungsgefängnis besuchen. In Leipzig erhält sie für die ganze kommende Woche keine Sprecherlaubnis, jedoch dürfte ihr eine solche für die folgenden Wochen erteilt werden, sie muh aber erst erneut darum «inkommen. In russischen Kreisen hegt man Li« Hoffnung, daß Hauptmann Kostewitsch, nachdem die Voruntersuchung abge schlossen ist, und das dürfte nächste Woche sein, auf Ehrenwort freigelassen wird, um in einem Hotel in Leipzig Wohnung zu nehmen. Die Gattin sowie di« Freunde des Verhafteten sind eifrig be müht, die russisch« Negierung zu bewegen, daß sie dahingehende Schritte bei der deutschen Regierung unternimmt. Ob aber die russische Regierung sich dazu verstehen wird, und ob die deutsche Regierung dem zustimmen wird, ist mehr als fraglich. Die endgültige Festsetzung der Termine für das Inkrafttreten der Reichsversicherungsordnung. Berlin, 17. Juli. Wenn durch Kaiserliche Order als Zeitpunkt für die neue Organisation der Krankenkassen erst der 1. Januar 1914 festgesetzt ist, so hat dies seinen Grund darin, dich gerade in den grössten Bundesstaaten in bezug auf die Organisa tion der Krantentassen noch jeyr zeitraubende und umfangreiche Arbeiten zu erledigen sind. Die be sonderen Ortskrankenkassen, von denen es allein in Preußen etwa 5000 gebt, deren Weiterbestand zu lässig ist, sollen innerhalb 6 Monaten ihre Zulassung nachiuchen. Ueber die Entscheidung auf den ge stellten Antrag mutz naturgomätz für eine Berufung ein« ausreichende Frrst gugestanden werden; und hierdurch erklärt es sich allein schon, daß ein früherer Termin für das Jnlraftsetzen des zweiten Buchs der Reichsversicherungsordnung in allen seinen Teilen nicht in Frage kommen konnte. Für die Unfallver sicherung ist als Zeitpunkt des Inkrafttretens der neuen Bestimmungen der 1. Januar 1913 festgesetzt. In den bis dahin noch verbleibenden Monaten ist allerdings noch ein« Fülle wichtiger Vorarbeiten zu erledigen. Di« Reichsversicherungsordnung dehnt bekanntlich die Unfallfürsorge auf eine Reihe neuer Betriebsarten aus, Hierzu mutz d«r Bundesrat noch di« nötigen Ausführungsverordnungen erlassen. Dies« vor der Sommerpause zu erledigen, hat sich als unmöglich herausgestellt. Der Bundesrat wird daher die hierfür erforderlichen Ausfiihrungsbestim- mungen voraussichtlich rm Beginn des Herbstes er lassen. Zu diesen Vorarbeiten gehört beispielsweise auch die Ausdehnung der Unfallversicherung aus ver- schieden« Sportzweig«, in denen Fahrzeug«, welche durch elementare oder tierische Kraft dewegt werden, sowie Reitpferde verwendet werden. Dahin gehören in erster Linie der Automobilsport, der Segel- und Motorboot- und Pferdesport. Ausserdem sollen auch die Kutscher der Fuhrwerksbesitzer, die ihre Fahr zeuge nicht zu sportlichen Zwecken halten, der Un fallversicherung unterstellt werden. Der Bundesrat hat nun zu beschließen, welchen Unternehmer genossenschaften die einzelnen Zweige angeschlossen werden sollen. Nach den im Reichsoersicherungsamt angestellten Erhebungen dürfte der Bundesrat die verschiedenen Sportzweiae zu einer selbständigen Versicherungsgenossenschaft zusammenfassen. Sobald hierfür die Ausfiihrungsbestimmungen erlassen sind, ist dann die Begründung dieser Genossenschaft er forderlich, die ebenfalls noch im Laufe dieses Jahre» abgeschlossen sein mutz. Die Vorarbeiten für ein Reichstheatergesetz. Berlin, 17. Juli. Wie wir hören, haben in Liesen Tagen wieder Beratungen zwischen den zuständigen Reichsressorts und den beteiligten preußischen Mi nisterien über den Entwurf zu reichsgesetzlichen Be stimmungen für das Theaterwesen stattgefunden. Er handelt sich jetzt im wesentlichen um eine Re gelung Les Engagemenroertrages. Im allgemeinen sind hierfür die Bestimmungen Les Bür gerlichen Gesetzbuches über den Dienstvertrag maß gebend. Die Eehaltsfragc wird hierbei naturgemäß außerhalb jeder Erörterung bleiben, da die Freiheit des Arbeitsoertrages nicht durch Festsetzungen über Gehalt und Lohn beeinträchtigt werden darf. Eine erneute Anhörung von sachverständigen hat sich nicht al- notwendig erwiesen, La die Ende vorigen Maschinen gegenüberstellen, einem Schiff der Lüfte ein anderes gcgenüberstellcn und richtige Kämpfe in der Luft beginnen." Prescher schließt seine Ausführungen mit folgenden Worten: „Ich bi» über zeugt» datz meine Beweisführung richtig ist. Wenn ich mich aber in manchem geirrt haben sollte, so bleiben doch drei Dinge unaniechtbar: 1. Die Luft hat eine gewisse Schwere. 2. Man kann die Luft aus einem geschlossenen Nanin entfernen. 3. Die Oberfläche einer Kugel wächst im quadra tischen Verhältnis und ihr Rauminhalt im kubischen Verhältnis. Im übriaen mögen nun die Erfinder an die Lösung des Problems Herangehen. Den Sieger erwartet große Anerkennung. Die Dissertation erregte in der damaligen Zeit großes AiMehen, es fand sich niemand, der ihrem Verfasser widersprochen hätte, dagegen gab es viele, die ihm beistimmten, und er wurde sogar in Lob gedichten als ein zweiter Ikarus gepriesen. Lln verschollenes üeutlches Tier. Es ist eine der wunderbarsten und zugleich beängstigendsten Fälle aus der Bcsitzgeschichte unseres Vaterlandes, das; ein Tier, das noch zur Reforma nonszeit in großen Scharen den deutschen Wald be völkerte, so spurlos untergegangeii ist, datz es ein paar Jahrhunderte später als eine neue Tierart ent deckt wurde und sich heute nur in Zoologischen Gärten findet. Wilhelm Böljche, der diesem aus unserer Fauna verschwundenen Tier, dem Wald rapp, einen interessanten Aufsatz widmet, meint, diese Geschichte sei wert, daß jeder sie näher kennen lernt: „denn sie enthält ein Menetekel Sie predigt mehr für die Notwendigkeit von Tierschutz und Heimat schütz, als ganze Bände vermögen." Das gleiche Los hätte die Nachtigall treffen können in der Zeit. Es kann morgen da, dort ein greifen, uns dieses, jenes Stück Altdeutschland, deutscher Natur berausgreifen und in die Versenkung werfen. 2m Jahre 1832 wurde der Echopsibis lGerontious) von Wagler zum ersten Male wissen schaftlich als ein Vogel Afrikas beschrieben, der bisher von keinem europäischen Forscher gesehen worden war. Las Tier ward einrcgistriert in die Weltfauna, von den Museen mit mancherlei Mühen weit übers Meer geschafft, und erst zufällig gelang 1897 die Feststellung, daß dieser heule nur noch erotisch sortlebende Schopfibis kein anderer Vogel sei als der alte deutsche Waldrapp lWaldrabef des 16. Jahrhunderts, den damals an vielen Orten jedermann bei uns kannte. Das Tier ist von dem großen Zoologen der deutsckx» Renaissance, dem Züricher Konrad Gesner, vortrefflich beschrieben und gut abgebildet worden. Man erfährt, daß der Vogel einem Raben in Große und Farbe „fast ähnlich^ war. Daneben aber erscheinen alle die charakteristischen Merkmale des ägyptischen Schopfibis: der krumme rote Jbisschnabel, der wehende Rncken- ichopf, die runzlige Kahlheit des Kopfes und das » schwarze übrige Gefieder, auf dem damals wie jetzt ein metallischer bunter Schimmer ergleihte. Man verglich ihn mit einem Raben, weil der Vogel, wie Gesner berichtet, nicht nur in „einöden Waldern" wohnte, sondern besonders gern „in Hohen Schroffen oder alten einöden Türmen und Schlössern" nistete, „dannenher er auch ein Steinrapp genannt wird und anderswo in Bayern und Steurmarck ein Klaußrapp, von den Felsen und engen Klausen, darin dann er sein Nest macht". So steil und unzugänglich lägen oft seine Niststätten, daß „er dann etwan von einem Meirichen, so an einem Seil hinab gelassen, autz- genommen und für einen Schleck gehalten wird, wie er auch bey uns in etlichen hohen Schroffen Key dem bad Pfäfers lBad Pfäffers) gefunden wirt, da sich auch etliche Weydleut hinab gelassen haben". Der Waldrapp war also kein Sumpfvogel wi der gewöhnliche Ibis, sonder» lebte wie der alte Cchopfibis mit Vorliebe in Felsen und altem Ge mäuer. Dieser dohlenhaft aus Burgruinen nistende deutsche Ibis war, außer in der Schweiz, auch im Salzburgischen, im weiteren Oesterreich, im bayeri schen Douaugebiet noch im 16. Jahrhundert häufig nnzutreffen. Datz er bereits in den Nömertagen auf den Felsen der Alpenstraßen genistet haben muß, geht aus einer Notiz des Plinius hervor, der von einem Alpen-Präfekten seinerzeit hörte, er habe den ägyptischen Ibis auch in den Alpen gesehen. Um 1603 war der Waldrapp noch ein „gemein Wildpret" und sogar in Steiermark und Zürich urkundlich als Vertilger schädlichen Ungeziefers geschützt. Warum ging nun der seit so lange bei uns beheimatete Vogel ein? Leider ward das Tier, wie Gesner sagt, „für einen Schleck gehalten" das „liebliche Fleisch und weich Gebein" seiner Nesttllken lockte die Feinschmecker an, die die Waldrappjunaen aus den steilsten Fclsennestern Herausnahmen. Und so er barmungslos gründlich wurde die Plünderung be trieben, daß die Waldrappen, die wie Storch und Nachtigall Zugvögel waren, allmählich nicht mehr wiederkamen. Nun flatterten um die Zinnen der deutschen Burgen nur noch Dohlen und Tauben, aber keine Waldrappen mehr. „Der deutsche Ibis war ein ausgeträumter Traum deutscher Landschaft." Kunst unü kvljsenlchsft. Bruno Tuerschmann, der als Dortragsmeister im vergangenen Winter durch seine Homer-Vorträge Aufseyen erregte, wird in der kommenden Wintersaison sechs öffentliche Matineen im Großen Festsaale des Zcntraltheaters veranstalten. Das überaus bedeutsame Programm wird «olgende Werke umfassen: 20. Oktober: Oedipus auf Eolonos von Sophokles mit den Mendelsiohn- schen Chören. 17. November: Melodramatische Matinee, u. a Lenore mit der Musik von Liszt lam Klavier: Prof. Jos. Pembaur); Mischka an der Marosch von Lenau mit Musik von Pembaur; Das klagende Lied von Martin Greif. 1. Dezember: Lord Byrons Kain mit Harfenmusik von Saint-Sakns k lHarfe: Frl. Politz). IS Januar 1913: Enoch Arden ! Mittwoch, tt. lull ISIS. Jahr«, abgehaltene Konferenz mit Vertretern der beteiligten Organisationen die erwünschte Klärung gebracht hat. Der sozialpolitische Teil oer in Vorbereitung bennolichen Bestimmungen ist im wesentlichen zum Abschluß gebracht. Hier kommen lediglich die Gebiete in Frag«, die auch wirst schon durch die Reichsgesetzuebung geregelt sind, näm- lick die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Ar- beitnehmern in bezug auf di« Dauer der Beschäf tigung, die Gewährung von Ruhepausen usw. Bi» wann die Vorarbeiten sich zu einer endgültigen Vor lage verdichten werden, die dem Bundesrat zur Be- schlußfassung vorqelegt werden kann, steht noch dahin. Man nimmt jeovch an, Latz der Gesetzentwurf dem Reichstag in seiner nächsten Tagung zugehen wird. Das preußische Wassergesetz. Berlin, 17. Juli. Die 13. Kommission des preußi schen Abgeordnetenhauses zur Vorberatung des Wassergesetzes trat gestern nachmittag.noch mals zusammen, um de» Bericht über die erste Kommissionslesung des Wasscrgcsetzes 'estzustellcn. Ter Bericht ist recht umfangreich, er behandelt die Debatten von 37 Vollsitzungen. Die Verlesung des Berichts wird am Mittwoch fortgesetzt werden, als dann wird auch entschieden werden, ob das Gesetz in seiner jetzigen teilweise recht verwickelten Fassung dem Deutschen Sprachverein zur Durchsicht in bezug auf die sprachliche Fassung übergeben werden sott. Die zweite Lesung des Entwurfes beginnt am 10. September. Die Kommission will Liese Lesung in 3 bis 4 Wochen erledigen, damit ihre Mitglieder vor dem Wiedcrzusammentritt des Plenums am 22. Oktober sich noch einige Wochen Ferien gönnen können. Die Kommission wird heute nachmittag eine Bereisung der Oberspree, der Gewässer bei Erkner und des Müggelsees vornehmen, um daselbst Studien anzustellen. Auslanü. Oesterreich-Ungarn. Die deutsch-tschechischen Ausgleichaverhandlungeu in Böhmen. * Prag, 17. Juli. Die deutsch-tschechischen Aus gleichs-Verhandlungen, die letzthin so günstig standen, daß ihr Abschluß als bevorstehend bezeichnet wurde, werden nach einer Meldung der „Bohemia" plötzlich dadurch gefährdet, daß die Tschechen volle tschechische Einsprachigkeit bei den Prager staatlichen Behörden verlangen. Der deutsche Stand- punkt verlangt auch bei der Prager autonomen Stadtgemeinde di« doppelsprachige Amtieruna, bei den staatlichen Behörden aber die deutsche Amts sprache. Strafanzeige gegen Tisza und drei Polizeibeamte. Pest, 17. Juli. Die 72 oppositionellen Abgeord neten, welche Graf Stefan Tisza als Präsident des Abgeordnetenhauses durch Polizisten aus dem Sitzungssaal« hinauswerfen ließ, leisteten sich das Komödienspiel, gegen ihn wie gegen die drei Polizei kommissare Paroli?, Schmitt und Geistes die Straf anzeige wegen Mißbrauches Ler Amts gewalt und gesetzwidriger Jmmunitätsverletzung zu erstatten. Frankreich. Di« Begnadigung HervS». Paris, 17. Juli. Die Begnadigung HervSs wird von den Blättern im allgemeinen zustimmend er örtert. — „Petit Rspublique schreibt: Nach der glanzvollen und erhebenden Volkskundgebung, die die Bevölkerung von Paris am 14. Juli der Armee in Longchamps bereitet hat, konnte die Frei lassung des Antimilitaristen ohne Eefabr erfol gen. Solche Tage, wie wir sie eben durchlebt haben, sind ein Beweis dafür, daß die unheilvolle Propa ganda Heroös ohne Widerhall bleibt. — In der „HumanitS" spricht Jaurös seine Freude darüber aus, daß H«rv6 der Demokratie und dem Sozialismus Kurückgeaeben sei, und richtet an ihn die Bitte, er möge lleoertreibungen vermei den und dafür Sorge tragen, daß er nicht mehr ins von Tennyson mit der Musik von Richard Strauß, und zum ersten Male: Da« Schloß am Meere von Uhland mit der Musik von Richard Strauß. 2. Februar: Moderne Dichtungen von Edgar Poe, Maupassant. Elsa Asenjeff, Ulrich Eteindorff u. a. Zu Elsa Asenjeffs Dichtung „Wahnsinnig" schreibt Roderich von Mojsisovtes die Musik. 23.Februar: Zwei Gesänge der Odyssee mit Harfenmusik von Prof. Gustav Schreck (Harfe: Frl. Politz). Zu diesen sechs Matineen, die ein künstlerisches Ereignis für Leipzig bedeuten, werden Abonnements ausgegeben. Vormerkungen in der Linckeschen Buch handlung. * * Das Städtische Museum der tildende« Künste hat aus der jetzt gezeigten großen Kollektion „Arbeit" von Fritz Gärtner (Mallinckrodt-München) dessen Oelgemälde „Frühling in der Gärtnerei" erworben. * Tirektionskrise am Breslauer Stadttheater. Der Direktor des Breslauer Stadttheaters, Dr. Löwe, hat dem Breslauer Magistrat die Erklärung abge geben. daß er mit dem 15. Mai 1913 von der Leitung des Stadttheater« zurücktritt. Diese Erklärung war notwendig, wenn Direktor Löwe die vor 14 Tagen von der Breslauer Stadtverordnetenver sammlung bewilligte Subvention von 160000 für die nächste Spielzeit erhalten wollte. Im nächsten Jahre wird die Breslauer Theaterfrage ihre defini tive Lösung finden. Ein Naturschutzpark im Harz. Ein Riesenplan wird jetzt im Harz in Angriff genommen. Ein- 2000 Morgen umfassende« Gebiet, begrenzt vom Radautal, dem Hasselbachtal und dem Ecker tal. wird zu einem Naturschutzpark eingerichtet werden. Der größere Teil de« Gelände« wird ^ur Pflanzenkultur und der kleinere dem Tierschutz dienen. Die im Aussterben begriffenen Tiere des Harzgebietes sollen erhalten und di« früher dort lebenden, wie Bär (?). Luchs, Aueroch», Elentier, wieder etngesührt werden. Die Regierung hat ihre Unterstützung zugesichert. Eine Kommission befaßt sich mit der Ausarbeitung des Projekte«. * Ein Stavenhagen-Denkmal wird in nächster Zeit in Groß-Borstel errichtet werden, nachdem die Gemeindevertretung ihre Zustimmung zu dem Vor schläge der Stavenhagen-Gesellschaft gegeben hat, den dafür in Aussicht genommenen Platz würdig herzu richten und daß da« Denkmal später von der Gemeinde in Obhut genommen wird. * Hau« Thoma arbeitet zurzeit an einem zweiten Altarbild für leineHeimatgemetnde Bernau. Es stellt die Verkündigung Christi durch Johannes den Täufer dar. Im Vordergrund recht» steht der Täufer, link» aus dem Hintergrund, etwas erhöht, schreitet Christus auf den Beschauer zu. * Abschaffung einer berühmten Akademie. Ein Erlaß des chinesischen Präsidenten verfügt die Ab schaffung der bernhmten Akademie von Han-lin, welcher die größten Gelehrten Chinas angehörten Desgleichen wurde durch dieselbe Verfügung das Censorenkollegivm abgejchafft.
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