Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.07.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120719021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912071902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912071902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-19
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs Preis s»r Leipji» und Äoion« durch «mler« Troger und Epediteur« Umal tigilch in» pau» gebracht. »PI. «ona1t,r.7v Pll. vierleijSdrl. B-« anlern Filialen ». An» nähmest,llen aüaeholt: 7S Pi. «onatl^ r^S Mk. oterteltShrl. D»»h die Pelt: innerhalb Deutschland, und der deutschen Aotonien vierteljährl. »SV Mk., inonatl. 1.2l> M». austchl. Postbeltellaeld Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustoaten, Italien, lluremdurg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, Nubland, Schweden undEchwei». In allen üdriae« Staaten nur direkt durch die Geschäft— Kell« de» Blatt«, erhältlich. Da» Lrtp,tg«r Tageblatt erscheint rmal täglich. Sonn- o. Feiettag, nur morgens Adonnements-tll»nähme. I,ha»»»,,«sl« >1, bet unseren Tragern, Filialen, Svedirruren »nd Annahmestelle.», sowie Postämtern und Brteftragern. Stni«loerka»I»»r«»» lil BI. Abend Ausgabe. Attp.riger Tagcblatt «e,..Ansch,. lHandelszeitung. j (14 894 »m ( Dep.-Nass« Grimm. Steinweg L Amtsblatt des Aales und des Notizeiamtes der Lta-t Leipzig. Anzeigen-Preis ftlr Inserat» a«, Leipjta und Umgebung di» lspalttg« Petit,eil« LPf di« Neklame- »«il.l Mk. oonau»wätt»3l1Ps, Neklamen lll) Mk. Inserat« oan Behörden im amt lichen Teil di» Petitzetl» » Pf. L»schäst»an,eigen mit Platzvorschriften im Preise erhöht. Rabatt nach Tarik. Betlagegedühr Gesamt auslag« L Mt. p. Tausend «rkl. Postgebühr. Irildeilag« höher. Festtnetlt« Austruae können nicht zuril^ gezogen werden. Für da. Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. An,,«,«n - Annahme: I,h,a»,,»ss« bei sämtlichen Ailtalen ». allen Annoncen» E^edtttonen d«. In- und Auslände». Tnuk »ab «erleg Fisch« » kkürst«, Inhaber: Paul Niirke». Redaktion und 0i«!»äft,ltell«: Iohanntsgass« 8. Hauut - Filiale Dre.de,: Eeestrage ö, l lTelevhon 1821». Nr. 365. /reit»,, üen lS. lull lSlL 106. Jahrgang. Die vorliestenve Ausgabe umfaßt 10 Letteu. Vas Dilhtiglte. * Italienische Torpedoboote haben die Dardanellen angegriffen. (S. bes. Art.) ' Der türkische Botschafter in Lon don Tewfik Pascha hat das Großwesirat übernommen. (S. bes. Art.) * Der Dockarbeiterstreik in Glas gow ist beendet. (S. Ausl.) Vie diesjährigen UrmeemanSuer in Kankreilh. Unter -den Bestimmungen über die in diesem Zähre abzuhaltenden Manöver der großen Verbände nehmen die über die Armeemanöoer den weitesten Raum ein. Es scheint danach, als ob die Heeres verwaltung für die im vorigen Jahr« ausgefallenen Armeemanöoer reichlichen Ersatz schassen und keine Kosten sparen will, um diesmal die großen Hebungen so lehrreich wie möglich zu gestalten. Als Mailöoergelände ist der Raum von Samimi, Bressuire, Chauoigny und Tours ausersehen. Das Hauptquartier kommt nach Chätellerault. Die Ma növer dauern vom 11. ins 18. September. Am 9. werden die Truppen durch Märsche zusammenge zogen, der 10., 14. uird 18. sind Ruhetage, an allen übrigen Tagen bleibt die Manöverhandlung ununter brochen. Leiter der Manöver ist General Joffre, Chef des Generalstabes der Armee und designierter Führer der Hauptarmee im Kriegsfall. Er will an den letzten Manövertagen die beiden ihm unter stellten Armeen zu einer Armeeabteilung zusammen ziehen und gegen einen markierten Feind sichren, der von der 9. Infanteriedivision dargestellt wird. Wenn es sich dabet nicht um ein Paraoeschauspiel zu Ehren des Staatsoberhauptes handelt, das bisher noch nie bei den Armeemanövern gefehlt hat, so hat sich General Ioffre jedenfalls eine schwierige, aber auch sehr lehrreiche Aufgabe gestellt. Von den beiden Armeen führt die Westarmee General Galliöni, Mitglied des obersten Kriegsrats. Ihm unterstehen: ein kleiner Armeestab, das 10. und 11. Armeekorps, di< 1. Kavalleriedivision, eine Ab teilung schwerer Artillerie des Feldheeres. Die Ost armee befehligt General Marion, ebenfalls Mitglied des obersten Kriegsrats. Dazu gehören: ein kleiner Armeestab, das 9. Armeekorps, ein kombiniertes Korps unter dem Befehl des Kommandierenden des Kolonialkorps mit dem Generalkommando dieses Korps, bestehend aus der 9. Infanterie-Division vom 5. Korps und der 3. Kolonialdivision, die 7. Ka valleriedivision. Zur Verfügung der Manöver leitung bleiben: Eine Reservedivision, 2 Batterien Festungsartillerie, 1 Genie-lompani«, 1 Korps-Genie- park, 1 Sektion vom Geniearmeepark, Telegraphen-, Radiotelegraphon- und Luftschiffersektionen. Die Znfanterieregimenter der Linientruppen sollen so stark wie möglich ausrücken und dazu mög lichst viel Reservisten vom 1. Aufgebot einziehen. Die Kolonialdivision bildet zwei Marschbrigaden zu Die türkische Krisis. Ein neuer itattenllcher Osrüsnellenangrill. — Tewkk Pascha Grolzwekr. je 2 Regimentern, die 1. Brigade zu 5, die 2. zu 4 Bataillonen; jedes Bataillon in der Mindeststärke von 600 Mann. Die Reservedioision gliedert sich in 2 Brigaden zu j« 3 Regimentern zu 3 Bataillonen; di« erste Brigade besteht aus den Reserveregimentern Nr. 301, 303, 307, die zweite aus den Regimentern Nr. 324, 315, 206. Die aktiven und di« Reserve regimenter führen 2 Maschinengewehrsektionen mit sich, die Kolonialrogimenter je deren eine. Die 1. und 7. Kavallericdivision werden auf di« Stärke von 3 Brigaden zu je 2 Regimentern gebracht, und zwar tritt zur 1. Division die 10. Kavallerie brigade, zur 7. die 9. Kavalleriebrigade. Den Divi sionen stehen vor Beginn der Armeemanöver der 7. und 8. September zum Exerzieren zur Verfügung. Als Dioisionskaoallerie behalten das 9., 10. und 11. Korps nur ihr leichtes Kavallerieregiment, das kombinierte Korps enthält das 13. Kürassierregimcnt aks Dioisionskaoallerie, die Reservedioision das 1. Chasseurs-Regiment; beide Regimenter gehören zur 4. Kavalleriebrigade. Die gesamte Kavallerie nimmt mit 4 Eskadrons an den Manöver» teil, di« Eskadrons so stark wie möglich. Von der Artillerie hieß es anfänglich, sämtliche an den Armeemanövern beteiligten Armeekorps sollten durch Abgaben von anderen Korps auf die Stärke von je 30 Batterien gebracht werden. Diese Absicht scheint nach den Manöoerbestimmungen auf gegeben zu sein, denn von der Artillerie der West armee erscheinen das 10. Korps nur mit 18 Batterien, das 11. mit 24 Batterien, von der Ostarmee das 9. Korps mit 24 Batterien und das kombinierte Korps sogar nur mit 11 Batterien. Beim 10.Korps sind di« Divisions- und die Korpsartillerie zu je zwei Abteilungen gebildet, während beim 9. und 11. Korps die Divisions-artillerie je drei Abteilungen, di« Korpsartillerie je zwei Abteilungen stark ist. Die Reservedioision tritt mit zwei Verstärkungsbatterien auf, die die 4. Artilleriebrigade aufstellt. Di« Ab teilung schwerer Artillerie des Feldheeres wird zu drei Batterien zu je vier Rimailho-Haubitzen von 155 Millimeter-Kaliber formiert und von den beiden Batterien der Festungsartillerie wird die «ine aus vier Geschützen von 120 Millimeter-Kaliber, die andere au» vi«r Mörsern oon 220 Millimerer- Kaliber zusammengestellt sein. Insgesamt nehmen an den Armeemanövern 1912 teil: 8 Linien-Znfanterie-, 2 Kavalleriedivisionen und 1 Reservedioision mit zusammen rund 110 Jn- fanteriobetaillonen, 72 Eskadrons und 115 Batterien. Im vergangenen Jahre sollten zu gleichen Zwecken nur 82 Bataillone, 64 Eskadrons und 75 Batterien herangezogen werden. Mit besonderem Interesse sicht man dem Auftreten der Reservedioision mit den Verstärkungsbatterien entgegen, da es das erstemal in Frankreich ist, daß ein so starker Reserveverband aufgestellt wird und an den Armeemanövern teil nimmt. Diese Division soll gewissermaßen die Prob« aufs Exempel sein, denn es ist längst offenes Geheim, nis, daß di« Franzosen beabsichtigen, im Ernstfälle jedes Armeekorps 1. Linie in zwei aktiven und einer Reservedioision ins Feld rücken zu lasten. Beachtens wert ist auch die starke Beteiligung der schweren Ar tillerie und der Festungsartillerie, die bisher nur sel ten zu den Manöver» hcrangczogen wurde. Wahr- scheinlich handelt es sich um Kämpfe um befestigte Feldstellungen und um die Lösung wichtiger artille ristischer Fragen. Aus Konstantinopel bringt der Draht die über raschende Meldung, daß die Italiener einen neuen Angriff auf di« Dardanellen unternommen haben. Diese Tatsache ist geeignet, in den inneren wie in den äußeren türkischen Verhältnissen eine entschei dend« Wendung herbeizuführen. Ein Telegramm aus Konstantinopel berichtet denn auch über zwei weitere Ereignisse, die in den nächsten Tagen im Mittelpunkt der türkischen Fragen stehen werden: Tewfik Pascha, oer türkische Botschafter in London, hat das Großwesirat übernommen. — Der türkische Ministerrat hat die sofortige Sperrung der Dar» danellen beschlossen. Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß die plötzliche Beendigung der Kabinettskrisis ihren Grund in der ernsten äußeren Lage der Türkei hat. Tewfik Pascha, der sich bis gestern abend noch weigerte, den Vorsitz im türkischen Kabinett zu übernehmen, hat in dem entscheidenden Moment sein Vaterland nicht im Stich gelosten und das Großwesirat übernommen. Die Wirkung des neuen italienischen Dardanellenangriffs auf dir Kriegslage läßt sich nach den vorliegenden Meldungen noch nicht absehen. Zweifellos wird die nunmehrige neue Sperrung der Dardanellen wieder zu Interventionen der Mächte führen. Man könnte fast annehmen, daß auch diesmal lediglich dies die Absicht der Italiener ge» wesen ist. Gewiß rechnet man auch damit, daß bei der neuen Dardanellenaktion das eine oder das andere Schiff seinen Untergang findet. Im übrigen aber verläßt sich Rom auf die sreundwillige Assistenz Rußlands. In Afrika kann Italien nicht weiter vor dringen, zu Haus« selbst kann es von seinem An- nerionsgesetz nicht mehr zurück. Also lautet die Parole: Biegen oder brechen! Ueber di« neue Aktion Italiens liegen folgende Meldungen aus Konstantinopel — die „Agenzia Stefani" schweigt vorläufig noch — vor: Konstantinopel,Ltt.Iuli. Heute früh '/,2 Uhr haben acht italienische Torpedoboote die Dardanellen angegriffen. Die Festungswerke erwiderten daS Feuer. Zwei Tor- pcdoboote sollen gesunken, sechs be schädigt worden sein. Ueber die Stellungnahme der türkischen Re gierung zu der neuen Lage meldet ein Telegramm aus Konstantinopel folgendes: Konstantinopel, 19. Juli. Infolge des Angriffes der Italiener auf die Dardanellen fand ein Ministerrat statt, der die ganze Nacht dauerte. Nach dem Ministerrat teilten die Minister mit, daß Tewfik Pascha das Großwesirat ange nommen hat. Wie versichert wird, beschloß der Ministerrat, die Dardanellen vollkommen zu sperren. Italienischer Ministerrat. Aus Nom wird gemeldet: Dl« Anzeichen, daß die hiesige Regierung darauf gefaßt war, jeden Augenblick vor wichtige Ent scheidungen gestellt zu werden, mehren sich. Giolitti hat nach seinem Eintreffen in Rom lange Rück sprache mit San Giuliano gehabt, der trotz seines schwerleidenden Zustandes hierher gekommen ist. Beide haben mit den Ministern des Krieges und der Marine verhandelt. Gestern fand ein Ministerrat statt, zu dem sich alle Minister aus ihren Ferien aufenthalten eingefundon hatten. Di« Tagesord nung und das Ergebnis waren streng vertraulich, doch scheint es, daß man über die Frage der erneuten Aktion im Aegäischen Meer Beschluß gefaßt hat. General Ragni, der Kommandeur des 5. Armeekorps in Verona, ist vom Ministerpräsidenten telegraphisch hierher beordert worden und bereits hier «ingetroffen. Wie es heißt, soll Ragni dazu ausersehen sein, ein Expeditionskorps zu leiten, Las unter dem Schutze der Flott« Operationen im Aegäischen Meere vorzunehmen bestimmt ist. Die Dardanellenlirtrlrignngcn. Die Dardanellen, die nach der alten Stadt Dar danos benannten vier festen Schlösser beiderseits der Meerenge Hellespont, gelten als Schlüssel von Kon- stantinopel. Den 4 Kilometer breiten Meercsein- gang aus dem Aegäischen Meer bewachen die 1658 von Mohammed IV. angelegten neuen Schlösser Seddil-Bahr auf europäischer und Kum Kalessi (10 Kilometer von den Ruinen vor Troja entfernt) auf asiatischer Seite. 20 Kilometer nordöstlich davon liegen an der engsten Stelle die alten Dardanellen schlösser, die Mohammed II. gleich nach der Er- oberung Konstantinopels erbauen ließ: Kilid Bahr („Meeresspiegel") in Europa und Kale Sultanie (Tschanak-Kalessij in Asien. Weiter nördlich wurden seit 1867 Kllstenbatterien erbaut: auf asiatischer Seite die Batterie Medschidle, unweit nördlich von Kale Sultanie, und Nagara, an der Stelle des alten Abydos, auf europäischer Seite Namasigja südlich und Tegirmenburun und Tscham Burun nördlich von Kilid Vahr. O Tewkk pslchs Grotzwevr. Bis gestern abend 6 Uhr lag noch keine offizielle Mitteilung vor, ob Tewfik Papha das Großwesirat angenommen oder abgelehnt habe. Gerüchten zu folge, antwortete er ausweichend. Trotzdem erhielt er den Auftrag, nach Konstantinopel zu kommen. Die ehemaligen Minister Talaat Bei und Hadschi Adil hatten in der Kammer Be sprechungen mit den Führern der jungtürkischen Partei. Wie behauptet wird, war die Partei ent- Vtli'ze Kerzen. Roman von Fr. Lehne. INachdruck verboten.) Währen- der ganzen Nacht rauschte der Regen hernieder. Isabelle fand keinen Schlaf; sie lauschte auf das eintönige Geräusch und dachte: Wann werde ich ihn wiedersehen? Obgleich sie noch müde war, erhob sie sich am nächsten Morgen ziemlich früh; die Neugierde trieb sie aus dem Bett. Sie wollte ihr Besitztum kennen lernen und brachte den Vormittag damit zu, das Schloß eingehend zu besichtigen. Sie war doch überrascht oon dem mächtigen Bau, der auf einer sanft ansteigenden Anhöhe lag, oon der aus man die Umgegend mit den Blicken beherrschte. Von der Landschaft war nichts zu sehen; der strö mende Regen ließ keinen Fernblick zu. Wär« sie nicht so vertieft in ihre Gedanken ge wesen, so hätte sie wohl die besorgten Gesichter der Dienerschaft bemerkt. In Gruppen standen sie bei einander und tauschten Befürchtungen aus. Wenn der Regen nicht bald nachließ, war das Schlimmste zu befürchten. Der Inspektor stellte dem Schloßherrn die drohende Gefahr in beweglichen Worten dar. Gelangweilt hört« der ihm zu. „Es wird ja nicht so schlimm werden, lieber Wedlich. Ich soll Vorbe reitungen treffen, die Dorfbewohner hier aufzu nehmen? Keine Idee! Wie denkst du über solche Gäste. Isabelle?" „Das ist wohl ausgeschlossen," meinte sie hoch mütig. „Außerdem fehlt es an Platz." „Das wohl weniger, gnädig« Frau! Zn dem Seitenflügel —" Ein« unwillige Handbewegung Löbbeck«s schnitt ihm das Wort ab. „Es paßt mir nicht, Wedlich, das muß Ihnen ge nügen!" sagt« er in scharfem Tone. „Es wird schon, wenn der Fall eintreten sollte, auf ander« Wrkse Rat geschafft werden." „Herr Baron oon Wallbrunn drüben auf Althof hat schon seine verfügbaren Räum« und sein« Scheunen für die bedrohten Birkenfelder zur Ver fügung gestellt, aber d«r Platz reicht nicht aus." Da glomm «» in Zsabelle, Augen seltsam aus. „Wie kommt der Herr zu solchem Interesse an unseren Leuten?" „Um Vergebung, gnädige Frau, bis vor kurzem waren es seine Leute — jo schnell vergißt sich das Gefühl der Zusammengehörigkeit nicht!" Der treuizerzige, im Dienst der Wallbrunns er graute Mann war innerlich empört über seine neu« Herrschaft, die so gleichgültig und herzenskalt der Sorge für ihre Schutzbefohlenen gegenüberstand. Der alte Herr Baron war zwar auch keiner oon den Besten gewesen, aber alles, was wahr ist, der hatte gedacht: leben und leben lassen! Uno knauserig war er schon gar nicht gewesen! „Das ist wohl ein kleiner Irrtum, lieber Wed lich!" näselte James. „Damals gehörte alles noch dem alten Herrn Baron und der Sohn war nur Ober leutnant. Im übrigen ist das ja bereits seit einem Jahre anders geworden — wenn Sie die alte Zeit zurücksehnen, llaber Wedlich, und «s Ihnen unter meiner Herrschaft, trotzdem ich Ihnen bedeutend mehr zahle, nicht gefällt, so steyt es Ihnen ja frei, sich zu verändern!" Der Inspektor wurde dunkelrot. „Wie Herr Löbbecke meint! Wenn ich das als Kündigung aufzufassen habe —" stieß er erregt hervor. „Ach, Unsinn!" sagte James, denn es wär« ihm unlieb gewesen, diesen tüchtigen Mann, auf den er sich unbedingt verlassen konnte, zu verlieren. „Wenn Sie in Ihrer Empfindlichkeit aus meinen Worten herauslesen, woran ich gar nicht gedacht, kann ich Sie nur bedauern! Es fällt mir gar nicht ein, Sie fort zuschicken! Ich meinte nur, wenn es Ihnen bei mir nicht mehr gefällt, wollte ich Ihrer Zufriedenheit nicht im Wege stehen! Und wegen der Gefahr des Hochwassers — Sie inüssen ja wißen, ob es wirklich so bedenklich ist. Sehen Sie zu, ob in den Wirtschafts gebäuden ein Obdach hergerichtet werden kann! Dann ist ia auch noch in Ihrem Hause das ganze Obergeschoß frei. Wie gesagt, ich überlaste Ihnen die Anordnungen." Inspektor Wedlich verneigt« sich und ging hinaus, ohne ein Wort zu sag?n. Isabelle lächelte spöttisch. Lenkte James ein? Ließ er sich durch das Handeln des Nachbars bestimmen? Noch ein Tag verging, ohne daß «ine Aenderung im Wetter einnetreten wäre. Dann kam das Ge fürchtete! Warnungsschüsse ertönten — Schreckens rufe! Bei Luckow war der Damm oon den reißen den Fluten durchbrochen, und in einer ungeheuren Flut ergoß sich das Wasser weit hinaus, alles mit sich fortreißend. Einem brodelnden, kochenden See glich das Fluß tal, so weit das Auge blicken konnte. Isabelle wurde von dem Anblick nun doch er schüttert. Sie hörte das Weinen und Jammern der Leute, die mit ihren kümmerlichen Habseligkeiten auf dem Schloßhof standen; Frauen trugen weinende Kinder auf Len Armen; yilfeflehend hingen ihre Augen an den Fenstern des Schlosses. James zeigte sich der Lage durchaus nicht ge wachsen, er war nervös, gab die widersprechendsten Befehle und wurde ungehalten, wenn man sie nicht ausführte. Die Leute hatten den Kopf verloren, wußten nicht, wo zugreifen, und liefen planlos hin und her. Die Oberleitung fehlte! Isabelle stand untätig da. Hastig trat die Mam sell zu ihr und fragte, was mit den Obdachlosen ge schehen solle, und ob sie ihnen etwas Warmes verab reichen dürfe. „Mein Gott, Mamsell, tun Sie doch, was Sie für richtig halten! Sollten die Leute denn nicht im Jnfpettorhaus untergebracht werden? Kochen Sie Kaffee oder Tee und geben Sie ihnen Brot!" Die Mamsell mußte trotz des Jammers innerlich lächeln. Tee! Wie konnte den Leuten damit gedient sein! Die jung« Frau war doch zu unerfahren; ein« kräftige Suppe wäre das Richtige gewesen! Wenn sie wenigstens hätte mit herunterkommen wollen. Das hätte Wunder gewirkt. So aber stand sie, unnahbar, in ihrem dünnen, hellseidenenen, spitzenüberrieselten Kleide da, als ob sie alles das nichts anging! Und der Herr? statt tatkräftig mit zuzupacken, rauchte er eine Zigarette nach der anderen. „Wo ist der Inspektor? Ich rief schon einige Male nach ihm?" „D«r ist schon lange im Dorf. Das Militär ist auch schon aus der Stadt -um Helsen gekommen. Der Herr Baron von Althof drüben war der Erste am Platze. Schon gestern hat er veranlaßt, daß da» Vieh aus dem Dorfe getrieben und teilweise bei ihm untergebracht wurde An das Laitdratsamt hat er auch telephoniert." Isabelle neigte sich interessiert vor. Daß Klau» (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) draußen war, hatte sie vorausgesehen. Ein Ent schluß tauchte in ihr auf. Es war James stets un angenehm, mit Begeisterung von Wallbrunn reden zu hören. Er winkte ab. „Schon gut, Mamsell! Gehen Sie und sorgen Sie vor allem für die Frauen und Kinder! Und wenn Wedlich kommt, schicken Sie ihn zu mir!" Er zündete sich eine frische Zigarette an, die er aber nach einigen Zügen mißmutig in die Aschen» schal« warf. „Doch zu dumm, die ganze Sache!" „Willst du dich nicht doch lieber draußen sehen lassen, James?" fragte seine Frau. „Bei dem Hundewetter? soll ich mich noch mehr erkälten? Mein Katarrh ist noch immer nicht ge» fchwunden! Ich kann auch wirklich nichts helfen! Wie kommst du darauf, mir zuzumuten, daß ich meine Ge- sundheit leichtsinnig aufs Spiel setze?" „Nun, ich meine, es hätte schon genügt, daß du dich zeigst!" meinte sie mit einem merkwürdigen Blick auf den Gatten, der fröstelnd und sich die Hände reibend vor der Heizung stand. Und der andere — der war draußen in Wind und Wetter Sie verließ das Zimmer und legte ein wetterfeste» Kostüm, dazu den Regenkragen an. So ging si« wie der zu James, der sie verwundert anblickte. „Wohin willst du gehen, Isa?" „In das Dorf! Ich will mir das Hochwasser an- sehen!" Er sprang unmutig auf. „Welche Idee, Isabelle! Allein kannst du doch nicht gehen, und vorhin erst erklärte ich dir, daß ich hier bliebe." „Dann geh« ich eben ohne dich!" Er fixierte sie spöttisch, lächelnd. „Ah. möchtest du dich vor Baron Wallbrunn, dem „Lumpenbaron", wie du ihn nanntest, etwa als Jo hanna Zebus oder sonstiges Heldenroeib produ zieren?" . - „ Sie hielt mit verächtlichem Achselzucken seinen Blick au». Eine dunkle Röte stieg in ihr Gesicht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite