Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.07.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120719018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912071901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912071901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-19
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezuq»-Prei» Ar LetviU, »nd P«,»kt« »«ch «Irr» Tiagek u«d Svedttrur, 2««l tt>ltch in» van» gebrach» AI PI. m»natU. t.7» Mt. virrteyährl. Bet »nl«n> tziUale« ». La» nahmesteuen abaehott 7» Pj. moaatl, L»Mt. »tettellühu. Darch »t« Vakr innerhalb Dentichlanb, anb der deatichea Kolonien viertettährl. 8.SU Llk„ monatl. l.ru LU. ausichl, PostdtfteNgelb. Ferner in Belgien Dänemarl, den Donanstaaten, Italien, r^emdurg, Xtederiand«, Rar» wegen, Oesterreich-Ungarn, -iuhland, Schweden und Echweii. In allen üdriaea Staaten nur dtretr durch die Geschäft»« stell« de» Blatte» «rbältlich. Da» Letprtger Tageblatt «rlchetat 2mal täglich. Sana- ». Feiertag» nur margea». Ldonn«m»nt»-Lnnahm«: Ioba»«t»,»N» 8, bet unseren Tragern. Filialen. Spediteuren and Annahmestellen, sawl« Postämtern »ad Brresträgern. Gia,«lv«rkaot»vret» lll Pf. Morgen Ausgabe apMtr TaMak Handelszeitung Amtsblatt -es Rates und -es Rolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. V-stsch«<N«nt» ii«ip,i, AS. Peftscheckkont»' Leipii, lM. . -u ... (U.ch».schlM Tel.-Anschl.i 14 «s j14S9s s Lllaemein« Deutsch« Gredtt» Bankkonto: < D«ut?ch«"»?n^suüle ««»»»<, 1 Dep.-Kag, Gnnnn. Stetnweg L m. 364. Freitag, orn IS. lull ISI2. Anzetqe« »Preis Mr Inserat, au» l>»tp,ta und Umgebuag dl« Ispalttg« Petttieil« D Ps-die ReName» eeÜ« I ML ooa auewätt, 20 Pf. Reklamen 1^0 Mk. Inserat« von Behörden im amt lichen Teil di« Prtitreil« SO Pf. >l>chätt»aa»«tgen mit Plagoorschttste» >m Breis« erhöht RadattnachTartt. BeilagegebllbrGesamt auslag» S Mk. p. lausend «rkl. Postgebühr. Teildeilage Höher. Feftettetlt« Auftrag« können nicht zurück gezogen »erden. Für da» Erscheinen an beitimmtea Tagen und Plätzen wird leine Garantie übernommen. Lnzetgen-Annahme: I»baani»,«ss« 8, bet sämtlichen Finalen u. allen Annoncen» Expeditionen de» In- und Auslandes. Druck an» Verlag »«» Fischer -r tiürjte» Inhaber: Paul Kürste». NedaNioa und G«lchSft»steIl«: Iohan»l»gass« 8. Haupt»Filiale Dresden: Eeegratz« 4, l (Telephon 48211. 106. Ishrgang. 22 Leiten Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 1V Seiten, die vorliegende Morgennummer 12 Seiten, zusammen vss Wichtigste. * Die Reichseinnahmen sollen den Vor anschlag im 1. Quartal 1912 nm 15o/o über steigen. (S. Dtsch. R. S. 2.) * Die angeblichen Deutschen morde in Marokko werden dementiert. (S. bes. Art. S. 2.) * Die Untersuchung des Eindeckers, mit dem Leutnant Preußer am Donnerstag töd lich verunglückte, hat ergeben, daß ein Schaden der Maschine nicht vorlag. (S. bes. Art. S. 8.) * Theateranzeigen siehe Seite 12. Ispan unü Sie lnternstwnsle Politik. Es füllt uns Europäern schwer, bestimmte internationale politische Ereignisse als Wirkun gen ostasiatischer Ursachen begreifen zu lernen. Wir fühlen uns noch zu sehr als vermeintliche alleinige Schöpfer der Weltgeschichte, obgleich die Ostasiaten längst mit erstaunlicher Kraft und Geschicklichkeit angefangen haben, unserm Stre ben nach der Erbherrschaft entgegenzuwirken. Als Deutschland in der Marokkopolitik zum ersten Male Initiative bewies, dachte man nicht daran, daß kurz vorher bei Tsuschima die letzten rus sischen Siegeshoffnungen im ostasiatischen Kriege vernichtet worden waren, und ebensowenig rech nete man in der Wilyelmstrasze damit, daß die selben japanischen Siege, die Rußland als Ver bündeten Frankreichs laymgelegt hatten, zugleich einer deutschfeindlichen englischen Politik in Europa neue Stoßkraft verleihen könnten. Nur der zweite britisch-japanische Bündnisvertrag setzte England in den Stand, seine Seestreükräste fast ganz in heimischen Gewässern zu konzen trieren, was die „Einkreisungsdiplomatie" erst möglich machte. Ohne seine ostasiatischen Nieder lagen und ohne die Furcht vor neuen ostasiatischen Verwickelungen würde Rußland die Annexion Bosniens nie zugelassen haben, während ander seits das später zustandegekommene russisch-ja panische Abkommen den neuerlichen Unterneh mungsgeist Rußlands in Mittelasien und im nahen Osten erklärt.. Als Anfang dieses Jahres der damalige eng lische Kriegsminister Lord Haldane als Bersöh- nungsapostel in der deutschen Reichshauptstadt erschien und dann nach den Worten des englischen Premierministers Asquith auf beiden Seiten der „aufrichtige und entschlossene Wunsch" zutage trat, „eine bessere gegenseitige Stellung zu be gründen" dachte man am allerwenigsten daran, daß die Rücksicht auf die Schwindsucht der ja panischen Bundesgenosscnschaft im Zusammen hänge mit dem Bedürfnis nach regerer politischer Anteilnahme an der ostasiatischen Politik die englische Initiative zu einer Annäherung ver anlaßt haben könnte. Nicht lange vorher war in der in Schanghai erscheinenden englischen „North China Daily News" ein Notschrei wegen der Schwäche des britischen Geschwaders in chine sischen Gewässern erschienen. Die 29 in Ostasien stationierten, großenteils veralteten Kriegsfahr zeuge genügten nicht, um die Sicherheit von Leben und Eigentum britischer Untertanen längs der ganzen chinesischen Küste und Hunderte von Meilen die Ufer der großen Ströme hinauf zu verbürgen. Das Vertrauen auf eine dritte Macht (Japan) aber sei weder begründet noch vereinbar mit der Würde Großbritanniens. Kaum war Lord Haldane nach London zurückgekchrt, als die Nachricht von dem Erscheinen des lange erwar teten Abdankungsdekrets der Mandschudynastie aus Peking eintraf, und kurz vorher war eine an die deutsche Regierung gerichtete freundschaft liche Note der amerikanischen Regierung über die Lage im fernen Osten veröffentlicht worden. Amerika ist diejenige Macht, in deren Freund schaft England seit langem einen Ersatz für die japanische Bundesgenossenschast und die durch die japanisch-russische Verständigung für Ostasien gegenstandslos gewordene englisch-russische Entente zu erlangen sucht. Warum sollte also die amerikanische Note zugunsten strenger Neu tralität der fremden Mächte gegenüber den Er eignissen in China, worüber damals angeblich unter diesen völliges Einvernehmen herrschte — nicht ein Anzeichen dafür bedeutet haben, daß man in Washington in Hinsicht auf den fernen Osten nicht ganz einer Meinung mit den führen den Geistern der Downinaskreet wäre? Und warum sollte die Mission Haldanes nichts mit der Befürchtung englischer Staatsmänner zu tun gehabt haben, daß ein sich anbahuendes deutsch-amerikanisches Einvernehmen in ostasiati schen Dingen die englische Mtionsfreiheit lähmen möchte? Aus einer deutsch-englischen Annäherung ist noch nichts geworden und wird wohl auch fürs erste nichts werden, aber zweifellos fahren ost asiatische Ursachen fort, die englisch-deutschen, englisch-amerikanischen und amerikanisch-deutschen Beziehungen stark zu beeinflussen Mit Mühe und Not hatte die Londoner Diplomatie durch eine Einschränkung des britisch-japanischen Bündnis vertrages, die es als Waffe gegen Amerika un brauchbar machte, eine Art Gleichgewicht zwischen England, Japan und der nordamerikanischen Union hergestellt. Es war im Mai vorigen Jah res, als derselbe Präsident Taft, der noch einige Monate vorher die schleunige Befestigung des Panamakanals für notwendig erklärt hätte, weil Amerika vor „einer Macht" auf der Hut sein müsse die es „vernichten wolle", an die „Ameri can Asiatic Society" ein Schreiben sandte, worin er erklärte, die amerikanisch-japanische Frcuno- schaft sei jetzt „so stark, daß wir selbst den bös willigen Gerüchten gegenüber, die von Freunden keiner der beiden Regierungen ohne jeden Grund verbreitet werden, unfern Gleichmut bewahren können". Die „American Asiatic Society" hielt gerade ihr Jahresbankett ab. Staatssekretär Knox war persönlich anwesend und dieser selbe Staatsmann, der einst durch seinen Vorschlag, die Bahnen in der Mandschurei zu neutralisieren, die japanische Nation empfindlich gekränkt hatte, behauptete nun mit tönenden Worten, das Funda ment der Freundschaft zwischen Japan und den Vereinigten Staaten sei in den letzten fünfzig Jahren so fest gefügt worden, daß künftig alle Streitfragen mit gegenseitigem Entgegenkommen erledigt werden würden. Bei der gleichen Ge legenheit erklärte der japanische Botschafter Ba ron Uchida, der Gedanke, Japan und die Ver einigten Staaten könnten je Krieg miteinander führen, sei ebenso unsinnig wie einfältig; Leute, die an so etwas glaubten, sollte sich die „Ge sellschaft für psychische Forschungen" einmal ge nauer ansehen. Als einige Monate vorher die Kalifornier selbstherrlich aufs neue gesetzgebe rische Maßnahmen gegen die japanische Einwan derung treffen wollten, hatte derselbe Baron Uchida der amerikanischen Regierung warnend mitgeteilt, daß solche Handlungen eines Einzel staates die Verhandlungen wegen Erneuerung des japanisch-amerikanischen Handelsvertrages ungünstig beeinflussen konnten. Damals crschie- i neu in der amerikanischen Presse neben vielen englandfreundlichen zahlreiche deutschfeindliche Artikel. Sogar das Wort „IVsr vitk Oermany" tauchte als Uebcrschrift eines Leitartikels in einer vornehmen amerikanischen Zeitschrift auf. Seit dem Ausbruch der chinesischen Revolu tion weht in Amerika wieder ein anderer Wind. Die Senatoren Lodge und Baron haben jüngst vorgeschlagen, die Manroedoktrin dahin zu er weitern, daß sie jede Art von „Kolonisation", möge sie von einer fremden Regierung oder von nichtamerikanischen Privatpersonen betrieben tver- den, einschlösse, ferner jeden Landerwerb in irgend einem amerikanischen Staate durch Unter tanen einer fremden Regierung. Den Anlaß zu diesem Vorschlag gab der bekannte Versuch einer japanischen Gesellschaft, in der Magdalenenbucht eine „Fischereistation "zu errichten und 800 Mer len längs der mexikanischen Küste Fischereigerecht same zu erwerben. In der japanischen Presse mehren sich die Stimmen, die dazu auffordcrn, in Hinsicht auf die Mandschurei das Beispiel der Annexion Bos niens nachznahmen. Es ist begreiflich, daß Eng land seinen Verbündeten hierzu nicht zu ermun tern wagt. Inzwischen läßt Japan merken, daß es seinen Imperialismus auch anderwärts als auf dein asiatischen Festlande entfalten könnte, und man braucht nur auf Hongkong und Singa pur hinzuweisen, um zu erkennen, daß ebenso wie Amerika auch England gegenüber Japan leicht verwundbare Stellen hat. Amerika ist aber entschlossen, der japanischen Gesahr die Stirn zu bieten, England noch nicht. Es müßte sich erst mit Deutschland auseinandergcsetzt haben. Die neuerdings deutschfreundliche Haltung Amerikas scheint den Zweck zu haben, England ein wenig nachgiebiger gegenüber Deutschland zu machen, weil man in Washington ein dringendes Interesse an einer einheitlichen Politik Deutschlands, Eng lands und Amerikas im fernen Osten hat. 0. 0. Die türkische Srilis. In einem geschichtlichen Ueberblick über die Krise schreibt die Konstantinopler Zeitung „Tanin": Der Marineminister habe demissioniert, weil er suhlte, daß er sich mit Mukhtar nicht werde ver tragen können; er sei übrigens auch mit den übrigen Ministerkollegen nicht einig gewesen. Die anderen Minister hätten darauf bestanden, daß der Großwesir Said nicht zurücktrete, weil am Tag zuvor die Kammer der Regierung ihr Vertrauen ausgesprochen habe. Die Demission würde als Zu geständnis an die Rebellen angesehen werden. Es verlautet, ein weiteres Motiv des Rücktritts seien Meinungsverschiedenheiten zwischen Said und dem Minister des Innern, der, kürzlich von einer Inspektionsreise nach Albanien zurückgekehrt, sich der Entsendung einer neuen Mission widersetzt habe. Der Rücktritt des Marineministers soll auch mit der albanesischen Frage zusammenhängen. Die übrigen Blätter Heden hervor, daß der Sturz des Kabinetts em Tage nach der Annahme des Vertrauensvotums beweise, daß die Kammer allein das Ministerium nicht zu decken vermöge. Die jungtürkische Presse verlangt die Neubildung des Kabinetts Said in der alten Zusammensetzung. Ein anderes Kabinett sei unmöglich. „Jktham" dagegen sieht die einzig mögliche Lösung der Krisis in der Bildung eines Kabinetts, das vollständig außerhalb der jung türkischen Partei stehe, in einer Auflösung der Kammer und in der Vornahme von Neuwahlen. Mehrere Blätter veröffentlichen eine von drei albanesischen Deputierten an die Notabeln von Chilan gerichtete Depesche, in welcher die Deputierten die Hoffnung ausdrllcken, daß das neue Ministerium nicht das gleiche System der Gewalttätigkeiten be folgen werde. Die Deputierten bitten, den mör derischen Bruderkrieg nicht forrzusetzen. Ueber die Bedingungen, die Mahmud Mukhtar an die Uebernahme des Kriegsportefeuilles knüpfte laufen verschiedene Gerüchte in Konstantinopel um' Sommerspeisen. Von M. Fern». tNach-ruck verböte».) In der warmen Jahreszeit wird der Genuß von Fleisch und Fett bekanntlich weniger geschätzt als im Winter. Das ist eine ganz natürliche Erscheinung, denn Fleisch, besonders fettes Fleisch, erzeugt Wärme. Rian vermeidet, sofern man nicht überzeugter Vege tarier ist. zwar nicht alles Fleisch, zieht aber das nicht sehr fette vor und hält sich im allgemeinen mehr an Gemüse, leichte Mehlspeisen, wie Speisen von Obst uno Milch oder Sahne. Auch darin kommt di« gütige Natur uns zu Hilfe, denn der Sommer spendet ja eine Fülle von erfrischenden Früchten, von denen auch namentlich die kleinen unscheinbaren Beeren, sowohl diejenigen, die di« Kultur in den Garten versetzte, als auch diejenigen, die einzig im deutschen Wälde und auf der Heide wachsen, ganz besonders schätzt. Am beliebtesten sind wohl die Erdbeeren, di« sich nach nordischer Art sehr gut eine Zusammenstellung mit Milch uick> Sahne gefallen lassen. Schlagsahne mit Erdbeeren, Erdbeeren in Milch, das sind echte Som mergenüsse. Denn im großen und ganzen werden die Erdbeeren, sowohl die wildwachsenden, sogenann» ten Walderdbeeren, als auch die in den mannigfal- tigsten Spielarten im Garten gezogenen veredelten Erdbeeren (Ananas-, Vierländer-, Judica-, Vir- ginia-Beeren usw.) am liebsten im rohen Zustande verzehrt. Ihr feine», eigentümliches Aroma ver flüchtigt beim Kochen uNd Einmachen nur W leicht, außerdem verlieren st« meist ihre schöne Farbe. Man zuckert also die gewaschenen, auf einem Siebe abge tropften Beeren ein und gibt sie in auf Eis gekühlter Milch, oder man reicht etwa als Nachspeise zu den ein gezuckerten Beeren recht schöne, l«iM gesüßte Schlag, sahne. In Schweden, Dänemark, Mecklenbura, Hol- stein, auch in Pommern find Erdbeeren in Milch eine Saisonsuope, die während dieser Zeit oft täglich auf dem Tisch erscheint. Allerdings aber nicht wi< andere warm« Suppen vor dem zweiten Gericht. Süße Sup pen werden in den nordischen Ländern, wie auch rot« Grütze, di« dort als Suppenaang gilt, nach dem Ge müse und Fleischganagereicht. Aber auch ohne Milch und Sahn« find Erdbeer gerichte willkommen, nur find geeignete Vorschriften dazu noch vielfach unbekannt. Zu «in«r kalten Erd» deercreme verliest man 1 bi» 1Z4 Kilogramm recht reif« Erdbeeren, wäscht sie, läßt sie abtropfen, stellt einige der schönsten Früchte beiseite und drückt die anderen durch «in Porzellanfieb. 375—400 Gramm in Stücke geschlagenen Stückzucker läutert man mit einem Glas« leichten Rotweins über schwachem Feuer zu klarem Sirup, gibt den Grdbeerbrei dazu, stellt die Maste aufs Feuer (jede Frucht- und Milchspeise muß in einem Kochgeschirr gekocht werden, das noch niemals zum Küchen von Fleisch oder Fett benutzt wurde), läßt sie unter stetem Rühren zum Kochen kommen und 1 bis 2 Teelöffel in etwas Master ver quirltes Kartoffelmehl darin verkochen, stellt die Mast« vom Feuer fort und mischt, wenn sie halb er kaltet ist. schnell den steifgeschlagenen Schnee von 6 bis 7 Eiweißen und die aufbewahrten ganzen Erd beeren hinzu. Di« Crem« muß auf Eis erstarren, und man schichtet etwas Schlagsahne obenauf. Eine kalte Sauce zu Flammeri kann man auch von Erdbeeren und Sahne bereiten. Man drückt Kilogramm Erdbeeren durch ein Sieb, mischt sie mit Zucker und fügt nach und nach recht dicke süße Sahne dazu. Ebenso kann man durch ein Sieb gestrichene, mit Zucker gesüßte Erdbeeren mit Sahne mischen und diese Maste rm Mestingkcstel mit der Schneerute zu festem Schaum schlagen, sie in ein« Glasschale füllen, mit ganzen Erdbeeren belegen und für ern Weilchen auf Eis kühlen. Mancher Hausfrau ist die Mischung von Erdbeeren mit saurer Sahne unbekannt, gleichwohl aber ist diese Speise sehr wohlschmeckend, vorausgesetzt, dag die saure Sahne ganz frisch und sehr dick ist. Kilo- gramm Erdbeeren werden durch ein Sieb gerührt und ebensoviel wessen, gut gezuckert, beiseite gchellt. Den Erdbeerbrei süßt man nach Bedarf, vermycht ihn mit A bis 1 Liter dicker, saurer Sahne, die ordentlich zu Schaum geschlagen wird, bringt di« ganzen Erdbeeren dazu und füllt alles in eine Glasschale, die auf Gis gestellt wird. Bon den etwas später als die Erd beeren erscheinenden Johannisbeeren wird oft mit Himbeeren, gelegentlich auch mit Sauerkirschen und reifen Stachelbeeren zusammen die allbelieote nor- dische Fruchtspeisc gekocht, die man rote Grütze nennt. „Grütze" kommt selten hinzu, man bezeichnet da- mit nur die die Speis« dickende Substanz, denn Gela tine ist bei der auf „Echtheit" Anspruch erhebenden roten Grütze rxrpönt. Man kocht die genannten Frücht« mit Master sehr weich und gießt den Saft durch ein Sieb, worauf er gesüßt wird. Dann bringt man d«n Saft über gelindem Feuer unter stetem Rühren zum Kochen und quirlt die mit etwas Master klargerührten dickenden Bestandteil« hinein, also Sago oder Sagomehl, Reismehl oder feinen Grieß, Maismehl oder Kartoffelmehl. Da manche Haus- frau di«/e Fruchtspeise sehr steif, andere sie weniger steif lieben, so muß man sich die Menge des Dlck- mittels ausproben, im allgemeinen erfordern 2 Liter Saft 26V—270 Gr. Reismehl oder Sago oder Grieß, von Weizenmehl oder Kartoffelmehl kann man etwa 70 Gramm weniger nehmen. Die fertige, dicklich ge kochte Mast« wird in mit kaltem Master gespülte Schüsseln oder Formen gefüllt, und man gibt gekühlte Milch oder Schlagsahne oder Vanillesauce dazu. In Däncmack, Holstein, Pommern, wo die rote Grütze als Nationalgericht gilt, wird sie aus Suppentellern, mit darübergefüllter Milch gegessen, in anderen Gegenden gilt sie als „süße Sperse" und wird als solche mit Schlagsahne oder Vanillesauce gereicht. Von roten und reifen Johannisbeeren kann man natürlich auch noch andere Speisen bereiten als rote Grütze, doch wird ihre Verwendung dafür wohl stets eine der dankbarsten sein. Außerdem, da der Johannisbeer saft leicht geliert, kann man mit Hilfe von etwas roter Gelatine ein Johannisbeergelee Herstellen, das trotz ausgiebigen Rührens doch immer etwas von der eigentümlich feinen Säure der Beeren behält und darum besonders erfrischend wirkt. Entsteinte, reife, mit Zucker bestreute Sauer» kirfchen tverden im nördlichen Deutschland oft mit Schlagsahne gemischt. Diese Speise kann man auch von frischen, in etwas klarem Zuckersaft ganz schnell übergekochten Himbeeren bercrten, nur muß man vorsichtig sein, daß nicht zu viel flüssiger Saft der Frücht« die ganze Masse zn flüssig werden läßt. Rohe Himbeeren gibt man selten, am meisten, werden Himbeeren, deren Aroma von vielen Leuten als das allerfrischste unter den Becrenaromen erklärt wird, mit anderen Früchten zusammengestellt oder aber erst zu Saft gekocht und dann aus dieser zu einer Speise verwendet. Ganz bekannt ist ja die einfache Art, chönc frische Eiweiße nebst Zucker und Himbeer ast zu steifem Schaum zu schlagen und diese Himmel- peis«, die auch oft „errötendes Mädchen" genannt wird, kaltzustellen. Neben den Obftspeisen stehen als erfrischend gleichwertig die Sahnenspeisen, die außerdem noch den Vorzug haben, nahrhaft zu sein. Tie Bereitung einfacher Milchflammeries ist bekannt. Sie beruht auf denselben Voraussetzungen und Be- dingunyen wie die des Fruchtsaftflammeris, indem die gesüßte Milch oder Sahne mit Reismchl, Grieß, Mais- oder Kartoffelmehl dick gekocht wird. Man kann auch Eidotter oder steifgeschlagenen Eiweiß- schne« hineingeben, aber natürlich erst dann, wenn die dickende Substanz über dem Feuer ganz und gar dick geworden ist. Außer dem Kartoffelmehl oder dem Grieß kann man nach Gefallen auch gute feingeriebene Schokolade dazufügen, die natürlich auch mit der Masse gar werden muß. Zu solchem Schokoladenflammeri gibt man Danillesauce oder Schlagsahne. Eine Hochsommer»2ahnensp«ise, die der alten Küche entstammt, die sich bekanntlich auch die aromatischen Blüten nicht entgehen ließ, ist die Fliedermilch oder Hollundermilch. Um Mitte bis Ende Juni entfaltet der Hollunderstrauch seine duf tenden Blüten, und wer solche frisch vom Strauch hoben kann, hat noch immer die sommerliche Flieder milch für ein« besonders erfrischende Speise erklärt. Die Fliederdoldeu rverden in kochende Milch oder Sahne geworfen und müssen darin, während man die Milch rührt, damit sie nicht anbrennl, mehrere Minuten ziehen bzw. kochen, worauf die Milch Lurch ein Halbsceb gegossen wird. Nun bringt man die Milch wieder auss Feuer, rührt sie, verkocht sie mit etwas Kartoffelmehl, je nachdem man die Speise dick licher oder flüssiger zu haben wünscht, gibt sie in eine Terrine und läßt Eierschaumklöyckzen, die mit Zucker und Zimmet bestreut sind, obenauf. Tie Fliedermilch wird nach dem Erkalten serviert. Ebenfalls sehr erfrischend ist die Vanille-Bohnen speise, die hergestellt wird, indem man eine zer schnittene Vanillestange in 1 Liter Sahne oder guter kochender Milch ausziehen läßt. (Nachdem die Milch vom Feuer genommen wurde, läßt man sie mit der Vanille noch vollständig auskühlen.) Inzwischen rührt man in einer Emaillekasserolle 8 Eidotter mit 200 Gramm fein geriebenem Zucker zu Schaum, fügt die durch ein Sieb gegossene Vanillemilch nach und nach dazu, ebenso 30—32 Gramm in etwas lauem Wasser aufgelöste Gelatine, stellt die Kasserolle auf schwaches Feuer und schlägt die Masse bis zum Koch- grad. Zum Kochen darf sie nicht kommen, da sre dann nicht mehr steht Und auch die Eier dann leiclzt gerinnen. In eine Schale gefüllt, muß die Creme auf Eis erstarren. Es erübrigt noch, der verschiedenen Arten von Aroma zu gedenken, die man der kühlen Schlag- sahne, dieser beliebten Sommerfpeise, geben kann, um nicht durch zu oft wiederholte Gleichmäßigkeit dies« Vorteile ins Wanken zu bringen. ES ist zu nächst die Zusammenstellung mit Kaffee. Aus 150 Gramm feiugemahlenem Kaffee bereitet man durck Aufgießen von vollends siedendem Wasser eine kleine Lbertass« Kaffee, den man nach 1V Minuten durch ein feines Sieb oder einen Beutel filtriert, nach dem Erkalten mit 225—230 Gramm feingeriebenem Zucker mischt, und unter 1—1»/, Liter steifgeschla- gcner Schlagsahne zieht. Die Mischung muß auf Eis erstarren. Man kann auch ein kleines Weinglas voll MaraSclsino oder andern seinen Wein oder Rum mit 250—260 Gramm geriebenem Zucker zu dieser Masse rühren und 1—I»/« Liter recht steife Schlagsahne darunter ziehen. Ebenso kann man gesüßt« Schlagsahne durch Hinzufügen von einem Eßlöffel Lrangeblütenwasser Orangeblütenaroma ge ben. Daß man von saurer Sahne, die aber nicht sehr alt sein darf, ebensogut Schaum schlagen kann wie von süßer, ist nicht allgemein bekannt. Man süßt die Sahn« natürlich und würzt sie je nach Geschmack mit Vanille oder Zimmet oder abge- riebenen Zitronenschalen. Wie süße Schlagsahne muß sie gut kalt gestellt werden. Man reicht schlag- sahnespeiscn niemals ohne Biskuits oder Waffeln. UW" Man beacht« auch di« Inserat« in der Ab«nS-Au»gab«. "MU
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite