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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.07.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120720018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912072001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912072001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-20
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
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leipziger Tageblatt —^Morgenausgabe ,venn er, der europäisch gebildete und mit einer Europäerin verheiratete OSinane wohl auch stets mit ihren Jveen sympathisiert haben mag. Nach seinem Charakter neigt er ivenigcr zu energiscl?em, rücksichtslosen Draus^hcn, als zu klugem, bedäch tigem Handeln. Diese seine Art bietet auct» eine Bürgschaft dasiir, daß, wenn die Stunde gekommen ist, für die Friedensunterhandlungen eS keinen besseren Staatsmann geben kann als Tewsik-Pascha. Sauptamnn Koltemitlch. Wir sind in der Lage, unseren Lesern heute ein Bild des russischen Hauptmanns Kostewitsch zu bieten, der bekanntlich am 21. Juni in Berlin unter dem Verdacht der Spionage verhaftet wurde und am Montagnach Leipzig übergeführt wird, wo das Reichsgericht gegen ihn verbandeln wird. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, bestreitet Kostewitsch nach wie vor, Spionage getrieben zu haben. Ebenso bestreitet er. den Oberleutnant Ni kolski früher gekannt zu haben. Kostewitsch war, so gibt er selbst an. zur Artillerie-Materialverwal- tung kommandiert. Er habe den Auftrag erhalten, Deutschland, Frankreich und Belgien zu besuchen und besonders in Deutschland Ankäufe für die russische Heeresverwaltung zu machen Während des russisch japanischen Krieges war Nikolski in Deutschland und besorgte für die russische Regierung Waffen und Mu nition. Deshalb sei Kostewitsch angewiesen worden, sich an Nikolski zu wenden, da dieser ihm durch seine Verbindungen in Deutschland Auskunft geben konnte. Kostewitsch setzte sich sofort mit ihm in Ver- bindung und blieb vis zu seiner Verhaftung in regem schriftlichen Verkehr mit ihm. K. beabsich tigte, am 1. Juli nach Düsseldorf zu fahren. Diese Absicht wurde jedoch durch seine am 21. Juni früh um 8 Uhr im Hotel Kaiserkrone. Genthiner Straße 36, erfolgte Verhaftung vereitelt. Denn Kostewitsch war schon vor seiner Ankunft in Berlin, wo seine Frau bereits vorher angeblich Zahnheilknnde studierte, spionageverdächtig und wurde von zwei Geheim kommissaren ständig verfolgt und beobachtet. Die Verhaftung erfolgte, als Nikolski aus Düsseldorf nach Rußland entweichen wollte. K. und N. hatten, das steht jetzt fest. u. a. die Absicht, die Geheimnisse des neuen deutschen, von der Firma Ehrhardt Hergestell, ten Luftschiffzerstörers zu erkunden. Bei der Ver Haftung sand man bei Kostewitsch ein« sehr umfang, reiche Korrespondenz unter versckiedenen Decknamen. Einen Nechtsbeistand hat Kostewitsch während einer nunmehr vier Wochen währenden Unter, uchungshaft nicht gehabt. Di« Behandlung des K. m Berliner Untersuchungsgefängnis ist die denkbar beste. Es werden ihm alle Vergünstigungen zuteil, )ie die Gefängnisverwaltung nur zulassen kann. So dauert die Besuchszeit täglich zwei Stunden. Rus- ische Zeitungen sprechen schon von Entschädigungs- ansprüchen, di« der russische Offizier an die deutsche Regierung stellen will, ebenso berichtet eine Peters- burger Zeitung, man habe das Geld beschlagnahmt, und Frau Kostewitsch säße ohne Mittel in Berlin. Alle diese Meldungen sind falsch. An Entschädigungs ansprüche hat Kostewitsch noch nicht gedacht. Ein Kreditbrief war zwar bei der Verhaftung mit be schlagnahmt, wurde aber in einigen Tagen auf An- trag der Gattin des Verdächtigten wieder frei- gegeben. Ebenso sind auch die Briefschaften und Postsachen, die beschlagnahmt waren, der Frau wieder zurückgegeben worden. Fast täglich besucht Frau Kostewitsch ihren Mann, bringt ihm Er- frischungen ins Untersuchungsgefängnis, und nach, mittags kann er zwei voll« Stunden mit seiner Frau plaudern. Bei seiner Ueberfübrung nach Leipzig wird sie ebenfalls dorthin übersiedeln. Kostewitsch steht im Alter von 35 Jahren. Seine Frau ist eine Russisch-Polin und ist 25 Jahre alt. Einen Ver teidiger wird Hauptmann Kostewitsch in Berlin nicht mehr nehmen, da er am Montag nach Leipzig übergefüyrt wird. Ob die russische Regierung einen solchen stellen wird, ist mehr als fraglich. Bis jetzt hat er sämtlich« Kosten selbst bestritten. Erneuerung ües rullM.jsps. Nischen Abkommens. Nach einer Meldung der Londoner „Times" aus Petersburg ist der japanische Bevollmächtigte Prinz Katsura am Sonnabend in Petersburg eingetroffen. Man versichert in gut informierten Kreisen, daß die Unterhandlungen zwischen Tokio und Petersburg zur Vereinbarung eines tatsächlichen Bünd nisses so gut wie beondet sind. Prinz Katsura kommt nur nach Petersburg, um das Wert des Ba rons Montana zu vervollständigen. Aus derselben Quelle wird mitgeteilt, daß das Einvernehmen auf folgender Grundlage beruht: 1) Japan erhält voll ständige Aktionsfreiheil in der Süomandschurei, und 2) Japan nimmt die Verpflichtung auf sich, Ruß« land nn Falle eines Angriffes zu unter stützen. Prinz Katsura und die Mitglieder seines Gefolges sandten beim Passieren von Irkutsk «in Be- grüßungstelegramm an die Petersburger leitenden Kreise. Di« „Nowoje Wremja" versichert, daß in Be antwortung der russischen Willkommensspende Nrinz Katsura erklärte: Die russische Gastfreundschaft ist das Symbol der Beziehungen, die augenblicklich zwisckM beiden Ländern bestehen. Die Lebens- und wirtsck>aftlichen Interessen Rußlands und Japans sind eng miteinander verbunden, und eine vollkommene Verständigung ist notwendig, um die Blüte beider Länder zu sichern. Dies ist keine Utopie, sondern eine Tatsache. Wir schließen hieran folgende Drahtmeldung: Paris, 19. Juli. Beüzglich der an die Reise Kat suras geknüpften Gerüchte schreibt „Echo de Paris": Die Meldung über ein» bevor st ehend« Unter. Zeichnung des russisch «japanischen Stil» 2. Nr. ses. los. Zahr-on-. Schließung verzichte. Hier geht das »ach nicht offiziell bestätigte Gerücht, di« italieaifch« Flotte bade am Morgenden AngriffaufdieDar« danellen wieder ausgenommen. lDie letzte Nachricht wird auch von einem Berliner Blatt verbreitet. Die Red.) Ver italienischen Legierung ist nichts bekannt. Nom. 19. Juli. Bei der Regierung ist, wie die „Agenzia Stefan!" berichtet, nichts über ein« Aktion von ilalienisckzen Torpedobooten vor d«n Dardanellen bekannt. Der Flottenkommandant ist allerdings darüber informiert, daß, wie auch aus ländische Zeitungen berichten, türkische Torpedoboot« die Dardanellen verließen, um einzelne italienische Flotteneinhciten anzugreifen. Es ist daher möglich, daß italienische Torpedoboote ihnen entgegen gefahren sind, aber Unsinn wäre es, anzunehmen, fünf Torpedoboote wollten die Darda nellen forcieren. So ist das Bombardement von leiten der Forts entweder mit der jetzt herrschen den Panik zu erklären, oder es wurde mit wohl überlegter Absicht gehandelt, um einen Vorwand für «ine erneute Schließung der Dar danellen zu schaffen, wie dies bereits durch eine Depesche als Beschluß des zurückgetretenen Komite-s gemeldet worden ist. O Oer neue Grotzmellr. Kurze Zeit, nachdem Freiherr Marschall von Bieberstein vom Goldenen Horn an die Tl)«mle be rufen wurde, kehrte Tewffk Pascha von dort an das Goldene Horn zurück, wo er als Minister des Aeußcren lange Jahre gemeinsam mit unserem Botschafter in ehrlimer Freundschaft gearbeitet hat. Doch über diese persönlichen Beziehungen hinaus hegte dir neue Groß wesir für Deulzchlano die l-crzlichsten Sympathien, die nicht nur politischen Erwägungen enrsprangen. Sie harren ihr« Quelle vielmehr in den eigensten Empfin dungen des osmanischen Sraarsmannes. Seine Gattin ist eine Deutsche und in dem Vaterland seiner Lebens gefährtin ließ er seine Söhne erziehen, von denen zwei. Ali- und Jsmail-Bci, als Offiziere beim Zwei ten Garde-Dragoner-Negimcnt stehen und augenblick lich di« Kriegsakademie besuchen. Unter Abdul Ha mid hat er alle die bedeutsamen wirtschaftliwen Unternehmungen gefördert und ihre rechtlicyrn Grundlagen zum Abschluß gebracht, durch die deut sches Kapital und unsere Industrie zu einem so bedeut samen Faktor für das osmanische Reich wurden. Diese Poutik fand bei seinem damaligen Souverän eine so lebhafte Anerkennung, daß er fernem Minister ein Palais schenkte. Tcwfik war auch der erste Gedanke Abdul Hamids, als dieser am 13. April 1908 den Gegen, putsch uiiternahin, nm das jungtiirkisck-c Regiment wieder zu beseitigen. Er stellte ihn an die Spitze des nabiuetts, und auch in den dann folgenden wcchsclreichcn Tugen bekleidete er mehrfach, ob schon nur immer auf kurze Zeit, die Würde des GroßwesirS. Seit etwa 2 Iayren in London, hat er dank seiner Geschicklichtcit die Geschäfte dort so zu führen gewußt, das; die Engländer denselben Mann, der dem deutsckpm und mit England riva- lisiereuden Unternehmungsgeist freie Bahn schuf, für einen Freund AlbionS erachtetem. Zu dem Mitgliedern des jungtürkisch'en Komitees hat Lewfik nie gezählt. raktenstischen Gedichten seien folgende angeführt. Zunächst „Was rauscht der Wald?", vor 10 Iah,en zum Jubiläum der „Bukarester deutschen Liedertafel" gewidmet: „Es geht die Sonne durch den Wald, Hat lauter Goto gestreut: Ein warmes Summen wandert mit, Ein Maienfcst-Geläut . . . Es zieht ein Singen ourch den Wald, Der ganze Wald singt mit, Das Echo und Li« Vögelein, Die Bäche halten «chrttt. Gott selber geht durch seinen Wald, Das Laub, das atmet nicht lind schaut ihm fromm andächtig nach Mit Kinderangesicht. Nun steht der Frieden in dem Wald. Komm' nur, du Menschenkind, Gib mir dein Herz, hier wird es still, Wo deine Gräber sind." Am Sarg« der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich legte sie „Eine Handvoll Edelweiß'' mit einer er greifenden poetischen Widmung nicber, die in Vie Verse ausklang: „Dir waren Schemen Der Erd« Herrlichkeit und Macht, denn Geist War dein Begehr, du schönste aller Frauen, Und Geist dir Losung, da du unbefriedigt Von aller Freude dich hinwcggewandt, In großer, stiller Nacht der Feder lauschtest. Die dich zu Geistesheldcn führte, allem Verwandt, was groß und frei gedacht hat. Darum, Du hohe Schwester, leg' ich der Karpaten Verschwieg ne Wolkenblumcn dir zu Füßen, Vor deine Müdigkeit vom langen ^Ländern, Vor deine Ruhe! Laß sie leise flüstern Von denen, die dir nach zur Höhe streben Und wandern, wandern in die Ewigkeit!" Auch die Köngin Elena von Italien, die montenegrinische Fiirftentochter, ist «ine Dichterin. Unter anderem stammt aus ihrer Feder jenes ernste, in den Rhythmen ihrer Heimat gedichtete Po«m „Die andere Krone", das Fürsten dem gewöhnlichen Sterb» lichen auch menschlich näher zu bringen geeignet ist. Es heißt da: Auf des Thrones Stufen sitzet. Auf des hehren Königsthrones, Der von Gold und Purpur glitzert, Sitzt ein ZUeib, das niemand siehct, Weib mit gramverzeicrt«» Zügen, Weib mit wirrem, grauem Haar, Weib mit starren, stieren Zügen. Weib mit halboerzehrtcn Gliedern. Halbverdorrtem, hohlem Busen, sitzt das Weib, das niemand stehet. Niemand als der König selber, Sitzt und weichet nicht: die Sorge . . ." Und die Welt bemerkt nur die glänzende Krone aus des Königs Haupte; doch trägt er noch eine andere Krone . . . Keiner kann die Krone sehen, Di« der gold'ne Reif bedeckt: Keiner kann di« Krone sehen. Die des Königs Stirn umspannet Und zerreißt mit tausend Wunden. Keiner kann die Krone sehen, Di« der gold'ne Reif bedecket: Keiner sieht — die Dornenkrone." Von den gekrönten Dichtern wäre ferner noch das japanische Kaiserpaar zu erwähnen, deren beider Dichtungen durch ihre ernste, aber stolze und hoffnungsfrohc Stimmung sich auszeichnen. Co singt z. B. der Mikado: „Was nottut, sind Herzen, die sich heben über der Erd« Nöte, Wie die Sonne zum Morgen sich hebt über die Wolken, Glänzend und groß," während die Kaiserin mit Vorliebe auch weicheren, nachdenklichen Stimmungen Raum gibt, z. V.: „An soviel muß ich denken, und so viele Sorgen Stürmen auf mich herein, eine nach der andern; Wie soll mein armes Herz all das ertragen?" Der Sultan von Lahore (Indien) bevor zugt die orientalisch« Spruchpoesie, wie z. B. „Alles, was du gibst, gewinnst du"; „Das Huhn des Nach- barn dünkt uns eine Eans"; „Wer in Frieden leben will, muß taub, blind und stumm sein"; „Geschenkter Essig ist süßer als gekaufter Honig" usw. Schließlich möchten wir noch zweier un. gekrönter erlauchter Poeten gedenken, die frei lich als solche kaum in weiteren Kreisen bekannt sein dürften: unseres großen Bismarck und des Fürsten Hohenlohe, des dritten Kanzlers. Ersterer, dessen Briefe und teilweise auch Reden vielfach hohen Dich terschwung verraten und reich an Zitaten sind, schrieb einst in das Album einer fürstlichen Frau unter Moltke» Spruch: „Schein vergeht, Wahrheit besteht", di« treffenden Verse: „Ich glaube, daß in jener Welt Die Wahrheit stets den Sieg behält; Doch mit der Lüg« dieses Lebens Kämpft unser Marschall selbst vergebens." Fürst Hohenlohe aber widmete u. a. seinem Jugendfreunde v. Binzer, Verfasser des bekannten: „Wir hatten gebauet", ein ergreifendes Sonett, dessen Schlußverse lauten: „Wer sich den Mut in diesem Kampf erhält, Der bleibt, mag auch da« Herz ihm leiser schlagen, Von ew'ger Jugend Sonnenschein erhellt. So erfüllt die hehre Dichtkunst gewissermaßen auch eine soziale Mission: sie eint unter ihrem Blütenzepter, die sonst Konveni«nz und Herkommen streng zu scheiden pflegen. Kunst UN- Dlllenlchaft. Die Westfront der Chemnitzer Jakobi kirche in ihrer neuen Gestalt. Die nach der Klosterstraße zu gelegene Hauptfront der im Umbau begriffenen alten Chemnitzer Stadt kirche ist nunmehr ihres schützenden Brettergerüstes fast gan« entkleidet worden, so daß der Vorübergehende sehen kann, in welcher Weise sich dieser Giebel künftigen Geschlechtern zeigen wird. Um es gleich vorweg zu sagen: Chemnitz kann mit Recht stolz sein auf diesen unter Leitung und nach Plänen des Bau rats Eräbner (Dresden) ausgeführten Erneuerungs bau. Klar gliedert sich die Fassade in drei große Felder, von denen nur das hochaufspringende Mittel feld durch plastischen und ornamentalen Schmuck be baut ist, während die beiden Seitenfelder, durch Pi laster von dem Mittelfeld getrennt, in ruhiger, durch kein Ornament unterbrochener Fläche emporwachsen. Auf den Eckpilastern, die rechts und links die Front flankieren, thronen zwei mächtige Greifen, die, wuchtig stilisiert, an die Wasserspeier mittelalterlicher Dome erinnern. Im Mittelfeld, das durch schmale Pilaster in der Längsrichtung gegliedert ist, zieht die große Christusfigur, die aufrecht auf einem vor springenden Sockel steht, die Äugen des Beschauers unmittelbar auf sich. Die hocherhobene Linke weist nach oben, die Rechte deutet auf die Brust. Ein antikes Faltengewand, dessen Linien sich denen des gesamten Feldes anpapen, hüllt die Gestalt ein und läßt nur die linke Schulter frei, das Bildwerk atmet in seiner unposierten Schlichtheit wahrhaftige Größe. Die vier symbolischen Gestalten der Evangelisten: Stier, Adler, Löwe und Jüngling sind paarweise als Reliefs in gleicher Höhe mit dem Sockel in die Front eingelassen, und unter dem vorspringenden Walm des Daches stehen auf den kannelierten Pilastern fünf musizierende schlanke Engelsfiguren, die an Dürers und Kranachs d. Ae. Frauengestalten erinnern. Ueber dem mittelsten der drei Spitzbogen, auf denen sich die ganze Wand aufbaut, sind Luthers Worte in klaren Lettern in den Stein gemeiselt: „Ein feste Burg ist unser Gott." Bekanntlich besitzt Chemnitz in dem Portal der Schlohtirche eines der schönsten Werke mittelalter licher, kirchlicher Steinplastik. In der neuen Fassade der alten Stadtkirche hat cs ein Werk erhalten, das künftigen Geschlechtern beredt von der Kunst unserer Tage künden wird. L. Hochschulnachrrchlerr. d. Dr. jur. Hans Peters aus Hannover ist von der Juristenfakultät zu Leipzig die vc-uia Iv2«väi erteilt worden. Geboren am 19. Juli 1886, studierte Dr. Peters nach Erlangung des Reife- Zeugnisses der Leibnizschule zu Hannover auf den Universitäten Straßburg i. Eis, Halle und Berlin Rechtswissenschaft. Im Jahre 1908 bestand er in Naumburg a. S. die erste juristische Staatsprüfung und promovierte 1911 in Leipzig zum Doktor der Rechte. In seiner Habilitationsschrift behandelte er das Thema: „Generelle und spezielle Aktionen." Seine Probevorlesung hielt er über das Thema: „Die Entwickelungsgeschichte der Tutel im römischen Recht bis zum Ende der klassischen Zeit." Anläßlich der Halbjahrsrevtsion in der Universitätsbibliothek vom 29. Juli bis 10. August einschließlich werden die Studieren den ausgefordert, die entliehenen Bücher am 29., 3i. Juli und 2. August vormittags 10—1 Uhr zurück zugeben. und zwar die, deren Namen mit A—H an- fanaen, am 2t». Juli, die, deren Namen mit I—R beginnen, am 31. Juli und die übrigen am 2. August. Alle anderen Entleiher müssen die Bücher am 5, 6. und 7. Aupust abliefern. Während der Revifionszeit werden Bücher nur ausnahmsweise nach Hause ver liehen und ist der Lesesaal nur vormittags geöffnet. Die 22. allgemeine deutsche chrrstliche Studentenkonferenz wird vom 5. bis 8. August d. I. in Wernigerode am Har; adgehalten Cs sind u. a. Vorträge von Prof Dr. L. von Schroeder- Wien „Das Rufen Gottes"; Pfarrer tt. Rtchter- Sonnavenü, 20. 3sU lSlL Bündnisvertrages erscheint unrichtig. Im hiesigen Ministerium des Aeußern erklärte man, daß die russische Negierung Frankreich von einem der artigen Vorhaben niemals die geringste Mitteilung gemacht habe. Wie könnte man annehmen, daß Ruß land gerade jetzt vor der Petersburger Reise L«s Mi nisterpräsidenten Poincars das verbündete Frank reich in vollständiger Unkenntnis über ein so wichtiges Ereignis gelassen hätte? Dem hiesigen „New Pork Herald" wird au» Tokio gemeldet, daß nach dem eben unterzeichnetan russisch-japanisck»en Abkommen Japan seine volle Autorität über die südliche Mandschurei bewahre, während sich di« Prärogative Rußlands auf die Mon golei erstrecken würde. England habe zu dem Ab kommen sein« Zustimmung gegeben, wofür es frei« Hand in Tibet erhielt. GnBlche petroleulen. Loudon, 19. Juli. Die Schreckensherrschaft der Suffragettes nimmt von Tag zu Tag bedenklicher« Formen an. Der Pre mierminister Asquith wurde gelegentlich seines offi ziellen Besuches in Dublin, wie schon gestern abend kurz gemeldet, von einer jugendlichen Stimmrechtle rin mit einem s charf«n Beil angegriffen. Der Premierminister und seine Gemahlin blieben zwar unverletzt, aber John Redmond erlitt eine ziem lich tiefe Wunde zwischen dem Ohr und dem Auge, die heftig blutete. Zu gleicher Zeit versuchten meh rere anLere Frauenrechtlerinnen während der gestri gen Verstellung das Theater Royal in Dublin, in dem der Premierminister heute sprechen wird, in Brand -u stecken. Die Nachmittagssitzung war gerade beendet und der Vorhang noch nicht herunter gelassen, als zwei Suffragettes von ihrer Loge aus einen mit Petroleum getränkten Plüsch sessel, dsn sie angezündet hatten, herabwarfen. Offenbar war beabsichtigt, daß der brennende Sessel in die Kulissen fallen und durch den Brand der De korationsstücke eine Einäscherung des ganzen Gebäu des herbeiführen sollte. Glücklicherweise fiel das bren nende Wurfgeschoß aber in das Orchester, wo es zwar erst nach großer Mühe gelöscht werden konnte, aber keinen weiteren Schaden anrichtct«. Gleichzeitig be gannen auch die Vorhänge an der Log« zu brennen, doch nahm das Feuer kein« größere Ausdehnung an. Bei der ausbrechenden Panik gelang es einer der beiden Brandstifterinnen zu entkommen, die andere wurde von Angestellten des Theaters festgenommen und der Polizei Abergeben. Den Behörden war bekannt, daß die Suffragettes beabsichtigten, die Reise des Premierministers zu einer Reihe von Anschlägen zu benutzen. So konnte Mr. Asquith beispielsweise nicht seine Reise von Lon don aus in der üblichen Weis« auf der Euston-Station antreten, da man wußte, daß ihn dort Suffragettes auflauerten. Er mußte daher wie ein Dieb in der Nacht heimlich nach Paddington-Station fahren und von dort aus ein Auto benutzen. Als das Schiff, das den Premierminister nach der grüiren Insel herüber brachte, sich dem Hafen von KinAtown näherte, fuhren ihm drei mit Suffnrgettes besetzte Boote en^rgen, -eren Insassen rote Ännenschirm« mit der Aufschrift „Votes kor vornan" trugen. Den Polizeibooten der Hafenverwaltung gelang es aber, die Demonstran tinnen in sicherer Entfernung vom Schiffe des Pre mierministers zu halten. Wie bereits kurz gemeldet, wurde gleichzeitig gestern auch der Minister des Schwanebeck „Was erwarten wir von der studentischen Missionsbewegung?"; Erzellenz Oberkonststorialpräsi- dent vvr. von Bezzel-München „Sünde und Gnade"; Pfarrer Zöckler-Stanislau „Im Dienste Gottes" in Aussicht genommen. Zur Teilnahme sind alle Kommilitonen willkommen. Programme und An meldekarten können durch Dr. G. Niedermeyer, Berlin- Lichterfelde, Augustaplatz 3, bezogen werden. Für die Leipziger Studierenden liegt eine Ern- schreibeliste zur unverbindlichen Bestellung von Programmen usw. bis 1. August beim Kastellan Meise! (Augusteum) aus. 8t. Die Technische Hochschule in Darmstadt hat den Kölner Stadtbaurat Karl Steuernagel in Würdigung seiner Tätigkeit auf dem Gebiete des städtischen Tiefbaues, namentlich der Abwässer reinigung und der öffentlichen Gesundheitspflege ehrenhalber zum Dr.-tng. ernannt. Die gleiche Ehrung bereitete die Technische Hochschule in Dresden dem Geheimen Baurat Waldow in Dresden. — Der außerordentliche Professor der Gesundheitspflege an der Technischen Hochschule in Karlsruhe Dr. Alexander Riffel vollendet« am 17. Juli sein 80. Lebensjahr. * * Prof. Richard Müller, dem Dresdner Radierer, Zeichner und Maler, wurde die Wiener Golden« Staats-Medaille verliehen. * Großherzoq-Friedrich-Denkmal in Mannheim. Der Ausschuß für das Mannheimer Großherzog- Friedrich-Denkmal hat sich für die Ausführung des Entwurfs von Prof. Bruno Schmitz-Berlin und Prof. Hermann Volz-Karlsruhe erklärt, der den Großherzog in sitzender Haltung darst«llt. Di« Statue erhebt sich auf einem kreisrunden Sockel, der mit einem 17 Meter langen figürlichen Fries geschmückt werden soll. Für Statue und Thronsessel sind vergoldet« Bronze be stimmt. Das Denkmal wird in den Anlagen am Mannheimer Wasserturm mit einem Kostenaufwand von 40 000 -4t errichtet werden. * Cäsars Aduatuca? Ueber di« Entdeckung eines römischen Standlag«rs im Rheinland berichtet in der „Düsseldorfer Zeitung" Prof. Dr. F. L. Ganter. In der Nähe des Dorfes Atsch bet Aachen, dessen Name nicht nur zufällig an die antike Bezeichnung anklingt, am Stolberger Bahnhof glaubt er das bei Cäsar Aduatuca genannte Lager entdeckt zu haben. Vor läufig gibt Prof. Ganter u. a. an, daß bei den Lagerbefestigunaen im Propsteiwalde westlich vom Stolberger Baynhof, die di« Form eines stumpf winkligen Dreieckes bilden, di« Aehnlichkeit mit dem von Napoleon III. publizierten Lager des Sabinus, desselben, der Aduatuca befestigt hat, ganz frappant ist. Ein weiterer Beweis für die Vermutung, hi«r das Lager Cäsars gefunden zu haben, gibt der Um stand. daß alle Angaben Cäsars über den Schauplatz der Kämpfe mit Ambiorix und mit den Sugambern ganz genau llbereinstimmen mit der Beschaffenheit des umliegenden Geländes. * Ehrengrab für Lharlotte Wolter. Der Wiener Stadtrat hat beschlossen, Charlotte Wolter, der be rühmten Tragödin des Burgtheaters, «in Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof einzurichten. Der Beschluß ist interessant, weil der Stadtrat schon früher der Wolter ein Ehrengrab widmen wollte, damals aber seinen Beschluß zurück,zog, da Charlotte Wolter testamentarisch bestimmt hatte, sie solle an der Seite ihres Gatten, des Grafen O'Sullivan, auf dem Hietzinger Friedhof begraben werden.
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