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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.07.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120720018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912072001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912072001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-20
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
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Bezugs-Prei- s»r ,»d v»r»n» »»rch »»ler» Tiäaee a»d So«da«»k» L»«l tti>Itch t» » hau» »edraql: >U Vt. «»»atu, L.7U Ml. » «neyährl Bet «nler» Filiale» » ll», «ahcnestellen adaehal« 7s V1- monatl, L»«l. »teneltdlnb L»e» »t« V»K: tnnerhatd Deuilchlanv« a»d der deatl-e» Kolonien vierteljühil. S S» Mk., inonatl. ILi Ml. auoichl. Poktbeftellaetd. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustaatrn, Italien. Luxemburg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, Nuiiland, Schweden und Schwett- In allen übrigen Staaten nur direkt durch die Teichas,*. Kell» de» Blatte» erdältlich. Da» Leraiiger Lagedlan «rlchetnt Lmal täglich. Sonn- n. Feiertag» nur morgen». Bbonn«ment»-Annahm« 3»tza»»l»g«ii» 8, S»t unlerea Trögern, Filialen, Spediteuren »ad Annahmestellen, iowie Postämtern und Briefträgern. Ttni,lvrrkaak»pret» 10 Bt. Nr. 366. Morgen Ausgabe- Anzeigen-Prei- Handelszeitung Nmtsklatt -es Aales «nS -es Nokizeiamtes Ser Stadt Leipzig 106. Zshrgang Sonnadrnt, üen 20. lull ISI2 V»ftfch«iNont» L.»»,i, «S. Tredlt- I» L»tp,l, Steinweg A » . ... s14«2 (N.«..schbch, Lel.-Änschl.< 14 693 114894 P.stfchelNont»' Lei»,«, 8S8. st» Inserat» au» Uetoitg und Umgeinng die Ilpaltig» Petit,«tl« L Ps., dle ReNa««- utl« 1 Mk. oon auswärt» ZU Ps^Neklamen 1^0 Mk. Inferate von Behörden im amt lichen Teil die PetiUeile SN Pf. T«lchäst»an,eigen mit Piaiioorlchriften im Preil» erhöht. Nada« nach Taris. Beilagegebühr Telamt- auslag« S Mk. p. Taufend »rkl. Postgebühr. Teilbeilage Höger. Festertetlt« Auftrage können nickt zurück gezogen »erden. Für da» Erscheinen an bestimmte» Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: I»hanni»gall« S, bei fämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Lrpeditionen de» In- und Ausland«». Druck »nd Verl», »o» Fisch«, L NUrfte» Inhaber: Pa»l Kürste». Redaktion and GeschSst.ftell«: Iohanntrgafs» 8. tzaupi» Filiale Dre»dca: Eeestra»« 4, l. iTelephon 4Ü21). WMgcrTagMaü t Allgemein« Deutsch« Tredtt» Bankkonto: i Deutsch«"»?»^ Fttül» Leip,«, i Dep.-Kafs» Grimm. Steinweg A 24 Seiten Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 10 Seiten, die vorliegende Morgennummer 14 Seiten, zusammen Vas Wichtigste. * Das Torpedoboot „6 110" ist bei einer Nachtübung von dem Schlachtschiff „Hes sen" gerammt morden. Drei Mann der Besatzung wurden getötet. (S. Dtsch. Reich S. 2.) * Die Schließung der Dardanellen wird von türkischer Seite dementiert. (S. bes. Art. S. 1.) * Die Ueberführung des tödlich verunglück ten Leutnants Preu her nach Dresden erfolgt heute vormittag V»1O Uhr vom Dresdner Bahn hofe aus. (S. Leipzig S. 7.) * Im Stockholmer Entscheidungsren nen um den Vierer siegte der Ludwigs hafener Ruderverein in 6 Min. 59,2 Se kunden. (S. Letzte Sportnachr. S. 3.) * Theatern n-eigen siehe Seite 12. Oie vierjährige kamitee- Serrllhskt. Tacitus erachtet als die verhängnisvollste Wirkung der Revolution, welche den Kaiser Rero stürzte, baß „das Staatsgeheimnis enthüllt wurde, es könne auch anderswo, denn zu Rom, »in Kaiser gemacht werden". In Monastir und Saloniki wurden vor jetzt genau vier Jahren die jnngtürkijchen Ordnungen geschaffen. Von demselben Monastir ist nunmehr die Be wegung zu ihrem Sturze ausgegangen. Das ist kein blasser Zufall und keine mit der öegriffslojen Phrase von einer „Duplizität der Ereignisse" spielende „Ironie der Weltgeschichte". Beide Male sind einfach die Umwälzungen vom Heere ausgegangen. In der Türkei macht heute noch allein das Heer die Politik der Tatsachen; dasselbe Heer, dem soeben ein förmliches Gesetz die Beschäftigung mit der Politik untersagt hatte. Ein Gesetz, so töricht, als wenn parlamentarische Körperschaften naturwissen schaftliche Gesetze zu revidieren sich unter fingen! Denn zu einer Enthaltung von den Spezialgebieten des politischen Kampfes in dem Sinne, wie sie in unserm deutschen Offizierkorps gilt — nicht durch Gesetz, sondern durch die Selbstzucht hochsinniger Intelligenz —, gehört, daß von den Regierungen dem Grunde nach dem Geiste des Heeres gemäß regiert wird. Keine Zufallsmehrheit in Bundesrat und Reichstag vermöchte, daß unsere Armee sich einer Einführung republikanischer Formen unterwürfe; und bei einer freiwilligen Ab tretung von Elsaß-Lothringen zur Erlangung der französischen Gunst würde vermutlich der größere Teil unserer Offiziere seinen Abschied erbitten. Das Bestimmendste für den Willen des Heeres sind allemal die nationalen Empfin dungen. Die waren auch Ursache für den Auf stand Niazis und Envers. Nicht Abdul Hamids Autokratie, und mag sie jetzt tausendmal „Despotie" getauft werden, hatte den Empörern von Monastir und Saloniki die Waffe gegen ihren Herrscher in die Hand ge drückt, sondern die Gefahr, daß russisch-bulga rische Feindseligkeit, dieses Mal sogar unter Englands Segen, in Mazedonien das Spiel wiederholen könne, das sie 1876 in dem heutigen Bulgarien ge trieben hatte. Der Patriotismus einte damals das Heer. Aber dieser Patriotismus war national gerichtet und darum nach seinen nationalen Verschiedenheiten differenziert. Die Interessen auch desjenigen Teils der Alba nesen, der nicht durch Bevorzugungen des gegen seine eigenen türkischen Stammesgenossen mißtrauischen Sultans an dessen Person und System gekettet war, gingen mit den national türkischen deswegen auseinander, weil die Türken das Herrschervolk in der Reichs einheit bleiben, ja in höherem Grade wieder werden wollten, als sie es zuletzt gewesen waren. In der Hauptsache war die jungtürkische Partei von den Erfolgen der Japaner hypno tisiert. Auch auf Abdul Hamid hatte die Ent stehung einer neuen Großmacht außerhalb des christlichen Kulturkreises einen solchen Eindruck gemacht, daß er schon gleich nach dem chinesischen Kriege ein Kriegsschiff nach Tokio zum Aus tausche von Höflichkeiten mit dem Mikado ent sandte. Es war wie ein böses Vorzeichen: der alte Kasten fand den Rückweg so wenig wie die russische Armada, die später mit weniger freund lichen Absichten nachdem fernsten Ostlande gefah ren war. Abe: die Junurürken hatten in ihren un freiwilligen langen Studienkemestern fern von Konstantinopel den fixen gelben Burschen glück lich abgeguckt, wie man schneidige Auslands politik und innere Konsolidation wenn auch weder auf dem finanziellen noch auf dem sozialen Gebiete — mit dem modernen Ornamente eines gemäßigten Parlamentarismus zu verbrämen vermag. Dieses japanische Muster auf die junge Türkei zu übertragen, haben sie durch wirklich befferen und zäheren Willen gezeigt, als man es von dem phlegmatischen Türkentypus unserer Kinderfibeln im ganzen erwartet hatte. Aber der feine Blick hatte gefehlt, und Sinn und Bedeutung des japanischen Beispiels waren ihnen entgangen. Sie hatten den gewaltigen Unterschied über sehen, daß die Japaner ein Einheitsvolk sind (die kulturlosen Ainos kommen nicht in Betracht, die gehören zu den Rassen, die eher aussterben, als sie gefährlich werden können), die Einwohner des osmanischen Reiches aber weniger als die Bevölkerung irgend eines anderen. Die Erfahrung hat jetzt gelehrt, daß die Gegensätze von Christen tum und Islam noch lange nicht die einzigen Klippen sind, welche demosmanischenStaatsschiffe selbst bei persönlicher Tüchtigkeit und Pflicht treue seiner Steuerleute bedrohlich sind. Während Bulgaren und Armenier in diesem Jahr viert Ruhe gehalten haben, ist das Band zwischen Türken und Albanesen vorläufig gänzlich zerrissen. Und den wie ein Krebsschaden an denFinanzen und der innerenOrdnung fressenden Italiener-Krieg wagt man nicht zu schließen, weil man auch einen Bruch mit den Arabern bei der Abtretung Tripolitaniens befürchtet. Selbst das noch ungleich gefestetere öster reichische Kaiserreich hat seine frühere Eermanisationspolitik aufgegeben. Wahr scheinlich fehlerhafterweise, weil der ehedem be vorzugte Stamm nicht die Entsagung besaß, seine Wünsche nach parlamentarischen Formen bis zur Vollendung der nationalen Aufgaben zurüazustellen. Der osmanische Zentralismus ist nicht am Parlamente gescheitert: mit dessen Parteizerklüftung haben die Machthaber einen kürzeren Prozeß gemacht. Aber sie haben über- ehen, daß sie des Heeres nicht in dem Grade icher waren, wie Kaiser Franz Joseph und seine Vorgänger selbst in den schwersten Tagen von 1848, wenigstens in der zisleithanischen Reichs hälfte. Mit Issa Boljetinaz wäre man schließlich durch eine geschickte militärische Ein kreisung fertig geworden. Als aber 20 Prozent der in den albanischen Wilajets stehenden Armeekorps abgefallen waren, da verzweifelte man in Konstantinopel, wahrscheinlich mit Fug, an einer Entfesselung des Bürgerkrieges, um sie mit den nochtreugebliebenen80Proz. niederzuwerfen. Man hat es vorgezogen, selber die Waffen zu strecken, statt durchzusetzen, daß die Meuterer es taten. Nach Mahmud Schefket ist nunmehr das gesamte Kabinett zurückgetreten. Der türkische Zentralismus ist gescheitert. Werden seine Besieger, die „liberale Entente" der Sadyk und Tajas, es fertig bringen, das Reich auf der Basis einer vernünftigen Dezen tralisation aufzubauen? Im allgemeinen birgt der Föderalismus die schwersten Gefahren einer Reichszersetzung. Und um so drohender, wenn er aus dem Schoße von Aufruhr und mangelnder Selbstzucht aufgestiegen ist, wie es jetzt der Fall wäre. Weder dem Patriotismus noch der Einsicht der Macher wagt man zu ver trauen. Und auch die Komitee-Herrschaft ist an ihrer eigenen Ursünde und ihrem schlechten Beispiele zugrunde gegangen. O Der ltalienllche Angriff sul üie Dsrüanellen. Wie wir bereits in unserer gestrigen Abendnum- mer berichteten, haben in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag acht italienische Torpedoboote einen er- folglcien Angriff auf die Dardanellen unternommen. Nach Konstantinopeler Meldungen sollen bei -em Angriff zwei italienische Torpedoboote von den tür- ' kischen Küstenforts in den Grund gebohrt worden sein. Ueber den Kampf liegen noch folgenoe Mel dungen vor: Konstantinopel, IS. Juli. Heute nacht bei Tages anbruch versuchte ein italienisches Geschwader die Einfahrt in die Dardanellen zu for- cieren. Eine abgesandte Torpedobootsflot tille wurde jedoch von den türkisch:,: Batterien rechtzeitig bemerkt. Die Batterien von Kum Ka le s s i eröffneten sofort das Feuer. Ihm schlossen sich die Batterien von Zido-el-Vahr an. Nach den bisher einqclaufenen Nachrichten gelang es den türkischen Batterien, zwei italienische Torpedo boote inden Grund zu schießen, während mehrere andere, die von oen türkischen Granaten getroffen wurden, mit schweren Havarien den N ü ck- zug antreten mußten. Es fehlen Bericht«, ob die Italiener ihren Angriff erneuert haben. Die Stärke der Italiener wito verschieden angegeben. Während es einerseits heißt, daß es sich nur um eine Aufklärungsflottille von acht Torpedobootszcrstörern handelte, wird von anderer Seite behauptet, daß eine große italienische Flotte, aus schweren Schlachtschiffen und Kreuzern bestehend, den Tor pedobooten gefolgt sei. Auf der türkischen Botschaft in Berlin. Wie die „B. Z." auf der türkischen Bot schaft erfahren hat, ist heute dort ein Telegramm folgenden Inhalts «ingelaufen: „Pera, 4,3V Uhr morgens. Heute nacht um 1)4 Uhr machten acht italienische Torpedoboote einen Angriff, indem sie in die Darda nellen eindrangen. Unsere Forts eröffneten das Feuer und brachten zwei Torpedoboote zum Sinken. Die anderen sechs haben sich be schädigt zurückgezogen." Bei diesem Angriff der italienischen Flotte kann es sich, wie ebenfalls aus der Botschaft mitgeteilt wurde, offenbar nur um einen Versuch handeln, die türkische Flotte, die in der Meerenge bei Nagara liegt, zu überrumpeln und womöglich durch Torpedo schüsse zu vernichten. Vermutlich fit die gestrige Nacht sehr dunkel gewesen, und die acht italienischen Torpedoboote, die dem erst 1909 auf Stapel gelegten Typ angchören dürsten, sind unter dem Schutze der Dunkelheit ein großes Stück in die Dardanellen hin eingedampft. Sie sind aber dann fast auf der Höhe von Nagara von den Türken entdeckt und sofort durch zwei Forts, die etwas südlich von Nagara auf dem asiatischen bzw. europäischen Ufer liegen, beschossen worden. Nagara ist ein kleines Fort auf der asiati schen Seite der Dardanellenstraße gelegen. Die türkischen Batterien, die das Feuer eröff neten, lb hören vermutlich den erst kürzlich angelegten neuen Kcschiitzpositionen an und haben, wie aus der Dcvesche kcrvoroeht. Vorzügliches geleistet. Ob eine Verfolgung durch die türkische Flotte stattgefunden hat. ist bis jetzt nicht bekannt, doch ist dies nicht sehr wahrscheinlich, da die türkische Flotte zum großen Teil vor Anker gelegen hat. Keine Schließung der Dardanellen? K onstant iuopel, IS. Juli. Die Nachricht von der Schließung der Dardanellen wird demen, tiert. Die Pforte hat noch keinen Beschluß gefaßt. Man erklärt, daß sie für den Augenblick auf die Erlauchte Gelegenheitsülchter. Skizze von Paul Pasig. (Nachdruck verboten.) Seit David, der königliche Sänger des alten Bun des, seine liedreiche Harfe in harmonischen Akkorden erklingen ließ, bat es an begabten und kunstgeübten Vertretern der Dichtkunst auch in jenen Kreisen nicht gefehlt, deren amtliche und gesellschaftliche Stellung V'mit dem freien Berufe des Günstlings der Musen nicht recht vereinbar scheinen möchte. Denn nicht darauf kommt es an, daß jemandem einmal in einer guten Stunde ein Reim gelungen ist — in diesem Sinne ist wohl jeder einmal „Dichter" gewesen —, sondern wir denken an solche, di« wirklich ausge sprochene Dichtergabe besitzen, gleichviel, ob sie die Oerfentlichkeit damit erfreuen oder das süße Geheim nis still im Busen wahren oder nur vertrautesten Kreisen offenbaren. Da nun nach Goethe jeoes gute Gedicht ein Gelegenheitsgedicht ist, so frnden wir in jenen Kreisen eine Anzahl wirklicher Poeten, und es lohnt sich gewiß, hier einmal Umschau zu halten. Zu nächst denken wir an die gekrönten Häup- ter, denen die holde Muse den Lorbeer aufs Haupt drückte. Wem fiele da, um mit denen zu beginnen, die bereits geschieden sind, nicht vor allem der König Johann von Sachsen ein (f 1873) der „Gelehrte unter den Königen und der König unter den Gelehrten", der unter dem Namen „Phrlalcthes" („Wahrheitsfreund") eine meisterhafte Verdeutschung von Dantes „Göttlicher Komödie' herausgab? Von seinen später in Buch- form erschienenen Gedichten reiht sich eine Anzahl oen besten lyrischen Erzeugnissen an. Einige sind sogar in Musik gesetzt, z. B.: Hoch über den Sternen Wie muß es so friedlich sein Am himmlischen Bogen, Tief unten das Wogen Der Menschen um irdischen Schein! Hoch über den Sternen Wie muß es so selig fein! Ihr Leiden, ihr Freuden, Entflohen euch beiden, So fern euch zu seh n und so klein! Hoch über den Sternen Wie muß es so heiter sein! Die Nebel, die Nächte Tief unten zu schau'n, dem Geschlechte Der Menschheit zu lastender Pein! Hoch über den Sternen Wie muß es so göttlich sein! Dos Raten und Wähnen, Das Ahnen und Sehnen Verkläret im himmlischen Schein! In einem Gedichte „Landbausegen" preist der König in weihevollen Stanzen das Landleben und schließt: „Wohl dem, der, von dem nichtigen Erwähle Der Stadt sich wendend, dein Asyl begrüßt, Wo in des stillen Wiesengrundes Kühle Der eigne Herd sich lockend ihm erschließt! Doch dreimal wohl, wenn ähnlich im Gefühle Ein Nachbar ihm die Einsamkeit versüßt! Dann wird aus der Erholung kurzer Stunden Der Freundschaft Jmmortellenkranz gewunden." Weniger bekannt sein dürfte, daß auch unser kaiser licher Dulder, der für di« Kunst so hochoegeisterte Kaiser Friedrich, (f- 1888), eine vvna voetioa hatte. Als seine hohe Gemahlin am 9. April 1888 nach Posen eilte, um der überschwemmten Stadt di« kaiserliche Teilnahme zu bekunden, übermittelte er ihr von seinem Krankenlager folgenden poetischen Gruß: „Selbst im Lerd des Trosts begehrend, Eilst ou, fremdem Leide wehrend. Treues Vorbild der Ergebung, Bringst du Trost und Mut, Belebung. Wo du weilst ist Hoffnung nah' — Sei gegrüßt. Viktoria!" Eine Poetin von der Musen Gnaden war die im Jahr« 1898 so schmachvoll hingemordet« Kaiserin Elisabeth von Oesterreich. Schon ihr idyllischer Ruhesitz Achilleion auf der homerischen Phäakeninsel, den sie sich -u einem wirklichen Poeten- heim ausgrstaltet hatte, ihre Vorliebe zu Heine, dessen greiser Schwester in Hamburg st« einen Besuch abstattete, sprechen hierfür. Als Kaiser Wilhelm das Achilleion übernahm, fand er in einem Zimmer ein Gedicht der verewigten Kaiserin in ungarischer Sprache auf grauer Serdenunterlage in goldenem Rahmen. Es lautet: „Verzicht." „Stets reisefertig auf -en letzten Weg, Ist bange Sorge deinem Herzen fremd. Dies ist der richtige, der wahre Pfad, Des Segensstrahles würdig dich zu zeigen. Was du ersehnt, das wirst du nicht erreichen, Warum du weinst, wird nimmer dir zuteil. Doch wer den Schatz habgierig nicht erheischt, Dem folgt der Glanz, wiewohl er ihn verachtet, Und Gottes Segen fällt in seinen Schoß. Was wir getan, sei groß es oder klein, Vergessen ist es, wenn die Stunde schlägt. O, wie gar bald ist unser Platz besetzt! Der Ozean hat sich noch nie verringert, Wenn Tropfen oder Wellen ihm entschwammen." In zarter Aufmerksamkeit übermittelte Kaiser Wilhelm das Gedicht, das die Lebensstimmung der unglücklichen Kaiserin so treffens wiedergibt, dem Kaiserin-Elisabeth Museum in Pest. — Auch Papst Leo XIII. (f 1903) war ein gottbegnadeter Poet, dazu auch ein gewandter Epigrammatiker und Rätsel dichter. Er veröffentlichte seine literarischen Erzeug nisse, die meist in lateinischer, zuweilen in italieni scher Sprache und vorwiegend in klastischen Metren (Distichen, Odenform) abgesaßt waren, mit Vorliebe in der „Vox Urbis" oder in der „Tiviltä Cattolica". Die „photographische Kunst" verherrlichte er z. B. in dem ansprechenden Eedichtchen: „Dom Sonnenspiegel hingehaucht Erscheint ein glänzend Bild. Wie schön Strahlt es di« Stirn, das Augenlicht, Des Mundes Anmut holo zurück! O wunderbare Geistesmacht! Ein neu Gebilde der Natur, Wie selbst Apelles' Meisterhand Es schöner nicht hervorgebracht." Den Anbruch des 20. Jahrhunderts begrüßt« der greise Kirchenfürst mit einer ergreifenden alkäischen Od«, di« in di« Bitte ausklang: „Vollbracht ist nun m«in Lauf, da ich 80 Jahr Durch deine Gnade lebte, doch krön« nun Dein Werk und last' nicht unerhört vom Winde oerweh'n deiner Leo Bitten." Blicken wir uns unter den lebenden erlauchten Gelegenheitrkotchtsrn um, so müssen wir vor allem unser«, Kaisers gedenken. Daß in ihm, dem Sohne Kaiser Friedrichs und dessen hoher Gemahlin, die besonders die Kunst der Malerei pflegte, ein leb haftes künstlerisches Interest« reg« ist, ist allbekannt, und sein „Sang an Aegir" legt Zeugnis davon ab, daß der Kaiser auch eine nicht gewöhnliche Gabe der Poesie besitzt. Ein anderes Gedicht befindet sich in dem Bucke, das die poetischen Ergüsse enthält, di« von -es Kaisers Iagogästen in Letzlingen beim Um trünke aus dem sogen. „Adlerbecher , einem Ge schenk« -es kaiserlichen Iagdfreundes. General v. Ar nim zum besten gegeben werden. Es ist diesem, der den Spitznamen „Schneppe" führt, gewidmet un lautet: „Fröhlich und vereint beim Mahl, St. Hubertus' Weidgesellen, Brausen- zieht es durch den Saal Von d«n Stimmen, vielen, Hellen. Einer ist cs doch von allen, Der Hubertus' Gunst sich freut, Der den festlich frohen Hallen Einen Becher einst geweiht. Ibn zu leeren bis zum Grunde, Also soll die Sitte sein, Soll die ganze Tafelrunde Das Gefäß voll goldnem Wein. Arnim, edler, grüner Zecher! Ich zuerst ihn nun erfasse. Bringe, Schneppe, dir den Becher, Daß dein' Gunst uns nie erblasse! Denn von Herzen ich ihn leere, Anaefüllt bis an den Rand, Au: des Wittelsbachers Ehre, Auf den Fürst vom Bayernland. Ihnen aber wünsch' ich allen, Daß von manchem sichern Blei Vieles Wil- noch möqe fallen, Und Hubertus gnädig s«i!" Als hochbcgnadet« fürstliche Dichterin nimmt dk« greis« Königin von Rumänien Elisabeth, geb. 1843. unter dem sinnigen Pseudonym Earmen Sylva, das zugleich die Eigenart oer gekrönten Dichterin zart andeutet, in unserer Literatur eine hervor ragend« Stellung ein. Von neueren, besonders cha- Man beacht« auch die Inserat« in d«r Abend»Au»gab«. -MU
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