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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.02.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120216028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912021602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912021602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Img 7 u. 8 extra Beilage mit Extrazählung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-16
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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Seite 2. Nr. 86. 106. Hahrgsng. öffentlichen Leitung wünschenswert. Wenige Dinge sind mehr erstrebenswert al» ein« wirkliche deutsch, englische Verständigung. „Daily Re»»" betonen, dass die Erklärungen des Reichskanzler» mit ebenso grossem Beisall tm Reichs tag ausgenommen wurden, wie die Erklärungen Asquiths im Unterhaus«, und sagen: Es ist von An fang an ein glückliches Omen, daß im Augen blick die einzig« Fcage. Uber die in beiden Parla menten Einstimmigkeit herrscht, der Wunsch zu einer Verständigung zwisclxn England und Deutsch land ist. Das lranMilche Marokkoprvtekmst. Der „Petit Parisien" meldet, das; der Ge sandte Negnauit sich Anfang nächster Loche nach Tanger und von dort, sobald der Zustand der Wege es erlaube, sich nach Fez begeben iverde, um mit dem Dnltan über den Pro tektoratsvertrag zu verhandeln. Es iei nm so notwendiger, diese Besprechungen zu beschleu nigen, als das Vorgehen des Macksten bei der Lteuereintreibnng unter den Stämmen in der Umgebung von Fs-ez von neuem grostc Unzu - sricdenheit bervorgerufcn habe. Der „Tenrps" meldet ans Fez: Der Sultan und die Leute des Machten legen die Untätigkeit, welche Frankreich tröst des Ab kommens vom 4. November ILll an den Tag legten, als ein Zeichen der Schwäche aus und benutzen sic, um von neuem die Stämme aus - usaugen und die Güter des Wachsen zu verschleudern. Leun man einem neuen Auf stande Vorbeugen wolle, dann müsse man diesen Mißbräuchen raschestenS ein Ende machen, indem man dem Sultan entsprechende Existenzmittel ge währe und ihn so der Notwendigkeit enthebe, zu so argen Macl-enschaften zu greisen. * - Die Haltung Spaniens. Aus Madrid wird gemeldet: Ministerpräsident Canalejas erklärte, Spanien ljabe n i ch t die Absicht, vor Beendi gung der Verhandlungen mit Frankreich Ar- zila zu besetzen. politMe Nachrichten. 18 uationalliberale Initiativanträge im Reichstage. Im Reichstag sind gestern nicht weniger als 18 nationalliberale Initiativanträge eingcgangen. Sie beziehen sich u. a. auf Sonntagsruhe im Handels gewerbe, auf Unfallfiirsorge bei freiwilligen Nettuvgsarbeiten, Ausbau des Beamtenrechts, Ver antwortung des Reichskanzlers, Schaffung eines Reichsverwaltungsrechts, Errichtung eines Reichs- einigungsamtcs und Regelung der Konkurrenz klausel. Ein Wahlrechtsantrag will den Termin für die Stichwahlen einheitlich für Las ganze Reich fest gesetzt wissen. Leipziger Lsyevtstt. Kein Besuch des spanischen Königapaare» am Wiener Hofe. Madrid, 16. Febr. Der König und die Königin haben die geplante Reise nach Wien zur Dia» mant-Hochzeit des Erzherzogs Rainer aufgegeben. vom Sterbelager Aehreathal». Aus Wien wird gemeldet: Professor Ritter von Falsch hat sich von Prag an das Krankenlager des Grafen Aehrenthal begeben. Am Donnerrtagnachmittag war da» Eensorium de» Grafen Aehrenthal fast dauernd getrübt; der Patient hatte nur wenige lichte Augenblicke. Plötzlich sanden Blutergüsse statt, die den ohnehin schon bedrohlichen Zustand des Grafen noch ungünstig beeinflußten. Dem Patienten konnten nur mit großer Mühe einige Schlucke eisgekühlter Champagnerpillen elngeflößt werden. Die Atmung wird Lurch künstliche Sauerstoff- Inhalationen ausrechterhalten. Mit einem Work: der Zustand des Grafen ist hoffnungslos. Der Ein tritt der Katastrophe wird in längstens zwei Tagen erwartet. Zum Aufenthalt Les .Königs von Montenegro in Petersburg. Petersburg, 16. Febr. s?cl) Bei dem Tiner des Großfürsten R i k o l a i R i k o l a j e w i t i ch, das dieser gestern zu Ehren des .Königs von Montenegro veranstalteic, brachte der Großfürst folgenden Trink spruch aus: Zn der Nähe dcS Hanfes Peters des Großen, des Gründer' der russischen reguläre«, Armee, haben deren Vertreter die Ehre und das Glück, Eure Majestät als unseren Generalseldmarschall zn be- grüßen. Zn Ihrer Person sind wir längst gewohnt, einen H e l d e II f ü h r e r zu ehren, dessen 'Name UN. trennbar mit dem Siege verbunden ist. Ihr Bild wird stets in unseren Herzen bewahrt bleiben. Ich bin tief überzeugt, das; es uns neue Kraft verleihen wird, den historischen Ruhm der siegreichen russiscken Armer ansrechtzuerbalten, wenn unser erlauchter Befehls- Haber uns in den Kampf schickt. Möge Gott Euerer Majestät lange Jahre der Gesundheit und des Glückes verleihen zur Freude Montenegros und zu unserer Freude. --- Ter Großfürst brachte am schlus; seiner Pede ein Hoch auf das 2>ohl des Königs, der Königin Milena, der königliclnm Familie und des moute- negrinistlM Polles ans, das dein russischen Polle im Glauben und in der Sinnesart verwandt sei. — Zn Erwiderung des Trinkspruchcs des Großfürsten Ni- kolai Nikolajewitsch betonte der König von M o n- tenegro, daß bereits Peler der "Große Mon tenegro seine Gunst habe zuteil werden lassen. Seit dem seien die Bande stets enger geworden. TaS gegenwärtige Verhältnis sci das einer untrennbaren Gemeinschaft und gegenseitiger Liebe. Fortsetzung der englischen Adrcßdebatte. London, 1V. Febr. (Tel.) Bei Fortsetzung der Adreßdebatte zur Thronrede wurde im Unterhaus ein Antrag der Arbeiterpartei, der zur Ver hütung von Arbeiterunruhen für einen Mindestlohn die Verstaatlichung der Eisenbahnen und Kohlen bergwerk« sowie anderer Monopole eintritt, mit 226 gegen -15 Stimmen abgelehnt. Neue Winzerunruhcn im Gebiet der Champagne. Aus Reims wird gemeldet, daß trotz aller De mentis die Unruhen im Winzergebiet fortgesetzt werden. Zehn Weinbrrgseigentümer in Mailly (Champagne) haben in ihren Weinbergen schwere Sabotage-Akte entdeckt. Am Donnerstag sind 150 Gendarmen zur Bewachung der Weinberge ab- aesandt worden. Diese mußten ihre ganze Kraft und Aufmerksamkeit aufwendcn, um weitere Sabotage- Akte zu verhüten. Aus der nationallibrralen Partri. Die „Natl. Korresp.", das offizielle Organ der nationaUiberalen Partei Deutschlands, schreibt: „Die nationalliberale Fraktion des Reichstage, hat in ihrer Sitzung am Donnerstag einstimmig durch Zuruf den Abg. Herrn Bassermann zum Vor« sitzenden der Fraktion gewählt und hat auf eine aus ihrer Mitte gegebene Anregung mit allseitiger freudiger Zustimmung belchloffen, diese Gelegenheit nicht vorübergehen zu lassen, ohne ihrem in langen Jahren angestrengter und ausregender parlamentari scher Tätigkeit bewährten Führer den herzlichsten Dank und gerade im Hinblick auf die Ereignisse der jüngsten Zett die Versicherung ihres einmütigen un- erswütterten Vertrauens und ihres Einverständnisses auszusprechen." — Damit wird also die Parole: Links schwenkt, marsch! von der ganzen Partei gutgeheißen. Der Zentraloorstand der narionalliberalen Partei, der aus Grund der bei Len letzten Reichstags- wählen al^eaebew.n nationalliberalLN Stimmen neu M wählen ist, wird am 2t. März in Berlin zu seiner k o nst i t u l e r c n Lc n Sitzung zusammentreten. Zur Krisis in der Partei. Auch heute liegen weitere Kundgebungen gegen das bekannt« Verhalten der nationalliveralen Neichstagsfraktion in der Sitzung vom 9. Februar vor. So wird über ein« stürmisch verlaufene Sitzung der hessischen Nationalliberalen aus Darmstadt folgendes berichtet: Unter dem Vorsitz des Führers der hessischen Natio nalliberalen, Herrn Dr. Osann, fand in Frank furt eine Sitzung Les geichüftsführenden Aus'chistses statt, in der es zu scharfen Auseinandersetzungen mit dem Fühler des linien Flügels, Herrn Bohm. kam. Der gesch-äftsführende Aus chuß b-efchloß, Las Ver halten der Reichslagsfraktron bei der Präsidentenwahl aufs tiefste zu bedauern. Dis ganze Angelegenheit wird demnächst noch den Lan- Lesausschuß beschäftigen. Ferner hat der bekannte nationalliberale Poli tiker, der bayrische Reichsrat Franz Buhl an den Magdeburgischen nationallibemlen Verein anläßlich seines scharfen Protestes gegen die Haltung der Neichstagssroktion bei der Präsidentenwahl folgende Zuschrift gerichtet: ..Ich beglückwünsch« als Süddeutscher die Mägde- burger Freunde zu ihrer entschiedenen Betonung des nationalen Charakters unserer Partei. Ich teile völlig ihre Ansicht, daß das Hereintragen von Ge sichtspunkten süddeutscher Landespolütik und die zwiespältige Organisation zum Ruin de: Partei führen muß. Buhl, bayrischer Reichsrat." Kus Leipzig und Umgegend. Leipzig, 16. Februar. Familiennachrichten. Geboren Herrn Emil Geuotner und Frau geb. Stolle, Böhlitz-Ehrenbera, ein Knabe. Herrn Hermann Haupt uns Frau qeo. Walther, L. Reudnitz, ein Mädchen. Gestorben Herr Franz Schiller, 71 Jahre alr, Leipzig, Eliäster Straße. Herr Schiller war langjähriger Kassierer am Zoologischen Garten, davon viele Jahre noch unter Herrn Pinkerts Leitung, und daher sehr vielen Be suchern des Gartens wohlbekannt. Beerdigung Sonn /reltag, l6. /ebrusr I9l2. tag Vjl2 Uhr Nordfriedhof. Herr Karl Gustav Damm privat. Malermeister, starb nach langen Leiden im 69. Lebensjahre, Leipzig. A. Trauerseier Sonntag »/«I Uhr auf dem Trinttatirfriedhof. O Wetterbericht »er Kgl. Sächsischen Laadeowetterwart« zu Dresden. Voraussage für den 17. Februar: Nordwestwind, bedeckt, kühl, zeitweise Nieder» schlag, meist Schnee. O Hben<r-5pirlplan Ser Leipriger (dritter. * heut« «nf. Ende morgen ül»s. En» «eue» Ih. 6o»i !»N »Uli« 7 »j,l0 Die fünf Frankfurter 7 au«» r». Glaube und Heimat '-io Di, schöne Helena -1,8 -iUl vperett >IH Ball bei Has h «alt bei Has Schauspielh. D.Hüttenbesitzer ''.u Marionetten 1-L ** Krcisausschuß. Frertag vorinittag fand unter Vorsitz des Krelshauptmanns v. Burgsdorff eine Sitzung dr» Kreisausjchusses statt, in der folgenoes beschlosst« wurde: Der Ausnahme einer Anleihe von 250 060 seitens der Sradtgemeinde Oschatz (für Elektrizitätswerk, Wasserleitung und Arbeiterhäuser) wurde debattelos zwgestimmt. — Das Gesuch des Theatcrdircktors Carl Heuler aus Berlin um Erteilung der Erlaubnis nach 8 82 GO. für Januar 1912, das Gesuch des Gastwirts Karl Schmidt in Graßdor^f um Genehmigung zum Tanzhalten am 1. und 5. Sonntag jeden Monats, sowie das Gesuch des Festausschusses der „Internationalen Baufach- Ausstellung mit Sonderaussteilungen. Leipzig 1913, e. V." um Genehmigung zur Abhaltung alltäglicher öffentlicher Tanzmusik in den geplanten beiden Tanz stätten des Ausstcllungsplatzrs während der Dauer der Ausstellung fand Genehmigung. — Der Ilober- nahm« bleibender Verbindlichkeiten auf die Stadt- gemeinde Leipzig anläßlich der Aufnahme der Abwässer aus dem Gemeinde bezirk Wiederitzsch in das städtische Schleusennetz wurde zugestimmt. — Gegen das Ortsgesetz über die Erhebung von Ab gaben zur Armenkasse bei Lustbarkeiten und ähnlichen Veranstaltungen in der Stadt Leip zig wudden keine Einwendungen erhoben. — Dem Gesuch der Hebamme Marie verw. Helff in Plag witz um Genehmigung zur Errichtung einer Privat- entbindungsanstalt wurde stattgegebcn. — Di« nächste Sitzung findet am Sonnabend, den 9. März, statt. O Des Spions Steward Abreise nach Glatz. Der englische Spion Steward hat gestern Leipzig in Be- gleitung zweier Transporteur« verlassen und ist nach Glatz gebracht worden. Die Abfahrt vom Dresdner Bahnhof erfolgte ohne jede Störung und ohne be merkt zu werden, ebenso die Ankunft in Glatz, über die wir folgendes Telegramm erhalten: Der englische. Spion Steward ist heute nm 7 Uhr 8 Minuten, von Leipzig kommend, in Begleitung zweier Trans« porteure in Glatz angekommen. Am Bahnhof stand für ihn ein Wagen bereit, der den Engländer zunächst zur Meldung nach der Kommandantur brachte. Von da aus wurde er in di« Festung ge leitet, wo ihm ein Raum angewiesen wurde, von dem aus es ihm unmöglich ist, sich mit den anderen auf der Festung befindlichen englischen Spio« Sollen Sünltlerinne« heilsten? Z Die Welt wird mit so vielen Skandalprozesjen, Ehescheidungen usw. aus der Künstlerwelt unter halten, daß die Frage, ob Künstlerinnen heiraten sollen, immer aktuell ist. Dies veranlaßte einen Pariser Mitarbeiter der bekannten Gesellschaftszeit- jchrift „Das Theater" dazu, eine Reihe interessanter Mitglieder der Pariser Künstlerinnenwelt nach ihrer Meinung über diesen etwas delikaten Punkt zu be nagen. Die erste Künstlerin, die er aujjuchte, war die anmutsvolle russische Tänzerin Napierkowska, deren Leistungen man ja auch in Deurschland hat bewundern können. Die Tänzerin antwortete: „Weiches Mädchen möchte nicht gern heiraten? Und schließlich fühlt ja eine Künstlerin auch nicht anders als die übrige Menschheit. Wenn ich also heiraten könnte, würde ich es so fort tun, aber niemals einen Kollegen. Das iührt zu nichts. Ma» ist nervös, man spricht von nichts anderem, als vom Theater, man ist aufein ander eifersüchtig, der eine gastiert rechts, der andere links . . . Ehen zwischen Künstlern dauern selten lange und enden selten gut." Das war eine klare Antwort, die viel für sich hat; aber in welche Ver wirrung mußte nicht der Ausfrager geraten, als ihm das bekannte drollig-übermütige Fräulein Mistinguett die folgende Auskunft gab: „Eine Künstlerin soll nur einen Künstler heiraten. Wir Leute vom Theater sehen alles mit ganz andere» Augen an als ihr anderen. Und wenn eine Schau spielerin einen Bouraeois heiratet, so ist dies fast immer ein Mißverständnis. Während, wenn man zum Mann einen Künstler hat . . . gemeinsame An schauungen, gemeinsames Interesse . . . man erzählt einander von Erfolgen und Mißerfolgen, man macht sich über das Publikum lustig, man überhört sich gegen- ieitig seine Nollen." Als der Aussrager die Gefahr der Nervosität, des Neides und der Rivalität einwandte, aus dre Fräulein Napierkowska hingewiesen hatte, sagte die fesche Mistinguett: „Unsinn! Es ist ja wahr, das man sich in Künstlerehen viel zankt, daß man sich leicht entflammt. Aber ebenso leicht ver zeiht man einander, und gibt es denn etwas Süßeres, als eine Versöhnung? Das Versöhnen ist ko schön, daß es ost der Mühe des Zankes wert ist." Die dritte in der Reihe der Künstlerinnen, die der wiß begierige Aussrager zur Rede stellte, war die Pariser Hansi Niese, die gefeierte Marguerite Duval. „Nein, nein, dreimal nein!" antwortete Fräulein Duval. „Künstlerinnen sollen nicht heiraten. Eine Künstlerin soll ganz ihrer Kunst leben. Ein Mann, eine Wirtschaft, Kinder. . . brr! Wo soll man denn die Zeit hernehmen, bei den ewigen Proben, Vorstellungen, Gastspielen usw." Aber die Liebe! warf der Besucher schüchtern ein. Auf diesen Einwand antwortete die Künstlerin mit einer Anekdote aus ihrem eigenen Leben. Als sie 18 Jahre alt war. wollte ihre Mutter sie durch aus mit einem 65jährigen steinreichen Grafen ver heiraten! „Aber, Mama, ich liebe Gaston!" Die Mutter fuhr fort, Fräulein Marguerite die Vor teile der gräflichen Ehe auseinanderzusetzen; und al» das Töchterlein immer wieder auf ihre Liebe zurückkam, verlor die Mutter schließlich die Geduld und rief zornig: „So heirate doch den Grafen und liebe dann in aller Teufel Namen, wen Du willst." Fräulein Duval schloß damik daß sie den Rat ihrer Mutter zur Hälfte desolat habe: „Ich habe den Grafen nicht geheiratet, lieb« aber in aller Teufel Namen, wen ich will." Ganz überraschend war die Erfahrung, die der Berichterstatter machte, als er einem der gefeiertsten Pariser Reoue-Star», der reizenden Miß Campton, seine Frage vorlrate. Miß Lampion ist in Pari, etwa, war Madge Lesfing in Berlin ist: eine Engländerin, die sich . französiert hat und die jetzt eigentlich nur noch eine Bastardsprache von Französisch und Englisch reden kann, die sie bei einem Spezialisten eilens ein studiert hat. Sie sollte das Opfer dieser Spezialität werden. „Einer meiner Direktoren verliedte sich in mich, und auch ich mochte ihn gerne leiden. Aber er sprach kein Wort Englisch, sondern bloß ein gräß liches Russisch-Französisch; ich wiederum verstehe nicht Russisch und redete mein englisch-französisches Kauder welsch. Wir konnten uns nicht verständigen; ich hielt seine Liebeserklärung für eine Kündigung, er mein Jawort für die Annahme dieser Kündigung. Und wißen Sie, was ich schließlich erfahren habe? Daß wir bei demselben Lehrer Unterricht genossen hatten! Aber es war zu spät." Der Ausfrager wollte seine Erkundigungen nicht schließen, ohne den geistreichen Sascha Güitry befragt zu haben, ob Schauspiele rinnen heiraten sollten. Der Schalk antwortete: „Ob eine Schauspielerin heiraten soll? So oft wie nur überhaupt möglich." Künstlerische Genuinster aus stten Kleistern. 2! So sehr man auch versucht hat, der Bluse das Sterbelied zu singen, sie läßt sich doch nicht aus der Welt schaffen, sie ist immer wieder da, immer neu und zur Freude der Damen immer wieder auch schön und elegant. Die Moderne mit ihrem Sinn für alles Schöne und künstlerisch Geschmackvolle hat nun in bezug auf die Bluse auch ganz eigenartige Mo delle gesunden, die von den Damen um jo lieber ge tragen werden, als sie imstande sind, der ganzen Kleidung einen eleganten und künstlerischen Anstrich zu geben. Man trägt die Blusen heutzutage immer in einer gewissen Harmonie zu dem Kleiderrock, ent weder paßend in der Farbe oder aber abstechend und nur mit einer gleichtlingenden Garnitur versehen. Der Kimonoschnitt der modernen Bluse bedingt schon ein gewisses künstlerisches Gepräge. Er verlangt einen Ausputz, der eigentlich nur durch die Linienführung bedingt ist. Und er wird sich allen gegenteiligen Nachrichten zum Trotz noch sehr lange halten, weil er eben fast für alle Damen kleidsam macht. Die Schulterlinie wird durch Len Kimonoschnitt bei starken und bei schlanken Damen gleichmäßig vorteilhaft betont. Man ver wendet zu den modernen künstlerischen Blusen mit Vorliebe zweierlei Stoff, und zwar gestaltet man sie so aus, daß der Unterstoff paffend zum Kostüm ist und dann durch eine Verschleierung eine andere Tönung bekommt. Dadurch ist man auch in der Lage, unscheinbar gewordene Blusen wieder aufzuarbeiten, denn di« Verschleierung deckt die abgetragenen Stellen und gibt der Bluse wieder den Reiz de» Neuen. Vielfach verwendet man auch den Spachtelstoff zum Ueberziehen der Blusen. In dieser Form steht man jetzt die Ruffenbluse vorherrschen, die über dem Rock getragen wird und die Hüften bedeckt. Sie hat den Vorteil, schlank« Damen nicht über mäßig dünn und starke Damen schlank er scheinen zu lassen, eine Tatsache, die sie be stimmt zum Liebling der Damen machen wird. Auch die Russenbluse kann man sich leicht au» einer alten Bluse arbeiten, indem man den Schoß ansetzt und die ganze Bluse verschleiert. Wählt man ein dichtes Gewebe al« Ueberzeug. da» man paffendzum Rock kauft, dann läßt sich die Seide darunter noch immer sehr gut verwenden. Man hat sehr schon« Zu- sammenstellunaen in dieser Beziehung gemacht, z B. ergab «in dunkelblauer Rock mit einer gleichfarbigen Bluse, di« mit lichtqelben Spachtelspitzen überzogen war, ein elegantes Nachmittagskleid. Rund um den Halsausschnitt lief eine seidene Schnur, die in zwei Quasten endete. Die Aerinel wurden gekürzt, die Tpachtelspitze «eit gehalten und endete am Arm gelenk. Aus einem kaffeebraunen Rock stellte man eine ebenso eigenartige wie originelle Toilette her, indem man zu dem Rocke eine Ruffenbluse fertigte, die aus glänzender Libertyseide bestand. Sie ging bis über die Hüften und schloß mit dem Rscke ab. Am Halse war eine Garnitur von echten Spitzen angebracht, die einen runden Kragen darstellte und die sich um den freien Hals wie eine Krause legte. Will man aber nicht neuen Stoff kaufen, hat man vielleicht im Schrank eine Bluse hängen, die man nicht mehr tragen kann, so stellt man sich ein Kleid her, indem man diese Bluse ansetzt, mit lichtbraunem Chiffon überzieht und gleichfalls am Halse garniert. Es muffen natürlich nicht echte Spitzen sein, eine feine Klöppelspitze rut es auch, desgleichen kann man, falls man sich im Besitze befindet, japanische Stickerei verwenden, die gerade jetzt sehr modern ist, oder auch eine Halskrause aus gefaltetem Tüll. Es gehört nicht einmal viel Geschick, nicht einmal viel Erfin dungsgabe dazu, um sich aus alten Sachen geradezu künstlerische Kleider herzustellen, mit denen man selbst in ber elegantesten Gesellschaft noch immer im günstigen Sinn auffallen wird. Und wie gesagt, es lassen sich alle ausrangierten Sachen, alle ab gelegten Blusen dazu verwenden. Sunlt nnü Willenlchsst. --- Kammermusik«» Isidor Lenz ist nach längerer Krankheit im Alter von 58 Jahren gestorben. Er gehörte fast 35 Jahre der Altenburger Hof- iapelle an und wirkte als tüchtiger Cellist in den Sommermonaten in der Kurkapelle zu Marienbad mit. * Dr. Sigismund Rahmer s. Der bekannte Arzt und Literarhistoriker Sigismund Rahmer ist in Berlin im Alter von 45 Jahren gestorben. Während sein erstes wissenschaftliches Buch, eine vopuläre „Physio logie", seinem eigentlichen Fachstudium galt, bezeigte er später ein sehr lebhaftes Interesse für Grenzfragen der Literatur und Medizin. 1901 veröffentlichte er eine Studie über die viel umstrittene Krankheit Heines, die auf sorgiältigen selbständigen Unter suchungen beruhte. In den folaenden Jahren hat er seine Hauptarbeit auf literarhistorischem Gebiete der Kleistforschung zugewendet. In seinem Strind- berg-Essay wendete er sich einem modernen psycho pathischen Thema zu, während sein letztes Buch dem Dichter Lenau gewidmet ist. * Zwei neu« Mitglieder der preußischen Akademie der Wissenschaften. Die königlich preußische Akademie der Wissenschaften hat zwei Berliner Universitäts lehrer, den Rechtshistoriker Geh. Justizrat Professor Dr. Emil Seck ei und den ordentlichen Professor der chinesischen Sprache und Altertumskunde Dr. Johann Maria de Groor zu ordentlichen Mitgliedern ihrer historisch-philosophischen Klaffe gewählt. ar. Ein Grabdenkmal für Otto Ludwig. Man schreibt uns aus Dresden: Am 11. Februar 1913, zu Otto Ludwigs 100. Geburtstag, soll die Grabstätte de» Dichters durch ein würdige» Denkmal geziert werden. Dresdner Freunde haben eine Sammlung eingeleitet, Professor Adolf Hildebrand in München hat sich in hochherziger Weise bereit erklärt, ohne jede» Honorar das Grabdenkmal zu schaffen. Der Künstler kommt einem Wunsche der verewigten Tochter des Dichter» nach. Dresden selbst, wo der Dichter eine zweite Heimat fand und den Gipfel seine» Ruhme» erstieg, wo er nach jahrelangem Leiden endlich vom Tode erlöst wurde, besitzt seit 1911 schon ein prächtiges Otto-Ludwig-Denkmal, das von dem Dresdner Künstler Arnold Kramer aus Mitteln der Tiedge-Stiftung geschaffen worden ist. * De, Kaiserlich Russisch« Ballett 1» Dr«»»««. Man schreibt uns au» Dresden: Das Russische Ballett gab in der König!. Hofoper in Dresden ein drei Abende umfassendes Gastspiel, zu dem trotz der enormen Preise (IV. Rang 8^1!) das Haus an allen Abenden ausverkauft war. Nach den Lobeshymnen, die da» Ballett zur Krönunasfeier in London ern tete, nach den Gastspielen in Paris und Berlin, bet dem man von „unerhört Neuem" und „von Orgien der Vollendung fardigtönender Sinnlichkeit" sprach, waren die Erwartungen aufs höchste gespannt. Von rein künstlerischem und ästhetischen Standpunkt aus brachte da» Gastspiel uns eine Enttäuschung. In Dresden, wo der Apostel für die Neubetebung der Tanzkunst lebt. Jacques Dalcroze, der uns den Sinn für den Rhythmus und die Grazie in seiner Weise zeigte, ist man verwöhnt. Die Tanzpantomimen des Russischen Balletts unterschieden sich in nichts von dem Althergebrachten. Freilich die solistischen Leistungen der KarsLvina und des Solotänzers Nijinsky waren vollendet. Die Koloraturen der Beine, die die Grenze der Akrobatik streiften, die hochentwickelte Fußspitzentechnik und Muskelkraft und der Farbensinn der Ruffen fanden lebhaften Beifall. * Die Stadt Düsseldorf plant den Bau einer neuen Kunstakademie und die Schaffung einer großen städtischen Galerie, in der sämtliche Kunstgegenstände vereinigt werden sollen, unter der Leitung eines Generaldirektors der städtischen Museen. Für die Neuanlage ist ein 50 Morgen großes Terrain am Rhein im Norden der Stadt vorgesehen. Die Anlage wird nicht einen einheitlichen Bau, sondern 12 bis 14 einzelne Bau werke umfassen. Bisher sind für diesen Zweck 84 000 gestiftet worden. * Legat zur Gründung eines Jnstitus für Krebs forschung. Ein Leflat von 400 000 zur Gründung eines Instituts für Krebsforschung ist der Stadt Danzig aus Tsingtau von einem früheren Bürger zugewiesen worden, der seine Frau an Krebserkrantung verloren hat. * Die Ausstellung „Stätten der Arbeit", die dem- nächst in Dresden ein imposantes Bild moderner Kunst oorführen wird, soll am 1. März pünktlich ihre Pforten öffnen. Wie uns mitgeteilt wird, ist die internationale Beteiligung überaus glänzend ausge fallen. Die besten deutschen Künstler haben Werk« eingesandt und auch das Ausland wird gut vertreten sein, vor allem Belgien, die Heimat Meuniers, des großen Schilderers der modernen Arbeit. Di« Bel gier werden wahrscheinlich in einer eigenen Sonder- abteilung in einem Saale vereinigt werden. Die Jury tritt am 24. Februar in Dresden zusammen. * Münchener Künstler-Theater. Gustav Tharls, der ehemalige Direktor der Neuen Wiener Bühne und Leiter verschiedener anderer deutscher Theater, der sich durch seine künstlerischen Inszenierungen ver- schiedentlich ausgezeichnet hat, wurde durch Direktor Georg Fuchs m die Direktion de» Münchener Künstler-Theaters berufen. Direktor Tharls wird an dieser Stätte, wie auch im Vorjahre, Gelegen heit haben, sich schauspielerisch zu betätigen und speziell auf musikalischem Gebiete an den Inszenie rungen teilnehmen. * Otto Reitzel» „Barbarin«", die in Krefeld mit so großem Erfolge aufaeführt wurde, wird nach Auf. Hebung de» Polizeiverootes nunmehr am 18. Februar in Elberfeld und am 21. März in Dortmund erst malig in Szene gehen. Dr. Otto Reitze! ist von der Elberfelder Direktion aufgefordert worden, die Pre miere zu dirigieren. Der Komponist wird der Ein ladung Folg« leisten. Zahlreich« Direktoren werden der Aufführung beiwohnen.
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