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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.02.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120214019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912021401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912021401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-14
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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Sette 2. Nr. 81. 10s. Jahrgang « Vom Kriegsschauplätze. In Tripolitnnien herrscht vollständige 2U:he ^a? italienisä>e Depeschcubureau „Agcnzia Stefaui" >veiß auS Tripolis nur nachstehende Nichtigkeiten zu melden: Am Montag früh flogen die Aviatiker Moize und Cavotti von Tripolis nach Homs. Moize kehrte mittags zurück, Cavotti blieb in HomS. In Ain Zara und der Oase sind zahlreiche halbverhungerte, in Lumpen gehüllte Flücht linge angekommen, die aus Äzizia und anderen Orten kamen und den Leuten von Tarhuna, die die Wege bewachen, entschlüpft wären. Tidi von den Italienern bombardiert. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Ein italienischer Kreuzer hat den der Türkei gehörenden Ort Tidi am Noten Meer b o ur bar d i e r t. allen Seiten so viel bekannt unwidersprochen geübten Beruf auf den Inhalt der Londoner Seekrtegs- rechtsdrklaration. Bekanntlich ist diese Deklara tion, weiche am 26. Februar 1809 nach langwierigen Konferenzverbandlungen von den Vertretern Drutich- land». Amerika», Oesterreichs, Ungarns, Spaniens, Frankreichs, Englands, Italiens. Japans, Hollands und Rußlands zu allgemeiner Zufriedenheit zum Ab schluß gekommen ist, gleichwohl bisher von keinem der beteiligten Staaten ratifiziert worden. Wenn- gleich nun an sich keineswegs ausgeschlossen ist, daß di» Deklaration von den übrigen Signatarstaaten ratifiziert wird, auch ohne daß England sich be teiligt, so ist es doch sehr möglich, daß die Kontinentalstaaten es vorziehen, den augenblick lichen Zustand fortdauern zu lassen, bis die englische Negierung in der Lage ist, die — auf Eng lands eigener Initiative beruhende und unter Eng lands Führung zustande gekommene — Deklaration als verbindlich anzuerkennen. Es ist angesichts dieser Lage sehr bemerkenswert, daß sowohl Italien als die Türkei zum Teil in ausdrücklicher Zugrundelegung der Londoner Deklaration, zum Teil in der Form wörtlicher Anlehnung an deren Satze, in ihren Pro klamationen die Londoner Deklaration tatsächlich, ohne ihre Ratifikation abzuwarten, anmenden. Die Deklaration bewährt sich also schon jetzt als das, was sie laut ihrer Lingangsformel sein will, nämlich als Ausdruck der Feststellung (nicht Neuschaffung) allgemein anerkannter Regeln des internationalen Seekriegsrcchtcs. Die Tatsache, daß die beiden jetzt kriegführenden Staaten sich grundsätzlich auf den Inhalt der Londoner Deklaration stützen, ist zwar noch nicht die volle Bewährung, aber dock die erste und entscheidende Grundlage für die effektive Geltung der Deklaration. Die tatsächliche Anwendung iin gegenwärtigen Kriege muß aber um so schwerer wiegen, als die Deklaration fast ausschließlich die Interessen der Neu tralen betont und fördert. Daß die Türkei sich z. B. in ihrer Proklamation über Behandlung der Kriegs konterbande, wörtlich der Londoner Deklaration an geschlossen und Italien z. V. seine Blockadegrundsätze ausdrücklich auf die Londoner Deklaration gestützt hat, ist unter allen Umständen ein wichtiger Erfolg der in der Deklaration verkörperten Ideen. Es ist in Verfolg dieser Ideen zu erwarten, daß auch das Haager Schiedsgericht, wenn ihm, wie es heißt, die Fälle der „Carthags" und der „Manouba" unter breitet werden, seiner Entscheidung die Londoner Normen zugrunde legt. Zweckmäßig wäre es wohl, wenn schon der Schledsnertrag die Verweisung auf diese Normen enthielte. Vielleicht folgen noch weitere Konflikte mit den Neutralen Es ist nach den bis- herigenErfahrunaen indiesemKriege höchst wahrschein lich. daß die Neutralen für derartige Fälle der Sache nach die Maßgeblichkeit der Grunchätze der Londoner Deklaration fordern werden, und daß die Krieg führenden dies ,'»gestehen werden. Das würde z. B. von größter Bedeutung jein, für die Behandlung der relativen Konterbande (z. B. Getreides, welche nach Artikel 35 der Deklaration nicht beschlagnahmt wer den darf, wenn sie nach einem neutralen Hafen acht, sei es auch, daß sie von dort dem Feinde zugejührt werden soll. Die Deklaration hat eine Ausnahme von diesem Grundsatz nur für den Fall gemacht, daß das feindliche Gebiet keine Seegrenze bat. Danach würde Getreide, das auf französischen Schiffen nach tunesischen Häfen geht, um von dort den tripolita- nischen Truppen zugesührt zu werden, der Beschlag nahme durch italienische Schiffe nicht unterworfen jein. Der Verlauf dieser Angelegenheiten wird auch lür das fernere Schicksal der Londoner Deklaration von Bedeutung sein. vL * < l i Leipziger Tageblatt. Mittwoch, 14. Februar 1912. Türkische Drohungen. Den Konstantinopeler Blättern zufolge hat di« Pforte den Mächten mitgeteilt, sie werde alle Ge- schäfte der Italiener schließen und noch andere Maßnahmen gegen die in der Türkei leben den Italiener treffen, wenn Italien eine Aktion im Archipel und den Dardanellen unter- blikanifche Regierung bilden und selbst dorthin übersiedeln. Den Gesandten in Peking wurde die Errichtung der chinesiscl>en Republik amt lich mitgeteilt. Die Mandschurei scheint die Republik vorerst nicht anzuerkennen, da gegen wird das Edikt in Peking ruhig ausgenommen. nehme. Sine türkische Anleihe. Konstantinopel, 13. Febr. (Tel.) Ein heute veröffentlichtes Dekret gewährt dem KriegSministe- riuni unter Vorbehalt der nachträglichen parlamentarischen Bewilligung einen Kredit von einer Million Psnnd für den Fall außerordentlicher Ereignisse im Laufe deS Jahres 4 votschafterrat in Rom. Rom, 13. Febr. (P.-L.-Tel.) Tie italienischen Botschafter in Paris, Wien und Petersburg sind zu einer Konferenz nach Rom beordert worden, in der die gegenwärtige Lage Italiens erörtert wer den soll. Der bevorstehend« Votschafterrat bat zu Gerüchten von neuen Veränderungen im italienischen di ploma tischen Korps Ver- anlassnng gegeben. AuS zuverlässiger Quelle ver lautet, daß Tittoni nicht mehr nach Paris zurüclkehren wird. Die Revolution in Merlko. Die Revolte in Mexiko ist allgemein, Madera ist anscheinend machtlos, sie zu unterdrücken. Aus Mexiko eingetroffenen Nachrichten zufolge soll in Provcnir von mexikanischen Räubern unter großen Martern ein Deutscher ermordet worden sein. Das Telegramm lautet: Der Deutsche Hans Angel mann, Besitzer der Plantage Provenir in Veracruz, ist von Ban diten an einen Baum gebunden und dann in Stücke zerhackt worden. „Exchange Telegraph" meldet aus Mexiko: Präsident Madero hat uni fas sende Maßnahm en getroffen, um die Ruhe im Lande wieder herzustellen. An Stelle des bisherigen Kriegsministers Goranino Trevino ist Gonzales Salas, auf den der Präsi dent große Hoffnunaen setzt, auf diesen Posten be rufen worden. Täglich werden Hunderte von ge fangenen Insurgenten hingerichtet. Die Regierung hat den Truppen strenge Anweisungen s erteilt, gegen die Revolutionäre mit rücksichtsloser Strenge vorzugehen. Auf den Kopf Zapatas ist von Madero eine große Summe ausgesetzt worden. Die Haltung der Union. New York, 13. Febr. (Tel.) Die Nachrichten aus Mexiko lauten so beunruhigend, daß Präsident Taft trotz seiner Abneigung sich genötigt sehen dürfte, dennoch zu intervenieren. Die Stimmung in Mexiko gegen die Union nimmt einen bedrohlichen Charakter an, weil siär dort das Gerücht erhält, daß die ganze Revolution im Lande von Amerikanern geleitet werde, um den Vereinigten Staaten eine Handhabe zum Einschreiten zu bieten, damit sie Mexiko einfach in die Tasche stecken können. Das Leben aller Amerikaner und der anderen Fremden befindet sich daher in großer Gefahr. . Die- Revolution in Etzins. Puanschikais Begriißungstelegremm an Dr. Tunqatsen. Aus Peking wird gemeldet: Puanschikai sandte am Tage der Veröffentlichung des Abdankungscdikts an Tangschaoyi und Dr. Sunnatsen ein Begrüßungstelegraw.m folgenden Inhalts: Die Idee, für die Sie seit Jahren gekämpft haben, ist zur Tat geworden. Dis Monarchie China hat aufgehört, zu existieren, ein neues Reg im hebt an. Mit großer Freude schließe ich mich der Republik an, mö?e sich Lis in die fernsten ' Zeilen das Land erhalten und entwickeln. Puanschikai. et Peking, 13. Febr. Priv.-Tel) Ananfchi- kai wird in Tientsin eine provisorische repn- « Gme gesetzliche Regelung auf üem Gebiete ües Seerechts. Wie man nnS schreibt, hat der Bundesrat soeben einen Gesetzentwurf zur Feststellung von Regeln über den Zusammenstoß von Schiffen verabsctsiedet, der später dem Reichstag zur Beschlußfassung zugchen wird. Tiefer Gesetzentwurf ist ^ine Folge der von Deutschland mit 24 Scestaaten im Jahre )9l0 ab geschlossenen Vereinbarung über das Seerecht. Tic'es tlebereinkomiuen bezieht sich einmal auf den Zu sammenstoß von Schissen und auf die Hilfeleistung und Bergung in Seenot; cs regelt in erster Linie die Ersatz pflicht bei Zusammenstößen, indem cS die Haftung für den eingerichteten Schaden dem an dem Zusammenstoß schuldigen Teil zuspricht. Bei Zusammenstößen durch Zufall oder höhere Ge walt oder bei Ungewißheit über die Ursachen soll der Schaden von dem getragen werden, der ihn erlitten hat. Für den durch Tötung oder Körperverletzung entstandenen Schaden sollen die schuldigen Schisse Dritten gegenüber als Gesamtschuldner hasten, twr> behältlich des RückgviffsrechtS, desjenigen Schisses, das mehr befahlt hat, als ihm tatsächlich zur Last fällt. Der Landesgesetzgebung ist es Vor behalten geblieben, zu bestimmen, welche Tragweite und Wirkung in bezug auf dieses RückgriffSrccht die vertraglicl«n oder ge;etzlicl;en Bestimmungen haben, durch welch« die Haftung der Schiffseigentümer gegen über den an Bord befindlichen Personen beschrankt wird. Auch in bezug auf die V e rsü hrun g ß f r i stc n soll die Landcsgcsetzgcbung befugt sein, die in dem Abkommen festgesetzte Frist von 3 Jahren zu ver längern. Der Kapitän jedes bei einem Zusammenstoß beteiligten Schiffes ist verpflichtet, dem anderen Schiff und den darauf befindlichen Personen Beistand zu leisten, soweit er dazu ohne ernste Gefahr für sein eigenes Säsisf imstande ist. Auch hier sollte die Gesetzgebung der vertragschließenden Staaten er- aänzend etngreifen, wo keinerlei Vorschriften zur Bekämpfung von Zuwiderhandlungen gegen obige Bestimmung bestehen. Die weiteren Vereinbarungen der SeerecktSkonsevenz beziehen sich auf die Hilfe leistung und die Bergung für ein in Seenot befind liches Seeschiff und die Ansprüche auf diese Hilfe leistung. Zu einer für alle Teile bindenden Abmachung darüber, daß daS Uebercinkommen auch in den Kolo nien der vertragschließenden Mächte Anwendung findet, ist cs aus staatsrechtlichen Bedenken nicht gekommen. Gerade dis deutsche Negierung erklärte auf der Konferenz, sich di« Entschließungen hinsicht lich ihrer Kolonien Vorbehalten zu müssen. Jedenfalls kann erwartet lverden, daß die in dein Uebereinkom- men anerkannten Grundsätze auch ohne vertragliche Bindung in den Kolonien zur Einführung kommen werden. ' Burgenltuülen In Italien. Berlin, 13. Februar. Auf Veranlassung der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen hielt in Gegenwart des Kaisers, des Herzogs und der Herzogin Ernst Günther zu SHlrswry'-Holftern rmd des Fürsten-zu Forste n - vera, sowie eines zahlreichen Gefolges Architekt Professor Bodo Ebhardt im Konzertsaale der Königlichen Hochschule für Musik einen Bortrag über „Buraenstudien in Italien". Der Redner hat im Auftrage des Kaisers in den letzten Jahren Studien über italienische Burgen gemacht, deren erste Ergebnisse er in zwei Bünden eines großangelegten Werkes über „Ita lienische Burgen niedergeleat hat. Der Vortragende führte eine Reihe schöner Ausnahmen italienischer Burgen aus den Apenninen, aus den Abruzzen, aus Apulien, Kalabrien und Sizilien in Lichtbildern vor. Er zeigte zunächst die Ergebnisse des toskanischen Burgenbaues und wies nach, welch' ungeheure Zer störungen hier über eine hochausgebildctc Kunstübung hingegängen sind. Die wesentlichsten Reste sind in erster Linie in den Städten erhalten geblieben, so der Palazzo vccchio in Florenz. Durch den Einfluß der Päpste, die ja den verschiedensten Rationen ent stammten, gelangten die verschiedensten Stilarten zur Anwendung. Einzelne Burgen, wie Vracciano am Braccianosee bei Rom, muten im Aeußern ganz fran» zösisch an. wenn auch in den Einzelheiten die italienische Formgebung überwiegt. Die sämtlichen Burgen zeigen unter sich wieder ganz erhebliche Abweichungen, so daß man bald eine norditalienische Burg vor sich sieht, bald «ine an deutsche oder ausländisch > Motive anklingende. Sehr eigentümliche burglichr Anlagen zeigen die Bergnester in der engeren und weiteren Umgebung von Nom, z. B. in Subiaco, Avezzano, Ronciqlione, Narni usw. Eine ganz deionbe e Art von Bauwerken hat sich an der Küste des Mittel- ländlichen Meeres ausgebildet, wo die zahlreichen größeren und kleineren Befestigungen sich zum Teil noch bis aus unsere Tage Vcmohnvar erhalten haben. Es sind da zu nennen Piombino, Orbetello, Torre d'Aslura. Den Ueberqang von der Burg zur Festung bilden die hochinteressanten Anlagen des 15. und 16. Jahrhunderts, die teilweise rvn den berühm testen Architekten, San Gallo und ähnlichen Meistern, ausgesührt sind und von denen besonders schöne Beispiele erhalten sind in Civitavecchia an der Westküste und Senigaglia an der Ostküste, während die Werke von Ancona schon den aus gebildeten Festungsstil zeigen. Ter Redner zeigte auch eine Anzahl von Innen- nnd Außenarchitekturen, an denen er die große Bedeutung des Studiums der italienischen Schlösser und Burgen, auch der adgeleaeneren und mehr ursprünglich erhaltenen, auch für unseren modernen Haus- und Schloßbau darlegte, dessen praltische Ausgaben das eigentliche Wirkungsgebiet des Architeilen Bodo Ebhardt sind. Der_ Kaiser, der dem Vortrage mit lebhaftem Interesse gefolgt war, unterhielt sich nacb dem Vor trage noch längere Zeit mit Professor Bodo Ebhardt. Rusbttüung ron Gjlenbstznbeüienlteren im Samariterlttenst. Wie man uns schreibt, hat die Eisenbahnverwal- tung neue Grundsätze für die Ausbildung ihrer.' Angestellten im Samariterdienst bekannt gegeben Danacb sollen nur noch auf solchen Stationen, auf denen Hilsszüge und HilfSgerätewagsn anfgi"stclll sind und auf denen Zugpersonal stationiert ist, Bedienstete ausgebildet werden, außerdem in allen Wertstätis» einschließlich der Betriebswerkstätten. Auf allen itbrigeri Stationen und Dienststellen ist das Personal nur in der sogenannten ersten Hilfs «m unterweisen. Hür daS Zugpersonal soll danach gestrebt werden, daß in jedem Zngkorps mindestens ein aus gebildeter Bediensteter vorhanden ist. Die Personen zur Ausbildung, und zwar Beamte, Hilssbeamte nnd Arbeiter, sollen mit den ausbildenden Bahnärzten gemeinsam ausgewählt werden. Di« Teilnahme der im Samariterdienst ausgebildeten Angestellten an den Sanitätskolonnen und deren Hebungen lvird empfohlen. Für die Bahnärzte sind neue Grundsätze für di« Ausbildung ausgestellt. Die Amts- Vorstände sollen darüber wachen, daß der Samariter- unterrichä durch di« Bahnärzte, soweit erforderlich, neu erteilt wird, und dafz im übrigen die jährlichen WiederholungSkurse stattfinden. M äkin?08tM ist cker Sescstältsmonn, WMWW insorieiN unck sicb ckieses vortresflickon Vormitt- lunxsorg-ans reckt okt beckient. Oer l-eserlrreis ckes „l-eipri^er De^eblsttos" bet sich stets bewährt. ?reis8tellur>.ß-en unck Vertreter-flosucbe werckon unverbinrilich ruxesicbort. Oie plsltik in Ler Ausstellung ües Kuulmereins. In einem seiner vortrefflichen kunstpädagogischen Büchlein behandelt Lichtwa rk „Die Wiedererweckung der Medaille". Er schildert die ticje Barbarei, der diese von Behörden und Genossenschaften doch für alle möglichen Anlässe in Anspruch genommene Kunst gattung im Laufe des 19. Jahrhunderts verfallen war, bis endlich unter Vorantritt der Franzosen 'eines Chaplain, Not», Charpentier u. a.> seit den x)er Jahren auch in Deutschland neue künstlerische Regungen in diesem fast verdorrten Zweige der Kleinplastik erwacht und bald schon einige ichr er freuliche Blüten — wie «>wa die Vismarckmedaille Ad. Hildebrands — ans Licht getreten seien. Was Alfred Thiele in der Vitrine des Eingangosaalcs an solcherart Arbeiten ausgeleat hat. repräicntierr, ohne besondere und individuelle Vorzüge, etwa das mittlere Niveau dessen, wa» wir heutzutage auf diesem Gebiete durchschnittlich erwarten dürfen. Der Künstler schließt sich bald, wie in der Medaille auf Georg Göhler, der breiten Manier des lln'si'chea italienischen Medailleurs Pisanello an. bald postiert er zierlicher ausgesiihrte Bildnisse (so die hübsche Plakette aus den König), strebt aber stets vor allem nach einer gewißen gefälligen Säuberltchkeit des Vor trags, die — namentlich in den spielerischen Sport figürchen — den Eindruck des im eigentlichen Sinne Plastischen doch gar zu sehr vermißen läßt. Dieser etwas nüchterne Charakter einer mehr schulgerecht modellierten, als aus temperamentvoller, künstlerischer Empfindung herausgestatteten Form, haftet aber in noch stärkerem Maße den größeren Arbeiten Thieles, zwei weiblichen Bronzebüsten im Oberlichtsaal, an. Interessant ist es nun. an einigen im selben Raum htnzutretenden Büsten von anderer Hand weitere Möglichkeiten skulpturaler Bildntskunst da neben ins Auge zu fasten. Die zur Vergleichung sich zunächst darbietende reizvolle Tonbüste „Frau von Adelsheim" von Schreyögg-Karlsruhe, daran die bei Thiele entbehrten Qualitäten in dem allerdings schon an sich ausdrucksvolleren Material deutlich in Erscheinung traten, ist leider seit Sonntag wea- geräumt worden. (An seiner Stelle prangt nun ein von Frau Koner-Berlin gemaltes Damenporträt, das in seiner nur allzu damenhaften Koletterie mit Michaelis' Bildnissen erfolgreich wetteifert und künstlerisch dann auch ebensowenig ganz ernst ge nommen zu werden braucht.) Die so anregende plastische Lebendigkeit der ge nannten Tonbüste finden wir ähnlich auch bei der Por- trLtmask« Wilh. Trübner» von B. Elkan, woselbst im Brorizcguß noch die Spuren de: sonnenden Hand des Bildners unverwischt erhalten sind; die ehrliche technische Arbeit des Plastikers soll ganz unretuschiort, durch keinerlei stilisierendes Glätten verstaut, den Beschauer vor Augen gebracht werden, uno weniger die objektive, an sich leblose Form, als vielmehr deren momentan bewegter Eindruck, Gesamtein druck ist es, was der Künstler festzndatten sich be müht. Einer solchen impressionistischen Art der Bildnisplastik tritt gegenüber in einer zweiten Malerbüstc, dem schönen Bronzekopf Fritz von Uhdes von Adolf Cipri Bermann-München, die bewußte monumental dekorative Stilisierung in der Art Ad. Hildebrands, sowie weiterhin das Antike in der Hoch- renaisjancc. „Die Extreme berühren sich": Ber ni nun und Elkan sind bei aller Gegensätzlichkeit des formale.'. Ausdrucks vollkommen einig in dem freien Akzentuieren des Wesentlichen in der Bild erscheinung, wie überhaupt im Betonen der künstle rischen Selbständigkeit, im Gegensatz zu einer mit dem toten Naturabguß konkurrierenden Plastik, wie sie etwa Thiele vertritt. An Werken großfigurigcr Bildhauerei ist leider nur Weniges vorhanden. Von Felix Pfeifer die ModeUjtizze eine? Monumentatvrunnens, wo man schwer begreift, wie der Künstler 'eine so hübsch und lebendig bewegte bekrönende Figurengruppe auf den schwcrsälttg geformten und mit dieser im Stil jo abweichenden, akademisch langweiligen Ornamentik verzierten Brunnen hat hinausstellen mögen. Tas Beste haben wir uns zum Schluß aufgespart, zwei wettttche Figuren vor F. Klinisch, Charlotten- vura, die oieser Tage im Oberlichtsaal ausgestellt werden. Man mag hier wohl zunächst, und nicht ohne Grund, Anstoß nehmen an der gewaltsamen und namentlich bei der Steinfigur eigentlich sinn losen, willkürlich konstruierten Bewegung und Pose: — die Bronzefigur ließe sich etwa als verwundet zu sammenbrechende „Amazone" motivieren — und doch wird inan sich dem wohltuenden Eindruck hoher formaler, künstlerischer Kultur, den diese Gebilde vermitteln, bei längerer Betrachtung nicht ver schließen können. Begründet ist dieser Eindruck schon in der klassisch stilstrengen Anordnung auf eine Hauptansicht hin, der gewollten Bindung aller Be wegungen innerhalb einer möglichst regelmäßigen und ruhigen Sibouctte; dann aber in der erfrischend keuschen — nicht wie bei Bredts und Michaelis Nubitäten pikant lüsternen — Sinnlichkeit, in der diele schlanken und geschmeidigen Madchenkörper l empfunden und dargestellt sind. Man nehme sich Muße die delikate, lebensvoll plastische Erscheinung I dieser Gestalten in allen Einzelheiten — auch das I wundervolle Formenspiel der stark bewegten Rücken partie bei beiden'Figuren — wiederholt und'ein gehend zu verfolgen — und man wird, wie bei jedem echten, wahrhaften Kunstwerk, eine fühlbare Be reicherung des eigenen Anschauungs- und formalen Empfindungsvermögens als nachhaltigen und wert vollsten Gewinn davontragen. Or. Uaokreä Opperlm. Professor Mert Scobel Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Ver treter der deutschen Kartographie, Professor Albert Scobel, bis vor kurzem Leiter der Geographischen Anstalt von Velhagcn L Klasing, wurde gestern nach mittag zur letzten Ruhe bestattet. Albert Scobel wurde geboren am 5. November 1851 in Gkogau, trat schon in jungen Jahren als Lithograph in die bekannte Gcograptnsche Anstalt von Carl Flemming in seiner Batcrjtudt ein, wo er unter Handtkcs Führung arbeitete. Sein unermüdlicher Fleiß und seine hervorragende Begabung ermöglichten es ihm, nach mehrjährigem Wirken in Elogau, Wien und Berlin. 1877 als erster Kartograph m die Geo graphische Anstalt von Velhagcn k. Klasiiig in Leipzig, die damals unter der Leitung von Prof. Dr. R. Andree stand, einzutreten. Nach dem Rücktritt Andrees im Jahre EO übernahm er selbst die Leitung, die er bis zum Herbst 1611 behielt, wo ihn seine Er krankung zum Rücktritt nötigte. Die ganze Ent wicklung dieser Anstalt hat er so mit durchgemacht und sie ist zu einem großen Teil sein eigenes Verdienst. Immer weiter und höher wurden die Ziele gesteckt, und mit nie ermüdendem Schaffensdrang wirkte Scobel mit. Allbekannt ist der Andreesche Hand atlas, der unter seiner Leitung von der 3. bis zur 5. Auflage an Umfang und innerem Wert jo außer ordentlich zunahm. Das „Geographische Handbuch", das seinen '.'(amen trägt, bis zu seiner 5. Auslage, zu zwei stattlichen reich illustrierten Bänden heran- gewachsen, ist in seiner ganzen Anlage hauptsächlich sein Werk: die Abschnitte über Nordamerika und die Südpolarländer sind Meisterstücke populärwissen schaftlicher Darstellung im besten Sinne des Worts. In der von ihm begründeten Sammlung geographischer Monographien, Land und Leute" gab er in dem ersten Bande „Thüringen" ein Muster beispiel flüssiger und allgemeinverständlicher Dar stellung in Verbindung mit wissenschaftlicher Gründ lichkeit. Diesen Hauptwerken reiht sich würdig an der „Handelsarlas", der einen Sprung vorwärts in der Behandlung wirtschastskartographischer Fragen bedeutet. Eine große Zahl Schulatlanten und ein zelner Aufsätze zeugen werter von seinem ausgedehnten, vielseitigen Schaff«». In Anerkennung seiner Verdienste wurde er mit dem Professortitel ausgezeichnet: die Geographische Gesellschaft zu Pest ernannte ihn zum korrespon dierenden Mitglied und ebenso auch unsere Gesell schaft für Erdkunde zu Leipzig, in der er jahrzehnte lang als Vorstandsmitglied und Beirat in allen internen Angelegenheiten rege Tätigkeit entfaltete. Eine überaus große Zahl von aufrichtigen Freunden betrauern den viel zu frühen Heimgang dreies edlen und charaktervollen Mannes. O kt Die Frankfurter Universität. Nach der Ansicht der Minis'erialkommissare, die in der vergangenen Woche die Frankfurter Ilniversitütsanstalt besuchten, kann nunmehr als feststehend angenommen werden, daß die Frankfurter Universität nm 1. April 1914 eröffnet werden wird, falls sich nicht noch besondere Schwierigkeiten innerhalb der städtischen Behörden ergeben sollten. * Musikchronik. Die neue Orgel der Michaelis kirche zu Zeitz, ein Mert von 3 Manualen und Pedal mit 47 klingenden Stimmen aus der Hoforgeibau- anstatt Wilhelm NiUstmanu in Zörbig Lei Halle a/S., wurde am letzten Sonntag bei überfülltem Gottes hause durch Herrn Gottfried Deetjen au» Hamburg in einem Konzerte voraeführt und einge- weiht mit Werken von Bach und Reger, deren Vor trag ebenso dis Meisterschaft des Künstlers wie die Trefflichkeit des Instruments erkennen ließ. St. Hochschulnachrichtrn. In Freiburg im Dreisgau hat sich eine wissenschattliche Gesellschaft gebildet. Tas Vermögen der Gesellschaft, aus dessen Zinsen wisienichaftliche Bestrebungen jeder Art an der Universität Freiburg im Breisgau gefördert werden sollen, betrügt rund 525 000 — Der Assistent am Konservatorium der Staatssammlung vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmale in Stuttgart Dr. I. Baum wird sich an der Tech nische! Hochschule daseidst für Kunstgeschichte de» Mittelalters und der Renaissance habilitieren. — An der Universität Basel hat sich 2r. H. Bächtold als Privatdozent für mittelalterliche und neuere Geschichte, insbesondcrs Berückiichrigung der Wirt schafts- und Verfassungsgejchichte niedergelassen. — Der langjährige Dozent an der Münchner Tierärzt lichen Akademie Generalarzt Dr. Adolf Schuster ist im 72. Lebensjahre gestorben. Er war eine Kapazität auf ärztlichem Gebiete. — Der Professor an der Darmstädter Technischen Hochschule Dr. Karl G. Schwalbe hat einen Ruf als ordentlicher Pro fessor für Chemie an die Königliche Forstalademie in Eberswalde bei Berlin erhalten und an genommen.
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