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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.06.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120622027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912062202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912062202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-22
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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Seite 2. Nr. 3lS. 106. Iahr-any. Leipziger Tageblatt E' i stbenäauogab» i Sonnsvenü. 2?. Juni 1912. elungsrat Professor Dr. Bu»ley, Rittergutsbesitzer Schiller-Buckhaäen; ferner vom Norddeutschen ezatta-Deretn Richard C. Krogmanm Max Th. Alfred O'Swald, Friedrich W. Wentzel, (ar Warnholtz, H. v. Socken, B. Eonncnkalb, .(. Storm und G. Stucke; sodann Dr. Krupp von Bohlen und Halbach, Oberbürgermeister Dr. Fuß, Polizeipräsident von Schröter, Direktor von Holtzen- dorff von der Hamburg-Amerika-Linie, und vom deutschen Sealerverband die Herren Dr. Janssen und August Tobias. Bor der Tafel überreichte der Kaiser dem Vorsitzenden de» K. P. C., Admiral von Arnim, sein Bildnis, sowie den Vorstandsmitgliedern Grafen von Hahn-Reuhaus und von Schiller seine Photographie. Der Reichskanzler machte heute nach mittag dem Oberpräsidenten von Bülow einen Besuch an Bord des Regierungsdampfers „Sperber' . Ergebnis der Jubiläums-Wettfahrt. Bei der Jubiläumswettfahrt am Freitag aus der Kieler Förde siegten in 1-Klasse: Ger mania erste lKrupp - Erinnerungspreis). Meteor Weite lAtlantic Cup), Watcrwich dritte, v 2 K las sc: Comet (Jubiläums- und Wandervrets). 23 m-ll- Kla se: Shamrock erste (Jubiläumspreis). 19 m-ir- Kla se: Octaoia erste (Jubiläumspreis), Rorada zweite. 15 m-R-Klasse: The Lady Anne erste (Jubiläums-, Wanderpreis und Prinz Hein rich » Pokal). Jstria zweite (Zweiter Preis), Tuiga dritte (Dritter Preis). Mariska nicht gestartet. — 12m-1t-Klafse: Jerue erste (Jubi läums- und Wanderpreis), Mazda IX zweite. — 10 m-lt-Klasse: Tarpon II erste (Jubiläums- und Wanderpreis), Pesa zweite, Feinsliebchen VI l dritte, Pampcro vierte. Richt gestartet: Tonino und Kitty. Isa lll ausgegeben. — 9 m-tt-Klasse: Regina IV erste (Jubiläumspreis). — 8 m-It-Klasse: Ariadne lll erste (Jubiläumspreis), Manschen zweite (Extraprcis), Woge Vi dritte, Hummel vierte, Antiverpia IV fünfte, nicht gestartet: Clio, Auguste; Johanna VIII ausgegeben. — Sonder klasse: Tilly XV erste (Jubiläumspreis), Molch noeite (Ehrenpreis), Wittelsbach VIII dritte, Rest V vierte. Seehund lll fünfte,Elisabeth sechste, aufgeaeben Lunula. — 7 It-m-Klasse: Melusine II erste (Jubi- läumsprcis), Blitz XIV zweite, Star ll dritte, Kis met li vierte, nicht gestartet: Gincvra. Chirta II — «; m-Il-Klasse. Gefion IIl erste (Jubilciumsvreis), Windspiel XVI zweite, Hans Jürgen III dritte, Harald V vierte, Schelm fünfte, Undine sechste, Rurdug II siebente, Edelweiß achte (Protest), Jo- hanira 1! neunte (Protest), nicht gestartet: Sanssouci, Vinga II, Finn II, Jonquil. Wawi, Takis. Mac Miche, aufgeaeben: Vunty Elsie-Claire, Hela. — m-tt-Klasse: Greif lll erste (Jubiläumspreis), Panther zweite, aufgegeben: Grünau V. Sok- unü perlonslnschrlchten. * Infolge der Reife de» Kronprinzen Georg von Sachsen nach Tübingen tauciK jetzt di« Mitteilung auf, das; der Kronprinz wahrscheinlich demnäckHt die oortige Universität besuchen werde. Wie wir von zuverlässiger Seite erfahren, ist dies durchaus wicht ^er Fall, sondern der Kronprinz ist bereits jetzt bei ;-.er Leipziger Universität inskribiert und wird die Landesunivcrfitäl nach d«r Ableistung feines mili- ärischen Dicnstjahres voraussichtlich gemeinsam mit 'einem Bruder, dem Prinzen Friedrich Chri stian, besuchen. Der Kronprinz stattet lediglich in Tübingen dem an ver dortigen Universität studie renden jungen Herzog Philipp Albrecht von Würt temberg einen Besuch ad. Der Herzog ist bekanntlich ein Verwandter des Kronprinzen, da Prinz Jolzann Georg in feiner ersten Ehe mit einer württembcrgi- schen Prinzessin verheiratet mar. * Leutnan- Prinz Friedrich Sigismund vou Pre„- ßen wurde zum Oberleutnant im 1. Ga?bercgim«nt zu Fuß beförd'rt. " Herzogin Viktoria Adelheid von Lochjcn-Ko- bnrg-Gotha wurde heute nacht aus Schlag Call berg von einer Prinzessin glücklich entbunden. - Da? regierende Herzoqsvaar bar bisher zwei Prinzen (Erbprinz Johann Leopold und Prinz Dietmar! und eine Prinzessin (Sibylle). * Der Attach/ des deutschen Generalkonsul»:?-; in Antwerpen Dr. F r i tz v o n P a st ist der deutsche?. Ge sandtschaft im Haag zngetcilt morden. DeutlMS Reich. Das Nordsee-Geschwader aus Kiel abgerufen! Kiel, 22. Juni. Wi" amtlich mitoeteilt wird, er folgt die auffällige R ii ck b c o r d e r u n g des zur Kieler Woche nach Kiel kommenden Wilhelmshavener Geschwaders deshalb, um dem Geschwader im Heimathajen Ruhe zu ge währen. Die Begründung des Befehls erscheint so auffällig wie dieser selbst und lästr der Ver mutung Spielraum, dast in Wirklichkeit andere Ur- sack-en maßgebend waren, das Geschwader schleunigst wieder in die Nordsee zu beordern. Ein Gegenbesuch de» Reichskanzlers beim Grusen Derchtold. Frankfurt a. M., 22. Juni. Wie die „Franks. Nachr." aus Berlin erfahren, wird per Reichskanzler von Bethmann Hollwc-g nach der Zusammeittnnft des Kaisers mit dem Zaren in den finnischen Schären, bei welcher der Kanzler, wie bekannt, zugegen jein wird, sich nach Bad Gastein begeb.'», um dort «ine län gere Kur durchznmachen. In diplomatischen Kreisen wird es nicht für unmöglich gehalten, dast der Reichs kanzler auf der Reise nach oder von Gastein dem österreichischen Minister Les Neuster» Grafen Bcrchtold seinen Gegenbesuch abftatten wird. Danach wird der Reichskanzler «inen längeren Urlaub antreten, den er auf seinem Gute Hohen finow zu verbringen gedenkt. Der Staatssekretär des Reichskolonialamts in Lüderitzbucht. Lüderitzbucht, 22. Juni. Der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf ist hier eingetroffen und offiziell empfangen worden. Der Bürgermeister von Lüderitzbucht hielt eine Rede, in der er auf die schwierige Lage der Diamantenindustrie hinwies und die Hoffnung anssprach, dast der Staatssekretär ihr helfen werde, über die Schwierigkeiten Hinwegzu kommen. Der Staatssekretär erklärte, dast zn Pessimismus kein Anlast oorliegc, und versprach, die Angelegenheit mit der Minenkammer zu beraten. Auf die Frage des Laudesrata bezugnehmend, er- tlärte der Ecaotssekretär dann, er halte e» nicht für ratsam, dem Lande die volle Selbstverwaltung zu gewähren, es würden jedoch oller Voraussicht nach die Kolonisten größere Machtbefugnisse und grtzsteie Bewe^Ui-gsirciheit erhalten. Zc«trn:»Sfi-»q in Merzig-Loorimrg. Trier, 21. Juni. Bei der heutigen Landtags ersatzwahl iiu Wahlkreise Merzig-Saarburg Saarlouis wurde an Stelle des zurückgetretetten Abgeordneten Roeren (')cncraueutnant a. D. Freiherr v. Sieinäcker (Zciitr. / mst :V.)U gegen 3 liberale Summen gewählt. Frhr. v. S-eiiiäcker ist Rh inläudcr und war bi» vor kurzem Kam- .nondaiu von Posen. Er sreht im 01. Le'oeu Uahie. T'5 Pnn?o-Homnrission. I'. Bern, Juni. Wie es lieiül, wied nch die denticli französisch? .».ongo Kamerun v?>:>:,Us fion Anfang Dezember bereits nach d?m -lonav begeben, nm an Sri und Stelle die. Grenz- reguUerungsarbeite:'. norzunehmen. Wer wird rnsfischc? Botschafter iu Berlin? Berlin, 22. Iu >.i. Es hat den Anschein, Last die Zahl der P.rsön.ichleüen, die uch rm den Berliner Botschait', posten bewerben, ziemlich beträchtlich ist. Man nennt in eicier Hinsicht - a. een Ho'marichall Grafen Paul Kcnstantlncmrtich Benckendörff, v r se t vielen I.ihren im russischen Hosestenst: stchi una «in Änider des russischen Botschafters in London, G a>n Alexane«r Ven.ct.ndorsf, ist; yierdurch ist das irnge Gerächt -miftandcn, dast der Londoner Botschafter nach Bcrun verietzr werden solle. Auch davon spricht man, dast der Präsident des russischen Mini.tec- komitees und Minister der Finanzen Wlaoirr". Niko- lofswilsch Kokowzew Neigung habe, seine jetzigen aufreibenden Pflichten gegen die immerhin etwas leichter« Tätreleit eines Berliner Botschafters zu ver tauschen. Aus oer „Karriere" selbst scheint augen blicklich der Fürst Iwan Aleronorowitsch Kudaschew. Gesandter in Brüssel, Hosstallmelster und Wirt! chr Staatsrat, eie am wenigsten schlechten Chancen zu baben Fürst .Kudaschew ist ein Schwager des Pariser Botschafter--- non Iswolski: beide haben Schwestern, Gräfinnen Toll, geheiratet. Bon einer Kandidatur des der Person des Deutsch«» Kaisers attachierten Militärbeoolunächtiaten, Generalmajors von Ta- tischtschew sowie ces Herrn von Timrrjasew ist kaum mehr die Rede. Man wird richtig geben in der Ver mutung, dost sie Besetzung des russischen Botschafter postens in Berlin wahvschernllich bei der persönlichen Zusammenkunft des Kaisers mit dem Zaren erledigt wird. Znm Kampf in -er Metallindustrie. Halle (-Saale-, 21. Zum. Zum Kampfe in der Metallindustrie iu Hannover, der diesen Sonn- abcnd zu großen Aussperrungen in Halle und Magdeburg führen soll, erfährt der Vertreter der „Frankfurter Zeitung", daß auf Antrag des Metallarbeiterverbandes der Gesaintverbaud der deutschen Metall-Industriellen Verhandlungen angeordnet hat. Es wird noch heute eine Emi- gmlgskommissivn gebildet werden, zu der die beieiliglen Arbeitgeber und Arbeitnehmer je einen Vertreter stellen. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Verschiebung der Reise -e» Kaiser, nach Ischl. Wien 22. Juni. Kaiser Franz Joseph bat gestern den Ministern mitgeteilt, dast er seine für den 21. d. M. festgesetzte Abreise nach Ischl um einig? Tage verschiebe, da «r die Annahme der Wehrgcsetzvorlvgen abwarten will. Ankens der Opposirion an die Bürger Ungarns. Pest, 22 Juni. In dem offiziellen Organ der K o s j u t h p a r t e i vcröfsentlicht die verbündet« Opposition einen A u f r u f an die Bürger Ungarns, in oem dos Vorgehen des Ministerpräsi denten d'L Abgeordnetenhauses auf das aller- schärfste verurteilt, als Attentat gcgnr Freiheit unc Bcifassiii.g bezeichnet und die ganze Bevölkerung au'g:for?eri w-rd. sich wie ein Mann dagegen zu er heben und die Attentäter ihren Zorn suhlen zu lassen. Der Aunuf ist von sämtlichen 120 Mitgliedern der verbündeten Opposition unterzeichnet. Frankreich. Fortsetzung der Marokkodebatte. Im weiteren Verlaufe der Maroklodebatte in der französisch«» Deputiertenkammex be dauerte F la nie» die begangenen Nachlässigkeiten, die eine nur allzu groste Anzahl von Todes- oder Krankheitsfällen zur Folge gehabt hätten, trotz aller Aufopferung der Aerzte. R«dn«r empfahl sodann die Verwend irn g eingeborner Truppen, da mit die Grenze, gegenüber der verstärkten Der Me-er. Von Paul Ferman«. (Nachdruck verhol«».) Die Sonne lachte draußen so l-errlich und schön, >:ne lieben, warmen Strahlen erwärmten das Men- scNcnycrz. In dem gemütliche» Wohnzimmer des jungen McnschcnpaareS herrschte gerade das Gegenteil. „Du bist feige, «in Mensch ohne Willenskraft", eiferte die junge, schöne Frau. „Aber liebes >lind, ich bitte dich!" „Ach was, las; die übliclie Redensart, ich bleibe dabei", erwiderte sie. „Aber was soll ich tun, ich bi» nun einmal nicht ehrgeizig in deinem Sinne, ich bin zufrieden mit dir Und sehe daS Glück in einem liebevollen, Hanno- nischcn Zusninmenleben der Eheleute", versetzte er. „Bequemlichkeit, ich habe dieses täglich« Einerlei satt. Ich will leben, leben, leben!" „Leben? Was verstehst dn denn eigentlich unter leben?" fragte er ernst. „Leben bedeutet, etwas ans sich maclicn, was du nicht tust", erwiderte sie geringschätzig. „Gewiß tue ich das, aber in vernünftiger Weise; ich bemühe mich, aus bem'Leben das Beste zu machen, was mir möglich ist." „Na ja, da haben wir «S ja," versetzte die junge Iran eifrig, „du machst aber nicht daS Beste m Wirklichkeit," „Erlaube, du sruhst das Beste in dem Glänzenden, in dem äußeren Schein, ich sehe aber das Beste in ernster, stiller Arbeit im Beruf und im stillen, zufriedenen Glück zu Hause." Sie lachte spöttisch auf. „Am Geschäft ernst und u Haufe versauern; ich denke nicht daran, such? dir dazu, wer Lust hat." So und ähnlich ging der Streit schon seit längerer leit. Die junge, stolze Frau wollte mit ihrem Mann glänzen; denn das Zeug dazu hatte er, wenigstens nach ihrer Meinung. Sie paßten nicht zusammen, sie verstanden sich mcht und kamen somit nicht überein. Es kam der Namenstag der jungen Frau. Herr lich? Rosen standen auf ihrem Tisch und schöne, praktische Geschenke sollten sie erfreuen. Von ihrem einzigen verstorbenen Kinde hatte er ein hübsches Bild vergrößern lassen und freute sich im stillen ^er Uebcrrasehung, die er ihr damit machen würde. Tic Rosen wurden flüchtig berührt, die praktischen beschenke hätte sie sowieso benötigt . . . aber das Bild, ja, das Bild, das bedeutete ihr viel, alle?. SS war ein kleine- Wunderkind geivesen, an ihm hätte sie vielleicht erleben können, was sie so heiß erselntt«: ihren Ehrgeiz zu befriedigen. ES war ein äußerst begabte- Mud gewesen, und jetzt lag eS Kill auf dem Friedhof. AuS ihm wäre etwa- ge worden und jetzt . . . schrecklich. „Mein Kind, mein Kind, mein Himmel", schrie sie jammernd außer sich. „Aber Frau, du hast mich doch noch", versuchte er zu trösten. Da kam er schön an. „Dich, ha, den schwachen, bescheidenen Menschen", wehrte sie ab. „Laß mich!" Ein Wort gab das andere, der ewige Streit erreichte wieder einmal seinen Höhepunkt, und so kam eS vollends zum Bruch. „Gut, ich will gehen, leb« du in deiner seligen Gemütsruhe weiters rief sie in höchster Erregung, nahm das Bild an sich und stürzt? auS dein Zimmer. Am uäclKen Tage verließ sie ihn und siedelte zu Verwandten über. Ein Jahr war seitdem vergangen. Die hatte nie etwas von sich hören lallen und er . . . ihm blutete daS Herz. Er konnte ohne sie nicht leben, er liebte sie trotzalleZein. So kamen ihm die Gedanken: Sterben wollte er, aber ypcher wollte er ihr b«. weifen., baß -»v loi« Feigling.ivar> wie sie ihn sooft c^nannt ljatte. In diesem Sinne sollte sie dann wenigstens seiner gedenken. So ging er unter die Flieger. Ernstes und stilles Arbeiten, wie es seine Art war, ließen ihn bald seine Pilotenprüfung bestehen, und es kam der Tag des Preisfliegens, wo jein Name unerwartet aus der Tcilnehinerliste erschien. „Oft hast du mich Feigling genannt, cs soll dir bei der Liebe, die ich auch lMte noch für dich im Herzen trage, vergeben sein. Daß ich aber kein Feigling bin, soll dir meine Teilnahme an dem Konkurrenzslicgen beweisen. Nachdem du mich ver lassen hast, habe icb keinen Grund mehr, mein Leben ängstlich zu schonen, du sollst mick' als Held in deinem Innern bewahren", so lautete der Brief, den er ihr vor dem Starttage geschrieben hatte. Inzwischen hatte sich die junge Frau aber doch geändert und "hatte manches eingesehcn, nur ihr stolz hatte es nicht zugelassen, von selbst wieder zu ihrem Manne zurückzükehrcn. Jetzt war cS zu spat. Aber versuchen wollte sie cS trotzdem, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Ihn aussuchen, uni Ver- gebung bitten, und alles sollte wieder gut sein. Am Fliegertage war sie als eine der ersten auf dem Flugplätze anwesend. Aber trotz größter Mühe war es nicht möglich, ihn anzutrefsen. Dieses Wogen der Menscheumasse, dies Lachen und Fröhlichsein, und sie allein in ihrer Seelenqual und Angst. Irrend juchten il-re Ange». Da wurden schon einige Flugapparate auf den Startplatz ge schoben. Und kaum standen sic da, erscksien auch schon er. Ernst mit euergisck-em GesichtSausdruck. Sie wollte zu ihm, aber die Zuschauer stellen sich wie die Ädauern vor die Srartleine. Gewaltsam wollte sie durch. „Zurück!" erschallte die Stimme eine? Aufsehers. LS drehte sich alles iir ihrem Kopfe. Nun bestieg er schon deu Flugapparat. Der Motor wurde an- gedreht und sprang sofort an. Kräftige Hände hielten den Apparat. Ein Zittern ging dnpch ihn. Es war ihr, als -b .der Motor höhnend sein TodeSlied brüllte. Der Propeller sauste, Sand und Staub aufwirbelnd und hinter sich werfend. Das arme Weib wollte schreien, aber sie brachte nichts heraus. „LoSlassen!" Der Apparat bewegte jich vorwärts. Langsam ein Stück aus der Erde lausend, hob er sich und stieg gravitätisch in die Lüfte. Das Hurraschreien der Menge "deuchte ihr wie ein Verlachen ihrer Person. Ihre Sinne singen an, ihr zu schwinden, und sie mußte sich stützend an der Barriere halten. Immer höher "stieg die Mäsclüne mit ihrem Führer in die Lüfte. Mit heißem Blick und zitternden Knien verfolgte die Frau die Kreise, die ihr Mann in der Luft über dem Flugplätze auSsührte. Jetzt in der Stunde der Gefal-r wurde sie sich erst ihrer großen Liebe bewußt, die sie für ihn doch hatte. Zweifelnd für fein Leben hing ihr Blick wie hypnoti siert an dem immer kleiner „»erdenden Apparat, bis er sich entfernte, um da- voraeschriebene Ziel zu erreichen und dann wieder zuruckzukehren. Ahr tönten die Worte „Sterben" immer wieder in oen Ohren. Sie trug die Schuld, wenn ein Unglück geschähe. So jagten und peinigten die Gedanken das arme Weib. Die letzte Kraft zusammennehmend, wankte sie fort. Dort an der Rückseite eines Schuppen- wollte sie sick sammeln, wenn sie nur bis hm käme. Aber was war daS? Ihre Augen traten fast auS den Höblcn. Neber dem Einaag? d?S Flugmaschinen- schuppenS >var das Symbol des Fliegers angebracht, zwei gekrenztc Fahnen, weiß und schwarz, und dar unter stand sein Name. Der Name ihre- Manne»! Weiß und schwarz. Ja, Unschuld und Tod. Wie ein Dolchstich traf eS ihr Herz. Nur hinein in den Schuppen, damit sie in ihrer Ohnmacht nie- mav> sah. Dann brach sie zusammen, die KNI« versagten ich«» Dienst» und-hsiße- inbrünstige Ge- bete für den Mann hoch in Lüften stiegen zum Himmel encpor. Lange verharrte sie. Lautes Stimmengewirr löste sic ans ihrem starren Zustande. Jäh wurden die Türen aufgerissen, man schob einen Flugapparat in deu Schuppen, und dann . . . trat er ein. Heil und gesund. Ein Aufschrei. Er war bei ihr. „Ver- gib, kein Feigling!" stammelte sie. Sanft hob er sie ans und sorgte für ihre Unterkunft. Jetzt versteht sie ihn. Das stille Glück, von dem er stets geträumt hatte, ist eingezogen. Die Stunde der Gefahr hat ihr Herz geläutert und die beiden zusammcngebracht. Der ükkumulswc üer Zukunft. Bon fachmännischer Seite wird uns geschrieben: Unter diesen od«r ähnlichen Titeln sind in der letzten Zeit durch Fach- und Tagesblätter Berichte gegangen über eine Erfindung von Professor Han nover, die gewaltige Umwälzung in der Alkumu- latorentechnik hervorbringen soll. Von kurzem wurde schon in einem Artikel in der „Elektrotechnischen Zeitschrift" auseinandergesetzt, daß derartige Behaup" tungen über die Hannoversche Erfindung, wie sie ver schiedentlich durch die Presse liefen, jedenfalls vom theoretischen und praktischen Gesichtspunkt aus un möglich wären. Genau so sicher, wie man für Dampf maschinen seststellen kann, wieviel Wasser man mit 1 Kilogramm Kohle bestimmter Sorte verdampfen kann, genau so bestimmt und unantastbar läßt sich er mitteln, daß man beim Blei-Akkumulator mit 1 Kilo« gramm Material nur 115 Wattstunden erzeuyen kann. Hierbei ist aber nur das Material in Rücksicht gezogen, was beim Arbeiten des Akkumulators voll ständig umgewandelt wird; es ist kein Ueberfchuh, der in der Praxis unbedingt nötig ist^ zugegeben, und ferner ist kern Träger für die Masse, kein Material zur Verbindung der Platten und Elemente, kein Ge säß und kein Wasser zur Verdünnung der Säure ge rechnet. Berücksichtigt man dies alles und macht es so leicht wie möglich, so kommt man auf einen Wert von etwa 50 Wattstunden pro Kilogramm Akkumu- latorengewicht. Nun leisten aber am Markte befind liche Automobilbatterien schon 33 Wattstunden pro Kilogramm komplettes Akkumulatorengewicht. Diese Leistung kann man, wenn kein« Stöße, wie beim Automobil vorkommen, noch um etwa» erhöhen durch Erleichterung des Gefäßes usw. Man ersteht hier aus, daß man dem äußerst Möglichen, was in der Praxis zu erreichen ist, schon sehr nahe gekommen ist. und daß ein 4—öfaches, was hier Professor Hannover behauptet, überhaupt theoretisch unmöglich ist. Im übrigen aber ist die Hannoversche Erfindung durchaus in der Akkumulatorentechnik nichts Neue», da bereits von den achtziger Jahren bi, heut« eine ganze Reihe Vorschläge gemacht wurden, hochporös«s Blei herzustellen. Man hat auch solche Akkumula toren Anfang der achtziger Jahre schon in die Praxis einzuführen gesucht; fie sind aber vollkommen vom Markt« Verschwunden, weil st« sich nicht bewährt haben und von anderen Konstruktionen übertroffen wurden. Nach allem, was man bis jetzt au» Äer- öffentttchungen hört, handelt «» sich bei dem Akkumu lator Hannover, nur um Laboratorium»versuche im kleinsten Maßstab«, sowohl wa« die Größe der Der« suchsplättchen al, auch die Dauer der Versuch« be trifft, uns es würde auch in diesem Fall«, wie schon so manches Mal. zu Trugschlüssen führen, wenn man nach dem Ausfall derartiger Laboratoriumsverjuch« Folgerungen für die praktisch« Verwendbarkeit einer Sach« Hetzen wollte. L. Lobrdvolr. Ein Verkvüttenliaus für kleine Hsnüwerker. i. Lin bedeutsames Unternehmen für den Hand- »verkerstand wird in kurzer Zeit -um ersten Male ins Leben treten, nämlich das erste „WerkstättenhauS" auf gemeinnütziger Grundlage für kleine Hand werker. Das Werkstättenhaus soll an dem Groß- schiffahrtswege Berlin—Stettin errichtet werden. DaS WerkstättenhauS wird nämlich mit allen Einrich- tungen und technischen Errungenschaften der sreuzeit ausgestattet sein, die sich em kleiner Handwerker allem nicht leisten kann. Durch das Fehlen dieser Einrichtungen in den kleinen Werkstätten ist der Handwerker dem großen Unternehmer gegenüber im Nachteil. Diesem Uebel soll das WerkstättenhauS abhelfeu. Jeder Handwerker, der hier eigentlich seine Werkstätte hat, soll in die Lage gesetzt sein, für billiges Geld eine sck-one Werkstättc -u besitzen und die modernsten Maschinen benutzen zu können. Ein zweiter großer Vorteil dieses gemeinnützigen Werk- stätteuhauses ist darin zu sehen, daß bei dem Bau alle Anforderungen der Gesundheitslehre und der Sicherheit, >vie gute Lüftuug, große Helligkeit der Räume, genügend Anzahl der Ausgänge berücksich tigt werden. Die Mieten werden mit 4 Mark pro Quadratmeter bemessen und sollen nur der Ver- zinsung des Anlagekapitals dienen, da ein Ueber- schuß nicht erstrebt wird. Das WerkstättenhauS wird Anschluß an die Bahn erhalten, so daß der Transport der Arbeiten leicht und billig vonstatten gehen kann. Das WerkstättenhauS bietet demgemäß den kleinen Handwerkern alle Vorteile, in technischer und hygie nischer Hinsicht, die bisher nur bei kostspieligen Anlagen erreichbar waren. S * Die Portriitausstellnng im Stadtgeschichtliche« Museum erfreut sich nach wie vor eines sehr guten Besuchs. Der Katalog, für den sich bereits ein leb« Haftes Interesse kundgibt, wivd nunmehr bestimmt Mitte der kommenden Woche erscheinen. Bei dem be deutenden Umfang d«r Ausstellung und den erheb lichen Schwierigkeiten, die die Untersuchungen über die Lebensumstände der in Betracht kommenden Künstler sowie über die zahlreichen dargestellten Per sönlichkeiten verursachten, war das nachträgliche Er scheinen das Kataloges beim besten Willen nicht zu vermeiden. Sobald der Katalog ferttggestellt ist, werden allwöchentlich mehrere Führungen durch di« Ausstellung stattfinden. * Theaterchronik. Die am 28. Juni am Leipzi ger Stadttheater in der Inszenierung des Geheim rat» Martersteig zur Uraufführung gelangende Tra gödie „Johanna von Neapel" von Hanna Rade« macher wurde auch vom Stadttheater Hamburg- Altona und vom Neuen Schauspielhaus in Königs berg zur Aufführung erworben. — Rudolf Herzog «rschernt mit einem neuen Lustspiel „Herrgotts musikanten" im Herbst wieder auf der deutschen Bühne. Die Uraufführung findet am Hamburger Thaliatheater statt. — HermannSudermann» neueste» Werk „Der aut« Ruf", Schauspiel in vier Akten, wurde von Direktor Lothar für da« Komödien hau« in Berlin zur Uraufführung erworben. — Ger. -art Hauptmann legt die letzte Feile an zwei neue Dramen, di« er beendet hat. Da» eine Drama ist schon vor Jahren in Angriff genommen worden, hat längere Zeit gerubt und ist erst jetzt vollendet worden. Da« -wett« ist ganz ein Produkt dieses Frühjahr». Ueber Titel und Charakter der neuen Werke hat der Dichter vorläufig nicht» ver lauten lassen. Eins davon dürste aber jedenfalls schon in der kommenden Saison zur Aufführung ge langen. — Der Leipziger Schriftsteller Friedrich Bartel» hat «in neues Drama geschrieben, „Burg Weibertreu" betitelt, das vom Münchener tzofth«ater Mr Uraufführung erworben wurde.
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