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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.06.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120622012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912062201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912062201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-22
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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Seite 2. Nr. 3l< los. Istzr-an-. Leipziger Tageblatt Morgenausgabe schnittsdauer eine» Dienstpserde» ist bestimmt worden, daß sie bet den Maschinengewehr-Abteilungen, bei der Feldartillerie und bei den Bespannuna»ab- teilungen der Futzartilleri« (warmblütige Pferde» 9 Jahre betragen soll, bei der Kavallerie und für schwere kaltblütige Zugpferde bei der Fußartillerir, bei den Luftschiffertruppen und bei den Munitions- traqtieren 1» Iahre zu währen hat. Bei den Maschineugewehr-Kompanien (Zugpferde), bei den Telegraphentruvpen, dem Train und den Lustschiffer- truppen lwarmblütige Pferde) beträgt sie 12 Jahre. Bei den Reitschulen endlich ijt sie auf 7 Jahre fest« gesetzt. — Die prällüentenwM in Amerika. Ganz unerhört« Vorgänge spielen sich jetzt in Chicago ab unerhört selbst für oa» Land der unbe- grenrben Möglichkeiten. Die einzelnen Vorgänge, di« Zusammenhänge de» Wahlkampfes, das Hin und Ser von Stunde zu Stunde, dem deutschen Zeitunas leser auch nur einigermaßen deutlich und verständlich zu machen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Es wird kaum «inen Europäer geben, der die amerikanischen Parteimechanismen vollkommen übersteht. Außerdem P da» Präsidentschaftswahlrecht der Vereinigten Staaten da« komplizierteste und verschrobenste,, das man sich denken kann. E» wäre also aussichtslos, in einem Zeitungsartikel den Werdegang der Kandi datur auseinandersetzen zu wollen. Man must sich darauf beschränken, die wichtigsten Depeschen zu re gistrieren. Chicago, LI. Juni. Der Nationalkonvent ver tagt« sich auf heute, da die angefochtenen Delegierten wählen noch unerledigt sind. Es gebt das Gerücht um, Roosevelt werde rm Konvent erscheinen. Roose velt sagt« in einer längeren Erklärung, er hoffe, die ehrlich gewählt« Mehrheit des Konvents werde sofort die Reinigung der Delegiertenliste von unehrlich Ge wählten fordern, andernfalls hoffe er, die ehrlich Ge wählten würden di« wetteren Beziehungen zum Kon vent abbrechen. Fall» di« Hrlich Gewählten di« Lei- tung selbst übernahmen und ihn nominierten, nehme er di« Wahl an, fall» einig« Delegierte sich scheuten, einen solchen Standpunkt einzunebmen, die übrigen aber nominierten, nehme er gleichfalls die Wahl an. Gr bade sich vom Volke keinen Lohn für die ihm im Wahlkampfe geleisteten Dienste zu versprechen. Nachmittag» fand ein« kursierst erregte Versamm lung der Delegierten statt. Den Anhängern Tafts ist e« gelungen, die Progressisten daran zu Verbin dern, mit Roosevelt gemeinsame Sache zu machen. Dies ist gleichbedeutend mit einem abermaligen Sieg Tast». Im Sitzungssaal« zirkulierten alle möglichen und unmöglichen Gerüchte. So wird u. a. erzählt, daß der Delegierte von Nebraska, Barneh, mit dem Gouverneur Hadley Vereinbarungen getroffen hat, Taft den Sieg zu lassen und dann mit den Anhängern Rocksevelt» und Taftleuten zusammen eine neu« Partei zu bilden. Soviel Politiker, soviel Meinun- gen. Roosevelt ist jedenfalls nicht mehr vollkommen Herr seiner Parteigänger. Weiter heißt e», daß Senator Dickson, der General agent Roosevelts, in der Wahlkampagne nach einer längeren Konferenz mit Roosevelt formell erklärt hat, dass, falls di« Konvention die 78 Delegierten, deren "Mahl nach Ansicht der Rooseveltianer auf betrüge risch« Weis« erfolgt A durch Parteigänger Roose velts ersetzt, diese die Konvention nicht-al» gesetzlich anerkennen und verlassen werden. Senator Dickson weigerte sich jedoch, weitere Auskünfte über die Ab sichten Roosevelts zu geben. Chicago, 21. Juni. Roosevelt erklärte gestern, dasi er unter Umständen au» der republikanisch«» Partei austreten und die Führerschaft der neuen fortschritt- lichen Partei übernehmen werd«. Das Wahlpril- fungskomite« erklärt« während der Nackt über drei- ßia der von Roosevelt angefochtenen Mandate für gmtig. Vie Lage in Marokko. Bereit» in unserer gestrigen Abendausgabe mutz ten wir von neuen Angriffen der Araber und Berber gegen die Franzosen berichten, und auch heute liegen wieder Meldungen über neue Kämpfe der Franzosen mit den aufständischen Stämmen vor. So besagt eine Meldung aus Fez, -aß sich di« Kolonne des Generals Gouraub nach den Ufern des Jnauenflusscs begab, wo sie schwere Kämpfe mit den Eingeborenen zu bestehen hatte. Die Eingeborenen nehmen eine offene Feldjchlacht, die ihnen von französischen Trup pen angeboten wird, nicht an, sondern begnügen sich damit, auf die Nachhut oder Vorhut der Franzosen aus weiter Ferne zuschiehen, denn die Eingeborenen fürchten die Artillerie, di« ihnen so grosse Verluste beigebracht hat. Die Franzosen haben bisher 12 Tote, darunter «inen Leutnant und 2 Unteroffiziere zu beklagen, autzerdcm ungefähr 20 Verwundete. Ferner hatte am Mittwoch ein Bataillon der Truppen Gourauds ein hartnäckiges Gefecht mit einer Erngeborenen-Harka. Im Verlause dieses Gefechtes geriet die französische Abteilung in eine Gegend, die bisher von den Franzosen noch nicht berührt worden war. Dort fanden die französischen Truppen die Leichen zahlreicher franzö- si scher Infanteristen, di« jedenfalls von den Arabern dorthin geschleppt worden sind. General Kourauo bat nunmehr angeordnet, datz die D ö r- fer der Eingeborenen sowie die Ernte- vorräte verbrannt werden sollen, da er darin das einzige Mittel sieht, um di« Eingeborenen zur Vernunft zu bringen. Di« Lag« für die Trup pen ist sehr ungünstig, da der Schirokko wütet, wodurch di« Lebensmittelzufuhr außerordentlich er- schwert wird. Auch hat sich neuerdings, wie nachstehendes Tele- gramm besagt, di« Lage in Marrakesch verschärft. Die Meldung lautet: Tanger, 21. Juni. Die Zwietracht zwischen den Kais Tl Glaui und Mtugi hat sich ver schärft. Auf der Straße nach Marrakesch wurd« ein F ranzose von Reitern der Rehamma über- fallen, ausgeplündert und dann wieder freigelassen. In der Gegend von Tadra herrscht Bewegung. O Di« Reis« d«» Bei von Tunis nach Pari». Tunis, 21. Juni. Die Abreife des Bei von Tunis nach Pari» wird voraussichtlich am 7. Juli erfolgen. Am 14. Juli wird der Bei und Sultan Mul«y Hafid der «rotzen Truppenschau beiwohnen. Internationale Lunkenlpruch. Übermittlung für Seefahrer. . Das Auswärtige Amt ist, wie man uns schreib^, vom Reichsmarineamt ersucht worden, bei den anderen sevfahrvnden Stationen anzuregen, ob dies« das in Deutschland ein geführt« System der I unken- spruchübermittlung für Seefahrer gleichfalls «inspt- führen beabsichtigen. Es handelt sich hierbei um die für all« Schiffe gleich wichtige Frage der Orientie- rung auf dem Meere, di« zum großen Teil« durch Seezeichen bewirkt wird. Eoball) dies« von ihren Stationen abgetrieben werden, was in einzeln«, b«- „Das Meer erglänzte weit hinaus Hygienische Etrandstudie v. Dr. med. H. Leo Günther. Der Sommer ist gekommen, „die blühende, goldene Zeit". Da regt es sich tief im Menschen oerzen. Zu enge wird's ihm hinter den Mauern. Di« Sehnsucht erwacht nach blauen Fernen und neuen Sternen. Und winkt endlich die Vakanz, der Urlaub, so führt sie die einen hinauf in das majestätische Alpenpanorama, die anderen in die gewaltig« ozeanische Natur. Die letzteren erwählen fürwahr nicht das schlechtere Teil. Und Tausende und wieder Tausende rufen in des Sommers Tagen, wie Heine am „Nordfee-Zyklus": „Uno frei aufatmend begrüß' ich das Meer, Das liebe, rettende Meer." Indessen ist es noch nicht so lang« her, datz wir unser Meer, den „marinen" oder „maritimen" Heil apparat d«r See, in den Dienst der Hygiene, der Prophylaxe und d«r Krankheitsbeeinflussung ge stellt haben. Erst im 18. Jahrhundert lenkten evangelische Aerzte die Aufmerksamkeit wiederum auf die Heil kraft de» Meere». 17V3 wurde in Doberan ein See bär» angelegt. 1797 folgte das erste Nordseebad. 1802 setzte Friedrich Wilhelm III. 200 000 Tal«r au», um bei Kolberg ein Seebad zu errichten. Und die Kurfahrten zur See, die schwimmenden Sanatorien und Pensionat« sind sogar ein Kind unserer Tage. Wie sich in den Bergen nach der größeren oder ge ringeren Erhebung und den sonstigen Lagevekhält- nisten sehr beträchtliche klimatische Unterschiede geltend machen und wir deshalb von dem einfachen „Bergklima", d«m „voralpenklima" und dem eigent lichen „Alpen- und Hochgebirg»klima" red«n, so ähn lich verhält «» sich auch mit dem „Eeeklima". Di« klimatischen Verschiedenheiten entspringen hier aus der Lage und landschaftlichen Umgebung, au» der Wasser, und Luftbeschaffenheit und den örtlichen Windströmunaen. Welche klimatischen Unterschiede walten schon zwischen den Nord- und Ostseebädern! Die Ostsee ist «in geschlossen«, Becken ohne starken ZveNenfchlog, mit großem Zufluß von süßem Fluß wasser und daher geringem Salzgehalt s0,49 Prozent). In d«r offenen Nordsee, dem deutschen M«e« mit dem hohen Salzgehalt (3,44 Prozent), mit Ebbe und Flut tdi« Flutbckh« beträgt 2,8—« Meter) kommt dagegen di« Wirkung de» maritimen Klima» voll zur Geltung. Trotz aller dieser Linzeluntersckied« aber sind ''eim Seeklima zwei konstante und überall zutreffend« Wert« zu eigen: di« Gleichmäßigkeit der Temperatur und der hohe Darometerdruck. Der gleichmäßige, sogenannte limitiert« Cha rakter de» Seeklima, zeigt sich nicht nur Mischen der Tag« und Rachttemperatur, sondern auch die Jahreskurve «eist einen ziemlich ausgeglichenen Verlauf nach. Diese Temperaturkonstanz ist selbst verständlich in südlicheren Breitegraden, z. B. an der Riviera, eine größere al» an den Küsten der Ost- und Nordsee. Aber auch hier gibt es kein« schroffen Differenzen in der Zuständigen Thermometerkurv«, zwischen Sommer und Winter. Wie langjährige meteorologische Untersuchung ergeben, nimmt die Luftwärme an der See beträchtlich langsamer ab als im Binnenland, so datz an der Nordsee bis zum Dezember die Temperaturen mit denen der Riviera fast gleichen Schritt halten und daß selbst im Winter die Temperatur auf einer Höh« bleibt, die im Mittel den Gefrierpunkt kaum erreicht. Klimatisch besteht also kein Hindernis, um den stärkenden und an regenden Einfluß unserer heimischen Seebäder auch im Herbst und Winter in ausgedehntem Matze zu Kurzwecken anzuwenden. Di« Ursachen für den dem Kontinent gegenüber mehr ausgeglichenen Charakter der Küsten- und Jnselbäder liegen in -er mächtigen Sammlung der Wasser und in -em flachen Strand, wie z. B. an der Nordsee. Auf -em Meer, an der Küste, sogar in der Um gebung von Binnenseen wirkt das Wasser wie eine große und dazu noch kostenlose Heizanlage, die in heißen Zeiten die Würm« der Sonne in sich auf nimmt, um sie in kühleren langsam wieder abzugeben. (Man hat berechnet, datz z. B. der Genfer See im Laufe eines Winters eine Wärmemenge an die Lust liefert, die bei der Verbrennung von SS Millionen Tonnen Kohl« entstünde. Umgekehrt entzieht er im Sommer der Luft so viel Wärme, -atz die durch schnittliche Temperatur um 2 bis 3 Grad niedriger ist als in einiger Entfernung vom Genfer See.) Auch die Tag- und Nachttemperaturen werden durch den Einfluß großer Wasserflächen konstant. Ferner tragt auch das Vorherrscl)«n regelmäßig wiederkehrender örtlicher Windströmungen — ander Nordsee sind es die milden und weichen westlichen und südwestlichen Winde — zur Gleichmäßigkeit der Temperatur bei. Doch da» Thermometer allein sagt uns nicht das Wichtig« über di« Eigentümlichkeiten de» Sceklimas. Da» klimatisch Bedeutsamste ist di« reine, freie, stet» bewegte Luft, di« salzhaltige Meeresbrise. Des wei- - teren die starke Lichtfülle, der hohe, gleichmäßige Barometerdruck, die beträchtliche Luftfeuchtigkeit und ihre elektrische Leitfähigkeit. Das Seeklima verfügt mithin Uber beruhigend wirkende und anreizend« Heilfaktoren. Zu den ersteren zählt der verstärkte Luftdruck, di« hohe Luftdichtigkeit. Daraus folgt eine Steigerung der Lungenoentilation. Di« Atemzüge werden langsamer, tiefer und ausgiebiger. Die Herztätig keit steigt, L«r Puls wird langsamer und kräftiger. Durch die lebhaftere Betätigung der Blutkreislauf organe hebt sich das Bedürfnis nach Nahrung. Der günstig« Einfluß der See auf den Stoffwechsel und dte Ernährung macht sich geltend. Man nimmt an Körpergewicht zu. Der meist heitere Simmel wirkt nicht nur durch di« Vermittlung der Sehnerven umstimmend un wohltätig anregend auf Gemüt und Geist, sondern auch durch die Zerstreuung der Elektrizität, die auch durch die Berührung zwischen Luit und der unermeß lichen Wasserfläche fortgeleitet wird. Dazu kommt di« tiefe Ruhe und die Majestät -er ozeanischen weglen Teilen unserer Nord- und auch Ostsee nicht selten vorzukommen pflegt, weA»en durch Funken spruch alle solche unerwartet eintretenden Aende- rungen an der deutschen Küste der Schiffahrt mit geteilt. Gegenwärtig kann das Gleiche beim Ver treiben fremder Seezeichen nicht geschehen, da es an einer Vereinbarung mit den übrrgen Staaten fehlt, und alle Veränderungen der Zeichen nur aus brief lichem Weg« m Sammelheften zur Kenntnis der deutschen Marine gelangen, so daß von einer schnellen Uebermittlung entsprechender Nachrichten nicht die Red« sein kann. Nun sind aber gerade die fremden Seezeichen des Kanals und der Nordsee, die vielfach von besonderer Wichtigkeit sind und deren Abtreiben für die Schiffe leicht verhängnisvoll werden kann. Es liegt daher im allgemeinen Interesse der Schiff- fahrt, nicht nur allein im deutschen Interesse, datz die vom Neichsmarineamt seit 1910 eingeführte Ein richtung der funkentelegraphischen Weitergabe solcher Nachrichten auch von den übrigen Staaten übernommen wird. Für die Äebermittlung -er Funkcnsprüchc sind Gebühren zu zahlen, deren Ab schaffung erwünscht erscheint. Ihr« Erhebung ist in dessen reichsgesetzlich fcstgelegt, so datz die Neichsposi- verwaltung weiter an diesen Abgaben fosthalten mutz. Nur eine Abänderung der betreffenden gesetz lichen Bestimmungen könnte hier Abhilfe schaffen. Gegenwärtig werden die Vertreibungn der See zeichen, wenn si« als wichtig für die Schiffahrt erachtet werden, sofort nach ihrem Bekanntwerden funken- telegraphisch gemeldet, ferner um 1 Uhr mittags und irachts in unmittelbarem Anschluß an di« Zeit signal«. Sie werden solange wiederholt, bis die entstandenen Gefahren als beseitigt gelten können. Da die Telegramm« nicht gebührenfrei sind, können nur die wichtigsten Abänderungen telegraphiert wer den. Funkentelegraphische Meldungen über weniger wichtige Fälle müßen der Kostspieligkeit halber jetzt unterbleiben. DeutWanüs Sultursusgslren. Da» Grog der Steuerzahler hat meist nur recht unbestimmte Vorstellungen von der Verwendung der Einkünfte des Staates und der übrigen öffentlichen Körperschaften. Wohl läßt im Wahlkampfe fast jeder Kandidat vor seinem Publikum lang« Zahlenreihen aufmarschieren, um zu beweisen, daß die Groschen der Steuerzahler gut oder schlecht angewendet werden, datz die Ausgaben für Heer und Flotte in keinem vernünftigen Verhältnis stehen zu den so genannten Kulturausgaben oder umgekehrt. Wenn auch anzunehmen ist, daß der Vortragende in der Regel in der Verwendung de» Ziffernmaterial» so objektiv verfährt, wie man eben von einem Wahl kandidaten verlangen kann, so ist doch kaum zu be zweifeln, daß di« Ergebnisse solcher Untersuchungen je nach dem Partei st andpunkte besten, der sie vornimmt mehr oder minder stark voneinander ab weichen. Meist fchlt auch denen, di« in der politischen Diskussion mit statistischem Material operieren, die jenige Kenntnis der Quellen und der Methoden d«r Statistik, di« Vorbedingung für ein« richtig« Be». urteilung de» Ziffernmaterial« ist. Auffallend selten wird di« Verteilung der öffentlichen Ausgaben zum Gegenstände streng wissenschaftlich«! Untersuchungen gemacht, obwohl gerade auf diesem Gebiete noch manche wertvollen Ergebnisse zutage gefördert werden könnten. , ' Ein« in letzter Zeit von Dr. L. Sevin veröffent lichte ftnanzstatistische Untersuchung, die sich in der Hauptsache auf „Deutschland« Kulturausgaben" er streckt, gewährt «in ziemlich klare» Bil-d von d«r Ver- Wendung der öffentlichen Mittel tm Reich, in den Gliedstaaten, Gemeinden und Höheren Kommunal verbänden. Hiernach beanspruchen die ordentlichen Natur, wie die Gleichmäßigkeit der Gesicht»- und Gehöreindrücke. Diese milden, beruhigenden Agenzien können je doch ihre gesundheitliche Einwirkung nur dann voll äußern, wenn sie nicht durch stärkere Reize übertönt werden, z. B. durch die vom Master und von dem weißen Dünensand reflektierte mächtig« Licht strahlung, durch Sturm und Brandung. Unter den erregenden Eigentümlichkeiten -es Seeklimas nimmt di« stete, starke Luftbewegung di« erste Stelle ein. Am Morgen ist die Küstenluft wärmer als di« Sammlung der Master. E» webt «ine erfrischend« Brise vom Meer in« Land. Aehnlich erklären sich die Landwind«, die gegen Abend nach der sonnen erwärmten See hinziehen. Diese lebhaften Windströmungen und der reichlich« Salzgehalt der Atmosphäre fördern die Wärmc- ausschei-ung und massieren den Rock des Leibes, di« Haut. Blutzöllen, die vorher in inneren Provinzen kreisten, treten jetzt in großer Zahl in die feinen, in der Haut gelegenen Endigungen des Blutsystems. Der Blutkreislauf erfährt eine mächtig« Anregung. Di« sichtbaren Zeichen sind die frischen Farben, ist das gesunde Wangenrot. Die stark durchblutete Haut entlastet die inneren Organe, zumal das Herz. Dar aus erklärt sich die Verlangsamung und Stärkung des Herzschlages und des Pulses. Einen noch weit mächtigeren Heilfaktor liefern die Seebäder. Drei Dinge kommen bei dieser Badeform in An schlag: die niedrige Temperatur der See, ihr Salz gehalt und der Wellenschlag. Diese mechanischen, thermischen und chemischen Momente greifen in einander, summieren und ergänzen sich mit der immer windbewegten Luft zu einer starken Gesamt wirkung. Ihre Ergebnisse jedoch variieren, je nach dem man in der salzarmen, -er Ebbe und Flut er mangelnden Ostsee oder in der sehr saljchaltigen Nordsee, an den meist wellenschlagarmen Küsten. Plätzen oder in der offenen See badet. Im all gemeinen aber kann man die Wirkung der Seebäder und der Seeluft etwa der Verbindung eine» Hoch gebirgsaufenthalte« mit einer Kaltwasserkur an di« Seite stellen. Dieses bald stärker«, bald schwächere Anklingen der klimatischen Reiz« zicht «ine steigend« Reaktion, kleinere und größere Kämpfe und Turniere des Or- ganismu» nach sich, in denen er sein« Leistung,- ftihigkeit und Widerstandskraft bewähren soll. Darin liegt das Heiksam«, der bleibend« Gewinn d«r Klimakur. Doch nicht jeder ist den Ansprüchen gewachsen, die der Salzhauch der windbewe^ten Luft, der stürmende Atem des Meere» und die Seebäder an den Körper stellen. Vielen fehlt die nötige Breit« der Akkomo- dation. Si« vertragen die starke Abkühlung ihr«, Innern schlecht und reagieren auf die energischen S«er«ize mit Appetitmangel, Schlaflosigkeit, Her,- angst und anderen nervösen Beschwerden. Im Einzelfalle jü>och kommt alles auf di« richtige Abstufung und Dosierung der klimatischen Faktoren an und auf di« Anpassung an -en Kraft- und Ge sundheitsfonds. Denn auch di« starken, erregenden Sonnsvenü, 2S. Juut l912. und außerordentlichen Bildungsaurgaben 2b bis 21 Prozent vom Verwaltungsbedarf der ge samten öffentlichen Körperschaften, der in der Denk schrift zur Reichsfinanzreform auf 5190 Millionen Mark geschätzt wurde. Nimmt man an, datz dies« Schätzung der Denkschrift im allgemeinen der Wirk lichkeit entspricht, so betragen die Ausgaben für da» Bicdungswesen für das Jahr 1907 1047 bi, 1080 Mil» lionen Mark oder 17 .« pro Kopf der Bevölkerung. Für Heer und Flott« werden insgesamt 1100 Millionen Mark oder durchschnittlich 18 .<( pro Kops aufgewendet. Die innere Verwaltung beanspruchte 38 bis 39 Prozent der Gesamtausgaben, das find 1953 bis 1920 Millionen Mark oder 31 bi» 32 pro Kopf. Auf die Finanzverwaltung ohne Schuldendienst, aber einschließlich Pensionen, entfallen 13 Prozent oder 700 Millionen Mark. Das entspricht einer Ausgabe von 11 -tt pro Kopf. Für di« Rechtspflege und die äußeren und landes herrlichen Angelegenheiten werden 8 Prozent der Gesamtoerwaltungsausgaben oder 390 Millionen Mark aufgewcndet. Auf den Kopf der Bevölkerung entfallen demnach 6 -il. Abgesehen von den Bauten und anderen außerordentlichen Kosten wurden im Jahre 1907 bzw. 1908 von den einzelnen Verwaltungs organisationen insgesamt 951,5 bis 981,5 Millionen Mark bereitgestcllt. Hiervon entfallen auf das Reich 17,8, auf die Bundesstaaten 379,6, die Gemeinden mrt mehr als 10 000 Einwohnern 342,0, die Gemeinden unter 10 000 Einwohnern 197,2 bis 226,9 nnd auf di« höheren Kommnnalverbänd« 14,9 bis 15,2 Millionen Mark. Von besonderem Interesse ist die Entwicklung der Volksschulkosten in Preußen seit der Grün dung des Deutschen Reiches. In den Städten sind die Ausgaben für die Volksschule von 3,08 -4t im Jahre 1871 auf 9,68 -4t im Jahre 1906 pro Kopf ge stiegen. Für das platte Land ergab sich gleichzeitig eine Zunahme von 1.93 auf 7,54 .1l. Ausfallend stark weichen die Volksschulkosten in den einzelnen Pro vinzen Preußens voneinander ab. Sie stellten sich im Jahre 1906 in Schleswig-Holstein auf 10,8, in West falen auf 10,1, in Hessen-Nassau auf 9,6 und im Rheinland auf 9,5 .E. In Ost- und Weftpreußen wurden für die Volksschule nur durchschnittlich 7,4 ^t, in Sachsen 7,5 -tt, in Posen und Schlesien 7,6 -1t aus gewendet. Sok- unü perlanslnschrlchten. Der Reichskanzler meldet die Verleihung des Roten Adlerordens zweiter Klasse mit Stern an den Professor an -er Universität Würzburg, Königs. Bayr. Geh. Rat Dr. Wilhelm Leube zu Stuttgart. * Landqerichtsrar Krause in Altenburg ist, wie bestimmt verlautet, als Direktor des in Ge-ä von Altenburg und den beiden Fürstentümern Neuß zu errichtenden Oberversicherungsamtes in Aussicht genommen. Deutsche«! Keich. Die internationale Konferenz d-r seefahrenden Staaten. Berlin, 21. Juni. Nachdem sämtliche Machte Deutschlands Vorschlag der Beschickung der 'j/ter- nationalen Konferenz anläßlich -er „Titanic"-Kata- sttophe zugestanden haben, hat Deuffchlano offizielle Einladungen an die fremden Staasregierunaen be schlossen. Die Konferenz der seefahrenden Staaten finoet voraussichtlich im Frühjahr 1913 in B e r- l i n statt. Kein neue» Armee-Gewehr. Berlin, 21. Juni. Entgegen den Meldungen von der Einführung eines neuen automatischen Seepotenzen können, wenn si« in individuell ge werteter Stärke zur Wirkung gelangen, auf schwache, nervöse, erschöpfte Patienten einen sehr günstigen Einfluß ausüben. Und in der Mahl des Seebades, der zur Kur am besten geeigneten Jahreszeit und vor allem in der genauen Regelung der Lebens- und Er nährungsweise verfügt der Arzt über ausgleichend und modifizierend wirkende Handhaben. Kunst unü Milemchsft. Frank Wedekind ist in Berlin bei einem Festmahle seiner Getreuen, 69 Männer und eine emanzipierte Dame, als unser größter Dichter gefeiert und von einem Tageskritikus und einem Akademiker, der aus des Dichters üblicher Notlage den Zusammenhang zwisck-en Poesie und Volkswirtschaft zu konstruieren schien, betoaster wor den. Anlaß habe-n die Weoekind spiele im Deutschen Theater gegeben, die weitere Kreise angeregt haben, sich ernstlich mit dem Problem Wede kind als solchem zu befassen. Sie begannen mit -em Schauspiele „So ist das Leben", der Narr- und Mensch werdung des entthronten Königs Nicolo, der Webe- kinds „Nehmt mich ernst! Nehmt mich ernst!" aus der Brust eines Unbeglaubigten schreit. Dann kam „Hidalla, 'oie Tragikomödie vom Zwergriesen Karl Heimann, der die Menschheit mit einer neuen Moral aus der Barbarei zur Schönheit emporführen will, selbst aber äußerlich in einem so krassen Widerspruche zu seinem Ideal steht, datz er als dummer August von einem Zikrusdirektor engagiert wird. Der „Erdgeist" mit Lulu, der Verkörperung elementarer Sünde, und Musik" als Gegenstück schlossen sich an. Bis dahin stieg -er Erfolg. Die persönliche Auseinandrsetzung Wedekinds mit dem „Simplizissimus" in „Oaha, der Satire, die auch „Wedekinds Racke" heißen könnte, begegnete eisigem Schweigen. Es ist kein erquickliches Schauspiel, wenn auf der Bühn« der verärgert« Satiriker mit oer Putsche nach Toten schlägt, die dem Helden nichts mehr anbaben können. Der Hochstapler „Marquis von Keith schloß da» Schattenspiel verzerrter Silhouetten, dieser Moral kritiker in Lumpengestalt, ans dessen zynischem Munde verblüffende Antithesen wie ein Feuerwerk verpuffen. Witzige, höhnisch« Gegensätze überall. In eisiger Kälte ein Feuer der Leidenschaft. Ein Hohn mit Herz. Bin Clown, der im Stile der amerikanischen (Proteste mit bitterem Ernst« kavriolt. Medusa mit der Trän« im Auge. Haß, der liebt. Skepttztsmu», der bejahen möchte. Nihilismus, der sich nach dem verlorenen Ideale -er Jugend sehnt. Im kritischen Philosophen ein Prediger. Die Summe alles -essen ist das Problem Wede kind. Er mühte weniger sein können, um ein Gan»«, zu sein. Wohl ist er eine fesselnde literarisch« Physiognomie, di« bei -em Mangel an solchen will- kommen ist, eine Physiognomie mit Sirindberg» Schmerz und Shaws Lächeln, interessant aber un regelmäßig, verzerrte Maske. Gin Dramatiker, dem das Drama nur das wirksamere Mittel ist zu dem Zwecke, neuen Lebensanschauungen Gehör zu ver- schaffen, kann natürlich kein reiner Dichter sein, «i» Som Gewehr beoorstehei Reichstag daß derzeü neuer Geu Neuerung keiner! Der ncu Berlin, abteilung Herbst 191 Linicnschif Hollweg. 5 vettenkapii offizier bei schiffe und kapitän w Erleichteru Berlin, Dom russis Len deuttz fügung üb Jichaber v schreiten lx es Jnhab-. gestattet, l bigen Pur aber jedesi Zollstelle e nunmehr c Rückweg j Jnfolgedetz möglich w Verkehrsm die Hinreis Fuß oder z Erweiterm Berlin, gesetz, das bensretter stimmunge kenpfle , zuständige, wurf ist k ratungen Dinge läßt entwurf ir schäftigen über die sorgeg« di« notwe, erlassenen siche rungso und eine i tunasberei handelt es Zurzeit lä der En tun langen wi Men, le vorlagen zi in namei Stimmen, Vorlagen e liegen Heu Paris,: maritimes Streit mit em Piedij wechselvoll men zu ve Das -sih^a ist als die eine wie l so wenig Rollen ver ton Sinne Wedekind aeschaffen Anschauun! spruch in üblichen 2 Wedekind Mensch sich bart, steht Dichters e solcher Re » kann. 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