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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.06.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120622012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912062201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912062201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-22
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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Bezugt-Preit jtr L«tp»ta »>U> P«r»rt« »»ich «In« ^rager ond Soedtteur, 2m«t tS,llch i» vau» gebracht: « Pf. »onatU, r.7V VU. vietteltadil. «ei »nlein^Ulal«, ». «». nahmeftell«» adaehslt: 7S PI. menatl. otettellähkl. »«» »t, P.»: t«n«r-alb Deutlckland» «nü der d«»tt-e» Notonle» »terteljährl. >.« NU., »onatl. 1^» »k. aurschl. PostbeftellaelL. gern« tir Belgier^ Dänemark, den Dananlraate«, Italien. Luiembura. Niederlande, Nor- »egen, Oenerretch» Ungarn, Rußland, Schweden und Schwei». In alien übrige» Staaten nur direkt durch di» Gelchas,,. Kell« de» Blatt«, erhältlich. Morgen-Ausgabe. MpMer Tageblatt Da» l!«w»t««r Tageblatt «rlchetnt 2mal täglich. Sonn» u. Feiertag» nur morgen». Adonnem«nt»»Rnnahm«: 2»tza»»r»,«Il» 8, d«t u»l«r«» Träger», FUialen, Spediteur« »ad Annahmestellen, iowi« Postämtern und Briefträger». Gt»»»l»«rka»f»»,«t» 10 Pf. - üZ»Handelszeitung. i VST"«. i 14 694 l Dep .^aff» Trimm. Eteinweg S. Ämtskkatt -es Nates und des Nolrzeiamtes der Ltadt Leipzig. NUN Luzetgen-Prei- ttr Inlerat» au» lletpitg und Umgebuag die lfpaltig« Petit,eil« N Pf., di« NeNa««- »eil» t Mk. von au»wärt» 20 Ps^ Reklamen UV Mk. Inferat« van Behörden im amt lich« Teil di« Petitteil« SU Pf. Tefchäftoan,eigen mit Platzoorlchrtften im Preise erhöht. Rabatt nach Taris. Beilagegebiibr Gesamt auflage L Mk. p. Tausend erkl. Postgebühr. Trildetlage Höher. Festerteilt« Auftrag« könn«n nickt zurück» a«;og«n werd«». Für da, Lrsch«in«n an v«>timmteu Iag«n und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: 2»han»i»g«g« 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Erpedttionen de» In» und Ausland«» Druck u»d veelag »»» Fisch«» L RärftiM Inhaber: Paul Niirfte«. Redattio, und S«IchSst»ft,Il«: Iohannisgasse 8. Haupt»Ailial« De«,»«»: Eeestrajj« 4. l (Telephon 4Ü2tt Ar. 314. Sonnabrnä, üen 22. Juni lSl2. los. Jahrgang. HW- Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 10 Seite«, die vorliegende Morgennummer 16 Seiten, zusammen 2tt Leiten. Vas Wichtigste. * König Friedrich August berührte gestern nachmittag 4,35 Uhr auf der Fahrt nach Basel unsere Stadt. (S. Leipzig u. Umg. S. 6.) * Heute nachmittag 5 Uhr beginnt auf dem Lindent halerFlugplatz daS auf zwei Tage berechnete Offiziersfliegen. (Siehe Sport S. 7.) * DaS Große Hamburger Handikap geloann am Freitag in Hamburg Utzschneiders brauner Hengst Cairo. (S. Sport S. 7.) * Bei der österreichischenAuto mobil- Alpenfahrt ist der Wagen Nr. 5, in dem sich daS Ehepaar Fischer aus Berlin befand, am Monte Maggiore abgestürzt. Das Ehepaar Fischer war sofort tot, ein dritter Insasse wurde schwer verletzt. (S. Sport S. 7.) * Der Regent von Persien ist am Frei» tag in Wien eingetroffen. * Theateranzeigen stehe Seite 12. Vie Dahlrekarm in Lnglanü. ä Durch ein volles Vierteljahrhundert hatte sich daS englische Oberhaus der Fort entwicklung des Verfassungsrechtes in demokra tischer Richtung mit der ganzen Kraft seine absoluten Vetos entgegengestemmt. Wurden, so lange DiSraely die Opposition führte, die ver schiedenen WahlbillS der Gladstone-Kabinette durch das Fegefeuer der stockkonservativ zusammenge setzten Oberkammer mit sauersüßer Miene hin durchgelassen so gut wie Entstaatlichungen der irischen Hochkirche ustv., so entwickelte sie seit etwa 1885, dem Datum der letzten Wahlreform, eine schrankenlose Energie in der Abweisung. Erscheint dieser Wandel auf den ersten Blick um so auffälliger, als doch gerade seit jenem Zeit punkte deraltliberaleFlügelinein enger und enger sich zusammenschließendes Verhältnis zu der alten Tory-Partei getreten war, so gibt doch bei näherem Zusehen eben diese Parteiver schiebung die beiden zureichenden Erklärungs gründe: Die mäßigenden Einflüsse der Alt- Whigs aus den radikalen Flügel waren ausge schaltet, die Kluft zwischen Oberhaus und Un terhaus, so oft dieses eine liberale Mehrheit besaß, erweitert; und anderseits erstrebte die mit altliberalem Geiste versetzte neue Unionisten partei ein Monopol gemäßigter Reformtätig keit, das sie auch in den 16V, Jahren unter den 19V,, da sie selber die Unterhausmehrheit aus machte, nicht zum Schaden der Landesentwicklung ausgeübt hat. Um so schärfer prallten die Gegensätze aufein ander, als im Anfänge des Jahres 1906 eine Riesenhochflut des Liberalismus diesem die Macht auf längere Dauer zurückerobert hatte. Durch die früheren Vorgänge verwöhnt, unterschätzten jetzt die Konservativen die Dauerbarkeit dieser Strömung; vergaßen, daß sie 1892—1895 mit besserem Fug der 40-Stimmenmajorität Glad stones und Roseberys getrotzt hatten als jetzt der die 300 übersteigenden Campbells, die auch nach Subtraktion der Iren noch nicht aufgehoben wurde — und 1892 hatte man doch gerade einen rein-englischen Ursprung liberaler Un terhausmehrheiten zur Bedingung der Nach giebigkeit gemacht! Durch diesen Irrtum ver führt, übertrieb damals das Oberhaus die Aus übung seiner formellen Machtmittel, wie das Jahr 1911 gezeigt hat, zum Schaden seiner ma teriellen, arbeitete durch Verwerfung zahlreicher Reformgesetze, darunter auch einer Wahlbill, der „Filling the Cub"-Politik Campbells in die Hände und hat nun schließlich doch vor den „Duae eonformes" des Wählerurteils von 1910 die Waffen strecken müssen, aus denen das Kabi nett Asquith sich ein unbesiegbar scheinendes Schwert von moralischer Wuchtigkeit zu schmieden verstand. Nachdem nun der Damm gebrochen ist, schickt sich die liberale Flutwelle von damals, so stark sie auch inzwischen ybgeebbt ist, an, alle die in der Periode erfolglosen Mühens von 1906 vom Gegenwinde an den Klippen des Ober hauses havarierten Schiffe mit liberaler Fracht in den Hafen zu tragen. Darunter ist nun auch der damals vergeblich gebliebene Wahl- re fo r m v e r su ch. Nicht indessen die sehr be schränkte Novelle von 1906, welche bloß dem Unsuge der Mehrstimmen steuern wollte und, man muß wirklich sagen kurzsichtigerwcise, bei den Peers trotz ihrer Beschränkung und ihrer Billigkeit keine Gnade fand. Denn was bei uns in Deutschland mit mehrmonatigem Gefängnis geahndet wird, die Ausübung des Wahlrechtes an verschiedenen Orten, war bisher in England gesetzlich legitimiert. Und dieses Recht, bei Grundbesitz in mehreren Kreisen auch in allen seine Stimme äbgeben zu dürfen, hatte dort solchen Umfang, daß man fast eine Halbmillion Mehrstimmen für das gesamte Vereinigte König reich veranschlagt, die knapp 7V, Millionen Ein stimmen entgegenstehen. Bei der Abstellung dieses Mißbrauches durch die neue, auf großzügigerem Grunde aufgebaute Vorlage soll nun aber zugleich die Axt an die Wurzel der bislang dort bestehenden Wahlrechts basis gelegt werden, die cs an Bodenbesitz über haupt band. Freilich seit den Reformgesetzen von 1832 ab nur noch dem Buchstaben nach. Längst war es tatsächlich auf Millionen Unan sässiger durch die Fiktion ausgedehnt worden, daß auch ein Mietrecht von bestimmter Wert höhe (10 Pfund jährlich für unmöblierte Räume) als eine Abart von Bodeneigentum anerkannt werde. Immerhin fiel aber dabei noch ein gutes Drittel volljähriger Männer aus. Nunmehr pro klamiert das Ministerium offiziell den Leitsatz des liberalen Newcastleprogramms von 1891 in seiner ganzen Strenge: one man one vote, also das allgemeine und gleiche Wahlrecht. Die Liberalen und besonders ihr sozialistischer An hang versprechen sich goldene Berge von dieser außerordentlich großen Wählervermehrung, die auch durch eine neue Wahlkreiseintei lung in ihrer Bedeutung noch verstärkt werden soll. Ob sie nicht einer starken Täuschung un terliegen, steht dahin. Mögen konservative Hoch burgen in Birmingham und Liverpool durch die Arbeiterrekruten zerstört werden: die länd liche Arbeiterschaft wird den Reihen der Konser vativen neuen Zuzug bringen. Und dann droht besonders im Unterhause vou einem Zusammengehen der Konservativen mit den Radikalen die Einfügung des Frauen stimmrechtes in die Vorlage, das Asquith wegen seiner persönlichen Abneigung dagegen nicht hineinschreiben wollte, aber ohne doch die Kabiuettsfrage gegen Abänderungsanträge in die ser Richtung zu stellen. Man weiß, wie stark die englischen Konservativen darauf rechnen, daß die Teilnahme der Frauen an dein Wahlgeschäfte gerade ihnen zugute kommen werde. Noch lange sind die Klippen der Vorlage nicht umschifft, die das Werk der endgültigen Demokratisierung Englands zu vollenden bestimmt ist! „Vie Mrcht vor einer gewisten Macht". Die bekannte Rede des Admirals Seymour fordert einige Bemerkungen der Kritik. Niemand konnte die Engländer schärfer kritisieren, als dieser britische General, der ihnen vorhält, sie hätten sich aus Furcht vor einer gewissen Macht in eine über mäßige Konzentrierung ihrer Streitkräfte hinein gestürzt! Es ist zwar durch die Jahrhunderte traditionelle Politik Großbritanniens, die größte Macht auf dem europäischen Kontinent als „die ge fährliche Macht", als den natürlichen Feind Eng lands zu betrachten. Aber heut« haben die Ding« sich doch gewandelt, heute sind überseeische Rivalen in fremden Weltteilen entstanden, die England ge fährlicher werden können, als eine europäische Kon tinentalmacht. Deshalb wäre es an der Zeit, daß England seine bisher nur europäische Tradition der Feindschaft gegen „die gefährliche Macht" w e l t- politisch modifizierte. Dann aber weiter: Furcht vor einer gewißen Macht. Hat man in Deutschland durch alle diese Jahre deutsch-englischer Spannung etwas von Furcht vor England gehört? In unserem weltpolitischen Lexikon ist dieses Wort nicht zu finden. Wir haben gesehen, wie England sich uns gegenüberstellt, und haben nüchtern und sachlich unsere Konsequenzen daraus gezogen, das heißt uns entsprechend gerüstet. Es war eine ganz klare, not wendige Rechnung, aber das Gefühl der Furcht ist zu keiner Zeit mit im Spiele gewesen. Da wir unserseits bei unserer Rüstung auch keinerlei aggres- sive Tendenzen verfolgten, so ist es, wie gesagt, eine außerordentlich scharfe, aber freilich auch berechtigte Kritik, wenn der britische Admiral seinen Lands leuten zuruft, sie hätten sich durch Furcht vor einer gewißen Macht irreleiten laßen. De» weiteren behauptet der Admiral, es gäbe nur zwei Mächte, denen eine Flotte wirklich unent behrlich sei, nämlich die beiden Jnselreiche England und Japan. Damit setzt er fort, was schon in dem bekannten Wort von der „deutschen Luxusslotte" ausgedrückt war. Also nur Jnselreiche brauchen eine starke Flotte. Ja, warum denn? Jnselreiche sind doch durch ihre Lage trefflich geschützt. Treiben sie eine friedliche Politik, dann schützen ihre Küsten sich selbst, dann braucht schließlich kein Staat in der Welt eine große Flotte. Aber freilich, wenn die Insel mächte nach britischem Muster auf dem Standpunkt stehen, daß ihre Grenzen an den entgegen gesetzten Küsten der Ozeane liegen, dann zwingen sie die anderen Mächte zu intensivem Küstenschutz, dann ist das große Flottenwettrüsten unvermeidlich. Bedarf es zum Küstenschutz einer Flotte, so brauchen nicht nur die Jnselreiche eine Flotte, son dern jede Macht, die überhaupt über Küstenland ver fügt, und zwar nach Maßgabe der hinter diesen Küsten und in ihrem Verkehr mit Uebersee zu schützenden Interessen. Die Handelsstatistik liefert den Ausweis dafür, daß unter diesen Gesichtspunkten Deutschland einer starken Flotte in gar nicht so wesentlich geringerem Maße als England bedarf. Wenn wir sie rüsten, treibt uns weder Angriffslust, die anderen Furcht einflößen könnte, noch etwa „die Furcht vor einer gewißen Macht", sondern einfach die Erkenntnis der Weltlage und der militärischen Notwendigkeiten, die sich für eine selbständige Macht daraus klipp und klar ergeben. Italien sm Scheiüemege. (Do n unserem römischen Mitarbeiter.) Das Frage- und Antwortspiel: „Wird Italien die Aegäijchen Inseln wieder herausgeben?" ist augenblicklich zwecklos, weil Italien ein« treffende Antwort selber noch nicht geben kann. Auf meine Er kundigungen in denjenigen diplomatischen Kreisen, die nicht zur italienischen Regierung gehören, wurde mir bedeutet, daß die In sei frage die härteste Nuß geworden ist, die den Großmächten zu knacken aufgegeben wurde. Im Vergleich zu dieser Ange legenheit wäre die Kretafrage das reinste Kin derspiel gewesen. Es komme nicht nur auf Italien allein an, sondern mehr noch auf die Insulaner, die heute mit der Anrufung des Schutzes der Groß mächte gegen eine Rückgabe der Inseln an die Türkei die Lage so kompliziert gestaltet haben, daß der Gordische Knoten fertig wäre. Es fehle dann nur noch das Schwert, das den Knoten lösen könnte , . , Für die Türkei sei es insofern eine mißliche Sache, weil die Insulaner auf die Tatsache Hinweisen können, daß das Ottomanenreich nach einer inehr- hundertjährigen Herrschaft auch heute noch nicht ver mocht hat, seinen zahlreichen Völkerschaften auch den jenigen, di« dieselbe Religion wie die Türken haben, die Liebe und Anhänglichkeit zum Reich einzuflößen. sie alle seufzen, ob mit Recht oder Unrecht, bleibe dahingestellt, unter dem türkischen Joch, und es könne daher nicht wundernehmen, wenn heute di« Be wohner der von den Italienern besetzten Inseln ihre Eroberer als Befreier begrüßen. Daß sie je wieder unter die türkische Botmäßig keit zurückkehren würden, wird an den von mir be fragten Instanzen für völlig ausgeschlossen gehalten. Di« Türkei wird sich also wohl oder übel auch in diese Kürzung ihres Reichsbestandes zu fügen haben. Etwas anderes aber ist es, ob die Inseln autonom bleiben oder an Italien oder an Griechenland fällen sollen. Mit der Regelung dieser Frage wird, falls nicht noch unvorhergesehene Ereig nisse eintreten, sich eine Sonderkonferenz be schäftigen müssen. Das ist die Ueberzeugung aller maßgebenden diplomatischen Stellen. Zu der gleichen Angelegenheit wurden mir auf der Consulta folgende Erklärungen gemacht: lieber das eirdgiiltige Schicksal der okkupierten Inseln verweigert die italienische Regierung jede Aus kunft. Zunächst behält die Regierung die bereits be setzten und noch zu besetzenden Inseln und Küstenplätze als Faustpfand, um es bei den Friedensverhandlungen in die Wag - schale zu werfen. Den neutralen Großmächten ist hinlänglich klargemacht worden, daß durch die Hart näckigkeit der Türken, Frieden zu machen, sich für Italien folgende Situation ergibt: Je länger de r Krieg, je größer die Kriegskosten, je stärker die Menschenopfer, desto höher müßen die Forderungen Italiens beim Friodensschluß sein. Ueber die Auf rechterhaltung der vollen Souveränität über Libyen braucht kein Wort mehr verloren zu werden. Das ist eine Selbstverständlichkeit, über di« die Akten ge schloßen sind. Aber der Sieger ist des unerschütter lichen Willens, dem Besiegten auch die Kosten des Feldzugs sowie die Schadenersatzansprüche der aus gewiesenen Italiener aufzuerlegen. Werden diese Kosten nicht bezahlt, dann bleiben, abgesehen von Libyen, auch diejenigen türkischen Besitzungen italie nisches Eigentum, die entweder nicht die Autonomie erhalten oder nicht schon an und für sich an Italien oder ein anderes Land (!) fallen. Der Krieg von 1866 und 1870 bietet der italienischen Regierung «in Beispiel für das einzuschlagende Verfahren. Die Kürze des ersteren Krieges ließ die Friedensbedin gungen leicht gestalten. Mit den Türken werden die Italiener genau so verfahren wie die Deutschen mit den Franzosen, sowohl was die Landabtretung wie die Kosten- und Ausgewiesenencntschädigungen an langt. Den Türken ist die Situation auch bereits von befreundeter Seit« neuer dings klargemacht worden, sie weiß, was ihr blüht. Weigert sie sich abermals, nachzugeben, so wird die italienische Flotte eine größere Aktivität im Aegäiscben Meere entwickeln. Die italienisch« Flotte wird auch cn Zukunft nur diejenigen Jnieln und Küstenplätze besetzen, von denen di« Regierung gewiß ist, daß sie auf keinen Fall beim Friedensschluß an die Türkei zurückfallen. Ich wandte ein, daß ein derartiges Verfahren internationale Komplikationen heraufbeschwören müsse, und fragte, wie sich Italien verhalten würde, wenn ein oder mehrere Großmächte gegen Italien intervenieren würden. Darauf wurde mir bedeutet: Bisher haben die Großmächte allem gegenteiligen Gerede zum Trotz die Neutralität so bewahrt, daß auch in Zukunft nicht zu befürchten wäre, daß Inter ventionen zuungunsten Italiens stattfänden. Im selben Augenblick, wo Italien nach dem Aegärschen Meere ging, haben die Mächte ohne weiteres aner kannt, daß mehr auf dem Spiele steht, als der Streit um Tripolis. Die Mächte würden ein schlimmes Präjudiz schaffen, wenn sie jetzt Italien «in Zurück! zudonnern würden. Du l as vvulu, George Dandin! heißt es auch in diesem Fall. Die Türkei muß auslöffeln, was sie sich eingebrockt. Doch setzen wir den Fall: die Mächte würden Italien zwingen, die Inseln herauszugoben. In Italien selbst würde das Volk ein derartiges Vor gehen als Schmach und Demütigung emp finden. Das Volk aber ist bei uns insofern souverän, als es durch seine gewählten Vertreter der Regierung die Direktive zu geben vermag. Es kann also Herrn Giolitti stürzen von heute auf morgen. Sein Nachfolger müßte eine Politik ab irsto einschlagen, und zwar gegen diejenigen Mächte, die den Italienern die Früchte des Sieges nehmen würden. Mit einem Wort, es gäbe Aufruhr in Italien, und selbst wenn dieser zu beschwichtigen wäre, gäbe es Aufruhr auf den besetzten Inseln, weil deren Bewohner keine Neigung ver spüren, noch einmal unter das türkische Joch zu krie chen. Nun ist es aber unsere unerschütterliche Ab sicht, soviel Inseln als möglich den Türken abzuneh men. Ihr Reich soll geschwächt werden, damit es in Zukunft nicht bündnisfähig wird. Noch vor der Jnselbesetzung haben weite Kreise in Italien daran gedaäft, mit dem Friedensschluß sich mit dem Feinde von gestern ebenso zu vertragen, wie das Preußen 1866 mit Oesterreich und Rußland 1905 mit Japan getan hat. Italien hätte ja gemeinsame Interessen und Ziele im Mittelmeere mit der Türkei gehabt. Heute aber wird dieser Gedanke nicht mehr ventiliert. Ls gilt für uns, die Kriegsmacht der Türkei auch für die Zukunft unschädlich zu machen. In diesem Bestreben begegnen w:r uns mit Rußland. Beide Reiche ziehen da an einem Strange. Wer möchte sich da ihnen in den Weg werfen? Sie sehen, wir können wirklich getrost in die nahe Zukunft blicken, die manche Ueberraschungen, aber auch einige frohe Ereignisse nicht zum wenigsten für das befreundete Rußland bringen wird. Sine neue Remantierungs- orünung kür üie Armee. Die seit längerem erwartete Remontierungs ordnung ist, wie man uns schreibt, vom Kaiser genehmigt worden und soeben zur Ausgabe ge langt. Die Vorschrift behandelt die Pferdebeschaffung und -Überweisung, den Remonteempsang, die Re- monteschleppkommandos, die Ofnzier-Chargenpserde, Aushilfepferde, die Berittenmachung von Offizieren und Einjährig-Freiwilligen, die Krümpcrpserde, die Tötung von Pferden, die Ausmusterung usw. Be sonders interessieren dürfte, daß in 8 38 tOffizier- Chargenpferde) festgelegt ist, zu welchen dienstlichen Zwecken dieChargen benutzt werden können. Als dienstliche Funktionen gelten auch Ausritte ins Freie, Bahn- und Geländereiten, die Teilnahme an Iagdreiten, Fern- und Dauerreiten, Preisreiten usw. zur Gewinnung und Erhaltung der erforder- derlichen Reitfertigkeit und zur Förderung des Reitergeistes sowie zur Ausbildung und zum Be wegen der Pferde. Unzulässig ist insbesondere das Retten der Chargenpferde um Geldpreise bei den öffentlichen Rennen und dergleichen. Nur bei Teil nahme an Preisreiten tauch rm Gelände) um Geld preise, die für den Reiter ausgeschrieben sind, können die Generalkommandos die Benutzung der Chargen pferde gestatten, wenn durch die Teilnahme an solchen Retten und durch die Vorbereitungen dienst liche Interessen nicht geschädigt werden. Bezüglich der Berechnung der Charyenpferdgebühr ist bestimmt worden, daß auf die Zeit, in der ein Offizier Enadengehalt bezieht, sich die Chargenpferdberech tigung nicht bezieht. Ueber die Dienstzeit der Chargenpferde «8 39) ist Vorschrift, daß das Pferd nach Ablauf der vierjährigen Dienstzeit Eigen tum des Inhabers wird. Dieser darf jedoch auch dann, ehe ihm nicht das neue Pferd überwiesen ist. es nur in dem Falle und nur mit Genehmigung des Regimentskommandeurs usw. veräußern, wenn er für die Zwischenzeit ein eigenes, von der Chargen kommission als brauchbar erachtetes Pferd einstellk. Bezüglich der sogenannten Krümperpferde, die kürzlich im Reichstage beim Militäretat behandelt wurden, sind gleichfalls Bestimmungen ergangen, die die genaue Zahl solcher Pferde bei den berittenen und nichtberiltenen Truppenteilen festsetzen. Den Fuß truppen, d. h. jedem Bataillon, den Unteroffizier schulen, Kriegsschulen usw. sind bis zu 2 Pferden zuzubilligen. Den berittenen Truppen lpro Eska dron, Belpannungsabteilung und Funker-Kompanie usw.» höchstens 4. den Maichinengewehrabteilungen, Feldartillerie-Batterien und Train-Kompanien Höch. Yens 5. Interessieren dürfte ferner die Festsetzung über die Beschaffenheit der Remonten. Das Min destmaß der 3jährigen Remonten soll unter Berück sichtigung, daß sie im Depot noch um etwa 4 em wachsen, bei den Kürassieren 1^53 m, für die Zugpferde der Feldartillerre, des Trains 1,52 w, für Ulanen und Jäger zu Pferde, für Garde-Dragoner und -Husaren 1,49 w. für die Reitpferde der Feldartillerie, des Trains usw. 1,48 m und für Linien-Dragoner und -Husaren 1,47 m sein. Als Höchstmaß ist in der Regel 1,62 w angeletzt worden. Ueber die Durch Man beacht« auch bi« Inserat« in d«r Abcnb-Ansgab«. 'M!
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