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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.02.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120219026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912021902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912021902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-19
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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Erlatz einer neuen Ksnzleiorünung. Wie mau uns schreibt, ist zwisclfen der Reichs- regieruug und der preußisct-en Regierung dec Entwurf zu einer neuen Kauztciordnuug sestgcstellt, die in altcil Reichsäintcru und preußiscl-cn Minister rien cingeführt werden soll. Zunächst wird jedoch ihre praktische Brauchbarkeit in einigen Ressorts erprobt. Die Tendenz der neuen Ordnung ist eine Vcr- bindnnfl der Kanzlciarbeit. Man darf annehiuen, daß bei dem Entwurf auch die Wünsche berücksichtigt sind, die der Deutsche Kaiizleibeaintenbuud vor eini ger Zeit an den ReiciiSkanzlcr und das preußische LtaatSministeriuiu gerichtet hat. Sie bezogen sich in erster Linie auf die Aufhebung der Abgrenzung für die Arbeitsleistungen der Kanzlcibeamteii, deren Berechtigung auch von amtlichen Stellen anerkannt ist. ES wurde ferner die doppelte Abschätzung der Kanzleiarbtiileu, die Fübruug von Kvntrolllsten und der täglicl>e Rachiveis dec Arbeitsleistung der Kauzlei- beamten soivie die Nachprüfung durch einen Revisor als viel zu zeitraubend und überflüssig empfunden. Ganz besonders richten sich die Wünsche der Kanzlei« beamten auf eine Beseitigung der Abgrenzung der Tagesarbeit und der damit verbundenen lieber« stnndenarbeit. Bei den Beratungen der amtlichen Stellen über FertiglteUung eines Moorl-utzgeletzes. —* Wie wir hören, ist bei dem zuständigen Ressort der Entwurf eines preußischen Moorjchutzgesetzes fertiggestellt worden und dem Staats Mini sterium bereits zu gegangen. Die Zunahme der industriellen und privaten Unternehmungen zur Verwertung der Moore, die be sonders stark in letzter Zeit nach der verstärkten In angriffnahme der Moorkultioierung durch die Regie rung eingesetzt hat, dringt die Gefahr mit sich, das; die Ausbeutung der Moor«, wie jetzt bereits hervor tritt, in größerem Umfange nicht überall rationell durchgeiühn wird. Um daher eine unrationelle und unwirtschaftliche Ausnutzung der Moorflächen zu ver hüten, ist zur Wahrung des allgemeinen Interesses der Erlaß gesetzlicher Bestimmungen notwendig ge worden, die ein« unwirtschaftliche Ausbeutung der Moore verhindern sollen. Durch die Vorschriften des Entwurfes soll erreicht werden, daß di« Ausnutzung der Moorflächen nur so weit erfolgen darf, als die Möglichkeit einer weiteren landwirtschaftlichen oder forstwirtschaftlichen Nutzung der abgetönten Flächen aufrechterhalten werden kann. Zu diesem Zweck ist die Erhaltung der unter dem Torf befind lichen Humusschicht notwendig, und eine Kon trolle durch die berufenen polizeilicl-en Organe soll in Zukunft in dieser Richtung hin «ingefiihrt werden. Das Verbot des Raubbaues wird sich sowohl auf private als auch auf fiskalische Moore erstrecken. Ein Zwang, der dem kleinen Besitzer die möglichst weitgehende Ausnutzung seiner Torjflächen unterbindet, ist übrigens nicht vorgesehen. Er wird Lurch die neuen gesetzlichen Bestimmungen Les Ent wurfes in seiner wirtschaftlichen Betätigung nicht be hindert werden. Der Gesetzentwurf wird am 21. d. M. dem Prooinzialtage in Hannover zur Begut achtung oorgclegt werden, wofür die Genehmigung Les Königs eingeholt werden soll. Sobald nicht er hebliche Bedenken gegen Len Inhalt des Entwurfes geltend gemacht werden, die eventuell zu einer Ab änderung der Bestimmungen führen würden, könnte der..Entwurf noch in dieser Session dem Landtage vorgelegt werden. Die Kinder von Leuten, die fick nickst wie wünsclzcn,- wert um ihre Kinder kümmern können, iveil sie viel leicht tagsüber beide ihrer Beschäftigung pachgebeu, werden natürlicherweise von den besjergestellten !iiu dern in bezug auf Gesittung meist übertroffen und dadurch gewist zur Rackzeiferung angespornt iverden. Ist eS doch ein pädagogischer Grundsatz, der keines Beweises mehr bedarf, daß das Beispiel mehr aus- richtet al- die Lehre. Auf der anderen Seite werden die Kinder wohlhabender Leute durch Beobacbnmg erfahren, wieviel drückende Rot in manchen Familien herrscht. Tie empfänglickzen Kindergemüter tannen dadurch Eindrücke christlicher Lpferwilligkeit und tätiger Nächstenliebe in noch höherem Grade, als dies jetzt der Fall ist, in sich aufnehmen Gegen dieErhebung vonSchulgeld spricht unseres Erachtens zweierlei: 1. folgt daraus, das; der Staat die Eltern zwingt, ihre minder zur schule zu schicken, von selbst, das; der Besuch, unentgeltlich sein müsse. Andere große deutsche Staaten Preußen, Süddeutschland) haben dementsprechend schon seit längerer Zeit Unentgeltlichkeit des Unterrichts durch- gesührt; 2. ersctzeint uns die Abschaffung des Schul- gelbes deshalb für geboten, weil da selbe unter die sogenannten Kopfsteuern zu rechnen ist, die mit ive- nigen Ausnahmen gerectsteren Tteucrarien haben weichen müssen. die neue Kanzleiordnung haben die Erwägun gen über die Herbeiführung einer einheitlichen Arbeitszeit der Beamten bisher zu einem Er- gebniS nicht geführt. politische Nachrichten. Die Rückkehr de» Kaiser». Kiel, Ist. Febr. (Tel.) Der Kaiser besichtigte gestern nachmittag die Fortschritte der Bauardeiten am Kaiser Wilhelm Kai.al und folgte abends einer Einladung des Prin ,e n Adalbert zum Souper in dessen Villa Seclust. Um 10 Uhr 45 Min. reiste der Kaiser nach Berlin ab. Prinz Heinrich hatte sich zur Verabschiedung nm Bahnhof einge- sundeu. Berlin, 19. Febr. Tel) Der Kaiser ist aus jriel hier wieder r; n g e t r o f s e n. Der abgelehnte Empfang Les Reichstagspräsiventen. Halbamtlich wird zu der Angelegenheit nach stehende Kundgebung veröffentlicht: „Bisher pflegte das ganze Präsidium des Reichs tages, nachdem d:e Konstituierung desselben fchrift lich durch den Präsidenten dein Kaiser gemeldet war, eine Auoienz bei Seiner Majestät nachzufuchen. Der dann regelmäßig gewährte Empsang galt dem Prä sidium in seiner Gesamtheit, nicht den ein zelnen Personen, die ihm augehörcn. Wie wir er fahren, har sich diesmal die Anfrage beim Oberhof- marschallamt wegen des Empfanges bei Seiner Ma jestät nur auf den Präsidenten und den zweiten Vize präsidenten des Reichstages bezogen. Darauf ist die Antwort ergangen, daß Seine Majestät bestens danken lasse und verhindert sei, die Herren zu emp fangen. Diese Antwort wurde auf d.en Vor schlag des Reichskanzlers gegeben, der dem Kaiser nicht cmpsehreu konnte, der Abweichung von der gewohnten Regel zu folgen und sie damit gut- zuheigen." Die Tarisverhandlnugen im Schneidergewerbc. Berlin, 10. Febr. lTel.) Eine von mehr als 0000 Personen besuchte Versammlung der im Deut schen Schneiderverband organisierten H« nen nt aßfchncider nahm gestern den Bericht über die Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern entgegen. Am 22. d. M. soll in Frankfurt a. M. eventuell der Tarifvertrag abgeschlossen werden. Wenn auf der Konferenz der Hauptvorstände der beiden ver- tragfchließendcn Organisationen, die in Frankfurt unter Zuziehung der Ortsvertreter der in Frage kommenden 32 Städte stattfinden sott, auch nur für einen Ort keine Vereinbarung erzielt wird, so gellen die gesamten Verhandlungen als ge scheitert. Alsdann wird am 1. März der Kampf auf der ganzen Linie ausdrechcn. Der Fall Waechter vor der Berufungsinstanz. Daressalam, 19. Febr. (P.-C.-Tel.) Rach fünf tägiger Verhandlung har das hiesige Obergericht den Freiherrn v. Waechter, der in erster Instanz zu 16 Monaten Gefängnis wegen Meineids ver urteilt war, heute mangel» hinreichender Beweise freigesprochcn. Die Kosten wurden der Staats kasse auferlegt. Die Anklage wegen Meineides war gegen Regie rungsrat v. Waechter um einer Zeugenaussage wil len erhoben worden, die er in dem Prozeß gegen Len Redatteur. v..»Rai>.im.Jahre ctübO gemacht hatte. Da nach bestritt er unter seinem Eide, der Urheber ge wisser anonymer Briefe an v. Roy gewesen zu sckll, durch die er versucht Haven sollte, den Verdacht sitt licher Verfehlungen von sich abzurvälzen. Berliner Schreibsachoerständig« aber hatten die Schrift dieser Briefe als diejenige des Freiherrn v. Waechter be zeichnet. So war Las Gericht Anfang Mai 1911 unter Zubilligung mildernder Umstände zu einer Verurteilung gelangt, di« jetzt das Obergericht wie der aufgehoben hat. Zum Tode des Grafen Aehrenthal. Die Leiche des Grafen von Aehrenthal ist, wie aus Wien gemeldet wird, im Großen Saale des Ministeriums des Aeußern ausgebahrt. Am Dienstag findet in Anwesenheit Les Vertreters des Kaisers, eines Erzherzogs, der Diplomaten und anderer Wür denträger die feierliche Einsegnung der Leiche in der Michaelerkircbe statt, worauf die Ueber- führung nach dem Staatsoahuhof zur Beisetzung in der Familiengruft ;n Doran (Böhmen) erfolgt. Auf Befehl des Kaisers wird die Leichenfeier mit glänzenDem Gepränge, unter Entfaltung des gesamten höfischen Pompes vor sich gehen. Im Laufe des Sonntages haben sämtliche Erzherzöae im Palais des Grafen Aehrenthal am Ballplatz teils persönlich kon dotiert, teils ihre Karten abgeben lassen. Die Zahl der eingclaufcncn Kondolenzschreiben und Tele gramme ist unübersehbar. Zahlreiche Festlichkeiten der Aristokratie wurden infolge des Ablebens des Grase» Aehrenthal abgesagt. Poincar^s Pläu«. Pari», 19. Febr. (Tel.) Das „Echo de Paris" dementiert Las in parlamentarischen Kreisen ver breitete Gerücht, wonach Ministerpräsident Poincara nunmehr nach Erledigung des deutsch-franzö sischen Abkommens und nach Annahme der wesentlichen Artikel der Wahlreform durch die Kammer seine Hauptaufgabe als beendet ansehe und die erste Gelegenheit ergreifen wolle, um zurück zutreten. Erne der Regierung nahestehende Persönlichkeit erklärte einem Redakteur des ge nannten Blattes, der Ministerpräsident halte es für seine Pflicht, die von «hm übernommene Leitung der Siaaisgeschüfte so lange zu behalten, wie sein Kabinett bas Vertrauen des Parlaments genieße. Er halte übrigens sein Werk nicht für beendet, son dern sei der Ansicht, daß er vor dem Parlamenr und dem Lande das von ihm in der Regierungs erklärung dargelcgie Programm der inneren und äußeren Politik zu verteidigen habe. Im Kabinett herrsche unter allen Mitglieder über alle Fragen volle Einigkeit. Vom Sozialistcnkongreß in Lyon. Lyon, 19. Febc. sTel.) Im weiteren Verlause des LozialisLeickongresses erklärte der Delegierte Pompes Eiotli, er überbringe die Grüße des italienischen Proletariats in dem Augenblicke, wo chauvinistische Torheit sich der kapitalistischen Bourgeosie bemächtigt und sie dazu geführt habe, einen der schlimmsten Piratenzüge ins Werk zu setzen. Die sozialistischen Deputierten würden ihren Protest bei der Eröffnung des Parlaments am 22. Februar laut werden lassen. Der Präsident des Kongresses S e m ü a t sagte bei der Begrüßung Keir Hardies, die Sozialisten würden nichr zulassen, daß die französisch-englische Entente eine antideutsche Entente werde. Die chauvinisti schen Leidenschaften seien erloschen, auch in Frankreich. Die französische Wahlrcform. Pari», 19. Febr. (Tel.) In parlamentarischen Kreisen glaubt inan, daß die Wahlresormvoclage noch im Lause dieses Jahres vor den <-enat ge langen und mit den von diesem vvrgenommonen Aen- derungen zu Anfang 1919 von der Kammer an genommen iverden würde. Die nächsten Wahlen wür- den dann bereits aus Grund des neuen Wahlgesetzes srattsinden. Die Kretafrage. Aus Athen wird gemeldet: Tie Vertreter der Schutz Mächte haben der kretischen Aufstandsregierung eine Rote folgen den Inhalts übermittelt: „Tic Vertreter der Schutzmächte sind von ihren Regierungen damit beauftragt worden, der Re gierung von Kreta davon Mitteilung zu machen, daß die Schutzmächte darauf bestehen müssen, die Urheber der in den letzten Wochen stattge- sundenen Unruhen bestraft zu sehen. Die Schutzmächte erwarten bestimmt, daß die Regierung von Kreta die notwendigen Mittel ausfindig machen wird, um die Unrichestifter festzustellen und der Aburteilung entgegcuzuführen." Infolge dieser 'Rote hat die kretische Regierung an die Bevölkerung Kretas ein Zirkular erlassen, in dem sie diese auffordert, sie bei diesen Erhebungen zu unterstütze», damit die Forderungen der Schutzmächte eine schnelle Erledigung sieden. Die persische Krage. Teheran, 19. Fevr.' (Äieuter.^ Der britische und der russische Gesandte haben heute der persischen Regierung die erwartete gemeinsame Erklärung übermittelt. Der Inhalt ist nicht veröffentlicht worden. Entsendung eines amerikanischen Kreuzers nach dem Stillen Ozean. Aus New Bork wird gemeldet: Der amerikanische Kreuzer „West-Virginia" ist nach der ungefähr 1000 Seemeilen südlich der Ha- wai-Jnseln gelegenen Insel Palmyra in See ge gangen. Wie in New Bork verlautet, ist der Grund für di« Entsendung des Kreuzers darin zu suchen, daß die amerikanische Regierung mit der Absicht der englischen Regierung, aus vieler Insel omv Kohlenstation zu errichten, nicht einver. standen ist. Das Erscheinen des amerikanischen Kreuzers vor Palmyra ist daher als eine Demon stration anzusehen. Der Konflikt zwischen Argentinien und Paraguay beigelegt. Buenos Aires, 19. Febr. (Tel.) Nachdem Para guay Genugtuung gewährt hat, erfolgte die Unterzeichnung der Protokolle, durch die zwischen Argentinien und Paraguay die Beziehungen wieder hergestellt werden. Der AUüeuMe vervanü unü üie Erklärungen kiüerlen-wschters Der geschäftsführende Ausschuß des Alldeutschen Verbandes, der am Sonnabend in Berlin zu einer Sitzung zusammengetreten war, hat sich sofort nach Bekanntwerden der Mitteilungen, die Staatssekretär v. Kiderlen-Waechter über sein« Unterredun gen mit Rechtsanwalt Claß über Marokko in der Sitzung des Reichstages gemacht hat. mit diesen Erklärungen beschäftigt und erwidert folgende«: „Die Unterredung zwischen dem Staatssekretär und dem Vorsitzenden des Alldeutschen Verbandes hat nicht wenige Tage vor Agadir stattgefunden, sondern am 19. April 1911. Am 1. Juli folgte eine Unter redung zwischen Rechtsanwalt Claß und dem Unter staatssekretär Dr. Zimmermann, da Herr o. Kiderlen- Waechter auf Urlaub gegangen war. Ein« weitere Unterredung zwischen Herrn Claß und dem Staats sekretär hat nilbt stattgefunden, also auch nicht «ine solche im September vorigen Jahres, von der Herr v. Kiderlen-Waechter im Reichstag gesprochen hat. Nach dem 1. Juli ist keine Unterredung zwischen dem Rechtsanwalt Claß und dem Auswärtigen Amt mehr gewesen. Gegenüber den fachlichen Ausführungen de» Staatssekretärs erklärt der geschästssührcnde Aus schuß. daß sie in den entscheidenden Punkten den Tat sachen nicht entsprechen." Kus Leipzig unü Umgegend. Leipzig, 19. Februar. Familiennechrichten. Verlobt: Fräulein Maria Schneider, Tochter des Herrn Maurermeisters M. Schneider u. Frau geb. Lang in L.-Goblis, mit Herrn Curt Störzner in Reudnitz. — Vermählt: Herr Otto Barry und Frau Susanne Barry geb. Taube, Tanga, Deutsch-Ostasrika. — Gestorben: Herr Oberlehrer a. D. Friedrich August Meißner, 90 Fahre alt, Mittweida. Beerdigung Dienstag nachm. 3 Uhr. Herr Arthur Ed Georg Selle, Mitinhaber der bekannten Firma F. B. Selle, Porzellan, Majolika und Kunstgewerb liche Artikel, Leipzig, Petersstraße, in Konstanz. Herr Staatsrat Dimitri von Karischeff. Rrtter, Leipzig. Herr Friedrich Bühlau, priv. Bauunter nehmer, 75 Jahre alt, Leipzig, Blumengasse. Beerdigung Mittwoch V-2 Uhr, Johannisfriedhof. * Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 20. Februar. Südwestwinde, Bewölkungszunahme, wärmer, zumeist noch trocken. O Meml-Spielplan Her Leipziger Ddearer. * f heute Ans Ende morgen A is. Ende rkeues DH. La Traviata 7 »1.10 Gespenster 1,10 Alte, Ih. Die fünf Frankfurter 1,8 10 Die Kreuzet» schreiber 1,8 1.10 Operett.-Th. Ball bet S-k 8 ^11 Ball bei Hof 8 1.11 Lchaefpielh. Hamlet 8 — Kammersänger Lottck-Eeburtst. Bersohnungofest 8 1,18 ot. Universitätsnachrichten. Der I n t er na t ionale Studenten verein anderllniversitätLeipzig veranstaltet Mittwoch, den 21. Februar, abends 8 Ühr im Festsaal des Zentraltheaters einen Amerika nischen Abend, an dem ein „American Minstrel Show" vorgetragen wird. Dieses typisch-amerikanische Spiel bringt eine Sammlung von romantischen, schönen und melodischen Liedern der einstigen schwarzen Sklaven aus dem Süden von Nordamerika und Lust- spielizenen, die die Eigenart dieser Lieder in realistischer Weise darstellen, zu Gehör. Tanz schließt sich an. (D In der geheimen Sitzung des Bezirksausschusses wurden folgende Konzessionsgesuche genehmigt: Ge- netzki in Schönefeld (Erlaubnis zum Betriebe der Schankwirtschaft einschl. des Branntweinschanks im Grundstück „Zur Lindenallee" fUebertragungj). Wunderlich in Gundorf (Ausdehnung der Schank konzession auf einen zweiten Schankraum). Winkler in L.-Kleinzschocher (Erlaubnis zum Betriebe der Schankwirtschaft einschließlich des Brannrweinschants in Schönefeld fUebertragungj). Dittmar in Eilen burg (Erlaubnis zum Ausschank alkoholfreier Ge tränke in Schönefeld). -L. Personalien von der Bahn. Versetzt: Ober schaffner Voigtlander von Engelsdörf nach Leipzig - Dresdner Babnhof, Bahnsteigschaffner Radke von Leipzig-Bayrischer Bahnhof nach Gaschwitz und Philipp von Gaschwitz nach Leipzig- Bayrischer Bahnhof. Angestellt: Hilfsweichen- plsgiate üer Natur. c? Vor beinahe 50 Jahren, im Jahr« 1863, wurden die Paläontologen durch eine Entdeckung des eng lischcn Geologen Sir William Dawson vor ein Rätsel gestellt. Dawson wollte im Urgneis einFossiI ent deckt haben, und dieses Fossil erhielt den schönen Namen Loroou eunnstenso, Las „kanadische Morsten- rötetier", weil das Auftreten von Lebewesen in einer so frühen Erdschicht als die Morgenröte des Lebens anacsehen wurde. Dieses rätselhafte Tier sollte eine riesige Foraminifere sein und galt auch als solche, bis der deutsche Zoologe Möbius und der Amerikaner Walcott überzeugend dartaten, daß es sich nicht um Spuren eines lebenden Geschöpfes, sondern um Knollen von Serpentin mit eingeschalteten Kalk schichten handelt. Die Natur hatte die Gelchrtenwelt geäfft, indem sie ihnen ein Plagiat vorlegt«! Pla- stiate sind nun in der Natur nicht selten; im Tierreich, in der Pflanzenwelt, ja auch im Reiche der Steine finden sich oft ander« Werke der Natur, ;a auch Dinge der menschlichen Kultur wiederholt. Wer im Walde von einem morschen Baume die Rinde abstreift, findet an Lercn Unterseite häufig mcrkwürdtste, krause, ver schlungene Schriftzüac, die in Wirklichkeit Spuren der Tätigkeit des Buchdruckers find; es gibt sogar Pflanzen und Tiere, aus denen wirklich richtige Buch staben abzulesen sind. Da, beste Beispiel dafür ist wohl die Gammaeule, auch Ppsiloneule genannt (klusia xanriüL l-.), ein ziemlich häufiger, zu den Meiallculen gehöriger Schmetterling, auf dessen Vorderslügcln der griechisch« Buchstabe Gamma ganz klar abzulcjen ist. E» gehört auch nur wenig Phantast« dazu, um auf einzelnen Blumen Plagiate der Natur zu entdecken: auf dem Gladiolu» byzautinu» erkennt da» Auge der Griechen ha» Lehewort „at", natürlich mit griechischen Buch staben geschrieben. Einig« Sinologen wollen auf den Hülfen der gewöhnlichen Erbse sogar orientalische Schriftzüge «ntdeltt haben, jedoch ist es bisher nicht gelungen, diese Texte zu entziffern, offenbar weil die Natur sie vor der Erfindung der menschlichen Schrift oorerfunden hat. Ein« ganze Reibe weiterer Plagiate der Natur pellt der französische Raturwissenschafter G. Roux zusammen. Zeder Japaner kennt z. B. den Taira- krebs, ein Tier, das gerade i» den Gewiisscrn Japans besonders häufig ist, wo im Jahre 1134 eine große Schlacht stattgejunden hat. Von der Rückseite be trachtet, gleicht der Panzer des Tairakrebjes voll ständig dem Gesicht« eines Tairakricgers: man sieht deutlich den orientalischen Typus, der mehr dem koreanischen Typus ähnelt, als dem japanischen. Dieses Plagiat der Natur erklärt die buddhistische Ucbcrlieferung so, daß es ein Beweis für die Seelen wanderung ist: di« Krieger des Tairastammes, der bet Dan-no-ura vernichtet wurde, leben noch heute als Tairakrcbse weiter. Die Aehnlichkeit mit Mcn- fchengesichtern oder Menschenköpscn ist ein ziemlich häufiges Plagiat der Natur. Der bekannteste Fall Lieser Art ist der Totenkopf, die Zeichnung des Totenkopfschwärmers, und noch überraschender ist die Aehnlichkeit mit einem Mcn- scl)engcsichte - ' einem anderen Schmetterling, näm lich Fcniseca ta.guinius, dessen Puppe ein mensch. lichcs Gesicht mit gefurchter Stirn und zusammen gekniffenen Lippen, dem kaukasischen Typus ähnlich, zeigt. Beinahe noch weiter geht die Gesichtsähnlich keit bei einem wcstafrikanischen Schmetterlinge, Spalgi» Signaia, bei dem man sogar die Behaarung des Kopfes und die Pupillen in den Augen deutlich zu sehen meint. Sonst ähnelt das Gesichtfreilich mehr dem eine, Schimpansen, al» dem eines Menschen. Zn einer norwegischen Bucht hat man einen selt- i samen Gegenstand gefunden, der einen Fischer im Profil zeigt, und dieser Fischer hat ausgesprochen skandinavischen Typus. Auch hier handelt es sich um ein Plagiat der Natur, denn der merkwürdige Gegen stand ist ein Gehörknochen eines Walfische». Eine reichhaltig« Fundgrube für Plagiat« der Natur ist ferner die Pftanzenwelt. Zahllose Blumen weisen schon in ihrem Namen auf die Aehnlichkeit mit an deren Dingen hin, z. B. Lerchensporn. Rittersporn, Frauenschuh, Fichtenspargel oder da» Vogelnest, eine Orchidee, Waffcrhelm, Wasserlinse, Fingerhut; Orchi deen, namentlich einige tropische Arten, gleichen zum Verwechseln manchen Infekten, und umgekehrt wieder gibt es Insekten, die Blumen oder anderen Pflanzen teilen ähneln, wie z. B. das „wandernde Blatt" oder Stabheuschrecken. Auch die unbelebte Natur kennt Plagiate. In der Nähe des französischen Badeortes Cauterets im Pyre näengebiete ist auf einer Eranitwand ein Bildnis zu sehen, das einen muselmännischen Soldaten dar stellt. Es handelt sich dabei aber nicht um ein Werk von Menschenhand, wie man glauben könnte. Eines der merkwürdigsten Plagiate der Natur ist in der Maonagrottc bei Castello de Montecatini. Zn dieser Tropfsteinhöhle findet sich eine richtige Orgel, deren Pfeifen in den verschiedensten Größen von Stalag miten und Stalaktiten gebildet werden; ja unter dem Einfluß des Windes soll Liese Naturorgel sogar Töne von sich geben. Neue Mittel zur Vettervorvuslsge. T' Holland ist für die Entwicklung der Witterungs kunde «in klassisches Gebiet, denn es war der hollän dische Naturforscher Buys-Ballot, der vor rund 50 Jahren die Grundlage zu dieser Wissenschaft und gleichzeitig auch für die Entwicklung der Wetter voraussagen, Sturmwarnungen u. dgl. legte. Das von ihm gefundene und nach ihm benannte Wind gesetz ist das stärkste Fundament für die weiteren Forschungen und ihre praktische Verwertung geworden. Seitdem hat man in Holland begreiflicherweise ein besonderes Interesse für Wttterunaskunde bewahrt, so daß ein neue» Verfahren zur Wettervoraussage, da» vor einiger Zeit von dem Meteorologen Guil- bert gestellt wurde, jetzt vor der Akademie der Wissenschaften in Amsterdam ein« eingehende Er- ürterung erfahren hat. Es unterscheidet sich von den bisher üblichen Mitteln namentlich in einer viel genaueren Prüfung der örtlichen Verhältnisse. So wird besonders Gewicht darauf gelegt, wenn an einem Ort ein Wind gemessen wird, der in Anbetracht der Luftdruckverteilung stärker oder schwächer ist, al» er sein sollte. Ferner sucht man zu entdecken, wo etwa die Windrichtung Abweichungen davon zeigt, wa» nach den Luftdruckverhältnisien erwartet werden müßte. - Guilbert will also nicht, wie bisher, nur die groben gesetzmäßigen Züge aus einer Wetterkarte und danach wieder die allgemeine Wetterprognose berauslesen, sondern auch die Unregelmäßigkeiten zu forofältiger Beachtung bringen. Er vergleicht dies» Abweichungen geistvoller Weise mit den Krankheitserscheinungen eines menschlichen Körpers. Mit der Betonung dieser neuen Aufgabe hat Guilbert bei seinen Fachgenossen nicht viel Glück gehabt, denn man machte ihm von vielen Seiten den Vorwurf, daß es auf diese kleinen Abweichungen in der Wettervoraussage nicht ankäme. Namentlich in seinem eigenen Vaterlande ist auch dieser Prophet bisher zu keiner Geltung gelangt, und ebenso hat die meteorologische Zentralstelle in dem benach barten Belgien ein Einaehen auf das neue Verfahren abgelehnt und seine Verbreitung sogar bekämpft. Um so mehr wird Guilbert die achtungsvolle Auf nahme schätzen, die ihm jetzt in Holland zuteil ge worden ist. Dr. Gallc hat sich dort eingehend mit der neuen Methode beschäftigt und spricht ihr einen hohen Mert zu. Auch mancher andere Meteorologe soll sich bereits veranlaßt gesehen haben, das Ver fahren zu versuchen und ist zur Anerkennung seiner Vorzüge gelangt. Nach dem Vorbild von Ealltz wird sich der wetterkundliche Dienst in Holland die neue Methode ganz zu eigen machen. Sie ist nach der Meinung dieses Gelehrten auch physikalisch durchaus begründet. Das Hauptgewicht liegt dabei, wie man sich wohl denken kann, auf einer genaueren Voraus sage des Wetters bei schnellen Veränderungen im Zustande der Atmosphäre. Nach Guilbert lassen sich dann aus kleinen Merk malen, die von den Meteorologen bisher nicht be achtet wurden, die voraussichtlichen Wandlungen der Witterungszuftände erkennen. Wahrscheinlich wird also das Verfahren allmählich überall Berücksichtigung finden, wenn es auch als ein Hilfsmittel nur ge legentlich zu wertvoller Anwendung kommen sollte. Die Akademie der Wisfenschaiten in Amsterdam hat beschlossen, die weiteren Erfahrungen in dieser Rich tung sorgsam zu verfolgen und zu veröffentlichen. Lln üeu Quellen ües Ledens. Z Die modernen Biologen, Zoologen sowohl wie Botaniker juchen dec Natur auf alle erdenk- lick>en Acten ihre Gchcimuisse abzuzwingen. Sie macl»cn dazu Versuche, die dem llncmgewe.hten zu- nächst fast sinnlos erscheinen, die aber doch dem Forscher die wichtigsten Aufschlüsse geben und ihn geradezu an die Quellen des. Lebens führen fetten.
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