Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.02.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120221021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912022102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912022102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-21
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
>12. ! Z!cdl r » 8»«> 4^, 8>i,, 4, Llaek Zleli« 87 om 5Ä- iiv 185 2151« 1871, 'r. 4Z V. 1551. io »8 8Z 1181, 1tt>-, Z». 811» utt« Zicdl °p 2.Z7 -c) 1.1» tediii». »jcdi 1,55 Ze« Z: 88 o.r» s.g« 5,12 r,rs 4 i>- Z,Z7 8,28 4 ' »4 1,25 8e»2»54 > ZI 5-6 iuN 1,75 !-»<! 1,55 !, 5» Sli kN. 1,SZ Z.75 5«»ä 2,58 2,86 8.87 8; 68 r,ir 8,1« 8ut>!g. 8, »4 r, 84 r. 8,Z1 -) 88.75 8.87 1.85 Z.58 4. Zr-<! 85-6 >-) 21/8 Iid. psr! io, r;4 Z5» 4 j 8i!N 4Z88 5888 11288 5288 5488 82 11Z88 1Z5 72 11588 128 1288 25 125 14588 ZZ58 7858 7888 185 5888 82 4588 7588 5488 12588 28588 24888 Z2588 21888 28888 17Z88 425 2275 588 1788 2Z88 ! 7288 2Z58» »75 1 825 libolen.I kgeickist >8Z-Z66 utt. 1 1458 2Z88 5558 , ZI 88 j Z588 5Z88 c »n»Nr 2^ I. »5. i 6». I 21. » 21. . 21, -8. ,25 8. I. 21. i» 2 >. 2 . ZI. UL :K , ZI, . ZI. Z'. i>» vau» ,«bracht 88 Vi- »onatU. 2.78 ML »tetteltöhrl. B«t un!«tt> Filiale,i a. Aa- nahmefteLen abaehaU 75 Pt. »oaatl, L»ML otetteltkhrl. »an» bt« V.K; kaerhal» Drulichland» und d«r deutschen Kolonien »tettesiahrl. S.SU Mt„ monatl. Ml. auolchi. Postbeftellgeld. Ferner in Bel-ten, Dänemark, den Donauftaaten, Italien. Luremdura. Niederlande. Nor- o>«aen, Oeprrreich-Unaarn. Nutzland, Schweden, Schwei« u Spanten. In allen übri»«» Staaten nur direkt durch di« Eeichatt.kell« de» Platte» erhältlich. Da, Leipziger Tageblatt «richeini 2 mal täglich. Sonn» u. Feiertag» nur morgen». blbonnement.-Annahme IobaaniogaH« 8, L«i unieren Tragern. Filialen. Spediteuren und vnnatzmesteUen. I»w»r Postämtern und Briefträgern. a»»t,r»«„a»t,pe«k, 10 V». Abend-Ausgabe. KWMrTMblalt s 148S2 («achtaulchlu») l " lRacht„Ichl>»» rel.-Ln/chi. Vuuveiszeirung. Amtsblatt -es Aales ««- des Nokizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Nr. SS Mittwoch, üen Ll. /edruar lSlL 1V6. Julrrgsny Anzeige« Preis fM Snlerat« au» itelpzig und Umgobmrg di, Npalt>g»P,t»i„tl» S Pf^di, Reklame. »eile I Ml. von aurwart» AI Pf^ Reklame» 1^0 Ml. Inierai« von iklebSrden im amt- »ich«» Teil d„ Peiil.,,1» St> Pt S«lchüft»an»eig«n mu Plagoorlchrtste» im Preu« »ihohl. Rabatt nach Tarif B«>Iau»u«küdr Sefamt» avflag« S Ml. o Tauiend «iki Poltgebiitze. Teiideilag» daher. Festettetlt» Rutlraa» können ntchi zurück» gezogen werden. Für da» Lrichetnen a» bemannten Tagen und Plagen wird kein« ibaianti« übernommen. Rniet,en.«nnadm,: I»d,»»'»g»Ile 4 bet fa.nilichen Ftltolon «. olle» Annoncen» Elpediiionen de» 2» and Au»lanl>„. Druck ,nd P«I«, »»» Kifcher L Rürfte» Inhaber: Paul Rtirüen. Redattien und tLefchilt.itel«: 2obanni»gok>« il Rausi'Filiale Dre.dea: Seestrag« 4, l zTelephon 4S2V. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 1v Sellen. Das Nichtigste. * Die Verhandlungen zwischen den englischen Bergwerksbesitzern und den Grubenarbeitern sind gescheitert. Ministerpräsident Asquith hat einen neuen Vermittlungsversuch unternommen. (S. des. Art.) * In London findet heute eine Sitzung deS internationalenBergarbeiterverban- des statt, die sich mit dem drohenden englischen Bergarbeiter streik beschäftigen tvird. (S. bes. Art."» * Zum Vizepräsidenten der chinesischen Republik wurde Liuanhung gewählt. (S. bes. Artikel.'» * Heute früh 5.45 Uhr erfolgte der Durchschlag des Tunnels der Bahn Eigergletscher-Jung- fr au bei der künftigen Station Jungfraujoch 3457 Meter über dem Meere. Vle Lecyarbeiterltreikbemegung. Dis englischen Verhandlungen gescheitert. Die gestrigen Konferenzen zwischen den englischen Bergwerksbesitzern und den Vertretern der Berg arbeiter, denen auch die Regierungsvertreter bei wohnten, mutzten um 6 Uhr abends abgebrochen werden, da eins Verständigung nicht zu erzielen war. Der Generalstreik der Bergarbeiter mutz nunmehr als eine beschlossene Tatsache angesehen werden. Die Regierung hat alles aufgeboten, um sowohl die Vertreter der Arbeitgeber als auch die Deputierten der Arbeiter zum Nachgeben zu veranlassen; alle ihre Bemühungen sind jedoch erfolglos geblieben. Der Direktor der Smith-Bank erklärte, datz der bevorstehende Bergarbeiterstreik für Enaland zu einer der g rötzten Katastrophen werden konnte, die die Geschichte Englands kennt. Am Diensiag hatten verschiedene Erogindustrielle eine eingehende Be sprechung mit matzgebenden Finanzleutcn, um über die sich bei Ausbruch des Streikes ergebende Lage zu beraten und geeignete Maßnahmen zur Beilegung Les Streikes zu erwägen. Bisher haben die Ver handlungen jedoch noch kein Resultat gezeitigt. Ein Vermittlungsversuch Asquiths. London, 21. Febr. (Tel.) Premierminister Asquith hat die Kohlengrubenbesitzer und die Grubenarbeiter eingeladen, mit ihm und einigen anderen Ministern am 22. Februar im Auswärtigen Amt zu einer Besprechung der ernsten Lage zusammen zukommen, die sich aus der Möglichkeit eines Kohlen arbeiterstreiks ergebe. Ueber die Verhandlungen des Einigungsamtes liegt noch folgendes Telegramm vor: London, 21. Febr. (Tel.) Die Verhandlungen des Einigungsamts zwischen Arbeitgebern und Arbeitern in der Kohlenindustrie haben gestern ergebnislos geendigt. Die Arbeitgeber machten detaillierte Vorschläge über die Bedingungen, unter denen sie der Einführung von Minimallöhnen zu. stimmen würden, aber ihre Vorschläge wurden von den Vertretern der Arbeiter abaelehnt. — Nach der „Times" glaubt man, datz diese Vorschläge die Grund lage für wettere Verhandlungen abgeben werden. — Der parlamentarische Berichterstatter der „Daily News" meldet aus bester Quelle, datz, was die rein sachlichen Streitpunkte betreffe, beide Par teien einer Verständigung bereits sehr nahe gekommen wären. Wenn es sich um die sach lichen Differenzen allein handle, so liege nicht die geringste Rechtfertigung für einen Streik vor. Die Gewährung von Minimallöhnen an den Stellen, wo die Kohlenförderung unter abnormen Bedingungen vor sich geht, sei praktisch genau be stimmt worden. Die Grubenbesitzer seien bereit, die Minimallöhne auch in weiterem Umfange zuzu- gcstehen. Der Korrespondent der „Daily News" fährt fort: Bestimmend für die Lage ist, datz die Grubenbesitzer darauf bestehen, datz, wenn ein Ab kommen geschlossen würde, dieses für eine Zeit von gewisserLängein Geltung bleiben müsse. Wenn es zu einem Streik käme, so würde der extrem sozialistische Flügel der Arbeiter die Schuld tragen, der eingestandenermaßen den allgemeinen Streik will, nicht als ein Mittel, um bestimmte Vorteile für die Bergleute zu erreichen, sondern für einen Teil seiner allgemeinen Politik. Die Ursachen für einen allgemeinen Streik liegen in den inneren Gegensätzen dec Arbeiter verteilt. Die internationale Dergarbeiterkonferenz, von der in den letzten Tagen mehrfach die Rede ge wesen ist, nimmt am heutigen Mittwoch in London ihren Anfang. Es werden an ihr, wie berichtet, Abordnungen aus allen bergbautreibenden Ländern Europas teilnchmen. Der Vorsitzende des alten Bergarbeiterverbandes Deutschlands, Reichstans abgeordneter Sachse lBochum). ist am Dienstag in Begleitung eines andern Bernarbeiterführers nach London abgereist, um den Verhandlungen der Kon ferenz beizuwchnen. Die Lage im Kuhrgebiek. Aus Bochum wird gemeldet: Am Dienstag hat in Loch um eine neue Konferenz von Vertretern der an der Lohneingabe beteiligten Lcrgarbeitervcrbände stattgefunden, die zu der Ant wort des Zechsnverbandes, der sich für nicht zu ständig erklärte, aber darauf hingewiesen hat. datz eine Erhöhung der Schichtlöhne erfolge, Stellung genommen und über die weiter einzu,chiagenden Schritte Beschluss gefasst hat. Ueber das Ergebnis der Beratung wird noch Stillschweigen bewahrt. Am nächsten Sonntag findet im Ruhrrevier eine Reihe von Massenversammlungen in der Bergardeiter-Lohn- frage statt. Die Versammlungen sind gemeinsam vom alten Bergarbeiterverband, dem Hirsch. Dunckerschen Gewerksverein und dem pol- irischen Berufsvereine einberusen. Die bedeu tendste wird diejenige im Bochumer Schützenhof sein, in der massgebende Führer der Bewegung sprechen werden. Ausserdem sind Vcriammlungen in Tort- mund, Gelsenkirchen, Essen, Oberhausen, Wanne, Recklinghausen usw. vorgesehen Nschtragsetat zum vervcherungsgeletz Mr priostangelteltte. Ein Nachtragsetat für das Direktorium der zur Ausführung des Verficherungsgosetzes für Angestellte erforderlichen Reichsanstalt wird, wie die „Tägl. Rundsch." bürt, dem Reichstag nach den Osterferien zugehen. Der Nachtragsetat fordert die Mittel für die Besoldung der Beamten, Beschaffung der Arbeits räume u. a. m. Vorerst wird die neue Roichsanstalt in einem Mietshaus untergebracht werden, die Er richtung eines eigenen Gebäudes ist für spätere Zeit beabsichtigt. Nach dem Gesetz besteht das Direktorium aus dem Präsidenten und einer Anzahl von beamte ten Mitgliedern und aus je zwei Vertretern der ver sicherten Angestellten und ihrer Arbeitgeber. Als Präsident der neuen Reichsanstalt ist der Mini- sterialdirektor Caspar aus dem Reichsamt des Innern in Aussicht genommen. Vorsitzender des Oberschiedsgerichts, der höchsten richterlichen Instanz für die versicherten Angestellten, soll Geheimrat Koch werden. Die vorbereitende Tätigkeit des Direktoriums wird darin bestehen, festzustellen, welche Angestellten eine ausreichende Lebensversicherung haben, die sie von der Zwangsoersicherung befreit, und ferner zu prüfen, ob den Gesuchen von Werkspcnsionskassen und Hauskatzen um Zulassung als Ersatzkatzen zu entsprechen ist. Dann hat das Direktorium sich dar- über schlüssig zu werden, in welcher Weife für das Heilverfahren zu sorgen ist, um ein frühzeitiges Ein- treten der Berufsunfähigkeit und damit des Renten. Lezuges zu verhindern. Es sind Vorarbeiten zur Er- richtung von Tuberkulosenhcimen im Zuge, ferner erwägt man, öffentliche Sanatorien für kranke Angestellte ins Leben zu rufen. Die Aus zahlungen von Renten kommt in den ersten fünf Jahren nicht in Frage; nur in Ausnahmefällen kann nach ärztlicher Untersuchung die Nachzahlung der Prämienreserve zur Abkürzung der Wartezeit gestat tet und die Rente vor Ablauf der gesetzlichen Frist gezahlt werden. Fremüe Lrüe. Roman von Richard Nordmann. Elenas ehrliches Naturell gewann cs nicht über sich, alle diese prägen ganz in sich zu verschliessen, und so sagte sie endlich: „Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, Sie wiederzusehen, Herr Malten, und wollte Sie bereits aufjuchen; aber es scheint mir, als hätten Sie Ihre kleine Schülerin schon ganz und gar aus Ihrem Ge dächtnis gestrichen und als fiele es Ihnen schwer, sich über meine Rückkehr zu freuen." „^h freue mich auch nicht", gab er ruhig zurück. Elena blickte ihn verblüfft an, er aber starrte in die leise gegen die Felsen plätschernden Wellen und schien Elenas Gegenwart vollständig zu vergessen. In seiner Brust begann es plötzlich mächtig zu ar- beiten, seine Lippen preßten sich übereinander, die sanften, leidenden Züge veränderten sich, zuckten, und als Elena erschrocken ihre Hand auf seinen Arm legte, wandte er jählings den Kopf nach ihr und starrte sie an, wie wenn sie jetzt erst gekommen wäre und ihn aus tiefen Gedanken aufgeschrcckt hätte. Er fuhr sich mit der schmalen, blassen Hand durch die Haare, dann sagte er wie erwachend und sich be sinnend: „Nein. Fräulein Elena, ich freue mich nicht, dass Sic zurückgekommen sind — ich freue mich nie, wenn jemand Deutschland verläßt, um hier zu bleiben. Ach, Heimat! Meine deutsche Heimat!" brach er plötzlich aus, und seine Augen weiteten sich. „Sie kommen von dort, wo meine Sehnsucht weilt, von dort, wohin ich niemals wieder kommen werde! — Was siel Ihnen ein, hierher zurückzukehren?" Seine Stimme klang grollend und vorwurfsvoll. „Sie haben kein Recht, von der Stätte, wo Ihre Mutter so unglücklich gewesen, Glück zu erwarten und zu ver langen." „Ich habe meinen Vater Wiedersehen wollen", gab Elena leise zurück. Ihren Vater?" Ein Strahl tiefsten Hasses zuckte in den verträumten, sanften Augen auf; dann schien er sich zu besinnen. „Ach so — ja — Sie haben ja Ihren Vater hier. Seltsam ... wie konnte ich das vergessen! Für mich waren und bleiben Sic stets nur die Tochter Ihrer Mutter." „Frau Malden hat Ihnen bereits gesagt, datz meins arme Mutter tot ist . . .?" fragte Elena mit leiser Stimme. „Ja", klang cs düster aus seinem Munde, und wieder starrte er so wie vorhin in die Wellen, ab wesend. wortlos, mit übcrcinandcrgsprcßten Lippen und mächtig arbeitender Brust. „Man hat Ihnen hier übel mitgespielt, Herr Macten", nahm Elena nach langer Pause wieder das Wort, und em bitteres Lächeln huschte über das Ge sicht res sinnenden Mannes. „Was tut's?" sagte er beinahe lakonisch. „Es war der letzte Schlag." „Was haben Sie jür die nächste Zukunft vor?" Er lachte auf. „Vorhaben? Was kann ein Mensch wie ich Vorhaben? Meinen Sie denn, ich hätte noch) Kraft und Trotz? — Vorbei! — Aus! — Was Sie da >ehen, ist ein Schwamm, kein Mann mehr. Ich hoffe nicht mehr und will auch nichts mehr, ich habe resigniert und lasse mich treiben." „Mein Gott, was ist aus Ihnen geworden?" „Ich kann mir nicht Helsen! Meine Widerstands kraft ist gebrochen — aus. Ich raffe mich nicht mehr auf. Ich war nie eine Kampfnatur, ich habe nur immer das Große, Schöne geträumt und nach meiner Art angestrebt —aber feit sich mir das Leben in seiner ganzen Nüchternheit und Gemeinheit, in seiner graucichaften Oete aufgctan hat, ist mir mein eige ner Mensck verloren gegangen, und ich kann ihn nie mehr wiederfinden " Er liess sich mit einer tiefen Apathie in den Zügen müde auf eine Mar morbank nieder, und Elena setzt« sich neben ihn. „Warum, Herr Malten", sagt« sie, „haben Sie nie den Versuch gemacht, in Ihre deutsche Heimat zurück zukehren und dort wieder Fuß zu fassc-n?" „Warum? Ach —" Er sah wieder mit diesem ab wesenden Blick ins Weite. „Lvarum . , .! Ja — warum! . . .! Das ist eine lange Geschichte, Fräu lein Elen« . . . eine lang«, schmerzvoll« Geschichte. Ich habe noch nie darüber gesprochen ... mit nie mand . . . nein, nicht einmal mit meiner Mutter. Vielleicht auch deshalb nickt, weil mich noch niemand darum gefragt hat . . . niemand. Wer kümmert sich in diesem Lande um das. was in der Brust eines anderen norgeht? — Gewinn . . . Schacher . . . . lkttohllcben. . . Hatz. Neid! Mit einer Tasche voller Ideale war ick nach dem klassisch«» Lande gekommen, um meine Studien als Archäologe zu vollenden. ab«r wie bald kam das Erwachen, di« Wirklichkeit! Mein Vater war geworben, meine Mutter sehnte sich nach mir, halb zu Tode — und mein Geld war zu Ende. Es war mir unter Len Händen zerschmolzen, aber auch meine Mutter befaß nicht mehr viel. Nun hiess es, mein Brot zu erwerben. Ich begann Unterricht zu erteilen. Aber mein Neugriechisch war mangel haft, und ich hatte viel zu tun, um mich in der Landessprache zu vervollkommnen. Meine Mutter war nur nach Athen gefolgt, und ich arbeitet« mit aller Macht darauf hin, mir eine Stellung zu grün den. Es gelang mir nicht. Ich war in meinem gan zen Denken, in meinem Wissen zu deutsch geblieben. Täglich wälzte ich den Gedanken, nach Deutschland zurückzulehren, aber meine Mutter war alt und schwach, die Reis« nach Athen hatte ihr bereits große Schwierigkeiten bereitet — und dann, es war auch eine Art Scham dabei, ihr zu zeigen, wie schwer es mir wurde, hier Fuß zu fassen! So blieb ich — «der cs war ein ewiger und versteckter Kampf, den ich meine Mutter nie kennen lernen lassen wollte." „Wie kamen Sie nach San Marino?" fragte Elena nach einer Weile. „Durch Ihre Mutter ..." Er sagte es wie ab- wesend, wie aus einem Traume heraus. „Es war mir endlich geglückt, eine Professur am Athener Gym nasium zu erhalten . . . denken Sie, eine gutdotiertc Stelle als Kunsthistoriker ... ich hatte meine Prü fung glanzend absolviert und hatte mir die Freund- fcyaft und die Protektion hervorragender Männer erworben . . Cr hielt inne, es schien Elena, als ob er verwirrr stockte und nicht recht weiter wüßte, als ob er mehr gesagt hätte, als cr hatte sagen wollen, aber sie ivar so gespannt, ja erregt, dass sie ihre gewohnte Zu rückhaltung und Zartheit in solchen Dingen gewalt sam beiseite schob und rasch fragte: „Nun . . . weiter! . . . Sie wurden also Pro fessor am Gymnasium . . .? „Nein... ich wurde cs nicht... ich ... mir wurde Athen plötzlich unleidlich . . . ich . . . wäre dort zugrunde gegangen . . ." „Sie verliessen Athen, ohne die Professur ange nommen zu haben?" „Ja." „Und gingen . . .?" „Nach San Marina." Ein wunderbares Lächeln glitt dabci über sein Gesicht, und Elena vergaß einen Augenblick ihre Ee- Nach der gesetzlichen Vorschrift muß jeder Ver- sichcrungspflichtige eine Versicherungskartc ausgestellt erhalten, in welcher genaue Angaben über Alter, Familienocrhältnisse und Gehaltsbezüge enthalten sein müssen. Damit gewinnt die neue Rrichsanstalt ein zuverlässiges statistisches Material, an der Hand dessen sie den ganzen versicherungstechnischen Aufbau (die Gewährleistung der Renten durch oie festgesetz- ten Beiträge) einwandfrei nachprnfen kann. Aehn- liches statistisches Material ist bisher noch nicht vor handen gewesen. Das Gesetz soll am 1. Januar 1913 in Kraft treten. DerGntwurf elnesReichsttiettteryeletzes —" Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat kürzlich «inen Antrag auf Erlaß eines Reichs. tlMtergesetzes gestellt, in dem eine Anzahl von Forderungen aufgestellt war. Wie wir hören, be findet sich zurzeit bei der zuständigen Neichsbehörde ein Entwurf in Vorbereitung, der indessen noch nicht so weit gediehen ist, datz er noch in dieser Session bereits dem Bundesrat und Reichstage wird zugehen können. Im übrigen scheint man nach wie vor an den zu erwartenden Entwurf in Bühnenkrciscn Hoffnungen zu knüpfen, die nicht erfüllt werden können. Bei weiblichen Bühnenangchörigen scheint namentlich die Ansicht zu bestehen, datz beim Engagement von Schauspielerinnen und Schauspielern auch die Ee- haltsfrage einer gesetzlichen Regelung unter liegen soll. Anderseits wird angenommen, datz die Thcaterzensur auf das Reich ül^ertragen werden soll. Diese Ansichten sind naturgemätz unzutreffend. Denn einmal steht die Neichsregierung nach wie vor auf dem Standpunkt, daß sie in Len freien Arbeitsvertrag in bezug auf Gehalt und Lohn nicht mit gesetzlichen Maßnahmen eingreifen will. Anderseits ist durch aus nicht in Aussicht genommen, an der Zuständigkeit der Bundesregierungen in bezug auf Theaterfragcn in irgendeiner Weise zu rütteln. Ein Reichsthcatergesetz kann sich lediglich auf ssozialpolitische Fragen beziehen, und zwar auf die Gebiete, die auch sonst schon reichsgesetzlich zwischen Arbeitgebern und Angestellten anderer Be rufsstände geregelt sind. Dahin gehört die Dauer der Beschäftigung, die Gewährung ausreichender Ruhe- pausen usw. Nur um diese Fragen hat es sich auch bei der vor längerer Zeit stattgehabten Konferenz gehandelt. Sie verfolgte Len Zweck, festzustellcn, wie der Schutz der Bühnenangestclltcn in sozialer Beziehung mit d«n wirtschaftlichen Interessen der Bühnenleiter zu ver einen ist. Auch die Altersversorgung von Schau spielerinnen und Schauspielern kann für eine gesetz liche Regelung nicht mehr in Frage kommen, La durch das soeben verabschiedete Vcrsicherungsgesetz für An gestellte diese Frage auch für Bühnenangestelltc er ledigt ist. Diese sind ohne Rücksicht auf den Kunstwert ihrer Leistungen als Privatangestellte der Dersiche- rungspflicht unterworfen, soweit ihre Einkommen verhältnisse den gesetzlichen Vorschriften dafür ent sprechen. Bayern unü üie preußisch-lüüüeutllhe Klsssenlstterie. Kurz nach dem Vollzüge der bayrischen Landtags wahlen war in München das bi«rllcht aufgetaucht, dass Las Zentrum, das im neuen Landtage wie derum über die Majorität verfügt, gewillt seiv solle, seine Zustimmung zu dem Lotterieoertrage mit Preu. danken und Erwägungen über der Schönheit, die sie aus diesem Männerantlitz anstrahlte. Erft nach län gerem Schweigen fragte sic wieder: „Sic kamen damals in unser Haus als mein Er zieher, nicht wahr?" „Ja. Ich hatte Ihre Eltern bei Freunden kennen gelernt und an demselben Abend kam auch die Frage wegen einer Erzieherin für Sie zur Sprache. Ihre Mutter war trostlos, ja sie weinte, daß Sie ihr geliebtes Deutsch verlernen würden, und es entspann sich zwischen ihr und Ihrem Vater ein Streit . . . Unsere Freunde legten sich ins Mittel und der Herr des Hauses warf die scherzhaften Worte hin: „Das beste würde es sein, wenn Freund Malten die Er- ziehunq der kleinen Elena in die Hand nähme!" — Ja, man weiß oft nicht, wie «in geringfügiger Um stand., wie ein einziges Wort unser Schicksal wenden kann! — Ihr Vater, in dessen Natur es lag. seine Gattin nach einem Streite — wobei er immer furcht bar heftig und ausfällig wurde — mit überschweng lichen Zärtlichkeiten zu überhäufen, Ihr Vater selbst war es, der alles aufbot, den Wunsch seiner Gattin zu erfüllen und mich dazu zu bewegen, nach San Marina zu gehen und Ihr Erzieher zu werden. Ich lehnte ab und Ihre Eltern reisten fort . . ." Er hielt inne, aber Elena drängte: „Dann kamen Sie aber doch zu uns. Was be- wog Sie dazu?" Er antwortete nicht. Endlich stieß er hervor: „Ick sagte Ihnen schon Athen war mir unleidlich geworden." Wieder sank sein Kopf zurück, seine ganze Haltung ließ nach, ein- tiefe Blässe hatte sein Gesicht über zogen und seine Augen schlossen sich wie in Müdig keit. Ein Gedanke durchschoss Elenas Kopf: Der Mann hungert! Ratlos blickte sie in sein abgespanntes, todblasses Gesicht. Sollte sie ihm Geld anbieten? Sie wagte cs nicht. Wie er da vor ihr saß. mit dieser großen Gestalt und dem feinen, durchgeistigten Kopfe, er schien er ihr wie ein Bild gefallener Grösse, wie ein gefesselter Promotheus — und dem sollte si« eine Unterstützung anbieten wie einem Bettler? Aber war er beute etwas anderes? War er nicht ein Schiffbrüchiger, «in Gestrandeter, dessen Schiff voll Ideale und Illusionen versunken war in den kalten Wassern der Wirklichkeit? lFortsctzung in der Morgenausgabe.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite