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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.02.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120219011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912021901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912021901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-19
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Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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' Lu» Reichitheutergesetz. Wie die „Dtsch. Kvrr." erfährt, wird die sozialdemokra tisch« Fraktion des Reich-tags in den nächsten ragen einen Antrag einbringen, dec die bald-ge Vorlage eines Reichstbeatergesehes fordert. * Die Besetzung des Gouvernrurposten, in Samoa. Die von der „R. Pr. >wrr." verbreitete Nachricht, -ast der Oberrichter, Geheimer Rcgierungoral Schultz, der gegenwärtig in Stellvertretung die Gouverncurgesct,äste in Samoa führt, dem nächst znm Gouverneur ernannt tverden biirfre, ist, wie wir hören, nicht zutreffend. * Die Ausschaltung der Bezeichnung „Subaltern beamte". Wie wir hören, ist mehrfach in den Parla menten und in Eingaben von Veaintenverbän-en der dringende Wunsch ausgcsprvckien worden, -css, amt- licherseits die Bezeichnung „Subalternbeamte" nach Möglichteit ausgeickaltet wird. Dies sallle nament lia> in den gesetzlichen Bestimmungen, in Verord nungen und im V.rtchr der Behörden uniereinander zur Durchführung gelangen, wobei als Ersatz für „Subalternbeamte die Bezeichnung „mittlere Beamte" vorgcschlagcn wurde. Diesen Wünschen ist die Regierung c n t g c g c n g e! o m in e n , und so wohl im schriftlichen Verkehr, wie im sonstigen amt lichen Sprachncbrauche soll die erucihnti Bezeichnung inFortsujl komm -e n. Eine Ansiicihmc hiervon würde cintretcn. wenn eine Bezugnahme aus ältere (besetze und Bcrordnungen notwendig wird, in denen der Ausdruck ..Subalternbeamte" vorkommt. * Kursus für stearswisscnschastliche Fortbildung »n Berlin. Wie schon seit mehreren Jahren, ver anstaltet die Bereinigung für itaatswissenschaftliche Fortbildung zu Berlin auch in diesem Frühjahr wieder, und zwar in der .teil vom6 Mai bis8. Juni einen Fortbildiingcknrsiis. der diesmal in zwei Teile zerlegt worden in. Das Programm umfaßt: 2. Bor- träge und Besichtigungen in Berlin, i>. desgleichen in Posen, a. eine Ltudienfahrt nach Marienburg und Danzig vom 6. bis 8. Juni. Programm il sieht nuger den Bor'rägcn und Besichtigungen in Berlin eine Studienreise nach Rußland vom 19. Mai bis 1. Juni vor, an die sich wieder einige Vorträge und sodann ebenfalls eine Studienfahrt nach Marienburg und Danzig anschlichen. Die Kurse sind bestimmt für Personen, die neben allgemeiner Bildung auch eine ge wisse sta.atswisscnschastlichc Schulung theoretischer oder praktischer Art besitzen und eine Erweiterung oder Vertiefung ihrer Kenntnisse auf dem Gebiet« der juristischen und wirtschaftlichen Staatswissenfchaften erstreben. Interessenten rechnen den Studicnplan für den Kursus mit beiden Programmen in der Haupt kanzlei der hiesigen Handelskammer, Neue Börse, Ausg. 13. II., während der üblichen Geschästsstuuden <9 bis 12, .3 bis 6 Uhr, Sonnabends 9 bis 1 Uhr) einsehen oder von der Geschäftsstelle der Vereinigung Ibis 5. Mai Berlin 8, Behrcnstraße 70, dann 56, Schintelplatz 6) beziehen. * Baukosten der neuen Kriegsschiffe. Die in diesem Jahre fertig werdenden grossen Kriegsschiffe zeigen den Neubauten früherer Jahre gegenüber eine weitere Preissteigerung, di« aber nicht so groß ist, wie sie früher aufzutreten pflegte. Unter der gegenwärtig wenig günstigen Lage des Schiffsbaues hat das Reichsmarincamt anscheinend für Vie Finanzen vor teilhafte Abschlüsse machen können. Während die im vorigen Herbst der Hochseeflotte eingereihten Linien schiffe der „Helgo!and"-Klasse -17,1 Millionen Mark kosteten, beläuft sich der Preis für die neuen Turbinen-Linien schiffe der .. Kaiser "- Klasse nur auf 47,5 Millionen Mark. Noch geringer ist die Steigerung für die Panzerkreuzer. „Moltke" kostete 44.08 Millionen Mark. „Goeben" erfordert 44,125 Millionen Mark. Eine direkte Preiser n i e d r i a « nq zeigen die kleinen Kreuzer und Torpedoboote. Der Kreuzer „Magdeburg" kostete 8,54 Millionen Mark: der Neubau „Stralsund" mit seinen Schwesterschiffen erfordert nur 8 51 Mill. Mark. Für die aus 12 Fahrzeugen bestehende Torpedobootsslottille ist der Preis sogar von 24,26 auf 21.76 Millionen Mark gefallen. * Einheitszeit in Deutsch-Ostafrika. Zn Deutsch- Ostafrika ist den Mitteilungen der „Deutschen Kol. Ges." zufolge von vielen Seiten angeregt und der Wunsch zum Ausdruck gebracht worden, eine einheit lich Zeit einzuführen. Diese Maßnahme würde sich entschieden empfehlen, da bei der Länge der von den einzelnen Bahnen zu durchfahrenden Strecken es sich schon jetzt um recht erhebliche Zeitunterschiede handelt. kluslsnü. England. * Kabinett und Frauenstimmrecht. Sir E-ward Grey antwortete in einer Versammlung in London auf Anfragen von Stimmrechtlerinnen, er wisse nicht, ob die Negierung Vas Referendum <mf das Frauc nN im mrechtsproblem anzuwenden gedenke. Er selber h,.ite es für unbillig, dies« Frauen tage durch eine Volksabstimmung zu entscheiden, an der nur M äuner teilnchmen sollten. Fran Irrci ich. * Neue Wühlnersuchk in der Champagne. Die Weinbauern in der Champagne werden neuer dings aufzuputschen versucht, denn in der ganzen Gegend kommen massenha't Plakate zur Verbreitung, cn denen im Hinblick aus die bevorstehende Abschaffung der Abgrenzung des Eb-'mpaqnergebietes zu neuen Gewaltakten aufgciordert wird. * Die Erneuerung einer französisch-spanischen Kommission zur Prüfung der Frage der Z 0 t l - und S ch u l 0 c n v e r w a l t u n g in der spanischen Zone in Marokko — der cngliscki: Wrmitteluugsvorschlag. über den wir bereite berichteten — stehl, wie aus Paris gemeldet wird, unmittelbar bevor. Mi nisterpräsident Poincar7- hat Finanz-Minister Klotz bereits eüsucht, die Vertreter Frankreichs für dies« Kommission namhaft zu machen, die in Madrid zu- fammentretcn wird. Der in Paris weilende marok kanische Großrvrsir El Mokri reist demnächst nach Fez ab, wo er gleichzeitig mit dem Gesandten Regnault cintrefftn dürste, mit dem er über die Er richtung des französischen Protektorats über Marokko verhandeln wird. Lsuptserssmmlung öerZachkn-Stiltungües König!. Lüchl. LMjtiirverejnsöttnürs. (Von unserer Dresdner Redaktion.) (:) Dresden, 18. Februar. Im Kaiser-Wilhelm-Saale des Hauptbahnhofs trat heute nachmittag 5 Uhr die H « uptveriam m- Iung der S a ch s c nst i f t u n g unter dem Vorsitz des Herrn Stadtrat Dr. med. Hopf-Dresden zu sammen. Den Verhandlungen wohnten Vertreter des Kgl. Kriegsministeriums, des Leipziger Bezirks kommandos l und ll, der Kreishauptmannschast Dresden, des Präsidiums des K. S. Militäroereins- bunves, des Militär Lebeusvcrsicherungs- und des Feueroersichcrungsoereins usw. bei. Der Vorsitzende eröffnete die Verhandlungen mit eineni dreifachen Hurra auf den König. Dann gab er noch ergänzend« Bemerkungen zu -em gedruckt vor liegenden Geschäftsbericht, aus dem hervor geht, daß sich -er wirtschaftliche Aufschwung auch in der Belebung des Arbeitsmarktes und in der För derung der Stellenvermittlung gezeigt habe. Auch die Hygieneausstcllnng sei nicht ohne Einfluß auf die Stellenvermittlung gewesen. Ävenn trotzdem von der großen Zahl der Stellesuchenden — im Jahre 1911 waren 3724 in den Listen der 56 über das ganze Land verbreiteten Geschäftsstellen der Stiftung eingetragen — nicht alle uniergebracht werden konnten, so sind hierfür verschiedene Gründe vorhanden. Einmal eignen sich nicht alle für die zu besetzenden Stellen, andernfalls ist nicht immer für Vie Stellesuchenden Vas ihrer Verufsart Entsprechend« vorhanden. Der Erfolg liegt in -er Schnelligkeit -er Vermittlungs tätigkeit. Die Sachsenstiftung betrachtet cs als eine ihrer vorne Mst.'n Ausgaben oer Landflucht entgegcn- zutreten, dem Lande seine Arbeitskräfte wieder zu zuführen und die Großstädte zu entlasten, indem sie bestrebt ist, die Arbeitslosen, die in allen, größeren Städten stets in reicher Zahl vorhan den sind, nach Landbezirken zu leiten. Das Geschäftsjahr 1911 sah die Sachsenstiftung in besait-* ders regc4c Tätigkeit, die durch ein« flotte Unter stützung seitens'd^r verschiedensten Unternehmer, l>e- behördlicher und nichtöffentlicher Stellen, Zn» dustrieller und Geschäftsleute Förderung fand. Es wurden gegen das Vorjahr 23 Arbeits lose mehr uniergebracht, und das h-esamt- crgebnis darf als befriedigend bezeichnet werden. Einem Angebot von 215 landwirtschaftlichen Stellen stand ein solches von 502 im Vorjahr gegenüber. Die Nachfrage landwirtschaftlicher Arbeiter betrug 101 gegen 133 im Vorjahr. Uniergebracht konnten 67 gegen 81 im Vorjahr werden. Die Veränderung in der Vermittlung ist eine Folge davon, daß der Landeskulturrat für das Königreich Sachsen im ver- ilossenen Zahre einen Arbeitsnachweis für landwirt schaftliche Arbeiter errichtet hat. Auf industriellem Gebiete hat sich naturgemäß eine viel größere Schwankung bemerkbar gemocht. Während 1230 gegen 1174 Stellen im Vorjahr «»geboten wurden, betrug die Nachfrage 1336 gegen 1366 im Vorjahr. Davon konnten 814 gegen 747 im Vorjahr mit Er folg vermittelt werden. Die mit -ein Verband« Säch sischer Zndustrieller eingegangcne Verbindung hat sich gut bewährt. Für ungelernte Arbeiter betrug das Stellenangebot 1724 stm Vorjahr 1346), die Nachfrage 2287 lim Vorjahr 2801). Untergebrachl konnten von ungelernten Arbeitern im ganzen 1132 gegen 1162 im verslosienen Zahl werden. Einem Gesamtangebot von 2822 offenen Stellen im Zahr 1910 stand ein solches von 3199 im Zahr 1911 gegen über. Dre Nachfrage nach Beschäftigung war in allen Abteilungen geringer, «in Zeichen dafür, daß die Arbeitsgelegenheit häufiger un- oft auch ohne Vermittlung zu erlangen war. Den Bemühungen der Gesckstiftsstelle war es möglich, einer Ziffer von 1990 im Zahre 1916 untergebro.chten Kameraden eine solche von 2013 im Zahre 1911 qegeniiber- znircllen. Die gesamten Leistungen der Stif tung bestehen darin, -aß 26 369 Personen den und wirtschaftlichen Gefahren der Arbeitslosigkeit entrissen und in Lohn und Brot gebracht worden sind. An der Vermittelung waren auch diesmal die großen Städte Dresden und Leipzig hervorragend be teiligt. Auch Vie Tätigkeit der Handesgesmäftsstellc war von Erfolg gekrönt. Cs traten mit ikr 41 Ge schäftsstellen in. geregelten Verlehr. Bei derselben wurden 668 Stellen gegen 688 im Vorfahre ange- botcn. Von 1666 Stellesuchenden konnten 520 ver mittelt werden. Dank der Unterstützung -cs Kriegs ministeriums ist den Mannschaften auch im Zahre 1911 bei den Truppenteilen schon während ihrer Dienstzeit sowie später bei den Kontrottversammlungen münd liche Belehrung über die Benutzung der Sachsen stiftung -uteil geworden. Ucbcr die Landesgeschäfts st eile referierte kurz Herr Kamerad Friedrich, worauf Herr Kommissionsrat Beyer den Kassenbericht er stattete. Jahres- und Kassenbericht wurden genehmigt und dem Eesamtvorstande Entlastung erteilt. Nach einer kurzen Aussprache über die Erfahrungen in den einzelnen Geschäftsstellen wurde die Versammlung von Herrn Stadtrat Dr. Hopf mit Dankesworten geschlossen. Dem Verwaltungsausschuß -er Stiftung geboren außer dem obengenannten Vorsitzenden noch folgende Herren an: Rektor Professor Dr. Ölbrich 1- Ehemnitz. Kommissionsrat Beyer-Dresden, Ne- zirksvorstcher Klemm-Bautzen. Rektor Professor Dr. Poeschel-Meißen, Inspektor Schatte- Leipzig. Kaufmann S chw e nke - Chemnitz und Vezirksvorsteher Wolfram- Dresden. Der LnU üer LsnüsmrmnlchNlter zu Leipzig. „Ehre, Freundschaft, Vaterland." Wie alljährlich, so sanden sich auch am Sonnabend wieder die Aktiven der Landsmannschaften Afra- nia.Brunsviga, Cheruscia, Plavia, Franconia und Erimensia mit alten Herren und zahlreichen (Säften, zu denen vor allem ein großer Kreis lieblicher Damen gehörte, im Festsaale des Leipziger Palmengartens zum traditionel len Ball zusammen. Es mar keine Veranstaltung, die einzig und allein den Tanz zum Mittelpunkt des Vergnügens erhob, wenn es auch keck und frisch im Liede hieß: „Blitzende Klingen — seid heut stumpf, blitzende Augen nur sind Trumpf, weder auf Tief quart noch auf Terz — Mädel, heut geht es auf dein Herz!" vielmehr trug das Fest in seinem ganzen Ver laufe den Charakter lebendigen akademischen Geistes und herzlichsten Frohsinns. Wer des Weibes weiblichen Sinn nicht ehrt, der hält auch Freiheit und Freunde nicht wert, so sprach es der Vorsitzende bei Tafel Herr Rechtsanwalt Dr. Wünsch inann aus, als er das Festmahl mit einem freundlichen Begrüßungswort in feierlicher Weise er- . -öffnete und allen Gästen ein herzliches Willkommen mit dein Wunsche entbot, daß ihnen die Aura aca- - demica, die leichtbeschwingte, tanzbereite, den Abend heiter und der Erinnerung wert machen möge. So singen und denken wir wohl auf jedem festlichen Kommers«, fuhr er fort, nach einem Liede, das vor fast hundert Jahren entstand, damals, als sich die deutsche Burschenschaft auftat und damit die Rich tung gab für das heutige schlagende, in Verbände geqlicderte Farbenstudententum. Solange sie also besteht, die geschlossene Verbindung freier kampf froher Burschen, die sich äußerlich in Landsmann schaften, Burschenschaften und Korps geschieden hat, so lange gilt ihr Streben dem Burschenwohl und der Männerkraft, wie jenes Lied sich ausdriickt, ihre Ehrfurcht aber dem hohen weiblichen Sinn. Und beides läßt sich wohl vereinen, ja der Farbenstudent kann sein Entwickelungsidcal — Selbstachtung, Selbstbehauptung, Selbstbeherrschung — nicht erreichen, ohne den Umgang mit edlen Frauen. Durch sie soll in unserem Studenten die Sehnsucht nach der sanften weiblichen Hand, die emporzieht, lebendig bleiben, damit er sein fröhliches Studentenleben, das ihm wohl manchmal als Selbstzweck erscheinen mag, als Mittel zu seinen höheren Zwecken erkennt und anwendet als Vorberei j tung für sein« künftige Stellung in Beruf, Haus and Vaterland. Dann klangen die Gläser den Gästen zu Ehren. Und weiter wurde es lebendig im Saal, dem der Schmuck der sechs Banner der Landsmannschaften und Lorbcerzier verliehen, und auf dessen langen Tafeln Veilchen und Farren in finniger Abwechselung ver streut worden waren. 2Uohl ein halbes Tausend Fest gäste. darunter vor allem die heimischen Landsmanm schaftcr, und dann auch Glieder des großen starken Bundes des Koburger „L. C.", wie sie die Suevia in Jena, die Neoborussia in Halle, die Troglodytia in Kiel und die Mecklenburger in Rostock gestellt hatten, nahmen den weiten Raum ein. Lied und Red« beherrschten das Mahl und das Philharmonische Orchester Hcrtlotz begleitete mit seingewählten instru mentalen Nummern -en Lauf ter geselligen Stunden, in denen u. a. Herr Stud. jur. Borchardt Len Damen ein freundliche-) Hach widmete, und Herr Rechtsanwalt Otto Hcimbnrgcr dem Koburger „L. C." ein begeistertes „Vivat, creeeat, floreat" brachte. Die Veste Koburg aber, -er act« Stammsitz der akademischen Landsmannschaften, grüßte als bild licher Schmuck vom Menü und Führer zum Batt. Rasch traten dann die Scharen zu diesem fröhlichen Reigen an und gaben sich unicr -em Burschenband frohen Geistes dem Vergnügen bis weit über Mitter nacht hin. V. A. Tsgeschromk. Berlin, 18. Fehr. (Gestohlene Ordens akte n.) Wie jetzt bekannt wird, ist am 9. Februar vor einem Hcuse an der Potsdamer Straße haltendes Dreirad gestohlen worden, auf Vein sich mehrere Bände Akten der Eeneralordens- kommisfion befanden, di« deshalb von beson derem Wert sind, weil in ihnen zahlreich: Schrift stücke mit der N a rn e n s u n t e r s ch r i f t Kaiser W i l h e m s I. enthalten sind. Der Bote hatte -en Auftrag, die Akten bei einer Firma in der Pots damer Straße abzuliefern, von -er sie eingebunden werden sollten. Während er sich cnif einige Minuten entfernte, um Vie Bestellung bei -er Firma auszu richten, wurde das Ras mit -en Akten und dem Be stellbuch von der Straße weg entwendet. Bis jetzt hat man weder von dem Dieb noch von seiner wert vollen Beute eine Spur entdecken können. Hanau, 18. Febr. (Menschenfreundliche Stiftung.) Ter Großindustrielle Generalkonsul v. Weingarten, Mitbesitzer der chemischen Fabrik Cassella L Co. in Mainkur, hat dem Kreis Höchst a. M. 100 000 .<( zur Förderung der Volks- gesundheit durch die Beschaffung von Milch für arme schwächliche Kinver gestiftet. New York, 18. Febr. (Der Straßenraub) nimmt hier erschreckend zu. Seit dem 10. Februar haben Straßenräuber, die Automobile benutzten, im ganzen 36 000 Dollars geraubt. Ein Juwelier wurde um Diamanten im Werte von 10000 Dollars beraubt. Die Banken haben ihre Voten bewaffnet. Die Polizei wird für demoralisiert erklärt. New York, 18. Febr. (Ueberfall auf einen Schnell zug.) Zwischen New York und St. Louis wurde in der Nähe von Terrehaute «in Schnellzug der Vandaliabahn von Banditen überfallen. Es gelang, die Räuber zu ver treiben. O 888888888868688883883888888888888888386683888 0 ß ^akkssabsekluss ß Z «Irrt In elsn mslstsn N 5sIIsn nur cturcb Z sIns Intsnsivs ß kstzlsms R In ctsn üsitungon er- Z rslckt. Osskald vsr- B ssumsn Lis nickt, N <krs Z Inssrste H dssonctsrs ctsm slt- B bswskrtsn O 8S8SS8888889SFS933888S8b88S8SSS888S88?8SS8W2 O l-siprlZer ß Tagsblstt Z ru übsrwsisan. pcolssIsUungso ws.-clon A unvecUmclpeU sdgo- A gsdsn. 8 Sirlünucht in Sibirien. Von Dr. Otto Schmelzer (Steglitz). Die Heilkraft der pulverisierten Hirschgeweihe ist in unserer Medizin nicht bekannt. Die Chinesen aber legen ihr seit undenklichen Zeiten einen un- gewöbnlichen Wert bei, so daß die Apotheker kaum die Anzahl der Kolbengeweihe aufzutreiben vermögen, die zur Bereitung der Medizin nötig sind. Man weiß nicht recht, ob die Söhne des Reiches der Mitte den Geweihen eine geheimnisvoll« oder natürliche Wir kung zutrauen, denn in der chinesischen Medizin spielt -er Aberglaube eine große Rolle. Ein Russe, der lange in Handelsverbindungen mit Chinesen ge standen har, meint, daß ein so praktisch veranlagtes, armes Volk sein Geld für das aus Geweihen ge wonnene Medikament unmöglich seit Jahrhunderten hinqeworsen haben würde, ohne sichere Beweise seiner Heilwirkung zu besitzen. Alle Medikamente sind in China mehr oder minder Geheimmittel, und die Apo lheker gehen darauf au», auch dem einfachsten Mittel eine besonder« Wirkung zuzuschreiben. Sibirien ist der Hauptlieferant der oielbegehrten Hirschgeweihe für den chinesischen Markt, und der sährliche Umsatz soll im vorigen Jahrzehnt beinahe eine halbe Million Rubel betragen haben. Der Wildbestand der sibirisckicn Wälder ist immer auf cine grausame Weise ausgebcutet worden: erst spät hat die russische Negierung für diese unermeßlichen Wälder ein Jagdgesetz geschaffen. Aber wie wenig Erfolg dies Gesetz gehabt hat, beweist die Meldung eines russischen Blattes, daß im vergangenen Zahre in -er Taiga nicht weniger als 4000 Elens auf un rechtmäßige Weise in Fallen gefangen oder mit -er Kugel erlegt sind. Der Chinese kauft nun aber nicht icdes beliebige Hirschgeweih, sondern trifft eine sehr sorgfältig« Aus wahl und hat «in ausgezeichnetes Auge für die Güte der Geweihe. Da der Hirsch bestand in den zivilisier ten Gegenden Sibiriens stark gelichtet ist, haben unternehmende Russen interessante Versuche mit der Einführung rationeller Hirschzucht zum aus gesprochenen Zweck der Gewinnung der Geweihe jPantaa) eingeführt. Ein solcher Hirschpark wurde auf der kleinen Halb insel Jankowski im Ufluri-Gebiet eingerichtet. Er umfaßte 50 Dessjatinen guten, fruchtbaren Wiesen landes und dünn bestandenen Waldes und war mit reichlichem Ouellwasscr versehen. Ein Drahtgitter zäunte den Park ein. Nach wenigen Jahren hatte man es bereits auf ca. LOOHirsckze gebracht, die alle in der Gefangenschaft geboren und zumeist mit Kuh milch großgezogcn wurden. Sonst erhielten die Tiere Nauhfutter, das in ausgiebiger Fülle vorhanden war, Hafer, Mais und Bohnen. Die Schmaltiere und Kitze wurden getrennt von den Spießern und Schauf lern in gesonderten Gehegen gehalten. In dem ge nannten Gebiet eignete sich zur Zucht am besten der Damhirsch: in andern Gegenden Sibiriens werden aber auch der Edelhirsch und der sogenannte Marat dazu verwendet. Da die Pflege der Tiere außerordentlich sorgsam sein muß, ist natürlich ein großes und zuverlässiges Personal dazu notwendig, besonders so lange cs sich noch um Studicnzweckc handelt. Die Kosten sind des halb nicht unbeträchtlich und die Erfahrung muß erst lcbren, ob der Erfolg dem aufgewandten Kapital und der Mühe entspricht. Es bandelt sich für den Besitzer darum, zunächst die billigste und rationellste Methode der Behandlung der Hirsche und dann na mentlich -en ungefährlichsten und schmerzlosesten Weg der Operation -es (steiveibelösens zu ermitteln. Un seren deutichcn Weidmännern werden die Haare zu Berge stehen, wenn sie von solcher Ausnutzung des edlen Wildes hören, die nach unseren Gefühlen eine brutale Schinderei ist. Indessen klingen die Berichte über die Prozedur — und sie scheinen nicht unglaub würdig zu sein — nicht allzu schlimm. Bei der Ope ration kommt alles auf Geschicklichkeit an, und selbst« verständlich dürfen nur die besten chirurgischen In strumente dazu gebraucht werden. Da der Tod eines Tieres unter der Operation immerhin einen erheb lichen Schaden bedeutet, so kann man annehmen, daß der Besitzer es nicht an Vorsicht, Bebutsamkeit und Menschlichkeit fehlen läßt. Die ungeschickt vollzogene Operation wird immer einen starken Blutverlust und damit leicht -en Tod des Tieres zur Folge haben: man hat es aber auf Jankowski angeblicb so weit ge bracht, daß dabei kaum einig« Tropfen Blut verloren gehen. Damit die Hirsche nicht in aufgeregtem, ab gehetztem Zustande der Operation unterzogen werden, hat der Besitzer besondere Futterstände erbauen lassen, in denen di« Hirsche mittels mechanischer Vor richtung emporgehoben und seitwärts auf die Erde gelegt werden, worauf in einer Minute da, Geweih mit einem chirurgischen Messer gelöst ist. Die Er fahrung soll bis jetzt gezeigt haben, daß gutgenährte und sorgfältig behandelte Hirsche zweimal im Jahre Geweihe aufsetzen, wenn das erste Geweih rechtzeitig vor Beginn der Verhärtung abgeschnitten und Blut verlust dabei vermieden wird. Nicht minder gelungen scheinen die Versuche in einer zweiten Züchterei im Ssutschan-Bezirk am Flusse Ssistscha zu sein, wo man eine etwas andere Methode befolgte. Man ließ den Hirschen nicht die volle Be wegungsfreiheit, hielt sic vielmehr in engen Gehegen und zur Zeit der Geweihbildung sogar in Ställen. Sie bekamen das ganze Zahr hindurch reichlich Mais futter, Gras und Banmzweige. Wohl infolge der eingeschränkten Bewegung und der Stallfütterung entwickelten sich die Tiere so stark, daß sie fast wie ge mästet waren. Die erzielten Geweihe waren von vor züglichster Güte, und die Besitzer besorgten gleich zeitig das Kochen der Geweihe selbst, das sonst die Chinesen durch Spezialköche vornehmen lassen. Am wenigsten geglückt sind die Experimente des Vereins von Jagdfreunden in Wladiwostok, von denen man sich ursprünglich gerade recht viel ver sprach. Der Verein legte seinen Wildpark auf der Insel Askold an, die vortrefflich dazu geeignet schien. Aber die Kosten überstiegen wohl die Mittel des Vereins, und dieser sah es deshalb darauf ab, so schnell wie möglich Kapital herauszuschlagen. Ferner war aber auch die Leitung und Verwaltung des Parkes ungenügend, weil man dazu nicht einen prak tischen Fachmann, sondern einen gelehrten Theoretiker berufen hatte. Die Tiere gediehen nicht, die Geweihe waren kümmerlich, und di« Ablösung der Geweihe wurde von allen Seiten mißbilligt, da sie vollzogen wurde, nack-em der Hirsch durch erschöpfende Ver folgung völlig abgehetzt war. Die Versuche werden in noch anderen Gegenden Sibiriens fortgesetzt. Zm allgemeinen hat man bis jetzt di« Erfahrung gemacht, daß der Einzelzüchter liebevoller zu Werke geht als die Gesellschaften, und deshalb auch die besseren Resultate erzielt: nur soviel steht fest, daß sich eine rationelle Hirschzucht schwer lich lohnt, wenn man nicht den Hauptwert auf die Ausbeutung der Geweihe legt. Die GnMehrmg und Heilung ües Sttitterns. Unter dem Vorsitz von Dr. William Pasteur hat in London eine Versammlung von Sprachlehrern statt gefunden, d. h. von solchen, die sich mit der Behand lung und Heilung von Sprachfehlern beschäftigen. Eigentlich müßte man die Bezeichnung Sprachlehrer -i«1. Beruf Vorbehalten, und seine Vertreter von den -spvachenlehrern unterscheiden. Die Beredunaen, die aus dieser Versammlung gepflogen wurden, hatten einen außerordentlich wichtigen Gegenstand zum Ziel, nämlich die Entstehung und Behandlung des Stot terns. So viel darüber auch schon geforscht und ge schrieben worden ist, man steht immer noch nicht am Ende des Wissens, lieber diese Erscheinung, di« un zähligen Menschen die Jugend und vielleicht sogar das ganze Leben stört. Datz das Stottern überhaupt so häufig ist, kann durchaus nicht überraschen, wenn man bedenkt, welch ungeheuer verwickelter Mecha- nismus in tadelloser Betätigung dazu gehört, um ein« reine artikulierte Sprache zutage zu fördern. Man hat erkannt, daß außer den eigentlichen Organen der Sprache, wie dem Kehlkopf, den Stimmbändern, der Zunge usw., der gesamte Atmungsvorgang von ent scheidender Bedeutung für das Sprachvermögen ist. Die neuen wissenschaftlichen Untersuchungen über das Stottern sind gerade darauf gerichtet gewesen, den Anteil der Atmung an -irscm Sprachfehler zu ergrün den, und obgleich di« bisherigen Experiment« und Be obachtungen die Frage noch nicht ^um Abschluß ge bracht haben, so sind dadurch die Aisschauungen doch schon wesentlich geklärt worden. Selbstnerstänolich wird dadurch auch die Heilung des Stotterns auf eine neue Grundlage gestellt wer den, und wird dadurch hoffentlich wesentlich erleichtert werden. Von sehr großer und vielleicht ausschlag gebender Bedeutung ist Li« möglichst frühe Erkennung von Sprachfehlern l<i Kindern. Dr. Warner sagte, daß ein Kind, das nicht schon im ersten Zahr nach dem Urteil der Mutter und wenigstens im zweiten Zahr nach dem Urteil des Vaters die ersten deutlichen Sprachübungen zu machen begonnen hat, in vielem Punkt als fehlerhaft veranlagt betrachtet werden kann. Rach einer rohen Schätzung ist dies bei 8 von je 1000 Kindern der Fall. Die Eltern sollten sich dann stet» sa<r-n. daß bei einem lollben Kinae dtt aewöLa-
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