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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.02.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120219011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912021901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912021901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-19
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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Bezuq-.Preit wr Leivita »nb v»««n» durch »1«, TrSaer und S»»dtt»or» Lmal i««I>ch rn» vau» »edkach» »IVI. «onatU. L7I! «L vieneyähri. Bei ,n>,rn IliUale« «. «n- natzineftelle» adarhol« 7» VI. «vnatU. «k. »»«neNahek. Durch »t, Pvltr tnnerdald D«vl>ch>andu und d«r d,utlch,n «olonlea v«„t,liadrl. >.«> Btt.. monatl. 1LU Btt. au»>ch>_ PottdrlleUaeld »,rn«r in Belairn, panemaii drn p-nauftaaien, Italien. Luiemduru. Nied,«lande. Nor wegen ^»/trrieiid - llnaar» Nudland. Schweden, i-chwei» a Soanirn. In allen üdrigen kiaaie» nui diirkt duich die G«lchait»»,U« oe» Blatte» ekhülltich. Da, V»tp,tg«, Tageblatt »«ich,,al -mal täglich. Sonn» » iteiertog, nui moraen». Abonnem«at,.<lnnadm» 2,h«,»„aaN« «, bei am«,«» Trägern. Filialen, vprdlleurea »ttd Lanatzmeltellen. lowi« Pogämlekn und Vneltragern. «t,i«l»gUa»i»,rgt, U> PP Morften-Austtabe. NipugerTilUlilalt . - f 14 «92 lN-cht-aschlaN —s l4 692 lNacht°a,chl»U - Tel.-Anschl ! >4«ss Tel.-Änschl.^ 14 683 Ämlsölatt des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Lnzeigru-Prel- ftlr Inserat» an, v«l»„» und Uw,.»«a dt» lspalttg» Petit»«»« MPs dt« ReName- ,«tl« l «N. »o« aarwärt, M Ps. ««Namen s'än ML. Inlerat» »an «eh«,de» ,m amt lich.« Teil bi» Petttj«»l« so Ps »eichäft.anietgen mit Pl-gvoischriften ,m Pretl« »rdädt «adat« nach Tarts. Beilag»g«dak«<r«>a»t» anslag, S Ätk. p Tauiend erkl. Poligebjlhr. Teildetlag» däber. »eltertetlt. »uilraa« können ntedt »urilck- -«»»gen werben. <tür da» lkrlcheinen an deMmmien lagen und Pläne» wird kein» lbarantt« lldernommen. »n»«i,«».«nnadm«: I»tz«>« »««6« 4 b«, iamUichen Filialen ». ollen Annoncen Etv«d>l,on«n b«. In- and «»»lande» Dru« uub v«,l„ FNche» äi NIrstel) Indader Paal Nitrit»«. «edaNion »el»«tt»tt»>«t Iobanni.gail« 6, »a»,«.F,l,,l« Dr«,»,«: Seeltras« < l llelephoa «llQ 106. Jahrgang. Nr. 90 Montag, üen 19. Februar 19 l 2. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Lenen. Das Wichtigste. * Der Kaiser sandte den Hinterbliebenen des Grafen Aehrenthal ein in herzlichen Worten gehaltenes Beileidstelegramm. " Der Reichstags Präsident und Prä sident der Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft, Johannes Kacmpf, feierte gestern seinen 70. Geburtstag. * In Serajewo kam eS zu blutigen Zusammenstößen znischen demonstrierenden Kroaten und der Polizei, und Militär. (S. Letzte Dep.) * Der Ausbruch des Generalstreiks in England ist für den 29. Februar angesetzt worden. (S. Letzte Dep.) * Theateranzeigen siehe Seite 10. partetpvUtik unü Vaterland. (Von unserer Dresdner Redaktion.) * Die verflossene sächsische Parlamentswoche darf für sich in Anspruch nehmen, zu dieser für jeden be sonnenen Politiker immer mehr an ernster Bedeutung gewinnenden Frage einen bemerkens werten Beitrag geliefert zu haben. Der Beratungsstoff an Len vier Sitzunastagen dieser Woche an und für sich war nach keiner Richtung hin irgendwie geartet, eine Erörterung über dieses Thema auszulösen. Und doch geschah dies unbewußt und unbeabsichtigt, sozusagen im Handumdrehen! Zur Debatte stand außer kleineren Etatkapiteln und am Freitag noch .einigen Petitionen di« Fest setzung de» Termins für die Stichwahl inPlauen.der anstatt am 20. am 22. Januar an beraumt worden war. Seitens der Fortschrittlichen Dolkspartei war hierüber eine Interpellation an den Minister Des Innern gerichtet worden, die auch eine prompte und klarstellerrde unzweideutige Beantwor tung erfuhr. Anders dachte aber über diesen ministeriellen Be scheid Herr Abgeordneter Dr. Zöphel, dessen Tem perament und parteipolitischer Eifer ja bereits öfter Gelegenheit zu lebhaften Auseinandersetzungen in der Kammer gegeben hat. Herr Dr. Zöphel bezweifelte die bovs kiäos des Amtshauptmannes von Plauen bei seiner Auskunft an das Ministerium über die Gründe Der Terminsverlegung und insinuierte ihm, aus parteipolitischen Gründen gehandelt zu haben. Man kann es Herrn Dr. Zöphel selbst überlasten, zu beurteilen, wie weit er mit dieser schweren An schuldigung vor dem Forum der Öffentlichkeit den Boden der üblichen parlamentarischen Höflichkeits, rücksichten verlassen hat. Welche unerfreulichen Folge erscheinungen aber solche „Entgleisungen" nach sich ziehen können, hat die sich anschließende Auseinander setzung zwischen den zwei größten bürgerlichen Par teien des Hauses Deutlich gezeigt. Bergesten war plötzlich das zur Beratung stehende Thema, und blinder Parteizwist feierte seine Triumphe zur Freude des — gemeinsamen Gegners. Abg. Dr. Böhme (Kons.) hatte in treffenden Worten die Haltlosigkeit der ZLphelschen Anschul digungen charakterisiert und damit den Zorn des Herrn Abgeordneten Hettner erregt. Dieser erhob sich, um mit vollständig unangebrachter und gänzlich unmotivierter Schärfe den Konservativen eine Bor- lesung über ihr „Verhalten" bei der letzten Präsi dentenwahl im sächsischen Landtage zu halten. Hier versagte bedauerlicherweise die zur Wahrung der Geschäftsordnung berufene Stelle. Die Debatte hatte sich plötzlich einem überhaupt nicht zur Be ratung stehenden Thema zugewandt und war, bar jeder großzügigeren Gesichtspunkte, ausgeartet in flachen — Parteihader. Dafür deckte sie aber das Vorhandensein eines ganz erheblichen Zündstoffes auf, und da es nun einmal so weit gekommen war, konnte man es vielleicht gutheißen, daß er auch ab brannte. Wir hoffen, daß dies auch restlos ge schehen ist. Wohin führen aber solche Zwischenfälle, solche Reibereien, denn anders kann man es kaum be zeichnen, zwischen Parteien, die berufen sein sollen und auch wollen, in der gegenwärtigen schweren Zeit gemeinsam ein Bollwerk zu bilden gegen einen ge meinsamen Feind? Er freut sich nur und erstarkt in sich und vor der Öffentlichkeit, dieser letztere. Und was die Vorwürfe des nationalliberalen Abgeord neten Hettner den Konservativen gegenüber anlangt, so darf man doch unmöglich dem Iuristen Hettner so wenig Urteilskraft zumuten, daß er sich als Nationalliberaler der Haltlosigkeit seiner Angriff« nicht selbst bewußt gewesen wäre. Gerade die letzten Zeiten haben zur Genüge gezeigt, wohin seine Partei mit ihrem traditionell gewordenen Schwanken undSchwenken, ohne Ständigkeit und Zuverlässig- keit gekommen ist. Ist er davon aber noch nicht über zeugt. so lese er die Tagespreise der anderen Parteien. An ihrer Freude dürfte er weniger Freude empfinden. Wie wenig motiviert aber die ganz« Auseinander setzung war, hat Abgeordneter H«ttner mit erfreulicher Offenheit selbst zugegeben: „Ich dächtedoch.daß die ganze Situation für die bürger lichen Parteien so steht, daß man alle Uriache hat. den Zwist beiseite zu stellen." Es war also vollständig überflüssig, und auch nach außen hin können derartige Erörterungen unserer Volksvertretung vor den bürgerlichen Wählern nichts weniger als förderlich sein. Parteizwist und engherzige Partrirücksichten werden sich niemals mit ter Wahrung des Gemein wohles vertragen können. Hier kann nur ein« Parole gelten: Partei oder Vaterland ! Wir meinen, die Wahl sollt« nicht schwer fallen. Und in dieser Beziehung können wohl beherzigenswert die Worte sein, die d«r frühere Präsident des Reichstages Graf Schwerin-Löwitz im Hinblick auf die Borgänge bei der Wahl des Reichstagspräsidinms auf dem Fest mahle des Deutschen Lantwirtschaftsrates gebraucht hat. Er sagte u. a.: „Wohl kaum jemals ist in irgendeinem Lande mit solcher Ungeniertheit, jo man möchte fast sagen, Gewissenlosigkeit von den Parteien lediglich im Parteiint eresse der Klassenhaß und Parteihader geschärt und das Inter esse der Parteien dem vaterländischen Interesse vorangestellt worden, als in diesem letzten traurigen Wahlkanivf und noch soeben in feien letzten Tagen bei der Wahl des Ncichstagsprä'idiums." Der Sailer unü Las Keichstsgspräsiüium. Entsprechend dem üblichen Geschäftsgänge ist am Sonnabcndnachniittag dem Kaiser schriftlich davon Mitteilung gemacht worden, das; die Kon stituierung des Präsidiums des Reichstags er folgt ist. Daneben ist an das Hofmarschallamt die Anfrage gerichtet worden, ob und wann der Kaiser den Präsidenten Kacmpf und den zweiten Vizepräsidenten Dove empfangen wolle. Die Weigerung des sozialdemokratischen Vizepräsiden ten Scheidemann, sich an der Audienz beim Kaiser zu beteiligen, hat anscheinend dein Präsidium eine neue Schwierigkeit bereitet. Die öfters offiziös inspirierte „Köln. Ztg." meldet nämlich: Dio Audienz des Neichstagspräsidiums abgrlehnt. Der Kaiser hat cs abgelehnt, das un - vollständige Neichstagspräsidium zu emp fangen. Daß der Bescheid durch das Hof marschallamt erfolgte, beweist, daß diese Angelegenheit persönlich Sache des Kaisers ist. Die „Voss. Ztg." schreibt zu dieser Meldung: Diese Nachricht ist, soviel wir wissen, in dieser Fassung unrichtig. Daß der Kaiser wegen der Unvollstündigkeit des Präsidiums den Emp fang abgelehnt habe, ist eine willkürliche Ver mutung. Der Kaiser ist gegenwärtig in Kiel, und deshalb hat das Hofmarschallamt lediglich angezeigt, das; er verhindert sei, den Besuch augenblicklich entgegcnzunehmen. - ' i Der 70. Geburtstag ües ReiHstsgsprSliüenten. Berlin, 18. Febr. Anläßlich des siebzigsten Geburtstages des Präsidenten der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin, Johannes Kaempf, veranstaltete das Aeltestenkollcgium in Verbindung mit der Fi nanzkommission der Korporation der Kaufmann schaft am Sonnabendabend unter starker Betei ligung der Handels- und Börsenkreise eine Fest sitzung. Stadtältester Dr. Weigert, der erste Vize präsident des Aeltestenkollegiums, begrüßte den Jubilar mit herzlichen Worten, in denen er die Verdienste Kaempfs um die Hebung des Kauf- mannsstandcs und der Börse, sowie um den Aus bau der Handelspolitik hervorhob und ihm als Festgabe euren Band, enthalterrd eine Auswahl der von Kaempf gehaltenen Reden und veröffent lichten Aufsätze, überreichte. Zu Ehren des Ju bilars haben die Aeltesten und die Finanzkom- mission zwecks Erweiterung des Asylhauses der Friedrich-Wilhelm-Viktoriai-Stiftung die Errich tung eines Neubaues unter der Bezeichnung „Haus Johannes Kaempf" beschlossen. Ansprachen an den Jubilar hielten ferner Kom merzienrat Moser, als Vorsitzender der Finanz kommission, Professor Dr. Binz, Rektor der Han delshochschule, Professor Dr. Apt, der Syndikus der Korporation uns Geheimrat Seefeld, Vor sitzender der Prüfungskommission. Herr Kaempf dankte in einer Ansprache, in der er, Erinnerungen aus seiner Jugend humorvoll ein flechtend, betonte, er habe von jedem einzelnen und von der Gesamtheit gelernt. Mit einem Hoch auf den Gefeierten schloß Dr. Weigert die Festsitzung. " Vereinigung kür erakte MrMsktslorlrhung. Berlin, 18. Februar. Die neugegründete Bereinigung für exakte Wirt schaftsforschung hielt am Sonnabend unter dem Vor sitz des HerrenhauSnritaliedes Grafen Mirbach- Sorquitten ihre erste Hauptversammlung ab. An wesend waren etwa 100 der bekanntesten Vertreter konservativer und rechtsliberaler Politik und Wissen schaft. Graf Mirbach eröffnete die Versammlung. Hierauf sprach Kammerherr Dr. v. Frege- Weltzien über .Heimatpolitik. Er bejahte im nationalen Interesse die Frage cw Deutschland eine gesunde Heimatpolitik treiben soll. Diese muß sich jedoch schon bei der Jugend betätigen. Ferner müssen, um die Liebe zur Heimat zu erhallen, die Garnisonen wieder in die kleinen Städte und aufs Land verlegt werden. Redner befürwor.ete weiter eine weit gehende Politik der Seßhafunachung dec Kleinbauern und eine kräftige innere Kolonisation. Wenn die Agitatoren und die schlechte Pres e wegblieben, würde unser Arbciterstand wieder zufrieden werden und auch wieder Lieb: zur Heimat gewinnen. iZustim- mnng.) — An den Vortrag schloß sich eine lebhafte Besprechung. Neber das Wesen der Tarifverträge sprach Geh. Banrat S ch r e y - Berlin: Ter Tarifvertrag mag beim Handwerk durchführbar sein, bei der Gvoß- indllstrie muß am viclgeschmähten Stück- und Akkord lohn scstgehalten werden, der sür beide Teile die voll kommenere Lohnform ist als der Zeitlohn. Er bietet dem fleißigen und intelligenten Arbeiter die beste Möglichkeit, fick seinen Leistungen entsprechend besser bezahlt zu machen, und er ist für den Unternehmer die Lohnsorm, nach dec er selbst sein Entgelt einp- sängt. Jede Erneuerung der Tarifverträge bringt neue Unzufriedenheit in das Verhältnis zwiseben Ar- beiter und Arbeitgeber. Die Arbeiter brechen den Tarifvertrag glatt, wenn es ihnen paßt, und der Zeitpunkt des Ablaufs des Tarifvertrages wird mit Vorliebe in eine Z it verlegt, in der es dem Unter nehmer wegen der Dringlich leit der Erledigung seiner Arbeiten weniger l'icht ist, sich den Forderungen der Arbeilcr zu widersetzen. Dec so viel gerühmte Tarif, vertrag im Auchdruckaewcrbe entspringt ausschließ lich der überlegenen Macht der Arbeiterorganisation nen, die den Unternchn een den Vertrag diktieren. Will die deutsche Großindustrie ihre Stellung auf dein Weltmarkt behaupten, so muß ihr die nötige Ellenbogenfreiheit in der Entwicklung ihrer Arbeits- Vorgänge belassen werden. (Beifall.) Auch an diese Ausführungen schloß sich eine Diskussion. Mit eincni Referat des Prof. Steinmann- V n ch c r über die Probleme der B e v ö l ke ru n g s - beweg ung erreichte die Versammlung ihr Ende. Winke Mr untere mirtlchslMchen Beziehungen zu Brslttien. —* Von einem hervorragenden Kenner süvaineri- konischer Wirtschastsverhältilisse gehen uns aäs Grund einer soeben beendeten Studienreise durch Brasilien und Argentinien die nachfolgenden, für Industrie uno Exporthandel wichtigen Ausführungen zu: Brasilien steht am Anfang einer Entwicklungs periode, wie sie die Vereinigten Staaten während der letzten 4 Dezennien durchgemacht haben. Nur dürfte diese wirtschaftliche Entwicklung schneller vor sich gehen, da die alten Kulturstaaten wegen ihrer eigenen hochgespannten Entwicklung in noch stärkerem Maße durch Kapital und Arbeitskräfte zur Belebung Bra- siliens beitragen werden. Die wirtschaftliche Kraft des Landes beruht vorzugsweise auf der seinen eige nen Bedarf weit übersteigenden Produktion von landwirtschaftlichen und viehzüchterischen Werten, während die Gewinnung von Mineralien noch sehr unentwickelt ist. Brasilien hat «ine stark aktive Han delsbilanz, so daß die Heranziehung neuer Kapitalien in Form von Staatsanleihen für öffentliche Arbeiten oder in Form von anlagesuchendem ausländischen Privatcapital ohne alle Schwierigkeit erfolgt. Denn Las Land ist erst zum kleinsten Teil erschlossen und wartet nur auf stärkere Befruchtung mit Kapital und Arbeitskraft. Den Aufschwung der Volkswirt schaft mögen folgende Zahlen kennzeichnen: Dis Ein fuhr stieg in den letzten 10 Jahren von 436 auf 976 Millionen, die Ausfuhr von 828 auf 1287 Millionen Mark. Di« Kaufkraft für ausländisch« Erzeug nisse hat sich also innerhalb eines Dezenniums mehr als verdoppelt. Die industrielle Produktion, die mit der unfrigen verglichen noch ziemlich unent wickelt ist, wird doch stark unterschätzt; es dürfte über raschen. zu hören, daß der Wert der einheimischen in dustriellen Produktion den der ausländischen Einfuhr schon seit Jahren weit übersteigt denn einer eigenen Produktion im Werte von 1490 Mill, siebt eine Ein fuhr von 976 Mill. Mark gegenüber. Die Entwicklung dürfte sich in der nächsten Zeit so gestalten, daß die Ausfuhr an Erzeugnissen der Landwirtschaft noch er- heblich zunimmt. Laß die Gewinnung und di« Aus fuhr von Mineralien allmählich weiter steigt und daß das Land in immer stärkerem Maße zur eigenen Verwertung feiner Rohprodukte übergeht. Dieses Entwicklungsbild bietet einen deutlichen Fingerzeig für unsere Industrie und den Exporthandel. Deutschland ist an der brasilianischen Einfuhr mit 16 Proz. beteiligt, es steht an zweiter Stelle nach Großbritannien und vor den Vereinigten Staaten. England ist an der Versorgung des Landes fast mit einem Drittel beteiligt, worauf allerdings ein sehr erheblicher monopoligerter Steinkochlenexport ent fällt. Der große Besitz an Eisenbahnen gibt England eine dominierende Stellung in der Lieferung von Eisenbahnmaterial jeder Art. Den größten Teil sei nes Einflusses verdankt aber England feiner recht zeitigen Investierung von Kapita lien im Bankwesen und in den wichtigsten In dustrien. Und in dieser Beziehung kann Deutschland von Großbritannien und neuerdings auch von Nord amerika und Belgien noch viel lernen. Der Ausbau der Eisenbahnnetze, Hafenbauten und Hasenverbesse rungen. Flußregulierungen, umfangreiche Neuanlagen von Straßenbahnen, elektrische Kraft- und Licht anlagen, Minenbetrreb« und öffentlich« Arbeiten aller Art lasten Brasilien, Bedarf an industriellen Erzeug nisten von Jahr zu Jahr anschroellen. Unsere Kon- kurrenzländer bewerben sich dabei sehr erfolgreich durch freigebige Investierung von Kapital. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Brasilien noch viel zu wenig von deutschen für die Aus fuhr arbeitenden Industriellen persönlich in Augenschein genommen wird. Der Be- darf an Fertigprodukten — besonders der Textil industrie — wird geringer werden, aber der Bedarf an Zwischenprodukten. Maschinen usw. wird außer ordentlich wachsen. Die Leiter großer für das Aus land arbeitender industrieller Etablissements sollten also mehr als bisher diese aussichtsreichen Absatz gebiete persönlich studieren, um einen erfolgreichen Wettbewerb mit unseren Konkurrenten in die Wege zu leiten. Die Nordamerikaner haben Brasilien Lurch Stuvienkommisslonen eingehend bereisen laßen und damit viel erreicht. Es wäre daher auch die Hi nau s- sendung tüchtiger Vertreter von deutschen industriellen V:reiingunaen sehr ratsam. Die in Brasilien sich schnell vollziehenden Ver änderungen in der wirtschaftlichen Entwicklung müß ten von unseren Fabrikanten „nd Exporteuren mit größter Aufmerksamkeit beobachtet werden, damit der deutsche Export nicht von anderen, vor allem mit Werbckapltalicn arbeit »den Ländern zurückgedrängt wird, sondern seinen Anteil an der Versorgung des brasilianischen Markte? weiter steigern kann. Aller dings ist die Zurückhaltung des deutschen Kapitals der brasilianilchen Volkswirtschaft gegenüber ein Faktor, der eine schnellere Ausdehnung unseres Ausfuhrhandels nach dort verhindert. Daß hierdurch auch unser handelspolitischer Einfluß in be- engten Grenzen gehalten wird, bedarf nicht des Be- iverses. Der neue österreichische Minister ües Mutzern. Leopold Graf Berchthold von und zu Ungarschütz steht jetzt im 49. Levensjahre. Im Jahve 1893 erfolgte seine provisorische Einstellung im Ministe rium des Acußeren. Smon im darauffolgenden Jahre wurde er nach abgelegter Diplomcuenprüsung Ge- schaftsattachs nftt dem Titel eines Legationssekrc- tärs; unmittelbar daran schloß sich seine Versetzung an die Botschaft in Paris. Diesen Posten wechselte er 1899 mit der Botschaft in London, der er unter Verleihung des Titels Legationsrat provisorisch zu geteilt wurde; 1903 verließ «r London, um seine Tätigkeit in Petersburg fortzusetzen, bis er 1905 zur Disposition gestellt wurde. Nach Verleihung des Titels und Charakters eines außerordentlichen Ge sandten und bevollmächtigten Ministers im Jahre 1906, erfolgte am Schluß des gleichen Jahres sein« Ernennung zum außerordentlichen Botschafter am Petersburger Hofe unter Verleihung der Würde eines Geheimen RateS. Diesen Posten hatte er inne bis zu seiner von ihm begehrten Abberufung, die nach der Annexion Bosniens und der Herzegowina statt fand. Graf Berchthold trat auch in der Folge nach Kräften für die Wiederherstellung des früheren besse ren Einvernehmens zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland ein. Wie Italien über den Nachfolger AehrenthalS denkt, teilt die „Tribuna" in einem Artikel mit, in dem es u. a. heißt, man könne sicher sein, daß die Politik des Grafen Berchthold ebenso wie die Aehren- thals wesentlich friedlich sein w.'rde und von der Art, daß man glauben könnte die wiedercrwachenden Sym pathien, die in Oesterreich-Ungarn für Italien herr schen, würden noch zunehmen. „Giornals d'Jtalia" schreibt: Aehrenthal hatte uns verstanden, das; auch fein Nachfolger Italien und die Italiener verstehen werde, das ist der Wunsch, den man im Interesse des Friedens und der beiden Verbündeten hegen muß. Deutsches Keich. Leipzig, 19. Februar. * Der Verein für soziale Ausbildungskurse E. B. in Leipzig schreibt uns: Der Vorstand des Vereins für snziale Aus bildungskurse, E. V., hat in seiner für Sonntag schon früher ««beraumten Sitzung über den in dec Leipziger Presse veröffentlichten Brief des Herrn Sanitätsrats Dr. Brückner in Leipzig vom 17. Februar 1912 zu beraten ge habt, mit dem Herr Sanitätsrat Brückner seinen Austritt auS dem Verein erklärt. Nach einer Aussprache über die politische Haltung des Herrn Dr. Junck bei den Präsiden tenwahlen für den Deutschen Reichstag einigte man sich dahin, daß dieArbeitdesVereins für soziale Ausbildungskurse, der sich von vorn herein fern von jeder politischen Betätigung ge halten habe, durch die Vorgänge rm Reichstage nicht berührt werde. Die ser Ansicht haben sich auch diejenigen Mitglieder des Vorstandes angeschlosscn, die in der Frage der Präsidentenwahlen die Meinung des Herrn Dr. Junck nicht zu teilen vermögen. Der Verein, der am nächsten Sonntag, den 25. Februar 1912, seinen dritten sozialen Aus bildungskursus eröffnen wird, hält ebenso wie .Herr Dr. Junck durchaus an dem von Anfang an verfolgten Zweck fest, die nationale Ar beiter- und Privatangestelltenbewegung durch wissenschaftliche Ausbildung hervorragender Per sönlichkeiten dieser Kreise, namentlich auch im Kampfe gegen die Sozialdemokratie zu fördern und zu stärken. I. A. des Vorstandes des Vereins inr soziale Ausbildungskurse E. D. Dr. Raydt, stellvertr. Vorsitzender. * * Di« Eiubringuna der Wehrvorlaa«« l» do vundesrat. Wie wir hören, ist eine Ueoerweisung der Wehrvorlagen zur Beschlußfassung an den Bundesrat zunächst nochnichtzuerwarten. Die gegenwärtig geführten Verhandlungen, die namentlich der Dcckunasfrage gelten, sind noch in vollem Gange. Nach dem gegenwärtigen Stand« der Dinge kann erwartet werden, daß die Vorlagen im März dem Bundesrat zugehen können, um dann dem Reichstag unterbreitet zu werden.
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