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Bezug» .Preis ,Mr L«tp,ta und «»rortt durch «ns«« TrSurr und Sp«dt«eur» Uniat läßlich tn» van, „rdracht KU Vt-»»"atl., r.7V Mt: »irrirtiährl. ««» unirr» HUialen u. An» nahmrftellen ada^dolt 7S VI- m»«aU, LS Äl. otrrtrltährl. »urch »t« V«it: tnnrrhald D«utichland, und der druttchen Kolonien uterteliädrl. S.SU VIk., monatl. IM tdtt. ou»l<hl. PoitdesieUaeld Ferner in Belgien, Dänemark, den Donauftaatr«, Italien, Uurembura. Niederlande. Nor» wegen, Lelierreich-Ungarn. «uftland. Schweden, Schwele u Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« tüeichättelielle de» Blatte» erhältlich. Da, Lerptiger Tagedlarr «rlchein, 2 mal täglich. Sonn» a. Felenag» nur morgens tkldonn»menl»«lilnnadm« 2.danni«gali« dH de» unieren Trogern. Filialen. Spediteure» und tilnaahmefteUen. lowie B»iläau«r» «n» Briestrager». a««t«l,«rka»»,»r«i» lll V». Abend-Ausgabe. T-l..M,chi; Handelszeitung. s!; Z- Nmtsvkatk des Nates ««d des Nokizeiamtes Ser Lladt Leipzig. LnzeigtU.Prei» «r SnNrat« au« L««»ira ,nd Umgebm« dl! llpaltig« Petttiell, S Pt »t« KeNam«. ,«tl« l VN »»» -»»wart» »Pt. KeNein« llll Akt. 2«>»»ar« von Bedörden ,» a»^ lichen leit »r« Petttieil» SN Pt »elcl,öfr«»nt«tg»n mit Pl-,°ortchrtft«« t» Prell« «rdoht. Nada« nachlarts. «eiloaeuedadrSelwnt» auklage L skk. p Taulend «rN Poft,«bild», leildetlag» daher. FefterteUt« «uttraa» können ntch» »rü«. aerogen werden. Fär da» «rlchetnen a» vcitimmten Togen und Plänen wird k«t» Sarantt« lid«rn»mm»n. «nzeigen.tlnnahm«: S»tz«»,l»««g« ch bei lamillihen Filiale» «. uüeu illnnonc«»» Ervebirionen de» 2» »«d *u,lairde» Druck «n» Beel«, »«« Ftlcher ch KRchN» Tnhader: Paul tUirtt««. »leL-Iti«, „» «elchcklt»t««««: - 2ohann>»gail« ch Haupt >F,ii«ie Dee«»««: Seellrage t, l (Telephon Nr. 101. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 1ü Seiten. Oss Wichtigste. * In der heutigen Revisionsverhand- lung im Beleidigungsprozeß des Gutsoesitzers Becker gegen den Landrat v. Maltzahn vor dem Reichsgericht beantragte der R e i ch s a n w a l t V e r- werfung der Revision. (S. den bes. Art.) * Der Sächsische Gemeinde tag setzte heute sein« Beratungen fort. Zm Mittelpunkt der Ber- Handlungen stand das neue Gemeindesteuer- gejetz. (S. ben bos. Art.) * Zm englischen Unterhaus wurde die Adreßdebatte fortgesetzt und schließlich die Adresse angenommen. " Persien hat die englisch-russische Note angenommen. (S. Ausl.) Nus -er italienischen Deputiertenksmmer. sVon unserem römischen ;-Mitarbeiter.) Rom, 22. Febr. Die so lange hinausgeschobene Wiedereröffnung der Kammer i>r zum großen Ereignis der parlamen tarischen Saison geworden, weil sich daran die Kund gebungen über die Annexion von Tripoli- tanien knüpfen. Das Ereignis ist zum Fest für die gan.ze Nation geworden. Schon tagelang hatte man sich auf dies Fest vorbereitet. Di« Mehrzahl der Kammermilglieder war schon in den ersten Tagen der Woche eingetroffen, und das Leben in den Foyers des Parlaments pulsierte schon vor dem Eröffnungs tage so stark, als wären die Verhandlungen im Sitzungssaal« im schönsten Gange. Ich nahm die Gelegenheit wahr, einige Abgeordnete über di« im Vordergründe des politischen Interesses stehenden Fragen sprechen zu hören. Vom Kriege spricht man wenig oder gleite; über ihn hinweg. Ihn zum glücklichen Ende zu führen, läßt man die Sorge der Generale sein, die drüben sind- Das Hauptinteresse konzentriert sich auf Frankreich und die Mittelmeerfrage, sowie auf das Verhältnis zu Oesterreich und Deutschland. Ein sehr maßgebender Partei führer machte mir folgende Erklärungen: „Unser Kriegsunternehmen war den Franzosen ein Dolch stoß! Es hat die Mittelmeerfragc geschaffen, die nun nicht mehr so leicht von der Tagesordnung weichen wird. Es ist jetzt Zeit, mit einer alten Fabel aufzuräumen: zu Beginn des Krieges sagte man England nach, es hätte uns zum tripolitanischen Abenteuer gedrängt. Nicht verkehrter als dieser Gedanke! Wenn jemand unser Gang nach Tripolis wider den Strich gehen konnte, so war es England und in zweiter Linie Frankreich. Dagegen werden Oesterreich und Deutschland in nächster Zukunft un zweifelhafte Vorteile aus diesem Wafsengange haben. Gegenüber Frankreich sind wir unsere alten Verpflichtungen losgeworden. Wir haben reinen Tisch gemacht. Unsere Vundestreue soll uns von keinem in der Welt angezweifclt werden. Wir ziehen mit Oesterreich an einem Strang. Das w N Kemüe Srüe. Roman von Richard Nordmann. Sie fühlte, daß ihm die Worte, so hart sie auch klangen, nicht leicht wurden, und ihr Herz krampfte sich zusammen. So sollte sie gehen, von hier weimen, ohne das Geringste erreicht zu haben, weder für sich, noch für andere. Ihr Liedlingsgcdanke mit den armen Leuten, mit der Errichtung einer Schule für die armen Kinder. Die Kinder! Ihre armen Lieblinge, denen sie so viel Versprechungen gemacht. Und Hermann Malten, der in der Gründung die ser Schule ein ganzes künftiges Leben erblickte. — Und die Arbeiter, die in ihren Gärten die Früchte nicht brechen, in den Gewässern die Fische nicht für sich fangen durften, die nur die großen Aufgaben, die harten Mühen und Sorgen hatten. — Sie sollte gehen, ohne den leisesten Versuch ge macht zu haben, ihnen allen zu helfen? Sie sollte gehen und alles hier liegen lassen, wie es lag, sie sollte ihren Vater dem Hasse, den heimlichen Flüchen seiner Untergebenen überlassen, ohne es versucht zu haben, ihm für ihr« Klagen, ihre Not die Augen zu öffnen? War er blind oder tat er nur, als ob er nicht höre und sähe? „Ja, ich gehe", sagte Elena nach langem Nach denken mit bewegter Stimme. „Ich hin deinetwegen gekommen, und da du mich nicht willst, hält mich ja nichts mehr. Aber einige Zeit wirst du meinen An blick und meine Gegenwart noch ertragen müssen, Vater, so lang«, bis ich mich mit Jngenw vermählt habe. Ich könnte bei meinen Großeltern in Köln Hochzeit halten, aber mein künftiger Gatte soll es nicht erfahren, daß mir mein Vater die Tür gewie sen hat, denn, wenn ich auch deine Gründe respek tiere und auffasse, wie du es wünschest, so bezweifle ich, daß mein Bräutigam Objektivität genug besitzen würde, ein Gleiches zu tun. Ich bitte dich, meinen Bräutigam endlich zu empfangen, ihm meine Hand zuzusagen und dann meiner Trauung beizuwohnen. Diese Form muß erfüllt werden, sie ist Ingenio gegen über notwendig, der sehr viel auf Aeußerlichkeiten hält. Bist du mit all dem einverstanden, Vater?" „Nein", erwidert« Pallestrazzi hart. „Nein —? Auch das willst du mir zuliebe nicht tun? Nicht einmal die wenigen Wochen willst du mich hier dulden?" rief Elena mit zuckenden Lippen. „Ich werde weder deinen Bräutigam empfangen, noch meine Einwilligung zu deiner Vermählung mit SounsdenL. Leu 24. /edrusr l9l2. 166. LLHrgSNg. ist deutlich genug auch für Paris in den letzten Ministerdepeschen zwischen Wien und Rom ausge- drückt worden. So wie wir jetzt zu Oesterreich stehen, wäre nicht möglich gewesen, wenn wir nicht nach Tripolis gegangen wären. Aus dem Kriege niit der Türkei ist der volle und uneingeschränkte Frieden und die aufrichtigste Freundschaft mit Oesterreich geboren worden. Wir werden mit Oester reich und natürlich auch mit Deutschland auf dem Balkan Zusammenarbeiten. Die Zeit für eine Lösung der Balkanfrage ist da! Ich glaube, die Märztage werden gewaltige Üeber- r a sch u n q e n bringen! Keinen Krieg, aber schied lich friedliche Arbeit auf dem Balkan! Von einem anderen Abgeordneten wurde mir folgendes Vorkommnis als verbürgt erzählt. Ein Deputierter, der früher Minister war und damals sich schr franzosenfreundlich zeigte, wollte türzlich eine Reise na.h Paris antreten. Flugs ließ der franzö sische Botschafter Bar re, re nach Paris die Order ergehen, den Gast zu hofieren, festieren und zu dekorieren. Die bei Cagliari den Italienern ge schlagene Wunde sollte vergessen gemacht werden unter einem Schwall von Reden auf Verbrüderungs festen. Der also zu Feiernde aber ließ alsbald den Botschafter wissen, daß er „umständehalber" die Pariser Reise vollkommen inkognito machen müsse. Der Kurs, den man in Italien augenblicklich steuert, ist französisch-italienischen Verbrüderungen sehr ab träglich. Ich stoße auf eine Gruppe befreundeter Ab geordneter und stelle im Verlauf der Erörterung Les Themas .^Französisch-italienische Mißhelligkcitcn" die Frage: „Was soll schließlich aus Frank reich werden?" — „Zertrümmert muß es werden!" ertönt es im Chorus zurück. Zertrümmert müsse es werden, damit Europa endlich Ruhe habe! Deutschland brauche nur einen Wink zu geben, und Italien wäre sofort bereit, Frankreich Arm in Arm mit Deutschland zusammen den Todesstoß zu ver setzen. . . . Das ist die Stimmung sehr ernster Männer in der italienischen Devutiertcnkammer! H- Die italienische Kammer hat, wie wir bereits in unserer heutigen Morgennummer berichteten, gestern unter großer Begeisterung mit 423 gegen 9 Stimmen das königliche Dekret vom 5. November 1911, durch Las die Oberhoheit Italiens über Tripolitanien und Lyrenaika ausgesprochen wird, zum Gesetz erhöhen. Für die Kammervsrhandliing-rn ch< raktenst'sch find di- Erklärungen des sozialistischen Parteiführers Bissolati. Er glaube nicht, so erklärte er, daß sich die sozialistische Partei non dein Gefühle der ganzen Nation trennen dürfe. Er huldige mit patriotischem Herzen der heroischen Tapferkeit der Kämpfer zu Wasser und zu Lande. Weder er noch seine Freunde wollten der Regierung in diesem feierlichen Augen blick Schwierigkeiten machen. Was bedeuten die 9 Proteststimmen bei der Abstimmung gegen diese Er klärungen! Italien hat der Welt in diesen Tagen ein völkcrpsychologisches Beispiel gegeben, wie es glücklicherweise in der Weltgeschichte nicht vereinzelt dastcht, ein Beispiel nationaler Begeisterung. — Und Liebknecht und Genossen sehen wieder einmal ihre Hoffnungen getäuscht. * S- Der Eindruck aus die Bevölkerung Roms, Len die Annahme des Gesetzentwurfes machte, wird noch durch folgende Meldung aus Rom geschildert: Auf die Mitteilung, daß die Kammer mit 423 gegen 9 Stimmen die Souveränität über Lybien sanktionierte, bereitete eine ungeheure Menschen menge, die mit zahlreichen Vereinsfahnen den Parla mentsplatz anfüllte, der Regierung und dem Parla ment mächtige Ovationen und zog auf G i o - littis persönliche Aufforderung, „Viva l'Italia" rufend, zum Quirin al und Kriegsministe- r i u m, wo sich die O v a t i o n erneuerte. Viele Ge bäude sind beflaggt und illuminiert. Unter Len Gegenstimmen sind nur zwei bürgerliche, nämlich vom ehemaligen Unterstaatssekretär Pinchia und dem -Herzog Caelani, dem bekannten Orientsorscher. Tie Einführung ües zweiten Teils üec „vmrerung üer öäuwrüerMgen". Dem RHHstagc ist eine Petition -ugcgangen, die um EinfäUung des 2. Teils des Gesetzes über die Sicherung der Lauforderungen ersuch:. Wie wir hören, durfte in absehbarer Zeit ein In krafttreten dieser gesetzlichen Best'mi,rungen seitens der Regierungen n r ch l' n c r s L g r w c r d e n. Gegen wärtig sind eingehende Ermittlungen im Gange, die genau- Feststellungen über rnc Verluste bezwecken, die Bauhandwerker durch unzuvertäistge B- uunternehmer bei Zwangsversteigerungen erlitten haben. Sowohl die Regierungspräsidenten wie die Präsidenten der größeren Landgerichte sind beauftragt worden, diese Erhebungen baldmöglichst der Zentralbehörde zu übermitteln. Ehe bei oieser eine genaue Prüfung und Sichtung des eingogangenen voraussichtlich sehr umfangrcick-en Materials staitgefunden haben wird, dürfte geraume Zeit vergehen, so daß Einschlüsse der Regierung schon aus diesem Grunde zunächst nicht er wartet werden können. Es erscheint aber auch fraglich, ob dann die Ein führung des zweiten Teils des Gesetzes verfügt wer den wird, da hiergegen nicht unerhebliche Be denken prinzipieller Natur obwalten. Man hält dafür, Laß die entsprechenden Bestimmun gen der Gewerbeordnung bei richtiger Anwendung eine genügende Handhabe bieten, um den Auswüchsen des Bauschwindels wirksam entgcgenzutreten. In 8 3ö Abs. 5 der Gewerbeordnung wird bestimmt, daß technisch oder moralisch unzuverlässigen Bauunter nehmern der Betrieb untersagt werden kann. Die Verwaltungsbehörden haben jetzt von der Regierung Anweisungen erhalten, nach denen auf dem Ver waltungswege in scharfer Weise gegen Bau- schw'ndler vorzugehen ist. Hierdurch will man in wirksamer Weise zunächst ocn Bauschwindel bekämp fen, so daß die Einführung des 2. Teils des Ge setzes vorläufig jedenfalls unnötig wird und damit die Gefahren einer Unterbindung der Entwicklung des gesamten Baugewerbes nicht hcraufbeschworen wer den. Der Betrieb kann den unzuverlässigen Bau unternehmern jetzt Lurch ein Verfahren von dem Be zirksausschuß untersagt werden, und gegenwärtig sind die Behörden damit beschäftigt, auf Liese Weise gegen den Bauschwindel vorzugehcn, der im Bereich der Berliner Handwerkskammer anscheinend den größten Umfang angenommen hat. Gegen 900 Bauunter nehmer sind bereits auf amtlichem Wege den zu ständigen Stellen als unzuverlässig im Sinne des Ge setzes bezeichnet worden und eine ganze Reihe hat bereits die rechtskräftige Entscheidung des Bezirks ausschusses erhalten, die ihnen den Betrieb untersagt. Gesetzentwurf über Sie kmikurrenzklarrlelfrage. Wie der „Inf." mitgcteilt wird, befindet sich die Angelegenheit des vom Neichsjustizamt zu schaffenden Gesetzentwurfes über die Konkurrenzklausel» frage noch immer im Stadiumder Dor» bereitung. Besondere Schwierigkeiten be» reuet die Fn gc der bezahlten Karenz, über die in den interessierten Krc'sen die Anschauungen io weit auseinandergehen, daß es sehr schwer ist, die mitt lere Linie zu finden. Der Gesetzentwurf soll nach Möglichkeit den Klagen über die Härten der Konkurrcnzklaujcl o.bhelfen, er soll aber auch den Wünschen der Unternehmer Rechnung tragen, die ihre Waren selbst Herstellen, und sie vor dem Verrat ihrer Produktiousgelieimnissc von seiten früherer An gestellter schützen. Es handelt sich ferner um eine Stellungnahme in der Frage, ob die Ausdehnung der für die tech- Nischen Angestellten vorgrschlagenen Grund sätze au, alle gewerblichen Angestellten Bedenken ent- gegensrchcn. Die Regierung hofft Mittel und Wege zu finden, auf denen es möglich sein wird, diese Gegensätze zu überbrücken. Einzelheiten über diesen Gesetzentwurf können gegenwärtig noch nicht mit geteilt werden. Die Vorlage wird aber noch einige Zeit auf sich warten lassen. Die SerMbrttsrbMeMng. Die Verhandlungen zur Beilegung des englischen Kohlenbergarbeiterftreits hadn bisher noch nicht vas geringste Resultat gezeitigt. Ucöer die Verhandlun gen des gestrigen Tages haben wir bereits in unserer Morgennummer berichtet. Wie verlautet, herrscht unter den Lergwerksbesitzern eine äußerst pessimi stische Stimmung über die gegenwärtige Lag«: denn die Lergwerksbesitzer sollen nicht genrigt sein, den Bergarbeitern irgenLwclck)« anderen Konzessionen zu gewähren als diejenigen, zu denen sie schon vorher bereit waren. Diese Halrung begründen sie damit, daß sie andernfalls zu sehr geschädigt werden würden. Der „Locning Standard" äußert sich in einem Leitartikel gleichfalls äußerst pessimistisch über die gegenwärtige Lage, die er als sehr gefahrdrohend an sieht und bemerkt, daß die bedeutendsten Persönlich keiten L«r Kohlenindustrie augenblicklich die Ueber- zeugung haben, daß der Streik berrits am kommen den Donnerstag um Mitternacht ausbrechen wird. .l?n« neugegrünLete Telegraphen Agentur, die „lelegraphen-Agentur der Arbeiterpresse" in Lon don, von welchem die „Daily Mail" behauptet, daß sie im allgemeinen gut unterrichtet sei, verbreitet die Nachricht, Laß die offiziellen Unterhandlungen be reits vollkommen gescheitert seien, da keine der Leiden Parteien auch nur im geringsten nachgeben wolle. Die Minister haben nicht einmal einen Aufschub des eventuellen Streikausbruches er- s langen rönnen. Asquith erklärt. Laß er außer stände I gewesen sei. in der Konferenz seinen Einfluß geltend ! zu machen, da er sich 90 Abgeordneten gegenüber be fand, die alle Lurcheinandersprachen und von Lenen g jeder einzelne seine privaten Ansichten darzulegcn versuchte, so daß es Asquith nur mit größter Mühe gelang, sich überhaupt verständlich zu machen. Das internationale Komitee der Bergarbeiter hat. wie aus London gemeldet wird, am Freitagnach. mittag 2 Uhr eine Sitzung abgchalten, in der über die Stellunguabme der Bergarbeiter der ganzen Welt für Len Fall des Ausbruches Les Bergarbeiterstreiks in England einer eingehenden Besprechung unter zogen wurde. Genaues über Li>e vom Komitee ge faßten Beschlüße ist noch nicht bekannt. ihm geben", entgegnete Pallestrazzi, und sein Gesicht ward aschfahl. „Du bist volljährig, und ich habe kein Recht mehr, dir diese Heirat zu verbieten. Besäße ich dieses Reckst, so würde ich es ausüben und diese Verbindung niemals dulden. Und besäße ich ein Recht des Herzens auf dich, so würde ich dich auf meinen Knien bitten: Tue es mir zuliebe nicht. Uebrigens —" rief er plötzlich aus, und in seinen Augen flammte cs seltsam, während sein vorhin bleich gewordenes Gesicht sich dunkelrot färbte, „du hast davon gesprochen, daß Lu nicht zögern würdest, mir einen Beweis deiner Lieb« zu geben, an der ich zweifle. Hast du das gesagt?" »Ja." „Nun — ich fordere ihn von dir — die Gelegenheit ist da. Wenn du mir diesen Beweis gibst, will ich alles vergessen und zu überbrücken suchen, was uns trennt. Was immer mir auch fremd und unbequem an dir ist, ich will es hinnehmen und mich damit trösten: Sie hat mich lieh. Ich will mich überwin den, ich will ein neues Leben beginnen, dir zuliebe, Elena" — seine Stimme begann wieder zu vibrieren und klang beinahe weich — „aber bringe mir jetzt den Beweis." „Was — verlangst — du —?" fragte Elena stockend. „Heirate Ingenio Eerhardos nicht." Seine Augen hingen flammend und voll angst voller Spannung an ihr, und Elena wechselte die Farbe. „Weshalb verlangst du das. Vater?" „Ein Opfer muß man bringen, ohne zu fragen", entgegnete er raub. „Nur so nehme ich es über haupt an." Elena schwieg — ihr graute es vor diesem Ge waltmenschen. „Ich brinoc dir dieses Opfer nicht", sagte sie end lich langsam und fest. „Ingenio hat mein Wort, und ich breche mein Wort nie." Pallestrazzi lachte kurz auf. „Ich habe nichts anderes non dir erwartet. Wir sind fertig mitein ander." Er stand in der Mitte des Zimmers, finster und drohend. Elena wartete nur noch, daß er den Arm ausstrecken und ihr die Türe weisen würde — und richtig, es geschah! . Geh!" rief er und wies nach der Tür. Diese vielleicht ganz unbedachte, unwillkürlich« Bewegung traf Elena wie ein Peitschenhieb, der wie mit elementarer Gewalt alles in ihr aufwühlte und zum Durchbruch brachte, was sie vermöge ihres Ver standes, ihrer Güte und ihrer Erziehung bis jetzt unterdrückt hatte. Zuerst wurde sie totenblaß, dann flammte ihr Gesicht, ihre dunklen Augen sprühten, und mit ihrem blonden Haupte und Üem sich wie zum Sprunge vorneigcirden Oberkörper sah aus wie eine gereizte Löwin, die sich auf ihren Gegner stürzen will. „Nein, ich gehe nicht!" rief sie. „Solange du menschlich zu mir geredet und mein Mitgefühl ange rufen hast, so lange war ich bereit, zu tun, was du wolltest, aber La du meinst, du könntest Leiner Tochter, du könntest Elena Pallestrazzi die Tür weisen wie einer aufdringlichen Bettlerin, will ich dir zeigen, Laß du das nicht darfst! Ich fürchte mich nicht vor dir!" Es war wie ein langer, zurückgedrängter Auf schrei, da er eine Bewegung gegen sie machte. „Du hast mich von der ersten Stunde an, da ich zu dir gekommen war, gekränkt, gedemütigt, und ich habe geschwiegen, habe um Leine Liebe geworben und alles zu verstehen gesucht, was dich hart und grausam ge macht hat. Aber du verdienst das alles nicht! Wenn Lu die bitteren Gefühle, die du qcgen mich hegst, und unsere Verschiedenheit der Anschauungen zu überbrücken imstande wärest — wenn du dich über winden könntest, ein neues Leben zu beginnen und mich lieb zu haben, sobald ich dir das Opfer mit Ingenio brächte, so hättest du das auch tun können, ohne Lastir eine Gegengabe von mir zu verlangen. Ohne mir die Gründe anzugeben, verlangst du ein so ungeheures Opfer von mir. und da ich es dir ver weigere, jagst du mich einfach davon? Mich aber jagt man nicht fort, das merke dir! Ich war dir lästig, weil ich als die Tochter meiner Mutter kam, voll Liebe und Demut. Gut denn, ich komme jetzt zu dir als deine Tochter, voll Hochmut und Trotz. Ich bin Elena Pallestrazzi, die Tochter des Aristides Pallestrazzi auf San Marina, du sollst jetzt sehen, wie Liese Tochter aussieht, da dir di« Tochter meiner Mutter so entsetzlich ist. Du hast Gewalt gegen mich gebraucht — ich gebrauche sie gegen dich? Ich weickic nicht von hier, denn Las ist mein Haus, so gut wir das deine, das ist mein Land, so gut wie Las deine, und von heute an werde ich mich nicht mehr als deinen Gast betrachten, wie bisher, sondern als Herrin, wie du dich als Herrn betrachten darfst!" Pallestrazzi blickte in maßlosem Staunen auf Las junge Mädchen, er vergaß darüber Las Reden, und Elena befand sich in einer derartigen Auftegung. daß ein Einwand gar nichts genutzt hätte und sie in ihrem leidenschaftlichen Erguss« auch nicht aufge- I halten haben würde. I „Keine Gewalt der Erde, nicht einmal die d.'ine, soll mich von hier fortbringen", rief sie mit einem Ausdrucke unbändigen Trotzes. „Erst will ich hier alles aussührcn, was mir für die Menschen not wendig erscheint, denen du deinen Reichtum ver dankst. Und wenn sie dem Aristides Pallestrazzi fluchen, so sollen sie die Elena Pallestrazzi segnen!" „Du bist wohl wahnsinnig?" warf Pallestrazzi endlich ein, ober er blieb noch immer ganz fassungslos. „Nein, ich bin bei klarster Vernunft. Deine Ar beiter hassen dich! Wenn unser Name genannt wird, verfinstert sich das harmloseste Gesicht! Ich habe es gleich am ersten Tage empfinden müssen, als mich de: Fischer, der unser Boot führte, fragte, wer ich sei. Es war drüben am Hungerstrand — auf demselben Strand, Len du entvölkert hast." „Ich._?" ^Ia, du hast Hunderte von armen, braven Men schen aus ihrer Heimat vertrieben, weil du ihnen eine ungeheure Pachtsteuer auferlegtest." „Ich „Ja. Lu — Lu hast Lernen Leuten hier verboten, das Obst in ihren Gärten zu essen, du hast —" „Schweige!" donnerte Pallestrazzi. „Nein, ich schweige nicht, denn ich kann diese Greuel nicht mehr länger ansehen, ich kann es nicht ertragen, daß unser Name wie ein Schreckschuß wirkt! Deine Leute dürfen nicht länger hungern und dir fluchen!" Pallestrazzi fuhr sich an die Stirn, wie wenn er üch überzeugen wollte, daß er nicht träume. „2V«r — wer — woher weißt du das alles —?" stotterte er. „Die ganze Insel weiß es." „Das — das — hat man dir — gesagt?" Wieder faßte er sich an die Stirn. „Ich habe es in Hunderten von trauriggn Ge sichtern und gehässigen Augen gelesen. Man haßt dich und mich, und nur mit Mühe habe ich mir ein wenig Zutrauen gewonnen, indem ich den Kindern von San Marina eine Schule versprach. Uns diese» Versprechen werde ich halten, hörst du, Vater, ich werde nicht früher von hier gehen, als bis am Hungerstrartde die Kolonie gegründet ist, bi« die Löhne Leiner Leute erhöht, ihre Abgaben vermindert sind und bis die Schule in San Marina dotiert und eröffnet ist." V , (Fortsetzung in der Morgenausgabe*