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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.02.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120224026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912022402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912022402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-24
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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Sette lo. Nr. I0l. los. Irchryan-. Bedenken Anlaß. Bei einer Streikbewegung bzw. bei einer allgemeinen Aussperrung würden in Leipzig etwa 80 Herrcn-Maßgeschäfte, die im Arbeitgeberver band organisiert sind, in Betracht kommen mit 800 bi» 1000 Arbeitern. Die Organisation der Arbeit geber ist eine vorzügliche. * Die Methylalkoholvergistungen in Leipzig. Nachdem die Erörterungen über das Vorkommen von Methylalkoholvergistungen vorläufig zum Abschlüsse gelangt sind, lägt sich ihr Inhalt in folgendem zusammenfassen: Weihnachten v. I. find Kehr und seine drei Käste nach dem Genüsse eines von ihm selbst hergestelltcn spiritogenhaltigen Pun sches gestorben. Kehr hat, wie die Untersuchung der Bestände seiner Arbeitsstätte neuerdings ergeben hat, seine Essenzen zum größten Teile mit Methyl alkohol angesetzt und die von ihm hergestellten Ge tränke schon vor Weihnachten in hiesigen Gastwirts kreisen abzusetzen versucht und in einem Falle die Lie ferung auch ausgefühlt. Diese ist nach Feststellung ihrer Cpiritogenhaltigkeit vernichtet worden. Weiter ist jm Dezember v. I. bei einem Todesfälle, im Januar d. I. bei drei Todes- und einem Er- krankungsfallc und i n d i c s e m M o n a t e bei einem Todes- und mehreren Erkrankungsfällen der Verdacht der Methylalkoholvergistung geäußert worden. Der Verdarb* hat sich nur insoweit bestätigt, als sich bei einer Lektion Umwandlungsprodukte des Methyl alkohols und ein deutlicher Gehalt des Mageninhalts an Methylalkohol zweifellos haben nachweisen lassen und als in einem zweiten Todesfälle im Januar der Tod mit e i n i g e r Wa h r s che i n l i chk e i t auf die Aufnahme dieses Giftes zurückzuführen war. Auf Grund der Anzeigen der Todes- und Erkrankungs fälle sind umfänglich« Erörterungen darüber angestellt worden, welche Getränke die Verstorbenen und Er krankten genossen haben konnten. Proben dieser Ge tränke sind chemisch untersucht worden. Die Erörte rungen und Untersuchungen sind durchgängig er gebnislos verlausen. — Der Verein für Völkerkunde zu Leipzig hielt gestern im Vortragssaale des Erastlmuseums seine Hauptversammlung ab und nahm in der selben zunächst die Wahl des Vorstandes in der Er nennung der Herren Professor Dr. Weule zum Vor sitzenden, Geh. Rat Professor Dr. Chun zum stellver tretenden Vorsitzenden, Professor Dr. Felix zum Schriftsührer, Dr. Hermann Meyer zum stellver tretenden Schriftführer, Kaufmann Obst zum Kassierer, Stadtrat Cichorius, Geh. Mcdizinatrat Professor Dr. Rabl und Geh. Hosrat Professor Dr. Hans Meyer Beiräten vor. Rach dem hierauf erstatteten Ge schäftsbericht hat sich die Mitgliederzahl auf dem alten Stand von 330 Köpfen erhalten, der Ver mögensbestand auf 5500 gehoben. Zu der Ver öffentlichung des Museums für Völkerkunde, Dr. Krauses Reisewerk wurden MX) .XL bewilligt. je. Zur Tarisbewegung im Leipziger Speditions gewerbe. Die in den Speditionsgeschäften Leipzigs beschäftigten Arbeiter (Rollkutscher, Hilfsaufläder und Bodenarbeitcr) sind, wie wir schon mitgeteilt haben, in eine Bewegung eingetreten, um dadurch eine Verbesserung ihrer Lohn- und Akbeitsverhältnisse herbeizuführen. Vor allem aber suchen sie den Ab schluß eines Tarifvertrages zwischen den beider seitigen Organisationen, dem Arbeitgeberverband des Leipziger Fuhr- und Verkehrsgcwerbes und der Orts verwaltung Leipzigs des Deutschen Transport- arbeiterverbandes, zu erreichen, weil die Arbeiter angeblich durch die bisherigen partiellen Abmachun gen hinsichtlich deren Einhaltung nicht befriedigt worden sind. Der Arbeitnehmerverbawd ist der Gen«ralkommission der Gewerkschaften Deutschlands angeschlossen und zählt mit zu den sozialdemokra tischen Gewerkschaften. Die Geschäftsinhaber weigern sich aber, in Verhandlungen mit der Leitung dieser Arb.'itnchmerorganisation über einen Tarifvertrag eiiizutreren, sie wollen vielmehr einzeln mit ihren Arbeitern persönlich verhandeln. Es sind auch bereits von den Arbeitgebern weitgehende Zugeständnisse zu den von den Arbeitern und ihrer Organisations- lcirung gestellten Forderungen auf Erhöhung der Löhn«, Regelung der Arbeitszeit u. a. m. gemacht worden. Da die zugestandenen Aufbesserungen der Lohn uno Arbcitsocrhältnisse ganz wesentlich sind, könnten die Arbeitnehmer mit dem Erfolg der einge- leitctcn Bewegung sich zufrieden geben. Dies ist jedoch, wie es scheint, nicht der Fall. Die Arbeiter werden vermutlich auf der Hauptforderung, Anerken nung ihrer Organisation durch die Arbeitnehmer ver harren, wodurch sich die Bewegung zu einer Macht frage gestalten kann. Es ist daher nicht ausge schlossen, daß es in d«n nächsten Tagen zur Arbeits niederlegung kommt, da die Arbeitgeber nicht ge willt sind, auf die erwähnte Bedingung einzugehen. Es ist auch bereits mit dieser Möglichkeit gerechnet, und entsprechende Vorkehrungen sind getroffen wor den, so daß die An und Abfuhr der Güter keine Stockung erleidet. Wie nicht anders zu erwarten iit, haben die Arbeiter die Ostervormesie, als die für sie günstigste Zeit zur Durchführung ihrer Forderungen gewählt. * Die Arisenrgchilfe» sind in eine Bewegung ei »getreten, um die Arbeitszeit zu verkürzen. Zu diesem Zwecke wurde an die beiden hier bestchciit, l Innungen der Antrag eingereicht, fortab an Sonn tagen den 12 llhr-OKschästSschluß cinzuführen. An die .Nreishauptmannschast wurde gleichfalls eine Eingabe gerichtet, um zu vcranlasscp, das; diese auf Grund des 8 105s der Gewerbeordnung und der Bundes- ratsverfügung vom 3. April 1901 verfügen möge, das; an den zweiten Feiertagen, Ostermontag, Pfingst montag und 2. Weihuachtsseiertag eine Besckfäftigung von Angestellten im Barbier-, Friseur- und Perücken- machcrgewcrbe nicht gestattet ist. Sämtliche Gehilfen find zu Mittwoch, den 28. Februar, nachdem Etablisse ment „Tivoli", Windmühlenstraste 14/16, zu einer Versammlung eingeladeu * Gabelsberger wider Scheitkauer. Der Ortsver band Gnbelsbergerschcr Stenoaraphenvcrcine, der 18 Vereine mit gegen 2000 Mitgliedern umfaßt, hat in seiner am 18. Februar abgehaltenen Ver sammlung einstimmig folgende Entscheidung gefaßt: Als die leichte sie Stenographie wird neuer dings in den „Leipziger Rcuesten Nachrichten" vom Verlag der „Mitteilungen für Scheithaucrschc Steno graphen" das System Scheithauer angepriesen, das angeblich jeder in 4 Stunden erlernen kann. Die Versammlung stellt sich demgegenüber auf den Stand punkt des ehemaligen stellvertretenden Vorstehers des Reichstagsstenographenburcaus Engel, eines Alt- Stolzeaners, der die behauptete leichte Erlern« barkeiteinzelnerStenographiesysteme als Schwindel bezeichnet hat. Es ist allgemein bekannt, daß zum Erlernen jedes Systems, auch des Systems Schcithauer, anhaltender Fleiß gehört, und daß gerade die Systeme, die sich leicht erlernbar nennen, es an der Leistungsfähigkeit fehlen lasten. In Sachsen, Bayern, Oldenburg, Sachsen-Weimar und Sacksen-Koburg Gotha, sowie in Oesterreich ist das Syystem Gabelsberaer. da» in bezug auf Ver breitung und Leistungrfcihigkeit in Deutschland den Lrtnnner Tn?" ersten Platz einnimmt, amtlich eingeführt. Die vor trefflichen Unterrichtsergebnisse dieses Systems sind bekannt, lernen es doch jährlich freiwillig gegen 1000 Leipziger Volksschulkinüer mit bestem Erfolg. In den Anzeigen des Verlags der „Mitteilungen für Scheithauersche Stenographen" wird weiter gesagt: „Wer Zeit und Geld sparen will, lerne dieses mo derne System." Zeit sparen kann man durch Er lernung der Scheithauerschen Stenographie nicht, denn die durch den erwähnten Verlag vertriebenen Lehrmittel sind fast doppelt so teuer wie Eabels- bergersche. Die Versammlung hält die erwähnten Anpreisungen für geeignet, das Publikum zu täuschen und dem Ansehen der Stenographie zu schaden. Sie verurteilt deshalb das Vorgehen des Verlags der Mitteilungen für Scheitbauerscye Stenographen auss schärfste und ersucht den Vorstand, mit alten geeignet erscheinenden Mitteln dagegen vorzugehen. pn. Unter der Straßenbahn. Freitag abend in der 8. Stunde wurde in der Nordstraße die in der Keilstraße 4 wohnhafte Witwe Minna G., 36 Jahre alt, von einem Straßenbahnwagen, dessen Heran nahen sic nicht bemerkt hatte, umaerissen und ein Stück sortgeschlcift. Die E. erlitt Verletzungen am Kopfe und den Armen und wurde durch den Samariterwagcn der Feuerwehr nach ihrer Wohnung gefahren. O Todessturz vom Heuboden. Beim Abstichen des Heubodens im Grundstücke Dufourstraße 5 stürzte am Dienstagabend der 46jährige Tapezierer Otto W u r st, Lützowstvaße 36 III wohnhaft, 3 Meter hoch non einer Leiter und wurde, da er sich eine erhebliche Verletzung am Kopfe zugezogen hatte, ins Kranken haus gebracht. Dort ist er am Freitag an der er littenen Verletzung gestorben. ) Abgesahte Schwindlerin. Die kürzlich be schriebene, raffinierte Gaunerin, die bei Einkäufen oder beim Geldwechseln in Vertaufsläden und bei Bankinstituten Schwindeleien dadurch ausführte, daß sie behauptete, auf einen zur Zahlung übergebenen 100-Markschein 20 oder auch größere Beträge zu wenig zurückerhalten zu haben und durch ihr bestimm tes Auftreten auch in vielen Fällen erreicht hat, daß ihr diese Beträge gezahlt wurden, ist jetzt in Gera bei gleichen Betrügereien ertappt und festgenommen worden. Es ist eine 34 Jahre alte Verkäuferin, die sich auch als Sprachlehrerin ausgegcben hat. Wegen der gleichen Manipulationen ist sie bereits bestraft, wird aber jetzt noch von sieben verschiedenen Gerichts behörden steckbrieflich verfolgt. Seit 1909 hat die Verhaftete auf diese Weise in vielen Städten operiert und sogar in Sparkassen und an Postjchaltern Erfolg gehabt. Z) Wer sind die Toten? In Frankfurt a. M. wurden die Leichen eines 55—60 Jahre alten Man nes und eines 16—20 Jähre alten Mädchens aus dem Main gezogen, die bereits stark in Verwesung übergegangen waren und deren Persönlichkeit bis heute noch nicht hat festgestellt werden können. O Verschwunden. Aus seiner Wohnung in der Einertstraße wirb bereits feit dem 19. d. M. der am 7. August 1889 in L.-Reudnitz geborene Buchdrucker Hermann Junghans vermißt, der schwer nerven krank ist und wahrscheinlich planlos umherirrt. Er ist kurzsichtig, lang, schmächtig, hat dunkles Haar, kleines Schnurrbärtchen, trägt graugrünen Ulster, dunkelbraunen Jackettanzug und schwarzen steifen Filzhut. O Diebesbande. In einem größeren Ver- gniigungslokale der Westvorstadt entwendete ein Kellner im Juni 1911 einem Aushilfskellner die Uhr samt Kette aus der abgelegten Weste. Der Spitzbube wurde wegen Rückfalldiebstahls mit 3 Monaten Ge fängnis bestraft. Uhr und Kette befinden sich jedoch noch als herrenlos in Verwahrung der Kriminal polizei, wo sich der bis jetzt noch nicht ermittelte Eigentümer melden kann. O Festgenommen wurde ein 30 Jahre alter Hand lungsgehilfe aus Schellbach und ein 46 Jahre alter Agent aus Neugersdorf wegen Betrugs; ein 40 Jahre alter Lohnkellner wegen Sittlichkeitsvergehens; ein 31 jähriger Handelsmann aus Zeulenroda wegen Bauernfängerei; eine 20 Jahre alte Kellnerin aus Lindenthal wegen Diebstahls. O Diebstähle. Gestohlen wurden aus einem Kühl hause in der Berliner Straße 2 Kalbskeulen im Ge wicht von 40 Kilogramm; aus einer Schule in der Könneritzstraße ein brauner Samtmantel, für elf jähriges Mädchen passend; in einer öffentlichen An stalt der Hohestraßc ein Portemonnaie mit 22 .il; aus einem Ucbcrzieher in einer Schule der Löhrstraße eine silberne Herren-Remontoiruhr mit der Nr. 145 622. Sus Lschlen. * Plauen i. V-, 22. Febr. (Der sächsische Forstvereins tritt am 23. Juni d. I. in Plauen zu seiner Jahresversammlung zusammen. Auf der Tagesordnung stehen folgende Punkte: Er tragstafeln, Sicherung gegen Wal'dbrände, die Tem- peraturertreme der letzten Jahre und ihre Folgen, Fichtenncsenpflanzung, Naturschutzgebiete, die Tal sperre und Mitteilungen über forstlich interessante Erfahrungen. -i- Meerane, 24. Febr. (lieber den Ozean) ist der Kaufmannslehrlrng Walter Leo entkommen, der bei einer hiesigen Bank, angeblich für seine Chefs. 8000 .»! abholte und mit dem Gelde flüchtig wurde. Nachdem er in New Port gelandet war, besaß er noch die Frechheit, an seine hiesigen Freunde An- sichtskarten zu schicken. Leider war sein Aufenthalts ort in der Neuen Welt bisher noch nicht zu erfahren. Taseschrunik. k. Gera (Neuß), 24. Febr. (Städtisches.) Bei der Gemeinderats-Ergänzungswahl wurden sämtliche 14 Kandidaten der bürgerlichen Partei gewählt. Die Sozialdemokraten verloren 3 Sitze, haben aber für das nächste Verwaltungs- iahr mit 23 von 39 Sitzen noch die Mehrheit. — Auch im Vorort wurde bei gleicher Wahl die Liste der bürgerlichen Parteien glatt gewählt, während in den anderen Vororten die Arbeiterpartei siegte. — Der Eingemeindungs-Ausschuß des hiesigen Ge meinderates hat in seiner letzten Sitzung di« Ein gemeindung von Pforten in die Stadt Gera be schlossen. ir. Weißenfels, 24. Febr. Die Ehefrau des Guts besitzers Hermann Hirsch leid in Possenhain hat sich infolge eines geringfügigen ehelichen Streites in einer Jauchengrube ertrankt. — In der Feldscheune des Rittergutes Benndorf stürzte ein unbekannter Mann von einigen Strohballen; er erlitt einen Schä delbruch und starb bald nach seiner Auffindung. — In Lauch städt geriet der 7 Jähre alte Sohn de» Bierkutscher» Becker beim Umbiegen des Wagen» seines Vaters -wischen den Wagen und ein« Mauer. Dem Jungen würbe der Kopf total zerdrückt. i Koburt« 23. Febr. (Vermtßt) wird seit einigen Tagen im nahen Göbel der Buchhalter des Ritter- gut». Nachdem er den Kastenschrank seines Chefs erbrochen und eine größere Summe entwendet hatte, suchte er da» Weite , Mamburg, 2TFebr. (Tod durch Vergiftung.) Da» dreijährige Söhnchen de» Lehrer» Licht starb nach schwerem Leiden an Dcrgiftungserscheinungen. Man nimmt an, daß der Knabe einen Rattengift brocken gegessen hat. Berlin, 24. Febr. (Die Konzertsängerin Frau Fischer-Maratzti) wäre gestern beinahe das Opfer eiiies leichtsinnigen Revolverschustes ge worden. Die Sängerin kehrte in den Abendstunden von tzannover nach Berlin zurück, als in der Nähe von Spandau auf den Eisenbahnzug plötzlich ein Reoolverschuß abgefeuert wurde, der die Sängerin leicht an der Stirn verletzte. Berlin, 24. Febr. (Der Etatsausschuß) der Charlottenburger Stadtverordnetenversamm lung kam gestern zu dem Schluß, die Gemeindeein kommensteuer mit 100 Prozent festzusetzen anstatt mit 110 Prozent, wie der Magistrat vorgeschlagen hatte. Berlin, 24. Febr. (Defraudant'. Der in einem hiesigen Eroßbankinstitut angestellte Depotverwalter W. hat nach Unterschlagung von Wertpapieren in Höhe von 4000t) Mark einen Selbstmordversuch ver übt. indem er sich einen Schuß in die rechte Schläfe beibrachte. Er ist bisher nicht vernehmungsfähig. Loburg, 24. Febr. (Schädigung.) Der Ge treidehändler Just hat die landwirtschaftliche Gc nossenschaftskasse um rund 603000 .tt ge- schädi g t. Kaum 30 Proz. der Forderungen dürften gedeckt sein. Just hat die groß« Summe nicht etwa, wie zuerst angenommen wurde, verspekuliert, sondern bis zu seiner Flucht aufbewahrt. Tübingen, 24. Febr. (Stiftung.) Der ver storben« Kreisgerichtsrat Freih. von Breitschwerdt hat der Universität eine Stiftung von 350 000 .tt hinterlassen zur Vergebung an württembergische Ju risten evangelischer Konfession. Duisburg, 24. Febr. (Blutiger Zusammen stoß.) In der vergangenen Nacht fand zwischen einem Trupp Polen und einigen Polizcibearnten ein blutiger Zusammenstoß statt. Die Polizisten mußten, um sich ihrer Angreifer zu erwehren, die mit Messern und Stöcken auf sie eindrangen, von der Waffe Gebrauch machen. Drei Polen und ein Polizei beamter wurden erheblich verletzt. Als ein ver stärktes Polizeiaufgebot erschien, flohen die Angreifer. Drei von ihnen wurden festgenommen. Pr. Stargard, 24. Febr. (Typhus.) In der Provinzial-Jrrenanstalt sind bis jetzt 200 Erkran kungen und 30 Todesfälle an Typhus vorge kommen. Wien, 24. Febr. (Verkauf des Modena- Palais.) Erzherzog Franz Ferdinand hat sich nach München begeben, um von der Erzherzogin Adelgunde die Zustimmung zum Verkauf des Modena-Palastes an ein Bankinstitut zu erwirken. Die Verhand lungen mit der betreffenden Bank dürften demnächst zum Abschluß gelangen. Warschau, 24. Febr. (Die Leichen im Koffer.) Gestern wurden hier in einem Koffer, der auf dem Bahnhofe im Depot zurückgelassen worden war, die Leichen eines Mannes und einer Frau aufgefunden, die vollkommen in Stucke zerschnitten und in gräß licher Weise verstümmelt waren. Von den Tätern fehlt vorläufig jede Spur. Neapel, 24. Febr. (Der Dampfer „Monte negro") von der Societs Nationale und der Dampfer „Therapia" des Norddeutschen Lloyd, der von Alexandrien kam, sind mit zahlreichen Pastagieren an Bord im Hafeneingana zusammengestoßen. Unter den Pastagieren brach eine Panik aus. Die Beschädigungen der Dampfer sind sehr leicht. Der Hafenkommandant hat eine Untersuchung eingeleitet, um die Verantwortlichen festzustellen. O Helfer in der Rot. DaS kleine Geschichtchen, das wir im folgenden der „Berl. Morgenpost" nachcrzähcln wollen, schlicht, wie es sich zugetragen hat, redet Bände von dem Elend der Acrmsten und sollte zu denken geben, ob es nicht Aufgabe des Staates, der Gemeinde, der Gesellschaft sei, zu versuchen, wenigstens im Lode einen Ausgleich zwifckscn arm und reich zu schaffen. Ans dem Gemeindefriedhof in Reinickendorf wurde der Straßenbahnschaffner Henke zur letzte» Ruhe gebracht. Die Kollegen von der Großen Ber liner Straßenbahn, soweit sie dienstfrei waren, folg ten dem Sarge in ihren besten Uniformen. Zahlreiche Freunde des Verstorbenen und die Witwe hatten sich mit Kranzspenden eingefnnden. Vom Grabe klang es feierlich: „Wenn ich einmal muß scheiden!" — Ter letzte Gruß des Mannerchors an den Verstorbene». — Man ging heim. Ta stand einsam eine arme Frau vor der Leichenhalle nnd weinte bitterlich, lich. Eine mitleidige Frau aus dem Trauergcsolgc fragte nach dem Grunde ihrer Tränen. — „Tort drin liegt mein Töchterchen im Armensarg. Meine einzige, die mir am Scharlachfieber gestorben ist. Und ich habe nicht das Geld, die Träger zu bezahlen, die mein Kind ins Grab bringen." Tie Straßenbahner hatten das mit angchört. Sie salben sich an. Sechs Mann gingen in die Halle. Ta stand der schlichte gelbe Holzsarg. Man hob ihn auf die Schultern und trug ihn hinaus. Eine deer Frauen legte stnmm den Arm uni die Schulter der armen Mutter und führte die Weinende hinter den Männern mit dem Sarge her. Tie gesamte Trauergemeinde, die soben dem Kameraden die letzte Ehre angetan hatte, machte kehrt nnd folgte. Ter Männerchor sang an dem Grabe der armen »leinen, nnd auch der Pastor stand wieder am Grabe nnd hielt eine ergreifende Rede. Tie kleine Tote Hörle nichts davon. Tie arme Mutter aber dankte unter heißen Tränen, daß sie doch nicht so arm war, um nicht nocy Helfer in ihrer höchsten Not zu finden. Sport. Winkerspork. Wetternachrichten vom 24. Februar. Vom Vöhlberg: Ununterbrochen schwacher Nebel. Vom Fichtelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel, starke Schneedecke bis tausend Meter, weicher schlechter Weg, Sturm aus West bis Nord. Vom Brocken. Die Witterung aus dem Brocken gefällt sich in krassen Extremen. Während wir am Mittwoch hier oben 2 und 3 Grad Kälte und ziemlich starken Schnee fall hatten, der im Brockengebiet an geschützten Stellen eine Schneedecke von 7 bis 10 Zentimeter Höhe brachte trat am Donnerstag in den Nachmittags stunden von neuem wieder Erwärmung ein. Am 22. hatten wir früh und abends Nebel, aber in der übrigen Zeit klare Luft und großartige Ausblicke in die nähere und fernere Umgebung. Am 22. früh — 3 Grad Celsius und leichter Schneefall, dabei einen Rauhreifansatz von 12—15 Zentimeter; heute früh -s- 3 Grad Celsius. Nebel, Südweststurm und Regen. Die Winterlandschast ist vernichtet, die Schneedecke durchbrochen, dabei räumt der warme Regen jetzt tüchtig mit der Schneedecke hier oben auf. — Es scheint, daß die Zeit der Aequinoktial- stürme begonnen hat. Sie bringt in der letzten Februardckad« fast immer veränderliches, regnerisches und stürmisches Wetter. Bei der ungunsnacn Witte rung hat der Touristenverkehr in der Woche fast gänzlich aufgehört. Etwas wärmere» Wetter «-d Niederschläge sind zu erwarten. Sonrrabenü, 24. Februar lSlL Lufkschiffahrk. * Pilolaufslieg in Dresden am 24. Febr. Erk/ boüen: Westsüdwest 5; 400 Meter: West 9; 70Ü Meter: Westnordwest 10. * Der Protest des Leipziger Verein» für Lust« fahrt gegen die Anerkennung des Lindenthater Flugplatzes ist, wie uns mitgeteilt wird, in der gestrigen Sitzung der Flugsportabtetlung des Deutschen Luftfahrerverbandes als unzulässig zurück gewiesen worden. Die Anerkennung war ordnungs gemäß erfolgt und konnte nicht zurückgewiesen werden. * Abgestürzter Flieger. Wie uns aus Pau tele graphiert wird, ist der Flieger Ducouvneau au» einer Höhe von 150 m in einen Sumpf gestürzt. Er wurde als Leiche aus dem Sumpf gezogen. Der Absturz ist durch den Bruch eines Flügels verursacht worden. * Propaganda für Militärflugzeuge in Frankreich. Nach einer telegraphischen Meldung aus Paris iprechen sich auf Veranlagung des „Matin" zahlreiche Blätter dafür aus, in ganz Frankreich Schau flüae zu veranstalten, um die Propaganda für Mili tärflugzeuge zu unterstützen. Der „Matin", das „Journal" und das „Petit Journal" haben für diesen Zweck bereits je 50 (XX) Frcs. gezeichnet und die Aeroplanfabrikanten haben sieben Flugzeuge und Flieger zur Verfügung gestellt. Rus der Schachwelk. 2 Eine Reihe internationaler Schochturniere wird anläßlich des Kongresses des Deutschen Schach bundes in Breslau, der am 14. Juli beginnt, statt finden. U. a. ist ein Internationales Meister turnier in Aussicht genommen, ferner sind zwei Hauptturniere und zwei weitere kleinere Turnieie vorgesehen. Eines der Haupttur niere ist für Mitglieder des Deutschen Schach bundes bestimmt, eines der Nebenturniere für Mitglieder des Ostdeutschen Schachvcrbandes. Für das Meisterturnier reso. die Hauptturniere sind zur Teilnahme aufgefordert der Weltmeister > i. Emanuel Laster, sein ehemaliger Rivale vr. Tar- rasch, ferner der vorjährige Sieger von San Sebastian Capablanca, Rubinstein, Schlechter, Teichmann, Rot- lewi, Duras, Marshall, Vidmar, Spielmann, Bern stein, Maroczy, Mises und Niemzowltsch. Die Lei tung des Kongresses und der Turniere übernehmen die Breslauer Schachvereinigungen „Morphi" und „Andersten". Vom Schachturnier in San Sebastian. In der vierten Runde des internationalen Schachturniers ergaben die Partien Duras-Teichmann lspanisch) und Forgacz-Rubinstein (französisch) Remis. Ab gebrochen wurden die Partien Perlis-Spietmann. Riemzowitich - Schlechter und Tarrasch - Leonhardt. In den Hängepartien blieben Leonhardt gegen Forgacz, Tarrasch gegen Teichmann siegreich. Der Stand nach der vierten Runde ist demnach: Rubinstein -t- 2V- (1', Spielmann -f- 2 (1), Perlis -j- IV2 (2), Schlechter, Tarrasch -s- l'/r (1), Duras, Forgacz, Teichmann -f- 1'/., Niemzowitsch, Leonhardt -st 1 (1), Marshall, der heute frei war, -st 1V-. ttus üem Leipziger veremsleben. Wanderfalke» Vereinigung für Wanderpfleae, ver anstaltet am Sonntag den 25. Februar eine Wander fahrt, die früh 0>8 Uhr ab Dölitz über Markkleeberg, den Eöselbach entlang nach Oelzschau führt. Dort wird Mittag abgekocht und dann geht es durch das Oberholz zurück nach Leipzig. Junge Leute, die Lust haben, sich daran zu beteiligen, werden herzlichst dazu eingeladen. Führer Hoyer. >8. Mundvorrai ist für den ganzen Tag mitzudringen. kunvksienüer. Konzerte. .<1 c 11 t e Sonnabend veranstaltet Alfred Wittenberg, -er ausgezeichnete Biolinmcistcr, mit dem Winderftein-Qrchester unter Professor Hans Kinder st eins Leitung im Stadt. Kaufhaus ein Konzert, in welchem der Künstler anher den beiden bekannten Violinkonzerten E-?ui von Bach und T-Tnr von Tlchaikowskn Philipp Bisters T Moll-Biolinkonzcrt erst' malig in Leipzig zur Ausführung bringt. — Karten bei P. Pabst. Tic Abendkasse ist von 7Z4 Ohr ab geöffnet. Ms Rätselecke. K 2Lap-elrätsel. Reinertrag, Heinzelmännchen. Fingerhut, Garten mauer, Regenschirm, Sonnenblick, Bekanntmachung, Halle, Lesezimmer, Brummer, Morgenrot, Stall meister, Briefkasten. In jedem der vorstehenden Wörter findet man eine Silbe eines Zitates von Wieland versteckt, jedoch decken sich die zu suchenden Silben nicht mit den Silben der Wörter. Auflösung aus gestriger Nummer. Auszählrätsel. Man beginnt mit dem fünften Buchstaben, über schlägt dann je vier Buchstaben und findet dann: Die Glocken läuten das Ostern ein In allen Enden und Landen, Und fromme Herzen jubeln darein: Der Lenz ist wieder erstanden. Adolf Böttger. Küchenzettel für Sonntag. Portulaksuppe. Schleie mit Salziartoffeln. Rehbraien mit Roterübensalat, englischer Pudding. Die Rezepte zu -en vorst-hend aufgcführten Speisen sind in dem »Praktischen Kochbuch für Stadt und Laud uud jede Küche" enthalten, welches ln nenbearbeiteter und erweiterter Ausgabe durch -le Expedition dieses Blattes zum Preise von i nach auswärts LU Ps. stir Porto «ehr» bezogen werden kann Eingelegtes Hammelfleisch, Grießklöße, Salat von Brunnenkresse. l'/r bx in Milch eingeweichtes Hammelfleisch 3,75 .XL 50 Specksäden zum Spicken 0,08 „ 100 x Butter zum Anbraten 0,28 „ Salz, Wacholderbeeren zum Würzen . . . 0,04 „ Saure Sahne, Mehl zum Abziehen der Sauce 0,15 „ 375 x Grieß 0,18 „ l Milch 0,08 „ 60 x Butter 0,31 ,, 3 Eier, Salz 0,25 ., 3 I Wasser, 2 Eßlöffel Salz zum Kochen. . 0,01 „ Brunnenkresse 040 „ Essig. Oel, Salz 0,15 „ (Für 4 Personen.) 5,68 Küchenzettel für Montag. Kerbelsuppe, Beefsteak mit Pilzen, Dampfnudeln. Spanisch Frico. 500 g schieres Rindfleisch 1,00 .XL 2 bx Kartoffeln 0,20 „ Sali, Paprika 0,03 „ Kümmelkörner, Zwiebel ........ 0,02 „ Petersilie 0.05 ., Saure Sahne, wenig kochendes Wasser . . 0,20 „ (Für 4 Personen) 1.50 .al Zubercituna: Die Kartoffeln und Fleisch werden in Würfel geschnitten und mit den anderen Zutaten in eine Form gefüllt und 2 Stunden im Wasserbade gekocht.
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