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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.02.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120226029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912022602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912022602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-26
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Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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aber im Laufe vieler Jahrtausende. Während wir bei Len großen Tieren der Vorzeit, den Sauriern, noch verhältnismäßig kurze Extremitäten finden, weisen heute viele Tiere, wie ein Pferd, Giraffe u. a-, recht lange Beine auf. Bekanntlich waren auch die Arme und Beine des Menschen früher kürzer und plumper als heute. Wird ein solches Bewegungs organ von einer Tierart immer weniger benützt, so wird auch seine Zugwirkung am Rumpfe des Körpers geringer. An der Ansatzstelle des Elredes tritt das Bestreben des Körpers, sich zu runden, in Wirkung: die Masse des Glieves wird vom Rumpf allmählich ausgenommen, es „bilder sich zurück". Daß derartige Rückbildungen vorgekommen find bzw. noch im Gange sind, können wir bei manchen Tierarten feststellen. So wissen wir aus Stümpfen, die noch bei manchen Schlangenarten vorhanden sind, daß diese ehemals Beine besessen haben, also ähn liche Geschöpfe waren, wie etwa heute die Eidechsen. Aehnliche Rückbildungen finden wir vor allem bei Tierarten, die im Uebergang vom Land- zum Wasserleben begriffen sind. Man berrachte nur die Beine der Robben, Wale u. a. Allerdings geht hier mit der Rückbildung meist gleichzeitig eine Umwandlung der Extremitäten zu Floffen vor sich: allein was bei diesen Tierarten recht deutlich in dre Augen fällt, das ist die starke Neigung des ganzen Körpers zur Rundung. Die Weltkörper sind Kugeln, die Körper des Lebens sind Kugeln. Somit liegt die Vermutung nahe, vag die Form der Mate rie üllerhaupt die Kugel ist. Dock) scheinen die einzelnen Stoffarten der anorganischen Welt hierin andern Gesetzen zu folgen: denn Wasser, Luft und „Erde" find im allgemeinen formlos. Läßt man aber da» Wasser tropfen, so zeigt es sich gleichfalls geformt, und zwar in Kugelgestalt, noch deutlicher ein anderer Stoff, das Quecksilber. Man lasse nur «in« kleine Menge davon aus einiger Höhe zu Boden fallen, und in zahlreiche Kügelchen geteilt, rollt es dahin. Also Kugeln überall! Lrlnlierunyerr an Lolvnt. Z Es ist eigentlich überraschend, daß der große Komponist Rossini erst jetzt ein Denkmal in Paris erhalten wird; war er doch zu seinen Leb zeiten einer der geseiertetsten Lieblinge der Pariser, ja er war der Mann, den Pari» vergötterte und von dem Stendhal schrieb: „Seit Napoleons Zeiten hat man von niemanden soviel gesprochen: kein anderer Name ist so über die ganze Welt verbreitet wie der Rossini». Der Ruhm diese» Manne» kennt keine anderen Grenon al» di« der Zivilisation. Und da» in einem Alter von 32 Jahren." Arg bekümmert mar Rossini stets über seine stattliche Wohlbeleidtheit, deren er sich schon im frühesten Mannesalter „er freute". Um dünner zu werden, soll er mehrere Male täglich die fünf Etagen des Theaters auf und ab gelaufen sein. Und das bei einer grenzenlosen, angeborenen Faulheit! Er war faul wie ein „Laza- rone", wie er selbst von sich sagte. Bis in den späten Nachmittag hinein lag er entweder im Brtte oder aus dein Kanapee. Als er einmal in dieser Lage ein Lied komponierte, fiel ihm plötzlich das Blatt au» der Hand aus den Boden: er war zu faul es aufzu heben. Da er jedoch den Schluß den Liedes nicht schreiben konnte, ohne den Anfang vor Augen zu haben, so komponierte er eben etwas anderes. Er komponierte mit äußerster Leichtigkeit: man warf ihm einmal vor, daß seine Werke eine gewisse Hast und Ueberstürzung verrieten. Da antwortete er stolz: „Ich bin niemals einer von denen gewesen, die in Schweiß geraten sind, wenn sie komponieren. Rossini konnte Wagner nicht in der Seele leiden. Man erzählt hierüber eine hübsche Anekdote: All wöchentlich pflegte er etwa ein Dutzend Freunde bei sich zu bewirten. An einem dieser Abende sollte es, wie auf der Speisekarte zu lesen war, deutschen Steinbutt geben. Zuerst wurde eine Sauce aufge tragen, die sehr appetitlich aussah, und von der jeder nahm. Dann aber verschwand der Diener und — kam nicht wieder. Alles wartete gespannt auf den Steinbutt. Man wechselte Blicke. Was sollte man mit der Sauce allein tun? Rossini ergötzte sich boshaft an der allgemeinen Verwirrung und löffelte seineSauce gemütlich herunter. Dann sagte er plötzlich:,«Nun, meine Herren, worauf warten Sie denn noch? Probieren Sie doch diese Sauce! Glauben Sie mir, sie ist aus gezeichnet. Wo der Steinbutt bleibt? da» Haupt gericht? Ja! Leider hat mich der Fischhändler im letzten Augenblick im Stich gelassen. Aber wa» macht'»! Ist da» nicht dieselbe Sache wie mit Wagnerscher Musik? Eine gute Sauce, aber keinen Fisch." Nach der ersten Vorstellung der Oper „Wilhelm Teil" tat er den Schwur, sich gänzlich vom Theater zurückzuziehen: er verbrachte fortan seine Tage in seiner Villa von Paffy und beschäftigte sich mit — Kochkunst. Wie Rossini selbst über sein Lebenswerk dachte, offenbarte er, al» er «ine» Tages in Florenz mit einem Freund« spazieren ging. Bei einem Büchertrödler war «ine seiner Partituren zu einem ganz geringen Preise angeboten. Da sagte er sarkastisch: „Von allem, was ich verfaßt habe, wird mich nur weniges überleben: der dritte Akt von „Othello", der zweite Akt von „Wilhelm Trll" und vielleicht der „Barbier von Sevilla." Sette 2. Nr. 104. ISS. Jahrgang. LetrMyer Tayevlan. Valnrnmnn über üie Wahl ües Ärrchstszsprüllülums. Der Führer der Ncuionallideralen, Reichstags abgeordiieter Bafsermann, berichtete am Sonn- iag in Sam brücken in einer stark besuchten Ver° lcauens.nännerversanunliing über die jüngiten Vor gänge im Reimstagc, insbesondere über oie Präsi dentenwahl. Er führte u. a. aus, seiner lleberzrugung nach weide man über die Krise bei der Präsidenten- mahl jpäcer gerechter »neuen, al» das jetzt der Fall sei. ttbenn in der Hauptwahl die liberalen Parteien bei 3 Millionen Stimmen nur vier Man date, das Zentrum bei t! Millionen Stimmen tch Man date errungen Hube, so zeige sich deutlich hier, daß die Wahlfrei-einte lriiig vcrbenert werden müsse. Bei der Präsidentenwahl sei die Ratio- nalliberale Panel non folgenden leitenden Ge sichtspunkten cmegegai uen: Die Rationallibe- ralv Panel wollte keinesfalls die Groüblocipolilik auf das Reick übertragen wißen und war daher gegen ein Großblocipraiitium. Die Verhandlungen mit den Lczialdent-'kratetc kälten also damit abgeschlossen, daß man dem Zentrum Las Präsidium ungeboteu habe. Von der Noiionc'.Uiberalctt Partei haben böä-jlens l.> M.'n'u'xc ihre Stimme dem Sozia', demoiraten uei der Präsiden.enwahl gegeben, es waren das neue Mitglieder der Fraktion. Die Ratio nalliberale Partei war der Ansicht, das; man ein G c s ch ä f t s p r ä s i d i u ui Wülsten mühe, in dem auch die p 'rsite Partei, die S o z i a l d e m s k r a t i c, vertreten sei. A:s daun der Abgeordnete Dr. Spahn sein Anu als Präsiden wielnuegte, lmmte Abge ordncter Paasche, da die Gesirhr vorlag, daß «in Gro'lbkockpräüdiam gewacht würde, nicht in dem Prä sidium bleiben. Posier!'.::,-m ging dann näher ans die Wahl des Präsidenle i >rii Reichstag ein und be tonte. daß schon Bismarä seinerzeit gesagt habe, e.'- sei eiii t-.rltis.her Fehler der übrigen Fraktionen, daß sie die Soziald'N"'.stratic nicht veranlaßt hätten, im Reichstagsaro-.d.:! > nun.nardeitcn. Maa geh' jetzt im Lande mit der Mär irebscn, daß in der Rativnat- kiberalen Pari i rl n st I m migteite n herrschten, besonders zwischen B a s s c r ni a n n und Schiffer. Das sei unwahr. Dann ging Bassermann aus die Thronrede ein und betonte, daß die Deckung für di« Heeres- und Flortenvorlage unter andere!', durch eiue Neichserbschaftsstencr erfolgen solle. Konser vative und Zentrum Hutten sich schon jetzt dagegen gewandt. Verharrten sie in dieser Stellung, so sei ein Konflikt zwischen Regierung und Reichstag nahe gerückt. Nach dieser init stürmischem Beifall aus genommenen Rede sprachen noch Lundtagsabgeordne ter R ö ch iing und Landiagsadgeordneter Dr. M aurcr über die jetzige Lage. Sodann wurde eine Resolution einstimmig angenommen, in der die Versammelten Basiermann ihr volles Vertrauen aus sprachen und die gegen ihn gerichteten Angriffe leb haft bedauerten. Sttvlne üer srrengcren Bekämpfung Ser Maul- nm) LUsuenlenHe. Das preußische Landwirtschcrftsnlinisterium hatte, wie man uns schreibt, eingehende Anweisungen über eme energische Winierbekümpfung der Maul- und Klauenseuche ergehen taffen, die den Zweck hatten, die Se.ich-e, die im Spätherbst wesentlich nachließ, im Lause der nächsten Monat« energisch und mit allen vorhandenen Mitteln auszurotten. Dem entsprechend wurden die Sperrbezirke auf d«n früheren llmfang wieder ausgedehnt und die Stall sperre trat wieder für alle Klauentier« in Kraft. Ebenso wurde der Um sang der Beobachtungsgebiete nach den örtlichen Verkehrsverhältnissen bemessen. Nachdem, was bischer bekannt geworden ist, kann man annehmen, daß dies« Maßnahmen günstige Er folge gezeitigt haben. Wesentlich von Bedeutung dürfte ferner sein, daß die Bestimmungen des am l. April in Kraft treten den Reichsviehjeuchengesctzes eine besondere wirksame Bekämpfung gestatten, da die Tötung der verseuchten Bestände gegen Beschädigung ungeordnet werden kann. Die Anwendung strenger Bekämpfungsmittel hat "bisher stets d'.e günstigsten Resultate erzielt, was statistisch nachzuweisen ist. In Deutschland so wohl wie in Preußen sind die Kurven der verseuch ten Gehöfte jedenfalls unmittelbar nach Einführung der milderen Maßnahmen gestiegen, woraus hervorgeht. daß diese nicht geeignet sind, die Seuche init Erfolg cinzudämmcn. Als besondere Not wendigkeit hat sich herausgestellt. daß nicht nur die landwirtschaftlickx'n Behörden, sondern vor allem auch alle Landwirte und Viehbesitzer die veterinär polizeilichen Maßnahmen voll unterstützen und sich ihnen durchaus fügen. Dss Lomlinrüemem von Beirut. Die Beschießung von Beirut hat weithin alarmie rend gewirkt, wenn sich nachträglich auch heraus gestellt hat, daß es nicht auf ein Bombardement der Stadt selbst abgesehen war, sondern nur auf die Ver nichtung zweier türkischer Kriegsschiffe, die in dem dortigen Hasen lagen. Tiefer Unmut äußert sich ins besondere in der französischen Presse. Die Pforte hat, wie wir bereits meldeten, das italienische Vorgehen mit der Ausweisung der Italiener in den Wilajets Aleppo, Beirut und Zur.en beantwortet. — Ueber das Bombardement sei noch folgende türkisch« Dar steilung wiedergcgeben: Konstantinopel, M. Februar. (Tel.) Eine Depesche des Watis von Beirut befugt: Ich tonstaticrle. dog während des gestrigen Bombar dements f ü n s K a n o n c n t u g c l n die B a n q u e Ottomane, drei eine deutsche Bank, welche der ersteren gegenüber liegt, fünf die Kai lagerbon.'gescllschasi, eine Kugel die Bank von Saloniki und das Gebäude des Pas; Bureaus gc troffen haben. Eine Kugel traf ferner eiue private Bant ii.i Innern der Stadt. Mehrere private Ge- schäftslüden winden mehr oder weniger beschädigt. Einige -Zügeln fielen in den städtischen Garten beim Hospital und in die Indunricschulr. Auch das Zolla m t wurde von Kugeln getroffen. Während der gestrigen Erregung wurden bei einem Waffcnhüiidlec Waffen geraubt. Die schuldigen werden gejucht. Die genaue Zahl der Getöteten und Verwundeten ist noch nicht festgestcllt. Fünfzig Mann der Besatzung des Kanonenbootes „Avnilla" werden vermißt. Ein Geschoß fiel in das Libanon dorf Djadide, welches U Kilometer vom Hafen entfernt liegt, und explodiert«, ohne Schaden anzurichten. Es heißt, daß die Italiener auch zwei Torpedos gegen das Kanonenboot „Avnilla" abgeschossen hätten. Beschränkung des Bombardements aus den Hasen. Aus Nom wird gemeldet: Die italienische Regierung, die über das Bombar- ment von Beirut von den dortigen L^hörden ständig auf dem Laufenden gehalten wird, hat erklärt, daß das Bombardement vorläufig ans den Hafen von Beirut beschränkt bleiben soll und für die Stadt daher keinerlei Gefahr l>esteht. Nach einer weiteren authentischen Information ist das Bombardement eine Folge der Beschlüsse des letzten Ministcrrat s. Die Pläne Italiens. Aus Paris wird gemeldet: Der „Matin", der Beziehungen zu italienischen Kreisen unterhält, will wissen, daß Sie italienische Negierung nicht die Absicht habe, die türkischen Häfen zu bombardieren oder Gebiete in Klein asien oder Inseln im Aegüischen Meere zu besetzen. Die Aktion Italiens werde sich daraus beschränken, all« türlis chen Kriegsschiffe zu zer - stören, die seine Flotte im Aegäischen Meere finde. Wenn z. B. die italienische Flotte erfahren sollte, daß sich türkische Kriegsschiffe im Hasen von Smyrna be fänden, so würden diese zweifellos von demselben Schicksal ereilt werden wie diejenigen, die vorgestern im Hafen von Beirut in den Grund gebohrt wurden. In Pariser diplomatischen Kreisen sei man der An sicht, daß für die großen Mächte der Augenblick ge kommen sei, um eine gemeinsame energische Aktion in Konstantinopel zu unternehmen und der türkischen Regierung begreiflich zu mackien, Saß die Fortsetzung der Feindseligkeiten den Interessen der Türkei und der Großstädte z u w i d e r l a u fe. „Popolo Romano über die Fortführung des Krieges. Die römische Zeitung ..Popolo Romano" bringt einen äußerst interessanten Artikel, der sich vornehm lich mit der Wetterführung des Tripolis-Krieges be schäftigt. Besonders bemerkenswert ist eine Stelle, in der es wörtlich heißt: „LLenn man sich in ein Unternehmen einläßt, in dem das höchste kommerzielle Interesse als auch die Ehre der Nation verwickelt ist, so darf man weder nachgebeu, noch vollends zurückweichen, solange nur ein Pfennig vorhanden und ein Soldat am Leben ist. Der deutsche Botschafter protestiert gegen die Aus weisung. Der Mailänder „Secoio" meldet aus Konstan tinopel: Der deutsche Botichastcr bei Ser Pforte Freiherr Marschall von Bieberstein hat gegen die vom Miulsterrat verfügte Ausweisung der Italiener aus Syrien protestiert und die sofortige Zuiück- zichliug oes Auswcisungsdekrets verlangt. Pariser Preßstttnmen. Der Pariser Presse schein! bezüglich der italieni schen ..Heldentaten" endlich Ser Geduldsfaden zu reißen. Die Morgenblätter führen über das Bom bardement von Beirut eine sehr deutliche spräche. -o schreibt Ser „Eclair": „Das italienische Vor gehen in Beirut wird nicht nur allein die Türken ein schüchtern, sondern wird auch ganz Europa in Auf regung verätzen und den neutralen Mächten über Italiens wahre Absichten Sie Augen offnen. Es ist sehr zu bcsiirchien. t rß das Bombardement von Bei rut unter der türkischen Bevölkerung große Erregung hervoorufen wird, was nur eine Bermffimnierung der Lage bedeuten würde. Der „Petit Parisien" sagt: Das Bombardement von Beirut ruft die Befürch tung hervor, saß sich die türkische Bevölkerung, unter der sich zahlreiche fanatisch Elemente befinden, zu Ausschreitungen gegen sic Italiener hinreißen lassen wird. Wir würden die Erregung unter der Be völkerung sehr wohl verstehen können." „Echo de Paris " schreibt: Wenn die italienische Regierung dafür Sorge tragen würde, daß sich für die Zukunft derartige Er eignisse, wie das Bombardement von Beirut, nicht wiederhole, so wäre es vielleicht noch möglich, die un ausbleiblichen Folgen abzuwenden. Leider ist cs aber nur zu wahrscheinlich, daß sich solche Vorgänge noch anderen Städten gegenüber wiederholen werden. Der „Figaro" schreibt: „Beirut ist eine offene und unbefestigte Stadt. Wir finden das Bombardement, worunter die Interessen der fremden Mächte zu leiden haben, u n - « erklärlich." Zur LsnöNbeiterkrage. X Ans den Kreisen des Deutschen Vereins snr ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege wird uns geschrieben: Im „Land" veröffentlicht Max Letzring einen beachtenswerten Beitrag zur Landarbeitcrsrage. Darin das Vordringen der Sozialdemokra tie auf dein platten Lande behandelnd, ver spricht sich Letzring wenig von der Begründung des Deutschen Arbeitgeberverbandes für Land wirtschaft. "AlS das Hanptinittel sei vielmehr immer noch die Erhöhung des Verdienstes der Arbeiter ,zn betrachten, obwohl in dieser Be ziehung zweifellos schon viel getan sei. Nament lich die ausgedehnte Einführung des Akkord lohnes wäre ein gutes Mittel, die Entlohnung der einheimischen Arbeiter zu steigern. Nicht min der wichtig, jedoch etwas schwieriger, sei die Ver gebung von M a s ch i n e n a r b e r t i n A k k o r d. Man dürfe sich nicht verhehlen, daß die aus giebigste Herwendung von Maschinen aus dem Grunde nötig sei, weil die oft recht harte Arbeit eine Hanptursache der Landflucht sei. Ein weite res Mittet zur friedlichen Lösung der Arbeiter frage bestehe in einer Verbesserung der Stellung der Arbeiterfrauen. Diese sollten nicht inehr zur Arbeit ver pflichtet werden, sondern nur freiwillig Arbeit leisten könne!!. Die Besserstellung der Frau ge biete schon die Erwägung, daß sie es sei, die im Haushalte des Arbeiters das Wort habe und nicht zum mindesten, wenn es sich um das Fortziehen handele. Von besonderer Bedeutung werde cs sein, dem Arbeiter Vieh- und Geflügel haltung dort zu gestatten, wo man dafür zur Barcntlöhnung überging. Die Haus, Garten und Vieh besorgende Frau sei, soweit als möglich, vom Gute durch Umackern des Gartens im Herbst, Instandsetzung des Zaunes usw. zu unterstützen. Der Mensch eine kugel. Von Dr. med. Emil König (Mittel-Bexbach). ß, Dus^ unsere Erde eine Kugel ist, wissen wir, von der Sonne und dem Monde nehmen wir cs mit gutem Recht an. Schwerer schon fällt es uns, in den stcrnen Kugeln zu sehen, da sie eben Sterne sind. Doch wird die Sternfignr nur durch die Strahlung dieser Weltkörper vorgeräuicht, und die Astronomen, die durch das Fernrohr die Himmelskörper in größerer 'Nähe schauen, bekehren Uns, daß die Sterne in Wirklichkeit Kugeln sind. Davon machen auch die Kometen und andere Gebilde am Himmelszelt keine grundsätzliche Ausnahme. Aber damit nicht genug: Die Otxrslüche unserer Erde, die ihrerseit» selbst eine Kugel ist. finden wir wieder mit zahllosen Kugeln besät, teils an den Booen fixiert, teils sich frei be wegend. Das sind die Körper des Lebens. Denn alle Lebewesen, von der niedrigen Alge dis zum mächtigen Eichbaum, vom einfachen Bazillus bis hinauf zum hochentwickelten Menschen sind Kugeln. Alle Lebewesen, sowohl Pflanze als Tier, haben eine besondere, von der Umgebung unabhängige Wärme in sich: sie besitzen Eigenwärme. Sie geben zwar von dieser Wärme fortwährend an ihre Umgebung ab, aber sie wird auch immer wieder neu in ihnen erzeugt. Das geschieht bei deren Stoff wechsel. einem Vorgang, der ohne Unterbrechung in cinemLebewrsen läuft, und wiederum nurdenLebewesen eigen ist. Ob Sommer oder Winter, ob am Aeauator oder in polaren Gegenden, ob in der Atmosphäre oder im Wasser, das Tier hat seine eigne Wärme die beim Menschen bekanntlich um -ff 37 Grad Celsius schwankt. Bei den Vögeln ist sie im allgemeinen noch etwas höher. Gering ist sie bei den Wasser tieren, die man deshalb Im Gegensatz zu den Land- tieren, den Warmblütern, auch al» Kaltblüter be zeichnet. Eine niedrige Eigenwärme Haden auch Pflanzen: doch finden wir bei starker Lebens» detatigung hier ebenfalls beträchtliche Tempera turen. In Keimlingen hat man -t- 1b Grad Celsius gemessen, in der Blüte des Ahorn» aber 40 Grad. Die Eigenwärme schwankt auch bet ein und dem selben Wesen in ihrer Höhe, je nachdem das Tempo des Stoffwechsels beschleunigt oder verlangsamt ist. Bedeutend herabgesetzt ist es bei den überwintern den Pflanzen und den winterjchlafrnden Tieren in der kalten Jahres,eit. Die Lebensdetäliaung dieser Wesen ist dann gleich Null. Dasselbe ist der Fall beim ruhenden Püanzensamen. Doch kommt es nicht daraus an, wie hoch die Eigenwärme ist, sondern vielmehr auf die Tatsache, daß die Lebewesen eine solche überhaupt besitzen. Die Masse «in« Körper», der ein« eign^ von der Umgebung unabhängige Wärme in sich hat, befindet sich in einem dauernden Spannungs zustand und hat das Bestreben, sich nach allen weiten hin gleichmäßig zu spannen d. h. die Kugelgestalt etnzuncymen. Und ein solcher Körper ist auch wirklich eine Kugel, falls seine Masse in sich gleichartig ist und er nicht durch eine Hemmung von innen oder einen Widerstand von außen daran gehindert wird. Diese Tatsache kann durch eine andere, in ihrem Wesen freilich ver schiedene Erscheinung aus dem Alltagsleben beleuchtet werden. In den, Brotteig, dem der Bäcker Hefe zu- gesetzt hat, beginnt eine Gärung, ein Vorgang, bei dem sich Gaie (Kohlensäure) entwickeln. Diese .cheben" den Teigklumpen, treiben ihn nach allen Richtungen, also der Kugelgestalt zu. Unten bleibt jedoch der Teigklumpen eben; er kann sich »ach dieser Richtung hin nicht wölben, da ihm in der festen Grundlage ein Widerstand geletzt ist. So erhalten wir die Form unseres Brotlaibs, das Zerrbild einer Kugel. Hier sind es die sich ausdehnenden Gase, die dem Körper die grundsätzliche Kuaelaesto.lt verleihen, ein vorübergehender Vorgang. Bei den Lebewesen ist es die Eigenwärme, m deren Besitz sie dauernd sind. Natürlich gibt es auch sonst zwischen einem Teigklumpen und einem Lebewesen noch wesentliche Unterschiede. Weil also die Lebewesen Eigenwärme besitzen, sind sie Kugeln. Aber sie sind es nur grundsätz lich. Denn in Wirklichkeit finden wir heute kein Lebe wesen. das die reine Kugelgestalt auiweist. Vor allem ist den Lebewesen die Kugelgestalt genommen worden durch ihre Entwicklung, d. h. durch die zahlreichen Veränderungen, die sie seit ihrem ersten Auftreten auf der Erde erfahren haben. Wären sie noch in ihrem Urzustand, jo wären sie wie in allem auch in der Form noch einfach. Die einfachste Form aber ist die Kugel. So aber hat sich ihre Körpermass« tn sich immer mehr differenzier^ bei den Tieren z. B. tn Muskeln, in Nerven, in Knochen, Gefäße, Drüsen usw. Mit der Ausbildung dieser Organe wurden jeweils Hemmungen in die Masse des Körper» g«. legt, die, durch Generationen vererbt, heut« dem Körper nicht gestatten, seine grundsätzliche Form, die Kugelgestalt etnzunehmen. Wa» di« Tiere weiterhin von ihrer ursprünglichen Kugelgestalt entfernt hat, war die Entwicklung ihrer Bewegung und die durch sie bedingte Aus- bildunq von Bewegungrorganen und des damit Hand m Hand gehenden Skeletts. Dadurch wurde die ursprüngliche Kugelform immer mehr verzogen und verzerrt. Durch jede Bewegung, die ein Bewegungs organ vollfllhrt, übt es einen gewissen Zug am Körper aus und wird dadurch immer länger, unmerklich in der kurzen Spanne Zeit einer Generation, «rhedltch Montag, 26. Mruar 1S12. Die Stellung von gemeinsamen Fubrett zur Stadt und zur Kirche wäre eine der Gelegen heilen, deu Arbeiterfamilien Wohlwollen zu »ei gen und Annehmlichkeiten zu verschaffen. Solche Besserung der ländlichen Arbeitervcrhältnisse ver- jpreckw mehr Erfolg, als die Gründung eines Arbeitgeberverbandes gegenüber dem sozialdemo kratischen Landarbeitervcrband. DeuMes Seich. Leipzig, 2». Februar. * :Vi:t dem nenen Bolttschulgesetz« hat sich auch der BezirlLlehrerverein Dres den - L a n d in seiner letzten Mitgliederversamm lung beschäftigt und in einer Erklärung Stellung zum neuen Volksschulgesctze genommen. Darin heißt cs: Der BezirkSlehre'rverein DrcSden- Land stimmt der Erklärung der Vertretervcr- santmliiiig des Sächsischen LehrervereinS zum Schlilgc'iepentivltrfe vollinhaltlich und einstimmig zu und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die Sländekammern die Bearbeitung des Entwurfes im Sinne unserer Forderungen durch führen werden." — Der Bund für üie Re form des Religionsunterrichtes hält am 0. und 10. April d. I. seine Hauptver- s a m m lung in Dresden ab. In der Versamm lung wcrocn eine Denkschrift sowie die Leit sätze vorgclegt, in denen alle die Forderungen für eine Reform des Religionsunterrichtes znsaiiimengestellt sind, über die keine Meinungs verschiedenheiten bestehen. Ferner sollen Leit sätze über das Thema Religionsunterricht und Koniirmandenmlterricht vorgclegt und besprochen werden. Die Leitsätze des Bundes schließen sich bezüglich der Reform des Religionsunterichtes cng an die Zwickauer Thesen an. Die öffent liche Versammlung findet wahrscheinlich im Neu städter Kasino und die Mitgliederversammlung des Bundes voraussichtlich im Weißen Saale der Drei Raben statt. * Vertretertag der nationalliberaleu Partei in Köln. Am Sonntag, den 10. März, wird, wie die „Deutsche Tagesztg." meldet, in Köln vor aussichtlich der Vertretertag der nationallibrrale« Partei für die Rhcinprovinz zusammentreten, der sich unter anderem auch mit den Zwistig keiten in der Reichstagsfraktion befassen soll. * Zu den Wehrvorlagen. Die „Nordd. Alla. Ztg." hat am 22. d. M. mitgeteilt, daß dre formulierten Vorschläge der K c i e g S Verwal tung, auf die der weitaus größte Teil der Neu forderungen entfallen lverde, am 21. d. M. in die Hände des Reichskanzlers gelangt seien. Da die „Nordd. Allg. Ztg." in diesem Zusammhange die Marincvorlagc nicht erwähnte, ist gefolgert worden, daß formulierte Vorschläge der Ma- r i ne Verwaltung noch nicht vorhanden seien. Eine solche Schlußfolgerung ist jedoch irrtümlich. Aus Grund authentischer Auskunft kann vielmehr fest gestellt werden, daß die formulierten Vorschläge der Marineverwaltung schon seit längerer Zeit deni Reichskanzler wie dem Reichsschatzsekrctär eingereicht sind. * Ta« „Quaffelhaus"" in Berlin. In einer Bersammlung des „Nationalvereins für das liberale Deutschland" sagte ein Genosse, der bei der Neichstagswahl Kandidat war, die Haupt sache seien die BolkSmasfen, auf das Quassel haus in Berlin komme es nicht an. Die „Dresdener Nachrichten", di«, diese Meldung verbreiten, schreiben dazu: „Die Selbsterkenntnis des „Genossen" in Be treff der „Quasselei" feiner politischen Freunde ist nicht ohne."" * Das Verfahren gegen den Schutzmann in Dessau, der anläßlich der Reichstagswahlen den sozial demokratischen Abgeordneten Heine zu seinen! Siege beglückwünscht hatte, ist dem „B. T." zu folge eingestellt worden. Der Schutzmann wird künftighin als städtischer Bote beschäftigt. * Dr. Heim — von Goden. Unser Münchner Mitarbeiter telegraphiert uns: Dr. Heim hat erklärt, daß er seine Anschuldigungen gegen den Minister Freiherrn v. Soden so lange fort-
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