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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.03.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120318010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912031801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912031801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-18
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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Lette 2. Nr. 141. 106. Jahrgang. Alt«». Auch ein« liberal« und radikale theologische Wissenschaft ist nicht di« moderne Weltanschauung. Auch Männer des positiven Christentum», wie Pro- fessor Jhmel», Hunzinger, Griitzmacher, Komme.u. a. vertreten durchaus moderne Weltanschauungen. — Die pädagogisch-praktischen Bedenken enthält das Wort der Erklärung der sächsischen Lehrer: „Der Religions unterricht soll auch weiterhin nicht ausschließlich nach pädagogischen Gesichtspunkten erteilt werden. Ein Religionsunterricht im Sinne dos Entwurfes widerspricht dem Wesen der Kindessecle: er hat nicht die beabsichtigte Wirkung, ja er verleidet sogar den Kindern die Religion. Die Lehrerschaft hält an d«r aus eingehendsten Studien und tausendfältiger Er fahrung hervorgegangenen Ueberzeugung feit, das, nur auf dem von ihr vorgcschlagenen 3ft<gc wahre Religiosität erzeugt lverden kann." Demgegenüber ist zu betonen, datz nicht die gesamte Lehrerschaft diese Ueberzcugung teilt. „Die auf tausendfältige Erfahrung gegründete lieber,zeugung" mutz als nicht vorhanden bezeichnet werden, da die Zwickauer Thesen, die den gangbaren Weg bezeichnen sollen, seither noch nicht durchgeftihrt sind. Das anspruchs volle „n u r auf dem vorgcschlagenen Wege" mit seinem Verwerfunasurteil über ollen bisherigen Unterricht ist abzulehnen. Reformbedürftiakeit. aber auch Reformfähigkeit des bisher erteilten Religions unterrichts ist zuzugcben Die Wege zur Reform sind aber nicht bei den Männern von Zwickau zu suchen, sondern bei den Männern wie Schulrat Bang u. a. — Di« Brücke zu den Bedenken administrativ technischer Ratur schlägt der Borwurf: „Daß der Religions unterricht nicht nach aus chlietzltch pädagogischen Ge sichtspunkten erteilt w rd". Einen solchen Reli gionsunterricht. der alle theologische Mitwirkung aus- schlictzt, gibt es nicht. Die Pädagogik übt nur Ein- ilutz aus di« Gestaltung, aber niemals auf den Inhalt des Unterrichts. Die Schule hat nur die bestehende christliche Religion dem Kindesalter zu vermitteln. Darum ist der Kirche das Mivbestimmungsrecht über den religiösen Lehrstoff und das Recht der Beaufsich tigung zu belassen. Der Religionsunterricht der Holdren Schulen untersteht der Beaufsichtigung durch die kirchlichen Organe ebenso, wie der der Volksschule- Sein konfessioneller Charakter kommt dadurch be sonders zum Ausdruck, datz er von Theologen erteilt wird. Der neue Gesetzentwurf zeugt von großer pädagogischer Einsicht und herzlicher Lehrer- und Schulfreundlichkeit. Darum ist di« aufgeworfene Frage mit einem dankbaren, freudigen „Ja" zu be antworten. Rach einem gemeinsamen Gesang ergriff das Wort der Boi sitzend« des Schuwereins, Herr Obcrverwal- tungcgerichtsrat v. d. Decken zu seinem Vortrag über das Thema: «Das Wort sie sollen lassen stahn!" Der Vortragende führte ungefähr folgendes aus: Das „Wort" in dem alten protestantischen Kampf- »nd Licgcslied, das in der Zeit d«r Pest, in der Luther in Wittenberg selbst unter Not und An fechtungen aller Art litt, entstanden ist, kann nach dem Zusammeithanq nur „Jesus" sein. Wenn wir uns ans ibn berufen können, kann uns niemand et was anhaben. Im Kampf um den Religionsunter richt handelt cs sich im letzten Grunde um die Frage: Was dünket euch um Christo? Man will Jesus wohl als Sittcnlehrcr und Vorbild gelten lassen, aber nicht als Len für die Morschheit gestorbenen und auf- erstondcnen Gottessohn. Wenn Tausende von Lehrern aber so denken, kann auch die Aufsicht der Schul« behkrüen und kirchlichen Religionsinspektoren wenig erreichen. Darum ist die Grundforderuna zu erheben, das? der Religionsunterricht nur solchen Lehrern über tragen ist. die sich freiwillig erbieten, ihn zu über nehmen aus Grund des alten Evangeliums. Ent- svrechcndc Anträge sind beim Kultusministerium ge stellt worden. Da aber die Erfüllung dieser Anträg« zurzeit nicht möglich ist. ist eine klare Bestimmung zu verlangen, die besagt: „Es i st B e f r e i u u n g v o m Religionsunterrichte der Volksschule zu gewähren, wenn die Erziehungspflichtigen durch ein Zeugnis ihrer Religionsgesellschaft den Nachweis erbringen, datz für die religiös« Unter weisung des Kindes ausreichend gesorgt ist." Eine diesbezügliche Petition ist bereits bei beiden Kam mern der Ständeverjainmlung eingereicht. Es ist zu hoffen, das? sie Erfolg haben wird. Die Schwierig keiten der Beschaffung eines Religionsuntcrichts nuszerhalb der Volksschule sind zu überwinden. Doch sind dies alles nur Notbehelfe: es gilt, die Blick« weiterzurichten und d«m alten Evangelium wieder festen Boden zu gewinnen in unserer Zeit, insonder beit auch durch die opferfreudige Arbeit an unserer Heranwachsenden Jugend. Theater und Konzert. Leipzig, 18. März. Neues Theater. «Wagner-Zyklus IV.) „Lohen grin" ist das dritte Drama der Entsagung von Richard Wagner. Ganz nahe gekommen ist der Meister dem Kreise des Grals, den er erst am Ende seines Lebens ganz ausschreiten sollte. Immer ist es der ewige Gegensatz von Gut und Böse, Licht und Finsternis, Höhe und Tiefe, der in seiner rettenden oder zerstörenden Kraft sich äußert und Aufaabe und Mittel künstlerischer Darstellung wird. Solches teilte sich in der gestrigen Vorstellung den großen Beifall spendenden Hörern und Zuschauern fast durch gängig mit. Herr Urlus stellte mit dem Lohengrin eine wahre Lichtgestalt in die Szene, verlieh der Wagnerschen Kantilene allen Schmelz und brachte auch die mehr deklamatorischen Stellen zu trefflicher Wirkung. Ihm zur Seite stand Frau Marx, wie immer eine Elsa oou sym pathischster Erscheinung, sehr verständnisinnigem Spiel und bester stimmlicher Disposition. Die erschöpfende Auffassung des Elsa-Charakters und die von poeti schem Reiz umgebene Darstellung durch die Künstlerin hinterlässt einen stetig sich vertiefenden Eindruck Des stimmkräftigen Königs des Herrn Rapp und des gut verwendbaren Heerrufcrs des Herrn K ling- hammer sei hier wieder lobend gedacht. Herr Buers verkörperte die imponierende Telramund- gestalt mit Glück, verlieh dem irregeleiteten Helden auch im Niedergange von Ruhm und Ansehen ncch Würde und behauptete sich auch rein gesanglich dank seines prächtigen Organs und der gewrssenhaftest aus gefeilten Deklamationen als eifrig strebender Künstler. Man lab cs diesem Kämpen an, datz er guten Glaubens voll sich dem Gottesstreile stellte. Noch schärfere Akzente sollte aber Herr Buers in der Domszene anbringen. Frl. Färbers Ortrud war dem An sehen und Spiel nach keineswegs „das unselige Weib", vor dem Elsa gewarnt wird. Im ersten Akte er streckte sich ihre Passivität sogar auf das beinahe völlige Unterbleiben alles Mtenenlviels. Die An, sangsjzciie des folgenden Akte» Uetz die zwingende ' Dämonit völlig ausgeschaltet erscheinen und auch als Störerin des Brautzugs zeigte sich die Darstellerin nicht entfernt als augenblickliche Be- Lrtprjyer Tsgedirm. Bergarbeiterstreik in Sachsen. Was nach dem Scheitern der Einigungsverhand lungen zwischen Bergwerksbesitzcrn und Berg arbeitern im Lugau-Oelsnitzer Revier zu erwarten war. ist eingetretcn: di« Bergarbeiter haben am Sonntag beschlossen, in den Streik zu treten. Ein Privattelegramm unseres Lugauer Mit arbeiters meldet «ns: r. Lugau, l7. März. (Priv-Iel.) Mehrere starkbesuchte Versammlungen im Lugan-Oels- nitz-Zwickauex Kohlenrevier beschlossen, am Montag früh in den Ausstand zu treten. Die Bergarbeiter des Zwickauer Reviers haben den aleiche« Beschluss gefakt. Unser Zwickauer Mitarbeiter telegraphiert uns: Zwickau, 17. März. Heute nachmittag fanden in Zwickau und Um gegend fünf gross« Bergarbeiterversammlungen statt, in denen ein Bericht über die Bergarbeiterbewegung gegeben wurde. Wie schon bericht«), haben die Werksbelitzer cs abgelehnt, den Berg arbeitern irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Das Königs. Bergamt in Freiberg hat sich auf Ersuchen der Leitung des B«rgarb«iterverbandcs nicht bereit erklärt, die Vermittlung mit den Werken zu übernehmen, hat vielmehr zu erkennen ge geben. dass ein solches Ersuchen von den Bergarbeitern bzw- Arbeiterausschüssen selbst gestellt werden müsse. Daraufhin sprachen sich nun die Bergarbeiter in den heutigen Versammlungen «inmütig für den Streik aus. Es wurde folgende Resolution angenommen, die von d«r Revierkonferenz mit 89 gegen 2 Stimmen beschlossen worden war: „Die am 17. März tagende Konferenz der Dele gierten d«r Bergarbeiter im Zwickauer Revier, in welcher alle Gruben vertreten waren, nimmt Kenntnis von den ergebnislosen Ver handlungen der Arbeiterausschüsse mit den Werksbesitzern und Werksverwaltungen. Die Konferenz ist einmütig der Ansicht, datz cs nun keinen anderen Weg mehr gibt, als die von den Werksbesitzern abgelehnten bescheidenen Forde rungen mit aller Macht zu verteidigen, was nur durch das gesetzliche Mittel des Streikes ge schehen kann. Selbst w«nn einige Werk« bewilligen wollten, so mützten deren Belegschaften den Kampf so lange fortsetzen, bis eine rveitere Revierkonfereng darüber Beschluss fatzt. Die Konferenz fordert alle Kameraden auf, di« jetzt günstige Gelegen heit auszunutzen und d«n Streik mit aller Kraft und unter Aufrechterhaltung musterhafter Ordnung bis zum Ende zu führen- Di« Konferenz verlangt von allen Kameraden, strengste Disziplin zu halten." - - Der Stvtt wurde sofort proklamiert. Schon morgen sollen die Belegschaften nicht anfahren. Im Zwickauer Revier zählen die gesamten Beleg schaften etwa 11000 Mann: davon kommen auf Len sozialdemokratischen Verband etwa 4000 Mann. Man hofft aber, datz auch ein grotzer Teil der übrigen Bergarbeiter sich dem Ausstand ansthlietz«« wird, so datz di« Zahl der Streikenden auf 7000 bis 8000 an wachsen dürfte. — Unter den Streikenden herrscht die zuversichtlichste Stimmung. * Der Bergbauliche Verein für Zwickau und Lugau-Oelsnitz bittet uns um Aufnahme der nachstehenden Zeilen: „Gegenüber den in den Zeitungen veröffentlichten Mitteilungen, datz im Zwickauer Revier eine grotze Steigerung der Kohlenpreise eingetreten sei, können wir mitteilen, datz lediglich zwei Werk« des Zwickauer Reviers während weniger Tag«, also nur vorübergehend und nur, um den infolge von Streikbeftirchtungcn stürmisch gewordenen Andrang abzuwehren, eine Erhöhung der Keschirrabfuhr- preise haben eintreten lassen. Dieser Preisauf schlag ist aber bereits wieder in Wegfall gekommen. Im übrigen sind ebenso wie im Lugau-Oelsnitzer Revier Preisveränderungen, ins besondere für den Eisenbahnversand, im natürlichen Absatzgebiet anlätzlich der Streikbewegung nicht ein getreten." Die Lage Im Rutirrevler. (Von unserem Spezialbcrichtcrstatter.) pt'. Essen, 17. März. fPrio.-Tel.) In den heute im Ruhrrevier abgehaltenen Ver sammlungen der drei streikenden Bergarbeiter verbände wurde beschlossen, weitcrzu streiken. In vielen Versammlungen zeigte sich aber eine merk liche Abflauung der Streiklust, so datz mit «inem all mählichen Abbröckeln des Ausstandes ge rechnet wird. In den Versammlungen des Christ lichen Gewcrkvereins wurde dagegen ein stimmig beschlossen, mit allen Mitteln gegen d«n Streik zu arbeiten. Nachdem der Schutz der Ar beitswilligen erfolgreich durchgeftihrt wird, sind auch keine Mitglieder des Gewcrkvereins mehr gezwungen, unfreiwillig zu streiken. Aus allen Revieren wird übereinstimmend gemeldet, datz die Versammlungen ruhig verlaufen sind und Ruhestörungen nicht vor kamen. Die Wirkungen de» Bcrgarbeiterausstandes aus die Rheinschissahrt. Aus Mannheim wird gemeldet: Für die Rhcinschiffahrt zu Tal hat der Bcrg- aibeiterstreik sehr unliebsam gewirkt. Da keine Kohlen nach dem Oberrhein verladen werden, sind fast keine Schiffe mehr im oberen Stromlauf verfüg bar, und die Tal-Schleppvereinigung, in der die ober rheinischen Reederei«» zusammengeschlossen sind, hat ihre Miimnasichleppsätze um rund 100 Prozent erhöht. O- Drohender Bergarbeiterstreik in Oesterreich. Mährisch-Ostrau, 17. März. (Tel.) Für den 20. März ist das Einigungsaint der bergbaulichen Genossenschaften einberufen worden, um über die Forderungen der Bergarbeiter zu unterhandeln. Die Hauptforderung besteht in der Neuregelung der Löhne. Am Sonntag, den 24. März, soll eine Nevierkonferenz der Bergarbeiter-Vertrauens männer stattfindcn, in welcher über die inzwischen gepflogenen Verhandlungen berichtet werden soll. Sollten die Verhandlungen ergebnislos verlaufen, so dürfte der Streik unvermeidlich sein. Der Streik in Gnylsnü. Di« Londoner Blätter beschäftigen sich in langen Artikeln mit den Maßnahmen der Regierung zur Beilegung des Kohlenarbeiterstreiks. Namentlich w,rd der Gesetzentwurf über den Mindest lohn sehr eingehend kommentiert. Um di« unbedingt« Annahme des Gesetzes zu gewährleisten, will die Regierung ein neuartiges summarisches Verfah ren anwenden, durch welches eine Gefährdung der Annahme des Gesetzes ausgeschlossen erscheint. Man hofft, datz das Gesetz spätestens am Freitag in Kraft treten kann, so datz die Wiederaufnahme der Arbeit eventuell bereits am Sonnabend früh erfolgen könnte. Allerdings wird diese Hoffnung namentlich in Arbeitskreisen vorläufig noch sehr pessimistisch beurteilt, denn auch nach der An nahme des Gesetzes würden noch eine An zahl von Differenzen zu erledigen sein. Die Wünsche der Grubenbesitzer für das neue Gesetz. London, 17. März. f?.-6.-Tel.) Nach dem gestrigen Ministerrat begab sich Premierminister Asquith nach dem Buckingham-Palast, wo er vom König in besonderer Audienz empfangen wurde. Acquith forderte darauf di« Vereinigungen der Grubenbesitzer sowie der Bergarbeiter auf, ihm eventuelle Spezialwünsche für das neue Gesetz zu unterbreiten. Die Grubenbesitzer baten um die Aufnahme einer Klausel, die sie bei ähnlichen Anlässen aus allen Kontrakten ihren Kunden gegenüber entbindet, desgleichen wünschen sie die Aufnahme von Bestimmungen, in denen ihnen die Respektierung der neuen kon traktlichen Bedingungen seitens aller Ar beiter garantiert wird. _ Vir Meüensbeüingungen Italiens. Der Mailänder „Corriere delle Sera" ver öffentlicht einen Auszug aus der Denkschrift über die Fricdensbediugungen, die die italienische Re gierung gestern den Botschaftern der Großmächte überreicht hat. Die Denkschrift zerfällt in vier Teile: 1. Die religiöse Oberhoheit des Khalifcn anzucrkcnnen. 2. Die religiöse Freiheit und di« Ge bräuche der muselmanischen Bevölkerung zu achten, den Eingeborenen, die bisher gegen Jta- Monisg, !S. Mr, lSir. lien gekämpft haben, Straffreiheit zuzusichern, den Kreditoren der oltomanischen Schuld die von Lhbien aufgebrachten Gebote zu sichern, für die von der Türkei in Lhbien besessenen Güter eine bestimmte Summe zu zahlen. 3. Die Türkei soll sich verpflichten, die ita lienischen Postämter und Schulen in der Türkei wieder öffnen zu lassen. Die italienische Regierung dagegen verpflichtet sich, in die Auf- Hebung der Postämter im türkischen Reich ein zuwilligen, wenn die anderen Mächte dies tun, und unter der gleichen Voraussetzung auch in die Aufhebung der Kapitulation und deren Er satz durch das internationale Recht. 4. ist Italien bereit, mit den anderen Mäch ten ein Abkommen zu treffen, um den euro päischen Besitzstand der Türkei zu garan- tieren. Die diplomatischen Verhandlungen über diese italienischen Verhandlungen sind eingeleitet worden. veuMes Reich. Leipzig, 18. März. * Freiherr von Hertling beim Kaiser. Die „Germania" teilt in ihrer Sonnabendabendausgabe mit: Der bayerische Ministerpräsident Freiherr v. Hertling, der bekanntlich zur Ministerbesprechung über die Wehrvorlage und ihre Deckung in Berlin anwesend ist, ist, wie wir erfahren, für vonntag vom Kaiser zum Frühstück geladen. Zur Rückreise nach München ist ihm, wie wir werter hören, ein „Salonwagen" zur Verfügung gestellt worden. * Der Zentralausschuh der Fortschrittlichen Volks partei trat am Sonnabend im Reichstage zusammen. Landtagsabgeordneter Funck begrüßte die neue Fraktion Les Reichstages. Den bewährten, nicht wiedergewählten Parlamentariern dankte d«r Zen- tralausschutz für ihre Tätigkeit. Als Ort für den be vorstehenden allgemeinen Parteitag wurde Mannheim bestimmt, die Festsetzung des Termins wurde dem geschäftsführenden Ausschuß übertragen- Den Rest der Sitzung bildete eine Erörterung über die finanzielle Lage der Partei, die mit der An nahme eines Antrages endete, der Vorschläge für di« Finanzausgestaltung machte. Der Geschäftsbericht wurde in der Sonntagssitzung vom Abgeordneten Fischbeck erstattet. Der Redner ging dann ausführlich auf das Stichwahlabkommen mit der Sozialdemo kratie ein und betonte ausdrücklich, datz die Behaup tung, die Leitung der Fortschrittlichen Volkspartei sei an die Sozialdemokratie mit dem Ersuchen heran getreten, ein Abkommen zu schließen, unrichtig sei, vielmehr habe die sozialdemokratische Parteileitung der Fortschrittlichen Dolkspartei zuerst vorgeschlagen, ein Stichwahlabkommen zu treffen. Im übrigen ver teidigte Fischbeck den Abschlwz als ein« Konsequenz der politischen Haltung der Partei, die auf Beseiti gung der schwarz-blauen Mehrheit gerichtet sei. Den Bericht über die politische Lage erstattete von Payer. * Staatliche Angesteutenverficherung und Lebens versicherung. Auf eine Anfrage- des Verbandes Deutscher Handlungsgehülfen zu Leipzig hat das Reichsamt des Innern erwidert, datz nur wirk liche Lebensversicherungen, die vor den 5. Dezember 1911 abgeschlossen worden sind, von Versicherungszwange befreien können. Zu- satzversicherungen zu Sterbegeldversicherungen können daher nicht als Ersatz anerkannt werden, wie irrtüm. lich von verschiedenen Lebensversicherungsgesellschaften 'behauptet worden ist. * Tagegelder für Geschworene und Schöffen. Der bayrische Landtag hat folgenden Antrag ein stimmig angenommen: „Die Regierung wolle im Bundesrat dahjn wirken, datz im Reichstage noch vor der Reform der Strafprozetzordnung ein Gesetzentwurf vogelegt werde, nach welchem den Geschworenen und Schöffen eine Vergütung der Zeitversäumnis in Form von Tagegeldern aus Landesmitteln gewährt werden solle." Der Justizminister erklärte, datz die Re gierung sich mit den übrigen Bundesregierungen des wegen ins Einvernehmen setzen werde. Bevorstehende Masienanstellungen von Militär anwärtern. Wie der „Inf." mitgcteilt wird, stehen zum 1. April d. 2. Masienanstellungen von Militär anwärtern bevor. Im Eisenbahndienst sollen 600 Zug- sichrer und 1445 Schaffner, insgesamt also 2045 neu« Beamte, eingestellt werden. Alle diese Stellen sind den Militäranwärtern vorbehalten, wenn sie sich bis 1. April darum beworben haben. Durch diese Masien anstellungen wird der Not der Militäranwärter be deutend gesteuert. Ferner ist auch im Post- und Telegraphendienst eine bedeutende Anzahl von An stellungen zum 1. April vorgesehen. Alle Beamten aus dem Militäranwärterstande, die bis zum 31. März 1912 zu Assistenten ernannt sind, werden am 1. April etatsmätzig angestellt werden, sobald die zu erwartende Bewilligung der Mittel im Reichstagsetat erfolgt ist. Es handelt sich im Post- und Telegraphendienst um 1250 neu ausgebrachte Assistentenstellen. Herrscherin der kritischen Situation. Ausgezeichnet kam freilich der schöne, volle Alt der Sängerin, vollends im Wotansanrufe, zur Geltung und setzte sich auch in dem brausenden Jubel des ersten Finales durch, leicht und mühelos und doch immer wohlklingend. Anderseits müßte Frl. Färber danach streben, den Ton, z. B. in dem höhnischen Fragerufe: „Gott!?" und der vor dem Dom an Elsa gerichteten Philippika noch um vieles charakteristischer zu färben. Herr Kapellmeister Porst brachte Ruhe und Sicherheit ins Ganze und einige vortreffliche Steigerungen in die Schlußszenen der beiden ersten Akte, mir deren Anhören und Genutz ich mich zu frieden gab. Für die Regie zeichnete wieder der jetzt allenthalben sich Verdienste erwerbende Herr Marion. Don besonderem Erfolge zeigten sich diesmal die mannigfaltigen Phasen derj Beleuch tung im mittleren Akt. >l. 8. K. (letzte) Kammermusik im Eewandhanse. So schloß sich wieder der Ring dieser Konzerte, die in diesem Jahre viel Anregungen gebracht haben. Es ist besonders sestzustellen, datz mehr und mehr auch die Gegenwart zu ihrem Rechte kam und datz die Auswahl in der nun zu Ende gegangenen Konzert zeit bocherfreulich war Bildeten die Klassiker wie früher den eisernen Bestand, so traten bierzu hervor ragende deutsche Neuheiten: auch das Ausland war mit charakteristischen Werken vertreten. Der endlos wünschende Musiker möchte vielleicht noch die Kammermusik für Bläser stärker berücksichtigt sehen, die auch unter den modernen Werken viel Hoch achtbares aufzuweisen hat. Das Haupt interesse dieses letzten Abends richtete sich auf zwei Gegenwartswerkc, das L-Moll-Quartett Op 74 von dem Berliner Hugo Kaun, das wohl schon früher im Kaufhause gespielt worden ist, und die Violinsonate E-moll Op. 122 von Max Reger. Die Kammermusik des heitzumstrittenen, zum Teil ver- fehmten Reger ist ia wohl ein Gebiet, auf das ihm auch verschiedene seiner Gegner gefolgt sind. Die neue Sonate dürste mit dazu beitragen, ihm neue Freunde zu werden und die Mär zu zerstreuen, datz er nur nut dem Verstand« schüfe, da» er also mehr kombiniere als komponiere. Wer diele empfindungs vollen Sätze, den 1. lModerato) und den 3. (Adagio) ohne Voreingenommenheit hörte, müßte von Stein sein, wenn er dabei kalt bliebe, noch dazu, wo die Violine alles wesentliche Melodische eindringlich aus spricht. Die Sehnsucht, die den 1. Satz beherrscht und sich im 3. nach dem Uebersinnlichen wendet ver- liert sich doch nicht so lehr ins Wesenlose, als datz ihr der natürliche Mensch nicht folgen könnte, oder, nüchterner ausgedrückt, die Mystik, die bei Reger immer großen Raum einnimmt, erhält nicht zu großes Uebergewicht. Dazwischen das launische Scherzo voll echt Regerschcn Humors mit seinen an gerissenen Floskeln. Es ist nicht recht zu verstehen, warum dieser der Kraft entwachsene Humor immer einen Zankapfel bei Regerdiokusjionen bildet. Doch ja, man hat ja den ziemlich verwandten Beethoven- schen Humor auch lange nicht verstanden. Der letzte Satz der Sonate steht auf vollständig realem Boden. Die Sonate wurde gut ausgenommen, besonders nach dem Adagio gewann der Beifall an Herzlichkeit. Herr Konzertmeister Edgar Wollgandt spielte aber auch mit einer Eindringlichkeit und einer Schönheit iin Ton, wie sie nur echteste innerliche Ueberzeugung hervorbringen kann. Dazu noch Regers meisterhaftes Klavierspiel mit seinen vielfältigen Anschlagsfeinheiten, die dem Ohr soviel Entferntes leicht vermitteln. — Ebenfalls gut ausgenommen wurde das Kannsche Quartett, das Werk einer durchaus selbständigen, innerlich starken Musikerpersönlichkett. Der 1. Satz mit seiner rhythmischen Energie und elegischen Färbung, sowie der 2. mit seiner schmerz lichen, sich nach den Höhen wendenden Sehnsucht sind wohl inhaltlich die stärksten. Der letzte Satz gewinnt in freudiger Lebensbejahung Bedeutung. Das Quar- tett wurde von den Herren Konzertmeister Woll gandt, Wolfchke, Herrmann und Prof. Jul. Klengel vorzüglich ausgefübrt. Weit ab von dem Ernst der beiden genannten Werke führte das Streich- sechstett op. 18 von Brahms mit seiner unbekümmer ten Fröhlichkeit und seinem lustigen Leben, was sich ohne alle Originalität rein menschlich, ja kindlich äußert. War man durch die ersten beiden Werke zu innerer Sammlung gelangt, so wurde man hier fast gewaltsam zerstreut. Der Abstand war etwa» weit, fodatz der Musiker nicht ganz ohne Mißvergnügen der Lustigkeit zuhörte. Vielen anderen gefiel aber das Musizieren, wovon der laute und überlaute Bei fall zeugte. Die virtuose Ausführung, in der zum Quartett noch die Herren Friedrich Heintzsch (2. Viola) und Emil Robert-Hansen (2. Cello) traten, hatte ja ihren guten Teil am Erfolg. ^rtnreciileKel. Verein Leipziger Musiklehrerinnen. Energischer als je wird jetzt der Kampf gegen die musikalische Schundliteratur gesührt. Als treuer Mithelfer in diesem Kampfe hat sich bisher auch der Verein Leipziger Musiklehrerinnen erwiesen. Don dem rich tigen Standpunkt ausgehend, datz der mächtigste Feind alles Schlechten das Gute ist, wurden gestern nachmittag in dem dicht besetzten Feurichsaale von einer Anzahl Mitglieder dieses Vereins sowie einigen Kindern Proben guter Hausmusik dargeboten. Mit nur geringen Ausnahme« hatte man bei der Auswahl der einzelnen Dortragsstllcke zeitgenössische Tonsetzer berücksichtigt. Neben bereits beitens be kannten Namen wie Krehl, R. Hofmann, W. Berger, ) Kaun, A. Krug, Parlow und Zilcher, die alle hierfür in Betracht kommendes wertvolles Material ge liefert, standen auch weniger oder noch gar nicht be kannte Komponisten auf dem umfangreichen Pro gramm verzeichnet: so Huber, Stocker, Wintzer, Ehr hardt, Wiegand, Grentz, Toch und Wild. So wenig gegen die Güte der gewählten Lieder etwas ein zuwenden war, hätte man diese doch, zumal des alten Jacob Kreber üorigens für eine Männerstimme ge schriebene Arie mit obligater Flöte, getrost weglasten können und an ihre Stelle noch einige Klavier- oder Violinstücke setzen sollen. Deutlich aber ließ diese Veranstaltung erkennen, datz an guten neuen in struktiven, im besten Sinne melodiösen Vortrags stücken, die durch Rhythmus und Tonmalerei die Phantasie unserer Kinder heilbringend befruchten, durchaus kein Mangel ist und absolut kein Grund vorliegt, die Schüler, wie dies leider so ost geschieht, ganz minderwertige, alles andere als geschmack bildende Stücke spielen zu lassen. Für diese Ver anstaltung, in der man eiben wenn auch nur be scheidenen Teil für den Unterricht in Betracht kom- mende Dortragsstücke musikalischer Kleinkunst kennen zu lernen Gelegenheit hatte, darf der Verein Leip ziger Musiklehrerinnen des Dankes aller versichert sein. 0. ü. O Zur Nachricht, daß der für Sonntag angesetzt gewesene Vortragsabend von Dr. Waldemar Sttzegemann abgesagt worden ist. s * ! bahnfi wie n geteil die a> sich h' vielfa die ff nale nister erforl nale« gleich gefüh erhie Eerff listen man Trup portu erkläi Wor augei guni Presst führu Romc sei, r aufzu bishe wünst den 3 Der,, verka aefäh seien, von j Der Trup schika Trup Scha beschl same marst schw in ei Bry oertr übei oertr nach Bst ' L war setzte da t strön Da - lager sicher Mär: dort lick I und düste zum lich schon Som . Täu Gont schmi Um Fahr gab ! abe«: ft e i war untei Höhe schwi bestir Bitte lausi legen N wesei Sol Platz hielt Taus beste! nehn einsf der gelte die i neue Insa den trag! dick erste, „Bit liege, über Ions seine ield brikb abge nant „Fie Mar abge folgt der wege nisck in 8 Kapi Dam Dr. ' alS vom Ko U wir „Bit
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