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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.03.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120318022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912031802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912031802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-18
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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BezugS-Prei- M k«<v»c, «d Vorort« d»«h «nl«, IrHoer «Ä kordtteor» 2»«l täoltch t», Ha», „bracht: « -(. monatig LTV Mk. »teneltihrl. vrt unirr« gtltalen Ln- «ahmrstrllkn adaehoU: 7s Pt. moaatl, r.S Ml. oterteltührl. r»rch »tr V»«r t«n«rbalb Dratlchlond» und drr Lentlchr« Kolonie» vterteljährl. S.SV Mt., monatl. 1^l> Bit. auojchl. PostbesteUarlL. Ferner in Belgien, Danemart, drn Donaullaaren, Italien, Luremdura, Niederlande, Nor- »ege». Oelteneich» Ungarn, Nuhland, Schweden, Schweiz u. Spanten. In alle» übrigen Staaten nur dirett durch di« EelchäftrfteL« de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt erscheint 2mat täglich. Sonn- u. Feiertag» nur morgen». Ab«nnement»-Annahm«: I«hoant»galse 8, b«t unsere» Trägern, Filialen. Spediteuren u»d vuuahmestellen, sowie Pogämiern »»d Briefträgern. Gt»»»l»»rk«»f»»r»t» 10 V1> Abend-Ausgabe. Rcip ügtrTagclilatt . -rl..Lufchl.j'.EHandelszeitung. Amtsölatt des Nates und des Nolizeiamtes der Lladt Leipzig. Nr. 142. Montag, gen lS. MSrr isl2. Anzeigrn-PrkfS flr Inserat, oa, Leipzig »»d Um„bung di« lsoalttg« Berit,eil« Lvf-dt«NeNom»» ^l« l Mk.' »on ««»wärt» jü Pf» meklam«» 1Ä Ml' Inserat, von Behörde» im amt lich.« Teil di« Petit,eil« S0 Pf A«schäst»anzrt„n mit Platzvorschrift«» im Prell, erhöht. Rabatt »ach Tarif B«il»„„dLbr Gesamt auflag« 5 Mk. ». Tausend ertl. P»ftg«dil-r. Tetlbetlag« hoher. 8,fi«rtetlt« «usträae können nicht zurüe» aero,«» »erden. Für da, «richeine» m» bestimmten Tag«« und Blähen wird kein» Garantie übernommen. »nzetgea.Bnnabm«: 2»d«,»»g«fi» bei sämtlich«» Filialen u. alten Lnnoncen» Elpeditioneir de» In- und tlu»land«a. Truck nn» Verl«, »o» Fische« ä Kürst«, 2nhab«r: V«»l Kürst»». Nrdavio« »»d »«lchäftistrU«» 2ohannt»gasse L -«»»t-Filiale Dr,»d«n: Seestraz» < i ».Telephon «211 106. Mtzrgrmg. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Setten. Oss Wichtigste. * Im Lugau-OelsnitzerRevier ist heute morgen durchschnittlich die Hälfte der Beleg schaft angefahreu. (Siehe bes. Art.) * Zm Ruhrrevier hat die Zahl der Ar beitswilligen ein« weitere Zunahme er. fahren. (Siehe bes. Art.) * Bei dem Grubenunglück in Taganrog fanden 76 Menschen den Tod. (Siehe Tageschr.) Sächsische psrismentswsche. (Von unserer Dresdner Redaktion.) Die vergangene Woche brachte für das Plenum einen weniger bemerkenswerten Bcratungsstoff, da gegen zeitigten die Verhandlungen der Sonder- kommijsion für den Schulgesetzentwurf einen erfreulichen Fortschritt. Es wurden zwar keine Be schlüsse gesaßt, aber die Ertlärungen der anwesenden Regierungsvertreter liessen keinen Zweifel darüber, da» der allseitige Wunsch, das Gesetz noch in dieser Session zu verabschieden, ein bloßer Wunsch nur bleiben würde, wenn sich nicht die Kommission zu einem Entgegenkommen nach der von der Negierung für nötig erachteten mittleren Linie entschliessen sollte. Es wäre aufrichtig zu bedauern, wenn infolge des Fest- haltens an Forderungen, die sich mit Rücksicht aus die verschiedenen anderen vitalen Interessen des Staates und der Geme^ den selbst nicht erfüllen lassen, ein Gesetz scheitern sollte, dessen Rotwend gkeit und Dringlichkeit von allen Seiten des Hauses in der allgemeinen Vorberatung anerkannt wurde. Eine Einigung zwi chen Regierung und Kommission wird sich um so leichter finden lasten, je eher die opposi- tionellen Mitglieder dieses Ausschusses zu der lieber- zeugung gelangen, daß auf seilen der Regierung in den strittigen Fragen kein „doktrinäres Festhalren an Altem und Bewahrtem" vorliegt, sondern die zwingende Notwendigkeit, auch den anderen von dieser Gefetzesmaterie berührten Interessen Rechnung tragen zu müssen In längerer Beratung beschäftigte sich die Zweite Kammer mit dem Abbau des Kohlen unterirdischen unter dem sogenannten Harth walde bei Leipzig. In der Debatte gelangte die Regierung zu der Ueberzeugung, auch für sie gilt das Wort: „Allen Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann." Eine kürzliche Kammerdebatte hatte mehreren Abgeordneten Veranlassung gegeben, die Regierung nachdrücklich auf ihre Pflicht aufmerk sam zu machen, für den reichtzeitigen und aus giebigen Erwerb von Kohlenquellen bedacht zu sein. Run sie daran gehen will in Befolgung dieser Mahnung sogar noch einen Schritt weiter zu tun, und zwar unter dem Zwang der Verhältnisse, findet sie nicht einmal Zustimmung bei den Rufern selbst. Jedenfalls ging der Herr Abg. Friedrich zu weit, als er vom Minister kurzerhand die bündige Ver sicherung verlangte, dasj der Harthwald, wie er ist, erhalten bleibe. Der Wunsch, welcher der konservativen Inter pellation zu Grunde lag, wird freilich nur ein Wunsch bleiben können, denn auch auf diesem Gebiete — steht die Entwicklung nicht still. Auch der Harthwald, die Lunge Leipzigs, wird einem Zuge der Zeit zum Opfer fallen müssen, welcher wenig fragen kann und darf nach dem, was das Herz begehrt, sondern sich richtet nach dem kalten Gesetz der eisernen Not wendigkeit. Und dieser Tatsache muhte auch der Minister Rechnung tragen. Er vermochte den Inter pellanten nur den Trost zu speuden: Ihr werdet'- nicht mehr erleben. Wenn aber einstens die Axt an die Stämme des Harthwaldes gelegt werden muh, dann soll dies in schonendster Weise geschehen. Mehr konnte und durfte der Minister nicht versprechen. Bei Begründung der Interpellation kam der Abg. Opitz auch auf eine Aeuherung des Ministers des Innern zu sprechen, wonach die in der II. Kammer eingebrachten Interpellationen nur den Zweck hätten, Mannahmen der Regierung abfällig zu kritisieren. Der Interpellant streifte damit un beabsichtigt eine Frage, die vor kurzem der U. Kam mer-Debatte über die Reform der I. Kammer zeit weise einen gewissen Grundton verliehen hatte. Gewiß hatte der Herr Minister bei dieser Aeuherung aus feinem Herzen keineswegs eine Mördergrube gemacht, jedenfalls aber ungewollt verraten, in welchem Bilde sich bei gewissen Gelegenheiten die hohe ll. Kammer in den Augen der Regierung widerspiegelt. Aber dieses Bild, nämlich dasjenige eines kleinen Nörglers und Mahners, wird sie auf Grund ihrer ganzen inneren Struktur und infolge der aus ihrer Existenzberechtigung heraus geborenen Tradition stets behalten müssen, ohne dabei irgend- wie Gefahr zu laufen, in eine chronische Opposition der Negierung gegenüber zu verfallen. Der Abg. Opitz beschränkte sich anerkennenswerterweife, ohne auf die etwas aggressive Seite der ministeriellen Kritik weiter einzugehen, darauf, ausdrücklich fest- zustellen, dah die vom Minister des Innern den Interpellationen der II. Kammer zugeschriebenen Absichten den Interpellanten fernliegen. Im übrigen wurden in der vergangenen Woche nur kleinere Etatkapitel und Petitionen, sowie kleinere Gesetzesvorlagen beraten. Die Rechtfertigung üec lozlslüemokrstilchen Stichwahl- tsktik üurch üen psrteivorltsnü. Berlin, 18. März. Der Verband der sozialdemokratischen Wahlvereine Berlins und der Umgebung hielt am Sonntag seine diesjährige Generalversammlung ab, die von über 900 Delegierten besucht war. Das Hauptinter esse konzentrierte sich auf einen Antrag des Reichs- tagswahlkreiscs Niederbarnim, der gegen das zwischen der sozialdemokratischen Partei und der Fortschrittlichen Volkspartei für die Reichstags st ichwahlen abgeschlossene Abkommen Stellung nahm. Zur Beratung über diesen Punkt hatten sich mehrere Mitglieder des sozialdemokratischen Parteivorstandes und eine Reihe von Rcichstagsabgeordneten eingefunden. Der Antrag lautet: „Die Parteigenosten Groß-Berlins bedauern das Stichwahlaokommen des Parteivorstandes mit der Fortschrittlichen Volkspartei insofern, als da durch unsere Genossen in 16 Wahlkreisen, in denen wir mit dem Freisinn in Stichwahl standen, ver pflichtet wurden, die Wahl des fortschrittlichen Kandidaten durch Dämpfung des Wahl kampfes zu sicher n." Der Antrag wurde von dem Delegierten Brühl- Nicöcrbarnim begründet: Der letzte Wahlkampf hat unser Waffenarscnal um den gedämpften Wahlkampf bereichert, militärisch ausgedrückt, um den Kampf mit gedämpftem Trommel chlag. (Heiterkeit^) Ich hatte gewünscht, daß wir diese Bereicherung nicht bekommen hätten. Das schlimmste ist, daß wir auch noch den Stichwahlen von diesen Dingen so gut wie nichts er fahren haben. Man sagt, die politische Situation habe das Abkommen geboten. Ich bezweifle sehr, ob die politische Situation auch di« Form, in der es schließlich abgeschlossen wurde, notwendig gemacht hat. Ich denke da nicht nur an di« Wirkung auf unsere Parteigenossen in den 16 Wahlkreisen, die ent gegen der Dämpfungsparole des Parteivorstandes dafür gesorgt haben, daß in diesen Kreisen trotzdem unser« Stimmen bei der Stichwahl zugenommen haben. Es ist sehr bedauerlich, wenn heute diese Fragen nicht eingehend besprochen werden sollten. Unser Antrag enthält nichts Verletzendes und ich bitte daher um seine einstimmige Annahme. (Beifall und Widerspruch.) Für den Parteivorstand nahm hierauf Parteisekretär Braun das Wort: Es ist zum ersten Male daß ein Vertreter des Parteivorstandes zu dieser' Frage öffentlich Stellung nimmt. Der Parteivorstand war sich der schweren Verantwortung wohl bewußt, die er mit dem Abkommen auf sich nahm. Er war aber einmütig der Ansicht, daß er so handeln mußte, wie er im Interesseder ge samten P r t e i gehandelt hat. Man kann eine Partei, die 1ft/s Millionen Stimmen aufgebracht und nur infolge der ungercchen Wahlkreiseinteilung kein Mandat erobert hat, doch nicht als po- litische Null betrachten. Dazu kommt, daß die Fortschrittliche Volkspariei um 300 000 Timmen zu genommen hatte, prozentual dieselbe Zunahme, di« wir hatten. Der Jenaer Parteitag hatte unsere Stichwablbedingungen festgesetzt, und mehr- fach ist jetzt gesagt worden, daß man sich mit der Verpflichtung der Ttichwahlkandidaten auf diese Be dingungen wie bisher ohne Gegenleistung hätte ge nügen sollen. Wir waren der Meinung, daß diese von der Zentralstelle der Fortschrittlichen Volkspartei abgegebene Erklärung für jeden fortschrittlichen Stich- wahttandidaten verbindlich war. Nachdem dies« Verständigung erzielt war, glaubten die Fort schrittler, daß nun eigentlich alles abgemacht sei. Aber damit waren wir nicht einverstanden, sondern wir verlangten volle Gegenleistung, um die Zertrümmerung de» schwarzblauen Blocks zu er- reichen. Zuerst erklärten die Fortschrittler, daß nach Ihrem Statut em« allgemeine Stichwahlparole un zulässig sei. Darauf haben wir uns nickt eingelassen, sondern erklärt: Ohne ein« Stichwahlparole für unsereKandidaten bekommen die Fortschritt- ler unsere Stimmen in der Stichwahl nicht. Wir hatten nämlich aus den Verhandlungen den Eindruck gewonnen, daß die Fortschrittler es diesmal ebenso machen würden wie früher, d. h. die Hilfe von links und rechts haben wollten. Auf Grund unserer klipp und klaren Erklärung nannten sie uns etwa 30 Kreise, in denen sie mit uns in der Stichwahl standen und di« ihnen verloren gehen würden, wenn sie die konservative Hilfe nicht bekämen. Wir haben eine klare Entscheidung darüber verlangt: Ob links oder rechts. Nunmehr kamen die Fortschrittler und sagten, daß sie, wenn wir bereit wären, für uns kein Kapital daraus zu schlagen, in diesen, ohne konservative Unterstützung für uns aussichtslosen Kreisen in der Stichwahl gewählt zu werden, sie mit uns über die Sache verhandeln würden. Zunächst verlangten sie die Zurückziehung unserer Kandidaturen. Wir sagten sofort, daß davon keine Rede sein könne. Dann kamen sie damit, wir möchten in diesen Kreisen den Wahlkampf möglichst abschwächen, keine kon servativen Stimmen heranzuholen suchen und ihnen nach Möglichkeit diese Kreis« sichern. (Zuruf: Feine Diplomaten!) Wir wußten, daß das Bedangen der Fortschritt lichen Dollspartei eine starke Zumutung an die Disziplin unserer Parteigenossen war. Sollte das allgemeine Tohuwabohu vermieden werden, so mußte das Abkommen möglichst schnell abgeschlossen werden Wir sind daher nach reiflichen Uebcrlegungen zu dem Entschluß gekommen, auf die Bedingung der Fortschrittler einzugehen, haben aber eine Reihe von Kreisen ausgenommen, die wir aus eigener Kraft holen zu können glaubten. Ferner haben wir eine Reihe von Kreisen ausgenom men, die für uns nicht zu holen waren und die auch nicht geholt worden sind. 16 Kreise blieben schließlich übrig. Zwei davon, Hagen und Nordhausen. haben wir trotzdem erobert. Man hat verlangt, daß nach dem schmählichen Versagen des Freisinns am ersten Stichwahltage der Parteivorstand von dem Abkommen hätte zurück treten müssen. Das wäre sehr falsch gewesen. Wir haben noch immer Gewicht darauf gelegt, daß wir ein Abkommen auch halten. (Beifall.) Für das Versagen «inzelner Kreise darf man auch nicht die Zentralleitung der Fortschrittlichen Volkspartei ver antwortlich machen. Es muß anerkannt werden, daß sie sich alle Mühe gegeben hat, das Abkommen zu halten. Der Parteivorstand soll gegen die Prin zipien verstoßen haben. Nachdem wir Kautsky ge fragt hatten, haben wir auch Bernstein gefragt. Auch er hatte gegen das Abkommen nichts einzu wenden. Da haben wir uns gesagt: Wenn die beiden einig sind, dann muß die Sache dock klar liegen. (Stürm. Heiterkeit.) Daß es politisch rich tig war, da» Abkommen abzuschließen, zeigt di« Wut der schwarzblauen Gegner. Es ist jetzt nach dem Wahlausfall leicht, das Abkommen zu kritisieren. Hinterher ist man immer klüger. Aber von einem totalen Versagen des Abkommens kann man wirk lich nicht sprechen. Wir haben nach bester lieber- Zeugung gehandelt, und es liegt daher keine Ver anlassung vor, uns anzuklagen. Vergällen wir uns doch den herrlichen Sieg nicht mit solchen Ausein- andersetzungen. Alles wird ins Persönliche ge- zogen. Sogar das Alter der Parteivor standsmitglieder hat herhalten müssen. Nach ihren exaltierten Veröffentlichungen zu urteilen, be findet sich die Gegenseite im gefährlichen Alter. (Heiterkeit.) — Der Redner schließt mit der Mah nung zur Einigkeit. (Beifall.) Die Besprechung wurde darauf vertagt. De» Vergarbeiterstreik. Llus üem Lugsu-Velsnjtzer Levler. Der Streik zum Teil gescheitert. L. Lugau, 18. März. (Priv.-Tel.) Im Lugau-OelsnitzerRevier fst heut« morgen durchschnittlich nur die Hälfteder Be legschaftangefahren. Die Streikenden haben fast an allen Zechen Streikposten aufgestellt, di« die Arbeitswilligen von der Arbeit zurückzuhalten suchen. Auf Ler Zech« „G o t t e ss e ge n" in Lugau ist von der 1100 Mann betragenden Belegschaft nur ein Teil, und zwar 272 ausgeblichen. Im Zwickauer Steinkohlenrevier streiken 50 Proz. der Ge samtbelegschaft unter Tage. Die Zahlder Aus ständischen über Tage ist s«hr g«. Eine Stunüe zu spät. 11s Roman von A. von Liliencron. (Nachdruck ncröaten.) Anhaltendes Regenwetter hielt den raschen Fort gang der Belagerung auf, aber am 28. Juli wurde dennoch die Stadt zur Uebergabe gezwungen. Der Rest der Besatzung zoa sich in die Zitadelle zurück, die sich am 3. September ergab. Es war ein über raschender Marsch, der Marsch auf Mons zu; die Oberseldherren d«r Verbündeten unternahmen ihn, um den Feldmarschall Villars aus seinen unangreif baren Verschanzungen hcrauszulocken und ihm eine Schlacht aufzunötigen. Der Plan gelang. Villars folgte den Verbündeten, um unter allen Umständen die Belagerung von Mons zu verhindern. Der 11. September war gekommen. Noch herrschte graue Morgendämmerung, als im Lager der Ver bündeten schon alles gerüstet stand, um sich vor dem Beginn des Schlachttages zuerst unter den Schutz des Allmächtigen zu stellen. Entblößten Hauptes, die Hände um die Waffen gefaltet, von einem Gedanken beseelt und einmütig im Gebet, so standen tue Krieger. Allesamt kampfbereit, geeint durch die Kameradschaft, die in Kämpfen und Gefahren erstarkt und durch Hel denblut fest gekittet war. So lautlos wie möglich rückten nach der Betstunde di« Bataillone in die zugewiesenen Stellungen. Gleich spukhaften Schatten glitten die Gestalten durch den wallenden Nebel. Zwei große Heere, jedes weit über 100 000 Mann stark, standen einander gegenüber. Feldmarschall Graf Villars hatte sein« Derschanzun- aen hinter dem Walde von Sars aufwerfen lassen, ihm gegenüber standen der Herzog von Marlborough und Prinz Eugen, per edle Ritter. Erst um 7 Uhr durchbrach die Sonne di« dichten Nebelschleier, und gleich darauf gab eine Salve der englischen Artillerie dar Zeichen zum Angriffe. Heiß wogte der Kampf in der Nähe von Malplaquct: besonders gefährdet war di« Mitte, wo General Lottum dem Marschall gegcnüberstand. Nach vergeblichen Versuchen auf blutiger Bahn war endlich die Farm Blairon in Len Händen der Preußen. unL Lottum, durch die englische Brigade verstärkt, schickte sich zum Sturm auf dl« Verschanzun gen an. Er selbst leitete Len Angriff. Befehle wur den erteilt. In Licht geschlossenen Gliedern rückten die Truppen vor. Die Soldaten -lickten voll kühner Entschlossenheit und zähem Mute auf Len Schanzen wall, den es zu nehmen galt, und der. von Franzosen dicht besetzt, ihnen cntgegenstarrte. Jeder begriff, daß es auf Tod und Leben ging, aber keiner wankte. Der Kronprinz hielt in ihrer Mitte, ruhig und kalten Blutes, als gälte es nur eine llebung am dem Exerzierplätze. Das Feldgeschrci brauste durch die Reihen, und Bewegung herrschte auf der ganzen Front; die Offiziere zogen die Degen. General von Lottum ritt an der Spitz«. Wie triumphierender Jubel scholl noch einmal und noch einmal das Feld- geschrei. Den schallenden Ruf verschlang das Donnern der Geschütze und Las Knattern des Eewehrfeuers. Im Sturmschritte gingen die Bataillone vorwärts. Das Regiment Kronprinz war in der vordersten Reihe, ihm zur Seite ritt der Thronerbe. Da sah Kerkau, wie die Ordonnanz, die hart hinter dem Prin.zen ritt, von einer Kugel getroffen, zu Boden sank. Das Pferd jagt an ihm vorbei. Ein Griff in die schleppenden Zügel und das Tier stand. Er schwanq sich in den Sattel und jagte voran. „Der General ist verwundet, gestürzt", hörte er rufen, und schon sab er dessen Rappen sich auf der Erde wälzen, ihn selbst aber sah er aufstehen. Kerkau war vom Pferde gesprungen und half Lottum in den Sattel. Der nickte ihm zu. „Es ist das zweit« Pferd, das mir heute unter dem Leibe erschossen wird." Dann winkte er mit der blanken Waffe. .Vorwärts!" Uno weiter ging das Stürmen. Alles war in Staub gehüllt: die an'wirkelnden Wolken vermisch ten sich mit Lew Dampf der Geschütze. Immer heißer entbrannte auf allen Seiten der Kampf, auf der ganzen Linie wurde mit der höchsten Tapferkeit ge kämpft. Der Feind schien seine ganze Kraft auf die Verteidigung der Schanzen zu verwenden. General von Tettau war an der Spitze der Spitze der preußischen Bataillone gefallen. Die hatten fetzt die Schanzen erstiegen und drängten in wildem Ringen den Feind schrittweise zurück. Kerkau befand sich im dichten Handgemenge. Er fühlte, wie ihm warme Blutstropfen über die Stirn rieselten, aber er kämpfte weiter. Um ibn mehrten sich di« Feinde, und wenn er sich auch mit Löwenmut verteidigte, er fühlte doch, wie seine Kräfte nachließen. Ein wilder Schmerz durchtobt« ihn bei dem Gedanken, er könnte in Gefangenschaft geraten. Da, als die Waffe ihm schon aus der Faust geschlagen war und soeben über seinem Haupte eine Klinge blitzte, streckte eine Kugel den Gegner nieder. Mit einem letzten Blicke sah er noch, was sich um ihn abspielte. Er erkannte, daß der Kronprinz selbst die rettende Kugel abgeschossen hatte, und Laß es dessen Begleiter waren, die ihn jetzt heraushieben und auf sein Pferd haben. Dann schwanden ihm die Sinne. Als di« Mittagsstunde schlug, waren die Wälder von Sars und Taisniere vom Feinde gesäubert. Um 3 Uhr nachmittags war die französische Armee überall im Rückzüge. Bouffiers, der für Len schwer ver wundeten Villars das Kommando übernommen hatte, verließ das Schlachtfeld, um seinem Könige wenig stens den Kern des Heeres zu retten. Die Schlacht bei Malplaquet am 11. September war eine der blu tigsten des ganzen Jahrhunderts. Am nächsten Morgen erschien Kerkau beim Kron- Prinzen. Er sah geisterhaft bleich aus und hatte den Kopf verbunden, aber er ging doch schon wieder festen Schrittes. Auch Friedrich Wilhelms Augen waren tief umschattet, und seinen Zügen sah man die Er regung der vergangenen Stunden an. als er dem jungen Offizier mit gnädigem Kopfnicken die Hand entgegenstreckt«. „Ich freue mich. Sie wieder so weit h«rgestellt zu finden", redete er ihn an. „Sie haben sich brav gemacht und umsichtig gezeigt. Es war di« zweite Ordonnanz, die dicht neben mir erschossen wurde und deren lediges Pferd sie dem Lottum brachten. Das war ein rasches Einspringen und ge fiel mir. Und nachher haben Sie sich verwegen hernmgehauen, als wir Sie aus der Falle befreiten." „Ich -in heraekommen, um Eurer Königlichen Hoheit meinen Dank auszusprechen", antwortet« Kerkau in mühsam verhaltener Bewegung. „Ohne die rettende Kugel meines Gebieters läge ich sicher auf dem Schlachtfelde." „Und ich wäre um einen der besten meiner Offi ziere ärmer geworden", erklärte der Kronprinz. „Es war also der reinste Eigennutz, der mich trieb, für Sie einzuspringcn. Ihr Leben habe ich mir gerettet und für meine Zwecke aufbowahrt. Jetzt habe ich ein besonderes Anrecht auf Ihre Person." Ein heißes Rot der Freude schoß in Kerkaus bleiche Wangen. „Alles, was ich bin, lege ich in die Hand Erer Königlichen Hoheit!" rief er begeistert. „Ich habe mich dem Hohenzollernhause und dem Vaterlonde angelobt, als ich den Fahneneid leistete. Jetzt hat die heilige Dankespflicht dies Gelübde noch mit Blut besiegelt. Unverbrüchlich gehöre ich Eurer Königlichen Hoheit." Ein Ausdruck der Befriedigung glitt über die Züge des Prinzen. „Die Stunde wird kommen, wo ich Sie an diesen Ausspruch erinnern werde", sagte er. „Den Tag von Malplaquet werden wir beide wohl nie vergessen. (Auch als König feiert« der Mon arch, wie er es als Kronprinz getan hatte, den Ge denktag der Schlacht stets im Kreis« seiner Freunde in Wusterhausen.) Der gestrige Tag war er schütternd und zugleich erhebend, aber diese Nacht war gräßlich; ich hab« nicht schlafen können vor dem Stöhnen der Verwundeten." „Königliche Hoheit hätten die Nacht nicht auf dem Schlachtfeld« verbringen sollen", wandt« Kerkau ein. „So lange ich bei der Armee bin, bleibe ich da, wo meine Truppen sind. Auch Cie seben übrigen» nicht gerade aus, als ob Sie gut geschlafen hätten. Wo Haben Sie denn die Nacht zugebracht?" Kerkau zögerte mit der Antwort, und erst als der hohe Herr die Frag« wiederholte, sagt« er: „Die Schmarre an der Stirn ist nicht der R«d« wert: ich war schon gestern abend wieder dienstfähig. Hilfe tut not. Ich habe Verwundete verbinden und unter Lach schaffen helfen." Ueber Las Antlitz des Kronprinzen zuckte eine Rührung. Er legte dem Offizier die Hand auf die Schulter und murmelte: „Brav!" Zu Anfang Oktober nahm der Kronprinz von den Truppen und den Feldherren Abschied. Sowohl der Herzog von Marlborough als auch Prinz Eugen gaben in warmen Worten ihrer bewundernden An erkennung über den Eifer und die Unerschrockenheit des Thronerben Ausdruck. Nack sieben Monaten der Abwesenheit kehrte Friedrich Wilhelm nach Berlin zurück, in seiner Begleitung Kerkau, den er zu seinem persönlichen Dienste bestimmt hatte. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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