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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.03.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120320012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912032001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912032001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-20
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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MittmLür, no. Mürz !9l2. nient an. Da Tutlasse bei seinen Soldaten sehr be liebt war, so ist der Grund zur Tat wohl tn dem allzu großen Fanatismus de, Täter, zu suchen. Ter Meuchelmörder wurde von den übrigen Soldaten gelyncht, und nur mit MUH« gelang es, ihn ihren fänden zu entreißen. Der Posten des Eeueralresidentea. Pari». 18. März. lTcl.) Dem „Echo de Paris" zufolge werden als Kandidaten für den Posten eines Generalrestdenten in Marokko außer Ionnart noch die ehen a'igen Minister und Deputierten Augaa- n « ur, Viviani und Messimy genannt, ebenso gilt der Gesandte Regnault als ernsthafter Be werber. O Zu den spanisch-französischen Maroktoverhandluugen. Paris, 18. März. (Tel.) Der englische Botschaf ter Bertie hatte gestern eine lange Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Poincarö. Man glaubt, datz diese die Schwierigkeiten der fran zösisch.spanisch en Verhandlungen zum Gegenstand hatte. Hetzte DeMchen und Fernsprechmridnngen. Vie Korkureile Les Kollers. Es bleibt beim alten Programm. Im Anschluss an die Meldung in unserer Diens tag-Abendausgabe über die Verschiebung der Mittel meerreise des Kaisers und die mutmasslichen Gründe zu dieser Programmäuderung wird uns gemeldet: ---Berlin, 19. Mürz. (Tel.) Heute nach mittag ist der heute morgen ergangene Befehl, alle Vorbereitungen für die Korsureise des Kaisers ein- zu stellen, zarückgenommen und Auftrag gegeben worden, olles so einzurichten, daß dieFahrt program mäßig am Freitagnachmittag angetreten werden könne. Es muh also sehr bald gelungen sein, die aufgetauchten Bedenken wieder zu beheben. Derksllrr velm lranzüMÄen Botschafter -i-Berlin, 19. Mür^ (Tel.) Der Katse r nahm heut« erbend an dem Diner beim französischen Botschafter Jules Lambo n teil. Ausj«r den Damen und Herren der Botschaft waren u. a. an- wesend der Reichskanzler, Staatssekretär von Kiderlen-Wächter, Fürst Nadolin, Fürst Henckell-Donnersmarck, Gras Harrach. Deutscher Reichstag. Präsident Kämpf eröffnet die unterbrochene Sitzung um 8,25 Uhr. Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärt Prä sident Kämpf: In den heutigen Ausführungen de, Abg. Cohn war gesagt: Ich habe zu Hause ein Aktenstück, au, dem heroorgeht, dass ein Schutz mann einen M e i n e i d geleistet hat, und daß in einem Strafverfahren auf Grund dieses Meineides der Angeklagte sreigesprochen und der Schutzmann in die Kosten des Verfahrens verurteilt worden ist. Dieser Schutzmann ist..., hier brach der Satz ab, weil ich den Redner unterbrach. Ich bin der Meinung gewesen, datz der Abgeordnete Lohn damit nicht hat aussprechen wollen, daß der Minister einen mein eidigen Beamten im Amte gelosten hat; darum habe ich den Abgeordneten Lohn nicht unterbrochen. Abg. Dr. Dahlem (Ztr.) bittet zur Sache Ehester unü Saniert. Leipzig, 20. März. Letzte Sonüerrmttijtzrmls im Sürsulfljeltzaule. .Vttsutlou, et wekENl-z! Ein« kleine nachträgliche für den waieebsl lie Lrauäe- övur«, so vor zweihundert Jahren das Licht der Wel ten erblickte. Tambour, rühr das Spiel! Die Ko mödie kann beginnen. — Giot's eine schönere Friedrich-Feier, als die halb unbewusst« einer wahrhaft würdigen Aufführung des ..Soldatenglücks"? Empfunden zwischen Krieä und Flieden, kam das unverblatzte Stück just im Früh ling nach dem Huberrusburger Frieden Anno 1768, da sich der gelästerte Potsdamer König gegen halb Europa als Sieger behauptet und Preußen zur Grcsjmachlsstellung verhalfen halbe, Herrn Gotthold Ephraim Lessing an seinen guten Tagen in die Feder, wie sich das seltsame und bedauerliche Geschick auf gelöster Freibatalllcne und unverdient verabschiede ter Offizier, nach einem Beispiel des Marschalls von Bnbcrstein, „Teil" beigenannt, im Gasthofe zur Gol denen Gans in Breslau zuaetragen hatte. So er zählt die Philosophennintter Garve, eine brave Frau. Seinem Helden lieh der Dichter des aeliebtesten, auf dem Kuncrsdorfer Feld in Tod gesunkenen Freundes Majors Ewald von Kleist teure Züge. Aufgeführt hat dann dies gut Fritzilche Stück zusammen mit Studenten und Mademoiselles als der ersten einer der junge Goethe, und zwar in Leipzig im Hause der Schonkopfs. Wir lesen in seinen flammenden Iugenddriefen aus Klein-Paris, wie er die - stunden der Proben unter Käthchens Augen ruhelos ersehnte, um m ihrer, der leidenschaftlich Geliebten, Rahe zu sein. Und der alte Goethe gestand nach ein Jahr vor seinem Tode: „Sie mögen denken, wie das Stück auf uns junge Leute wirkte, als es in jener dunkeln Feit hervortrat! Es war wirklich ein glän zendes Meteor. Es machte uns aufmerksam, daß noch etwas Höheres existiere, als wovon di« damalige, schwache literarische Epoche einen Begriff hatte." Er meint damit die erste Leipziger Ausführung vom 1b. November 1767 in Zcmilch' neuem Schauspiel haus« bei der Ranftedter Bastei. Caroline Schulze ixielte die Hauptrolle, und Goethe verliebte sich zum Sterben in sie. „Sie war nicht grotz, aber nett; schöne schwarze Augen und Haare; ihre Bewegungen und Rezitationen vielleicht zu scharf, doch durch die Anmut der Jugend gemildert. St« zog uns in die Bühne, so oft sie spielte." Im Boseschen Garten am Grimmaischen Tor wurde die „Minnctt ein Zug- und Lieblinpsstück der Leipziger. Auch Mitterwurzer spielte in Leipzig den Tellheim, und Stacgemann begann seine Direktion mit einer stilvollen Minna- aufsührung. Aber so glänzend ist diese Komödie d«, Herzens und des neuen Geiste» noch niemals in Leipzigs Mauern gespielt worden, als im voriacn Jahre am 2. April — vor leeren Bänken. Die g» singe Wiederholung geschah vor übervollem, be geisterten Hause. Mar Reinhardts beste Künstler haben hier die zierlichen Kupfer Daniel Lhodowieckis aufs feinste nachradiert, die Minna, das „verlaufene Fräulein", den stolzen, starren Major, den rohen Packlnccht und den kriecherischen Wirt. Den heroischen wie den rühr- seligen Ton, den neuen Geist dieser neuschöpfenden Leipziger Tageblatt. (Stattstisches Amt), die in Aussicht genommenen Maßnahmen zugunsten der Binnenschiffahrt tunlichst zu beschleunigen. Das Kapitel wird bewilligt. Staatssekretär Dr. Delbrück: In der Red« des Abg. Lohn befindet sich ein Passus, den ich nur so aufsasseu kann, daß dem Minister des Innern der Borwurf gemacht wird, erdulde Leute in seinem Ressort, die schwerer Verbrechen überführt seien. Gegen eine derartige Kritik mutz ich hiermit ausdrücklich Per» Währung einlegen. (Lebhafter Beifall ) Diese Kritik besaht sich mit der Geschäftsführung eines Minister» eines Bundes st aate», die ich aber einem Mitglieds dieses Hauses nicht zu gestehen kann. (Zuruf bei den Soz.: „Aber Sachse durfte sich beschimpfen lassen?" stürmische Ruf« ,echts: ..Ruhe!" Trotze Erregung im ganzen »lause. Rufe bei den Sozialdemokraten: „Hier ist doch kein Herrenhaus!" Der Präsident gibt wiederholt Glockenzeichen.) Diese Kritik ist an einem Ab wesende n geübt worden, der mit Rücksicht auf die sich außerhalb dieses hohen Hauses Genugtuung Immunität der Abgeordneten autzerstande ist, zu verschaffen. Uebrigens wird die Frag«, ob ein eines schweren Verbrechens beschuldigter Beamter gerichtlich verfolgt werden soll, entschieden, ohne Rück sicht auf die Auffassung seines Rcssonchefs. Ferner hat die gerichtliche Verurteilung wegen Schwcroerbrcchens den Verlust des Amtcs ohne weiteres zur Folge. Es ist also ausgeschlossen, das; ein Ressortchef schwerer Vcrbreck-en überführte Beamte im Amte behält. Präsident Dr. Kaemps: Ich hab« aus parla mentarischen Rücksichten geglaubt, die Stellung nicht klar legen zu sollen, die ich gegenüber dieser Aeutzc- rung des Abg. Cohn einnehme. Meine Stellung deckt sich vollkommen mit der Auffassung des Staatssekretärs Delbrück. — Wir fahren mit der Be ratung fort. (Fortdauernde Unruhe im ganzen Haust:.) S» Abg. Hartrath (Ztr.) befürwortet beim Ka pitel Gesundheitsamt eine Resolution auf schärfere Kontrollmatznahmen für di« Einfuhr ausländischer Weine. Ob Abg. Dr. Quark (Soz.) befürwortet eine Re solution auf Revision des Schlachtvieh- und Fleischbeschaugesetzes, wodurch die Einfuhr ausländischen Gefrierfleisches usw. ermöglicht werde. Das Landwirtschaftsministerium zeige eine mala Lickc» in dieser Frage. (Präsident Dr. Kaempf rügt diesen Ausdruck.) G» Abg. Blankenhorn (Natl.) tritt für die Zeu- trumsresolution ein. und begründet ferner eine Re solution, bei der Beurteilung der Einfuhrfähigkeit ausländischer Weine neben der chemisckjen Analyse auch die Eeschmackprobe zu berücksichtigen. G* Abg. Struve (Fortschr. Vpt.) wünscht baldige Einbringung eines Krankenoflegepersonal- gesetzes und gesetzliche Regeluna de» Hebammen- wesens. Redner fuhrt Beschwerde über die Abweisung jüdischer Medizinalpraktikanten bei Ableistung des praktischen Jahres. Staatsftkretär Dr. Delbrück: Auf.die beiden ersten Fragen bin ich vor nicht langer Zeit einge gangen. Die Organisation einer Krankenanstalt ist äußerst schwer zu verwalten. Deshalb soll man den Lettern möglichst freie Hand lasten. <-» Abg. Gröber (Ztr.): Bei aus öffentlichen Mitteln unterhaltenen Krankenhäusern darf eine konfessionelle Minderheit nicht benachteiligt werden. Nach kurzer weiterer Debatte vertagt sich das Hau» auf Mittwoch 1 Uhr. Fortsetzung der Etats- beratung. Schlutz ^12 Uhr. Sus üem SSchvtchen Lsnütaye. (Telegr. unsererDresdenerRedaktion.) (:) Dresden, 18. März. Die heutige Sitzung der Schuldeputation behandelt« die Frage der k-nfessioaellen Trennung der Schulen und der Schulgemeinden. Es wurden hierzu folgende Anträge gestellt: „Die Volksschule trägt der konfessionellen Zusam mensetzung der Gemeinden oder Schulverbände da durch Rechnung, datz die anzustellenden Lehrer in der Regel dem Bekenntnis der Mehrheit angehören und datz der Religionsunter richt diesem Bekenntnis entsprechend erteilt wird Schulpflichtige Kinder, die anderen Bekenntnissen angehören, haben die öffentliche Volksschule zu besuchen, doch sind sie von der Teil nahme am Relegionsunterricht dieser Schule be freit. In Gegenwart solcher Kinder 'st. wie über- Haupt, alles zu vermeiden, was dazu führen könnte, das gute Einvernehmen zwischen den verschiedenen Religionsparteien zu trüben. Auch Dissidenten, die seiner Religionsgesellschaft angehörcn (H 21 des Gesetzes vom 20. Juni 1571). haben für entsprechend religiös-sittliche Unterweisung ihrer Kinder zu iorgen. Die Entscheidung, ob der diesen Kindern anderweit dargebotene Unterricht genügt, steht der obersten Schulbehörde zu. Ist zu entsprechendem Unterricht keine Gelegenheit, so haben die Kinder am Religionsunterricht der Schule tcil- zunehmen. di« sie betuchen. Die Regierung erklärte, datz sie an den Bestim mungen des Entwurfes bestimmt festhalte. Im Anschluf; hieran sand eine sehr lange Debatte statt, worauf 8 7 des Entwurfes, betr. konfessionelle Volksschule, mit ll gegen 7 Stimmen angenom men. An der Sitzung nahm Staatsminister Dr. Beck, sowie fünf Kommissare des Kultusministe riums und ein Kommissar des Finanzministeriums teil. Nächste Sitzung Donnerstag nachmittag Uhr. Die Finauzdeputation der Zweiten Kammer hat beschlossen, die zur Vermehrung der Lokomotiven und Tender geforderten 2106 000 zu bewilligen. Ferner beschlotz dieselbe Deputation, die für die Vermehrung der Per sonen-, Gepäck- und Güterwagen ge forderten 12 256 000 ttt nach der Vorlage zu be willigen und di« Petition des Vereins sächsischer Holzindustriellcr betr. Vergebung von Aufträgen auf sich beruhen zu lassen. Ferner beschlotz dir Finanr- deputation Ij noch, für die Erbauung und Erwei terung von Heizhausständen auf Lokomo- tiven 200000 zu bewilligen, sowie für den Um bau des Bahnhofes Falkenstein die zweite und letzte Rat« im Betrage von 605 000 ,tt gleichfalls zu bewilligen. Englisches Unterhaus. England und dis spanisch-französischen Marokko verhandlungen. -4- London, 19. März. (T«l.) In Erwtd«rung aus eine Anfrage erklärte Staatssekretär Gr«y im Unterhaus, die britische Regierung wolle an den Verhandlungen zwischen Frankreich und Marokko nicht teilnehmen. Es sei di« allgemeine Regel, datz man gute Dienste nicht an- biete, wenn sie nicht von den beiden in Widerstreit befindlichen Parteien verlangt, und datz man sie nicht verweigere, wenn sie aus diese Weise verlangt würden. Er habe keinen Grund zu der Annahme, datz in diesem Falle Differenzen entstehen konnten. — Lhappl« fragt« an. ob England beab sichtige, alle Jnter«ss«n in Marokko aufzu geben. Grey erwiderte: Unsere Stellung gegenüber Marokko ist gegeben durch Abkommen, die dem Hause vorge legen haben und durch Mitteilungen, die dem Hause im letzten Jahre gemacht wurden. Lloyd (Kons.) richtet« an Grey die Anfrage, ob in der Kr«tasrage die Schutzmächte Kreta» Deutschland und Konwdie haben sie getreulich festgebannt und ein Ensemble geschaffen, in das sich der treuherzige Werner und die kecke Franziska, diese beiden ge hobenen Bedicntenfiguren, gern und leicht einstigen. Isoliert als ein Ueberbleibsel des alten Typs steht nur der Falschspieler Riccau. Das Ganze ist eine „wobrhafte Ausgeburt des Siebenjährigen Krieges". Frau Els« Heims, die Gattin Max Reinharts, war als Minna wieder so bestrickend einfach und entzückend natürlich, ein so inniges Landedelfräülein, daj; jedes Wort de» Lobes vor ihrer herzerfrischenden Kunzr armselig erscheint. Sie entwickelt« unendlich viel Charme und Schelmerei, wandt« mit erquickender Unbewutztheit alle di« köstlichen, einfachen und so überzeugenden Mittel ihrer wohllautenden Sprache, der anmutigen Gesten und Geberden, der neckischen, drolligen Mienen an,, schmälte und schmollte so be zaubernd, datz Tellheim wohl und üoel vor ihr ka pitulieren mutzte! Wie gern tat er es, der starre, stolze Major, den wieder Ernst von Winter st ein mit dem edlen Anstand des echten Offiziers von Adel, des friderizianisckftn Helden voll Trotz und Mannes zucht spielte. Sein grober Packknecht Just fand eben falls in Wilhelm Diezelmann wieder den ruppi gen. treuen Kerl, Len Soldaten seiner Zeit. Aus dem Holze, woraus man treue Kerle schnitzt, war auch der Wachtmeister unseres Ostwaldt, derb und bieder. Er stand wie der vgrtrefflich parlierende Riccaut de» Herrn Bornstedt sicher in dem vorzüglichen Zu sammenspiel der Gäste, zu denen auch wieder die kecke Franziska des Fräuleins Gasny vom Dresdner Hoftdeater zu zählen war. Und der Wirt des Herrn Watzmann, bas ist ein kurioser Kerl! Gern er innern wir uns seines Gastspiels als der eine der „Bummelstudenteu" vorigen Sommer iin Alten Theater. Gestern hat er sich wieder selbst übertroffen und alles zum Laäzen über seine Geschwindigkeit an Körper und Zunge gebracht. Die Regis endlich des Herrn Wild en ha in zeigte die im Vorjahre be währten, stilechten Bilder. Nur «in Feldjäger mit einem königlichen Handschreiben schlug damals noch nicht die Hacken zusammen und vexbeugtesich, wenn er vor einen Major trat. Er gehe beim Wachtmeister Paul Werner in die Exerzierstunde! Der Beifall und Dank für dies« letzte und damit für alle vier Sonderausführungen des Schauspiel hauses war ein frenetischer. ?nul Lestaumbupg. Konzert de» Sevcik^luartett». Klassik und Ro mantik standen einander gegenüber. Keineswegs feindlich, sondern viel eher ergänzend und begriff weitend. Beethovens D--Diir-Quartett aus Opus 18 ist ganz aristokratische Kunst und betrachtet im Ver hältnis zur zeitlichen Umgebung bereits ein erstaun licher Fortschritt zur Welt deS Subjektivismus. Form und Inhalr sind eins und dieser adelt jene. Ioh. BrahmS steht mit seinem jugendfrifcheu G-Moll- Klavierquintett aus klassischem Boden. Mer roman- ttsctte Regungen spielen stark mit, sind tonangebend in dem geisterhaft auf und nieder schwebenden In- termezzo wie im ungarischen Finale, sprechen im Allegro leidenschaftliche Empfindungen, im Andante sckivere Gefühle aus. Und gesellt sich Brahms hier etwa zu den Vertretern der älteren Romantik, wie Robert Schumann, Eichendorfs, Lenau, jo ersteht in Erica der Repräsentant der jüngsten. Sein mehr glänzend als tief wirkendes G-Moli-Quartett läßt den Künstler mit dem Stoffe ringen. Indem er ehrerwoll unterliegt, offenbart er zugleich manch schönen und fesselnden Zug seines musikalischen Ich. Schwer lvird fallen, den Zusammenhang der vier Sähe zu deuten, den so gefühlszerrissenen ersten wie die fast nur wie ein fein instrumentiertes modernes Charakterstück erscheinende Romanze und den nervös erschauernden Mittelsatz; das toll kapriziöse Intermezzo nebst dem durchaus Griegschen Seitengedanken und endlich den ins Norwegische übertragenen Saltarello, bei dem die Lust an Klang und Rhythmus ein und alles bedeutet und in der Tat auch ist. Die genannten Kammermusikwecke hinterließen gestern wieder eine hohe künstlerische Eindrücke aus- lösende Wirkung. Ganz hervorragend schön spielten die Herren LhotSky, Prochazka, Moravec und Zelenka die beiden Streichquartette das Beethovensche mit feinster Tongebung und sorgsamster Führung oer musikalischen Linie, zenes von Grieg in den schnellen Sätzen mit virtuosem Elan, die Romanze mit einer gewissen, den geistigen Gehalt erhöhenden Gefühlsschwere. Das BrahmSsct« G-MoU- Klavrerquintett gab Gelegenheit, in Fräulein Ne- becca Bur st ein, Carl Wendlings Schülerin, ein bedeutsames pianistischeS Talent kennen zu lernen und zu schätzen. Die noch sehr junge Künstlerin verrät Kraft und Energie, zu der sich allmählich noch mehr Poesie und Wärme gesellen möge, hat eine bereit- durchaus treffsichere Technik und scharf ge- prägten Rhythmus. Bon starkem Musiksinn legte diese vortreffliche Vertreterin der anspruchsvollen Pianosortepartie beredtes Zeugnis ab. Alles ward musikalisch augefaßt, nichts übertrieben, dazu auch den vorzüglichen anderen Mitspielern, z. B. in dem stürmischen Finale, Trotz geboten, so daß alles Ivie au- einem Gusse künstlerisch geformt schien. Achten wir also in Zukunft fleißig dieses Talents und seiner weiteren Entwickelung. Loxen Lexnitr. Klavierabend von Teresa Tareüo. Der Zauber, den der Name der Künstlerin von je ausgeübt hat, hatte den großen Festsaal dcS „Zentraltheaters" mit einer begeisterten Menge gefüllt. Die Künstlerin steht heute in ankchauungiichcrer Ruhe über dem Stofs, sie formt ihn mit künstlerischen! Bewußtsein vollständig einheitlich im Sinne de- Komponisten. So war cS interessant, wie sie genau Cbopiu und Schumann unterschied Bei Chopin (H-Moli-Souate) sielen gegen früher die außerordentliche Verbreite rung der Zeitmaße und die iunerliche Darstellung der Lyrik auf, daS Träumen, Jnsichhineiiispielen, die bewußte Zügelung des Temperaments im Inter esse einer klaren und eindrucksvollen Darstellung. Schumanns G-Moll-Sonate gab sie mit mehr phan- tastischem Schwung und genialer Kraft- An Deut lichkeit und plastischer Darstellung war ja von jeher ihr Spiel ein Wunder zu nennen: das hat sich er- halten. Mac Dowells keltische Sonate gewann unter ihren Händen an Bedeutung. Alte Pianisten aber können fick ein Beispiel daran nehmen, wie sie Liszts Etüde „Feux follets" und die 6. Rhapsodie, also »tücke von anspruchsvoller und brillanter Tech- nik, ganz im Sinne LisztS, als Musikstücke dar stellte. Bei aller Brillanz trat nicht sür einen Augenblick die Technik als solckte in den Vorder grund, alles diente der Idee. Vielteicht ist man chem der anwesenden Pianisten ein kleines Licht ausgegaiigeu, daß man hinter den Oktaven der Rhapsodie doch nocb etwas mehr suchen darf, als technische Hebungen. Sobi. Nr. 14L. l06. Jatzrsan-. Selle 3. Oesterreich aufgefordert haben, in der Kretafrag« wieder mit ihnen zusammeinuwirken, und ob, wenn dem so sei, Oesterreich und Deutschland dies abge- lehnt hätten. Grey erwiderte, seine Antwort sei: Nein. Die Schutzmächte hätten gemeinsam über Schritte zu beraten, die zu ergreifen notwendig sein könnte, um den Statusquo auf Kreta anfrecht- zuerhalten. Sie hätten keine andere Macht auf gefordert, sich in Vi« nicht sehr angenehme Ver antwortung zu teilen; sollten aber die Schwierig, ketten wachsen und Anlaß geben zu einer Aus dehnung der Verwicklungen außerhalb Kretas, die nicht vorausgesehen werden konnten, dann sei es seine Hoffnung und sein Wunsch, die, soviel er wisse, von den andern Mächten geteilt würden, daß die Mächte, Deutschland und Oesterreich mit eingeschlossen, ge meinsam beraten würden. Der Gesetzentwurf Ubcr den Mrndestlohu. Premierminister Asquith brachte den Gesetz en t w u r f über den M i n d « st l o h n ein und er klärte, daß er diese Matzregel nur mit Widerstrel»eu Vorschläge, aber die schnelle Anna h m e des Ge setzentwurfes zum Besten Englands als un- bedingt notwendig erachte. Nach dem Entwürfe soll bei den unter Taqe Arbeitenden der Mindestlohn gezahlt lverdcn. Dieier Lohn ist von dem Augenblick an zahlbar, in dem die Arbeiter die Arbeit wieder aufnehmeik. Dir Bezirksausschüsse haben Be stimmungen auszuarbeiten, um die Regelmäßig keit der Arbeit zu sichern. Während der Ar beiter den Arbeitgeber auf Zahlung des Mindest lohnes eimach verklagen rönne, müßte zum Schutze des Arbeitgebers festgeseift werden, datz zum Bezüge des Minöestlohnes nicht berechtigt sei, wer die von den Ausschüssen auszuarbeiteuüen Bestimmungen zur Erreichung einer Regelmäßigkeit der Arbeit nicht ein hält Der Gesetzentwurf enthält keinerlei Straf bestimmungen, ein Zwang wird nach keiner Weise ausgeübt. Der Arbeiter kann zur Einfahrt nicht ge zwungen werden, der Grubenbesitzer kann sein« Gruben schließen. Asquith erklärte, der Entwurf sei nur als eine vorübergehende Maßregel anzusehen, die drei Jahre lang in Kraft bleiben werde. Er hoffe, daß der Entwurf Erfolg haben werde. Der Gesetzentwurf über den Mindest, lohn wurde in erster Lesung einstimmig an. genommen. Man glaubt allgemein, datz die Bill am Sonnabend zum Gesetz werden wird. Zum Streik in Sachsen. -4- Freiberg (Sachsen), lO. März. iTel.) Das König!. Bergamt teilt über seine Vermitt« lungsaktion im sächusihcn Bcrgarbeiterstreik mit, datz es sich bei der Besprechung vom Sonnabend nur um eine Fühlungnahme mit den Werksvertretern ge handelt habe, die aber eine Anrufung Les Schieds gerichts nach wie vor ab lehnten. Darauf mutzte auch die gemeinsam« Verhandlung mit Vertretern gehandelt habe, die aber eine Anrufung des Schiedsgerichts nach wie vor ablehnten. Darauf mußte auch die gemeinsame Verhandlung mit den Merks- und Arbeiteroertretern unterbleiben. Die Zahl der Ausständigen betrügt jetzt nach Fest stellung des Kgl. Bevqamlcs im Durchschnitt 35 P r o- zent der Belegschaften. Der Streik im Bückeburger Revier beschlossen. Bückeburg. 19. März. (Tel.) Heute fanden in verschiedenen Orten Versammlungen der Arbeiter Les fiskalischen Gelamt-Kohlenbergwerks in Obernkirchen statt, in denen das Ergebnis der Verhandlungen .zwischen -en Arbeiterausschüssen und dem Bergamt bckanntgegeben wurde. Die Erhöhung des Lohnes um 10 Pf. ab 1. April wurde als unzureichend bezeichnet und mit -^-Mehrheit der Streik be schlossen. Die Gesamtbelegschaft beträgt rund 2500 Mann. Ein Spion während einer Schießübung verhaftet. -> London, 19. März. (Tel.) Während einer Schießübung im Fort Freshwater auf der Insel Wight wurde außerhalb des Forts ein Mann an- scheinend ausländischer Herkunft unter Spionage verdacht verhaftet. Der Verhaftete hatte einen photographischen Apparat bei sich. Die in der Ka mera befindlichen Platten werden gegenwärtig von den Bebörden entwickelt. Der neue russisch« Gesandte in Bukarest. -4- Petersburg, 19. März. (Tel.) Der russische Botschaftsrat in Berlin v. Schebeto ist zum Gesandten in Bukarest ernannt worden. * Zur Flucht de» Straßburger Fesselballon». --- Straßburg, 19. März. (Tel.) Der Zustand des bei der Ballonkatastrophe verunglückten O b e r l e u t n a n t s C l o r e r ist fast h o f f n u ng s- l o s. Neben einem Schüdelbruch bat er einen Ooer- armbruch, einen Obcrschenkelbruch und starke Quet schungen, vielleicht auch innere Verletzungen davon getragen. Das Befinden des Oberleutnants Roemer ist verhältnismäßig gut. In l-elprlx. I »r»nri ' MI) l.,ki- lom-e- r»I»r llolitor I«k!- Isoc?!- iizkoll l-ror. Moil- Nir», '"1 ! S»N,rn,;I»»S ie. ddeüS: S lldr OSl.i ,k r> 4 IiolUr, tr««»,o iS. frll, 7 Ukr »2.V 4- 7.S 40 50 d i>,k,r. iroc»,o IS n-clm. 2 II!>r stsb.ii! s- dS 7 Irid, iro-»«" Iemo«r»<or»>t«m, »n> >!, Um >!>«»<!» Z l>»r: ittokii« lemkoriiur: 4-11,2. 0,1,1, k«mo«r»!ur: -4 1-^- iilirn pro ^oo!lr>1m«l,r: l>Z. P1,«.i,«m,r S»11«r«-r!>ii1: Vo-»!«z«rttl d«,l,r, Irockeo» iMs-unz. IVftteruvksrerlank in >»eb!,ea um 1!1. Ilitrr. »itterun^zveriauk 1» Ureiinen rom 18 di-, Ist. Nür«. m I»»o»»i»i m,o IU4» «odUx, Loda- ddd, -IHM!,- l>r»,ü«'i . . lld -s- S.d n 50 — l.,>orlx . 117 4- 112 i.r Lil L 0.2 — Suiir«, -s- 12./ - '.'.d LS L — -i- 10.0 4- 2/, 5 4 — Gi,o . . . 2»- -s- d/. - 0.» L l 227 i »d 4- S.« ii 2 — ei,,„ 2öS 4- 10.0 4- 0.7 PS 4 — »r«I!>,ri pro 4- 7.7 4- l.r 5 2 — Hoooiodn, 4- S.S 4- 02 5» 4 — im« . . ov 4- d.j - 0.4 LS 4 ar. 4- 4.0 - 5 5 E» iil,od,r« . /di 4- 2.0 - r.b « 4 IMirnikNi 77S 4- 2.S — z.r L 4 o.o 7I,iil,I»,rx .1 tttt 4- ir - 4» t« 4 — Xm 18. ASrr trat nur vereivrdt d'ieäersrk ag ev. 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