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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.03.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120320012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912032001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912032001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-20
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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l2. wurden chossen. einem genden Mail normen großer es den icht ge- eber.) :r von unter ieber r Vor- s Bezu-r-Prel- flr L«t»,ta i»d P»r»n, d«rch Mifer» Ir-a», ««» r«»I ««»tich b,» Pa», »edrochi « V». minotU ».» ««. vienrliülnl. V«> ui>>«r» tzittale» ». Oie» «atzmeftelle» adurdott » PI. «»»aU, LS Ott. »tttteya-rl. »»eck ». O»pr innerhalb Drniichiand» and der dantlOan Oolon>»i> »i»il»>iah,i. ».« Ott„ »dnatl. i.A Ott. «u»jä>Ü PoftdeltrUgeld Kerner in Velai»^ Daneinart. den ^»nauftaare», Italien. Luiemdarg. Viederlnnb», «,r- wegen r e/teiiei» . Unaae». Vuhiond. vchweden, vchweit, tzpani»» In allen übiiaen kiaatea »n> dnett durch dt« EelchattdfteU« den Platte» erhüttuch. Do» raoedlott »mdeint r«al täglich, tronn» ». iieierrao» na< Margen». Lbonnementd-Onnahm» A»da»»i»a«a, dei anieien trauern. Ntt>al»a.chp«dileure» «no UnnohmrtteUe». >«a»l« Poaimlera und Bnelttaaern. io Morgen-Ausgabe. 'chMtrTilgMM «.i..-efch..j!r^Handelszeitnng. Ämlsvkatt des Rates und -es Nokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Ur. 145. Mittwoch, üen 50. März I9l2. Anhei-tv PrelS f», Inserat» an» U»t»ita and Umgebnn, dt« ilpalttg«P«Nt»»tl» L PI-dte SteNam«» »etl, l Ml. »o» a»»wütt» LU Ps, Oekiomen Ml. Inleral« o»n Behörden »m amt- ttcha, DeN die Pettttell, « Ps S«Ichäft»an»«lgen mtt Pla»o,rlchrift«n im Prey, «rdöhl Hadatt nach larif P«Ua,«aed!IhrE»Iamt» auslag« L Ml. o ^aalend »rkl. Postgebühr, reildetlag» „öder. Feltert.M» «uttrag» können nicht «urück- aerogen werden Nür da» ikrlcheinen an oestimmten lagen und Pläne» wird kein» ibaranti« Übernommen. An«eigen»Ännadm«. I»h»»»t»gng« 8, der lämtlichen killiolen u. allen Onnoncen- Lrvedtttonen de» In» und Äu»landc». Dens in» Verla, »»» gliche» L «lirften Inhaber: Panl Nlirlten. Nedntti.» e»d «Selchäil»lt«0,i 2odannt»gall« it. -an»t-AlU»l» Dee,»»»: Seeftra-e L 1 lTelephon «SAL 106. Jahrgang. Kränkt, liegen, tätig, 'ig- ch ein i, wie ie An il ein d n »so» hutz). kN bcr inder- 9934), zeigen ürd. andclS- cheilcu, nllctoir htSsaal amtlich Rück. wird läßt isher inem . Gc- üben l ge- lgen! ehört sunge st du nicht, -eiter incm , mit und d die Lasche a auf Rode- forde- ad da Kauft i ihre i das ld ist ionen n am fitze n- -pitzei'. aber id die it be- siuster Sitzen gstens mehr amen- chr so r, die eierte, mehr Blü ht, so > von sind Band lnter- oder höher e leyl i, wie iäsche- >aupt- benso- leider an in iderne 30 Seiten IW" Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 1V Seiten, die vorliegende Morgennummer 2» Seiten, zusammen Das Wichtigste. * Der Bergarbeiter st reit im Ruhr revier ist beendet. Die Arbeiter nehmen di« ' Arbeit heute bedingungslos wieder aus. sS. b-s. Art. S. 1.) , * Nach den letzten Dispositionen tritt der Kaiser die Korfureise programmüßig Frei- tag nachmittag an. (S. Letzte Dep. S. 3.) * Der Reichstag hat am Dienstag die zweite Ecsung des Etats des Reichsamts des Innern in zwei Sitzungen fortgesetzt. (S. bes. Art. u. Bericht. S. 9.) * Das Preußische Abgeordnetenhaus hat am Dienstag die Beratung der Interpella tionen über den Bergarbeiter st reit be endet. sS. Bericht. S. 10.) * Zn Fez ist ein französischer Znstruk - tionsoffizier von einem eingeborenen Soldaten ermordet worden. (S. bes. Art. S. 2.) * In einer Grube bei Ratibor sind drei Bergleute durch hereinbrechende Erd massen getötet worden. (S. Tageschr. S. 10.) * Theateranzeigen siehe Seite 19 u. 20. MiKisterverbrauch. Aus nationalliberalen Kreisen wird uns ge- schnellen: Eugen Richter soll gesagt haben, es sei immer gut, wenn ein Minister gestürzt werde. Die Presse von heute ist geneigt, zu denten, es könne nie schaden, wenn aus die Regierung und den leitenden Staats mann geschimpft iverde. Herr v. Bethmann Holl weg steht wieder einmal in der „Drecklinie". In der Tat hat die Publizistik diesmal Grund, der leitenden Stelle zu zürnen. Man läßt sich nicht gerne irrefiichren; die Mitteilung der „Nordd. Allg. Ztg." vom Freitagabend über die hergestellte Einigkeit in der Deckungsfrage hat zweifellos irreführend gewillt. Sieht man genau zu, ,o ist die Mitteilung wörtlich vollkommen wahr; aber die Sprache ist dazu da. ver standen zu werden; man hat die Sprache vom Frei tagabend nicht verstanden und einen „Sieg Wer muth s" herausgehört. Einen Tag später kam dann die Mitteilung vom Rücktritt Wermuths. Und da wirkten wieder einige Preßmitteilungen ver wirrend, denen man. auch nach Anwendung quellen- kritstcher Regeln, Bedeutung beimesjen must le. Die Opposition — vgl. das „Berl. Tagebl." — sog daraus - Nahrung, daß sie Regierung vor der Entscheidung mlt üen Konservativen über die Aufhebung der Lie- bcsgabe verhandelt habe und daß dem bayrischen Ministerpräsidenten v. Hertling ein sogenannter „Triumphwagen" zur Verfügung gestellt jein sollte. Beides wurde am Montag mit Bestimmtheit de mentiert. Aber von Sonnabend bis Montag konnte man desto mehr schimpfen. Es ist etwas Eigenartiges mit der Sympathie für scheidende Minister und Staatssekretäre. Es scheint, daß diese selbst in der wehmütigen Stimmung des Abganges auf die Augenblickssymparhie der Ocsfent- lichleit mehr Gewicht legen, als sie tatsächlich wert ist. Nicht leder scheidet wie Caprivi, der sich ver grub, und wie Miquel, der bald oahinstarb. Hellauf flammte die Sympathie für Lindequist bei dessen Ab gang; Dernburgs Volkstümlichkeit war fast wieder herzestellt, als er ging, obwohl seine Kolonialpolitik gerade von nationalliberaler kolonialfreunülicher seite heftig angegriffen worden war. Beider Männer Abgang wird in der viel Treffliches enthaltenden Leipziger Rede des Abg. Bassermann bedauernd er wähnt. Aber wundern muß man sich doch, daß der natronalliberale Führer auch den ehemaligen preußi schen Finanzminister Freiherrn v. Rheinbaben unter den Persönlichkeiten nannte, die der Kanzler „verschlissen" habe. Wie heftig ist Freiherr v. Rhein baben früher von nationalliberaler Seile angegriffen worden. Man hat ihn als den parteikonservativen Mann, als den Vertreter des reaktionären Prinzips in der Regierung gekennzeichnet. Zu Beginn des Dezembers 1907 ist aus den Kreisen der national liberalen Reichstagsfraktion ein klares Mißtrauens votum gegen ihn erlassen worden. Und jetzt soll sein Ausscheiden aus der Regierung dem leitenden Staats mann auf das Schulükonto geletzt werden ? Da fehlt denn doch di« wünschenswerte Gleichmäßigkeit des Urteils; man sieht wohl das Bestreben, ter Kritik zu frönen, nicht aber die sachliche Berechtigung. Daß an die Stelle des konservativen Rheinbaben der bis her für nationalliberal geltend« Oberbürgermeister Magdeburgs, Lentz«, getreten ist, verdient schließlich auch Erwähnung. Man traut seinen Augen nicht, wenn man in «inem fortschrittlichen Blatte ein« satirisch« Betrachtung über den Verbrauch von Ministern unter Beth mann Hollweg lieft. Als ob es nicht gerade der Fort schritt wäre, auf dessen Seite man oesonders schnell bereit ist, den Ruf zu erheben: „Fort mit diesem Minister, er hat unser Vertrauen verloren." Man hätte es auf dieser Seite für richtiger gehalten — und dem Grundgedanken des parlamentarischen Systems würde es sicherlich entsprechen —, w.nn mit der Annahme der Reichsfmanzreform durch die ver bündeten Regierungen und der Zerstörung des Bülowblocks lümtliche maßgebend« Männer der Reichs- und preußischen Regierung gewechselt hätten, wenn aus den Reichstagswahlen von 1912 di« gleich: Folgerung gezogen wäre, wenn der Kriegsmrnister v. Heeringen wegen seiner Haltung zur Frage der jüdischen ReserveoFiziere und der adligen Regimen ter, wenn der Kultusminister v. Trott zu Solz w.'gen seiner Nachgiebigkeit gegen kleriiaie Machtanjpruche. der Minister des Innern v. Dallwitz wegen seiner „ultrarcaktionärcn" Gesinnung, der Staatssekretär des Reichspostamtes Krackte wegen seiner „un modernen" Ansichten über Beamtenrechte gegangen wären. Und Laß Herr v. Kiderlcn-Wächter wegen allgemeiner Unfähigkeit und Unwüröigkeit längst hätte gehen müssen, versteht sich doch in weiten poli tischen Kreisen von selbst. Lediglich die Tatsache bes Ministerverbrauchs durfte von dieser Seite, wenn sie konsequent sein wollte, nicht getadelt werden. Wenn statt dessen der Beweis geführt worden wäre, daß gerade die libe ralen Minister mit dem Reichskanzler nicht zu sammenarbeiten konnten, so wäre diestr Beweis vom liberalen Standpunkt aus folgerichtiger und vom ällgemeinpolitischen wichtiger. Auch eine er höhte Aufmerksamkeit des ganzen liberalen Volks teils darauf, ob nicht im Bundesrat klerikale Macht ansprüche sich durchzusetzcn suchen, erscheint ange- bra-bt. Darüber hinaus haben die Nationalliberalen ein besonderes Anrecht, das Scheiden Wermuths zu bedauern, denn sie haben in öffentlicher Reichstags sitzung seine finanzpolitischen Grundsätze rückhalt los gebilligt. Auch ist von nationalliberaler Seite in der Presse immer wieder auf die schleunige Eindringung um fassender Wehrvorlagen gedrängt worden. Das ist ein entschiedener Standpunkt, während der volks parteiliche Führer v. Payer auf der letzten Tagung hinsichtlich der Wehrvorlagen eine „abwartende Haltung" empfohlen hat. Diese Zurückhaltung scheint uns etwas zu weit zu gehen. Wenn man sich über die Notwendigkeit einer Verstärkung unserer Rüstung noch nicht klar ist, kann man am Ende auch den Gegnern Wermuths nicht mit Entschiedenheit entgegentreten, die die Notwendigkeit einer Er schließung neuer Steuerquellen noch nicht als er wiesen ansehen. ... Die Haltung der Nationallrberalen sowie der in diesen Fragen scheinbar mit ihnen zusammenstimmen den Freikonseroativen und ihr Bedauern über das Scheiden des Staatssekretärs, dessen Tatkraft die Finanzierung der Rüstung zu gewährleisten schien, ist begreiflich und folgerichtig. Wie lange man bei diesem Bedauern verweilen will, ist eine Frage der Ereignisse. Zwischen ?iner Rede des englischen Marineministers, in der die deutsche Flotte ziemlich unumwunden als „Luxus" bezeichnet wird, und einer zweiten, in der ein Vergleich zwischen eng lischer und deutscher Flotte im Kriegsfälle angestellt wird, wie er uns Deutschen unmöglich gefallen kann, mag schließlich nicht viel Zeit für einen deutschen Reichskanzler sein, einen Schatzsekretär zu bitten, sich doch gefälligst nicht mit dem ganzen Bundesrat zu überwerfen. Innerdeutsche Reibungen können wir jetzt nicht brauchen und. wenn der Kanzler sie kurz erledigt, so sollte ihn deswegen am wenigsten Tadel treffen. Nur sollte er nun die errungene Einigkeit durch energis'ches Auftreten nach außen zeigen und nutzen. Die fortgesetzten unpassenden Roden des englischen Flottenministers erheischen gebieterisch eine Antwort. Das Schweigen der deutschen Negierung wird falsch verstanden. Man soll endlich mit gleicher Münze hoimzahlen! Kslineletz und Statistik. (Stimmungsbild aus dem Reichstage.) sls Berlin, 19. März. „Die andauernden Debatten sind die übelsten Folgen des Kaligcsetzes." Das meint der Abg. Goth ein (Bpt.) Eine Ausdehnung der Rede flut ist nun einmal bei unseren politischen Ver hältnissen die Folge einer jeden Vermehrung der gesetzgeberischen Tätigkeit des Reichs. Gothein hat keine Freude an dem Eingreifen des Reichs gehabt; den „Krach" in der Kaliindustrie» sieht er als unaufhaltsam an. Durchschnittslöyne der Arbeiter und Propagandagelder wurden beson ders ausführlich besprochen, auch die Frage des Staats Monopols hincingezogen. Gothein verhielt sich nicht unbedingt ablehnend. Der Nachfolger des Fortschrittlichen Führers Wiemer in Nordhausen, Tr. Eohn (Soz.), und sein Parteigenosse H o ch waren sogar mit vollem Her zen kenn Staatsmonopol. Eine erfolgreiche Be kämpfung der Propagandagelder als solche und auch eine Hincinziehnng des Bundes der Land wirte in die Debatte war heute taum noch zu verzeichnen. Der Vertreter der Reichsregicrung, Unterstaatssekretär Richter, erklärte, die Frage, ob Bund der Landwirte oder Hansabund politische Organisationen scicn, für ziemlich be langlos; Hauptsache sei, daß die Gelder auch wirklich der Kaliverwertung und der Aufklärung darüber zugute kommen. Schließlich wurde als vierte AuSgangsstation für Frachtbercchnung weder Müll)äusen noch Straßburg, sondern Col mar bestimmt. Die Resolutionen, mit deren Erörterung man schon gestern begonnen hatte, wurden angenommen. Bei den'Anfordcrungen für das stati st i s chc A m t wurden zahlreiche Wünsche nach neuen Er mittlungen vorgebracht. Zum großen Teil waren sie als Vorarbeiten für ein Eingreifen der Ge setzgebung oder der Verwaltung gedacht, so bei den Binnenschiffern, den großstädtischen Chasseu ren, den Srraßeubahnbeamren und den Rechts anwaltsbureaubeamten. Während neulich in einer Resolution allgemeine Produktions statistiken verlangt worden waren, wünschte heute eine von den Fortschrittlern eingebrachte Resolu tion Ermittlungen in der Frage, wie weit land- wirtschaitliche Betriebe genötigt sind, selbst Ge treide, Mehl, Brot usw. zu taufen. Professor Dr. von Schulze-Gävernitz (Vpt.), der neue Vertreter Freiburgs im Breisgau, be gründete die Forderung und gab sich sehr land wirtschaftssreuudlich, namentlich als Freund des Bauern. Ihm schwebte eine badische Statistik als Muster vor. Abg. Oertel «Kons.i verwies dem gegenüber auf eine vom Bund der Landwirte im Königreich Sachsen veranstaltete Umfrage. Der konservative Abgeordnete beendete getreu dem Sitzungsplan genau um 6 Uhr seine Rede und der Präsident beraumte die bereits ange- drohtc Abendsitzung auf 8 Uhr an. Das Ende deS Streiks im kubrrevirr. Bochuin, IN. Mar . (Von unserem Lpe ialkorrespondenten.) Nach sechs stündiger Beratung der Revierkon seren; deS „Dreibundes" haben von S77 Stimmberechtigten 34S für Fortsetzung deS Streiks und 21S für Abbruch desselben gestimmt. 13 meiste Zettel wurde« abgegeben. Da die erforderliche Zweidrittelmehrheit für die Fortsetzung deS Streiks nicht vorhanden war, wurden die Berg arbeiter in einer darauffolgenden öffentlichen Versammlung auf gefordert, die Arbeit morgen be dingungslos wieder aufzunehmen. Die sozialdemokratischen Hetzer stehen vor dem „Erfolg" ihres Werkes: Die Bergarbeiter nehmen beute morgen die Arbeit bedingungslos wieder auf. Wären die Folgen sür die betroffenen Arbeiterfami lien wicht zu traurig, man wäre versucht, diesen Aus gang des Streikes mit Genugtuung zu begrüßen, denn wohl selten ist ein Streik jo ausschließlich durch so- zialdemokratijchen Agitationsübermut heroorgerusen worden wie dieser. Die warnende Stimme der Re gierung, die Mahnungen des einsichtigen christlichen Verbandes wurden übertönt von den wilden Agi- tationsreden sozialdemokratischer Hetzer, die — charak teristisch für die meisten sozialdemokratischen Ideen — die „Macht des Proletariats" predigten, ohne bei ihrem Geschrei auch nur an die nächste Zukunft zu denken. Nun, die Bergwerksbesitzer haben noch am Freitag den Streikenden gegenüber ihr Entgegen- kcmmen gezeigt durch die Mitteilung, daß gegen die jenigen Streikenden, die am Sonnabend die Arbeit wieder aufn:hmen würden, das Dertragsrccht nicht an- gewandt werden würde. Die Führer des Streikes haben es jedoch für besser gehalten, ihre „Macht" noch zwei Tage länger zu zeigen, um die ihnen fol genden Arbeiter um so mehr zu schädigen. Der Streik ist so in seinem ganzen Verlaufe das charak teristische Bild rücksichtslosesten Terrorismus. Das deutsche Volk hat dom Streik von seinem ersten Tage an ohne Sympathie gegenübergestanden und ein sichtsvoll« Männer haben im Reichstag und im preußischen Parlament den Streik in dieser Form verurteilt. Möge sein Ausgang vor allem dazu beitragen, das Streikfieber zu heilen, das jetzt — im Grunde ebenso durch das englische Beispiel angeregt wie die Bewegung im Ruhrgebiet — sich über ganz Deutschland «usbreitet, — nicht zum mindesten in unserem Sachsenlande! Der verlorene verysrdeiterltrelk. lDon unserem Spezialkorrespndenten.) pk. Bochum, 19. März, abends 6 Uhr. Nachdem heute vormittag 9 Uhr hinter ver schlossenen Türen die drei Streikverbände eine Konferenz abhielten, in der 577 stimmberechtigte Bergarbeiterdelegierte vertreten waren, hat man in siebenstündiger, teilweise sehr erregter Aussprache alle Umstände sür und gegen die Fortsetzung des Streiks verhandelt. Nachmittags gegen Uhr kam eine Abstimmung zustande, die ergab, daß 319 Dele gierte für ein Weiterstreiken stimmten, wogegen 215 für Abbruch des Streiks stimmten. 13 weiße Zettel wurden abgegeben. Infolge dieses Ergeb nisses wurden aber die Verhandlungen noch nicht ab gebrochen, vielmehr herrschte eine kolossale Nieder geschlagenheit bei den Delegierten, weil ihnen der Streik mehr denn je als aussichtslos erschien und man unbedingt einen anderen Beschluß herbeiführen wollte. Als nach weiteren zweistündigen Erörterungen das Abstimmungsverhältnis keine andere Form an nahm, wurde ausfallenderweisc plötzlich von den Leitern der Bergarbeiteroerbände erklärt, man könne eine derartige wichtige Entscheidung eigent lich nicht der Delegiertenkonferenz überlassen, sondern wolle sie der Abstimmung der Arbeiter unterbreiten. Dieselbe Delegiertenkonferenz hat aber am Sonntag vor 8 Tagen die Befugnis gehabt, über den Anfang des Streiks die Entscheidung zu fällen. Heute abend fand daher eine Massen- Versammlung von Bergarbeitern im Schützenhof zu Bochum statt, wo die erregte Menge auf die Worte der Delegierten lauschte und schließlich ohne besondere Motivierung und ohne besondere Abstim- stimmung verkündet wurde: „Da die Delegiertenkonferenz keine erforderliche Zweidrittelmehrheit für die Fortsetzung des Streiks gefunden hat, geht ihr Leute ruhig nach Hause und nehmt morgen die Arbeit bedingungs los wieder auf." Das ist der lapidare Schluß des mit so großem Aplomb ins Werk gesetzten Bergarbeiterstreiks. Im Herner und Dortmunder Revier, wonach 70 Prozent der Belegschaft streiken, befürchtet man, daß diese nicht sogleich morgen dem Rufe nach Wieder aufnahme der Arbeit folgen werden. Vielmehr dürften hier noch Krawalle zu befürchten sein. Dynamitattenkate. Dortmund, 19. März. (Tel.) 2n Asseln (Landkreis Dortmund) wurden in der vergangenen Nacht an den Wohnungen dreier Arbeitswilliger Dynamitpatronen zur Explosion gebracht. Tür n und Fenster wurden stark beschädigt, Personen nicht verletzt. Die Behörden haben eine Untersuchung «ingeleitet. Auf die Ermittlung der Täter ist eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt worden. G Der Streik in Sachsen. (Doy unserem Spezialberichterstatter.) —«. Ehemnitz, 19. März. (Tel.) Die Lage in den sächsischen Etreikrevieren ist heute fast unverändert. Im Oelsnitzer Revier streiken 50—52 Proz. Zum Schutze der Arbeitswilligen wur- den starke Gendarmerieaufgebote aus der Lausitz herangezogen. In Lugau streiken auf den großen Zechen 38—40 Proz. Im Zwickauer Revier hat der Streik den erwarteten Umfang nicht an genommen. Von 10460 Mann sind nur 4307 in den Streik getreten. Auch hier mußte Gendarmerie von auswärts herangezogen werden. O- Die Streikbewegung im Bückeburger Revier. Bückeburg, 19. März. lTel.) Beim Gemeinschafts wert Oberkirchen sind heute früh von 940 Arbeitern 459 angefahren. An der Konferenz, die gestern abend zwischen den Vertretern des Bergamts und den Bergleuten stattgefunden hat, wurde vom Bergamt ab 1. April eine Erhöhung des Lohnes um zehn Pfennige pro Schicht zugestanden. Nachmittags und abends finden in verschiedenen Dörfern des Berg amtes Bergarbeiterversammlungen statt, in denen die Entscheidung über den weiteren Streik getroffen werden soll. Streikgefahr im Beuthener Revier. Zabrze, 19. März. (Tel.) Die Bewegung der Schlepper vom Hermannschacht griff auch in ziem lichem Umfange auf die P o r e m b a s ch ä ch te über und scheint sich auch auf den Georaschacht ausdehnen zu wollen, während auf dem Weslfelve alles ruhig ist. Bei der gestrigen Nachtschicht fehlten auf dem Hermannschacht 319 von 684, auf den Porembaschächten 233 von 684 Mann Heute früh fuhren aus dem Hermannschacht 581 von 777 an, aus den Porembaschächten 255 von 702 und auf dem Georgschacht 95 von 596 Mann. Der Streik in Böhmen. Aus Prag wird gemeldet: In Brüx sind bei der Nachmittagsschicht von 736 Bergleuten 634 nicht eingejahren. Zum Sckmtz der Arbeitswilligen ist Gendarmerie aufgedoten worden. 2m Teplitzer Gebiet wird der Streik für den 31. März angekundigt, falls die Forderungen unbeantwortet bleiben; ooch hält ein Teil der Ar beiterschaft diesen Zeitpunkt für zu weit hinaus ge schoben, mit Rücksicht auf die der Lösung sich nähernde Streiklage in Deutschland und England. 2m Klad- noer Revier haben die Grubenbesitzer beschlossen, eine Lohnerhöhung vom 1. April ab in Aussicht zu stellen. * Der drohende Generalstreik in Frankreich. Aus Valenciennes wild gemeldet: Die Delegierten der Syndikatsabteilungen haben den Streik beschlossen, man werde versuchen, ihn zum Generalstreik zu machen. Die Bergleute des Gebietes von Abscon haben gleichfalls für den Streik gestimmt; sie fordern den achtstündigen Ar- beitstag und nach 25 Jahren Arbeit eine Pension von täglich 2 Fr. Weiter wird gemeldet: Balencienne». 19 März. lTel.) Der Streik der Bergarbeiter breitet sich über das ganze Revier au» Von 13 000 streiken 6500 Mann.
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