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Line Swnüe zu lpSt. Roman von A. von Liliencron. (Nachdruck nerboten.) „Ich denk«, das kann der jungen Dame von Ihnen zuteil werden. Ich fühlte durchaus keinen Beruf in Erziehungsversuchen", antwortete er kühl. Die ihm zugeteilte Aufgabe berührte ihn peinlich, und er nahm sich ror, keinesfalls auf sie einzugehen. Rur auf den ausdrücklichen Wunsch seiner Mutter war er hierher gefahren, aber er wünschte keine näheren Be ziehungen mit diesem Evchen anzuknüpfen. Freund lich wollte er sein, das hatte er sich oorgcnommcn, denn das arme Ding tat ihm leid, aber weitergehen wollte er keinen Schritt. Die Vorstellung der beiden jungen Leute spielte sich naturgemäß steif und förmlich ab. Aehnlich ver lief das Mittagsmahl. Nach Tisch forderte das alte Fräulein ihren Schützling auf, dem Letter die Eiche mit den roten Blättern zu zeigen, und blickte dann wohlgefällig dem jungen Paare nach, wie es den Kiesweg des Gartens dahinschritt. Es waren harmlose Worte, die die beiden mit einander wechselten. Kerkau erzählte der Cousine, daß die Tante ihn beauftragt hätte, «in neues Reit pferd für sie auszusuchen, und nun wurde eifrig über die Farbe des Tieres verhandelt. Evchen wollte durchaus, daß es ein Rappe sein sollte mit langem Schweif und einem weißen Abzeichen auf der Stirn. Er behauptete, daß Kleider nicht Leut« machten und das Fell nicht das Tier, und daß es allein darauf an käme. ein Pferd für sie zu wählen mit gesunden Knochen, ohne Tücke und voll Temperament. „Ueber- lassen Sie mir das, Cousinchen", schloß «r. „Sie sol len mit meiner Wahl zufrieden sein." Sie war schwankend geworden. „Wenn Tante Sibylle Las Pferd hübsch findet, dann soll mir alles recht sein", erklärte sie. Er lachte. „Also meinem Geschmack trauen Sie doch nicht so völlig, nur meine Mutter lassen Sie als Schiedsrichterin gelten." „Ja, was die sagt, ist immer gut, und was sie will, das tue ich." Eva ereiferte sich immer mehr und behauptete nur ganz ernsthaft: „Ich nehme das Pferd, wenn es Tante Bylle gefällt, und wenn es nur drei Bein« hätte." Das war nun freilich weit über das Ziel ge schossen, aber das Wort rührte Bruno doch um der Liebe zu seiner Mutter, die daraus sprach, und mit warmen Worten erklärte er ihr, daß er sich alle Mühe geben wollte, ihr Bestes zu fördern. Evchens blaue Augen konnten eigentümlich fra gend, fast forschend blicken: das war ihm schon mehr mals bei Tische ausgefallen, wenn er dieses oder jenes gesagt hatte. Auch jetzt sah sie ihn mit diesem nachdenklichen Ausdruck an. „Nun, trauen Sie mir nicht recht zu, daß ich mein Versprechen gewissenhaft halten werde?" scherzte «r. Sie nickte. „Sic sind ja Tante Sibyllens Sohn, da werden Sie's schon tun", und mit einer unge- stümen Bewegung reichte sie ihm beide Hände, und ihre Augen strahlten ihn an. „Ich danke Ihnen, daß Sie sich so viel Mühe geben wollen mit dem Vfcrde. Sie sind so freundlich und lieb, wie Tante Sibylle. Gestern hatte ich viel Heimweh nach Bir kenfelde und nach der Tante. Da war ich froh, daß wenigstens Sie kommen sollten. Ich war sterbens unglücklich." Ihm tat das junge Ding leid. „Ich glaube, Lou- sinchen, daß man in Ihren Jahren noch gar nicht weiß, was das heißt, sterbensunglücklich zu sein. Heute gibt es einen Regenschauer, morgen lacht die Sonne." Eva sah ihn vorwurfsvoll an. „Sie haben Ihre Eltern und Ihre Kameraden, sind frei und glücklich und werden mit nichts gequält: da können Sie gar nicht wissen, was Sehnsucht ist." „Vielleicht doch", antwortete er. aber so leise, daß Eva, die mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt war, gar nicht auf das Wort achtete. Ihm war bei des Mädchens Worten zum Bewußtsein gekommen, daß auch er die Sehnsucht kannte. Seitdem er vor etlichen Wochen zum letzten Male in Wentrup gewesen war, umschwebte ihn wie ein süßer Traum Bärbchrns zarte Gestalt. Ihr liebreizendes Antlitz hatte ihm oft zugelächelt, wenn er auf der Geige spielte, und er hatte dann gemeint, leise, ganz leise ihre glocken reine Stimme zu hören, die seine Weisen begleitete. Da war es denn geschehen, daß er die Geige weg gelegt und daß Sehnsucht, brennend heiße Sehnsucht nach Hündchens Nähe ihn beschlichen hatte. Evas Stimme weckte ihn aus dem Sinnen. „Ich habe kein« Eltern und keine Heimat, und von Bir- kenfeloe, wo ich glücklich war, mußte ich weg. Vetter Bruno. Sie mögen es mir glauben oder nicht, hier halte ich es nicht länger aus." „Meine kleine Cousine wird schon lernen, daß man Fesseln, die uns angelegt werden, nicht will kürlich brechen darf." Ihr« feinen Augenbrauen zogen sich zusammen. „Aber wenn es doch so gräßlich ist." „So muß man tragen lernen, und mit der Zeit gewöhnt man sich auch daran", erklärte er und kam sich dabei sehr weise vor. Da war er wieder, der tiefe, fragende Blick des Mädchens, der weit über ihre Jahre hinausging. „Vetter Bruno, haben Sie sich auch schon einmal an etwas Gräßliches gewöhnen müssen?" erkundigte sie sich. Er dachte an den Tag, als er sich von Hündchen trennen mußte, und antwortete ernst: „Ja, Evchen, das ist auch mir nicht erspart geblieben." Mit einer raschen Bewegung war sie dicht an ihn herangetreten, hob das glühende Antlitz zu ihm auf und fragte dringlich: „Haben Sie gar nicht da- gegen aufgemuckst, und würden Sie nicht versuchen, sich dagegen aufzulehncn?" Er lächelte über ihren Eifer. Das war ja eine richtige Gewissensfrage, die sie ihm vorlegte, und er war einen Augenblick unsicher, was er ihr antworten sollte. „Ich will ehrlich sein, Cousinchen", gestand er. „Gefügt habe ich mich, aber ohne Mucksen, wie Sie es nennen, ist es nicht abgegangen: und ob ich nicht versuchen würde, drückende Fesseln abzustreifen, das wollen wir dahingestellt sein lassen." Ihre Augen strahlten ihn wie ein paar Helle Lich ter an, jeder Zug in ihrem reizenden Gesicht sprühte Leben. „Sehen Sie, sehen Sie! Was Cie nicht mögen, das wollen Sie abschütteln; warum soll denn ich hier aushalten?" Bruno war ernst geworden. „Weil es Ihre Pflicht ist," antwortete er. „Sie müssen auf dem Ihnen hier angewiesenen Platz ebenso gut ausharren, wie der Soldat auf Posten. Bei Ihnen wie bei mir kann es geschehen, daß uns einmal etwas durchaus nicht paßt, dann müssen wir beide uns in das Unbe quem« fügen lernen." Er reichte ihr die Hand. „Aus gute Kameradschaft, Cousinchen! Wir wollen sehen, wer sein« Aufgabe am besten lernt." Ihre kleine Hand umschloß fest und vertrauens voll seine Rechte. „Ich will mir Mühe geben, ge duldig zu sein," sagte sie einfach. Vom Schlosse klang die Glocke in wiederholten, raschen Schlägen. „Gilt das uns?" fragte Bruno. Evchen nickte. „Und es heißt: Geschwind kommen." Er blick'.e auf ihre Hackenschuhe uns das vielfach gebauschte Seidenkleid. „Auf einen Dauerlauf ist Ihr Kleid nicht gerade eingerichtet," scherzte er. „Das ist auch «ine von diesen Gräßlichkeiten, daß ich dies« Zwangstlekder anziehen muß, so oft ein Be such kommt. Vetter, wenn Sic sich das nächste Mal anmelden, dann schreiben Sie gleich dabei, daß Si« die Cousine einmal in ihren Hauskleidern fetzen wollen." „Abgemacht, so soll es werden," erklärt« er lachend, und möglichst rasch kehrten dann beide zum Schlosse zurück. Dam« Brigitte stand wartend auf der Freitreppe. Si« war unruhig. Ihr Schützling blieb Loch über Gebühr lange aus. „Wo steckst du. Liebling?" rief sie ihr entgegen. „Die Sonne gehr unter, uiid du bleibst ohne ge nügende Begleitung so lange weg?" „Aber der Vetter war ja mit mir," warf Evchen ein. „Um so schlimmer," wollte das alte Fräulein sagen, verschluckte aber das Wort. Die beiden sahen so vergnügt aus und schienen so völlig einträchtig, daß es ein Jammer gewesen wäre, Lurch einen Tadel störend einzugreifen. „Haben Sie denn die schöne Eiche genügend be wundert?" fragte sie huldvoll den jungen Offizier. „Ich muß gestehen," antwortete dieser: „dazu sind wir gar nicht gekommen." Evchen lachte übermütig. „Tante Brigitte, das haben wir rein vergessen." Das alte Fräulein drohte ihm mit dem Finger; inn Herzen aber dachte sie: „Das geht ja im Sturm schritt vorwärts." — Als Kerkau am anderen Tage kaum in Berlin eingetroffen war, fuhr ein Reisewagen an seiner Wohnung vor, und Siersbcck stieg aus. Die beiden Freunde umarmten sich. Herzliche Worte aus- tauschend, gingen sie in Brunos Zimmer. Der drückte den Kameraden in den Sessel am Fenster und sagt«: „So, nun kannst du denken, du wärst wieder bei mir in Frankfurt. Auf dem Stuhl hast du immer ge sessen." Hans seufzte. „Ein Jammer ist es, daß man di« Zeit, die einem am besten gefällt, nicht fcsthalten kann. Die vergeht immer viel schneller als der übrige Trott des Lebens." „Alter Jung«, das klingt ja gar nicht nach dir. Mas hat denn Li« Eintracht deiner Seele gestört?" fragte er neckend. „Unsinn." Hans richtete sich auf und versuchte nun eifrig, ein Bild von seiner Tätigkeit als Land- wirt zu entwerfen. Bruno war nicht ganz bei der Sach«. Ihn beschäf tigte der eine Gedanke, ob Hans kürzlich in Wentrup gewesen wäre, und doch hielt eine unerklärliche Scheu rhn zurück, den Freund nach Bärbchen zu fragen. „Du kommst aus Wolkental? Hast du das schöne Evchen gesehen?" fragte Hans, als ein« Pause in der Unterhaltung eintrat. „Ja, und sie hat mir gefallen." „Das freut mich, freut mich sehr." Der Freund sagte das mit solcher Warme, daß Bruno verwundert aufsah. „Warum freut dich das? Es ist ja eine ganz gleichgültige Lache." „Durchaus nicht", ereiferte sich Siersbcck. „Ich wette darauf, daß Evchen dir einmal sehr nah« stehen wird." Kerkau, der auf der Tischkante gesessen hatte, sprang auf dl« Füße. „Alter Junge, wenn du glaubst, Laß wir gute Freunde bleiben sollen, dann höre mit dieser Gerichte auf. Die Pläne ter verschiedenen Verwandten nach dieser Richtung hin sind gänzlich aussichtslos." „Aber warum das?" beharrte Siersbcck. „Ich habe Evchen kennen gelernt. Sie verspricht innerlich und äußerlich etwas Hervorragendes zu werden, genau die Frau, die für dich paßt." „Warum in aller Welt willst auch du mich mit diesem Evchen verkuppeln?" fragte Bruno in veryalte- ner Bewegung. In Siersbcck Stirn stieg ein leichtes Rot. „Ich denke an dein Glück und möchte dich vor Stürmen be wahren." Die Antwort war wahrheitsgemäß; Siersbcck hätte nur noch h-nzunia-> muffen: „Daneben bangt mich auch um mein Glück." Bruno hob den Kopf. „Stürm:? Nun ja. es kann einmal ein Orkan losdrcchcn, der niederwirft, was sich ihm entgegenstellt." Wieder entstand eine Pause, und diesmal währte si« noch länger, als vorher. „Kommst du ost nacb Wentrup?" fragte jetzt Bruno völlig unvc mittelt. „Jeden Monat wenigstens einmal." „So — hm; ich dachte nicht, daß du so viel Z«tt zum Herumzahren erübrigen kannst." Hans sah den Freund nicht an. „Es bleibt immer dasselbe. Was dem Menschen lieb ist, dazu findet er immer Zeit. Ich komme soeben von dort." „Und was sagst du über Hündchen?" Bruno sah, als er die Frage stellte, den Freund scharf an. Der hielt den Blick auf seinen Stock gesenkt, d«n er unbewußt bin und her drehte, und sagte: „Sie wird mit jedem Jahre lieblicher. Meiner Mutter ist sie wre eine eigene Tochter geworden. Aber, weißt du, mit dem Hündchen nennen muß es vorbei sein. Das Mädchen wird vierzehn Jahre." Bruno fuhr auf. „Das sebe ich nicht ein. Ich kann an das süße Geschöpf nicht denken, ohne mich ihrer schluchzenden Birte zu erinnern: Nicht wahr, ich bleibe dein Hündchen?" Siersbcck stand auf. „Ich habe den Wagen unser- antwortlich lange warten lassen. Es wird die höchste Zeit, daß ich fahre." Auch Bruno war aufgestanden: er reichte dem Freunde die Hand. „Ich war heftig, rechne es mir nicht an. Bärbchen bleibt nun einmal meine ver wundbarste Stell«. Ich kann den Gedanken nicht er tragen, auch nur den kleinsten Teil meiner Rechte an sie ausgebcn zu müssen." Siersbcck legte den Ann um Brunos Schulter. Er sah sehr ernst aus: „Alter Junge, ich verstehe dich, und sag« dir: Unser« Freundichaft soll nichts stören; die hallten wir unter allen Umständen aufrecht." „Ich könnt« sie auch nicht missen — dein« Freund schaft und das Bärbchen." Die letzten Worte hatte Kerkau nur halblaut vor sich hingcsprocben. aber Siersbcck hatte sie doch verstanden und unterdrückte einen Seufzer. (Fortsetzung in der Abendausgabe.) UriUsII-». Liiiriirglsr bvsoväsrs xeeixvst tllr H0ell26il8- unä L0NÜt°ma1ion8N68ekeiik6 OttO LuKIlNAQN Lxl. LLobs. a. llerrogl. ^vbalt. llotliokeravt Lutritrselier Llrabss 16. Loks irosvksrstrLsss lelepkou 1137 rmck 14SSS. cktSII >I»6 t-eip-ig, empiehte nur nstnrvoklvi» VrosudisiiellLüoMvroj virrkelsbüdl i/Laiein — Ärötzte Imkerei LüdöeutschlanSS — von Verkaufsgeschäft für alle BroSrikte Ser Bienenzucht »ivnvnnonig, geerntet in den blütenrelche« Wiesentälern Mittelfran'enS. von der Haupttracht 1 Pfd. t.LO^l, bei 5 Pfd. billiger, Postkolli 1050 franko. UvIAeUNit« von ter tzerbsternte a Pfd. 110 Posikolli S.5O --- von ter Sommer- und Heibstwockt. IVotmungen mit Ong.-Vacuum-lVlssckmen, äkinfaLraüen mitäandLkfattl ^asckinen. k'ackettdllüen und Linoleum. feNLkec ^edek- Hi-l.aucti in fkivskwotmungen. oelfacde-faLsaclen okme e-mst. IVlolten-VeimiMung unke«' vansnlie. 4 7s/. 76749. . /ecke« De,//e»ze</td'/?/,e/i Leoor/ er/ ^eck/e-r vock e-ro-t/ -7^e^a^t/e Äe,/7e« vock ^/ckeeoe» er/ ve/-o-/o/^eo, moaöl cks« M 4. ^e^. /S/L Äorzs^/oe-»//^. ,rsrr MM 7 »»r <ler z Lewül^oll' Lekrerdkllncdllle l» *u«o woö»n>,a la »o« »»»»er <i«a> -oo la »ep»r»«en Vllltat- »tauaera. — VwIelU!Uxii0L«n, l »oluieU oo<t »oder. / Mozons« L Vo. AK. ».»ipriL kouiz kettne 11 Kostenanschläge gratis. aroeu Moäekne kakkellen mit kmmlle-NnlMnM, kkolcken, Mnge. Manlöiefkerikkiöple, Nrm- bändei-, wiener u. Offenduckiei- tteäekwgi-en. E Konfirmation! Lcbmucklsckien in grober lluswsbl kianäelslwf. Ekimmgilclie. Lcke NeiÄistki-gbe Zperiölgelckgkt Mr moderne Eelckenk-Nrlikel. SI2«« „HkMkk Okskk-Httdk-HchlliM sind die führende Marke (tu Porzellan und E sen). langsame Verbrennung und unübenroffen ivar'am. IKrllalg;: 28,ät>riger Leriuche und Verbiss rungen sind die heutigen Fabrikate. 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